Das Medaillon der Götter von federfrau (NaNoWriMo Projekt November 2015) ================================================================================ Kapitel 15: Veränderungen II ---------------------------- Stirnrunzelnd sah Damian seinen Gegenüber, oder besser die Gestalt die ihm gegenüber saß, an. „Ich halte nicht besonders viel davon bei meinem Spaß gestört zu werden. Außer es gibt einen guten Grund“, stellte er äußerst schlecht gelaunt klar und obwohl sein Gegenüber die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, konnte Damian ganz deutlich ein verwegenes Lächeln erkennen. „Nun dieser gute Grund dürfte Euch doch wohl bekannt sein, oder?“ „Wäre er mir bekannt würde ich wohl kaum fragen“, Damian funkelte die Gestalt wütend an. Die lachte auf. „Nun wenn Ihr es wünscht sofort zum Thema zu kommen, können wir das gerne tun. Dann schickt aber bitte eure Belustigung weg. Sie geht das schließlich nichts an!“ „Seine Belustigung?“, war nun Isabelle deutlich empört zu hören, die bis dahin schweigend, sowie obendrein unbekleidet, auf Damians Schoß gesessen hatte. Damian seufzte genervt, verdrehte die Augen und drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen. „Wir machen nachher weiter an dieser Stelle“, versprach er ihr dann ungeduldig und schob sie dann von seinem Schoß herunter. Nachdem Isabelle den Raum verlassen hatte, blickte er die Gestalt an. „Entweder Ihr seid außergewöhnlich mutig oder einfach nur strohdumm mich in einer solchen Situation zu stören“, überlegte Damian laut. „Wir werden sehen. Darüber urteilt Ihr wohl am besten nachdem Ihr mich angehört habt“, schlug die Gestalt vor. „Dann fangt besser mal endlich an“ „Lady Latoya? Darf ich reinkommen?“, erklang von der Tür her eine Stimme, die Latoya als die von Ada erkannte. Das junge Dienstmädchen hatte Latoya inzwischen, in den zwei Wochen die sie sie jetzt schon kannte, richtig ins Herz geschlossen. Denn sie war nicht nur freundlich und hilfsbereit bei allem was sie tat, sondern auch sehr diskret. Vor allen Dingen ihr war es zu verdanken, dass das Verhältnis, welches zwischen Latoya und Zacharias herrschte noch nicht im ganzen Palast bekannt war. Zacharias besuchte sie zwar nicht jede Nacht, doch trotzdem kam er nicht selten zu ihr. Und auch wenn sie sich mit Zacharias wenn er kam auch unterhielt über die verschiedensten Dinge, endete es doch immer auf dieselbe Art und Weise. Nämlich, dass sie in seinen Armen das, zumindest für sie vorstellbar, höchste Glück erfahren durfte. Auch diese letzte Nacht war es nicht anders gewesen. Und Zacharias war ein Liebhaber der sich wirklich sehen lassen konnte. Was nicht nur sein Aussehen an sich betraf. Widerwillig löste sie sich aus seinem Arm, den er, während er schlief, um sie gelegt hatte. Dann stand sie auf und zog sich das Nachtkleid über den Kopf. „Ja komm ruhig rein“, rief Latoya laut genug, dass Ada sie hörte aber dennoch so, dass sie Zacharias nicht damit wecken tat. „Es tut mir Leid, wenn ich Euch um diese Zeit störe aber es geht nicht anders“, erklärte Ada. „Mach dir keine Sorgen. Ich war sowieso schon wach“, versuchte Latoya das Mädchen zu beruhigen, welches geradezu aufgelöst zu sein schein. „Ist etwas schlimmes passiert?“, hakte sie dann aber noch einmal nach. Ada nickte. „Die gesamte Bibliothek steht Kopf. Es wurde eingebrochen. Ob etwas fehlt ist allerdings noch nicht bekannt“, berichtete sie und fügte hinzu: „Bitte, könnt Ihr das seiner Majestät erzählen?“ „Was soll Latoya mir erzählen?