Im fremden Körper von Mondlichtkrieger (Auf dem Weg ins richtige Leben) ================================================================================ Kapitel 65: Kapitel 65 - Narus Sicht ------------------------------------ × Narus Sicht ×   Voller Vorfreude öffnete ich einige Zeit später den Briefkasten, holte einige Umschläge heraus, las mir durch, für wen sie waren und entdeckte einen Brief, der mein ganzes Interesse schluckte. Ein Brief der Krankenkasse! Als ich ins Wohnzimmer gegangen war, öffnete ich ihn sofort, weil ich hoffte, die Krankenkasse hätte eine Zusage geschickt. Sasuke sah natürlich den Umschlag und beobachtete meine Augen, wie sie über den Text flogen. Ich las die ersten Zeilen und dann die anderen, die auf dem Papier standen. Mit jedem weiteren Satz verschwamm mein Bild vor Augen immer mehr. Die Tränen stiegen herauf und brannten in meinen Augenwinkeln. „Und?“, riss mich Sasuke aus den Gedanken und der einsetzenden Trance. Ich reichte ihm einfach den Zettel, unfähig etwas zu sagen, zu denken oder etwas zu tun. Nach einigen Momenten sagte er: „Das können die nicht machen! Du hast alles abgegeben, was sie angefordert hatten! Alles! Und jetzt lehnen die ab?! Das können … die doch nicht tun, oder?“ „Siehst du doch…“, gab ich leise von mir, ohne jede Empfindung von mir preiszugeben. „Scheinbar können die es trotzdem ablehnen…“ „Du musst sofort Widerspruch einlegen! Dein Therapeut soll dir bescheinigen, dass die achtzehn Monate Begleittherapie vollbracht sind! Und du solltest dieses psychiatrische Gutachten machen lassen. Vielleicht ist es ein weiterer Pluspunkt für dich. Es ist zwar ein Haufen Lauferei, aber scheinbar wollen die es nicht anders. Und wenn die Papierkrieg fordern, dann werden sie ihn bekommen! Ich werde dich begleiten, wo auch immer du hingehen wirst.“ Er legte mir eine Hand auf die Wange, um mich mit dem Daumen dort zu streicheln. „Danke…“, sagte ich leise, immer noch unfähig, etwas anderes zu sagen und diese ganze Sache zu verarbeiten. In eben diesem Moment zersprang meine Welt, meine Möglichkeit in tausend kleine Teile. Und ich blieb vor dem Scherbenhaufen stehen, alleine gelassen, ohne jede Hilfe. Ich wollte weinen, wusste aber, dass kein einziger Tropfen meine Wangen benetzen würden und ich einfach nur starr geradeaus sehen würde. Jetzt musste ich mich zusammenreißen und überlege, was ich als nächstes machen musste. Ich nahm Sasuke den Brief aus den Händen und las mir noch einmal durch, was mir geschrieben wurde. Wo war der Fehler bei der Antragstellung gewesen? Was hatte ich falsch gemacht? Was fehlte der Krankenkasse?   Ich las noch einmal, was in diesem Schreiben stand. Sie meinten, die begleitende Psychotherapie sei nicht erfüllt. Aber ich ging doch bereits seit gut eineinhalb Jahren dorthin. Ich ging zwar nicht jeden Monat dorthin, aber ich ging mindestens einmal im Quartal hin! Der Professor meinte, es sei bei mir vollkommen ausreichend! Noch einmal überflog ich die Worte, die auf das Papier gedruckt waren, aber es änderte immer noch nichts am Inhalt. Sie hatten es abgelehnt. Sie hatten der Übernahme der Operationskosten nicht zugestimmt! „Ich werde morgen früh beim Psychologen anrufen und fragen, ob er mir ein aktuelles Schreiben schicken kann… Vielleicht hilft das…”, seufzte ich lautstark und legte den Brief zur Seite. Jetzt konnte ich sowieso nichts mehr machen und musste bis zum nächsten Tag warten…   Als ich am nächsten Tag Zeit fand, um in Ruhe zu telefonieren, rief ich natürlich sofort meinen Psychologen an. Doch die Sekretärin ging ans Telefon und meinte, ich müsste es später noch einmal probieren oder ich sollte gleich eine E-Mail schreiben. Der Professor würde sich melden, sobald er Zeit hätte. Seufzend stimmte ich zu und legte wieder auf, nachdem ich mich bei der Sekretärin bedankte. Sie konnte immerhin nichts dafür, dass der Professor zu tun und demzufolge keine Zeit hatte… Am Nachmittag oder eher bereits am Abend erhielt ich endlich eine Antwort auf meine E-Mail. Der Professor meinte, er würde mir ein neues Schreiben schicken und ich sollte definitiv Widerspruch einlegen. Krankenkassen würden immer erst unzählige Gründe suchen, um diese Kosten nicht übernehmen zu müssen. Es dauerte einige Zeit, bis ich eine erneute E-Mail von ihm bekam, in der das neue Schreiben enthalten war. Ich druckte es aus, schrieb einen Widerspruch an die Krankenkasse und am nächsten Tag würde ich