Im fremden Körper von Mondlichtkrieger (Auf dem Weg ins richtige Leben) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Der Wecker klingelte und widerwillig öffnete das junge Mädchen ihre Augen. Sie wollte weiter schlafen, da sie erst spät in der Nacht ins Traumland gewandelt war. Das Buch, welches neben ihrem Kopfkissen lag, hatte sie gefesselt und nicht losgelassen. Es handelte von Rittern und Königen. Sie hatte sich das Buch von ihrem ersten Taschengeld gekauft, auch wenn ihre Mutter das Buch am liebsten wieder in den Laden zurückgebracht hätte. »Was soll das? Das ist ein Buch für die Jungs«, hatte sie gesagt, als sie es entdeckt hatte. »Aber ich mag es!«, wehrte sich das Mädchen, während sie das Buch fest an sich drückte. "Ich möchte es behalten!" Das in dem Buch mehr Bilder enthalten waren, als das Text darin stand, war ihr egal. Sie mochte die Vorstellung, einer von den Rittern zu sein, die ihren König beschützten und für ihn kämpften. Sie wollte eine Rüstung tragen, ein Schwert besitzen und kämpfen. Sie wollte nicht wie die Prinzessinnen eingesperrt sein, jemanden heiraten müssen, den sie nicht kannte und vor allem wollte sie kein Kleid tragen. Es mochte sein, dass diese schön waren, aber das Mädchen konnte sich nicht vorstellen, jemals ein Kleid dieser Art zu tragen. »Aufstehen!«, rief ihre Mutter von unten. »Komm, Naruko, es wird ein langer Tag! Du musst aufstehen!« Ihre langen, blonden Haare kitzelten sie in der Nase, als sie ihre Decke widerwillig über das Gesicht zog, um nicht aufzustehen. Sie hasste diese lange Mähne. Sie wollte kurze Haare haben. Aber ihre Mutter ließ es nicht zu, dass sie ihre Haare kürzer schneiden ließ. Sie rollte ich zusammen, denn sie wollte absolut nicht aufstehen. Heute würde sie in die Schule müssen. Sie würde in eine Klasse gesteckt werden, wo sie niemanden kannte und wo sie ganz alleine war. Nur wenige Momente später hörte sie, wie die Tür geöffnet wurde und ihre Mutter ins Zimmer gestapft kam. »Komm. Du musst aufstehen«, sagte diese. »Du musst dich noch waschen und ich dir die Haare machen. Das geht nicht so einfach. Außerdem musst du noch frühstücken!« Sie zog die Decke von dem kleinen Körper herunter und entblößte ein junges Mädchen, welches in einem weiten T-Shirt und einer kurzen Hose im Bett lag. »Ich mag aber nicht...«, murrte Naruko. »Ich will nicht aufstehen!« Doch der Widerstand war zwecklos, denn ihre Mutter zog die Vorhänge auf, damit das helle Sonnenlicht ins Zimmer drangen. Ihr Bett stand genau so, dass die Strahlen direkt in das Gesicht des Mädchens schien. Sie drehte sich weg, doch es half nichts. Die Sonne erhellte das ganze Zimmer und an Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Naruko stand auf, setzte ihre nackten Füße auf den Boden und fröstelte, als die Kühle von unten herauf in ihren Körper kroch und ihr eine Gänsehaut bereitete.   Als die Mutter das Zimmer verließ, blieb sie alleine zurück und drückte sich vom Bett ab. Sie lief zu ihrem Schrank, nahm sich eine dunkle Hose und eine helle Bluse heraus, um sie anzuziehen. Sie wusste, heute war ein besonderer Tag und sie musste sich feiner anziehen, als sie es sonst tat. Naruko tappte weiter ins Badezimmer, stellte sich auf die kleine Trittbank, um in den Spiegel zu sehen und putzte die Zähne, bevor sie ihren Mund ausspülte. Sie wechselte ihre Schlafbekleidung gegen die herausgesuchte Hose und das Oberteil. Dann lief sie über einen kleinen Flur und eine Treppe hinab in die Küche, wo ihre Mutter bereits eine Schüssel mit Müsli auf den Tisch gestellt hatte. Sie setzte sich auf ihren Stuhl, nahm den Löffel in die Hand und begann das Müsli zu essen. Es schmeckte nicht. Es war eine Mischung, die ihr absolut nicht gefiel. Sie wollte etwas mit Schokolade, etwas Süßes, aber sie bekam etwas mit getrocknetem Obst und Nüssen. »Sag mal, was hast du denn eigentlich an?«, erkundigte sich ihre Mutter und sah sie aus hellen Augen an. Sie musterte ihre Tochter mit einem missbilligenden Blick, während Naruko unsicher auf ihrem Stuhl herumrutschte. »Wieso? Es ... sind doch gute Sachen«, sagte sie leise. »Was ist daran falsch?« »Du kannst heute keine Hose anziehen. Ich hab so ein schönes Kleid gekauft. Es wird dir gefallen«, sagte die Mutter und ihr Gesicht begann zu strahlen, als sie an das neue Kleidungsstück dachte. »Ein Kleid?«, wiederholte das Mädchen die Worte. »Warum? Kann ich nicht einfach so bleiben?« Die Mutter schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Heute ist deine Einschulung. Mädchen tragen nun einmal Kleider und die Jungs Anzüge. Das ist schon immer so gewesen«, erklärte sie und wandte sich dann wieder dem Abwasch zu, den sie gerade angefangen hatte. Naruko ließ den Kopf sinken. Aber Kleider gefielen ihr überhaupt nicht. Sie wollte lieber anbehalten, was sie jetzt trug und sich selbst herausgesucht hatte.   Es verging einige Zeit, in der ihre Mutter sie mit sich ins Schlafzimmer genommen, ihr die Hose und die Bluse wieder ausgezogen und sie auf einen Stuhl platziert hatte. Sie fühlte sich wie eine Puppe. So wie die, die in den Einkaufsläden der Stadt hinter dem Glas standen. Die hatten bestimmt auch kein Eigenleben. Die wurden auch einfach angezogen, ohne sich dagegen zu wehren zu können. »Muss das wirklich sein?« Die Mutter nickte, als Naruko diese Frage stellte und holte aus dem Schrank ein schwarzes Kleid heraus. Naruko verzog augenblicklich das Gesicht und zog einen Schmollmund. »Ich möchte das nicht anziehen!«, protestierte sie und schwieg augenblicklich, als ihre Mutter sie mit einem ernsten Blick ansah. »Du musst es anziehen! Es ist vorgeschrieben«, sagte sie und stemmte eine Hand in ihre Hüfte. »Du kannst keine Hose anziehen, auch wenn du das vielleicht möchtest!« Naruko öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, entschied sich dann aber, lieber nicht auszusprechen, was sie im Kopf hatte. Ihre Mutter würde nur weiter mit ihr schimpfen, so wie es bisher immer war. Also ließ sie es einfach zu, dass ihr eine helle Strumpfhose angezogen, dieses schwarze Kleid mit den weißen und rosanen Blüten übergestreift und diese schwarzen Lack-Ballerinas über ihre Füße gezogen wurden. Widerwillig ließ sie es über sich ergehen. Nachdem sie sich auf den Stuhl setzen sollte, damit ihre Mutter ihr die Haare machen konnte, verschränkte sie die Arme vor der Brust und ließ den Blick nach unten gleiten. Diese Sachen passten nicht zu ihr. Das war nicht richtig! Sie wollte eine Hose anziehen. Schuhe, die deutlich bequemer waren. Sie wollte eine Krawatte tragen, so wie die Männer, die große Firmen leiteten. Sie wollte solch einen Anzug anziehen. Sie stellte es sich toll vor. Doch ihre Mutter würde es nie zulassen. Als sie kurz alleine im Schlafzimmer zurückblieb, weil ihre Mutter etwas holen wollte, wagte sie es, aufzustehen und sich in dem großen Spiegel des noch gigantischeren Kleiderschranks anzusehen. Sie riss die Augen weit auf, weil sie nicht glauben konnte, was sie dort sah. Das war nicht sie! Das war ... sie einfach nicht! Das Mädchen, dass sie dort erblickte, war nicht sie, auch wenn sie es sein müsste. »Das bin nicht ich...«, entwich es ihr erschrocken. Am liebsten hätte sie dieses Kleid wieder ausgezogen, es in eine Ecke geworfen, sich die Strumpfhose vom Körper gerissen und die Lackschuhe ebenfalls dorthin geknallt, wo auch immer sie den Stoff des Kleids hingeworfen hätte. Sie fühlte sich einfach nicht wohl. »Du siehst so schön aus«, sagte ihre Mutter, als sie mit einer Haarbürste zurückkam und sie vor dem Spiegel erblickte. Naruko war nach weinen zumute. Doch sie würde es nicht offenbaren. Sie schluckte, zuckte nur mit den Schultern und ließ sich von ihrer Mutter wieder auf den Stuhl ziehen. Dort kämmte sie ihr die langen, blonden Haare, strich sie mit den Händen glatt und fuhr erneut mit der Bürste durch die einzelnen Strähnen. Ohne es zu wollen, sammelten sich Tränen in ihren Augen und sie brauchte all ihre Kraft, um die kleinen Tropfen nicht über ihre Wange laufen zu lassen. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und versuchte zu verhindern, dass sie begann, zu weinen. Nach einiger Zeit sagte ihre Mutter: »So, wir sind fertig. Geh ins Wohnzimmer und warte dort auf mich. Ich komme auch gleich.« Naruko nickte kurz, rutschte vom Stuhl und huschte schnell aus dem Schlafzimmer. Sie lief noch hastiger ins Wohnzimmer und wollte sich auf das Sofa werfen, endlich weinen, doch dann hörte sie ihre Mutter, die lautstark im Schlafzimmer schimpfte und sich darüber beschwerte, dass sie nicht mehr in ihr Kleid passte. Das junge Mädchen entschied sich dazu, sich auf den Rand des Sofas zu setzen und sich zusammenzureißen. Sie entschloss sich ebenfalls dafür, den heutigen Tag einfach über sich ergehen zu lassen und es einfach irgendwo in ihrem Kopf abzuspeichern, als irgendeinen Tag in ihrem Leben, der nicht von Bedeutung war. Sie würde versuchen, stark zu sein und sich nicht anmerken zu lassen, wie unangenehm es ihr ist, dieses Kostüm zu tragen. Ja, dieses Kleid und dieses ganze Outfit war für sie eine Verkleidung. Es passte einfach nicht zu ihr.   Als sie mit ihrer Mutter, welche einen dunkelblauen Hosenanzug trug, zur Schule kam, wurde sie von ihrer Mutter an die Hand genommen. Sie liefen ins Innere der Schule und hier und da erhaschten sie Blicke auf die anderen Erstklässler und ihre Eltern. »Sieh nur«, sagte die Ältere. »Das sind wahrscheinlich einige deiner Klassenkameraden.« Naruko zuckte nur mit den Schultern, ließ den Kopf sinken und ihr fielen blonde Wellen über die Schultern nach vorne, so dass sie ihr Blickfeld verdeckten. »Ich will nach Hause...«, sagte sie leise. »Ich möchte nicht hier sein...« Sie blieb stehen und ihre Mutter drehte sich zu ihr um. »Ach, Mäuschen... Es ist doch nicht so schlimm. Du hast es bis hierher geschafft. Das wirst du jetzt auch noch schaffen. Sieh mal, die anderen Kinder sind doch auch hier. Du wirst dich mit ihnen anfreunden und dann ist alles in Ordnung. Hörst du?« Erneut zuckte das Mädchen mit den Schultern. Dieses Mal, weil sie nicht wusste, was sie dazu sagen sollte. Sie ließ sich von ihrer Mutter mit in das Innere der Schule ziehen und ließ die Eröffnungsfeier über sich ergehen. Sie musste auf die Bühne, ihr wurde eine dieser Zuckertüten übergeben und sie nahm diese nur missmutig entgegen. Sie war rosa, hatte große, gelbe Sterne darauf und eine Puppe ragte oben heraus. »Danke...«, flüsterte sie, weil es sich so gehörte, wenn man etwas geschenkt bekam. Freuen würde sie sich nicht darüber. Ihr Blick glitt in die Tüte, weil sie dennoch irgendwie neugierig war, aber das, was sie zu erst erblickte, gefiel ihr ebenso wenig, wie die Puppe, die einem sofort ins Auge sprang. Sie sah weitere rosafarbene Gegenstände und mittlerweile hatte sie das Gefühl, sie mochte diese Farbe nicht mehr. Als sie sich wieder neben ihre Mutter setzte, ließ sie die Zuckertüte auf den Boden sinken und hielt sie weiter fest, achtete aber darauf, sie nur mit einigen ihrer kleinen Fingern festzuhalten, damit sie nicht zu viel Kontakt mit der Verpackung hatte. Sie wollte es so wenig wie möglich berühren. Nachdem die Feier vorbei war, ließ sich Naruko von ihrer Mutter auf den Schulhof ziehen, wo noch Bilder gemacht wurden, sowohl Gruppen- als auch Einzelfotos. Narukos Blick fiel auf die Jungs, die sich freudestrahlend mit ihrer Schultüte befassten. Einer von ihnen hatte eine blaue bekommen. Darauf waren mehrere rote Autos zu sehen. Sie wollte auch so eine haben! Sie wollte auch eine Tüte, wo Fahrzeuge darauf waren! Das Mädchen bemerkte, wie sich erneut Tränen in ihren Augen sammelten und es war zu spät, denn die ersten kleinen Tropfen rollten bereits über ihre Wange. Ihre Mutter kniete sich sofort vor sie und wischte ihr mit dem Daumen über das Gesicht. »Du musst nicht weinen. Es ist doch alles gut«, sagte sie und wollte ihre Tochter beruhigen. Doch diese schüttelte den Kopf und ließ die Zuckertüte auf den Boden fallen. »Ich ... Ich bin kein Mädchen! Ich bin ein Junge! Ich bin ... so wie er«, sagte Naruko und deutete dann in die Richtung, wo der Junge mit der blauen Schultüte und seinen Eltern stand. »Das ist doch Quatsch! Du bist ein Mädchen! Du bist kein Junge! Das geht doch gar nicht!«, widersprach ihre Mutter und schüttelte den Kopf. »Hör auf, dir so etwas einzureden, Naruko!« »Wieso muss ich ein Kleid anziehen? Wieso habe ich keinen Anzug an? Wieso?!«, bahnten sich ihre Tränen nun in reißenden Flüssen ihren Weg aus den Augenwinkeln. »Wieso bin ich kein Junge?« Sie weinte bitterlich und alles, was ihre Mutter zu ihr sagte, machte ihr Gefühl im Inneren nicht besser. Es ließ den Schmerz nur noch mehr heranwachsen. Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen und wohin sie dieses Empfinden stecken sollte. Kapitel 1: Kapitel 01 - Narus Sicht ----------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Naru's Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Was ist eigentlich, wenn ich mich in meinem Körper nicht wohl fühle? Wenn ich mich nicht zuhause fühle? Was ist, wenn ich diesen Körper verabscheue? Was würdet ihr mir raten, wenn ihr von all meinen Problemen wüsstet?   „Naru?“, hörte ich die Stimme meiner Mutter und seufzte. Ich betrachtete mich im Spiegel und schüttelte den Kopf. Das was ich da sah, das war nicht ich. Ich war nicht diese Person, die da im Spiegel zu sehen war. Durch einen stechenden Schmerz in meinem Unterleib wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und auch die Stimme meiner Mutter ertönte noch einmal. „Fräulein, komm endlich runter. Du musst in die Schule“, rief sie durch das ganze Haus. „Jaja, ich komme gleich“, gab ich hastig von mir und zog mir meinen Lieblingspullover an, der mir deutlich zu groß war, und eine Jeans, die nicht zu eng an meinem Körper lag. Meine Schultern schob ich nach vorn und ging etwas gebeugt aus meinem Zimmer, nachdem ich noch mein Handy in die Tasche gesteckt hatte. Den Rucksack trug ich lässig über meiner Schulter. Nachdem ich mir noch mein Pausenbrot genommen hatte, lief ich in den Flur und schlüpfte in meine Sneakers. „Bis dann“, murmelte ich leise, nahm meinen Haustürschlüssel und lief hinaus auf die Straße. Ich schaltete die Musik an und hörte sie, bis zu einem gewissen Punkt der Lautstärke, über Kopfhörer. Mir war egal, dass ich bei rot über die Ampel lief. Mir war egal, dass sich andere darüber aufregten, dass ich sie anrempelte. Mir war es egal, was andere über mich dachten. Aber eines war mir nicht egal… Mir war nicht egal, wie die Leute mich sahen. Mir war es nicht egal, wie sie mich wahrnahmen. Sie sollten mich so sehen, wie ich es wollte… Auch wenn sie es meist nicht so machten.   Der ganze Tag ist einfach nur eine Maskerade und ich habe keine Lust mehr auf dieses Versteckspiel. Versucht doch bitte alle einfach mich so zu sehen, wie ich es für richtig halte. Versucht mich zu verstehen. Versucht zu verstehen, wieso ich mich abgrenze, wieso ich gern allein bin und wieso ich nicht in irgendeine Schublade gesteckt werden will.   Der Schultag zog sich in die Länge wie Kaugummi und, als die letzte Stunde vorbei war, lief ich vom Schulgelände herunter und zündete mir genüsslich eine Zigarette an. Meine Mutter wusste gar nicht, dass ich rauchte und ich schob den Geruch immer auf meine Klassenkameraden, mit denen ich immer unterwegs war. Ich wollte nicht nach Hause und sah auf dem Weg in die Innenstadt einen neuen Friseur. Er hatte vor kurzem erst eröffnet und es war keine Menschenseele dort. „Hallo“, sagte ich und nahm allen Mut zusammen. „Meine Haare sollen deutlich kürzer werden.“ „Bist du dir wirklich sicher?“, erkundigte sich der Friseurmeister und ich nickte als Zeichen, dass ich mir vollkommen sicher war. „Wie kurz sollen sie denn werden?“ „Naja, so mindestens fünf Zentimeter sollen schon noch auf dem Kopf bleiben. Der Rest kann weg“, gab ich von mir. „Mein Freund hat Schluss gemacht und es muss einfach eine Veränderung her.“ Ich versuchte damit meine Handlung zu erklären, in der Hoffnung, ich würde keine weitere Frage deswegen gestellt bekommen. „Wie du willst. Wir fangen erst einmal mit dem Waschen an und dann sehen wir weiter“, lächelte der Friseur mich an und ich nickte erneut. Ich folgte ihm zu einem Waschbecken, wo er mir die Haare wusch. Meine Mutter meinte, es wäre eine Bestimmung solch schöne lange und blonde Haare zu haben. Doch ich fand es einfach nur grauenhaft. Ich wollte keine langen Haare haben. Ich wollte kurze Haare. Haare bei denen ich mit Gel spielen konnte. Ich schloss meine Augen und genoss die Behandlung mit dem warmen Wasser und der Kopfmassage, die ich gerade bekam. Nachdem er fertig war, brachte er mich zu einem Platz und legte mir ein Tuch um, damit meine Kleidung am Ende nicht voll mit Haaren waren.   Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, aber ich fühle mich nicht wohl. Wenn du mich nicht mit dem Namen ansprichst, den ich für richtig halte, dann tut es einfach nur weh. Es schmerzt in meinem Inneren und ich will einfach nur anfangen zu weinen. Ja, es ist schwer, dass du dich umgewöhnen musst, weil du mich seit Jahren anders kennst und doch, ist es so schwer? Ist es so schwer, sich selbst zu ermahnen?   Ich blicke in den Spiegel und begann zu grinsen: „Es ist perfekt.“ Meine Stimme strahlte meine Freude aus und ich stehe stürmisch auf und umarme meinen Friseur. „Danke. Genau so habe ich es mir vorgestellt.“ Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange, bezahle eilig und gab ein großzügiges Trinkgeld. „Bis zum nächsten Mal“, verabschiedete ich mich und ging hinaus auf die Straße. Ich lief noch ziemlich lang durch die Stadt und ging auf dem Weg nach Hause an einem Sportplatz vorbei. Es war das erste Mal, dass ich hier Personen sah, die trainierten. „Wirf uns mal den Ball wieder her“, hörte ich einen braunhaarigen Jungen zu mir rufen. Ich sah mich kurz um und sah den Ball neben mir liegen. Mit einem gekonnten Kick schoss ich den Ball wieder zu ihm und wollte weiter gehen, doch ich wurde erneut von der Stimme aufgehalten. „Ein guter Schuss! Willst du nicht mal zum Training vorbei kommen? Wir trainieren Montags, Mittwochs und Freitags! Immer so gegen 18 Uhr. Vielleicht hast du ja mal Lust und irgendwann mal Zeit hier her zu kommen!“ „Ich überlege es mir“, rief ich zurück und versuchte meine Stimme tiefer wirken zu lassen. Langsam setzte ich mich wieder in Bewegung und lief nach Hause. Meine Mutter war an der Arbeit und ich ging kurz am Kühlschrank vorbei, um mir ein Sandwich zu machen und mich dann im Wohnzimmer auf das Sofa fallen zu lassen. Mit einem kurzen Klick auf die Fernbedienung schaltete ich das Fernsehprogramm ein. Doch ich aß nicht wirklich etwas, stellte den Teller einfach nur neben mich und schloss die Augen. Es war mir egal, was andere dachten. Obwohl ich eigentlich wollte, dass sie dachten, ich wäre kein Mädchen. Der Junge vom Fußballplatz dachte wahrscheinlich, ich wäre einer von ihnen. Ich nahm mein Smartphone in die Hand und ging zu Google. Ich suchte nach einer guten Möglichkeit für mich, meine Brüste zu verstecken. Ich fand auch etwas und las mir einige Bewertungen, darunter auch Erfahrungsberichte, durch und überlegte, ob ich mir einfach mal etwas bestellen sollte. Es konnte am Ende nicht schlimmer werden, sondern nur besser. Ich suchte in den Unterlagen nach den Kontodaten von meiner Mutter. Ich müsste ihr nur das Geld zurück geben, dann dürfte es eigentlich in Ordnung sein. Die Daten eingegeben und auf „Kaufen“ gedrückt und jetzt hieß es für mich nur noch warten. Warten, dass das Paket ankam. Warten, dass ich endlich sehen konnte, wie es aussah.   Es ist für mich nicht leicht, mich zu verstecken. Es ist nicht leicht, zu sagen, was ich denke. Es ist nicht leicht, zu verbergen was ich wirklich will. Es ist die Angst, die mich davon abhält. Angst, dass ich zurückgewiesen werde. Angst, dass ich abgelehnt werde. Angst, dass ich weiter an diesem Punkt stehen bleibe. Angst, dass ich nicht voran komme. Angst, dass ich einfach nur ausgelacht werde.   Die Zeit verging schleppend bis ich nach Hause kam und den Zettel der Post im Briefkasten vorfand. Ich rannte natürlich am nächsten Tag nach der Schule augenblicklich zur Poststation und holte mein Paket ab. Auf dem Weg nach Hause grinste ich wie ein Honigkuchenpferd und hielt das Paket fest in meinem Arm. Dort angekommen schlich ich mich an meiner Mutter im Wohnzimmer vorbei und rannte die Treppen hinauf in mein Zimmer. Kapitel 2: Kapitel 02 - Sasus Sicht / Narus Sicht ------------------------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasu's Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   „Du kennst ihn doch gar nicht“, ging ich meinen Captain an und sah ihm in die braunen Augen. „Er kann gut schießen und das ist das Wichtigste! Wir werden ihn schon kennenlernen“, sagte Kiba mir als Gegenargument. „Wir brauchen Verstärkung im Team, wenn wir die Meisterschaft gewinnen wollen! Oder hast du das vergessen?“ Ich seufzte und schüttelte den Kopf: „Nein, ich habe es nicht vergessen. Du erinnerst das Team bei jedem Training daran.“ Im Moment war ich einfach nur von seiner Handlung genervt, war genervt davon, dass er sich einfach alles heraus nahm und dachte, er wäre der Boss und könnte demzufolge alles machen. Ich nahm meine Trainingssachen und stopfte sie einfach in meine Tasche. Ich wollte nur noch hier weg. „Wir sehen uns“, verabschiedete ich mich bei ihm und lief nach Hause. Allerdings ging mir dieser Blonde von heute Abend nicht aus dem Kopf. Er hatte wirklich einen sehr genauen und guten Schuss, als er den Ball zu Kiba geschossen hatte. Doch er sah feminin aus, was allerdings nicht schlimm war, denn er war absolut niedlich. Moment! Stopp! Was dachte ich da gerade? Ich schüttelte den Kopf und warf mich zu Hause auf mein Bett, nachdem ich mich frisch geduscht und mir neue Kleidung angezogen hatte. Wieso dachte ich bitte an einen Typen? Ich war nicht schwul und auch nicht daran interessiert, es zu werden! Wieso ging er mir also nicht aus dem Kopf? Ich wusste auch nicht, wieso ich auf einmal Interesse an Männern haben sollte.   ● ▬ ▬ ▬ ▬ Naru's Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich hatte mich gerade in mein Zimmer auf das Bett geworfen und sah mir das Päckchen genau an. Es war nicht groß und es war neutral verpackt. Mein Herz schlug bis zum Himmel, als ich langsam versuchte die Verpackung zu öffnen, ohne den Inhalt zu beschädigen. Es dauerte ein paar Momente, bis ich den Anfang gefunden hatte und dann den Binder in der Hand hielt. Auf meinen Lippen breitete sich ein Grinsen aus, was meine Freude deutlich zeigte. Ich lief zu meinem Schreibtisch, zog meine Sachen aus und legte sie auf diesen. Ich vermied es, in den Spiegel meines Schranks zu blicken, denn ich wollte nicht sehen, was mich dort erwartete. Als ich den Binder in der Hand hielt und aus der Schutzfolie genommen hatte, sah ich ihn mir genau an. „Und das soll's bringen?“, fragte ich mich skeptisch, dennoch zog ich ihn über. Es war schwierig, denn er gab nicht nach und ich wusste noch nicht, wie ich ihn mir richtig anziehen sollte. Doch beim dritten Anlauf hatte ich das Stück Stoff über meinen Oberkörper gezogen und sah an mir hinab. Ich presste die Kiefer aufeinander, als ich meine Brüste etwas zur Seite schob, damit man sie nicht mehr so deutlich sehen konnte.   Es ist, als würde ich ein zweites Leben geschenkt bekommen. Endlich konnte ich mich frei bewegen, ohne das ich mir Gedanken darüber machen musste, ob jemand erkennen konnte, wer ich war oder eher was ich war.   