“, erkundigte sich Zacharias, ein Gähnen unterdrückend, welcher, nur mit einem Morgenmantel bekleidet, zu ihnen hinzu gestoßen war. „Majestät!“, Ada versank hektisch in einem tiefen Knicks. „Also?“ „Es wurde in die Bibliothek eingebrochen“, antwortete Latoya für Ada. „Es wurde was?“, rief Zacharias. „Wie ist das möglich?“, mit seinen Augen, die sich zu Schlitzen verengt hatten, schien er Ada in Grund und Boden starren zu wollen. „Eingebrochen in die Bibliothek. Euer Bruder ist schon vor Ort um sich den Schaden anzusehen“, sagte Ada ohne den Blick, den sie seit Zacharias dazu gestoßen war, fest auf den Boden gerichtet hatte, zu heben. „Du kannst gehen“, sagte Latoya schließlich um Ada aus dieser misslichen Situation zu helfen. „Stimmt doch, oder?“, sie sah Zacharias auffordernd an. „Natürlich“, presste Zacharias zwischen seinen Zähnen hindurch. „Danke“, kam es fast tonlos von Ada und kurz darauf hatte sie auch schon das Zimmer verlassen. Zacharias sah Latoya entschuldigend an. „Es tut mir Leid, mein Herz. Aber ich muss gehen. Es wird alles drunter und drüber gehen“, sagte er zu ihr und berührte sie sanft an ihrer Wange. „Dabei würde ich wirklich gerne noch bei dir bleiben“, Zacharias zog sie an sich und küsste sie. Dann sammelte er seine Sachen zusammen und verließ eiligen Schrittes Latoyas Räume. „Wie konnte das passieren?“, fragte Zacharias kaum, dass er die Bibliothek, in der Solras schon auf ihn wartete, betreten hatte. „Wenn wir das wüssten, Majestät...“ „Ist etwas gestohlen worden?“ Solras schüttelte den Kopf. „So wie es aussieht nicht. Es scheint eher so zu sein, dass etwas gesucht aber nicht gefunden wurde...“, er sah Zacharias bedeutungsvoll an. „Du redest doch nicht etwa von...“, wollte dieser wissen, doch Solras unterbrach ihn. „Nicht hier und jetzt!“, wies Solras seinen Bruder scharf zurecht. „Ich weiß“, entgegnete Zacharias im selben Tonfall und fügte hinzu: „Ratsversammlung! In dreißig Minuten! Jeder hat zu kommen!“ „Du hast eine Ratsversammlung einberufen?“, erkundigte Latoya sich erstaunt, als er ihr wenig später davon erzählte. „Ja, es ging nicht anders“, entgegnete ihr Zacharias. „Und ich soll wie von Beginn an geplant dabei sein?“ „Deshalb bin ich hier, ja. Um dich zu dem Sitzungssaal zu begleiten“, bestätigte er. Latoya nickte. „Dann lass uns gehen“ Damian sah die Gestalt fassungslos an. „Ist das wirklich sicher?“, erkundigte er sich und seine Stimme kam ihm seltsam fremd in seinen Ohren vor. „Wäre es das nicht, dann würde ich Euch garantiert nicht aufsuchen. Schließlich ist auch meinem Meister Euer Ruf nur zu bekannt“, bekam Damian zur Antwort. „Verdammt!“, voller Wut schlug Damian mit der Faust auf den Tisch. So sehr, dass einer der Becher umkippte und zu Boden fiel was Damian ein erneutes Fluchen entlockte. „Und der König von Aranica? Weiß er da etwa auch von?“ „Noch nicht. Aber vermutlich dauert das nicht mehr allzu lange. Deshalb will mein Meister ja auch, dass Ihr möglichst schnell handelt. Wenn Zacharias von Aranica von dieser Sache erfährt, müssen wir ihm schon mindestens zwei Schritte voraus sein. Das versteht Ihr doch sicher?“ „Natürlich. Was ist mit dem Mädchen? Wie hieß sie? Latoya? Weiß sie davon?“ „Selbstverständlich nicht. Sonst wüsste es ja auch der König von Aranica...“ „Was wollt Ihr damit andeuten?“ „Muss ich das wirklich sagen?“, die Gestalt seufzte. „Mein Meister hat durch verschiedene Quellen erfahren, dass seine Majestät sie fast jede Nacht besucht und sie erst spät morgens wieder verlässt. Was das heißt muss ich Euch hoffentlich nicht erklären...“, es klang ungeduldig. „Wer hätte das gedacht?