Das Medaillon der Götter von federfrau (NaNoWriMo Projekt November 2015) ================================================================================ Kapitel 8: Zu Gast im Palast I ------------------------------ Kaum hatten Latoya und Zacharias den Hof des Palastes erreicht kam auch schon einer der Stallburschen herbei geeilt, verneigte sich vor Zacharias und nahm ihm die Zügel der Pferde aus der Hand. „Ich werde mich sofort um die Pferde kümmern, mein König“, versprach der Junge voller Eifer. „Ich danke dir“, Zacharias lächelte freundlich. Dann runzelte er die Stirn, als er bemerkte, dass der Junge noch immer da stand und ihn fragend ansah. „Gibt es noch was?“, erkundigte Zacharias sich daher. „Soll ich Bescheid geben, dass Ihr einen Gast mitbringt?“, wollte der Junge wissen. Zacharias schnalzte ungeduldig mit der Zunge. „Wenn du denkst, dass das nötig ist“, sagte er. Der Junge nickte. „Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Majestät“, dieses Mal verneigte er sich auch vor Latoya. Latoya sah dem Jungen nach, bis er mit den Pferden in den Ställen verschwunden war. Sie runzelte nachdenklich die Stirn. Dann blickte sie Zacharias fragend an. „Wieso hat er Euch nicht gefragt wer ich bin? Interessiert ihn das nicht?“ „Oh doch darauf kannst du wetten“, Zacharias schmunzelte „und mit Sicherheit wirst du heute das Tagesgespräch bei meiner gesamten Dienerschaft sein. So viel ist schon einmal sicher“. „Aber wieso hat er mich dann nicht nach meinem Namen gefragt?“, erkundigte Latoya sich. Zacharias zuckte mit den Schultern. „Weil es ihm nicht ansteht Fragen zu stellen, vor allen Dingen wenn ich einen Gast persönlich mit bringe. Obgleich natürlich wild darüber spekuliert werden wird wer du bist“, erklärte er als es das natürlichste auf der Welt. Zacharias räusperte sich und fügte hinzu: „Und natürlich wird man auch von mir erwarten, dass ich dich vorstelle“. „Wie kompliziert“, Latoya verdrehte die Augen. „Dabei hätte es doch eigentlich gereicht wenn ich mich einfach nur mit meinem Namen vorgestellt hätte“, sie seufzte. Das alles begann sie immer mehr zu überfordern uns sie fühlte sich als ob sie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen hätte. Zacharias dagegen schien das Ganze mehr zu erheitern. „Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, ist es gar nicht mehr so verwirrend oder kompliziert, glaub mir“, versicherte er ihr. „Außerdem werde ich dich natürlich so gut unterstützen wie ich kann und dir helfen wann immer du meine Hilfe brauchst“ Latoya sah Zacharias mit weitaufgerissenen Augen an. Sie konnte einfach nicht anders. Zu sehr hatte er sie überrascht. Vor allen Dingen mit seinen letzten Worten. „Was soll das heißten? Wollt Ihr etwas, dass ich bei Euch im Palast bleibe? Das kann nicht Euer Ernst sein!“ „Sagen wir es mal so: Es ist ein ernst gemeinter Vorschlag. Obgleich ich dich natürlich zu nichts zwingen werde. Allerdings halte ich es, nur um das noch hinzuzufügen, für eine gute Idee da du wohl hier, meines Erachtens nach, besser aufgehoben bist als in irgendeiner Schenke“, entgegnete Zacharias. „Ihr seid wirklich seltsam“ Zacharias lachte. Dann zwinkerte er ihr zu. „Ich glaube wir beide sollten uns wirklich mal für einen ganzen Tag zusammensetzen um zu klären, was denn so seltsam an mir ist. Interessieren würde es mich jedenfalls“ „Ich bin mir nicht sicher ob Ihr Euch über diesen Tag freuen würdet“, Latoya konnte ein Grinsen nicht länger verhindern. Zacharias zog eine Braue in die Höhe. Sie war sich nicht sicher ob er sich darüber freuen würde? Was meinte sie damit? Schließlich war er fast überall als jemand bekannt der nicht nur seine eigene Meinung vertrat, sondern sich auch anhörte was andere zu sagen hatten. Er musterte sie kurz. Wo kam Latoya eigentlich her? Das hatte er sie bisher gar nicht gefragt. Es war ihm bisher einfach nicht wichtig erschienen. Auch im Moment spielte es für ihn keine besondere Rolle. Und was er sagte stimmte. Er würde sich wirklich gerne mal lange mit ihr unterhalten. Heute allerdings würde das wohl eher nicht mehr möglich sein. Denn heute war einer der Tage die er nicht besonders mochte. Seine Berater, darunter natürlich auch Solras, traten heute zusammen und hatten ihn gebeten hinzuzukommen. Er hatte zugestimmt. Denn er