24/7 von Seelendieb (Joey x Seto) ================================================================================ Kapitel 2: "Geschäftsessen" --------------------------- „[Der Wolf] war aber noch nicht satt. Er ging noch einmal zum Bauernhof und wollte noch ein Lämmlein holen. Aber er war ungeschickt. Das Mutterschaf sah den Wolf und schrie laut. Die Bauern liefen herbei, fanden den Wolf und schlugen ihn. Der Wolf hinkte zum Fuchs und heulte. „Du hast mich angeführt“, sprach er, „ich wollte noch ein Lamm holen. Da schlugen mich die Bauern.“ Der Fuchs antwortete: „Warum bist du so ein Nimmersatt?““ Der CEO saß in seinem Chefsessel und blickte aus dem großen Panoramafenster auf Domino hinab. Seit Früh um fünf Uhr saß er nur in Telefonkonferenzen. Es war 10:30 Uhr und Seto Kaiba hatte nun eine Stunde zum Verschnaufen. Dann ging es in Meetings und heute Abend hatte er noch ein Geschäftsessen mit Smith und einem weiteren unbekannten Geschäftspartner, der nun auch mit der KC einen Vertrag haben wollte. Die Tasse Kaffee in der einen und eine Zigarette, an der er immer wieder mal bedächtig zog, in der anderen Hand, saß er mit überschlagenen Beinen da und genoss den Anblick von der Stadt… Auf dem Bürotisch hinter sich lag ein Brief mit filigraner Handschrift: „Hallo Reineke, Vorab zwei Dinge: 1. Denk immer daran, es ist nur ein Spiel und du kannst jeder Zeit aussteigen. 2. Wenn du fünf Sessions mit mir überstehst, werde ich höchstpersönlich dein Sklave auf Lebenszeit sein. Nun zu meinem eigentlichen Anliegen. Ich habe dir eine Nummer von mir beigelegt. Diese Nummer speicherst du ein und rufst mich von einem Gerät an, wo ich dich 24 Stunden am Tag erreichen kann. Du klingelst mich bis spätestens 13:00 Uhr heute an. Solltest du es nicht tun, erhältst du 3 Strafpunkte. Des Weiteren wirst du den beigelegten Fragebogen zwecks der Neigungen noch einmal ausfüllen und ihn dann zur nächsten Session mitbringen. Die nächste Session ist aus Rücksicht auf deine Firma am Samstag, 20 Uhr im gleichen Lokal. Graupelz“ Seto Kaiba überlegte lange. Sollte er auf diesen lächerlichen Mist eingehen? Es hatte ihm ziemlich getroffen, dass er ausgerechnet dem Köter ausgeliefert gewesen war. Dass er den Straßenköter sogar mit „mein Herr“ angesprochen hatte! Unfassbar! Der CEO hatte sich nicht rühren können, als der Köter ihn von allen Fesseln befreite, ihn sogar die Kleidung gereicht hatte. Der Blonde hatte ihn Gott sei Dank nicht allein gelassen, was der CEO ihm hoch anrechnete. Denn Kaiba war wirklich fertig gewesen mit der Welt. Erst als er sich wieder gefangen hatte, war der Blonde gegangen. Der Brünette konnte die gesamte Nacht nicht schlafen. Wheeler ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf – vor allem, weil der Kerl auch so gut aussah! Nun lag dieser Brief auf seinem Tisch. Was sollte Kaiba tun? Es war ihm sehr schwer gefallen, sich demütigen zu lassen… und dann noch von Wheeler! Allerdings war dieses Angebot verlockend. Er musste ja nur insgesamt 5 Mal sich demütigen lassen und dann konnte er es alles dem Straßenköter heimzahlen… Und Kaiba würde seinen Spaß haben! Leise seufzte der CEO, als er seinen letzten Zug nahm, bevor er die Zigarette ausdrückte. Er erhob sich, exte den Kaffee und warf noch einen letzten Blick auf den Brief. Wheeler konnte lange warten, dass er ihn anklingelte! Er war ja nicht sein Dienstbote… Und damit verließ der CEO sein Büro, um ins nächste Meeting zu gehen. Jedoch trug er seiner Sekretärin auf, alles über Joseph Jay Wheeler in Erfahrung zu bringen. Ja, Seto Kaiba war neugierig zu erfahren, was Wheeler seit dem Schulabschluss getan hat… „Die Lagune“ war ein 5-Sterne-Nobelrestaurant und Kaibas Lieblingslocation. Das Essen war einzigartig, der Service