“, murmelte Damian spöttisch. „Wovon redet Ihr?“ „Nichts. Also gut ich werde mich umhören wegen dieser Kette und auch was das andere angeht. Doch Bezahlung gibt es bei mir immer im Voraus“ Toban wollte seinen Augen kaum trauen als er sah, wer da ganz in der Nähe der Kasernen stand. Es war Damian. „Was hast du hier zu suchen?“, blaffte Toban ihn an. Damian zuckte mit den Schultern. „Ich habe gedacht, ich schau mal kurz vorbei, da ich jetzt auch die Stadt erreicht habe“, meinte er lässig und vollkommen unbeeindruckt. Toban zog eine Braue in die Höhe. „Und warum sollte mich das interessieren?“ „Weil ich etwas von deiner kleinen Freundin weiß, dass du bestimmt nicht einmal ahnst“, Damian grinste. „Ich weiß, dass sie als Gast im Palast des Königs ist!“ „Oh, ich würde das ehrlich gesagt anders bezeichnen“ „Wovon redest du?“, Toban machte drohend einen Schritt auf Damian zu. Der lachte. „Ich rede davon, dass deine Freundin vertraulichen Umgang zum König pflegt. Sehr vertraulichen Umgang und zwar fast jede Nacht“ Toban fühlte sich als ob er einen Schlag in den Magen bekommen hätte. Damian konnte nicht wirklich davon reden, dass Latoya... Das war unmöglich. Das konnte und durfte einfach nicht wahr sein. „Das würde sie mir niemals antun“, entgegnete er mit zittriger Stimme. „Ach ja? Wie gesagt die Informationen sind aus wirklich sehr sicheren Quellen“ „Und warum sagt du mir das alles?“ „Weil ich dich unterstützen möchte und nicht will, dass du dich in dein Unglück stürzt“, sagte Damian scheinbar ernst. „Sieh mal, schließlich gibt es schöne Frauen wie Sand am Meer und die meisten Frauen davon sind ersetzbar. So ist das nun einmal. Oder hast du etwa gedacht deine Latoya wird da eine Ausnahme sein? Doch nicht wirklich, oder?“, fügte er hinzu. „Latoya...“, mehr brachte Toban erst einmal nicht heraus. „Ja Latoya. Sie hat dich verraten mein Freund. Und zwar ohne darüber nachzudenken. Obwohl ihr mit Sicherheit klar ist, dass sie Zacharias niemals wird heiraten können bleibt sie bei ihm. Und wer weiß was da noch alles geschehen kann zwischen den beiden...“ „Sie hat mich verraten?“ „Ganz eindeutig. Oder glaubst etwa, dass es, so oft wie er sie besucht, ausbleibt, dass sie irgendwann ein Kind von ihm bekommt? Das wird mit Sicherheit geschehen früher oder später. Und dann wird sie ganz sicher nicht mehr zurück zu dir kommen. So viel steht schon einmal ohne Frage fest“ Toban konnte es kaum glauben. Latoya würde ein Kind bekommen. Ein Kind, von dem König von Aranica. Sie war fast jede Nacht mit Zacharias zusammen. Wie kann sie mir das nur antun? Zählt unsere Vergangenheit für sie denn gar nichts? Weiß sie denn gar nicht was ich fühle? Nein, natürlich wusste sie nicht was er fühlte. Schließlich hatte er es ihr nie gesagt. Doch hätte das wirklich etwas grundlegend geändert? Wäre dann das alles nicht passiert? Toban wusste es nicht. Und vermutlich würde er es auch nie erfahren. Mit einem Mal war er sich nur in einer Sache ganz sicher. Er musste hier weg. Die Stadt verlassen. „Was soll ich nur tun?