wusste inzwischen, dass es besser war wenn man seine Berater, obwohl Solras natürlich immer ein Auge auf sie hatte, nicht machen ließ wie sie wollten. Denn es war bisher nicht selten vorgekommen, dass sie ausgetestet hatten ob noch immer es war, der die Fäden hier sicher in der Hand hielt. Zacharias schnaubte missfällig. Vermutlich würde es heute nicht viel anders ablaufen als sonst auch. Seine Berater würden versuchen inwieweit sie seine Geduld strapazieren konnten ohne Ärger zu bekommen und er würde ihnen einen Schuss vor den Bug verpassen wenn sie zu weit gingen. Es war wirklich ein ewiges hin und her welches ihm so langsam wirklich auf die Nerven fiel. Damals, als sein Vater noch lebte, war das alles noch viel einfacher gewesen. Denn zu dieser Zeit ging sein Vater persönlich zu allen Ratssitzungen und überließ es ihm ob er mitkam oder nicht. Natürlich hatte er sich ab und an blicken lassen, doch erst nach dem Tod seines Vaters wurde es auch seine Pflicht. Eine die er zu den unliebsameren zählte die sein Amt mit sich brachte. Einfach ohne Vorwarnung wegbleiben konnte er jedoch nicht. Zacharias seufzte. Am besten war es wohl wenn er das einfach alles hinter sich brachte. So ungern das auch tat. Allerdings war da noch eine Sache die er vorher klären wollte. Zacharias räusperte sich. Dann sah er Latoya an, welche seinen Blick fragend erwiderte. „Dürfte ich dich vielleicht um etwas bitten?“, erkundigte er sich bei ihr. „Ihr fragt mich ob Ihr mich um etwas bitten dürft? Kommt Euch das nicht komisch vor?“ Zacharias schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist schließlich ein Akt der Höflichkeit. Und ein gewisses Maß an Höflichkeit sollte für alle selbstverständlich sein, oder?“ „Schon aber… Egal. Das können wir später noch klären. Worum wolltet Ihr mich denn bitten?“, wollte Latoya wissen. Bildete sie sich das nur ein, oder funkelten seine Augen tatsächlich? Und wenn ja, was war das für ein Funkeln? Wollte er sie etwa herausfordern? Aber wozu? „Es ist etwas, dass nur du machen kannst“, fing Zacharias an. „Nur ich? Ich weiß nicht ob ich das gut finden soll…“, entgegnete Latoya stirnrunzelnd. „Nun ich persönlich fände es jedenfalls schön“, verschmitzt lächelte er ihr zu. „Also?“, erwartungsvoll, sowie auch ungeduldig, sah Latoya ihn an. „Ich würde mich sehr freuen, wenn wir vernünftig miteinander reden könnten“ „Vernünftig? Wie meint Ihr das?“ „Entschuldige, ich hätte mich wohl besser anders ausgedrückt. Was ich meinte war: Ich würde mich sehr freuen wenn du aufhörst so förmlich mir gegenüber zu sein und mich stattdessen, zumindest wenn wir alleine sind, einfach nur bei meinem Vornamen ansprichst“ Eine Weile sagte niemand etwas. Dann aber als sie das Schweigen einfach nicht mehr aushielt meinte Latoya: „Ihr seid nicht nur seltsam, sondern definitiv auch verrückt“. Zacharias verzog das Gesicht. „Ich glaube wir müssen uns wirklich mal zusammensetzen und unterhalten“, scherzte er, doch dieses Mal klang es beinahe aufgesetzt. Dann fügte er hinzu: „Du willst mir also nicht diesen Gefallen tun?“ „Nur wenn Ihr bereit seid für den ganzen Ärger, der bestimmt dadurch folgen wird, gerade zu stehen“, stellte Latoya ohne Umschweife klar. „Gerne“, Zacharias grinste. „Nun gut. Also dann… Zacharias. Ich denke dir für dein Angebot, welches ich mit Freuden annehme“, Latoya erwiderte das Grinsen nun doch. Zu Anfang hatte sie sich ihm gegenüber nicht wohl gefühlt, da er auf sie so einnehmend gewirkt hatte. Doch ihre Furcht war nun vollends gewichen. Er machte ihr keine Angst mehr. Im Gegenteil. Obwohl er der König von Aranica war, fühlte sie sich als ob sie ihm alles sagen konnte was ihr auf dem Herzen lag. So als würde sie ihn schon viele Jahre kennen und nicht erst seit ein paar Stunden. Nicht so, dass Welten zwischen ihnen lagen. Was ohne Zweifel der Fall war. Denn wer war sie schon im Vergleich zu ihm? Einfach jemand den niemand kannte und in einem Dorf aufwuchs, welches die Welt scheinbar vergessen hatte. Er würde sie lediglich so lange bei sich als Gast behalten, wie es ihm genehm war und dann nach einer Woche, früher oder später, einfach vor die Tür setzen weil er ihrer überdrüssig wurde. Sie war nämlich, wie sie sich selbst eingestehen musste, nicht gerade jemand mit einem besonders umgänglichen