Ich zog ein Shirt über und sah dann in den Spiegel. Es war ein Traum. Wenn ich meine Haare noch etwas stylte, dann würde mir niemand mehr glauben, dass ich ein Mädchen war. Als ich darüber nachdachte, dass ich eingeladen wurde, bei einer Jungen-Fußballmannschaft zu einem Probetraining zu kommen, schlug mein Herz auf einmal schneller. Augenblicklich öffnete ich meinen Schrank und suchte nach einigen Sachen, die ich anziehen konnte, damit man meinen Körper nicht wirklich sehen konnte. Doch ich hatte nichts, was ich anziehen konnte. Ich musste einkaufen. Ich brauchte neue Klamotten. Ich brauchte etwas, worin ich mich wohlfühlte und wo ich sagen konnte, dass es mein Style war. Kapitel 3: Kapitel 03 - Narus Sicht ----------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Naru's Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich stand wieder einmal vor dem Spiegel und sah mich von oben bis unten an. Ich hatte mir eine  kurze, sowie eine lange Hose und ein neues Shirt gekauft, damit ich zum Training der Fußballmannschaft gehen konnte. Im Moment war ich mir nicht mehr so sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, später zum Training zu gehen. Aber was hatte ich schon zu verlieren? Es war ja schließlich nur ein Probetraining.   Am Abend saß ich mit meiner Mutter beim Abendessen, als ich entsetzt auf die Uhr sah: „Verdammt! Ich komm zu spät!“ „Was ist denn los?“, fragte sie mich und in wenigen Worten erklärte ich ihr, dass ich vielleicht anfangen würde in einer Mannschaft Fußball zu spielen und ich zu einem Probetraining eingeladen war. „Soll ich dich fahren?“, erkundigte sie sich aufgeregt. „Du musst mir unbedingt sagen, wie es in der Mädchen-Mannschaft ist!“ Ich lächelte ihr widerwillig zu und nickte, bevor ich in mein Zimmer rannte und die Sporttasche nahm und zum Sportplatz rannte. Dort angekommen sah ich schon die Jungs joggen. Ich war also wirklich schon zu spät. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin“, sagte ich zum Braunhaarigen, als ich ihn gefunden hatte. „Kein Problem. Wir hatten ja keinen Tag ausgemacht, an dem du zum Training kommen kannst. Es freut mich, dass du hier bist“, lächelte er mich breit an. „Ich bin Kiba, der Captain der Mannschaft. Der Trainer, Kakashi – eine volle Schnarchnase – ist auch noch nicht da, aber das ist nichts Neues. Ich zeig dir alles, damit du dich dann umziehen kannst und zu uns dazu kommen kannst.“ „D-Danke“, stammelte ich vor mir her und schüttelte meinen Kopf, als Kiba vor mir entlang lief. Ich durfte mich nicht von so etwas aus dem Konzept bringen lassen! Ich durfte mich nicht weich spülen lassen! Ich musste hart sein! Ich musste ein Mann sein! „Ich heiße Naru-...“, begann ich erneut zu stottern. Wie sollte ich mich vorstellen? Naruko konnte ich schlecht sagen, denn dann wusste er sofort, dass ich ein Mädchen war! „Naruto!“, rief ich schnell aus. „Ich heiße Naruto.“ Mein Herz schlug schnell und ich wusste nicht, ob man es sogar schlagen hören konnte. Nachdem Kiba mir alles gezeigt hatte und wir bei den Umkleiden ankamen, schlug mein Herz noch schneller. „Ich muss wieder zurück zu den anderen, damit die keinen Unsinn anstellen“, grinste er mich breit an. „Wir sehen uns dann gleich, Naruto?“ Zur Bestätigung nickte ich und sah ihm dabei zu, wie er wieder davon ging. Jetzt war ich allein und in der Umkleide von Männern. Ich ließ mich erst einmal auf eine der Bänke gleiten und fuhr mir durch das kurze Haar. Ich zog mich schnell um, denn ich hatte Angst, dass einer der anderen aus dem Team in die Umkleide kam und mich sehen würde. Ich zupfte mein Shirt etwas von meinem Körper weg und krümmte den Rücken, damit man wirklich nichts von meinem Oberkörper sehen konnte. Niemand sollte wissen, dass ich in Wahrheit ein Mädchen war. Nachdem ich zu Kiba gelaufen war, damit ich am Training teilnehmen konnte, fiel mein Blick auf einen Jungen mit schwarzen Haaren. „Hey“, meldete ich mich zu Wort, als Kiba eine weitere Übung erklärt hatte. „Oh, wartet mal“, rief er noch einmal alle zusammen und sie sahen mich natürlich auch alle von oben bis unten an. Ich fühlte mich auf einmal extrem unwohl in meiner Haut. „Ich möchte euch Naruto vorstellen. Er wird heute am Training teilnehmen und vielleicht wird er zu uns ins Team kommen“, erklärte er ruhig. „Ich hoffe, ihr werdet gut miteinander auskommen.“ Die anderen begrüßten mich und kaum waren sie freundlich auf mich zugekommen, verflog meine Nervosität und der Knoten in meinem Magen löste sich. Ich wurde einfach mit in das Training eingebunden. Auch als es zu einem kleinen Spiel kam, wurde ich einfach akzeptiert. In der Pause ging ich zu Kiba und nahm mir eine der Flaschen mit Wasser, die er verteilte. „Sollte nicht ein Trainer auftauchen?“, erkundigte ich mich bei ihm. „Ja, aber man kann sich nie darauf verlassen, ob er wirklich kommt. Meist kommt er kurz vor Ende des Trainings“, grinste er etwas. „Er kommt immer zu spät, egal ob es das Training oder das Spiel ist. Aber einen anderen Trainer bekommen wir nicht und wir sind an sich auch mit dem Ergebnis zufrieden, das er durch die Anwesenheit erzielt.“ „Was ist er so für ein Mensch?“ „Außer, dass er immer zu spät kommt, kann man sich immer auf ihn verlassen und er macht das, was er soll, auch richtig“, lachte Kiba weiter. „Aber wie heißt es so schön: Wenn man vom Teufel spricht.“ Er deutete in eine Richtung, wo ein Mann um die dreißig, vielleicht auch fünfunddreißig, lässig angeschlendert kam. „Kakashi Hatake ist euer Trainer?“, schluckte ich und presste die Kiefer zusammen. „Ja. Du kennst ihn?“, sah Kiba mich fragend an. „E-Er… ist mein Klassenlehrer...“, flüsterte ich und sah zu Boden. 'Das ist natürlich jetzt … doof', ging es mir durch den Kopf. 'Wie soll ich ihm das erklären?' Kapitel 4: Kapitel 04 - Narus Sicht ----------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Naru's Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich sah meinen Lehrer einfach nur fassungslos an. „Tut mir Leid, dass ich zu spät bin“, erklärte Kakashi und stellte sich einfach mit zur Gruppe und ließ sich auf den neuesten Stand der Dinge bringen. Als er mich erblickte, sah er mich mit großen Augen an: „Was machst du denn hier?“ „I-Ich … bin zum Probetraining eingeladen wurden...“, erklärte ich kurz. „Es ist trotzdem eine lange Geschichte.“ „Das kannst du mir nachher noch erzählen“, sagte er und meinte dann zum Team, dass wir noch zwei Runden laufen sollten, bevor wir noch einige Übungen machen sollten. Nachdem ich mich umgezogen hatte und die anderen bereits weg waren, wartete Kakashi vor der Umkleide und sah mich fragend an. Ich ging mit gesenktem Blick auf ihn zu und blieb schweigend vor ihm stehen. „Also… Du willst mir mit Sicherheit einiges erklären“, forderte Kakashi mich zum Reden auf. „Ich…“, begann ich und suchte nach den richtigen Worten. „Ich fühl mich nicht als Mädchen… Ich wollte einmal als Junge leben… Einmal als Junge wahrgenommen werden...“ „Was sagt deine Mutter dazu?“, fragte Kakashi und fuhr sich über das Kinn, als würde er nachdenken. „S-Sie… weiß noch nichts davon“, stammelte ich und spielte an meinem Shirt herum. „Ich… habe Angst, mit ihr zu reden...“ Kakashi schwieg und wartete einige Momente. „Ist es denn nur eine einmalige Sache oder willst du dauerhaft als Junge leben? Fühlst du dich so denn wohler?“, sprach er ruhig, als er sich wieder zu Wort meldete. „Ich weiß nicht... Ich weiß, dass ich so, wie es jetzt ist, nicht weiter leben will und nicht kann. Ich denke, es ist nicht nur einmal. Ich komme mit der Veränderung von meinem Körper nicht klar. Ich komme nicht mit mir und meinem Leben klar. Ich komme nicht damit klar, wie man mich behandelt und wie man mich wahrnimmt. Ich nehme an, dass ich als Junge leben will. Haben Sie eine Ahnung, wie man damit umgehen kann oder was es überhaupt ist?“ „Nun ich hab so etwas schon mal gehört. Ich glaube, es nennt sich Transsexualität. Ich würde sagen, du recherchierst mal im Internet. Vielleicht findest du ja auch ein Forum, wo du Gleichgesinnte findest. Du solltest dir darüber klar werden, was du möchtest. Wenn du dich hier als Junge ausprobieren möchtest und mit den anderen zusammen spielen willst, dann ist es okay. Ich sage nichts.“ Er schwieg erneut kurz, bevor er weiter sprach: „Aber, ob du zum Turnier demnächst kannst, muss ich mich erkundigen. Du kannst jedenfalls immer zu mir kommen, wenn etwas ist. Aber du solltest auch deiner Mutter alles erzählen. Hat sie sich denn nicht gewundert, als du deine Haare abgeschnitten hast?“ „Bisher hat sie nichts gesagt, aber wir hatten immer nur ein paar Minuten zusammen gehabt. Sie war bisher immer arbeiten, wenn ich nach Hause kam und ich hatte es vermieden früh nach Hause zu kommen. -Es tut mir Leid, dass ich Ihnen Probleme bereite, also wegen dem Turnier…“, murmelte ich leise und sah noch immer zu Boden. „Außerdem soll es ja nur erst einmal ein Probetraining sein. Es hat sehr viel Spaß gemacht, auch wenn es sehr anstrengend war. Ich möchte darüber nachdenken, ob ich wieder zum Training komme oder nicht… Aber bitte, nennen Sie mich Naruto, wenn ich hier wieder auftauchen sollte…“ „Klar, werde ich machen. Und jetzt sieh zu, dass du nach Hause kommst, es ist schon spät“, legte mir Kakashi aufmunternd eine Hand auf den Kopf und wuschelte durch das kurze Haar. „Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben und mir geholfen haben“, verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg nach Hause. Kapitel 5: Kapitel 05 - Narus Sicht ----------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Naru's Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   „Hey, warte mal“, rief man mir nach und ich drehte mich zu der Person um, die gerade auf mich zukam. „Du hast zuvor noch kein Fußball gespielt, oder?“ „I-Ich hab als Kind allein gespielt“, erwiderte ich ertappt und sah ihm kurz in die tiefschwarzen Augen. „Hat man es so deutlich gemerkt?“ „Nein, ich wollte nur fragen. Aber an sich müsstest du noch an deiner Technik feilen, aber das bedarf viel Training, wenn du zu uns in die Mannschaft kommst“, erklärte der Schwarzhaarige. „Wie heißt du, wenn ich fragen darf?“, sah ich ihn weiter an. „Sasuke Uchiha“, lächelte er mich leicht an und ich merkte, mein Herz begann schneller zu schlagen. Hatte schon mal jemand solch ein schönes Lächeln? Ich schluckte und nickte einfach nur, da ich nicht wusste, was ich sagen sollte. „Wolltest du nicht eigentlich nach Hause? Du hast hier nicht geduscht...“, meinte er und zog eine Augenbraue nach oben. „Oh… Ja, der Trainer hatte noch mit mir gesprochen und mich vom Gehen abgehalten. Ich werde aber jetzt gehen. Vielleicht sieht man sich ja noch einmal?“, sah ich zu Boden und schloss die Augen für einige Sekunden. „Ich hoffe doch, dass wir uns wieder sehen“, lächelte er mich noch einmal an. Die ganze Zeit hatte er nicht ein einziges Mal gelächelt und jetzt hörte er fast gar nicht mehr auf. Es war fast so, als wäre ich in einem Traum gewesen und würde einfach nicht aufwachen. Er hatte doch tatsächlich das beste Lächeln, dass ich je gesehen hatte und so viele Menschen hatte ich noch nicht Lächeln gesehen. Auf dem Weg nach Hause ließ ich meine Gedanken zum Gespräch mit Kakashi gleiten. Ich sollte mit meiner Mutter reden. Ich hab es bisher immer vermieden mit ihr zu reden. Wie sollte ich das anstellen?   „Mama, kann ich mal kurz mit dir reden?“ „Klar, um was geht es denn Naruko, mein Liebling?“   Liebling sagte sie immer zu mir, wenn sie der Meinung war, es wäre nötig.   „Ich fühle mich nicht als Mädchen. Ich wäre lieber ein Junge.“ „Aber wie? Was ist los?“ „Ich fühle mich in meinem Körper nicht wohl. Ich bin … nicht ich. Ich bin nicht Naruko, so wie du mich bei meiner Geburt genannt hast.“ „Das verstehe ich nicht… Hast du dir deswegen die Haare abgeschnitten? Ich wollte bisher nichts sagen...“   Als Antwort würde ich einfach nur nicken und nichts sagen.   „Versuch doch erst einmal, dich etwas femininer anzuziehen, dich weiblicher zu geben und lass dir die Haare wieder wachsen. Du wirst dich irgendwann wohl darin wohl fühlen und auch als Frau. Versuch deine weibliche Seite zu suchen, sie lieben zu lernen und zu akzeptieren. Dann… brauchst du doch… nicht diesen Weg gehen… Versuch es doch erst einmal...“   Ich wusste, dass solch eine Aussage kommen würde und überlegte mir schon einmal eine passende Antwort dafür.   „Ich fühle mich aber nicht wohl, wenn ich lange Haare habe! Ich habe die ganzen Jahre versucht mit den Haaren klar zu kommen! Ich habe versucht, mich zu verstellen, damit du dich wohl fühlst! Damit du keine Bedenken hast! Ich kann das nicht mehr! Ich … kann es wirklich nicht mehr.“   Ich würde auf die Knie sinken und hoffen, dass sie es versteht und sie meine Verzweiflung sieht. Ich blieb stehen und sah in den Himmel, der sich mittlerweile dunkel gefärbt hatte und vereinzelt Sterne hinter den Wolken hervor blitzen ließ. Mir stiegen Tränen in die Augen. „Ich… schaff das nicht“, presste ich die Kiefer aufeinander und ließ mich an einer Hauswand zu Boden gleiten. „Ich… hab nicht die Kraft dafür.“ Heute würde meine Mutter in die Spätschicht gehen und ich musste nur warten, bis sie aufgebrochen war, damit ich nach Hause gehen konnte. Mein Magen zeigte mir, dass ich Hunger hatte, in dem er sich bemerkbar machte. Noch dazu machte es mir zu schaffen, dass ich noch immer nicht genau wusste, was mit mir los war. Ich zog das Smartphone aus der Hosentasche und strich über den Bildschirm, damit ich es benutzen konnte. Mit wenig Aufwand kam ich zu Google und gab den Stichpunkt Transsexualität ein. „Transsexualität oder Transsexualismus eines Menschen, wird von den Trägern dieser Eigenschaft als das Wissen bezeichnet, nicht das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht zu haben“, las ich leise vor, nachdem ich einen Link zu Wikipedia gefunden hatte. Ich ließ meine Augen weiter über den Text gleiten und entdeckte folgenden Satz: „Menschen, die physisch weiblich sind, aber eine männliche Geschlechtsidentität haben, werden häufig als Frau-zu-Mann-Transsexuelle oder Transmänner bezeichnet.“ Also war ich ein Transmann, wenn ich mich im weiblichen Körper nicht wohl fühlte? Nein, diese Suche konnte ich nicht auf zu Hause verschieben, denn ich wollte jetzt wissen, was mit mir los war. Kapitel 6: Kapitel 06 - Narus Sicht ----------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Naru's Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Die Tage vergingen und ich vermied es, so weit es mir möglich war, meiner Mutter zu begegnen. Sie hatte mich bereits mehrfach gefragt, was mit mir los und ob alles in Ordnung war, aber ich hatte nie darauf geantwortet. Ich kam gerade in die Küche, als meine Mutter sich zu mir umdrehte und breit lächelte: „Liebling, wir sind am Wochenende bei den Kamisawas zum Grillen eingeladen. Wir sollten unbedingt vorher noch shoppen gehen. Du brauchst unbedingt ein neues Kleid. Ich hab da neulich ein ganz zauberhaftes gesehen. Es war weiß und hatte große bunte Blüten drauf. Das wird dir bestimmt richtig gut stehen.“ Ich fiel aus allen Wolken, als ich ihren Worten lauschte und musste mich an einem Stuhl festhalten, damit ich nicht wirklich hinfiel. Meine Kiefer pressten sich auf einander und ich sah zur Seite. „Mama, ich will kein Kleid und schon gar nicht will ich mit zu den Kamisawas... Ich mag sie nicht. Außerdem ... muss ich mit dir reden...“ Der letzte Satz fiel mir am schwersten, denn ich hatte endlich eingesehen, dass ich mich ihr nicht länger vorenthalten konnte. „Was ist denn meine Süße. Du bist so anders in letzter Zeit. Hast du Liebeskummer? Oder ist irgendwas in der Schule passiert?“, trocknete sie sich die Hände an einem Handtuch ab und drehte sich nun vollkommen zu mir um. Ich atmete tief durch und überlegte was ich sagen sollte. „I-Ich habe keinen Liebeskummer... und ich habe auch keine Probleme in der Schule... Sondern eher mit mir selbst... Ich habe Probleme mit mir und meinem Körper, mit meinem Leben... Ich... Ich komm nicht damit klar, dass ich ein Mädchen bin...“ Sie kam auf mich zu und wollte mich in den Arm nehmen, doch ich ließ es nicht zu, denn ich wich einige Schritte zurück: „Ach Süße. Du wirst langsam zur Frau. Das ist eine große Veränderung, das weiß ich.“ Ich wusste, dass sie von nichts eine Ahnung hatte und sie mich vollkommen falsch verstehen würde. Ich sah sie entsetzt an: „Das hat doch mit der Pubertät nichts zu tun! Ich fühle mich unwohl, auch wenn es an manchen Tagen schlimmer ist als sonst. Ich möchte ein Mann sein! Ich möchte den Weg der ... Geschlechtsangleichung gehen! Ich möchte als Mann leben.“ Ihre Augen wurden groß und sie sah mich skeptisch an. „Was redest du denn da? Du bist ein Mädchen und kein Mann! Das kann man nicht einfach ändern!“ Ich versuchte mich zu beruhigen, denn mich regte dieses Gespräch einfach auf. „Es ... ist möglich! Man kann seinen Vornamen und den Personenstand ändern! Ich weiß, dass man sich operieren lassen kann! Ich weiß, dass es Hormone gibt, die man bekommen kann!“ Meine Mutter lehnte sich an den Esstisch und sah kurz zu Boden, als würde sie dieses Mal überlegen, was sie sagen sollte. Als sie wieder zu mir blickte, meinte sie: „Naruko, du bist mitten in der Pubertät. Da passieren Veränderungen mit dir, die dich vielleicht verwirren. Deine Brüste wachsen, du bekommst deine Periode, Jungs werden interessant und das alles auf einmal. Aber deshalb lässt man sich nicht gleich operieren. Hast du irgendwelche Probleme? Ärgern dich deine Mitschüler? Oder hast du Regelbeschwerden? Vielleicht sollten wir mal zum Frauenarzt gehen. Mit der Pille reguliert sich das und du bist auch auf deinen ersten Freund vorbereitet.“ Sie verstand mich immer noch nicht. Ich seufzte lautstark und sah kurz zur Uhr, da ich gleich in die Schule gehen musste, damit ich nicht zu spät kam. „Mama! Ich habe keine Probleme mit den anderen! Ich habe Probleme mit mir! Ich komme mit mir nicht klar! Ich … bin kein Mädchen! Ich bin ein Junge, der im Frauenkörper steckt! Verstehe mich doch! Ich kann … so nicht weiter leben! Ich bin das hier nicht!“ Sie sah mich überrascht an, da ich auf einmal laut geworden war, außerdem schien sie langsam zu verstehen, was ich sagte. „Ist ja gut, jetzt schrei nicht so. Okay, wenn du das so siehst, dann sollten wir irgendetwas machen, damit wir Klarheit bekommen. Was schlägst du vor, was wir machen könnten? “ „Ich sollte mir einen Psychologen suchen, der mir hilft, dass Richtige zu tun und dann keine Ahnung...“, seufzte ich leise. „Ein Psychologe ist notwenig, denn man muss eineinhalb Jahre, also achtzehn Monate in Begleittherapie sein, damit die Operationskosten von der Krankenkasse übernommen werden.“ Meine Mutter sah mich dieses Mal mit einem kleinen Lächeln an. „Ein Psychologe? Vielleicht ist das keine schlechte Idee. Egal was es ist, du scheinst nicht damit klar zu kommen und ich weiß auch nicht, was ich tun kann. Vielleicht kann er ja Klarheit verschaffen. Weißt du was, ich nehme mir heute frei und wir suchen dir nach der Schule einen, in Ordnung?“ „Okay, a-aber ich muss zur Schule… Bis später“, sagte ich leise, nachdem ich noch einmal zur Uhr gesehen hatte und feststellte, dass ich doch schon ziemlich spät war. „Bis heute Nachmittag, Liebling“, hörte ich meine Mutter noch sagen, bevor ich zur Tür hinaus rannte und mich auf den Weg zur Schule machte. Ich hatte mich im Internet in verschiedenen Foren angemeldet und mich so informiert, wie alles ablaufen würde, außerdem hatte ich mich über verschiedene Plattformen in einigen Gruppen über das Thema informiert. Ich hatte festgestellt, dass ich mit diesem Problem nicht allein auf der Welt war. Es gab viele andere, die dasselbe Schicksal durchleben mussten. Kapitel 7: Kapitel 07 - Narus Sicht ----------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Naru's Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Als ich in der Schule ankam und mich auf meinen Platz fallen ließ, starrten mich alle Mitschülerinnen und Mitschüler an. „Was glotzt ihr so?“, ging ich sie an. „Naja, ich hab da so was gehört“, beugte sich Kabuto, ein Mitschüler von mir, der mich gerne ärgerte, vor und stützte sich mit den Händen auf meinem Tisch ab. „Und was willst du gehört haben?“, zog ich eine Augenbraue verwirrt nach oben. Es gab an sich nichts, das mich beunruhigen könnte oder mich beeinträchtigen konnte. „Hab da gehört, dass du so etwas wie 'ne Transe bist“, gab er von sich. „Nur halt eben kein Kerl in Weiberklamotten.“ „Wie kommst du denn auf so einen Schwachsinn?“ Wer hatte mich verraten? Wer wusste davon? Hatte Kakashi etwas gesagt? Ich würde es ihm allerdings nicht zutrauen... Konnte meine Mutter ihre Klappe nicht halten? Hatte sie es einer ihrer Arbeitskolleginnen gesagt? Wenn sie es gewesen war, wieso hatte Kabuto jetzt schon diese Information? Ich verstand es nicht… Ich verstand es wirklich nicht... „Dann willst du mir jetzt das Gegenteil sagen und mir weiß machen, dass du ein ganz normales Mädchen bist oder wie auch immer du dich bezeichnen möchtest? Wieso trägst du dann keine Röcke, wieso hast du kurze Haare und auch sonst bist du nicht wirklich Ladylike.“ „Ach, halt die Klappe. Außerdem ist es doch egal, ob ich Röcke oder ob ich meine Haare kurz trage. Mein kleiner Cousin hat mir halt Kaugummi ins Haar geschmiert“, versuchte ich ihn mit einer Ausrede zum Gehen zu überreden. „Und jetzt lass mich in Ruhe!“ Er lachte finster und gab sich zwar nicht mit meiner Antwort zufrieden, aber er ging dennoch zu seinem Platz und ließ sich auf den Stuhl fallen. Augenblicklich standen einige Mädchen um ihn herum und lächelten ihn bereitwillig an. Es kotzte mich an, dass sie ihre Beine für ihn breit machten und sich nur zu gern öffneten. Ich versuchte sie auszublenden, doch es war nicht wirklich möglich und um mich doch irgendwie abzulenken, überlegte ich, woher Kabuto so etwas wusste. Entweder hatte Kakashi und mich jemand belauscht und es weiter erzählt oder er hatte mich irgendwann gesehen, als ich im einzigen Kleidungsladen der Stadt in der Männerabteilung etwas gekauft hatte. Aber was interessierte es mich, denn irgendwann musste ich mich sowieso outen, denn ich wollte nicht weiter als Naruko leben. Ich wollte endlich als Naruto leben. In der Mittagspause verzog ich mich auf den hinteren Teil des Schulhofs und ließ mich unter einem Baum auf die Wiese sinken. Ich setzte mir meine Kopfhörer auf und schaltete die Musik über mein Handy an, bevor ich mich in den Weiten des Internets bewegte. Ich suchte nach Psychologen, die mich auf meinem Weg begleiten könnten. Ich schrieb einige E-Mails und hoffte, dass ich die richtige Formulierung genommen hatte und es nicht falsch ankam. Jetzt hieß es für mich nur noch, auf Antworten zu warten. Kapitel 8: Kapitel 08 - Sasus Sicht ----------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasu's Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   „Hey, Naru“, rief ich ihm hinterher, als ich ihn in der Stadt in der Menschenmenge sah und quetschte mich durch die Masse. „Kommst du heute Abend wieder zum Training?“ „Sasuke...“, stammelte er leise vor sich hin und sah zu Boden. „Ich… nehme mal an, dass es kein Problem sein sollte. Ich weiß nicht, ob meine Mutter etwas dagegen hat oder nicht.“ „Dann frag sie doch einfach“, schlug ich vor und blickte ihm aufmunternd entgegen. „Ja, werde ich machen, wenn sie aus dem Laden raus kommt. Ich will dich nicht weiter aufhalten.“ Sein Blick war noch immer auf den Boden geheftet und erhob sich nicht einmal, als ich mich von ihm verabschiedete und langsam nach Hause ging.   „Ich bin wieder da“, rief ich in den Flur des Anwesens hinein und erwartete keine Antwort, allerdings kam mir mein Bruder entgegen und grinste breit über das Gesicht. Fragend starrte ich ihn stumm an und hoffte, er würde mir sagen, was los war, bevor ich nachfragen musste. Er gab mir auch erfolgreich eine Antwort: „Ich glaub, ich bin verliebt und ich hoffe, es ist nicht schlimm, wenn ich in nächster Zeit abends nicht so oft zu Hause bin.