perfekt und die Preise jenseits von Gut und Böse. Außerdem konnte man hier definitiv sicher vor der Presse sein. Jede Servicekraft, die in diesem Nobelrestaurant anfing, musste früher oder später die Feuertaufe in Form von „Seto Kaiba bedienen“ bestehen. Wer diesen Abend ohne jegliche Mord- und / oder Rachegedanken überstand und nicht als psychisches Wrack in der Zwangsjacke abgeholt wurde, der hatte seinen Job sicher und konnte sich auf eine ordentliche Bezahlung freuen… Joey betrat durch den Dienstboteneingang das Restaurant und zog sich sofort sein Kellnerdress an. Als er sich kurz im Spiegel musterte, musste er leicht grinsen. Was Kaiba dazu sagen würde? Und die braunen Augen funkelten amüsiert. Joey trat an die Bar und bekam von seinem besten Freund und Ladeninhaber Tristan noch eine Cola. „Tausend Dank, Joey! Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen sollte. Kaiba hat darauf bestanden, dass alles perfekt sein soll und ausgerechnet heute…“ Der Blonde winkte ab. „Alles gut, Tris. Ich mach das doch gerne. Aber wirklich nur Kaiba. Sobald er geht, bin ich auch weg.“ Tristan grinste. „Keine Sorge. Dass du Kaiba machst, ist Hilfe genug!“ Joey nickte und trank einen Schluck von seiner Cola. „Weiß er eigentlich, dass du auch der Ladeninhaber bist?“, wollte der Blonde da wissen. Der Brünette schüttelte lachend den Kopf. „Ich glaube nicht. Es interessiert ihm nicht, wer dahinter steht. Es muss in seinen Augen nur alles perfekt sein…“ – „Ziemlich oberflächlich…“, murmelte da der Blonde. Tristan blickte zum Eingangsbereich, wo es unruhig wurde. „Ich glaube das gar nicht mal so, dass er so oberflächlich ist… Ich habe viele seiner Geschäftsessen hier schon miterlebt. Es ist nicht selbstverständlich, dass er einen Deal bekommt, da seine Verträge ziemlich krass sind – aber im Allgemeinen darauf ausgelegt, dass keinem seiner Angestellten der KC ein Nachteil entsteht – egal was passiert. Ich habe Kaiba schon oft einknicken sehen… oder gesehen wie Deals geplatzt sind, weil er von seinen Prinzipien nicht abweichen wollte. Klar, jeder, der ihn abblitzen lässt, bereut es früher oder später…“ Tristan brach ab, weil so eben der CEO der KC in Begleitung von zwei Herren das Lokal betrat. „Na, dann wollen wir mal…“, grinste Joey frech, während er noch schnell die Cola exte und sich schon auf Seto Kaiba zu bewegte. Kaiba und seine Begleiter legten ab und da wurden sie schon von einem blonden jungen Mann in vollendeter Verbeugung im Empfang genommen. „Guten Abend die Herren und herzlich Willkommen in unserem bescheidenen Lokal. Ich bin Joseph und für den heutigen Abend für Ihr leibliches Wohl zuständig. – Bitte folgen Sie mir“, sprach Joey mit ruhiger Stimme und erhob sich wieder. Kaiba verengte minimal seine blauen Augen, als er den Blonden erkannte und er sah nun die Chance, es Joey heimzuzahlen. Denn nun war Seto Kaiba der Master! Smith entging der kurze Blickkontakt zwischen amüsierten braunen Augen und den eiskalten blauen Seen nicht. Und er freute sich schon auf den Abend. Es würde mit Sicherheit interessant werden. Ja, Smith wusste nicht, was da im Raum passiert war und er erhoffte sich einige Indizien durch den heutigen Abend. Joey führte die drei Geschäftsmänner an einem Tisch in einem separat abgegrenzten Bereich. Höflich und galant rückte der Blonde die Stühle zurecht, damit die Herren sich bequem setzen konnten. Und schon reichte er die Speisekarten, empfahl hier und da ein Gericht oder ein Wein und nahm schon einmal die Bestellung für die Getränke auf. Die ganze Zeit ließ Kaiba den Blonden nicht einmal aus den Augen. Er suchte nach Fehlern, suchte nach Makeln und… fand nichts! Der Blonde war einfach perfekt in seiner Rolle! Tristan hatte die ganze Zeit den CEO beobachtet und er amüsierte sich köstlich. Als Joey mit der Bestellung an die Bar kam, lachte der Brünette breit. „Pass bloß auf, Joey. Kaiba kocht. Du bist ihm anscheinend zu perfekt!