Im fremden Körper von Mondlichtkrieger (Auf dem Weg ins richtige Leben) ================================================================================ Kapitel 29: Kapitel 29 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich ballte die Hände zu Fäusten und atmete tief durch. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, zumindest wenn ich den Mut dazu fand, mich meiner Klasse gegenüber zu outen. Allerdings wusste ich nicht, ob es so eine gute Idee war. Sie waren unreif, lachten mich aus und noch dazu war ich eh ein Außenseiter. Vielleicht sollte ich bei der Fußballmannschaft anfangen? Aber wie würde Sasuke es aufnehmen? Mit ihm sollte ich zuerst reden…   Ich war gerade auf dem Weg zum Trainingsplatz, um Sasuke zu suchen. Bei ihm zu Hause war niemand. Nicht einmal sein Bruder war dort gewesen. Vielleicht war er ja auf dem Platz und lief einige Runden, um sich fit zu halten. Es war zumindest einen Versuch wert. Von der Hauptstraße bog ich in eine Seitengasse, um die Strecke abzukürzen und schneller anzukommen. Ich ging noch einige Meter weiter und hörte dann auf einmal einige Stimmen hinter mir. “Naruko, was machst du denn hier?”, legte man mir einen Arm um die Schultern. “Wie kommt es eigentlich, dass du dich wie’n Kerl anziehst? Du siehst in letzter Zeit aus wie eine Lesbe.” “Was willst du? Lass mich in Ruhe. Ich hab dir nichts getan.” Ich wehrte seinen Arm ab und drehte mich zu ihm. “Ich will wissen, wieso du dich wie ein Kerl anziehst. Hast du die Klamotten von deinem Bruder oder deinem Vater geklaut? … Oh, ich hab ja ganz vergessen, du hast ja nur noch deine Mutter.” Seine Stimme klang genauso finster wie sein Lachen, was kurz darauf folgte. “Oder hatten die bei der Altkleidersammlung keine anderen Klamotten mehr für dich?”, ertönte eine weitere Stimme. Ich war kurz davor, sie lautstark anzubrüllen. Sie wussten nichts von mir und hatten auch keine Ahnung davon, wie es in mir aussah und wie ich mich jetzt in diesem Moment fühlte. Irgendwann würden sie erfahren, dass ich mich nicht als Frau fühlte, sondern als Mann leben. “Ihr habt doch keine Ahnung und du weißt überhaupt nichts”, ging ich ihn an. “Manchmal sollte man überlegen, mit wem man redet und vor allem sollte man dieser Person ein bisschen Respekt entgegen bringen.” “Ich werde dir schon den Respekt zeigen, denn du verdient hast”, lachte er noch immer finster. Ich merkte die Blicke der anderen auf mir und wie sie mich hasserfüllt ansahen. Einige von ihnen kamen auf mich zu und grinsten finster. Ich wusste nicht, was sie vorhatten, aber in mir keimte eine böse Vorahnung. Instinktiv wich ich einige Schritte zurück und begann zu zittern. Mein Körper bebte. Ich hatte Angst. Ich ging immer weiter zurück und merkte dann auf einmal eine Wand hinter mir, die mich am weitergehen hinderte. Verdammt. Ich saß in der Falle. “Lauf nur weg”, lachte einer von ihnen finster. “Es wird dir aber nichts bringen.” Er war der Erste, dessen Faust ich in meinem Bauch spürte. Er schlug mit voller Wucht und ohne zu zögern mit seiner Faust in meine Magengrube. Keuchend ging ich auf die Knie und hielt mir die schmerzende Körperpartie. Sein dunkles Lachen konnte man durch die ganze Gasse hören. Ich versuchte wieder auf die Beine zu kommen, aber ich steckte bereits die nächsten Schläge ein. Diese machten mir das Aufstehen extrem schwer und ich wusste nicht, wie lang sie auf mich weiter einschlagen würden. Doch dann hörte ich einen weiteren Jungen sprechen. Seine Stimme kam mir bekannt vor und ich versuchte in seine Richtung zu sehen, doch ich erkannte nichts. Meine Augen wollten sich nicht öffnen. Noch immer lag ich reglos auf der Seite. Ich hatte das Gefühl, alles um mich herum würde verschwimmen und dann wurde alles schwarz.   Als ich wieder zu mir kam, sah ich helles Licht über mir und ich merkte, dass ich in einem Krankenwagen war. “Sie sind in Sicherheit”, sagte der Sanitäter und lächelte mir sanft entgegen. “Es wird alles wieder gut werden.” Dann wurde um mich herum erneut alles schwarz und ich verlor das Bewusstsein.   