“ „Freut mich für dich. Nimm dir die Zeit, die du brauchst“, sagte ich freundlich, als ich meine Schuhe auszog und sie ordentlich hinstellte. „Erzählst du mir etwas über diese Person, die dein Herz erobert hat?“ „Vorerst noch nicht, kleiner Bruder, aber vielleicht bald“, wuschelte er mir durch das Haar und verschwand dann wieder im Wohn- und Essbereich des Hauses. Ich ging in mein Zimmer und ließ mich auf das Bett fallen. Ich war erledigt. Ich wollte einfach nur noch schlafen. Doch ich konnte nicht. Nachher musste ich noch zum Training. Aber eine Frage hatte ich trotzdem: Wieso hatte mich Naruto vorhin nicht angesehen? Wieso musste er seine Mutter, um Erlaubnis bitten, wenn er zum Fußballtraining wollte? Irgendwie leuchtete es mir noch nicht wirklich ein…   Am Abend ging ich zum Training und rief durch den Flur: „Bis später und bin dann mal weg.“ „Viel Spaß“, bekam ich von meinem Bruder eine Antwort. Als ich beim Trainingsplatz ankam, zog ich mich schon einmal in der Umkleide um und fing an, mich aufzuwärmen. „Sasuke“, rief Kiba mich zu sich und ich lief ohne Umwege zu ihm. „Ja?“, erkundigte ich mich und versuchte dabei leicht gelangweilt zu klingen. „Du wirst beim Training ein Auge auf Naruto werfen, damit er sich optimal entwickelt. Du weißt, worauf es ankommt und, was er bis zum Turnier auf dem Kasten haben muss“, erklärte er mir und erwartete keine Widerrede. „Mir egal“, sagte ich und zuckte mit den Schultern. „Wenn ich es machen soll, dann werde ich es wohl tun müssen.“ „Er wird nicht am Turnier teilnehmen“, sagte Kakashi und trat zu uns. „Sie sind ja schon da“, stellte Kiba fest. „Aber wieso wird er nicht teilnehmen?“ „Der Manager vom Turnier meinte, er wäre noch nicht lang genug bei der Mannschaft und könnte deswegen nicht mitspielen. Irgendwas wegen dem Zusammenhalt und dem Vertrauen, das erst aufgebaut werden muss oder so…“ „Das ist doch Schwachsinn!“, protestierte mein Teamchef und stemmte die Hände in die Hüften. „Das können die doch nicht machen! Er ist genauso ein Mitglied des Teams, wie jeder andere!“ „Wenn der Manager das sagt, dann ist es eben so. Da können wir nichts daran ändern“, sagte ich ruhig, sah auf die Uhr und hoffte, dass Naruto bald auftauchte, damit wir mit dem Training anfangen konnten. Auch wenn ich wartete, Naruto kam nicht und irgendwie stimmte mich diese Tatsache traurig.     Kapitel 9: Kapitel 09 - Narus Sicht ----------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ● „Was grinst du so merkwürdig?“, fragte Sasuke mich mit hochgezogenen Augenbrauen, als ich die Umkleide des Teams betrat.   Meine Nervosität stieg von Sekunde zu Sekunde mehr, als ich eine unbekannte Nummer auf dem Display meines Handys sah. „Uzumaki“, meldete ich mich und hoffte, es war niemand fremdes. „Guten Tag, Poulsen mein Name. Sie hatten mir eine E-Mail geschrieben, mit der Bitte um einen Termin.“ Es war eine Psychologin! Oh mein Gott! Ich versuchte meinen Atem zu beruhigen und meine Stimme wiederzufinden: „Ja, genau.“ „Ich kann Ihnen sagen, die Wartezeit beträgt meist einige Monate...“ Sie unterbrach kurz ihre Worte. „… aber ich kann Ihnen auch sagen, dass jemand die Therapie bei mir beendet hat und ich gern mit Ihnen einen Termin vereinbaren möchte.“ „Okay, gern“, konnte ich es immer noch nicht wirklich fassen. „Gehen Sie noch zur Schule? Oder arbeiten Sie?“, erkundigte sich die Psychologin bei mir. „Ich bin noch Schüler, aber in vier Wochen sind Ferien. Da habe ich also den ganzen Tag Zeit, falls Sie da noch einen Termin frei haben...“ Sie nannte mir ein Datum und eine Uhrzeit, welche ich kurz bestätigte. Mit wenigen Worten beendeten wir das Gespräch. Ich gab sofort, in der Angst etwas zu vergessen, den Termin in mein Handy ein. Ich hatte natürlich noch gefragt, ob meine Mutter mitkommen musste oder nicht, aber sie musste nur wegen einigen Unterschriften dabei sein, allerdings nicht bei den Gesprächen selbst.   Ich dachte an diesen Anruf heute Morgen zurück, als ich meine Mundwinkel ungewollt zu einem Grinsen verzogen hatte. „Weiß nicht“, gab ich gespielt unwissend und mit den Schultern zuckend zurück. „Ich weiß nicht mehr, was ich gerade im Kopf hatte. Ist doch eigentlich auch egal...“ Kiba, der das Gespräch mitbekommen hatte, meldete sich nun auch zu Wort: „Bestimmt an eine Frau?“ Mit dem Ellenbogen knuffte er mir leicht in die Seite. „Vielleicht“, begann ich zu lachen und war froh, dass sie es jetzt dabei beließen und Ruhe gaben. „Warum warst du eigentlich beim letzten Training nicht dabei?“ „Meine Mutter hat mich nicht aus dem Haus gehen gelassen“, sagte ich und sah auf den Boden. So ganz stimmte es allerdings nicht, denn ich hatte sehr starke Schmerzen im Unterleib und konnte mich kaum bewegen. Aber das mussten die Beiden ja nicht wissen, schließlich wussten sie ja nicht, dass ich biologisch gesehen eine weibliche Person war. „Die ist doch doof“, schmollte Kiba etwas, begann dann aber zu lachen, als ich ihn wieder ansah. „Aber jetzt bist du wieder hier und dein neuer Trainingspartner hat dich sehnsüchtig erwartet.“ Mit diesen Worten klopfte er Sasuke mit der Handfläche kräftig auf den Rücken, weswegen er nur einen tötenden Blick erntete. „Trainingspartner?“, fragte ich Sasuke und zog eine Augenbraue nach oben. „Ich soll ein Auge auf dich haben und dich trainieren, so dass du am Turnier teilnehmen kannst, wenn es sein muss“, erklärte er mir. „Turnier?“, fragte ich, als würde ich auf irgendeiner Leitung stehen, die mein zusammenhängendes Denken blockierte. „Was für ein Turnier?“ „Das Turnier, indem die beste Jugend-Schulmannschaft der Stadt gewinnt.“ Jetzt legte sich langsam ein Schalter in meinem Kopf um, damit ich auch die Zusammenhänge verstand. „Wann ist das Turnier?“ „Es ist in sechs Wochen“, lehnte sich Sasuke an die Wand der Umkleide. „Und du musst noch einiges lernen, wenn du wirklich mit uns mithalten willst. Es ist nicht böse gemeint, aber man merkt dir an, dass du noch nie Sport gemacht hast, geschweige denn irgendetwas anderes für deine Fitness.“ Autsch, das tat weh. „Ich bin fit wie ein Turnschuh… Naja, ein abgetragener Turnschuh, nach zehn Jahren in der Altkleidersammlung, auf dem Grund des Meeres...“ „Na also. Ich sag doch, wir müssen an dir arbeiten“, zuckte er gelangweilt mit den Schultern. „Lass uns lieber anfangen, bevor es zu spät ist.“ Er scheuchte mich auf den Platz und gab mir Anweisungen, was ich machen sollte. Allerdings musste ich auch noch am normalen Training teilnehmen. Als es vorbei war, ließ ich mich auf das kühle Gras fallen und atmete schwer, wenn man es so bezeichnen konnte. Ich dachte, ich würde jeden Moment sterben. Nicht einmal ein Sauerstoffzelt würde mir helfen können. „Komm, du hast es für heute geschafft. Du solltest dich jetzt umziehen und dann nach Hause gehen“, hielt der Schwarzhaarige mir die Hand entgegen, welche ich nur zu gern nahm und mich auf die Beine ziehen ließ. „ … für heute?“, erkundigte ich mich, immer noch nicht wirklich auf dem Boden der Tatsachen zurückgekommen. „Dachtest du, du trainierst nur drei Mal die Woche?“, sah er mich von der Seite an und lief mit mir zurück zur Umkleide. „Eigentlich dachte ich, es würde reichen. Ich bin ja jetzt schon fast gestorben“, beschwerte ich mich leicht schmollend. „Du willst doch nicht etwa garantieren, dass ich schon mit sechzehn, fast siebzehn, sterbe!“ „Du wirst nicht sterben. Außerdem … so schlimm kann es nicht sein, denn du kannst wieder reden und vor allem kannst du dich beschweren“, schüttelte er den Kopf und ich trat mit ihm in die Umkleide. Außer uns beiden war niemand mehr hier. Wie lang hatte ich auf dem Boden gelegen und nach Luft geschnappt? Wie lange lag ich dort und wie lange hatte ich gebraucht, um die Welt um mich herum wieder wahrzunehmen? Ich ging zu meinem Spint und nahm meine Kleidung heraus. Über die Schulter sah ich Sasuke dabei zu, wie er es mir nachmachte und seine Kleidung zurechtlegte. Er zog sein Trikot aus und ich merkte, wie die Hitze in meine Wangen stieg und ich rot wurde. Doch ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Ich konnte nichts anderes tun, als ihn einfach anzustarren und seinen muskulösen Rücken zu bewundern. „Ist was?“, fragte er mich, als er bemerkt hatte, dass ich zu ihm sah. „I-Ich … hab mich nur gefragt, wie … lange es wohl dauern wird, bis ich … so muskulös bin...“, stammelte ich und meine Wangen färbten sich noch mehr in der Farbe einer Tomate. Jetzt blickte ich wieder auf den Boden und schluckte fast schon hörbar. „Wenn du genau das machst, was ich dir sage, und du dich auch an den Trainingsplan hältst, dann dauert es nur ein paar Wochen, vielleicht ein paar Monate, bis man bei dir die ersten Muskeln deutlich sehen kann“, erklärte er mir trocken und drehte sich wieder weg. Er zog sich schweigend um, so dass ich ebenfalls nichts mehr sagte und mich, so schnell es mir möglich war, umzog. Als ich außerhalb der Kabine war, atmete ich die kühle Abendluft tief ein und sah in den Sternenhimmel hinauf. „Es ist schon spät...“, sagte ich, als Sasuke neben mich getreten war und meinem Blick zum Himmel gefolgt war. „Wir sollten nach Hause gehen“, meinte er ruhig. „Wir sehen uns morgen 18 Uhr wieder hier.“ Ich nickte nur und verabschiedete mich von ihm und lief nach Hause. Dort angekommen ging ich leise in mein Zimmer, denn ich wollte meine Mutter nicht wecken und ließ mich für wenige Sekunden auf das Bett fallen. Doch ich rappelte mich, obwohl meine Muskeln schmerzten, wieder auf die Beine und schnappte mir frische Kleidung aus dem Schrank und sprang noch unter die Dusche, bevor ich mich endgültig ins Bett legte, um hoffentlich einen erholsamen Schlaf zu finden.     Kapitel 10: Kapitel 10 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ● „Naruto“, rief Sasuke mir zu und zitierte mich zu sich. „Komm mal bitte her.“ „Was denn?“, kam ich atemlos bei ihm an, als ich meine Aufwärmrunden beendet hatte. „Ich habe mir Gedanken über das weitere Training gemacht“, sagte er und fuhr sich durch das dunkle Haar. Ich konnte meine Augen kaum noch von ihm wenden, als er sich die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht strich. „Ach ja?“, erkundigte ich mich und stützte mich erschöpft auf meinen Oberschenkeln ab. Er erklärte mir einige Sachen, die er geändert hatte und, die er verbessern wollte, und schickte mich wieder los, damit ich weiter meine Ausdauer verfeinern konnte. Ich hatte eigentlich keine Lust auf einen weiteren Ausdauerlauf, da ich keine Kondition hatte und schon gar nicht, wenn ich den Binder trug, der mir zusätzlich das Atmen etwas schwerer machte. Aber wenn ich daran dachte, dass ich in gut drei Wochen meinen Termin bei der Psychologin hatte, dann musste ich lächeln und schöpfte daraus neue Energie.   Als das Training vorbei war, zog ich mich schnell um und ging gerade vom Platz runter, als Sasuke hinter mir her kam und sich zu mir an die Seite gesellte. „Wollen wir noch ein Stück zusammen gehen?“, erkundigte er sich bei mir. „M-Mir egal… Wie du möchtest“, sagte ich schnell und richtete meinen Blick auf den Boden. Ich versuchte meine Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen, damit ich nicht zu hoch sprach. „Aber wieso trainierst du mich eigentlich, wenn ich nicht am Turnier dabei sein darf?“, erkundigte ich mich nach einigen Sekunden, die wir schweigend nebeneinander gelaufen waren. „Ich weiß nicht, was Kakashi plant und, was er sich denkt, aber er meinte, ich sollte dich trainieren und deine fehlenden Muskeln aufbauen“, antwortete er mir und sah in die Richtung der untergegangenen Sonne. „Ich denke, du hast aber schon einen großen Fortschritt gemacht. Du hältst beim Laufen schon wesentlich länger durch, als am Anfang.“ „Wenigstens etwas...“, seufzte ich erleichtert. „Meine Beinmuskeln bringen mich aber trotzdem jedes Mal aufs Neue am nächsten Tag um.“ „Von nichts kommt nichts“, lachte er kurz und sah mich dann aus dem Augenwinkel an. „Wenn du so weiter machst, dann kann ich das Training bald noch einmal umstellen und es auch etwas ruhiger werden lassen. Aber davon abgesehen, morgen hast du kein Training und kannst dich erholen. Was hältst du davon, wenn wir morgen ins Schwimmbad gehen?“ „I-Ich…“, begann ich und blieb stehen. „Du…?“, wollte Sasuke wissen. „Was ist mit dir?“ „I-Ich kann nicht schwimmen“, schluckte ich und sah zur Seite. „I-Ich...“ Sasuke blieb ebenfalls stehen und sah mich etwas erstaunt an. „Du kannst nicht schwimmen? Lernt man das nicht in der Grundschule?“ „I-Irgendwie habe ich da immer gefehlt…“, log ich weiter. Ich konnte ihm schlecht sagen, dass ich schwimmen konnte, aber aufgrund meines biologischen Körperbaus nicht ins Schwimmbad konnte beziehungsweise nicht wollte. „Dann komm doch einfach so mit. Es gibt auch Becken für Nichtschwimmer“, schlug er vor. „Ach, schon gut. Ich denke, wenn es so weit ist, können wir das immer noch mal nachholen...“, lachte ich kurz auf und brach schnell ab, damit ich mich nicht durch mein Lachen verriet. „Wie du magst. Zwingen kann man dich ja nicht“, meinte er und lief dann weiter. Ich sagte nichts weiter dazu und genoss die Ruhe zwischen uns, damit ich ihn mal aus der Nähe betrachten konnte, ohne, dass es auffiel. Ich versuchte mir jeden Zentimeter seines Gesichts einzuprägen, auch wenn ich wusste, dass es zwischen uns nicht funktionieren konnte. Zumindest nahm ich es an, da ich nicht damit rechnete, dass es jemand verstehen würde. „Ich muss hier abbiegen“, sagte ich nach einiger Zeit und blieb stehen. „Okay, dann bis übermorgen beim Training“, verabschiedete sich Sasuke und lief weiter. Ich ging in die Seitenstraße und blieb erneut stehen. Ich wollte ihn noch einmal sehen, noch einmal seine Stimme hören. „Sasuke“, rief ich ihm hinterher und lief noch einmal zurück zur Hauptstraße. „Ja?“, drehte er sich leicht erschrocken um und sah zu mir. „Wollen wir vielleicht Handynummern austauschen, falls es bei mal nicht klappt mit dem Training?“, ging ich zu ihm. „Meinetwegen“, zuckte er mit den Schultern. „Ist gar nicht mal so eine schlechte Idee.“ Er gab mir seine Nummer und ich tippte meine Nummer bei ihm ins Handy. „Okay, dann lasse ich dich jetzt wirklich gehen. Bis übermorgen dann“, ging ich erneut in die Seitenstraße und verabschiedete mich noch einmal von Sasuke. Als ich zu Hause ankam, stellte ich meine Tasche an die Seite und ließ mich für wenige Minuten im Wohnzimmer auf dem Sofa nieder, bevor ich mich doch dazu entschied jetzt noch zu duschen, damit ich es am Morgen nicht machen musste. Ich zog mich im Bad aus und hing meinen Binder zum Trocknen an die warme Heizung, die meine Mutter angeschaltet hatte, damit ihr im Bad nicht kalt wurde, nachdem sie aus der Dusche gestiegen war. Wahrscheinlich hatte sie vergessen, die Heizung wieder auszuschalten oder sie hatte diese extra für mich angelassen. Dadurch, dass sie Spätschicht hatte, war ich gerade allein zu Hause. Ich sprang schnell unter die Dusche und lief noch einmal nach unten, um im Kühlschrank nach etwas Essbarem zu suchen, allerdings fand ich nichts und so nahm ich mir ein paar Chips aus dem Schrank und stopfte sie innerhalb von wenigen Momenten in mich hinein. Es stillte meinen Hunger zwar nicht vollkommen, aber es war für den jetzigen Zeitpunkt erst einmal ausreichend. Ich ging in mein Zimmer und holte mir neue Kleidung aus dem Schrank, die ich schnell anzog, um nicht weiter nur vom Handtuch bedeckt zu sein. Ich sah auf das Display von meinem Handy, welches neben mir lag und stellte fest, dass ich eine Nachricht hatte. Wer wollte denn jetzt noch was von mir? Kapitel 11: Kapitel 11 - Sasus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ● Ich hatte mich gerade zu meinem Bruder gesellt, der sich auf dem Sofa ausstreckte, als ich mein Handy in die Hand nahm und kurz überlegte, was ich schreiben könnte. Ich wollte Naruto etwas schreiben, aber ich wusste nicht genau was. „Hey Naruto. Ich habe noch eine andere Idee, was wir morgen machen könnten. Mein Bruder hat heute zwei Freikarten für den neuen Freizeitpark geschenkt bekommen. Hättest du Lust morgen mit mir dahin zu gehen? Sasuke“, schrieb ich Naruto nach einer Weile. Es dauerte einige Zeit, bis mein Handy vibrierte, und ich eine Antwort erhielt: „Freizeitpark klingt gut. Morgen ist sowieso Samstag. Wann und wo wollen wir uns treffen?“ Ich tippte eine Antwort auf mein Smartphone und lehnte mich zurück. „Ich mach noch etwas zu essen und gehe dann duschen“, sagte ich zu meinem Bruder und riss ihn damit aus dem Halbschlaf. „Okay“, murmelte er und schloss die Augen wieder. Scheinbar hatte er wieder eine dieser Doppelschichten in der Klinik erwischt und war nun vollkommen erschöpft. Ich stand auf und deckte ihn mit einer Decke zu, die zu seinen Füßen lag. Mit einem kurzen Lächeln ging ich in die Küche, machte mir ein Sandwich und ging damit in mein Zimmer. Itachi konnte später noch etwas essen, wenn er wieder wach war. Außerdem war er alt genug. Ich ließ mich auf das kleine Sofa fallen, das neben meinem Bett stand, und schaltete mein Radio mit der Fernbedienung an, um mich etwas abzulenken. Ich musste diesen blonden Jungen aus meinem Kopf bekommen. Ich musste wirklich etwas anderes machen, sonst würde ich meine Gedanken überhaupt nicht unter Kontrolle bringen können.   Am nächsten Morgen stand ich bereits relativ früh auf und stieg erneut unter die Dusche. Ich ließ eiskaltes Wasser über meinen Rücken fließen und stellte seufzend fest, dass es noch immer nichts half. Ich hatte die Nacht von ihm geträumt, doch wollte ich nicht daran denken und es vergessen. Allerdings wusste ich nicht wie…   Nachdem ich zum vereinbarten Ort gegangen war, lehnte ich mich ganz in der Nähe an einen Baum. Jetzt hieß es warten. Warten, dass Naruto hier auftauchte und wir in den Bus steigen konnten, damit wir zum Freizeitpark fahren konnten. Als Naruto außer Atem angekommen war, sah er mich aus seinen hellblauen Augen an und begrüßte mich: „Hey, tut mir Leid, dass ich so spät bin. Ich hab meinen Bus nicht bekommen und musste zu Fuß laufen.“ Seine Augen ließen meinen Atem kurz aussetzen. Ich war fasziniert von ihnen. Wenn ich könnte und wollte, dann würde ich in ihnen versinken. „Kein Problem“, zuckte ich gleichgültig mit den Schultern. „Lass uns zum Bus gehen, bevor wir den auch noch verpassen.“ Ich stieß mich vom Baum ab und lief mit dem Blonden zur Haltestelle. Mich juckte es in den Fingern, seine Hand zu nehmen und ihn festzuhalten. Entwickelte ich gerade Gefühle für diesen Jungen? Ich war doch nicht schwul, oder doch? Ich konnte meine Sexualität noch nicht wirklich eindeutig bestimmen. Ich hielt mich zurück und steckte meine Hände einfach in meine Jackentasche. Als ich neben ihm im Bus saß, sah ich an ihm vorbei aus dem Fenster und stellte fest, dass er relativ zierlich gebaut war. Er war kleiner als ein normaler Junge in unserem Alter. Auch war er sonst nicht wie ein normaler Junge. Irgendwas war an ihm anders, auch wenn ich noch nicht genau sagen konnte, was es war... Kapitel 12: Kapitel 12 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ● Die Fahrt im Bus dauerte eine gefühlte Ewigkeit und ich starrte gebannt aus dem Fenster, in der Hoffnung, ich würde das Ziel bald erblicken. „Ich freue mich irgendwie.“ Ich lächelte Sasuke kurz entgegen und er nickte nur zustimmend. „Es war eine tolle Idee“, lobte er sich selbst. Die Karten hatte er von seinem Bruder bekommen und ich fand es wirklich toll, dass er mit mir in den Freizeitpark gehen wollte. Dabei kannten wir uns ja kaum. Als wir dem Ziel immer näher kamen, breitete sich das Grinsen auf meinen Lippen immer mehr aus und ich strahlte förmlich vor Vorfreude. Noch nie war ich in einem Freizeitpark gewesen und es war das erste Mal, dass ich als Naruto wahrgenommen wurde. Meinen Oberkörper hatte ich unter einem weiten Pullover versteckt und auch die Hose war eine Nummer größer gewählt, damit meine Hüften nicht zu sehr auffielen. Nachdem wir ausgestiegen waren, liefen wir zusammen zur Kasse und lösten unsere Eintrittskarten ein. „Viel Spaß“, lächelte die Kassiererin uns entgegen und reichte uns die Tickets, mit denen wir in den Park konnten. Als wir durch die elektrischen Tore gegangen waren, wollte jemand von uns ein Bild machen und Sasuke stimmte mehr oder weniger widerwillig zu, ließ es dann aber über sich ergehen. „Das Bild findet ihr am Ausgang, wenn ihr den Park verlassen wollt“, lächelte uns auch die Fotografin entgegen. „Okay, danke“, antwortete ich freundlich und zog Sasuke schon zur ersten Attraktion.   Zum Mittag hatten wir uns in einem Restaurant niedergelassen und uns einen kleinen Imbiss gegönnt. „Es ist wirklich toll hier“, stellte ich fest und sah zu meinem Gegenüber. „Danke, dass du es mir möglich machst, hier zu sein.“ „Ach.. Schon gut“, zuckte Sasuke gleichgültig mit den Schultern, als wenn es ihn nicht wirklich etwas anging. „Mein Bruder hätte die Karten wahrscheinlich irgendwann weggeschmissen, wenn er sie mir nicht gegeben hätte.“ Unser Essen wurde gerade zu uns gebracht, als ich sagte: „Dann muss ich mich wahrscheinlich bei deinem Bruder bedanken, wenn ich ihn irgendwann mal kennenlerne.“ Wir aßen schweigend und beobachteten die anderen Menschen, die im Park waren, und machten uns über einige lustig, wenn zum Beispiel die Kleidung nicht zusammenpasste. Spaß musste manchmal sein, auch wenn es den anderen gegenüber nicht gerade fair war. „Meinen Bruder willst du nicht kennenlernen“, meinte Sasuke und nippte an seinem Getränk. „Er ist selten zu Hause. Er arbeitet im Krankenhaus.“ „Arzt oder Pfleger?“ „Er ist angehender Arzt. Momentan ist er im praktischen Jahr.“ „Das klingt doch gut“, freute ich mich für den Bruder von Sasuke. „Ich drück ihm die Daumen, dass es so wird, wie er es sich vorstellt.“ Als wir der Meinung waren, dass unsere Bäuche nicht mehr zu platzen drohten, räumten wir den Tisch ab und liefen noch etwas durch den Park. Wir kauften ein bisschen was Süßes, das wir unterwegs aßen und ich kaufte ein Stofftier, das ich meiner Mutter schenken wollte, wenn ich sie am Abend sah. Als kleines Souvenir, sozusagen. „Ich würde gern den Sonnenuntergang nachher vom Riesenrad aus anschauen, wenn du nichts dagegen hast“, erkundigte ich mich bei Sasuke und sah auf den Boden, denn meine Wangen fühlten sich auf einmal glühend heiß an. Wahrscheinlich hatten sie die Farbe einer Erdbeere angenommen, die reif zur Ernte war und nur darauf wartete, gegessen zu werden. „Mir egal“, sagte Sasuke ruhig und zuckte wieder einmal mit den Schultern. Wir ließen uns kurz auf einer Bank nieder, da ich meinen Schuh neu binden und etwas trinken wollte. Er sah auf sein Handy und tippte eine kurze Nachricht ein. Wahrscheinlich schrieb er seiner Freundin. Jedes Mädchen konnte glücklich sein, jemanden wie ihn, als Partner zu haben. Ich wurde etwas niedergeschlagen, als ich mir vorstellte, wie er jemand anderes an seiner Seite hatte, und es stach mir ins Herz. Dieser Gedanke gefiel mir nicht und ich sah zur Seite. „Alles okay?“, erkundigte sich mein Begleiter. „Mh-hm...“, gab ich nur leise von mir und presste meine Lippen aufeinander. „Alles gut...