Das Medaillon der Götter von federfrau (NaNoWriMo Projekt November 2015) ================================================================================ Kapitel 6: Aufbruch I --------------------- „Ich weiß noch nicht was Ihr mit Eurem schönen Tier gemacht habt, dass es so lahmt aber das hier wird vermutlich eine Weile dauern“, lautete am nächsten Tag die Diagnose des Dorfschmieds. Damian fluchte. Warum überraschte ihn das eigentlich nicht? „Wie alt ist er eigentlich? Drei Jahre?“, erkundigte sich der Schmied. „Vier“, antwortete Damian ungeduldig. „Dann hattet Ihr wohl einen guten Ausbilder. Ich hatte selten ein Pferd hier welches so ruhig ist“, überlegte der Schmied. „Ich habe ihn ausgebildet und Ihr könnt mir glauben, dass das ganz anders aussähe wenn ich nicht hier wäre“ „Darf ich ihn mal kurz draußen führen?“ Damian zuckte mit den Schultern. „Auf eigene Gefahr“, meinte er und reichte dem Schmied die Zügel. Anders als Damian gedacht hatte führte der Schmied den Hengst nicht sofort los sondern nahm ihm erst einmal das Zaumzeug ab, band ein Seil zur Schlaufe und legte ihm diese locker um den Hals. „Wie heißt er?“, wollte der Schmied dann von Damian wissen. „Nanras“ „Wie Nanras mit dem Feuerhaar, hm? Ein Name der ihm gerecht wird“ „Ja“, antwortete Damian und fragte sich gleichzeitig woher dieser Schmied die Legende kannte, die in Aranica eigentlich so gut wie niemand kannte. Irgendwie schienen alle Leute hier, die ihm bisher begegnet waren, irgendein Geheimnis und er war sich nicht sicher ob ihm das gefiel. . Worin er sich jedoch ganz sicher war, war das hier etwas nicht stimmte. Und zwar ganz gehörig nicht... „Ranef, hast du kurz Zeit?“, gerade als Ranef den Hengst aus der Schmiede führen wollte kam Toban auf ihn zu. Ranef seufzte. „Eigentlich nicht. Ich bin gerade damit beschäftigt das Pferd von einem Fremden zu untersuchen, der seit gestern Abend in der Stadt ist. Logan hat mich darum gebeten“, entgegnete Ranef. „Woher kennt Logan Damian?“ „Wer ist Damian?“ „Der Fremde“ „Ach so. Hast du eigentlich gestern noch einen über den Durst getrunken?“ „Was? Nein natürlich nicht. Wieso fragst du?“, verwirrt sah Toban seinen Vater an. „Du siehst echt mies aus“ „Herzlichen Dank auch Vater. Das war genau das was ich hören wollte!“, sagte Toban missmutig. In der Hoffnung, dass die beiden nicht bemerkten dass sie beobachtet wurden sah Damian zu den beiden hinüber. Wenn die zwei Vater und Sohn waren, war Logan mit Sicherheit der Bruder von Toban. Es konnte gar nicht anders sein. Allerdings warf das natürlich als nächstes die Frage auf, ob Toban denn dagegen war wenn Ranef, wie der Schmied wohl hieß, sein Pferd behandelte. Hinzu kam, dass Damian, wenigstens im Moment, kein Geld hatte. Obwohl wenn Toban tatsächlich der Sohn des Schmieds war, würde er wohl kaum ein Pferd, welches Hilfe brauchte, einfach ignorieren. Überhaupt war es Damian ein Rätsel wie Logan Ranef überredet hatte, dass er sich das Pferd ansah. Damian runzelte die Stirn. Logan hatte am Abend zuvor irgendwas von sich schon irgendwie einig werden gesagt. Was zum Henker hatte er damit gemeint? „Na wie war dein Abend?“, mit einem breiten Grinsen sah Rina ihre Tochter. „Absolut unvergesslich“, knurrte Latoya und zog sich die Decke über den Kopf. Das heißt sie versuchte es, doch wie immer war Rina schneller. „Nichts da! Oder willst du etwa, dass Toban ohne dich los reitet?“, lachte Rina. „Toban ist schon weg?“, innerhalb von wenigen Sekunden war Latoya hellwach und aus dem Bett gesprungen. Ohne zu überlege griff sie in den Schrank. „Er ist bei Ranef. Du sollst hinkommen wenn du fertig bist“, Rina lächelte amüsiert über das Verhalten ihrer Tochter. „Das ist nicht witzig Rina!“, empörte sich Latoya „Und überhaupt woher willst du das wissen? Es ist ja nicht so, dass er nicht allein los reiten könnte!“ Rina seufzte und nahm Latoya das was sie ohne nachzudenken aus dem Schrank gefischt hatte aus der Hand. „Toban hat ein richtig schlechtes Gewissen. Das hätte letzte Nacht sogar ein Blinder gemerkt. Ihr habt euch doch nicht etwa gestritten?“, Rina war nun ebenfalls an den Schrank getreten und hatte für Latoya etwas passenderes rausgesucht. „Naja Streit kann man es wohl nicht nennen, denke ich. Aber da war dieser Fremde, Damian, der in die Hauptstadt reisen wollte und... Geht es dir gut Rina?