“, flüsterte er ratlos und sah Damian an. So wie Zacharias es sich insgeheim erhofft hatte, waren er und Latoya die ersten die den Sitzungssaal, in dem der Rat tagen würde, betraten. Zacharias warf Latoya einen Blick von der Seite aus zu. Sie wirkte verunsichert, was natürlich nur verständlich war. Ihr musste es so vorkommen, als ob er sie Tablett den Ratsmitgliedern präsentierte. Eben jene würden sich mit Sicherheit auch das Maul über ihre Anwesenheit nach Beendigung der Sitzung zerreißen. Davon war jedenfalls auszugehen. Zacharias fasste sie an der Hand und führte sie an einen der beiden Stühle die neben ihm standen. „Es gibt keinen Grund sich wegen irgendetwas zu fürchten, mein Herz“, versprach er ihr, woraufhin Latoya, die sich gesetzt hatte, nickte. Eine viertel Stunde später, als endlich auch alle anderen eingetroffen waren, herrschte betretenes Schweigen. Als es Zacharias irgendwann zu lange andauerte erhob er sich schließlich. „Ich danke euch allen, dass ihr erschienen seid. Die meisten wissen worum es geht, wie ich annehme - nämlich um den Einbruch in der königlichen Bibliothek“, begann Zacharias. Dann wandte er sich an Solras: „Gibt es irgendwelche neue Erkenntnisse?“ Solras schüttelte bedauernd den Kopf. „Leider nicht, mein König. Ihr wisst ja selbst wie groß die Bibliothek ist. Allerdings sieht es wie ich Euch gegenüber schon heute morgen erwähnte mehr danach aus als ob man etwas gesucht hat. Ob dies jedoch auch gefunden wurde lässt sich noch nicht sagen. Aber wir arbeiten daran“ „Sehr gut“, Zacharias nickte zufrieden „egal was passiert, unterrichtet mich davon. Habe ich mich klar ausgedrückt?“ „Selbstverständlich“, bestätigte Solras ohne zu zögern. „Gut. Des weiteren möchte ich wissen wer Wachdienst hatte. Ist das schon bekannt?“ „Die zwei Männer die Wache hatten sind gerade dabei vernommen zu werden“, meldete sich jetzt der General der Hauptwache zu Wort, welcher ebenfalls seit kurzem ein Teil des Rates war. „Berichtet mir wenn das Verhör abgeschlossen wurde sofort von dem Ergebnis“, befahl Zacharias. „Natürlich, Majestät“, der General nickte. „Majestät, dürfte ich mich kurz zu Wort melden?“, erkundigte sich Oric plötzlich, sehr zu Zacharias Überraschung. „Sprecht“, forderte dieser ihn auf. Oric nickte. „Danke, mein König“, er lächelte. „Was ich noch anzumerken habe wegen der Bibliothek ist, dass wir unsere Aufmerksamkeit nicht nur allein auf die richten sollten. Schließlich hat schon Euer Urgroßvater dort mächtige Artefakte von unschätzbarem Wert aufbewahrt. Genauso wie jeder andere Eurer Vorgänger. Auch wenn diese Artefakte wohl so gut wie nie benutzt wurden“ „Artefakte? Wovon genau redet Ihr?“ „Artefakte sind Gegenstände mit besonderen Eigenschaften, die man sich zu Nutze machen kann wenn man über das Wissen verfügt wie man sie anwenden kann“, erklärte Oric. „Nur sehr wenige verfügen über dieses Wissen, selbst ich kenne mich in diesem Bereich nicht besonders gut aus. Was ich jedoch weiß ist, dass man viel Unheil damit anrichten kann wenn man sie falsch einsetzt. Genau dies ist auch mit ein Grund weshalb sie nie von jemandem Eurer Vorfahren benutzt wurde. Die Gefahr, dass etwas schief gehen kann dabei ist einfach zu groß“ „Das ist doch Unsinn. Alle Objekte, die sich in der Bibliothek dienen sind allein für Forschung und Wissenschaft dort. Magie hat damit nichts zu tun. Hinzu kommt, dass diese kaum noch von jemandem beherrscht wird. Abgesehen von Euch Oric“, warf Solras ein. „Magie ist nichts anderes als Forschung und Wissenschaft. Auch wenn Ihr das wohl kaum glauben mögt“, konterte Oric gereizt. Latoya beobachtete die zwei Männer. Sie verstand nicht ganz worum es ging, doch trotzdem mischte sie sich jetzt ein, bevor das Ganze in einen ausgewachsenen Streit ausarten konnte. „Ich will nicht vermessen sein, aber dürfte ich vielleicht einen Vorschlag machen?