wieder dorthin gehen, um alles abzugeben. Aber auch nach diesem Mal kam wenig später eine Absage. Dieses Mal wollten sie wirklich das psychiatrische Gutachten. Allerdings… bis ich dieses erhielt, vergingen einige Monate, weil ich keinen Termin bekam und wenn es einen gab, konnte ich es zeitlich nicht einrichten. Als der Tag erreicht war, an dem ich endlich zu diesem Psychiater konnte, verlief das Gespräch relativ unbefangen. Er versprach mir am Ende, ein Schreiben zukommen zu lassen, in dem er mir zustand, dass ich keine psychischen Probleme hatte und die Diagnose, dass ich transsexuell war, gesichert war. Auch dieses Schreiben reichte ich der Krankenkasse, als ich es endlich in der Hand hielt. Doch dieses Mal verstrichen die Wochen, ehe ich irgendetwas hörte. Dieses Mal hörte ich nur etwas, weil ich an einem Tag durch Zufall auf den Kalender sah und nach rechnete, wie lange ich bereits auf eine Antwort wartete. Es hieß, wenn die Krankenkasse den MDK einschaltete, dann würde eine Frist von fünf Wochen gelten. Ansonsten wären es nur drei Wochen. Doch heute war Woche sechs und ich nahm sofort das Telefon in die Hand. Ich rief sofort bei meinem Ansprechpartner an, der den Antrag verwaltete und sich darum kümmerte. „Guten Tag, Naruto Uzumaki mein Name. Es geht darum, dass ich einen Antrag auf Übernahme der Kosten für die geschlechtsangleichenden Operationen gestellt hatte. Soweit ich weiß, ist die Frist der fünf Wochen verstrichen und somit wird der Antrag sozusagen automatisch genehmigt.” Der Mann, den ich am Telefon hatte, meinte, er müsste diesbezüglich nachfragen. Also ließ er mich in die Warteschleife rutschen und so wartete ich, während ich dieser langweiligen Musik lauschte und wartete, dass er sich wieder zurück meldete. Nachdem dies getan war und ich seine Stimme wieder hörte, atmete ich erleichtert aus. Ich dachte kurzzeitig, dass die Leitung irgendwann unterbrochen wurde und ich noch einmal anrufen müsste. Als der Berater sich meldete, meinte er in kurzen Worten, dass ich recht hätte und die Genehmigung am nächsten Tag rausgeschickt werde. Danach hieß es wieder, dass ich warten musste. Allerdings dauerte es nur zwei Tage bis der langersehnte Brief endlich bei mir eintraf. Den Brief endlich in den Händen zu halten, trieb mir fast die Tränen in die Augen. Ich konnte es kaum glauben. Immer und immer wieder las ich, was geschrieben war. Als ich die Worte in mir aufnahm, rollten ein oder zwei Tränen die Wange hinab und Sasuke wischte sie mir mit seinem Daumen weg. „Ich hoffe, es sind Freudentränen?”, fragte er und setzte sich neben mich. In meinem Hals hatte sich ein großer Kloß gebildet und hinderte mich damit daran, ihm zu antworten. Also nickte ich einfach nur. „Dann sind die Tränen gestattet, aber nur deswegen”, lächelte er mir entgegen. Sanft zog er mich in die Arme und drückte mich an sich. Er hatte mittlerweile den Brief überflogen, als er weitersprach. „Ich bin froh, dass du endlich die Zusage bekommen hast.” Es entstand eine kleine Pause, in der keiner von uns beiden etwas sagte, aber dann ergriff Sasuke erneut das Wort. „Du solltest vielleicht direkt im Krankenhaus anrufen. Ich denke, die Wartezeit ist mittlerweile nicht gerade kurz. Ich meine, dass der Oberarzt so erfolgreich ist, wird sich sicher schnell herumsprechen.” Ich nickte erneut, bevor ich antwortete. „Ja, ich denke, ich sollte die Nummer gleich herausfinden und anrufen”, sagte ich ruhig, befreite mich aus seiner Umarmung und stand auf. Ich lief in unser Zimmer, suchte die Unterlagen heraus, die ich damals beim Vorgespräch erhielt. Dort war die Nummer, die ich anrufen sollte, sobald es soweit war. Natürlich fand ich es nicht auf Anhieb, allerdings dauerte es nicht lange, bis ich es am Ende doch in den Händen hielt. „HA!”, rief ich aus und warf die Hand etwas in die Höhe. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche, tippte die Nummer ein und lauschte gespannt auf das Zeichen, was symbolisierte, dass der Anruf durchging. Als die sanfte Stimme der Sekretärin ertönte, erklärte ich ihr mein Anliegen und keine drei Minuten später hatten wir einen Termin gefunden, der mir sehr gelegen kam. Die Operation würde zwei Tage vor Weihnachten stattfinden und am Tag zuvor sollte ich anreisen. Und bis dahin würde noch knapp ein halbes Jahr vergehen. Die Aufregung stieg bereits jetzt bis ins Unermessliche… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)