“ Rina nickte. „Natürlich. Mir ist nur gerade etwas unliebsames eingefallen. Und jetzt zieh dich an“. Latoya verdrehte die Augen, was ihr einen ermahnenden Blick von Rina einbrachte, bevor diese das Zimmer verließ. Manchmal war Rina wirklich seltsam. „Eine Entzündung? Ist das Euer Ernst?“, Damian sah Ranef an. Dieser sah jedoch aus, als ob er tatsächlich keine Scherze machen würde. „Schon gut. Ihr meint es ernst“, Damian seufzte resigniert. „Wie lange wird es dauern bis es verheilt ist?“ „Eine Woche. Vielleicht auch mehr“, entgegnete Ranef. „Eine Woche? Das darf doch wohl nicht wahr sein!“, Damian fluchte. „Nun natürlich könnt Ihr auch so reiten wenn Ihr unbedingt wollt. Empfehlen würde ich es allerdings nicht“, fuhr Ranef fort. „Das habe ich schon verstanden. Verdammter Mist. Dabei habe ich eigentlich gar nicht die Zeit mich mit so etwas auseinander zu setzen“, knurrte Damian missmutig. „Weshalb müsst Ihr denn in die Hauptstadt?“, war auf einmal, sehr zu Damians Erstaunen, Toban zu hören. Damian knirschte unwillig mit den Zähnen. Es war nicht gut wenn andere außer ihm von der Nachricht wussten. Allerdings schien es wohl keine andere Möglichkeit zu geben. Er zog den Brief aus der Innentasche seines Umhangs und hielt ihn Toban hin, welcher ihn entgegen nahm. „Ich wurde beauftragt eine Nachricht zu überbringen. Und zwar an...“ „Den König von Aranica“, murmelte Toban halblaut. „Ihr kennt sein Siegel?“, erkundigte Damian sich verblüfft. „Selbstverständlich. Jeder Soldat von Aranica, egal aus welcher Einheit, kennt das offizielle und persönliche Siegel des Königs. Auch wenn das kaum einer in der Bevölkerung weiß“ „Interessant“, sagte Damian und meinte es wirklich so. „Möglich. Für mich und meine Kameraden war es allerdings immer eher eine Selbstverständlichkeit, die zu wissen einfach dazu gehörte. Etwas das man sich einprägt aber worüber man nicht viel nachdenkt. Wenn Ihr es wünscht und die Nachricht so schnell wie möglich überbracht werden muss kann ich das gerne für Euch tun. Denn wie es aussieht sitzt Ihr hier wohl noch eine Weile fest“, Toban nickte zu Ranef hinüber, der beruhigen auf Damians Hengst einredete. Damian musterte Toban nachdenklich. Er konnte sich nicht erklären wieso dieser ihm helfen sollte. Außer aus Loyalität zu seinem König natürlich. Aber war es das wirklich? War das tatsächlich der Grund? Plausibel wäre es jedenfalls. Zu plausibel. Es musste noch etwas anderes geben was ihn dazu bewog. Oder sah er Gespenster wo keine waren? Bildete sich einfach nur etwas ein? Unmöglich wäre das natürlich nicht. Denn Misstrauen war bei ihm schon immer sehr ausgeprägt gewesen und sozusagen eine Art Nebenwirkung seines Berufes. Das war schon immer so und würde vermutlich auch immer so bleiben. Außerdem so ein Risiko konnte es eigentlich gar nicht darstellen wenn er Toban den Brief gab, da dieser verschlüsselt war. Zudem wusste Damian in welcher Einheit Toban seinen Dienst tat. Es wäre also ein leichtes für ihn ihn aufzuspüren. Damian nickt entschlossen. „Also gut“, sagte er „ich bin mit Eurem Vorschlag einverstanden. Wann beabsichtigt Ihr loszureiten?“ „Sobald Latoya eingetroffen ist“ „Latoya? Ach ja! Ihr redet von dem Mädchen, welches gestern bei Euch war, richtig?“ „Korrekt“, beschied Toban Damian knapp und seine Miene verfinsterte sich für einen kurzen Augenblick. „Sagt bloß, ihr fangt an euch zu verstehen? Das ist ja gruselig!“, ohne dass sie es bemerkt hatten war Latoya zu ihnen getreten. „Verstehen? Also übertreiben muss du nun wirklich nicht“, meinte Toban und drehte sich zu Latoya um. „Ganz meine Meinung!“, stimmte Damian ihm ohne zu zögern zu. „Gut. Mir soll das recht sein. Zumindest solange ihr euch nicht wieder wie zwei bekloppte Idioten die Köpfe einschlagt. Wie zum Beispiel gestern“, missmutig sah Latoya die beiden abwechselnd an. Toban nickte Latoya entschuldigend zu. Dann lächelte er. „Können wir dann jetzt los? Es wäre schön wenn wir heute noch einen Großteil des Weges hinter uns lassen könnten“, schlug er vor. "Das ist eine überaus gute Idee"“, stimmte Latoya ihm zu „und wenn es nach mir geht können wir auch sofort los“. Sie grinste. Toban erwiderte es ohne zu zögern. „Dann wollen wir mal“, entgegnete er. Dann wandte sich noch einmal an Damian. „Ranef und mein Bruder Logan werde sich um Euer Pferd kümmern. Und ich rate Euch auf sie zu hören, denn sie wissen sehr gut was sie tun“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)