“, fragte sie. Solras musterte sie abschätzig. „Sprecht Lady Latoya“, es klang nicht besonders freundlich, aber auch nicht richtig unfreundlich. „Eine Sache würde mich interessieren. Gibt es von diesen sogenannten Artefakten eine Auflistung? Was ist das mächtigste und was kann es bewirken? Vielleicht würde es so leichter fallen festzustellen ob und was fehlt“, schlug Latoya vor. Zacharias war sprachlos. Anders ließ es sich nicht sagen. Er war sprachlos über den Vorschlag von Latoya. Eigentlich hatte er sie von Anfang an als Stütze, als Freundin im Rat haben wollen, da ihr Blickwinkel ein ganz anderer war und er wusste, dass er ihr vertrauen konnte. Doch das sie sich wirklich ernsthaft einbrachte hatte er nicht erwartet. Doch gleichzeitig erfüllte es ihn auch mit Stolz. Und auch ein wenig Schadenfreude. Schadenfreude, weil es bisher keinem anderen eingefallen war, an diese Möglichkeit zu denken. „Das mächtigste Artefakte, welches wir besitzen ist fraglos das Medaillon der Götter. Es heißt Artefakt der Götter, da die Macht die man durch es gewinnt, wenn man es denn richtig einzusetzen weiß, unglaublich groß sein soll. Was für eine Macht es allerdings genau ist, vermag ich leider nicht zu sagen“, antwortete Oric. „Interessant“, sagte Zacharias und meinte es wirklich so. „Fragt sich nur was ein einfacher Einbrecher damit anstellen will. Jemand der dieses nicht kennt wird wohl kaum wissen wie es aussieht, geschweige denn wie man es benutzt und so jemanden gibt es in Aranica wohl kaum“, wandte Solras ein. „Das ist allerdings richtig“, stimmte Oric zu. „Was nicht heißt, dass gar keinen gibt der über dieses Wissen verfügt“, mischte sich nun der General der Hauptwache ein. „Ich will selbstverständlich keinen beschuldigen aber dennoch anmerken, dass es in Otharas einen sehr fähigen Zweig von Wissenschaftlern, Forschern und auch Magier sowie Alchimisten gibt. Deutlich mehr als in Aranica. Hier bei uns gibt es, verzeiht Magister Oric, kaum fähige Leute in dieser Berufsgruppe. Stattdessen liegt der Schwerpunkt bei mehr auf dem Militär“, erklärte der General. „Das ist richtig“, Oric ihm wenig begeistert zu „zu uns kommen eher die Menschen, die eine Karriere in militärischen Kreisen anstreben. Diejenigen die in den wissenschaftlichen Zweig wollen geht fast alle, bis auf sehr wenige Ausnahmen, nach Otharas“ Zacharias sah ihn nachdenklich an. „Und was ist der Grund dafür?“ wollte er dann wissen. „Meine Kollegen und ich arbeiten eher konservativ. Das heißt, dass wir an den alten Lehren festhalten und unsere Versuche und Forschung darauf aufbauen. In Otharas dagegen wird frei gearbeitet...“, erklärte Oric. Und ohne Sinn und Verstand, sagte er zwar nicht, doch trotzdem hing es geradezu greifbar in der Luft. „Aber ist es nicht viel besser wenn man frei und ohne Vorgaben forschen kann?“, erkundigte Latoya sich vorsichtig. „Darum geht es hier doch gar nicht!“, brauste Oric auf. „Wenn Otharas sich tatsächlich an diesem Einbruch beteiligt und das Medaillon entwendet hat, wäre das Verrat. Und zwar nicht nur Vertrag sondern ein Zuwiderhandeln des Friedenvertrages den Otharas mit Aranica geschlossen hat!“ „Genau aus diesem Grund werden wir auch nicht kopflos oder überstürzt handeln. Sondern erst wenn wir sicher sagen können wie es dazu kommen konnte“, Zacharias sprach ruhig aber eindringlich. „Jeder der dem zuwider handelt hat mit einer Strafe zu rechnen“, stellte er klar. Dann stand er auf wandte sich an Solras und den General. „Solras, versucht so viel wie möglich über dieses Medaillon herauszufinden und teilt mir die Ergebnisse schnellstmöglich mit. General, ich berichtet mir auf jeden Fall heute was aus dem Verhör der diensthabenden Wachposten heraus gekommen ist“, befahl Zacharias „und nun dürft ihr alle euch entfernen“. „So beginnt es nun also“, flüsterte Damian und betrachtete das Kleinod, welches auf seiner Handfläche lag. So klein und unschuldig und dennoch so mächtig... „Händigt Ihr es mir bitte aus? Mein Meister wartet schon ungeduldig darauf“, sagte die Gestalt, die Damian schon am Morgen aufgesucht hatte. „Was hat er denn jetzt vor? Jetzt nachdem er Zacharias von Aranica verraten hat?