“ Ich konnte ihm nicht sagen, was mir durch den Kopf ging. Ich konnte mich ihm nicht offenbaren. Ich konnte es ihm einfach nicht sagen. Es … ging nicht. Kapitel 13: Kapitel 13 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich konnte ihm nicht sagen, was mir durch den Kopf ging. Ich konnte mich ihm nicht offenbaren. Ich konnte es ihm einfach nicht sagen. Es … ging nicht. Das waren die letzten Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, bevor wir weiter liefen. Ich sah ihn nicht mehr an. Ich hatte das Gefühl, in meinem Hals würde sich ein riesiger Kloß bilden und dieser würde mir die Luft zum Atmen nehmen. Ich bekam kaum noch Luft. Ich presste die Kiefer zusammen, um nicht zu hyperventilieren oder gar das Bewusstsein zu verlieren. „W-Warte hier. Ich … bin gleich wieder da“, sagte ich und richtete dabei mit einer kurzen Geste Sasukes Aufmerksamkeit auf das Schild für die Toiletten. Ich huschte schnell hinter das Haus und lehnte mich an die kühle Steinwand. Meine Lider schlossen sich und ich versuchte meinen Herzschlag und meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Nach einigen Minuten lief ich wieder zu Sasuke und versuchte ihm ins Gesicht zu sehen, doch ich konnte es noch immer nicht. „Alles gut? Du siehst etwas niedergeschlagen aus...“, stellte der Uchiha fest und ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht...“, murmelte ich leise. Wir liefen weiter und die Stimmung war auf einmal nicht mehr die Fröhliche von vor einigen Minuten, sondern das komplette Gegenteil. „Lass uns zum Riesenrad gehen. Die Warteschlange ist so schon ewig lang.“ Sasuke bekam nur ein Nicken als Antwort von mir. Als wir am Riesenrad ankamen, reihten wir uns einfach in die wartenden Menschen mit ein. Mein Blick war weiter auf den Boden geheftet, als ich gegen jemanden lief und, als ich aufsah, war es Sasuke, der sich mir in den Weg gestellt hatte. „Wo bist du mit deinen Gedanken?“, wollte er wissen. „Du bist seit einiger Zeit nicht mehr gut drauf und ich wollte nichts sagen. Du bist sonst immer so fröhlich und nichts kann dich aus der Fassung bringen. Doch du bist … anders. Irgendwas ist anders.“ „A-Alles gut“, versuchte ich ihn zu beruhigen. „Wirklich.“ „Wenn du das sagst“, ließ Sasuke dieses Thema erst einmal ruhen. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich in der Gondel saßen, schaffte ich es immer noch nicht, ihm in die Augen zu sehen. Ich richtete meinen Blick lieber auf die Umgebung außerhalb der Gondel. Wir drehten eine Runde und das Riesenrad blieb immer mal wieder stehen. Ich wusste nicht, ob es so sein sollte oder, ob etwas anderes der Grund war. Doch der Wechsel der mitfahrenden Personen war nicht der Grund, was ich feststellte, da die Abschnitte zu unregelmäßig dafür war. So langsam überkam mich ein ungutes Gefühl, dass mein Wunsch mit dem Riesenrad zu fahren, ein großer Fehler war. Als die Gondel abrupt stehen blieb, stand ich auf und wollte sehen, was los war. Ich wollte wissen, ob es die wechselnden Passagiere waren oder, ob es wieder dieser unbekannte Grund war. Doch es war der unbekannte Grund. „Setz dich wieder hin. Die machen das schon“, forderte Sasuke mich auf und ich wollte gerade seiner Bitte nachkommen, da setzte sich das Rad wieder in Bewegung. Ich fand keinen Halt und stolperte in Sasukes Richtung. „Ups“, sagte ich mit hochroten Wangen, nachdem ich bemerkte, dass ich auf ihm gelandet war. Ich wollte wieder aufstehen und schnell auf meinen Platz zurückgehen, während er mich festhielt und seinen Griff etwas verstärkte, als ich trotzdem versuchte aufzustehen. „Bleib…“, hauchte er leise und sah mir tief in die Augen, als sich unsere Blicke getroffen hatten. „Bitte…“ Seine Stimme war so liebevoll, wie ich sie noch nie zuvor bei ihm gehört hatte. Sie strahlte eine Zärtlichkeit aus, die ich nicht in Worte fassen konnte. „Wieso?“, wollte ich wissen. „Weil...“, stützte er sich etwas vom Sitz ab und kam mir mit seinem Gesicht näher. Ich wusste, was in Filmen immer in solchen Momenten kam und mein Herz begann schneller zu schlagen, als mir bewusst wurde, dass es für mich kein Entrinnen mehr gab. „Ni-Nicht...“, stammelte ich leise vor mich hin und versuchte mich erneut aus seinem Griff zu befreien, doch es gelang mir nicht. Er hielt mich weiter fest. „Hab keine Angst“, schluckte er kurz und ich merkte, seine Blicke fixierten entweder meine Lippen oder meine Augen. Das meine Wangen die Farbe einer Tomate angenommen hatten, das hatte er wahrscheinlich schon zur Kenntnis genommen und es als überflüssig abgestempelt. Er legte seine Lippen zögerlich auf meine und im ersten Moment war ich vollkommen überfordert mit der Situation, bis ich mich dann einfach auf meinen Instinkt verließ und den Kuss kurz erwiderte. Wir wurden nach einer gefühlten Ewigkeit unsanft voneinander getrennt, als die Gondel sich bewegte. Scheinbar war das Riesenrad wieder einsatzfähig. Auch wenn mir der Kuss gefallen hatte und ich gern weiter gemacht hätte, so ergriff ich doch den Augenblick und ging zurück auf meinen Platz, wo ich zu Anfang saß. Erneut war eine tiefe Stille zwischen uns, die keiner wirklich beschreiben, bezeichnen oder unterbrechen konnte... Kapitel 14: Kapitel 14 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich lief neben Sasuke zum Bus und sah nicht mehr zu ihm. Ich ging ihm erneut aus dem Weg. Ich wollte ihn nicht ansehen, denn ich merkte seine Lippen noch immer auf meinen. Als wir den Park verlassen hatten, warteten wir wieder auf den Bus. Schweigend setzten wir uns nebeneinander und fuhren nach Hause. Wieso hatten wir uns geküsst? Wieso küsste er jemand anderen, wenn er doch eine Freundin hatte? Wieso tat er so etwas? In meinem Kopf schwirrten gefühlt unzählige Fragen umher, die ich nicht deuten und auch nicht wirklich ordnen konnte. Nachdem wir ausgestiegen waren, blieben wir wie angewurzelt stehen und sahen beide auf den Boden. „I-Ich sollte nach H-Hause“, stammelte ich vor mich hin. Allerdings bekam ich von Sasuke keine Antwort, also sah ich zu ihm, um herauszufinden, was wohl in seinem Kopf vorging. Doch ich konnte nichts aus ihm herauslesen, denn sein Blick war leer und ging durch mich hindurch, als er in meine Richtung blickte. „W-Wir sehen u-uns“, sagte ich und drehte mich von ihm weg, um meine Heimreise anzutreten. „Wir sollten den Kuss vergessen. Wir sollten vergessen, dass da was war. Wir sollten einfach diese Zeit im Riesenrad vergessen“, hörte ich Sasuke hinter mir von sich geben. Augenblicklich hatte ich mich wieder umgedreht und ihn wieder angesehen. „Was?“, blinzelte ich verwirrt. „Du hast mich schon verstanden“, begann er. „Dieser Kuss hätte nicht sein dürfen. Du bist ein Junge und ich bin einer! Das kann nicht gut gehen! Es kann … einfach nicht funktionieren!“ Ich wollte sagen, dass ich doch gar kein Junge war, also biologisch gesehen, aber ich entschied mich dafür, nichts zu sagen, denn irgendwie war ich trotzdem ein Junge und schließlich wollte ich den Weg der geschlechtlichen Angleichung gehen. „Wie du meinst“, gab ich traurig von mir und sah wieder einmal zu Boden.   Als ich einfach gegangen war und mich zu Hause in meinem Zimmer eingeschlossen hatte, ließ ich mich auf mein Bett fallen und vergrub mein Gesicht im Kissen. Mir stiegen die Tränen in die Augen, als mir bewusst wurde, was ich getan hatte. Was er getan hatte. Was wir zusammen getan hatten. Der Tag hatte wunderbar angefangen, dann kam dieser Moment, wo ich mir den Schuh zugebunden hatte und wo Sasuke die Nachricht geschrieben hatte. Dann kam dieser Augenblick, wo wir uns geküsst hatten und dann hatte er an der Bushaltestelle gesagt, dass wir den Kuss einfach vergessen sollten. Ich bin einfach abgehauen, ohne etwas dazu zu sagen. Ich konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken und ließ sie einfach laufen, allerdings kam kein Schluchzen über meine Lippen, denn ich wollte nicht, dass meine Mutter mich hörte. „Sind wir noch Freunde?“, schrieb ich eine Nachricht an Sasuke, als ich die Buchstaben auf meinem Handy wieder halbwegs erkennen konnte. Doch eine Antwort erhielt ich nicht. Wahrscheinlich musste er selbst erst einmal darüber nachdenken, was jetzt zwischen uns war oder eher nicht war…   Ich ließ das Training in den kommenden Tagen erst einmal ausfallen, da ich immer noch keine Nachricht von Sasuke erhalten hatte und ihn auch nicht wirklich sehen wollte. Auch in der Schule lief nicht alles glatt, denn ich kassierte eine schlechte Note nach der anderen und dann hatte ich auch noch Stress mit meiner Mutter, weil sie mal wieder einen von diesen … Typen mit nach Hause gebracht hatte. Es war nur wieder einer dieser Typen, der an ihr Geld wollte. Mein Vater war vor einigen Jahren gestorben und meine Mutter hatte nicht schlecht abkassiert, auch wenn sie noch immer sagte, sie würde meinen Vater lieben, hatte sie doch schon einige andere Kerle mit nach Hause gebracht. Ich wünschte, er wäre an diesem Tag nicht an die Arbeit gegangen, dann wäre ich jetzt kein Halbwaise. Ich wurde an diesem Nachmittag von meiner Mutter aus der Grundschule abgeholt und sie hatte hochrote Augen und Tränen rollten über ihre Wangen, als sie mich sah. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was los war. Sie setzte mich ins Auto und fuhr mit mir ins Krankenhaus. Dort angekommen, nahm ich ihre Hand, da ich auf einmal Angst bekam und sich in mir ein ungutes Gefühl breit machte. „Was machen wir hier, Mama?“, hatte ich damals gefragt. „Wir… gehen Papa besuchen“, antwortete sie mir und strich mir mit dem Finger über den Handrücken. „Dem Papa geht es nicht gut.“ Ich wusste noch immer nicht, was mit ihm los war und, als ich ihn dann im Krankenhaus sah, wie er an all die ganzen Geräte angeschlossen war, brach ich in Tränen aus und wollte zu ihm. Ich wollte ihn wecken, damit die Geräte nicht mehr so merkwürdig piepsten. Doch meine Mutter hatte mich festgehalten und mich dann auf den Rand vom Bett gesetzt. Ich sollte ihn nicht stören, denn er musste schlafen. Meine Mutter hatte gemeint, er würde viel Kraft brauchen, damit es ihm bald wieder gut ging. Dieser Augenblick war das letzte Mal gewesen, dass ich meinen Vater lebendig gesehen hatte. Heute wusste ich, dass er in seinem Wagen saß, über eine Kreuzung fahren wollte und ein LKW-Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte. Er hatte das Auto von meinem Vater von der Fahrerseite her erwischt und noch einige Meter mitgeschleift, bevor die beiden Fahrzeuge gegen eine Hauswand prallten.   Als ich mich im Bad an die kühlen Fliesen lehnte und die Augen schloss, kam mir das Gesicht des Uchiha in den Kopf, der mir noch immer nicht geantwortet hatte. Ich merkte seine Lippen auf meinen und seinen Blick, der auf mir geruht hatte, bevor wir uns küssten. Ich merkte seinen Griff, der mich nicht entkommen ließ. Ich wollte es so gern noch einmal spüren, aber ich wusste, ich sollte es vergessen und am besten nicht mehr daran denken. Außerdem hatte Sasuke ja schon eine Freundin, mit wem sollte er denn sonst schreiben? Bei der Nachricht, die er geschrieben hatte, war auf seinen Lippen ein Anzeichen von einem Lächeln zu sehen gewesen. Würde man lächeln, wenn man nur einem guten Freund schrieb? Es gab Momente, da war das der Fall, aber ich war trotzdem der Meinung, dass Sasuke eine Freundin hatte. Wieso sollte er sonst wollen, dass wir den Kuss vergaßen? Wenn er sich nicht sicher war, welcher sexuellen Orientierung er angehörte, dann hätte er es auch sagen können… Kapitel 15: Kapitel 15 - Sasus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Immer wieder glitten meine Gedanken zum Vorfall, als ich im Freizeitpark war und eigentlich den besten Tag meines Lebens hatte. An sich war der Tag wirklich toll, allerdings … Ab einem gewissen Punkt ging es irgendwie nur noch bergab. Doch dann kam der ultimative Höhepunkt, der die Stimmung zum Scheitern verurteilt hatte. Naruto und ich hatten uns geküsst. Ich weiß nicht, wieso ich ihn auf einmal nicht mehr gehen lassen wollte, aber ich konnte ihn einfach mehr von mir weggehen lassen. Er war durch ein abruptes Anhalten des Riesenrads ins Straucheln gekommen und war auf mir gelandet. Er war mir so nah gewesen, dass ich ihn nicht mehr gehen lassen wollte. Sein Körper war eng bei mir und ich konnte meinen Herzschlag hören, der sich durch diese Zusammenkunft beschleunigt hatte.   „Sasuke”, rief mein Bruder durch das Haus. “Hilf mir mal bitte.” „Unterwegs”, antwortete ich und stand widerwillig auf. Als ich bei ihm ankam, sah ich ihn mit einer großen Kiste in der Hand im Wohnzimmer. „Was ist das? Und was willst du damit?” Ich zog eine Augenbraue nach oben. „Ich hab meine alten Unterlagen aus dem Keller geholt und wollte dich mal fragen, ob du mir hilfst, etwas ganz besonderes zu suchen. Vor einiger Zeit hatte sich ein Junge bei mir gemeldet, der mich um Rat gefragt hatte… Allerdings konnte ich ihm zu dem Thema nichts genaues sagen…” „Was für ein Thema? Wenn ich dir schon helfen soll, dann musst du mir schon sagen, um was es geht.” „Es geht um Transsexualität.” „Was ist das?”, fragte ich verwirrt nach. Der Begriff kam mir bekannt vor, allerdings konnte ich ihn nicht einordnen. „Ist das so etwas wie Homosexualität?” „Nein, nicht ganz”, begann mein Bruder und stellte nun endlich die Kiste auf den Fußboden und öffnete sie. Er verteilte die Ordner, Bücher und Hefte, die er in der Kiste gesammelt hatte, um uns herum auf dem Boden. „Transsexualität… Wie soll ich das erklären? Angenommen du fühlst dich in deinem Körper nicht wohl und du fühlst, dass der Körper nicht zu dem passt, was du fühlst… Also … angenommen, du denkst, dass du lieber eine Frau wärst, aber du den Körper eines Mannes hast. Du also Hoden und Penis hast und du doch lieber eine Vagina und Brüste hättest, dann bist du wahrscheinlich transsexuell. Wenn du aber als Frau mit der Vagina und den Brüsten nicht zurecht kommst und du lieber einen Penis, Hoden und Co willst und du dich damit besser fühlst, dich damit mehr identifizieren kannst, dann bist du wahrscheinlich auch transsexuell.” „So etwas wie eine Transe?”, platzte es aus mir heraus, nachdem ich ihm zugehört hatte. „Nein, dass ist wiederum etwas ganz anderes”, lachte Itachi und sah sich die Unterlagen vor ihm an. „Aber das spielt jetzt keine Rolle. Ich hatte mich während meines Studiums zu verschiedenen Bereichen informiert und mir Stichpunkte dazu gemacht, auch zu diesem Thema und genau diese Notizen suche ich… Ich will dem Jungen helfen, so gut es mir möglich ist.” „Du und dein Helfersyndrom…”, seufzte ich und setzte mich zu ihm auf den Boden, damit ich die Unterlagen mit durchsehen konnte. Nach einiger Zeit waren wir fertig und Itachi hatte gefunden, was er gesucht hatte. „Sagst du mir Bescheid, wie es mit dem Jungen weiter geht?”, erkundigte ich mich bei meinem Bruder. „Wenn du das möchtest, dann kann ich das gerne tun”, lächelte er mich an und nickte zustimmend.   Mein Handy surrte in der Hosentasche und ich sah auf das Display. Ich hatte gerade eine Nachricht. „Team-Besprechung. Alle. 15 Uhr. Trainingsplatz.” Die Nachricht kam von Kakashi direkt. Es musste irgendetwas passiert sein. Ich sah auf die Uhr. Ich hatte noch gut eine Stunde, bis ich dort sein musste, also zog ich mich um und lief langsam los, denn zu spät kommen wollte ich nicht. Kapitel 16: Kapitel 16 - Narus Sicht / Kakashis Sicht / Narus Sicht ------------------------------------------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich rannte quer durch die Stadt. Ich war viel zu spät dran und musste mich jetzt wirklich beeilen. -Die Nachricht von Kakashi kam bereits vor einer halben Stunde, aber ich hatte geträumt und die Zeit vergessen. Ich rannte durch die Menschenmengen und quetschte mich durch einige Gruppen hindurch, die mir einfach nicht aus dem Weg gehen wollten. Als ich vollkommen erschöpft den Trainingsplatz vor meinen Augen erblicken konnte, blieb ich kurz stehen und versuchte durchzuatmen.Auf der einen Seite wollte ich Sasuke wiedersehen, was ich gleich auf jeden Fall tun würde, da er im selben Team spielte, wie ich, und doch wollte ich ihn wegen des Vorfalls nicht sehen. Ich stand momentan echt zwischen zwei Stühlen. Seufzend setzte ich meinen Weg fort und musste nach einigen Schritten erneut stehen bleiben. Ich hielt mir den Oberschenkel, da sich in meinem Bein ein Krampf breit machte und mich am weitergehen hinderte. Als ich bei meinen Teamkameraden ankam, sahen sie mich merkwürdig und fragend an, weil ich humpelte. Auch Kakashi sah mich an und legte den Kopf schief. Was ging ihm wohl gerade durch den Kopf?     ● ▬ ▬ ▬ ▬ Kakashis Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Naruto kam gerade noch rechtzeitig an, bevor ich etwas sagen wollte. Dass er humpelte machte meinen Plan nur noch überzeugender. „Ich habe euch hier her gerufen, weil ich euch etwas mitteilen möchte“, begann ich zu sagen und sah in die aufmerksamen Gesichter meiner Schüler. „Um was geht es?“, fragt mich Kiba und konnte seine Ungeduld kaum zügeln. „Es betrifft das Turnier. Ich habe euch eine Ankündigung deswegen zu machen.“ Ich sah, wie sich Naruto an einem Baum abstützte und seinen Oberschenkel massierte. Hatte er sich etwa wirklich etwas gezerrt oder waren die Schmerzen der letzten Trainingseinheiten mit Sasuke zu hart gewesen? Ich kannte die Pläne und ich fühlte mich auf einmal schlecht, denn diese waren wirklich sehr anstrengend und kaum zu bewältigen. „Wir werden spielen, allerdings nicht mit der kompletten Mannschaft.“ Ich wusste noch nicht, wie ich es sagen sollte, aber mir würde noch etwas einfallen. „Wie jetzt? Nicht als komplette Mannschaft? Wollen Sie die Spieler einzeln auf den Platz schicken, damit wir zerstückelt auftauchen?“, lachte Kiba und bekam deswegen von mir einen warnenden Blick zugeworfen. „Nein. Es wird jemand ganz bestimmtes nicht mitspielen.“ Mein Blick ging zu Naruto. Auch die Spieler folgten meinem Blick zu ihm. „Nein! Nein! Nein“, protestierte Kiba lautstark. „Er muss mitspielen! Er ist zu einem wichtigen Teil der Mannschaft geworden! Das geht nicht! Er kann und darf nicht ausfallen!“ Ich blickte zu Sasuke, denn ich hoffte, er würde ebenfalls etwas dazu sagen. Doch ich sollte enttäuscht werden, denn er sah einfach nur stur nach vorn. „Naruto wird nicht am Turnier teilnehmen. Er hat mir heute Morgen einen Krankenschein vorgelegt, der aussagt, dass seine Bänder im Oberschenkel zu stark beansprucht wurden, so dass er in den nächsten Wochen nur noch leichtes Training machen darf und vor allem sollte er nicht am Turnier teilnehmen. Es ist eine zu hohe Belastung.“ Ich versuchte dem Teammitgliedern diese Geschichte so glaubhaft wie nur möglich zu übermitteln. Es klappte auch, denn alle sahen kurz traurig zu Naruto, dann wieder zu mir. „I-Ich… es tut mir L-Leid“, ging Naruto auf das Spiel ein, wirkte trauriger als zuvor und senkte dementsprechend den Blick. „I-Ich versuche bald wieder f-fit zu sein.“ „Dafür kannst du ja nichts. Ich hoffe, du bist bald wieder beim Training dabei“, sagte Kiba und lächelte ihm aufmunternd entgegen. „Du bist ein wichtiger Bestandteil des Teams und es fehlt wirklich jemand, wenn du nicht dabei bist.“ Er machte seine Aufgabe als Kapitän wirklich super. Ich hatte ihn also zurecht zum Kopf der Mannschaft ernannt.     ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Als alle gegangen waren und ich immer noch am Baum lehnte, ging ich zu Kakashi und beobachtete ihn kurz, bevor ich etwas sagte. „Warum haben Sie für mich gelogen?“, erkundigte ich mich. „Ich habe nicht gelogen, denn du hattest vorhin wirklich Schmerzen. Du kannst … aufgrund deines … Problems eh nicht am Turnier teilnehmen, also musste ich mir etwas einfallen lassen, damit du einen Grund hast, nicht teilzunehmen.“ „D-Danke“, gab ich leise von mir und wusste nicht, ob ich mich wirklich für eine Lüge bedanken sollte. „Weißt du schon etwas Neues? Also wie es mit dir weiter geht?“, setzte sich Kakashi in der Umkleide auf eine der Bänke. Ich ließ mich ihm gegenüber auf eine andere Bank fallen und sah zu Boden. „Kommt darauf an, was Sie wissen wollen...“, begann ich. „Wenn Sie wissen wollen, wie meine Mutter es aufgefasst hat, dann kann ich sagen, dass sie damit ihre Probleme hat, aber sie versteht es… Denke ich… Und wenn es darum geht, wie es allgemein aussieht … Ich habe einen Psychologen gefunden, der sich meine Geschichte anhören will und mich unterstützen würde. Der Termin ist in den Ferien.“ Auf meinen Lippen bildete sich ein Lächeln voller Vorfreude. Augenblicklich schlug auch mein Herz schneller, denn die Aufregung stieg in mir, sobald ich an den Termin dachte.   Kapitel 17: Kapitel 17 - Narus Sicht / Sasus Sicht -------------------------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Nachdem mir bewusst wurde, dass Kakashi gerade für mich gelogen hatte, überfiel mich ein schlechtes Gewissen und biss sich in meinem Kopf fest, so dass ich es bis zum Abend nicht mehr von mir abschütteln konnte. In einigen Tagen, für mich war es eher eine gefühlte Ewigkeit, hatte ich mein erstes Gespräch bei der Psychologin. Ich war aufgeregt und wusste noch immer nicht, was ich davon halten sollte. Sollte ich mich freuen, dass es einen Schritt in die richtige Richtung ging oder sollte ich in meiner Nervosität versinken, damit ich nicht mehr klar denken konnte?   Als ich nach Hause gekommen war, hatte ich mir noch etwas zu essen gemacht und mich in meinem Zimmer auf das Bett fallen lassen. Ich aß mein Sandwich, während ich meiner Lieblingsband lauschte. Meine Mutter würde mich manchmal dafür am liebsten umbringen, wenn ich die Musik zu laut drehte und man es im ganzen Haus hören konnte. Doch es war mir egal. Ich mochte es, wenn der Bass so eingestellt war, dass es mein Inneres zum Beben brachte und sich mein Herzschlag etwas anpasste. Meine Lider schlossen sich, als ich den Teller zur Seite gestellt hatte und ich mich vollkommen zurück lehnen konnte.   “Naruto”, hörte ich eine sanfte Männerstimme sagen. “Ja?”, reagierte ich fast schon automatisch. “Ich hab dich vermisst. Wir haben uns schon ziemlich lang nicht mehr gesehen.” Ich öffnete meine Augen und sah meinem Vater in die Augen. Wie sehr hatte ich dieses Blau vermisst? Wie sehr hatte ich dieses Lächeln auf seinen Lippen vermisst? Wie sehr hatte ich es vermisst, seine Stimme zu hören? Ich hatte nur eine Antwort auf diese Fragen: Ich hatte es viel zu sehr vermisst. “Was machst du hier?”, wollte ich wissen. “Ich hab nicht viel Zeit”, sagte mein Vater und legte mir eine Hand auf den Kopf. “Ich möchte dir nur sagen, egal welchen Weg du einschlägst und für was du dich entscheiden wirst… Ich werde dich für immer lieben, denn schließlich bist du mir das Wichtigste auf der Welt. Es ist mir egal, ob du ein Mädchen bist oder ein Junge, denn für meine Liebe spielt das Geschlecht keine Rolle.” “Dad…”, murmelte ich leise und mir wuchs ein Kloß in der Kehle. Ich konnte nichts mehr sagen. Ich konnte einfach nur seinen Worten lauschen und ihn wie gebannt anstarren. Er zog mich in eine Umarmung und drückte mich an sich. “Ich liebe dich”, hauchte er und dann war er wieder verschwunden. Ich öffnete meine Augen und spürte noch immer den Kloß in meinem Hals. Es war nur ein  Traum gewesen. Ich hatte das Gespräch geträumt. Er war nie wirklich hier gewesen. Seine Anwesenheit war nur eine Einbildung von mir.     ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich konnte immer noch nicht glauben, dass Kakashi uns wegen einer solch kleinen Sache zum Trainingsplatz gebeten hatte. Er hätte es auch einfach beim nächsten Training mit ansprechen können. Genervt stapfte ich nach Hause und ließ mich im Wohnzimmer auf das alte Sofa fallen. “Du bist ja schon wieder da”, stellte mein Bruder erstaunt fest und sah kurz von seinen Unterlagen auf.  “Was wollte euer Trainer denn?” “Nichts Wichtiges. Er hat nur verkündet, dass jemand nicht am Turnier teilnehmen kann…”, seufzte ich und nahm die Fernbedienung in die Hand. Allerdings wollte ich eigentlich kein Fernsehen gucken,  sondern einfach nur meinen Gedanken nachgehen. Dieser Naruto ging mir die ganze Zeit durch den Kopf. Es ließ mir keine Ruhe. Ich wollte ihn wiedersehen, auch wenn es momentan zwischen uns kompliziert war. Ich konnte diesen Stillstand nicht länger ertragen. “Warum bist du jetzt so traurig?”   