Charakter. Oder vielleicht wäre es besser zu sagen: Es gab nicht viele die mit ihrem verdrehten Charakter, ihre Laune wechselte so schnell wie ein Aprilwetter, klar kamen. Nur Toban war bisher derjenige gewesen, der sie auch aushalten konnte wenn sie richtig schlechte Laune hatte. Das war schon immer eine der Seiten an ihm, die Latoya ganz besonders geschätzt hatte, was er natürlich auch wusste. Auch war dies ein Grund weshalb sie in ihrem Dorf immer als seltsam und eben anders empfunden worden war. Und dann wusste natürlich jeder, schließlich konnte man dies kaum geheim halten, von ihren Visionen. Sie hatten sie nicht ausgelacht. Nein. Das nicht. Aber da war immer dieses eine Gefühl gewesen. Das Gefühl nicht richtig dazuzugehören. Es war so präsent gewesen wie ein bitterer Nachgeschmack nach einer nicht gut oder falsch gewürzten Mahlzeit. Jedenfalls war es bisher nie so gewesen, dass sie sich einmal so gefühlt hatte als ob sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort wäre. Aber natürlich hatte sie trotzdem auch Spaß gehabt. Dennoch war sie froh dass sie jetzt hier sein konnte. Fast kam es ihr vor, als hätte dieser Ort, diese Stadt, schon immer nach ihr gerufen. Sie dazu bringen wollen, dass sie hierher zog. Nun gut, es war hier wirklich viel los, doch machte nicht gerade das den ganzen Reiz dieser Stadt aus? Latoya war zwar kein besonders großer Freund von Menschenmengen, doch aus irgendeinem Grund machte ihr das im Moment nicht besonders viel aus. Und so lange sie hier sein durfte, so lange würde sie auch hier sein. Schließlich war er es der sie eingeladen hatte. Aufgedrängt hatte sie sich ihm schließlich nicht. Ganz und gar nicht. Eher hatte er sie damit überrascht. Was ja auch nur selbstverständlich war. Zumindest sah sie es so. Also würde sie dieses Spiel genießen und mitspielen solange es ihr denn möglich war. „Wer ist sie?“, war das erste womit Solras Zacharias begrüßte nachdem dieser Latoya auf ihr Zimmer gebracht hatte und dann zum großen Sitzungssaal gegangen war. „Von wem redest du?“, ohne eine einzige Regung in seinem Gesicht zu zeigen, sah Zacharias seinen Bruder an. „Ich habe keine Ahnung wovon du redest“ „Stell dich nicht dumm Zacharias. Du weißt genau wovon ich rede!“, beinahe aufgebracht erwiderte Solras seinen Blick. „Sieh dich vor Solras. Alles muss ich auch dir nicht sagen. Zudem werde ich sie euch bald schon vorstellen“ Solras seufzte. „Natürlich, mein brüderlicher König. Ich freue mich schon sie kennenzulernen“ „Spar dir deinen Sarkasmus Solras. Sie ist anders“ „Natürlich. Wie konnte ich das nur übersehen?“ „Nun gut Solras. Ich wollte das nicht tun, aber es ist deinem Spott geschuldet, dass ich es nun doch mache. Sie ist mein Gast und du wirst sie daher in Frieden lassen und ihr den nötigen Respekt erweisen, klar? Das ist ein Befehl!“, Zacharias Stimme klang schneidend. Überrascht sah Solras seinen Bruder an. Er war nicht besonders erstaunt gewesen als ihm zu Ohren gekommen war, dass er eine junge Frau mitgebracht hatte. Denn selbst wenn Zacharias im Vergleich zu ihrem Vater oder den anderen Königen nicht gerade ein Frauenheld war, so war er doch nicht gerade das was man ein unbeschriebenes Blatt nennen konnte. Dass Zacharias ihm jedoch befahl eine dieser Frauen in Ruhe zu lassen, war bisher nie vorgekommen. Vor allen Dingen nicht, dass er diese Frauen als Gast bezeichnete. Das war höchst ungewöhnlich. Entgegen seiner Gewohnheiten wäre es dann wohl äußerst interessant, morgen früh bei der Besprechung der Tagespunkte dabei zu sein. Dazu musste er zwar sehr früh aufstehen, etwas was er hasste, doch diesmal konnte es sich wohl durchaus lohnen. Und seine Neugierde wer diese Person sein mochte war definitiv angefacht. Denn wenn Zacharias ihn derart zusammen stauchte dann musste etwas dahinter stecken. Denn Zacharias war nicht jemand der leichtfertig Befehle erteilte und schon gar nicht sinnlose. Diese junge Frau musste jemand Besonderes sein. Etwas anderes war einfach nicht möglich. Wahrscheinlich war er auch nicht der einzige der so urteilen würde, eher wusste schon der gesamte Hofstaat samt Diener Bescheid. Morgen würden also mit Sicherheit viele da sein. Irgendwie tat ihm das junge Ding jetzt schon Leid... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)