“ „Das hat Euch nichts anzugehen!“ Damian schloss die Faust um den Gegenstand. „Oh doch, das hat mich etwas anzugehen. Schließlich habe ich dieses Schmuckstück für Euch besorgt. Und Euch einen unliebsamen Schnüffler vom Hals geschafft“, gab er zu bedenken. „Wofür Ihr ja auch bezahlt wurdet!“ „Es gab eine Vorauszahlung, das ist richtig. Doch glaubt Ihr tatsächlich für so einen geringen Betrag würde ich Euch das hier überlassen?“ „Wie viel wollt Ihr denn noch?“, die Gestalt sah Damian missbilligend an. „Zweihundert Goldstücke“ „Was?“, Damian sah die Gestalt unter Kapuze erbleichen. „Zweihundert Goldstücke“, wiederholte er lässig. „Hundert“, entgegnete die Gestalt mit krächzender Stimme. „Hundertfünfzig“, Damian lächelte gespielt freundlich „manches hat eben seinen Preis. Und wenn Euer Meister das hier so dringend haben will dann wird er doch sicher auch dafür zahlen“ „Ihr seid ein Halsabschneider!“ „Allerdings“, Damian lachte. „Da habt Ihr wirklich Recht. Das bin ich tatsächlich“. „Mein König, darf ich reinkommen? Es gibt Neuigkeiten!“, nur eine halbe Stunde nachdem Zacharias sich in seine Gemächer begeben hatte, war schon wieder jemand an der Tür zu hören. „Natürlich, tretet ein“, rief Zacharias wenig begeistert. „Danke“, war es ein zweites Mal zu hören und kurz darauf stand der General der Hauptwache vor Zacharias. Der General verneigte sich und sank dann auf ein Knie. „Majestät, es gibt dringliche Neuigkeiten zu besprechen!“, teilte er Zacharias mit. „Sprecht“, bat dieser und bedeutete ihm, dass er aufstehen durfte. „Die Verhöre der zwei Wachen wurden soeben beendet. Beobachtet wurde nichts außergewöhnliches, allerdings ist tatsächlich jenes Medaillon der Götter gestohlen worden, wie gerade festgestellt wurde“, berichtete der General der Hauptwache. „Verdammt!“, Zacharias fluchte. Er räusperte sich. „Ihr geht also davon aus, dass tatsächlich Otharas dahinter steckt?“ Der General der Hauptwache nickte finster. „Das oder jemand will uns in einen Krieg mit Otharas treiben“, antwortete er. „Ich verstehe nicht wieso Otharas so etwas tun sollte“, gab Zacharias zu und fast gleichzeitig fiel ihm der Wortlaut des Briefes von Enba ein: Der König von Otharas, Mariv, möge er nie mehr Glanz und Ruhm ernten als Ihr, lässt verbreiten, dass er durch Quellen erfahren hat, dass Ihr nicht Eures Vaters wahrer Sohn seid sondern Eurem verehrten Bruder Solras der Thron von Aranica zu steht. „Ich verstehe es auch nicht, mein König. Tatsache ist jedoch, dass Otharas damals das Friedensabkommen auch nur sehr widerwillig akzeptiert hat“, gab der General zu bedenken „und das geplante Band, die Hochzeit von Euch mit der Prinzessin von Otharas, wurde ebenfalls seit mindestens einem Jahr nicht mehr zur Sprache gebracht“ „Ich verstehe was Ihr mir sagen wollt. Ich gestatte es Euch also unsere Armee kampfbereit zu machen“, Zacharias seufzte. „Danke, mein König“, der General verbeugte sich noch einmal, dann verließ er den Raum. „Ich finde es nicht gut, dass du persönlich gehst. Das ist viel zu gefährlich. Außerdem werde ich dich vermissen“, sagte sie und Zacharias zog sie an sich und küsste sie. „Ich werde dich auch