Itachi blickte noch immer zu mir. “Ist doch egal”, spielte ich es als uninteressant ab. “Ich bin nur enttäuscht, dass Naruto nicht am Turnier teilnehmen kann… Dabei hat er so sehr dafür trainiert.” “Naruto…?”, wiederholte er den Namen,  als wenn dieser einer fremden Sprache angehören würde. “Was ist an diesem Namen so merkwürdig?” Ich zog bei dieser Frage eine Augenbraue nach oben. “An sich nichts. Ich habe den Namen nur schon einmal gehört…”, murmelte er leise und sah wieder hinab auf seine Unterlagen. “Ist doch auch egal. Wollen wir zusammen zu Abend essen oder willst du nachher alleine essen?” “Ich mache mir nachher etwas. Ich will nicht der Grund sein, weshalb du zu spät zur Arbeit kommst.” Itachi lächelte sanft und schüttelte den Kopf. “Na gut, dann lass ich dich lieber allein und mache mir etwas zu essen. Du bist wahrscheinlich alt genug, damit du dir selbst etwas machen kannst.” Ich nickte zustimmend, als Itachi das Zimmer verließ und in die Küche lief.   Itachi war nach gut einer weiteren Stunde in die Stadtbibliothek gegangen und dann wollte er gleich zur Nachtschicht ins Krankenhaus. Ich würde ihn also nicht vor dem nächsten Morgen sehen. Ich lief ins Bad und starrte in das matte Gesicht, das mir im Spiegel entgegen blickte. Das Gesicht wirkte traurig, von einer unbekannten Sehnsucht zerfressen und noch dazu vollkommen unglücklich. “Du siehst scheiße aus…”, sagte ich leise zu meinem Spiegelbild. “Egal, was der Auslöser dafür ist, du solltest dich nicht so gehen lassen. Selbst wenn du vielleicht gerade dabei bist, dich in einen Mann zu verlieben…” Kapitel 18: Kapitel 18 - Narus Sicht / Sasus Sicht -------------------------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   „Wir müssen reden“, sagte Sasuke zu mir, als ich trotzdem zum Training gegangen war, obwohl ich laut Kakashi eine Sportbefreiung hatte. „Worüber?“, zog ich verwirrt eine Augenbraue nach oben. „Über … uns.“ Er wirkte unsicher und war sich bei seinen Worten vollkommen unklar, ob sie richtig gewählt waren. Ich sah mich kurz um, ob jemand in der Nähe war, doch die anderen waren schon längst nach Hause gegangen. „Ach ja?“, wusste ich nicht wirklich, was ich darauf antworten sollte. „Dieser Kuss… Dieser Stillstand im Moment...“, begann er und sah kurz zu mir, dann allerdings auf den Boden. „Ich weiß nicht, wie ich es einordnen soll. Ich weiß nicht, wie ich diese Gefühle deuten soll. Es ist alles … so neu. Ich weiß nicht, wie ich es am besten sagen sollte...“ Ich legte den Kopf schief. Was wollte er mir damit sagen? Ich stand irgendwie auf dem Schlauch, aber ich … hatte ein ungutes Gefühl. „Ich … bin...“, sah er zu mir auf und suchte meinen Blick. Als wir uns trafen, unterbrach er den Satz und schluckte. Ich konnte es deutlich an seinem Hals sehen. „Du…?“, versuchte ich ihn wieder zum Reden zu bewegen. „Ich… denke… ich habe mich… in dich verliebt“, stammelte Sasuke und schluckte erneut.     ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich hatte es wirklich gesagt. Ich hatte ihm wirklich gesagt, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Ich konnte es noch immer nicht wirklich fassen. „Was?“, fragte er mich und er wirkte sichtlich verwirrt oder eher überfordert. Ich ließ ihm die Zeit, die er brauchte, um mir eine Antwort zu geben und doch wollte ich, dass er jetzt etwas dazu sagte. „Ich...“, begann er und wich einige Schritte von mir. „Ich… weiß nicht...“ Er wollte davon laufen… Ich hielt ihn an der Hand fest und umklammerte fast sein Handgelenk. „Bleib...“, begann ich. „Bitte.“ Ich sah ihn flehend an und er wirkte, als würde er stehen bleiben und nicht weiter zurück gehen. „Ich… Es ist nicht schlimm, wenn du… nichts dazu sagen kannst. Du musst mir auch jetzt keine Antwort darauf geben.“ Ich schluckte, denn die Worte kamen schwer über meine Lippen. Es zerriss mir gerade fast das Herz. „Es… tut mir Leid“, sagte Naruto und entzog sich meiner Hand. Er drehte sich weg und wollte den ersten Schritt machen, doch ich hielt ihn auf, indem ich ihn von hinten umarmte. „Ich habe das Gefühl, wenn du jetzt gehst, dass zwischen uns alles anders wird...“, murmelte ich leise und legte meine Stirn an seinen Hinterkopf. Seine Haare dufteten nach Shampoo, nach irgendeiner Frucht. Es war ein angenehmer Geruch, nicht zu aufdringlich. Ich wollte mehr davon in mir aufnehmen, also ließ ich ihn noch nicht los. Seine Hand legte sich auf meine und ich schloss die Augen. Ich genoss einfach den Moment, ohne weitere Ansprüche zu stellen. „L-La-Lass es uns versuchen“, stotterte Naruto nach einiger Zeit. „Was?“, blinzelte ich verwirrt, lockerte meinen Griff und ließ es zu, dass Naruto sich in meiner Umarmung umdrehte. „I-Ich weiß nicht, wie es funktionieren soll, a-aber… lass es uns versuchen.“ Mein Herz machte einen großen Freudensprung. Ich bemerkte erst an Narutos verwirrten Blick, dass ich ein breites Grinsen auf den Lippen hatte. Ich konnte nicht anders und besiegelte diese Worte mit einem Kuss. Meine Lider schlossen sich, als ich seine weichen und zarten Lippen an meinen spürte und ich mich etwas an ihn drückte. Er wehrte sich nicht, also nahm ich an, dass es in Ordnung war. Naruto erwiderte den Kuss zögerlich. „Ich liebe dich“, hauchte ich leise, als ich mich nach einigen Momenten von ihm löste. „I-Ich...“, begann der junge Uzumaki, stoppte allerdings und sah zur Seite. „Es ist okay. Meine Liebe reicht für uns beide“, versuchte ich ihn mit einem kurzen Lächeln aufzumuntern. Scheinbar half es, denn er nickte zustimmend. Kapitel 19: Kapitel 19 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich war nun seit einigen Tagen, vielleicht auch schon seit ein paar Wochen mit … Sasuke in einer Art Beziehung. Zumindest wenn man es so bezeichnen konnte. Er wusste von mir und meinem 'Problem' immer noch nichts. Ich hatte Angst es ihm zu sagen. Angst vor seiner Reaktion. Angst vor meiner Reaktion. Ich hatte heute den Termin bei der Psychologin und ich hatte die Nacht nicht wirklich geschlafen. In meinem Kopf kreisten die Gedanken um die verschiedensten Szenarien. Was war, wenn mir niemand helfen konnte? Was war, wenn mir niemand sagen konnte, dass das, was ich fühlte, die Realität war? Was war, wenn ich mir das alles nur einbildete? Was war, wenn man mich in die Irrenanstalt steckte, weil ich nicht ganz richtig im Kopf war? Ich sah noch einmal in den Spiegel, bevor ich zum Bus lief. Meine schwarze Jeans passte zum schwarz-orange-farbenen Hemd, das ich mir extra gekauft hatte. Meine blonden Haare standen von meinem Kopf ab, obwohl ich kein Haarspray oder Gel benutzt hatte. Sie machten einfach, was sie wollten. Mein Outfit wurde von schwarzen Sneakern, welche ebenfalls einen orangefarbenen Akzent hatten, abgerundet, welche sich optimal ins Bild einfügten. Im Bus zeigte ich meine Fahrkarte vor und setzte mich auf einen freien Platz. Ich hatte das Gefühl, dass mich alle Anwesenden anstarrten. Allerdings wusste ich nicht wieso. Als ich an der Zielhaltestelle angekommen war, stieg ich aus und seufzte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Wenn ich meine Zigaretten dabei hätte, dann hätte ich die ganze Schachtel mit einmal in mich eingesaugt, in der Hoffnung, ich würde etwas ruhiger werden. Da ich sie aber zu Hause hatte liegen lassen, würde dieser Gedanke wohl nur ein Gedanke bleiben. Ich ging auf das Ärztehaus zu und suchte auf den Schildern nach dem Namen der Psychologin, wo ich in wenigen Minuten einen Termin hatte. Er sprang mir natürlich sofort ins Auge und ich fuhr mit dem Fahrstuhl ins entsprechende Stockwerk. Vor der Praxistür atmete ich noch einmal durch und betätigte nervös die Klingel. Es dauerte einige Sekunden, bis die Tür geöffnet wurde. Ich trat in einen hellen Flur und sah mich im Eingangsbereich um. Hier standen zwei dunkelrote Sessel, die wahrscheinlich dafür gedacht waren, zu warten, während die Psychologin noch mit einem anderen Patienten redete. Ich konnte eine Art Empfang sehen, wo die ganzen Akten gesammelt wurden und wo die Chipkarte der Krankenkasse eingelesen wurde. Ich ließ mich auf einem der Sessel nieder und sah mich weiter um. Wenn man es nicht genau wusste, dann würde ich mich hier vielleicht sogar etwas wohl fühlen. Nach einigen Minuten trat eine junge Frau und – wahrscheinlich – die Psychologin aus einem der Räume, der vom Flur aus erreicht werden konnte. „Bis nächste Woche“, verabschiedete sich die junge Frau freundlich und ich sah ihr kurz entgegen, als sie an mir vorbei lief. Sie machte gar nicht den Eindruck, dass sie hier her musste, aber wer machte schon den Eindruck, zu einem Psychologen gehen zu müssen? Ich stand auf, als die Psychologin auf mich zukam und sie reichte mir die Hand. „Guten Tag“, sagte sie freundlich und lächelte mich entsprechend an. „H-Hallo“, erwiderte ich zögerlich. „I-Ich hatte einen Termin...“ Mein Herz schlug wie wild in meiner Brust und ich wusste nicht, ob ich es als gutes oder als schlechtes Zeichen deuten sollte. „Ich weiß. Kommen Sie bitte mit“, wies sie mich an, ihr zu folgen. „Setzen Sie sich.“ Sie deutete mit einer Hand auf einen Stuhl, der neben ihrem Schreibtisch stand. Ich folgte der Aufforderung und ließ mich auf ihm sinken. Das war wahrscheinlich die einzige Sitzmöglichkeit in diesem Raum, welche nicht bequem war! Dieser Gedanke trieb mir innerlich ein Grinsen auf die Lippen. „Was führt Sie zu mir?“, fragte sie mich, als sie die Tür geschlossen hatte und sich an den Schreibtisch gesetzt hatte. „I-Ich… Also...“, begann ich und sah zu Boden. „I-Ich habe das Ge-Gefühl, ich bin in diesem Körper … nicht richtig.“ Ich wusste nicht, ob sie verstand, was ich sagen wollte, aber sie lächelte mir immer noch freundlich entgegen. „Sie sagen also, Sie fühlen sich in Ihrem Körper nicht wohl? Oder fühlen Sie sich fremd in Ihrem Körper?“ „F-Fremd würde eher passen...“, schluckte ich und suchte mir einen Punkt an der Wand, den ich ansehen konnte, ohne ihr ins Gesicht sehen zu müssen. „Können Sie mir beschreiben, wann Sie sich so fühlen oder in welchen Momenten?“ Ich schüttelte verneinend den Kopf: „Nein, kann ich leider nicht. Ich … komme mit diesem Körper nicht klar. E-Er gehört irgendwie nicht zu mir… Ich habe das Gefühl, dass ich … transsexuell bin. Aber ganz genau weiß ich es nicht.“ Ich war im Moment absolut unsicher und fühlte mich einfach nur unwohl in meiner Haut. Ich wollte weglaufen, so weit es mir möglich war. Ich wollte weg. Weg von hier. Weg aus dieser Stadt. Weg aus meinem Leben. Weg von diesem Körper. „Jetzt kommen wir der Sache doch schon einmal etwas näher“, sagte sie und schrieb sich etwas auf einen Zettel. „Wenn Sie sagen, Sie sind transsexuell… Wie kommen Sie darauf? Was gibt es für Anzeichen? Versuchen Sie es bitte zu beschreiben.“ „Ich… Also…“, versuchte ich die Frage in meinem Kopf in ihre Bestandteile zu zerlegen und zu verstehen. „Ich fühle mich nicht wohl. Wenn … ich an mir hinab blicke, dann bin das nicht ich… Ich sehe einen w-we-weiblichen Körper, der nicht zu mir gehört… Diese Gedanken in meinem Kopf, sie passen nicht zum Rest von mir...“ „Wann kamen diese Gedanken das erste Mal?“ Sie sah mich von der Seite aus an und wartete auf eine Antwort von mir. Allerdings musste ich kurz überlegen, denn darüber hatte ich mir noch nie wirklich Gedanken gemacht. „Ich… glaube, das müsste gewesen sein, wo ich noch kleiner war… Also vor fünf bis zehn Jahren...“ Ich war 16 Jahre und meine Mutter wusste nicht, dass ich den Termin heute hatte und sie würde es auch erst heute Abend erfahren, wenn sie den Antrag der Psychologin auf Therapiekostenübernahme durch die Krankenkasse als erziehungsberechtigte Person unterschreiben musste, ich meine, ich könnte die Unterschrift auch fälschen, aber das wäre nicht richtig. Wir sprachen noch einige Zeit miteinander, bevor sie auf die Uhr sah und sie seufzte. „Leider müssen wir es für heute schon beenden. Wir machen noch einen Termin fürs nächste Mal aus. Ich möchte Sie bitten, mir noch einen Lebenslauf zu schreiben, in dem Sie versuchen zu beschreiben, wie Sie sich bisher gefühlt haben und ich werde Ihnen den Antrag für die Krankenkasse mitgeben, damit Ihre Eltern diesen noch unterschreiben. Bitte beim nächsten Mal einfach alles ausgefüllt wieder mitbringen.“ Sie sah auf ihren Laptop und öffnete ein Programm, wo sie ihre Termine verwaltete. Sie nannte mir einen Termin und ich nickte zustimmend. Dann gab sie mir noch einen kleinen Zettel, wo sie den Termin vermerkte. Ich verabschiedete mich von ihr und verließ die Praxis. Erleichtert atmete ich vor der Tür aus und schloss für wenige Sekunden die Augen. Es war nicht annähernd so schlimm gewesen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich steckte die Unterlagen in meinen Rucksack und lief wieder zum Bus, damit ich nach Hause fahren konnte. Dort angekommen, sah ich auf mein Handy und bemerkte, dass ich eine Nachricht von Sasuke hatte. „Wollen wir uns heute Abend treffen?“, fragte er mich und ich merkte, dass mein Herz vor Aufregung begann, schneller zu schlagen. „Gern. Was wollen wir machen?“, antwortete ich ihm. „Du schreibst mir ja doch noch“, schrieb er unverzüglich und ergänzte noch einen grinsenden Smiley. „Ich dachte schon, du magst mich nicht mehr.“ „Was wollen wir nun machen?“, unterbrach ich ihn. „Ich weiß nicht, vielleicht einen Film zusammen schauen?“, schlug er vor. Ich schluckte. Das konnte doch nichts werden! „Bei dir … oder bei mir?“ „Bei mir. Mein Bruder muss arbeiten.“ Ich wusste, er grinste breit über das ganze Gesicht, auch wenn ich ihn im Moment nicht sah. „Wann soll ich bei dir sein?“ Ich bekam keine weitere Antwort, also entschloss ich mich, in mein Zimmer zu gehen und mir dort die Gedanken mit Musik vertreiben zu lassen. Ich würde mich einfach überraschen lassen, was Sasuke mit mir heute Abend vor hatte und was noch passieren würde. Außerdem wusste ich, dass ich mich nicht ewig vor ihm verstecken und das Geheimnis nicht ewig verbergen konnte. „18 Uhr?“, bekam ich eine kurze Frage gestellt. „Okay, ich werde dann bei dir sein. Meine Mutter muss heute Abend ebenfalls arbeiten“, tippte ich schnell zurück. „Also dann, bis nachher”, antwortete Sasuke mir und ich schüttelte mit dem Kopf. Er tat immer so, als würde ihn nichts interessieren und ihm alles egal sein. Ich wusste aber, dass es nicht so war. Ihm war nicht alles egal, vor allem nicht, wenn mir jemand zu nah kam oder jemand etwas von mir wollte. Dennoch freute ich mich darauf, ihn bald zu sehen und bei ihm sein zu können. Kapitel 20: Kapitel 20 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Als ich zum vereinbarten Zeitpunkt beim Haus von Sasuke ankam, wurde mir auch schon die Tür geöffnet, ohne dass ich geklingelt hatte. „Oh“, entwich es erschrocken meinen Lippen, als ich sah, wer vor mir stand. „Naru“, kam es mit einem leichten Lächeln von seinen Lippen. „Was machst du denn hier?“ „I-Ich… wollte zu S-Sasuke“, begann ich zu stottern. „D-Du bist sein Bruder?“ „Wer ist denn da?“, fragte mein Freund vom Inneren des Hauses. „Dein Besuch“, rief Itachi hinein. „B-Bitte… kein Wort zu ihm… Er weiß es nicht...“, flüsterte ich, als Itachi an mir vorbei lief und seinen Weg die Auffahrt hinab lief. „Ich schweige wie ein Grab“, lächelte er mir zuversichtlich zu und ich trat in den Flur. Ich schloss die Tür hinter mir, richtete noch einmal meine Kleidung und dann kam auch schon Sasuke in den Flur gelaufen. „Du bist aber pünktlich“, grinste er mir entgegen. „I-Ich wollte di-dich nicht warten lassen...“ Ich zog meine Schuhe aus und stellte sie zu den anderen. „I-Ich hab auch was mitgebracht“, begann ich in meinem Rucksack zu graben und holte eine Tüte Chips hervor. „I-Ich weiß ja nicht, ob du schon etwas besorgt hattest oder so...“ Meine Stimme war unregelmäßig. Ich stotterte. Ich fühlte mich wie ein Kind, welches erst noch reden lernte. Wir liefen ins Wohnzimmer und ließen uns auf das Sofa sinken. Es dauerte eine Weile, bis sich die Stille gelegt hatte und wir wieder locker miteinander umgehen konnten. „Kennst du meinen Bruder?“, erkundigte sich mein Gegenüber bei mir. „Flüchtig. Ich… habe ihn schon einmal im Krankenhaus gesehen… Ich war mal zur Untersuchung bei ihm“, überlegte ich, wie ich es formulieren sollte, ohne zu viel zu verraten. Sasuke sagte nichts weiter dazu und sah mich kurz an, blickte dann aber schnell wieder zur Seite. „Willst du etwas trinken?”, fragte er nach wenigen Momenten und durchbrach somit die entstandene Stille. „Gern”, versuchte ich die Stimmung mit einem sanften Lächeln zu lockern. Es gelang mir sogar, was mich nur noch einmal etwas breiter grinsen ließ. „Irgendetwas Bestimmtes?” „Überrasch mich, Sasuke”, gab ich freundlich zurück. Er lief aus dem Wohnzimmer und sein Weg führte ihn in die Küche, die genau nebenan war. Ich hörte, wie er einen Küchenschrank öffnete und wie die Tür leise wieder geschlossen wurde. Auch hörte ich den Kühlschrank, wie er geschlossen wurde, da in der Tür meistens Getränke zum Kühlen standen. Nach wenigen Momenten kam er mit einer Flasche gekühlter Cola und zwei Gläsern wieder. „Bitte”, meinte er und stellte alles auf den Stubentisch. Er setzte sich neben mich auf das Sofa und sah kurz zu mir. “Wollen wir noch etwas zocken oder wollen wir mal gucken, was wir im Internet so an Filmen finden? Also zum Beispiel bei Netflix oder bei Amazon Prime?”, sah er mir fragend entgegen. “Wie du magst”, lächelte ich ihn an. “Was du lieber machen möchtest.” Er stand auf und schaltete den Fernseher an, da dieser über eine Verteilersteckdose abzuschalten war. Ich beobachtete seine Taten und genoss den Moment, als er sich zum Beispiel nach vorne beugte und ich einen guten Blick auf seinen Hintern bekam. Auch genoss ich zum Beispiel den Augenblick, als er sich zu mir umdrehte und mir dabei kurz, aber intensiv in die Augen sah. Ich wollte, dass er mich küsste und ich mich an ihn kuscheln konnte. Augenblicklich begann mein Herz schneller zu schlagen und hämmerte aufgeregt gegen meinen Brustkorb. Allerdings durfte ich auch nicht zu viel Nähe zulassen, denn er durfte noch immer nicht wissen, dass ich den Körper einer jungen Frau hatte. Er hielt mich schließlich für einen Jungen, was ich an sich ja auch war. Ich sah ihn weiter an und legte meinen Kopf etwas schräg, als er meinen Blick noch immer mit seinem fixierte. „Was ist?“, murmelte ich leise und musste schlucken. Ich hatte das Gefühl, in meinem Hals machte sich ein Kloß breit, der mir den Atem nahm. Doch negativ fühlte es sich nicht an, sondern eher so, dass der Kloß in mir vor Aufregung und Nervosität wuchs. Er fühlte sich erwischt, denn er wendete seinen Blick ab und sah zu Boden. „H-Hab ich etwas f-falsch gemacht?“, erkundigte ich mich, leicht niedergeschlagen und mit traurig wirkendem Ausdruck im Gesicht, bei ihm. „Nein, du hast nichts falsch gemacht.“ Er überwand die letzten Meter mit eiligen Schritten und kniete sich vor mich auf den Boden. Mit seinen Händen nahm er meine und hauchte einen Kuss auf meine Daumen, die er zusammen gelegt hatte. Ich sah ihn aus meinen blauen Augen an und spielte gekonnt traurig, denn ich wollte wissen, was er in solchen Momenten machte. „Naru...“, begann er. „Du hast nichts falsch gemacht. Wirklich.“ Er versicherte es mir und ich lockerte etwas den Blick, doch ganz so einfach machte ich es ihm nicht. „Wenn ich nichts passiert ist, was habe ich dann gemacht? Du hast mich eben so … so merkwürdig angesehen.“ Sasuke hauchte noch einen Kuss auf meine Finger und ich sah dem kleinen Schauspiel gespannt zu, denn ich wollte, dass diese Lippen auf meinen lagen. Ich wollte, dass er mich küsste und ich die Zeit um uns herum vergaß. In den Momenten, wo wir uns vielleicht nur kurz küssten, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Ich konnte dann nur noch an uns beide denken und was wir gerade taten. Er richtete sich vor mir etwas auf seinen Knien auf, so dass er mit seinem Kopf fast auf meiner Höhe war. „Küss mich...“, kam es fast schon flehend aus meinen Mund heraus. Er schloss die Augen und überwand die letzten Zentimeter, bis sich unsere Lippen trafen und ich nur noch an ihn denken konnte. Seine Lippen lagen zärtlich auf meinen und ich schloss genießerisch die Augen. Ohne weiter darüber nachzudenken, zog ich ihn vom harten Fußboden nach oben und zu mir auf das Sofa. Er unterbrach den Kuss nicht einen Moment. Ich schaltete meinen Kopf aus und legte meine Hand auf seinen Rücken und drückte ihn etwas an mich, so dass ich einen Teil seines Gewichtes auf mir spürte. „Sasuke...“, hauchte ich in den Kuss hinein und öffnete langsam meine Augen. Auch er schlug die Lider langsam auf und sah in meine Richtung. „Was ist?“, blinzelte er verwirrt, denn er schien in einer vollkommen fremden Welt gewesen zu sein. „I-Ich…“, begann ich, wusste aber nicht, was ich weiter sagen sollte und brach meinen Satz am Ende einfach ab. „Ach nichts.“ Ich lächelte ihm entgegen und zog ihn zu einem neuen Kuss zu mir. Ich sollte die Küsse genießen und nicht daran denken, was er vielleicht gerade im Kopf hatte. Wenn er weiter gehen würde, dann musste ich mir irgendwann eine Ausrede einfallen lassen. Aber jetzt in diesem Moment zählten nur er und ich und das was zwischen uns war. Kapitel 21: Kapitel 21 - Sasus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Er zog mich mit der Hand enger an sich und ich konnte mir ein Keuchen nicht verkneifen, als er mich wieder küsste. „Sasuke...“, entwich es ihm kurz. Ich schloss meine Augen und versank im Kuss, der einige unterbewusste Gefühle in mir zum Keimen brachte. In meiner Leistengegend begann ein Kribbeln meine Körpermitte zum Leben zu erwecken. Ich schlug schlagartig meine Lider wieder auf und rutschte von Naruto weg. Er sollte nicht merken, dass ich ihn … derartig wollte. Mir war es unangenehm, dass ich von diesem Kuss so erregt wurde. Allerdings sah er mich nur verwirrt an, so dass ich ihm kurz entgegen lächelte. „Alles gut… Ich war nur… von meinen eigenen Gefühlen… überwältigt...“, sagte ich und versuchte meine Gedanken wieder auf etwas anderes zu fokussieren. „Wir wollten einen Film schauen...“ Ich erinnerte ihn daran, als hätte ich es selbst mit vergessen. „Ja...“, begann er und wirkte leicht niedergeschlagen. „… wollten wir.“ „Wir müssen nicht“, lächelte ich. „Wir können auch etwas anderes machen, wenn du willst.“ Naruto schüttelte mit dem Kopf. „Nein, lass uns einen Film suchen und ihn dann schauen. Deswegen bin ich ja eigentlich hier und nicht einfach nur mit dir wild zu knutschen.