“ Der Blonde lachte amüsiert auf. „Ist mir schon bewusst. Ich werde mich hüten, einen Fehler zu machen!“ Und schon brachte der Blonde die Getränke den Gästen. Geduldig nahm er die Bestellung der Geschäftsmänner auf. Diverse Gerichte zu entsprechenden Uhrzeiten. Als Kaiba dann seine Stimme hob, runzelte der Blonde die Stirn, denn der CEO bestellte erst einmal nur einen kleinen Appetitanreger und einen Rotwein, ältere Jahrgang, trocken, aber fruchtig. Joey nickte, verbeugte sich leicht und ging. Wenige Minuten später kam er mit dem Appetitanreger und servierte fehlerfrei. Und schon holte er eine Flasche Rotwein und ein Glas. Geduldig hielt Joey das Etikett der Flasche vor Kaiba, damit dieser lesen konnte. Der CEO nickte. Joey entkorkte die Flasche, goss einen Schluck in das Glas – ohne auch nur einen noch so winzigen Tropfen daneben zu tun - und wartete auf Kaibas Urteil. Dieser griff nach dem Glas, schwenkte es etwas und führte es schließlich an die Lippen. Er nahm einen Schluck und ließ den Wein auf der Zunge zergehen. Er schüttelte den Kopf und Joey verneige sich kurz. Er nahm die Flasche und das Glas und verschwand wieder, um ein neues Glas und einen anderen Wein zu holen. Dies wiederholte sich mehrere Male und jeder, der dies beobachtete, begriff, dass es Schikane von dem CEO war, doch der Blonde ließ sich nicht aus der Ruhe bringen – obwohl auch er innerlich anfing zu kochen. Schließlich beendete Kaiba dieses Spiel, in dem er nach einen Probeschluck nickte. Nun gab er seine Essensbestellung auf und Joey musste sich doch tatsächlich auf die Zunge beißen, um nicht einen patzigen Kommentar loszuwerden… Dies fiel allerdings dem CEO auf, der das leichte Aufblitzen in den braunen Augen gesehen hatte, was Kaiba breit und triumphierend grinsen ließ. Dies wiederum ließ Joey etwas zu heftig auf den Absatz kehrt machen. Es knallte kurz… Absatz auf Parkett. Smith hatte das alles fasziniert beobachtet und war schon fast enttäuscht, als der restliche Abend ruhig verlief. Joey bediente perfekt und fehlerfrei. Kaiba schikanierte nicht mehr… er honorierte sogar Joeys Leistung. Natürlich verlief das Essen erfolgreich und es war schon fast Mitternacht, als sich Smith mit seinen Begleiter verabschiedete. Der CEO lehnte sich nun entspannt und erleichtert zurück. „Ein Whisky und die Rechnung bitte“, murmelte Kaiba, als Joey leise und bedächtig den Tisch abräumte. „Sofort“, erwiderte er mit warmer Stimme. Der Blonde sah, wie fertig Kaiba zu sein schien und nun verstand er, was Tristan ihm erzählt hatte. Nach wenigen Minuten trat der Blonde mit der Rechnung in einer Ledermappe und dem bestellten Whisky wieder an den Tisch. Kaiba blickte auf, nickte dankbar und griff nach der Ledermappe, um sich die Rechnung anzuschauen. „Ich werde den Fragebogen nicht ändern“, erklärte er beiläufig, als er leicht stirnrunzelnd seine Geldbörse zückte. Joey neigte nur leicht seinen Kopf. „Ich weise dich außerdem daraufhin, dass ein Strafpunkt 50 Peitschenhiebe sind.“ Der Brünette blickte verwirrt zu dem Blonden auf, als er das Geld in die Mappe legte und diese schloss. Dann fiel ihm siedend heiß der Brief ein. „Fuck…“, zischte er leise und ihm wurde heiß und kalt gleichzeitig. Er hatte den Brief total vergessen! Der Blonde lächelte nachsichtig. „Ich wünsche einen angenehmen Abend, der Herr“, verabschiedete sich Joey und ging. Am nächsten Morgen lag eine dicke Akte über Joseph Jay Wheeler auf Kaibas Bürotisch und diesem gefiel überhaupt nicht, was er da zu lesen bekam… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)