vermissen, mein Herz“, versicherte er ihr. „Aber es geht nun einmal nicht anders. Schließlich bin ich für dieses Land, dieses Königreich verantwortlich“, erinnerte er sie. „Das weiß ich aber das kannst du doch von hier aus genauso gut sein“, eine einzelne Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange. „Weine nicht, mein Herz. Ich werde wiederkommen und wenn wir dann wieder zusammen sind bringt mich so schnell nichts mehr fort von dir“, er lächelte. Ein fröhliches Lächeln war es jedoch nicht. „Versprich mir bitte, dass du wiederkommen wirst“, bat sie ihn. „Ich schwöre es dir. Und ich werde versuchen dir zu schreiben“, entgegnete er. Sie nickte. „Ich würde mich sehr darüber freuen“, sie lächelte ebenfalls, doch auch ihr Lächeln wollte nicht so recht funktionieren. Zacharias küsste sie noch einmal. Dieses Mal länger und viel leidenschaftlicher als zuvor. Seine Hände vergrub er in ihren Haaren und ließ sie von dort ihren Nacken hinunter wandern, während sie sich an ihn kuschelte und den Kuss erwiderte. „Götter! Wie ich dich vermissen werde, ahnst du ja nicht“, keuchte Zacharias als er den Kuss beendet hatte und ließ langsam seine Hand unter ihren Rock wandern. „Nur einmal noch, mein Herz“, flüsterte er ihr zu. Latoya erschrak. Was war passiert? War sie eingeschlafen? Und was war das für eine Vision gewesen? Wieso wollte Zacharias in den Krieg ziehen? Bei der Zusammenkunft des Rates hatte es nicht so ausgesehen, als ob er es darauf anlegen würde. Im Gegenteil. Schließlich hatte er sogar darauf hingewiesen, dass er nichts überstürzen wollte, überlegte Latoya nachdenklich. Was also war passiert? Natürlich mussten ihre Visionen sich nicht zwangsläufig erfüllen, dennoch waren sie meist ziemlich nah an dem dran was tatsächlich geschehen würde. Doch Zacharias würde doch sicher nicht nur wegen dem Medaillon der Götter einen Krieg mit Otharas anfangen? Zugegeben, sie kannte Zacharias erst seit zwei Wochen, was wirklich nicht lange war, doch dass er so etwas tat, ohne ersichtlichen und guten Grund, konnte sie sich ganz und gar nicht vorstellen. Und noch weniger, dass er persönlich mit ins Feld ziehen würde. Sie bezweifelte zwar nicht, dass Zacharias kämpfen konnte, das nicht nein. Vermutlich hatte er sogar eine ziemlich gute Ausbildung durchlaufen, aber bisher war er ihr einfach mehr als jemand erschienen, der sich erst nach allen Seiten absicherte bevor er etwas tat. Der redete bevor er zuschlug. Dass sie sich geirrt hatte, konnte sie sich nur sehr schwer vorstellen. Oder sollte ich mich tatsächlich in ihm getäuscht haben? Latoya biss sich auf die Lippe. Doch dann lächelte sie. „Immerhin habe ich nicht gesehen, dass er stirbt“. „Hat er es dir gegeben?“, Oric sah seinen Gehilfen an. Der nickte. „Natürlich Meister. Allerdings hat er mir dafür hundertfünfzig weitere Goldstücke abgeknöpft“, knurrte er, woraufhin Oric schallend lachte. „Meister? Was ist mit Euch?“ „Nichts Dareb. Es ist nur so, dass dieses Artefakt locker zweitausend Goldstücke wert wäre. Wenn nicht sogar noch mehr“ „Zweitausend Goldstücke?“, Dareb riss die Augen weit auf. „In der Tat. Man sieht ihm diesen hohen Wert gar nicht an, nicht wahr?“ Dareb nickte. „Es sieht aus wie eine ganz normale Kette mit azurblauem Anhänger“ „Medaillon“, verbesserte Oric gedankenverloren und fügte hinzu: „Dieses Medaillon stammt von einer uralten mystischen Insel namens Avashtar. Dort lebten vor sehr langer Zeit Priester und Priesterinnen, die, zumindest laut Legende, die sechs Gaben der Götter bewachen. Eine dieser Gaben ist dieses Medaillon“ „Das verstehe ich nicht. Was ist damit gemeint? Was sind diese Gaben der Götter?