“ Auf seinen Lippen bildete sich ein kurzes Grinsen, welches ich etwas erleichtert erwiderte. Ich dachte schon, er wäre mir sauer, weil ich ruckartig von ihm abgelassen hatte. Ich nahm die Controller der PlayStation und ging einige Filme durch, die ich in die engere Auswahl zog und würde mich am Ende für einen entscheiden. Ich wollte, dass er sich an mich kuschelte, aber ich wollte auch nicht, dass es von Anfang an offensichtlich war. Ich wollte, dass er es von sich aus tat und nicht, weil es der Film hervorrief. Irgendwie war ich im Zwiespalt. Am Ende entschied ich mich für „The Beach“, ein Film mit Leonardo DiCaprio. Es war kein Romantik-Film, wie zum Beispiel „Titanic“ oder „Romeo und Julia“, sondern der Film gehörte in die Genre Abenteuerfilm, Drama und Thriller. Es war eine angenehme Mischung, wie ich es zumindest empfand. Auch die Handlung war ansprechend, die ich aus der Beschreibung herauslesen konnte. Ich wusste ungefähr, was mich erwartete, aber ich wollte mich überraschen lassen. Naruto lehnte sich entspannt zurück, nachdem er etwas getrunken hatte und auch ich lehnte mich nach hinten, als ich den Film gestartet hatte. Es dauerte einige Zeit, bis ich merkte, dass Naruto immer weiter zu mir rutschte und sich am Ende an mich lehnte. Ohne ein Wort zu sagen, hatte ich meinen Arm gehoben und ihn in den Arm genommen. Es kam mir nicht einmal falsch vor. Auch wenn der Film nicht direkt in das Schema passte, so genoss ich dennoch diesen Moment, als Naruto bei mir war. Als ich nach gut einer halben Stunde kurz pausierte, um etwas zu trinken, tat Naruto es mir gleich und nippte kurz an seinem Glas. Ich stand auf und holte eine Schüssel für die Chips, die er mitgebracht hatte. Doch wirklich Hunger darauf hatte ich nicht. Mich luden die Lippen von Naruto eher ein, ihn wieder zu küssen. Seine Lippen waren für mich wesentlich interessanter als der Spielfilm. Ich konnte mich kaum auf den Film konzentrieren, denn ich beobachtete aus dem Augenwinkel eher meinen Partner. Mit den Fingern spielte ich an seinem Kragen herum und ärgerte ihn zeitweise an seinen kurzen Haaren. Mir fiel auf, dass er schwarz-orange-farbene Ohrringe trug. Es waren eher Stecker, die kaum Aufmerksamkeit auf sich zogen. Doch ich hatte sie bemerkt und ich strich mit einem Finger über seine Ohrmuschel, um ihn dort etwas zu kitzeln. Er schüttelte den Kopf, damit ich aufhörte. Allerdings begann ich einfach wieder, nachdem er sich wieder ruhig hingelegt hatte. „Hör auf“, lachte er und drückte sich von mir etwas weg. Ich hielt ihn allerdings auf, indem ich ihn festhielt und ihn wieder zu mir zog. „Bleib...“, murmelte ich leise. „Ich höre auch auf.“ Er sah mich aus seinen strahlend blauen Augen an und nickte kurz. Doch ich konnte ihm nicht länger widerstehen und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Er erwiderte den Kuss und schloss seine Lider. Auch meine senkten sich langsam und ich legte eine Hand sanft an seine Wange, so dass er mir nicht entkommen konnte. Kurz fuhr ich mit meiner Zunge über seine Lippen, in der Hoffnung, er würde mich nicht von sich stoßen und mich entsetzt ansehen. Doch er öffnete zu meiner Überraschung den Mund und gewährte mir den Einlass, so dass ich seinen Mund erkunden konnte. Mit seiner Zunge lieferte ich mir einen kurzen Kampf, was man aber eher als Spiel bezeichnen konnte. Er zog mich enger an sich, was ich auch nur zu gern zuließ. Ich kniete mich über seine Beine, so dass ich mich auf seinen Schoß setzten konnte und vergrub meine Hände in seinen kurzen Haaren. Ich wollte ihn am liebsten so eng an mich ziehen, dass wir verschmelzen konnten. „Naruto...“, hauchte ich heißer in den Kuss hinein und sah ihn voller Lust an. „Ich… liebe dich.“ Ich hatte es schon wieder gesagt und dabei war er sich doch noch immer nicht sicher, was seine Gefühle anging. „Ich… Es ist schon gut“, fuhr ich weiter fort. „Du… brauchst nichts darauf antworten.“ Der Blonde schüttelte aber nur mit dem Kopf und sah mich weiter an. „Ich sollte mich aber langsam entscheiden… Sonst ist es unfair dir gegenüber...“, begann er. „Ich mag dich, sehr sogar. Mehr sogar als einen normalen Freund. Ich habe Gefühle für dich, aber ich kann diese nicht benennen… Ich weiß nicht, was ich genau für dich fühle...“ „Es ist okay“, versuche ich seine Stimmung wieder etwas zu erhellen. „Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass meine Liebe für uns beide reichen wird und du dir Zeit lassen kannst.“ Ich lächelte ihm aufmunternd entgegen und er nickte kurz, als wenn er es dabei belassen würde. „Was wolltest du eben sagen?“, murmelte er leise und sah zur Seite, als wenn die Hitze in seine Wangen steigen wollte und Naruto nicht wollte, dass ich es mitbekam. „Ich … wollte dich nur fragen, ob wir den Film für den Moment beenden und vielleicht in mein Zimmer gehen wollen...“ Ich schluckte, denn ich wusste nicht, wie Naruto darauf reagieren würde. Ich wusste nicht, was er davon halten würde. „Von mir aus...“, murmelte er leise. Ich merkte, dass er nervös mit seinen Fingern an meinem Shirt spielte und ich merkte, in ihm war irgendetwas los, was ich nicht deuten konnte. Doch was war es? Ich wollte wissen, was ihn gerade beschäftigte. Aus seinem Gesichtsausdruck konnte ich aber nicht schlau werden... Kapitel 22: Kapitel 22 - Sasus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich ging von ihm herunter und setzte mich neben ihn, denn ich musste kurz durchatmen. In meinen Inneren war alles durcheinander. Alles war … anders. Ich fühlte mich so anders. Ich hatte das Gefühl, mein Inneres würde jeden Moment explodieren. Ich hatte das Gefühl, meine Kleidung nahm mir die Luft zum Atmen. „Komm“, hauchte ich leise, stand auf und reichte ihm meine Hand. Zögerlich nahm er sie und stand ebenfalls auf. Gemeinsam liefen wir die wenigen Stufen in die erste Etage hinauf. Von dort gingen wir über einen kleinen Flur in mein Zimmer. Es war nicht wirklich originell eingerichtet, aber für mich reichte es. Mein Bett war gut zwei Meter breit und stand an der einen Wand. Dahinter war ein großes Panoramabild zu sehen, das eine wunderbare Skyline bei Nacht zeigte. Was es genau für eine Stadt war, wusste ich nicht. An der Wand gegenüber war eine große Schrankwand, die allerdings nicht zu klobig aussah. Die Fensterfront war mit großen Glasscheiben ausgestattet. Vor einer von ihnen stand mein Schreibtisch, an dem ich sehr gern saß und einfach stundenlang meinen Gedanken nachging, wenn ich meine Ruhe haben wollte. Ansonsten hatte ich noch einige weitere kleine Regale, in denen verschiedene Bücher standen. Auch an der Bequemlichkeit mangelte es nicht, denn ich hatte noch ein kleines Sofa in einer Ecke stehen, auf dem ich zum Beispiel liebend gern Musik hörte und meine Abende verbrachte. Ich führte Naruto zu eben diesem Sofa, setzte mich darauf, zog ihn zu mir und verwickelte ihn in einen leidenschaftlichen Kuss. Mit meiner Zunge glitt ich wieder über seine Lippen und nach wenigen Momenten wurde mir der Einlass gewährt. Nach einiger Zeit löste er sich von mir und ich sah ihm in die blauen Augen. „Was ist los? Wieso hörst du auf?“, murmelte ich leise. „Ich… Ich weiß nicht...“, brachte er kurz hervor. „Ich… habe so etwas… noch nie gemacht...“ Ich sah ihn weiter an, während ich mit meiner Hand über seine Wange strich und ihn noch einmal kurz küsste. „Lass es uns einfach versuchen.“ Mit meiner Hand glitt ich über seinen Rücken und drückte ihn leicht an mich. Ich glitt zu seinem Hintern und ließ meine Hand dort einige Momente ruhen, während ich ihn weiter küsste und ihn nur noch enger an mich zog. Meine Leistengegend zog sich angenehm zusammen und ich merkte, wie ich ihn immer mehr spüren wollte. Doch ging es ihm genauso? Fühlte er, was ich fühlte? Fühlte er, die gleiche Erregung? Ich fuhr mit meiner Hand seinen Rücken wieder hinauf und vergrub die Hände in seinen Haaren. Mit einer gekonnten Bewegung hob ich ihn hoch, während ich aufstand und legte ihn sanft auf mein Bett, nachdem die Distanz überwunden war. Er lag nun auf dem Rücken. Sein Brustkorb hob und senkte sich relativ schnell, was ich so beobachten konnte. Ich legte mich halb auf ihn und positionierte mein rechtes Bein zwischen seinen. Ich schluckte, als ich ihn erneut ansah. Im Moment war ich einfach nur glücklich und wollte, dass er mich berührte. Ich wollte ihm nah sein und ihn spüren. Mit einer kurzen Bewegung drückte ich mich an ihn und rieb meine Hüften an seinem Bein. Ohne es zu wollen entwich mir ein Keuchen. „Naruto...“, hauchte ich leise. Ich wollte ihn berühren. Meine Hand ließ ich über seinen Oberschenkel gleiten, erst hinab zu seinem Knie und dann wieder hinauf. Doch er hielt mich fest, als ich ungefähr die Hälfte vom Oberschenkel erreicht hatte. „Nicht...“, schluckte er hörbar. „W-Warte...“ Er hielt meine Hand fest, so dass ich mich nicht weiter voran bewegen konnte. „W-Was ist los?“, erkundigte ich mich. „Es… ist alles in Ordnung. I-Ich… denke, ich bin noch nicht soweit...“ Seine Stimme war so leise, dass ich sie kaum verstehen konnte. Doch wieso wies er mich jetzt von sich? Ich verstand es nicht… „Hab ich etwas falsch gemacht?“ Naruto schüttelte den Kopf: „Nein, alles gut. I-Ich bin nur noch nicht so weit… I-Ich habe… irgendwie Angst… A-Aber… wenn du willst… dann kann ich… dich berühren...“ Meine Augen wurden größer, als ich hörte, was er da sagte. Ich schluckte, denn die Vorstellung, von ihm berührt zu werden, war unglaublich. „N-Nicht… wegen mir“, gab ich leise von mir. „E-Es ist okay. Ich komme klar. Es ist okay, wenn du sagst, dass wir noch warten… Es ist wirklich okay.“ Naruto drängte mich von sich herunter und setzte sich auf meine Hüften, nachdem ich auf dem Rücken lag. Er grinste mich fies an und ich wusste nicht, wie mir geschah. Mit seinen zarten Händen schob er mir das Shirt nach oben und entblößte meine Bauchmuskeln. Seine Wagen begannen in einem sanften Rot zu schimmern. Er zog mich nach oben und streifte mir das Shirt vom Oberkörper. Auch meine Hose folgte nach wenigen Momenten, allerdings merkte ich, dass seine Finger dabei ganz schön zitterten und ich wusste noch immer nicht, was ich dagegen tun sollte. Auf der einen Seite wollte ich es, aber auf der anderen Seite wollte ich nicht, dass er sich zu irgendetwas zwingen musste. „D-Du musst das nicht machen, das weißt du, ja?“, sah ich ihn aus halb geschlossenen Augen an, während ich seine Küsse und seine Berührungen genoss, die er auf meiner Haut verteilte. „Ich weiß“, hauchte er mir leise ans Ohr, nachdem er den Weg dorthin mit sanften Küssen übersät hatte. „Ich will aber, dass du glücklich bist...“ Seine Stimme und auch seine Hände zitterten.   Nach Atem suchend lag ich neben ihm und sah ihm in die strahlend blauen Augen. “Du hättest das nicht tun müssen…”, schluckte ich und versuchte meine Gedanken wieder in eine geregelte Bahn zu schieben. Es dauerte einige Momente, bis ich wieder bei klarem Verstand war. Diese Art der Achterbahn der Gefühle hatte ich noch nie zuvor erlebt. Es war unbeschreiblich schön gewesen, als Naruto mich berührt und mich schier um den Finger gewickelt hatte. “Ich wollte es aber. Außerdem war es irgendwie … toll, dich so … zu erleben”, kicherte er leicht verlegen. Ich zog mir die Decke über die Hüften, damit ich nicht vollkommen nackt vor Naruto lag und ich mir nicht allzu ausgeliefert vorkam. Kurz küsste ich ihn und legte meinen Kopf auf seinen Brustkorb, wo ich sein Herz rasend schnell schlagen hörte. “Du bist ganz schön aufgeregt”, stellte ich leise fest. “Ich bin nur froh, bei dir sein zu können. Das ist alles”, fuhr er mit einer Hand durch mein Haar. Kapitel 23: Kapitel 23 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Meine Augen öffnen sich und ich sah mich in dem Raum um, der von der Sonne durchflutet wurde. Ich war bei Sasuke und er schlief noch immer neben mir. Scheinbar störte ihn die Helligkeit im Zimmer nicht. Als meine Gedanken zum letzten Abend zurück gingen, schluckte ich hörbar, denn ich hatte ihn berührt und mit meiner Hand befriedigt. Eigentlich … war ich noch nicht so weit gewesen, aber ich wollte ihn nicht verlieren und hatte meinen inneren Schweinehund beiseite geschoben und war über meinen Schatten gesprungen. Ich kroch aus dem Bett und ging ins Bad. Dort schloss ich die Tür hinter mir zu und sah mich im Spiegel an. Jetzt in diesem Moment sah ich vollkommen müde und verschlafen aus. Außerdem schmerzte mein Rücken extrem und ich wusste nicht, ob es an der Tatsache lag, dass ich noch nie neben jemanden geschlafen und mich deswegen verkrampft hatte oder ob es an der Tatsache lag, dass ich den Binder seit mehr als acht Stunden trug. Normalerweise sollte man ihn nur sechs bis acht Stunden tragen und dann ausziehen, aber ich trug ihn jetzt seit mehr als vierundzwanzig Stunden. Ich zog mein Shirt aus und auch mein Binder folgte. Ich ließ mich auf dem Rand der Badewanne nieder, um mich nicht im Spiegel ansehen zu müssen. Zum Glück hatte ich meinen Rucksack mitgenommen und Wechselkleidung eingesteckt. Ich gab meinem Oberkörper einige Minuten der Erholung, bevor ich mich wieder in den Binder zwängte und mir ein neues Oberteil anzog. Nachdem ich mich auch frisch gemacht hatte und Zähne geputzt hatte, nahm ich meinen Rucksack und lief damit in das untere Geschoss, wo ich in der Küche begann das Frühstück vorzubereiten. Ich kannte mich nicht wirklich aus, also musste ich die Schränke durchsuchen, aber am Ende hatte ich alles gefunden und den Tisch gedeckt. Nachdem ich fertig war und auch die Brötchen aus dem Ofen geholt waren, lief ich zum Zimmer von Sasuke. Ich wollte gerade zur Tür hinein, als sie bereits geöffnet wurde. “Guten Morgen”, lächelte ich ihn an. “Morgen”, grummelte er etwas und fuhr sich verschlafen durch das Haar. Ich konnte mir ein leichtes Lachen nicht verkneifen. Es war einfach zu niedlich. Ich hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, bevor ich sagte: “Das Frühstück ist fertig.” Er nickte zur Bestätigung: “Ich geh nur kurz ins Bad.” Dieses Mal nickte ich und lief wieder in die Küche. Ich schenkte den frischgekochten Tee in die Tassen und hoffte mal, dass Sasuke niemand war, der frischen Kaffee am Morgen wollte, sondern eher der Teetrinker war. Nach wenigen Minuten kam auch Sasuke in den Raum. Er trug nur ein Achselshirt und eine Jogginghose. Es sah wie ein lässiges Trainingsoutfit aus oder nach einem Outfit, was er nur zu Hause trug. “Lass es dir schmecken”, lächelte ich ihm zu. “Und ich hoffe, du bist mit Tee einverstanden.” Sasuke sah in die Tasse und nickte dann kaum merkbar. “Ist okay”, antwortete er mir. “Wollen wir dann noch etwas unternehmen oder soll ich dich allein lassen?” Sasukes Augen wurden auf einmal etwas größer. “Wieso solltest du mich allein lassen? Ich habe doch gar nicht gesagt, dass du gehen sollst…” Ich zuckte nur mit den Schultern: “Ich meinte ja nur… Nicht, dass du jetzt genug von mir hast…” Meine Stimme senkte sich etwas und wirkte leicht niedergeschlagen. “Kann ja sein, dass du jetzt genug von mir hast oder was auch immer…” Sasuke blinzelte verwirrt. “Was? Nein!” Er stand auf und lief zu mir. Er schob meinen Stuhl etwas nach hinten und kniete sich neben mir. Mit seinen Händen umfasste er meine. Sie wirkten im Gegensatz zu seinen Händen relativ klein. “Hör mal…”, begann er und suchte genau meinen Blick. “Ich habe nie gesagt, dass ich genug von dir habe oder du gehen sollst. Ich fand den Abend gestern schön. Auch wenn ich etwas überrascht war, was du getan hattest. Aber ich fand es dennoch schön. Ich bin froh, dass ich dich hier habe und ich nicht alleine bin. Ich möchte noch mehr Zeit mit dir verbringen und wäre traurig, wenn du jetzt gehen würdest.” Seine Worte verwirrten mich, was ich zeigte, indem ich nur blinzelte. “Ich liebe dich und genau deswegen könnte ich niemals genug von dir bekommen…”, meinte er nach wenigen Momenten. Er richtete sich auf seinen Knien auf und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. Ich erwiderte den Kuss allerdings nicht, denn ich ließ es einfach über mich ergehen. “Jetzt hör bitte auf, so negativ zu denken. Erst einmal essen wir etwas und dann gucken wir, was wir machen können.” Ich nickte als Zustimmung und nahm mir dann eines der Brötchen. Kapitel 24: Kapitel 24 - Narus Sicht ------------------------------------  ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●    Meine Finger rasten über die Tastatur und ich tippte meine Gedanken, meine Wünsche, meine Träume, meine Erfahrungen und meine Erlebnisse in mein Online-Tagebuch. Es half mir, meinen Kopf etwas frei zu bekommen, auch wenn es nicht wirklich half. Denn sobald ich diese Gedanken vertrieben hatte, kamen wieder andere Gedanken, die mich manchmal schier um den Verstand brachten. Doch jetzt konzentrierte ich mich auf die Wörter vor mir.   Ich stand im Bad und sah in den Spiegel. Alles war so, wie ich es mir wünschte. Ich zog mein Shirt aus, nachdem ich mit der Hand unter den weichen Stoff meinem Oberkörper abgetastet hatte. Ich konnte es noch gar nicht glauben. Ich konnte nicht glauben, dass es endlich soweit gewesen sein sollte. Ich sah meinen Oberkörper im Spiegel an und ich schluckte. In meinem Hals bildete sich ein Kloß, den ich nicht herunter schlucken konnte. “Endlich…”, entwich es mir flüsternd. Mein Traum von einer flachen Brust war erfüllt worden. Mein Traum, dass man mich an der Brust nicht mehr als Frau erkannte. Die Mastektomie war endlich vorbei. Die Wunden sahen noch nicht vollkommen verheilt aus. Ich stellte fest, auch am unteren Bereich des Bauches hatte ich eine kleine genäht Stelle. Die Hysterektomie, wahrscheinlich auch die Adnexektomie, war also auch durchgeführt worden. Ich konnte es noch immer nicht glauben. Es war zu schön, um wirklich der Realität zu entsprechen. Als ich mit der Hand erneut über meinen Oberkörper strich, die Narben kurz berührte, merkte ich, dass ich eigentlich Schmerzen spüren müsste, da es ja noch nicht abgeheilt war. Allerdings merkte ich nichts dergleichen. Ich kniff mir in den Arm und auch das tat nicht weh.   Meine Lider öffneten sich schlagartig, da ich bemerkte, dass ich diesen Traum erneut durchgegangen war. Es war nur ein verdammter Traum gewesen! Ich hatte es in der letzten Nacht geträumt. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Tränen der Verzweiflung. Tränen der Trauer. Tränen, die ich nicht länger unterdrücken konnte. Die Krankenkasse würde meine Operationen niemals genehmigen. Ich sah es zumindest nicht so. Ich hatte noch keine Hoffnung daran, denn ich war noch nicht einmal zwei Monate bei meiner Psychotherapeutin in der begleitenden Psychotherapie. Und wenn ich es richtig verstand, dann würde die Krankenkasse etwas finden, damit diese Genehmigung weit nach hinten hinausgeschoben werden konnte. Ich sah mit zusammengepressten Kiefern nach unten und stellte fest, es war immer noch so, wie es war. Ich hatte immer noch Brüste. Ich hatte immer noch Anzeichen, dass ich als Frau geboren wurde. Ich würde immer als solche gesehen werden, obwohl ich mich nicht so fühlte. Meine Gefühlswelt war die eines Mannes. Meine Gedanken waren ebenfalls die eines Mannes. Mein Auftreten war männlich. Nur … mein Körper war der einer Frau. Und nur die angleichenden Operationen würden mir helfen, endlich leben zu können. Mich endlich frei bewegen zu können… Mich endlich akzeptieren zu können…   Ich schob meinen Stuhl vom Schreibtisch weg und stand auf. Ich musste mich ablenken, damit ich nicht weiter nachdachte. Nachdem ich noch kurz auf speichern gedrückt hatte, fuhr ich meinen Laptop herunter und sah auf mein Handy. Dort war das Symbol zu sehen, was mir sagte, dass ich eine Nachricht hatte. Diese kleine Erkenntnis zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen. Die Nachricht war von Sasuke. Er war mit seinem Bruder heute weggefahren und sie waren ohne Probleme angekommen. In diesem Moment war ich froh, dass er so leben konnte, wie er es wollte, ohne darauf achten zu müssen, ob man sich verstellen musste oder nicht. Kapitel 25: Kapitel 25 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich ging gerade nach Hause und dachte noch einmal über den vergangenen Tag nach, als ich eine Hand auf meiner Schulter merkte, die mich zu sich drehte. “Sasuke...”, hauchte ich erschrocken, als ich die schwarzen Augen vor mir erblickte. “Was…?” Doch er sagte nichts, sondern legte seine Lippen sanft auf meine. Ich erwiderte den Kuss zögerlich und nach wenigen Momenten wurde ich etwas lockerer, so dass ich den Kuss genießen konnte. Seitdem Sasuke mich berühren wollte, vermied ich es, so gut ich konnte, mit ihm allein zu sein und mit ihm intimer zu werden. Ich würde ihn nicht mehr lange hinhalten können, da mir keine weiteren Ausreden einfielen. Nachdem Sasuke sich von mir gelöst hatte, sah er mir tief in die blauen Augen. “Ich wollte mich noch von dir verabschieden”, lächelte er mir entgegen. Oh man, dieses Lächeln sorgte dafür, dass sich mein Kopf verabschiedete und ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. “Das hast du doch eben schon…”, murmelte ich leise und sah zur Seite, denn mir stieg ein leichter Rotschimmer in die Wangen. “Du wolltest mich doch eben schon nicht gehen lassen.” Der Uchiha musste lachen und es war sogar ansteckend. Auch wenn Sasuke selten lachte, so riss es mich doch immer wieder in seinen Bann und ich konnte nicht anders, als mit ihm zu lachen. Nachdem er seinen eigenen Weg gegangen war, glitten meine Gedanken wieder zum vergangenen Tag. Am Morgen hatte er mich abgeholt und wir waren zusammen in die Stadt gefahren, da er neue Kleidung brauchte und ich war der Meinung, dass ich endlich meine Kleiderordnung ändern und vor allem die mädchenhaften Kleidungsstücke aus dem Schrank verbannen sollte. Allerdings war es mir nicht möglich, alle Kleidungsstücke weg zu werfen, denn nach gut einem Drittel war mir meine Mutter auf die Schliche gekommen und hatte es unterbunden. Ich presste, bei dem Gedanken daran, meine Kiefer sauer aufeinander, so dass ich meine Muskeln erst entspannte, als ich bereits einen drückenden Schmerz empfand. Nachdem wir einige Modegeschäfte abgelaufen waren, ließen wir uns in einem Bistro nieder und aßen eine Kleinigkeit zum Mittag, da uns die Bäuche schon einige Zeit mit einem tiefen Knurren nervten. Als wir das Gefühl hatten, dass wir jeden Moment platzen würden, blieben wir noch etwas sitzen und tranken unsere Getränke aus. Dann liefen wir weiter und gaben ein gefühltes Vermögen aus. Mittlerweile war ich froh darüber, mein Taschengeld in den letzten Monaten angespart zu haben. Eigentlich wollte ich es ja für meinen Führerschein aufheben, aber der konnte warten. Außerdem würde meine Mutter nicht zustimmen, da es, laut ihr, viel zu gefährlich war, mit sechzehn, fast siebzehn den Führerschein zu machen und hinter dem Lenkrad eines Autos zu sitzen. Wenn es nach ihr ging, dann würden alle Menschen erst mit achtzehn anfangen können, den Führerschein zu machen. Ich schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben. Doch wirklich gelingen wollte es mir nicht. Meine Mutter hatte sich fest in meinem Kopf eingenistet. Ich hörte sie sagen, dass ich doch nicht meine Kleider wegwerfen sollte. Selbst die nicht, aus denen ich bereits Jahre heraus gewachsen war. Die Kleider sahen doch so schön an mir aus. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und presste erneut die Kiefer aufeinander. Hatte sie es denn immer noch nicht verstanden? Hatte sie immer noch nicht verstanden, dass ich nicht das Mädchen war, was sie in mir sah? Hatte sie noch immer nicht akzeptiert, dass ich eigentlich ihr Sohn bin und nicht ihre Tochter?   Als ich an der Haustür ankam, zögerte ich etwas, bevor ich den Schlüssel ins Schloss steckte und diesen langsam umdrehte. Ich lauschte einige Sekunden, doch es gab keine Anzeichen darauf, dass meine Mutter noch zu Hause war. Entweder sie war bei einer Freundin oder sie war bereits an die Arbeit gegangen. Ich wusste es nicht, aber jetzt in diesem Moment interessierte es mich auch nicht wirklich. Ich lief mit den Einkaufstüten in mein Zimmer und ließ mich rückwärts auf das Bett fallen. Für einige Sekunden schloss ich meine Augen und genoss die Stille, die sich im Haus ausgebreitet hatte. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich dazu aufraffen konnte, mich wieder in die Senkrechte zu begeben und meine neu erworbene Ware auszupacken und gleich in den Schrank zu legen. Wenn ich jetzt so darüber nachdachte, war ich ganz schön leichtsinnig gewesen, mit Sasuke shoppen zu gehen. Was hätte ich ihm sagen sollen, wenn er in die Umkleidekabine gesehen hätte und er mich so sah, wie Gott mich geschaffen hatte? Was hätte ich sagen sollen, wenn er den Binder gesehen hätte? Ich musste es ihm irgendwann sagen… Aber ich wusste nicht wie… Allerdings wollte ich ihn auch nicht länger anlügen… Eine Lüge war es auch nicht wirklich, denn ich war ja ein Mann. Vielleicht kein biologischer, aber mein gefühltes Geschlecht war ja das eines Mannes. Nur mein Körper stimmte halt nicht mit meinem Inneren überein. Am Abend ließ ich bei einer heißen Dusche meine verspannten Rückenmuskeln etwas lockern, so dass meine Rückenschmerzen verschwanden. In den letzten Tagen war es immer wieder vorgekommen, dass ich nach langer Zeit des Tragens vom Binder Schmerzen bekam. Ich wusste, dass man den Binder maximal acht Stunden tragen sollte. Doch ich trug ihn meist länger als eben genannte Zeit. Es war mir nicht möglich, ihn rechtzeitig auszuziehen und vor allem wollte ich nicht ohne den Binder durch die Gegend wandeln. Ich wollte nicht, dass irgendjemand erfuhr, dass ich in Wahrheit ein Mädchen war.   