Nachdem ich erneut aus dem Ohnmacht erwachte, merkte ich, dass ich in einem Krankenzimmer lag und mich kaum bewegen konnte. Ich drehte meinen Kopf, um mich im Zimmer umzusehen. Eigentlich dachte ich, dass ich allein war, doch ich hatte Besuch. Kiba saß bei mir und hatte den Kopf in den Nacken gelegt, so als würde er schlafen. Wie lang war ich nicht bei Bewusstsein gewesen? “K-Kiba…”, entwich es mir leise. Wusste er, dass ich eine Frau war? Wie viel hatte er mitbekommen? “Was?”, blinzelte er erschrocken und sah mich ebenso an. “Du bist ja wieder wach.” Erneut kam sein Name über meine Lippen, doch ich sagte nichts weiter. “Was ist passiert? Diese Typen haben dich ja übel zugerichtet. Hatten sie einen Grund dafür?” “I-Ich… Kiba…”, begann ich leise zu murmeln. “Wer bist du und was ist die Wahrheit?” “I-Ich … bin ein Mädchen. Aber ich bin es nicht wirklich. Ich fühle mich nicht so. Ich … bin ein Transgender. Biologisch bin ich weiblich, aber meine Gedanken, mein Handeln und meine Gefühle sind die eines Mannes. Im Moment … gehe ich den Weg einer Geschlechtsangleichung.” “Das soll heißen, du … heißt gar nicht Naruto?” Auf diese Frage antwortete ich mit einem Kopfschütteln. “Nein. Eigentlich nicht.” “Kakashi wusste es? Er wusste Bescheid?” Ich nickte: “Ja, er weiß es. Er ist mein Lehrer und kennt mich. Er wusste es vom ersten Tag und hat mich unterstützt. Ich konnte am Turnier nicht teilnehmen, weil ich kein Junge bin und ich auch nicht beim Team eingetragen bin. Ich bin nicht im Club eingetragen.” “Verständlich… Wer weiß es noch?” “Bisher … Also außer dir … niemand anderes.” Es entstand eine Stille, die niemand zu durchbrechen vermag. Niemand, keiner von uns beiden, wollte etwas sagen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und mein Gegenüber war wahrscheinlich mit der Information überfordert. Kiba sah mich aus seinen dunklen Augen an und fuhr sich dann mit einer Hand durch das braune Haar, als würde er damit versuchen wollen, diese Ruhe durchbrechen zu wollen. “Weiß Sasuke davon? Ich meine … ihr seid ja … ein Paar, oder?”, murmelte er leise und man konnte eine gewissen Unsicherheit heraus hören. “Woher...?”, blinzelte ich verwirrt, denn eigentlich hatten Sasuke und ich es versucht zu verheimlichen, dass wir zusammen waren. “Es war offensichtlich. Wie ihr euch angesehen und euch gegenüber verhalten habt”, antwortete er mir und musste dabei grinsen. “Es war also nicht zu übersehen.” Erneut entstand Stille, die ich als ziemlich drückend empfand. “Sasuke weiß es nicht. Ich habe Angst vor seiner Reaktion”, sagte ich leise und spielte mit einer Hand an dem Bettlaken herum, welches durch mein Gewicht Falten schlug. “Ich wollte vorhin zum Trainingsplatz, um ihn dort zu suchen. Ich wollte es ihm sagen. Ich wollte mit ihm reden. Doch dann haben mich die Typen überrascht und … mich zusammengeschlagen…” Ich presste die Kiefer aufeinander und schluckte meinen heranwachsenden Kloß im Hals herunter. “Du kennst die Typen?”, wurden Kibas Augen auf einmal größer. Schwach nickte ich als Antwort: “Sie gehen mit mir in eine Klasse, zumindest einige von ihnen und die anderen sind glaube ich in der Parallelklasse.” Ich schluckte erneut und sah kurz zur Zimmerdecke und dann wieder zu Kiba. “Verurteilst du mich?”, fragte ich ihn und hoffte, er würde sich nicht von mir abwenden, denn ich hatte ihn gern als Freund. Man konnte sich immer an ihn wenden, wenn man Probleme hatte und er war immer für einen da. “Du bist immer noch die Person, die ich kennengelernt hatte. Es ändert sich nichts zwischen uns. Du bist immer noch mein Freund”, begann Kiba breit zu grinsen. “Wenn du willst, dann werde ich niemanden etwas davon sagen.” “Danke”, erwiderte ich sein Lächeln. “Das weiß ich zu schätzen. Ich denke, wenn die Zeit gekommen ist und es sein muss, dann werde ich mich bei den anderen auch outen.” Sein Handy begann zu klingeln und wir zuckten beide erschrocken zusammen. Er nahm es in die Hand und sah auf das Display. Er las die eingehende Nachricht und “Ich muss los. Ich komm dich später noch einmal besuchen. Deine Mutter wird bestimmt auch bald da sein. Und die Polizei wird bestimmt auch bald auftauchen, da sie dich vernehmen wollen.” “Noch einmal vielen Dank, dass du mich gefunden und den Krankenwagen gerufen hattest.” “Ist doch selbstverständlich.” Er nickte mir entgegen und verließ dann das Krankenzimmer. Wer weiß, wie lang die Typen weiter auf mich eingeschlagen hätten, wenn ich weiter bewusstlos am Boden gelegen hätte. Doch wie hatte es Kiba überhaupt geschafft, die Typen zu verjagen? Wenn ich wieder auf den Beinen war, dann könnte ich ihn ja noch einmal fragen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)