“, wollte Dareb irritiert wissen. Oric seufzte. „Ich erkläre es dir“, meinte er schließlich. „Wie du weißt gibt es sechs Hauptgötter“, begann Oric „jeweils einen für Friede, Glück, Harmonie, Liebe, Hoffnung und einen letzten für Kampfgeist“ Dareb nickte abermals. „Die Höchsten sechs“ „Genau. Die Höchsten sechs. Laut altem Glauben auch noch verschiedene Elementargeister aber das tut hier nichts zur Sache. Jedenfalls gibt es eine Legende in der es heißt einer jungen Priesterin namens Leia machten die Götter, weil sie so von ihrem sanften und wunderschönen Wesen gerührt waren, Geschenke. In jedes Geschenk, das sie der Priesterin schenkten, legten sie einen Teil ihrer göttlichen Macht. Befreit man alle Gaben gleichzeitig, so heißt es, geht die gesamte Kraft die versiegelt war auf einen über. Das Medaillon ist sozusagen der Schlüssel zu diesen Gaben“ „Unglaublich!“, staunte Dareb. „Aber Meister wie kommt man zu dieser Insel?“ „Das mein lieber Junge ist ein Problem, welches es noch zu lösen gilt. Denn wie dir bestimmt aufgefallen sein dürfte, gibt es auf keiner Landkarte eine Insel die so einen Namen trägt“ Dareb nickte. „Ist mir aufgefallen. Und was machen wir jetzt, Meister?“ „Als erstes werde ich das Medaillon an einen sicheren Platz bringen und du wirst dich um die Bücher kümmern, die bei dem letzten Versuch Schaden genommen haben“, ordnete Oric streng an. „Und du willst wirklich gehen?“, erkundigte Meril sich wohl zum tausendsten Mal bei seinem besten Freund. „Ja. Ich wüsste nichts was mich hier noch halten sollte. Da hat Damian schon recht. Jetzt da Latoya mich verraten hat...“ „Bei allen Göttern, Teufeln und Dämonen! Toban! Hörst du dich eigentlich reden? Jetzt da Latoya dich verraten hat? Spinnst du? Du hast ihr noch nicht einmal gesagt was du fühlst! Und jetzt beschwerst du dich, dass sie mit unserem König zusammen ist... Langsam fange ich wirklich an zu glauben, dass sie damit das bessere Los gezogen hat!“, rief Meril. Dann fügte er noch hinzu: „Außerdem würde ich diesen Damian nur zu gerne mal kennen lernen. Der scheint ja wohl einen ganz ordentlichen Schaden zu haben, wenn er glaubt sich über dieses Thema eine Meinung bilden zu können!“ „Wieso tust du doch auch“, kam es knapp von Toban. „Ich bin ja auch dein bester Freund. Es ist quasi eine meiner Hauptaufgaben dir den Kopf zurecht zu rücken“, stellte Meril klar. „Na schönen Dank auch“ „Ja, bedanken könntest du dich wirklich“, stimmte Meril zu. „Irgendwie witzig wenn man bedenkt, dass ich wegen dir schon viel öfter in Schwierigkeiten geraten bin“ „Dafür heulst du mir die Ohren voll wegen deinem Mädchen“, konterte Meril ohne mit der Wimper zu zucken. „Ist sie eben nicht“, knurrte Toban zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Weil du nicht mit ihr redest“, sagte Meril noch einmal „und weil du statt um sie zu kämpfen einfach den Schwanz einziehst“ „Wie bitte?“ „Du hast mich schon verstanden. Außerdem selbst wenn du jetzt abhaust, wohin auch immer, dann wirst du sie ja doch nie vergessen. Zumindest wenn du sie tatsächlich so aufrichtig liebst wie du immer sagst“, meinte Meril. „Was soll das heißen?“ „Das soll heißen, dass du am besten jetzt sofort deinen Hintern zu Latoya bewegst und ihr alles sagst!“, forderte Meril Toban auf „Aber wenn du weglaufen willst kann ich dich natürlich nicht abhalten. Du musst wissen was das Beste für dich ist. Auf mich hörst du schließlich nicht“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)