Mein Handy vibrierte neben mir und ich starrte auf das erleuchtete Display. „Bist du noch wach?“ Ich musste grinsen, denn ich wusste genau, von wem die Nachricht kam. „Ja, bin ich. Wieso?“ Ich schickte die Antwort ab und wartete auf eine weitere Nachricht von meinem Freund. Er hatte mich heute den ganzen Tag gesehen, aber er schien nicht genug von meiner Nähe zu bekommen. „Dann mach mir die Haustür auf.“ Mein Kopf registrierte diese Worte nicht. Sie kamen nicht an. Erst als es klingelte und ich hinunter eilte. Als ich die Türklinke nach unten drückte, zögerte ich kurz, bevor ich die Tür öffnete, nahm meinen Mut schließlich doch zusammen und ließ meinen Partner ins Haus eintreten. Er trat in den kleinen Flur und stellte seinen Rucksack auf den Boden. Er sah mich aus seinen tiefschwarzen Augen an und ich konnte den Blick nicht richtig deuten. Es war eine seltsame Mischung aus Verliebtheit und Sehnsucht. Allerdings spielte noch ein Punkt mit ein, den ich aber nicht benennen konnte. Die Tür fiel ins Schloss und ich wurde an die Wand gedrückt. Sein Körper presste sich eng an meinen und ich senkte die Lider, als seine Lippen die meinen berührten. Dieser Kuss war pure Leidenschaft. Ich fühlte mich, als würde ich jeden Moment in seinen Armen dahin schmelzen. Kapitel 26: Kapitel 26 - Sasus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich zog mein Handy aus der Jackentasche und tippte noch eine kurze Nachricht an meinen Freund, auch wenn ich ihn erst vor ein paar Stunden gesehen hatte. „Bist du noch wach?“ Ich musste nicht lange auf eine Antwort warten. „Ja, bin ich. Wieso?“ Meine Gedanken überschlugen sich und ich wollte ihn erneut sehen. In mir stieg die Sehnsucht nach Naruto. Ich packte einige Sachen in einen Rucksack, nahm diesen dann und rannte durch die Stadt. Als ich vor dem Haus stand, zog ich mein Handy erneut heraus und tippte eine weitere Nachricht. „Dann mach mir die Haustür auf.“ Als ich dennoch darauf warten musste, dass mir die Tür geöffnet wurde, drückte ich auf die Klingel und einige Momente später wurde ich ins Haus gelassen. Ich trat in den kleinen Flur und stellte meinen Rucksack auf den Boden. Bevor Naruto etwas sagen konnte, sah ich ihn an und presste ihn mit meinem Körper an die Wand. Ich stieß mit dem Fuß die Tür ins Schloss und legte meine Lippen sanft auf die des Jüngeren. Meine Hüften presste ich an seine und ich genoss das Gefühl, das sich in mir breit machte und meine Sehnsucht nach seinen Berührungen stieg weiter. Ich schloss meine Augen und leckte kurz mit der Zunge über seine Unterlippe.   Als ich meine Gedanken wieder greifen konnte, öffnete ich meine Augen und lag mit Naruto auf seinem Bett. Ich vergrub meine Finger in seinem Haar und zog kurz daran, allerdings nicht um ihm weh zu tun, sondern einfach um ihn so auf den Rücken zu befördern. Ich kniete mich über ihn und setzte mich aufrecht hin. Mit meiner Hand versuchte ich unter sein Shirt zu kommen, allerdings hielt er mich fest und schüttelte den Kopf. „N-Nicht...“, murmelte er leise. „B-Bitte...“ Ich sah ihn verwirrt an. Er stimmte in meine leidenschaftlichen Küsse mit ein und dann wies er mich ab? “Was ist los?”, erkundigte ich mich leise. “Warum nicht?” Er schluckte und sah zur Seite. “Habe ich etwas falsch gemacht?”, fragte ich weiter nach. Noch immer bekam ich keine Antwort und ich wusste langsam nicht mehr, was der Grund für sein Verhalten war. Seit dem letzten Mal waren einige Wochen vergangen und ich hatte ihm genug Zeit gegeben, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass ich ein Junge war. Und das es nur eine Möglichkeit gab, wie wir uns nah sein konnten. “Für mich ist diese Situation mit einem Jungen auch vollkommen neu”, begann ich ruhig zu sagen und hatte die Hoffnung, ich würde damit genau ins Schwarze treffen. “Ich will es nicht überstürzen, aber dennoch… Ich möchte dir nah sein und dich berühren, dich erkunden, herausfinden was dir gefällt…” Naruto sah noch immer nicht zu mir, sondern fixierte einen Punkt neben sich. “Wenn es dir trotzdem zu schnell geht, dann sag es mir. Ich kann deine Gedanken nicht lesen. Ich weiß nicht, was in dir vor geht!” Meine Stimme wurde lauter und ich ging ihn fast schon an. “E-Es… ist nicht so…”, fand Naruto seine Stimme wieder. “I-Ich…” Doch dann brach er wieder ab und sagte nichts weiter dazu. “Sag mir, was los ist!” Ich forderte ihn also auf, endlich mit mir zu reden. Verdammt nochmal. War es denn so schwer zu sagen, was einem im Kopf vorging? “I-Ich…”, begann er zu stammeln und sah kurz zu mir. Es dauerte einige Sekunden bis er weiter sprach und dann meinen Blickkontakt suchte. “I-Ich will es ja auch… aber… Ich weiß nicht, ob ich bereit dafür bin… E-Es gibt etwas, das du nicht weißt… und ich weiß nicht, ob ich es dir sagen kann…” Seine Stimme zitterte und ich ging endlich von ihm herunter. Ich ließ mich neben ihm auf dem Bett nieder. “Was musst du mir sagen?”, murmelte ich ruhig. “Du kannst mit mir über alles reden. Wirklich.” Naruto nickte sanft. “Ja, ich weiß… aber ich habe… noch nicht den Mut dazu…” Er sah wieder weg und ich legte meine Hand an seine Wange. Mit einem Finger strich ich über diese und merkte, wie er sich an meine Handfläche schmiegte. “H-Hat dir jemand w-weh getan?” Er sah mich auf einmal mit aufgerissenen Augen an und schluckte. Aus seinem Mund kam kein Wort heraus. Hatte ich also ins Schwarze getroffen? Konnte es möglich sein? “B-Bitte geh…”, flüsterte er leise. Ich hatte große Probleme diese Worte zu verstehen und den Sinn dahinter zu verarbeiten. “L-Lass… mich allein!”, sah er mich jetzt an und schob mich vom Bett. Ich stand auf und sah perplex zu meinem Partner. Als ich keine Anstalten machte, mich vom Fleck zu bewegen, stand Naruto auf und schob mich mit aller Kraft aus dem Zimmer. Er blieb vor der Wohnungstür stehen und sah mich aus, mittlerweile emotionslosen, blauen Augen an. “Geh jetzt. Ich will allein sein!” Naruto drängte sich an mir vorbei und öffnete die Tür. Er wartete darauf, dass ich ging und ich tat ihm nach wenigen Momenten auch diesen Gefallen, auch wenn es mir sehr schwer fiel. “Naruto…”, sah ich noch einmal zu ihm und hoffte, er würde seine Meinung ändern. Er sah weiter durch mich hindurch und schwieg. Ich trat hinaus und hörte nur, wie hinter mir die Tür kommentarlos ins Schloss fiel.   Kapitel 27: Kapitel 27 - Narus Sicht / Sasus Sicht -------------------------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich ließ mich an der Wohnungstür zu Boden sinken, zog meine Beine an den Körper und schlang meine Arme um meine Knie. Sasuke hätte beinahe herausgefunden, dass ich kein biologischer Junge war. Fast wäre ich aufgeflogen. Doch hatte ich jetzt eine weitere Lüge in diese Beziehung zu ihm eingebaut. Nun dachte er, ich wäre in der Vergangenheit misshandelt worden. Aus meinem Augenwinkel stahl sich eine Träne und in meinem Hals bildete sich ein Kloß. Mein Körper begann zu zittern und ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Es dauerte einige Zeit bis ich aufstand und mich in mein Zimmer einschloss. Dort angekommen drehte ich die Musik auf und versuchte so meinen Kopf frei zu bekommen. Allerdings half es mir nicht wirklich, da meine Gedanken wieder zum Gespräch mit Sasuke glitten.   “I-Ich will es ja auch… aber… Ich weiß nicht, ob ich bereit dafür bin… E-Es gibt etwas, das du nicht weißt… und ich weiß nicht, ob ich es dir sagen kann… Aber ich habe… noch nicht den Mut dazu…”   Sasuke hatte mich mit großen Augen angesehen. Sein Blick war nicht mit Worten zu beschreiben. Es hatte mir sichtlich Angst gemacht, ihn so zu sehen. Die nächsten Worte hatten mir einen Schock bereitet.   “H-Hat dir jemand w-weh getan?”   Er dachte wirklich, ich wurde in der Vergangenheit gegen meinen Willen berührt und würde diese Nähe zu ihm deswegen nicht zulassen. Ich konnte ihm schlecht sagen, dass ich mich ihm nicht öffnen wollte, sondern … ich konnte es nicht. Ich konnte nicht einfach so sagen, dass ich nicht derjenige war, für den er mich hielt. Wie würde er wohl reagieren, wenn ich ihm sagte, dass ich als „Naruko Uzumaki“ geboren wurde?       ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich starrte noch einige Zeit auf die verschlossene Tür, die hinter mir ins Schloss gefallen war. Als ich merkte, dass das Licht im Haus ausgeschaltet wurde und die nächste Lichtquelle im Zimmer von Naruto aufkeimte, stahl sich ein trauriges Seufzen über meine Lippen. “Naruto…”, murmelte ich leise und lief nach Hause. Die kühle Nachtluft wehte mir durch das Haar und ließ mich vor Kälte erschaudern. Ich schlang meine Arme schützend um meinen Körper. Doch ich merkte, dass die Kälte nicht nur von dem Wind kam. Nachdem ich zu Hause angekommen war, ließ ich mich in meinem Zimmer auf mein Bett sinken, rollte mich zur Seite und zog die Beine eng an den Körper. Im Moment fühlte ich mich nicht wohl und ich wusste nicht, woran es nun wirklich lag. Als ich das Beben irgendwann unter Kontrolle und mich beruhigt hatte, entschied ich mich dazu, noch einmal über den Abend nachzudenken und doch kam ich zu keiner schlüssigen Antwort. Auf der einen Seite wusste ich nicht, was ich von Narutos Verhalten denken sollte, aber auf der anderen Seite konnte ich mir denken, wenn man gegen seinen Willen berührt wurde, dann konnte es schon schwierig sein, Nähe zuzulassen. War ich also zu voreilig und hätte ihm Zeit lassen sollen? Hätte er von sich aus auf mich zugehen sollen? Ich fuhr mit einer Hand niedergeschlagen durch mein Haar und stieß den Atem verzweifelt zwischen den Lippen heraus.   Am nächsten Morgen stand ich auf, noch bevor die Sonne hinter dem Horizont auftauchte, und entschied mich dazu, meine Frustration und meinen vollen Kopf zu bekämpfen, indem ich ein Ausdauertraining absolvieren würde. Nachdem ich mich umgezogen hatte, steckte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und startete die Musik auf meinem Handy. Ich begann mich zu erwärmen und lief dann los. Wohin mich meine Beine trugen, wusste ich nicht und es interessierte mich nicht. Es dauerte ziemlich lang, bis ich langsam zum Stehen kam und tief durchatmete. Ich war zu dem Entschluss gekommen, dass ich noch einmal mit Naruto reden musste und dieses Mal würde er mir nicht ausweichen können. Dieses Mal würde er mich nicht so einfach aus dem Haus werfen können. Kapitel 28: Kapitel 28 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   “Uzumaki”, nahm ich das Gespräch entgegen, als mein Handy klingelte. Ich kannte die Nummer und ich war mir sicher, dass es um meinen Termin ging, der bald anstand. “Guten Tag, ich rufe im Namen von Frau Poulsen an. Es geht um Ihren nächsten Termin.” “Oh…”, gab ich überrascht von mir, obwohl ich es mir ja schon denken konnte. “Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass der Termin abgesagt werden muss, da Frau Poulsen erkrankt ist und noch nicht klar ist, wann sie wieder an die Arbeit zurückkehren kann…” Die Stimme der Anruferin klang niedergeschlagen, aber auch irgendwie so, als würde sie es bereits zum hundertsten Mal erzählen. “Okay, haben Sie vielleicht eine Idee, an wen ich mich wenden könnte? Ich brauche ja einen Psychologen, bei dem ich die Begleittherapie machen kann.” Ich hoffte, dass mir die Frau am anderen Ende weiterhelfen konnte, allerdings konnte sie es nicht und damit beendete sie das Gespräch. Traurig ließ ich das Handy sinken und starrte einfach nur gerade aus. Ich starrte an die Zimmerdecke. Mein Kopf war auf einmal wie leer gefegt. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Erst das mit Sasuke und der ungewollten Lüge und nun kam das mit meiner Psychologin. Sie war super nett gewesen und hatte nicht versucht mich in eine andere Bahn zu lenken. Ich hatte das Gefühl, ich wäre sehr gut bei ihr aufgehoben. Doch was hatte sie wohl, dass sie nicht arbeiten konnte? Vielleicht ein Unfall, weswegen sie nicht arbeiten kann? Oder was könnte es für eine Krankheit sein? Ein einfacher Schnupfen würde sie wahrscheinlich nicht vom Arbeiten abhalten… Ich drehte mich auf die Seite und zog meine Beine an meinen Körper. Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Als mein Handy erneut vibrierte sah ich auf das leuchtende Display. Ich hatte eine Nachricht bekommen.   “Wir müssen reden.”   Die Nachricht kam von Sasuke. Ich schluckte unweigerlich, denn im Moment fand ich noch nicht den Mut, ihm gegenüber zu stehen und mit ihm zu reden. Außerdem wusste ich noch gar nicht, was ich sagen sollte. Sollte ich ihm sagen, dass ich Angst vor seiner Reaktion hatte, wenn er herausfinden würde, dass ich ein Mädchen war und ihn nur deshalb aus dem Haus geworfen hatte? Ich hatte noch nicht die Kraft mich damit auseinander zu setzen. Ich drückte auf einen kleinen Knopf an meinem Telefon, so dass sich das Display wieder verdunkelte. Zum jetzigen Zeitpunkt wollte ich Sasuke noch nicht antworten. Ich konnte es auch nicht.   Kapitel 29: Kapitel 29 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich ballte die Hände zu Fäusten und atmete tief durch. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, zumindest wenn ich den Mut dazu fand, mich meiner Klasse gegenüber zu outen. Allerdings wusste ich nicht, ob es so eine gute Idee war. Sie waren unreif, lachten mich aus und noch dazu war ich eh ein Außenseiter. Vielleicht sollte ich bei der Fußballmannschaft anfangen? Aber wie würde Sasuke es aufnehmen? Mit ihm sollte ich zuerst reden…   Ich war gerade auf dem Weg zum Trainingsplatz, um Sasuke zu suchen. Bei ihm zu Hause war niemand. Nicht einmal sein Bruder war dort gewesen. Vielleicht war er ja auf dem Platz und lief einige Runden, um sich fit zu halten. Es war zumindest einen Versuch wert. Von der Hauptstraße bog ich in eine Seitengasse, um die Strecke abzukürzen und schneller anzukommen. Ich ging noch einige Meter weiter und hörte dann auf einmal einige Stimmen hinter mir. “Naruko, was machst du denn hier?”, legte man mir einen Arm um die Schultern. “Wie kommt es eigentlich, dass du dich wie’n Kerl anziehst? Du siehst in letzter Zeit aus wie eine Lesbe.” “Was willst du? Lass mich in Ruhe. Ich hab dir nichts getan.” Ich wehrte seinen Arm ab und drehte mich zu ihm. “Ich will wissen, wieso du dich wie ein Kerl anziehst. Hast du die Klamotten von deinem Bruder oder deinem Vater geklaut? … Oh, ich hab ja ganz vergessen, du hast ja nur noch deine Mutter.” Seine Stimme klang genauso finster wie sein Lachen, was kurz darauf folgte. “Oder hatten die bei der Altkleidersammlung keine anderen Klamotten mehr für dich?”, ertönte eine weitere Stimme. Ich war kurz davor, sie lautstark anzubrüllen. Sie wussten nichts von mir und hatten auch keine Ahnung davon, wie es in mir aussah und wie ich mich jetzt in diesem Moment fühlte. Irgendwann würden sie erfahren, dass ich mich nicht als Frau fühlte, sondern als Mann leben. “Ihr habt doch keine Ahnung und du weißt überhaupt nichts”, ging ich ihn an. “Manchmal sollte man überlegen, mit wem man redet und vor allem sollte man dieser Person ein bisschen Respekt entgegen bringen.” “Ich werde dir schon den Respekt zeigen, denn du verdient hast”, lachte er noch immer finster. Ich merkte die Blicke der anderen auf mir und wie sie mich hasserfüllt ansahen. Einige von ihnen kamen auf mich zu und grinsten finster. Ich wusste nicht, was sie vorhatten, aber in mir keimte eine böse Vorahnung. Instinktiv wich ich einige Schritte zurück und begann zu zittern. Mein Körper bebte. Ich hatte Angst. Ich ging immer weiter zurück und merkte dann auf einmal eine Wand hinter mir, die mich am weitergehen hinderte. Verdammt. Ich saß in der Falle. “Lauf nur weg”, lachte einer von ihnen finster. “Es wird dir aber nichts bringen.” Er war der Erste, dessen Faust ich in meinem Bauch spürte. Er schlug mit voller Wucht und ohne zu zögern mit seiner Faust in meine Magengrube. Keuchend ging ich auf die Knie und hielt mir die schmerzende Körperpartie. Sein dunkles Lachen konnte man durch die ganze Gasse hören. Ich versuchte wieder auf die Beine zu kommen, aber ich steckte bereits die nächsten Schläge ein. Diese machten mir das Aufstehen extrem schwer und ich wusste nicht, wie lang sie auf mich weiter einschlagen würden. Doch dann hörte ich einen weiteren Jungen sprechen. Seine Stimme kam mir bekannt vor und ich versuchte in seine Richtung zu sehen, doch ich erkannte nichts. Meine Augen wollten sich nicht öffnen. Noch immer lag ich reglos auf der Seite. Ich hatte das Gefühl, alles um mich herum würde verschwimmen und dann wurde alles schwarz.   Als ich wieder zu mir kam, sah ich helles Licht über mir und ich merkte, dass ich in einem Krankenwagen war. “Sie sind in Sicherheit”, sagte der Sanitäter und lächelte mir sanft entgegen. “Es wird alles wieder gut werden.” Dann wurde um mich herum erneut alles schwarz und ich verlor das Bewusstsein.   Nachdem ich erneut aus dem Ohnmacht erwachte, merkte ich, dass ich in einem Krankenzimmer lag und mich kaum bewegen konnte. Ich drehte meinen Kopf, um mich im Zimmer umzusehen. Eigentlich dachte ich, dass ich allein war, doch ich hatte Besuch. Kiba saß bei mir und hatte den Kopf in den Nacken gelegt, so als würde er schlafen. Wie lang war ich nicht bei Bewusstsein gewesen? “K-Kiba…”, entwich es mir leise. Wusste er, dass ich eine Frau war? Wie viel hatte er mitbekommen? “Was?”, blinzelte er erschrocken und sah mich ebenso an. “Du bist ja wieder wach.” Erneut kam sein Name über meine Lippen, doch ich sagte nichts weiter. “Was ist passiert? Diese Typen haben dich ja übel zugerichtet. Hatten sie einen Grund dafür?” “I-Ich… Kiba…”, begann ich leise zu murmeln. “Wer bist du und was ist die Wahrheit?” “I-Ich … bin ein Mädchen. Aber ich bin es nicht wirklich. Ich fühle mich nicht so. Ich … bin ein Transgender. Biologisch bin ich weiblich, aber meine Gedanken, mein Handeln und meine Gefühle sind die eines Mannes. Im Moment … gehe ich den Weg einer Geschlechtsangleichung.” “Das soll heißen, du … heißt gar nicht Naruto?” Auf diese Frage antwortete ich mit einem Kopfschütteln. “Nein. Eigentlich nicht.” “Kakashi wusste es? Er wusste Bescheid?” Ich nickte: “Ja, er weiß es. Er ist mein Lehrer und kennt mich. Er wusste es vom ersten Tag und hat mich unterstützt. Ich konnte am Turnier nicht teilnehmen, weil ich kein Junge bin und ich auch nicht beim Team eingetragen bin. Ich bin nicht im Club eingetragen.” “Verständlich… Wer weiß es noch?” “Bisher … Also außer dir … niemand anderes.” Es entstand eine Stille, die niemand zu durchbrechen vermag. Niemand, keiner von uns beiden, wollte etwas sagen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und mein Gegenüber war wahrscheinlich mit der Information überfordert. Kiba sah mich aus seinen dunklen Augen an und fuhr sich dann mit einer Hand durch das braune Haar, als würde er damit versuchen wollen, diese Ruhe durchbrechen zu wollen. “Weiß Sasuke davon? Ich meine … ihr seid ja … ein Paar, oder?”, murmelte er leise und man konnte eine gewissen Unsicherheit heraus hören. “Woher...?”, blinzelte ich verwirrt, denn eigentlich hatten Sasuke und ich es versucht zu verheimlichen, dass wir zusammen waren. “Es war offensichtlich. Wie ihr euch angesehen und euch gegenüber verhalten habt”, antwortete er mir und musste dabei grinsen. “Es war also nicht zu übersehen.” Erneut entstand Stille, die ich als ziemlich drückend empfand. “Sasuke weiß es nicht. Ich habe Angst vor seiner Reaktion”, sagte ich leise und spielte mit einer Hand an dem Bettlaken herum, welches durch mein Gewicht Falten schlug. “Ich wollte vorhin zum Trainingsplatz, um ihn dort zu suchen. Ich wollte es ihm sagen. Ich wollte mit ihm reden. Doch dann haben mich die Typen überrascht und … mich zusammengeschlagen…” Ich presste die Kiefer aufeinander und schluckte meinen heranwachsenden Kloß im Hals herunter. “Du kennst die Typen?”, wurden Kibas Augen auf einmal größer. Schwach nickte ich als Antwort: “Sie gehen mit mir in eine Klasse, zumindest einige von ihnen und die anderen sind glaube ich in der Parallelklasse.” Ich schluckte erneut und sah kurz zur Zimmerdecke und dann wieder zu Kiba. “Verurteilst du mich?”, fragte ich ihn und hoffte, er würde sich nicht von mir abwenden, denn ich hatte ihn gern als Freund. Man konnte sich immer an ihn wenden, wenn man Probleme hatte und er war immer für einen da. “Du bist immer noch die Person, die ich kennengelernt hatte. Es ändert sich nichts zwischen uns. Du bist immer noch mein Freund”, begann Kiba breit zu grinsen. “Wenn du willst, dann werde ich niemanden etwas davon sagen.” “Danke”, erwiderte ich sein Lächeln. “Das weiß ich zu schätzen. Ich denke, wenn die Zeit gekommen ist und es sein muss, dann werde ich mich bei den anderen auch outen.” Sein Handy begann zu klingeln und wir zuckten beide erschrocken zusammen. Er nahm es in die Hand und sah auf das Display. Er las die eingehende Nachricht und “Ich muss los. Ich komm dich später noch einmal besuchen. Deine Mutter wird bestimmt auch bald da sein. Und die Polizei wird bestimmt auch bald auftauchen, da sie dich vernehmen wollen.” “Noch einmal vielen Dank, dass du mich gefunden und den Krankenwagen gerufen hattest.” “Ist doch selbstverständlich.” Er nickte mir entgegen und verließ dann das Krankenzimmer. Wer weiß, wie lang die Typen weiter auf mich eingeschlagen hätten, wenn ich weiter bewusstlos am Boden gelegen hätte. Doch wie hatte es Kiba überhaupt geschafft, die Typen zu verjagen? Wenn ich wieder auf den Beinen war, dann könnte ich ihn ja noch einmal fragen. Kapitel 30: Kapitel 30 - Sasus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich stand gerade vor dem Haus, in dem Naruto wohnte und wollte gerade an der Tür klingeln. Doch mir wurde innerhalb von wenigen Momenten diese geöffnet. In diesem Augenblick war ich vollkommen überrascht und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. „Ich wollte zu Naru-...“, meinte ich leise und sah die ältere Frau mir gegenüber an. Wahrscheinlich war es die Mutter von Naruto. Sie hatte zumindest eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm. „Ich bin gerade auf dem Weg zu ihr.“ Ich blinzelte verwirrt. Ihr? Wen meinte sie damit? „Was ist los?“, erkundigte ich mich und mir wehte der Wind meine schwarzen Haare vor das Gesicht. Mit einer kurzen Handbewegung wischte ich mir die Haarsträhnen hinter das Ohr. „Sie ist im Krankenhaus. Sie wurde zusammengeschlagen.“ „K-Kann ich mitkommen?“, fragte ich weiter. In meinem Kopf herrschte ziemlich großes Chaos, denn ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, dass Narus Mutter von „ihr“ sprach. Hatte er eine Zwillingsschwester und diese hatte einen ähnlichen Namen? Wieso wusste ich das nicht? Wieso wusste ich allgemein so wenig von ihm? „Wenn du mir sagst, was du mit meiner Tochter zu tun hast, dann kannst du gern mitkommen.“ Wir liefen zu einem kleinen Wagen, der den Anschein hatte, bald das Zeitliche zu segnen und demzufolge mitten im Feierabendverkehr stecken zu bleiben. Ich stieg auf der Beifahrerseite ein und schnallte mich an. „Was ist passiert?“, fragte ich und wartete darauf, dass sich das Fahrzeug in Bewegung setzte. „Sie wurde zusammengeschlagen. Ich glaube, sie war gestern Nachmittag auf dem Weg zum Trainingsplatz. Sie wollte zu irgendeinem Jungen… Ich kann mir den Namen aber nicht merken. Ich bin eine schlechte Mutter. Ich sollte mich dafür interessieren, was meine Tochter macht… Aber ich habe keine Zeit für sie…“, seufzt die Mutter darauf hin nur frustriert. „Sie wollte zum Trainingsplatz?“, zog ich eine Augenbraue nach oben. „Wissen Sie, warum sie so verschlossen ist?“ „Verschlossen? Meine Kleine? Nein. Sie ist nicht verschlossen. Sie ist eigentlich immer offen“, sah sie kurz zu mir und dann richtete sie den Blick wieder auf die Straße. „In der letzten Zeit, wo ich mit … ihr … zusammen war … war sie sehr verschlossen“, meldete ich mich nach wenigen Momenten wieder zu Wort. „Ich war der Meinung, dass … sie … gegen ihren Willen berührt wurde.“ Dieses „sie“ kam mir ziemlich schwer über die Lippen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es sein konnte, dass wir im Moment die selbe Person meinen konnten. „Misshandelt? Vergewaltigt?“, wurden ihre Augen groß wie Spiegeleier und ich musste deswegen grinsen. „Ich wüsste davon. Sie ist ein lebhaftes Mädchen. Sie hatte immer Freude am Leben, auch wenn sie in der Schule nicht wirklich viele Freunde hatte. Doch … in den letzten Wochen und Monaten hat sie da so eine Phase.“ Ich blinzelte verwirrt, denn ich verstand nun überhaupt nichts mehr. „W-Was für eine Phase?“ Die Fahrt zum Krankenhaus schien mir endlos lang zu sein und niemals enden zu wollen. „Sie ist der Meinung, dass sie ein Junge ist und kein Mädchen. Ich kann das gar nicht verstehen. Ich kann es nicht nachvollziehen.“ Ihre Worte waren so leise, dass ich sie kaum verstehen konnte. „Etwa so etwas … wie eine Transsexualität?“ „Ich glaube, so etwas war es ja...“ Ich sah zu ihr und dann aus dem Fenster in die Ferne. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich wusste nicht, was ich glauben sollte. Meinten wir im Moment die selbe Person? Meinten wir beide Naruto? Ungeduldig und gleichzeitig nervös spielte ich mit meinen Fingern herum. Auf den letzten Metern, bis der Wagen stehen blieb, schwiegen wir beide und niemand sagte ein weiteres Wort. „Danke, dass ich mitfahren konnte“, meinte ich leise, als ich aus dem Wagen ausstieg. Nachdem auch die Fahrerin des Fahrzeugs ausgestiegen war, folgte ich ihr. Allerdings ließ ich einige Schritte zwischen uns Platz, damit ich sie nicht zu sehr bedrängte. Als wir am Krankenzimmer ankamen, klopfte sie an der Tür und wartete auf eine Reaktion von Innen. Diese folgte auch innerhalb von wenigen Momenten und sie trat in das Zimmer. Ich atmete tief durch, bevor ich ebenfalls in das Zimmer trat. Naruto sah mich vollkommen erschrocken an. So als hätte sie oder er nicht mit meiner Anwesenheit gerechnet. „Hey...“, sagte ich leise und stellte mich an das Bettende. „Ich dachte mir mal, ich komme dich ebenfalls besuchen.“ „Liebes“, umarmte die ältere Frau ihr Kind. Ich presste die Kiefer aufeinander, denn ich hatte Angst, dass man sonst meine Gedanken anhand meiner Mimik erraten konnte. „Was machst du nur für Sachen? Ich mach mir doch so schon immer Gedanken um dich.“ „Ich wollte nur eine Abkürzung nehmen…“, versuchte Naru die Ältere von sich zu schieben und wieder etwas Freiraum zu gewinnen. „Ich hol dir erst einmal etwas zu trinken. Deine Wasserflasche ist leer. Ich sollte mich beim Personal beschweren. Du kannst dich bestimmt nicht bewegen und dann lassen die dich verdursten!“, beschwerte sie sich und nahm die leere Flasche in die Hand. „Bis gleich.“ Sie verließ das Krankenzimmer und somit war ich mit meinem … Freund allein. Kapitel 31: Kapitel 31 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Zwischen mir und Sasuke entstand eine drückende Stille. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und auch ihm ging es scheinbar nicht ähnlich. Doch am Ende nahm ich meinen Mut zusammen und sah zu ihm. „Was hat meine Mutter zu dir gesagt?“,erkundigte ich mich bei ihm. „Nun, sie hat mir einige Fragen unbeantwortet gelassen. Die Antworten würde ich gern von dir wissen“, klang seine Stimme eisig und gleichzeitig schneidend scharf. „W-Was für F-Fragen?“ In meiner Stimme konnte man Angst hören und ich begann zu zittern. Gleichzeitig durchdrang mich ein stechender Schmerz im Körper. Die Verletzungen machten sich dadurch bemerkbar. „Ich will wissen, was die Wahrheit ist.“ Er sagte es so bestimmend, dass ich immer noch Angst hatte, etwas zu sagen. „D-Die W-Wahrheit?“ Mit dem Kopf nickte er schwach, so dass ich es kaum als solch eine Geste erkennen konnte. „Ich...“, begann ich und sah zur Seite. Er lief um das Bett und stellte sich neben dieses. „Sag mir, wer du wirklich bist“, ging er mich an und seine Stimme wurde lauter. „Ich… bin Naruto...“, sagte ich. „… aber ich bin auch Naruko.“ „Naruko?“, zog Sasuke eine Augenbraue nach oben. „Das ist ein Frauenname.“ „Weil ich eine bin“, presste ich meine Kiefer aufeinander. „Ich … fühle mich aber nicht so.“ „Du hast mich also die ganze Zeit belogen?“ Er setzte sich auf das leere Bett, was neben meinem stand und sah mich mit ausdruckslosen Blick an. „Nein. Ich habe dich nicht belogen. Ich habe nur nicht die komplette Wahrheit gesagt“, murmelte ich leise. „Das ist das Gleiche!“, ging er mich weiter an. „Du hast mir deine Liebe vorgespielt! Du hast mich an der Nase herumgeführt! Du hast mich die ganze Zeit belogen und mir weiß gemacht, dass ich schwul bin! Ich habe mir die schlimmsten Gedanken gemacht, wieso ich auf einmal, derartig auf einen Mann reagiere! Ich habe das Ansehen meiner Familie zu wahren und dann… Dann kommst du und bringst alles durcheinander! Ich habe keine Ahnung, wie ich damit klar kommen soll. Ich weiß nicht, ob ich dir diese Art der Lüge je verzeihen kann.“ „Sasuke“, begann ich und versuchte ihn so zum Schweigen zu bringen. „Ich kann es erklären.“ „Erklären? Du musst mir überhaupt nichts erklären! Es ist vorbei! Ich habe keine Lust mehr auf weitere Lügen!“ Er ballte die Hände zu Fäusten. In seinem Gesicht und in seinen Augen spiegelte sich der Schmerz, die Wut und die Frustration wieder, die er mir mit seinen Worten eben nur deutlich entgegen gebracht hatte. „Keine Lügen… Ich will dir erklären, was mit mir ist und wieso ich … wieso ich diese Lügen aufgebaut hatte...“, wollte ich mich aufrichten, doch meine Schmerzen ließen es nicht zu. „Ich bin im falschen Körper geboren. Ich wurde im Körper einer Frau geboren, doch ich habe mich nie so gefühlt. Ich bin ein Mann. Ein Mann, so wie du es bist. Du bist biologisch … richtig. Ich kann meinen Körper nur angleichen lassen, so dass ich mich in meinem Körper wohl fühle und er zu meinem gefühlten Geschlecht gehört. Ich weiß, es ist schwer zu verstehen… Aber bitte glaub mir. Ich wollte dich nie anlügen.“ Meine Mutter trat in das Zimmer, ohne an die Tür zu klopfen. Sie sah zwischen uns hin und her und sagte nichts dazu. Sasuke blickte ihr entgegen, nickte und ging dann schweigend aus dem Zimmer. Ich sah ihm hinterher und presste meine Kiefer aufeinander. Ich hoffte, dass dieser Schmerz mich vergessen ließ, dass ich im Inneren einen noch größeren Schmerz spürte. Kapitel 32: Kapitel 32 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ● [LEFT] [/LEFT] [LEFT] [/LEFT] Einige Tage später wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen und saß in dem Wagen meiner Mutter, die mich abgeholt hatte. Sie hatte meine Tasche in den Kofferraum geschmissen, ehe sie sich hinter das Steuer setzte. Mein Blick hingegen hing leer in der Ferne. Ich konnte meine Konzentration auf nichts lenken, egal was ich auch versuchte. Auch als sich der Wagen in Bewegung setzte und meine Mutter etwas sagte, verstand ich nichts und konnte auch nichts antworten. In meinem Inneren setzte mir der Schmerz immer noch zu, so dass ich an nichts anderes denken konnte. Meine Mutter stellte den Wagen in einer kleinen Parklücke am Straßenrand ab und ich stieg ohne ein Wort zu sagen aus. Ich lief zum Haus und schloss die Tür auf, dann ging ich weiter und verschloss mich in meinem Zimmer. Ich wollte mit niemanden reden. Allerdings rief meine Mutter irgendetwas hinter mir her, was ich aber nicht verstand.   „Können wir uns treffen?“   Ich tippte die Nachricht relativ schnell in mein Handy und schickte sie ab. Auch wenn ich es nicht zugab, so wollte ich doch eine Antwort darauf erhalten.   „Sag mir wo und wann, dann werde ich da sein.“   Auf meine Lippen spiegelte sich ein schwaches Lächeln wider. Ich war froh, in ihm einen Freund gefunden zu haben. Er, der Kapitän der Fußballmannschaft. Er, der neben Kakashi und meiner Mutter, ebenfalls über mich Bescheid wusste. Er, den ich als Freund bezeichnen konnte. Er, der mir in den letzten Tagen sehr ans Herz gewachsen war. Er, dessen Name Kiba lautete. Immer wieder kam er nach der Schule zu mir ins Krankenhaus und kam mich besuchen. Es stellte sich heraus, dass er vor zwei Jahren ebenfalls auf meiner Schule gewesen war, aber durch einen Umzug innerhalb der Stadt war der Weg zur Schule zu weit gewesen und hatte deswegen die Schule gewechselt. Er war älter als ich, das hieß, dass er mir in der Schule helfen konnte, wenn ich Probleme hatte. Auch konnte ich ihn … wegen meiner Probleme gern die Ohren volljammern. Zumindest hatte er das gesagt. Ich konnte mir deswegen ein weiteres Grinsen nicht verkneifen. Es war gut, dass ich ihn als Freund hatte und jeder Zeit zu ihm kommen konnte. Ich schreib noch eine Antwort und sah auf die Uhr. Es war noch ein bisschen Zeit und diese nutzte ich, damit ich mich in meinen Binder zwängen konnte. Die Schmerzen, die ich hatte, während ich ihn anzog ließ mich mein Gesicht verziehen. Ich sollte ihn eigentlich nicht anziehen, allerdings hatte ich mich in den letzten Tagen absolut unwohl gefühlt. Ich konnte nicht länger ohne den Binder leben. Noch immer verzerrte ich das Gesicht und zog meinen weiten Pullover wieder an. Dann lief ich die Treppen hinunter und ließ mich auf die letzte Stufe sinken. Mir fehlte die Luft zum Atmen. Ich hielt meinen Brustkorb fest. Es schien, als würde mir gewaltsam der Luft geraubt werden. Meine Lider schloss ich, um mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Es funktionierte und der Druck auf meinem Brustkorb verschwand. Ich ging zur Tür und meine Mutter rief etwas hinter mir her, was ich noch immer nicht verstand. Im Moment wollte ich mich auch nicht damit befassen, was sie sagte. In den letzten Tagen hatte ich andere Probleme, als sie, und ihre mittlerweile, quälend laute Stimme. Ich lief, so schnell es meine Schmerzen zu ließen, zum Treffpunkt und sah schon von weiten meinen Mannschaftskapitän. Auch er hatte mich entdeckt und lächelte mir entgegen, während ich die letzten Meter zu ihm ging. „Hey“, begrüßte ich ihn und er erwiderte meine Geste freundlich. „Wollen wir irgendwo etwas trinken gehen?“ Seine Frage brachte mir ein Grinsen auf die Lippen. „Von mir aus“, nickte ich zustimmend, auch wenn es mir eigentlich egal war. Gemeinsam liefen wir zu einem kleinen Café, was in der Nähe war. Dort angekommen ließen wir uns im hinteren Teil nieder und ich sah mir die Speise- und Getränkekarte an. Ich bestellte mir einen Erdbeer-Bananen-Milchshake. Kiba machte seinem Namen alle Ehre und bestellte sich einen Kirsch-Bananen-Saft. Über seine Auswahl musste ich erneut grinsen. „Also, was ist dein Problem? Wie kann ich dir helfen? Deine Nachricht klang niedergeschlagen...“, bemerkte Kiba, als der Kellner mit den Bestellungen davon gegangen war. Ich atmete tief durch und ignorierte den aufkeimenden Schmerz in meiner Brust. Mein Blick heftete ich auf die Tischplatte, damit ich Kiba nicht ansehen musste. „Sasuke weiß Bescheid…“, begann ich leise. „Er hat es durch meine Mutter herausgefunden… Er wollte mit mir reden, aber ich war nicht da und meine Mutter hat ihm die Tür geöffnet… Sie war gerade auf dem Weg zum Krankenhaus, um mich zu besuchen… Sie hat alles kaputt gemacht! Sasuke denkt, ich habe ihn angelogen und ihn und seine Gefühle ausgenutzt…“ In meinem Hals bildete sich ein dicker Kloß, der mich nicht mehr weiter sprechen ließ. Dann kam der Kellner mit unseren Getränken zurück und ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen. Der Kellner erkannte mit Sicherheit auch, dass dieses Lächeln falsch war. „Und wie hat er reagiert?“, erkundigte sich Kiba. Doch ich schluckte nur, denn ich wollte nicht zurück denken. Ich wollte nicht an die Situation denken. „E-Er… hat sich von mir getrennt...“, murmelte ich leise. Kapitel 33: Kapitel 33 - Sasus Sicht ------------------------------------ Ich hatte mich mit meinem Bruder verabredet, da ich ihn vom Krankenhaus abholen wollte. Meine Füße schritten einfach voran, ohne dass ich darauf achtete, was um mich herum passierte. Der schnellste Weg zum Krankenhaus zu kommen, war der Weg, wenn man durch die Innenstadt lief. Genau diese Straßen lief ich gerade entlang. Mein Blick glitt zeitweise zu den einzelnen Schaufenstern. Und als ich an einem kleinen Cafe vorbei gelaufen war, fiel mein Blick auf eine Person, die dort saß. „Naru-...”, murmelte ich leise und blieb stehen. Sollte ich ihn … oder sie nun „Naruto” oder „Naruko” nennen? Ich ballte die Fäuste, weil ich noch immer nicht damit klarkam, dass ich verarscht wurde. Ich wurde hintergangen. Ich wurde belogen und betrogen. Es versetzte mir einen deutlichen Stich ins Herz, als ich daran dachte. Meine Augen glitten zur Person, die ebenfalls an dem Tisch saß. „Kiba?”, zog ich meine Augenbrauen erstaunt nach oben. „Was macht er hier?” Er nahm die Hand der anderen Person und lächelte ihr aufmunternd entgegen. Naru nickte und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Die Lippen formten Worte, die ich nicht deuten konnte. In mir stieg die Wut herauf. Ich betrat das kleine Café und ging ohne Umwege auf den Tisch zu, wo der Kapitän des Fußballteams saß und die Person, die mich belogen hatte. „Du scheinst ja schnell Ersatz gefunden zu haben”, stellte ich mich vor den Tisch und sah Naru sauer an. „Also scheine ich dir nicht all zu wichtig zu sein.” „S-Sasuke…”, murmelte die angesprochene Person leise. „Was willst du denn hier?”, mischte sich Kiba ein. „Ich weiß nicht, was du für ein Problem hast. Ich versuche Naruto nur zur Seite zu stehen, da du ja scheinbar keine Eier in der Hose hast!” „Naruto?”, stieß ich verachtend den Namen aus. „Es ist nur ein Trick, um Aufmerksamkeit zu bekommen!” „Ich will keine Aufmerksamkeit! Ich will einfach nur so wahrgenommen werden, wie ich wirklich bin!”, wurde die Stimme des Blonden lauter. „Ich habe keine Ahnung, was du für ein Problem mit mir hast, aber ich kann nichts dafür, dass du so intolerant bist!” „Ich bin intolerant? Wer hat denn die Freundschaft und die Beziehung auf einer Lüge aufgebaut? Das war mit Sicherheit nicht ich.” Narus Blick senkte sich und ich wusste, dass ich einen wunden Punkt getroffen hatte, aber es war mir egal. Auf meine Gefühle hatte Naru auch keine Rücksicht genommen. Ich sah die beiden an und zuckte nur gelangweilt mit den Schultern. „Weißt du was? Mach was du willst. Es ist mir egal“, führte ich noch eine Handbewegung aus, die darauf deuten ließ, dass es mir wirklich egal war. Ich drehte mich um und wandte mich zum Gehen. Doch dann hörte ich, wie hinter mir ein Stuhl verschoben wurde und jemand sich vom Tisch erhob. „W-Warte!“, rief Naru mir hinterher und ich blieb stehen, allerdings drehte ich mich nicht um. Doch dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich hörte, wie jemand scheinbar auf den Boden fiel und dann war alles um mich herum still. Niemand sagte etwas. Niemand bewegte sich. Alles war ruhig. Ich hörte keine Schritte. Ich hörte kein anderes Geräusch. Allerdings wurde ein zweiter Stuhl zurückgeschoben und ich hörte, als wenn es aus weiter Ferne kam, dass jemand einen Namen sagte. „Naruto!“, rief die Person. „Hey, wach auf!“ Ich konnte nach wenigen Momenten die Stimme als die von Kiba deuten. „Naruto…!“ Langsam drehte ich mich um und sah, dass Naruto am Boden lag und die Augen geschlossen waren. Er war zusammengebrochen? Ich reagierte, ohne weiter darüber nachzudenken, was ich genau tat. Schnell hockte ich mich zu ihm und legte ihn flach auf den Boden. Mit hastigen Fingern tippte ich die Nummer des Notarztes in mein Handy und gab den Zusammenbruch bekannt. Man versicherte mir, dass es nur wenige Minuten dauern würde, bis jemand da war. „Wach auf“, wischte ich einige Strähnen aus Narus Stirn. Ich bemerkte, dass ich es insgeheim genoss, Naru berühren zu können. Mein Herz zog sich zusammen. Meine Gefühle waren noch immer dieselben, wie vorher. Es hatte sich nichts geändert. Mein Herz schlug noch immer für Naru, auch wenn ich wusste, dass Naruto eigentlich Naruko war... Kapitel 34: Kapitel 34 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich erst einmal alles verschwommen und ich wusste nicht, was passiert war. Ich wusste nicht, wo ich mich jetzt befand. Unter meinem Kopf spürte ich eine weiche Unterlage. Über mir lag etwas, dass mich wärmte. Wahrscheinlich eine Decke oder so etwas. Mein Blick schweifte durch das helle Zimmer. Es kam mir sehr bekannt vor. Ich erkannte es als Zimmer in einem Krankenhaus. „Oh, Sie sind endlich wach“, kam ein Krankenpfleger in das Zimmer. Wahrscheinlich war ich schon eine ganze Weile hier. „Wie geht es Ihnen, Frau Uzumaki?“, lächelte er mich warm an. „Herr...“, entwich es mir und ich musste mir einen genervten Unterton verkneifen. „Wie bitte?“, blinzelte er mich verwirrt an. „Herr Uzumaki!“ Ich sah ihn mit einem festen Blick an. „Herr … Herr Naruto Uzumaki!“ Er sah mich immer noch verwirrt an, sah dann auf seine Unterlagen und nickte dann. „Okay, dann werde ich das so weitergeben.“ Er kippte das Fenster in meinem Zimmer an und verließ es dann wieder. Doch bevor er die Tür wieder schloss, sagte er noch: „Ich finde diesen Schritt sehr mutig. Der Arzt wird auch bald zu Ihnen kommen.“ Auf meine Lippen legte sich ein leichtes Grinsen. Er wusste, was ich damit sagen wollte und er wusste, dass es nicht nur eine Phase war. Ich versuchte mich aufzurichten, doch es gelang mir nicht, denn der Schmerz in meinem Brustkorb ließ mich zusammenzucken. „Was…?“, presste ich hervor. In meinem Kopf suchte ich nach einzelnen Splittern, die ich zusammensetzen konnte, damit ich mein Gedächtnis wieder vervollständigen konnte. Nach und nach kamen mir immer wieder Bilder in den Sinn, die ich zusammenfügen konnte. Ich war mit Kiba in dem Café, hatte ihm erzählt, dass Sasuke sich von mir getrennt hatte und dann war Sasuke aufgetaucht. Er hatte gemeint, dass ich schnell Ersatz gefunden hatte und dann… Dann ist er gegangen und ich wollte ihm hinterher… Dann ist alles um mich herum schwarz geworden. Wahrscheinlich hatte einer der Gäste einen Notarzt oder einen Krankenwagen gerufen, der mich dann hierher gebracht hatte. Und jetzt musste ich auf den Arzt warten, damit ich erfuhr, was mit mir los war und wie es mit mir weitergehen würde…   Nach einer gefühlten Ewigkeit trat ein Mann im weißen Kittel in den Raum und sah mich, mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen, an. „N-Naru-...“, kam es ihm zwischen den Lippen hervor. „Was machst du denn hier?“ Ich blinzelte kurz, denn ich musste die Tatsache, dass mir Itachi gegenüber stand, erst einmal verarbeiten. „I-Ich bin … scheinbar zusammengebrochen“, murmelte ich leise. Itachi kam zu meinem Bett und blieb davor stehen. „Ich weiß“, sagte er ruhig. Wahrscheinlich war die Frage, nach dem Grund meines Aufenthaltes, nicht so gemeint, dass ich sie beantworten sollte. „Warum bin ich zusammengebrochen? Was war der Grund dafür?“ „Mir haben Sasuke und dieser … Kiba erzählt, dass du mit meinem Bruder eine Auseinandersetzung hattest. Du wolltest hinter Sasuke her, doch dein Körper hat den Entschluss gefasst, dass es für dich zu viel war. Du hast angebrochene Rippen und auch sonst einige Verletzungen, mit denen nicht zu spaßen ist. Außerdem hast du noch zusätzlich den Binder angezogen, was du in den nächsten Tagen vermeiden solltest. Es hindert deine Lunge daran, sich im Brustkorb vollkommen auszudehnen und auch den Knochen bekommt es nicht.“ Er ließ sich am Fußende auf mein Bett nieder und sah mich aus rabenschwarzen Augen an. Es war das gleiche Schwarz, wie das bei Sasuke. Augenblick schlug mein Herz schneller, als ich an ihn dachte, und ich ermahnte mich, dass ich an etwas anderes denken musste. „Ich wusste nicht, dass der Binder derartig schlecht für mich ist… Aber ich kann nicht mehr ohne ihn auf die Straße gehen… Es… ist wie eine Qual, ohne ihn auf die Straße zu müssen...“, murmelte ich leise und sah niedergeschlagen auf meine Hände hinab. „Ich kann es mir vorstellen, aber du musst auf deine Gesundheit achten“, legte er eine Hand auf meine und als ich aufblickte, sah er mir lächelnd entgegen. Es strahlte eine unbeschreibliche Wärme aus und eine Welle der Aufmunterung kam auf mich zu. Ich fühlte mich, als würde die Zeit, bis ich den Binder wieder problemlos anziehen konnte, rasend schnell an mir vorbei eilen. Ich würde die Zeit überstehen, auch wenn ich dann wahrscheinlich ein nervliches Wrack war. Doch es würde irgendwann wieder bergauf gehen und an diesem Gedanken musste ich festhalten. Ich musste einfach geradeaus sehen und hoffen, dass die Zeit wirklich schnell vorbei ging... Kapitel 35: Kapitel 35 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Itachi kam am nächsten Morgen wieder in mein Zimmer und lächelte mir entgegen. Wie konnte man am frühen Morgen nur solch eine gute Laune ausstrahlen? Scheinbar war er ausgeschlafen, hatte gut gefrühstückt und zusätzlich machte ihm die Arbeit Spaß. „Guten Morgen“, lächelte er mir entgegen, als er mir in die Augen sah. „Gut geschlafen?“ Murrend nickte ich dennoch und sah ihm dabei zu, wie er meinen Puls und einige andere Werte überprüfte. Mittlerweile war ich bereits einige Tage hier und wartete nur darauf, dass er sagte, dass ich nach Hause gehen durfte. Ich wollte nicht länger hier im Krankenhaus bleiben. Doch bisher hatte er noch nichts dergleichen gesagt. Kiba wollte zwar heute Nachmittag vorbeikommen und mich besuchen, aber ich wollte eigentlich nur alleine sein. Ich wollte mich im Bett verkriechen, so wie ich es bisher getan hatte und wollte darauf warten, dass ich mich endlich wieder frei bewegen konnte, ohne darauf achten zu müssen, wie ich mich bewegte und was ich machen durfte oder mir verboten wurde. „Ich denke, wenn deine Blutwerte auch in Ordnung sind, dann kannst du morgen nach Hause. Ich lasse eine Schwester zu dir kommen, die dir Blut abnimmt.“ Auf seinen Lippen lag noch immer ein sanftes Lächeln und ich stellte fest, dass er aussah wie sein jüngerer Bruder. In meinem Inneren bemerkte ich einen stechenden Schmerz, der sich in mein Herz bohrte. „Wie geht es Sasuke?“, entwich es mir leise über die Lippen. „Hat er … irgendetwas gesagt?“ „Ich weiß, dass ihr euch getrennt habt oder mein Bruder sich von dir. Er hat sich in den letzten Tagen immer in seinem Zimmer zurückgezogen. Ich weiß nicht, was er macht. Ich kann aber gern mal versuchen, mit ihm zu reden. Vielleicht kann ich ihn ja dazu bewegen, noch einmal mit dir zu sprechen.“ Er hob seine Hand und legte sie auf meinen Kopf, nur um mir dann durch die Haare zu wuscheln. Ich verzog darauf mein Gesicht und sah ihn sauer an. „Musste das sein?“, meinte ich schmollend. „Ja, denn du sahst so traurig aus. Ich musste dich einfach aufheitern oder eher auf andere Gedanken bringen.“   Er hatte das Zimmer verlassen und ich lehnte mich in das Kissen zurück, dass mir mittlerweile zu flachgelegen war. Am liebsten hätte ich gesagt, dass man mir ein anderes bringen sollte, aber für diese eine Nacht würde es auch noch reichen. Ich richtete mich noch einmal auf und zog es hinter meinem Rücken hervor. Dabei verzog ich erneut das Gesicht, denn diese Bewegung war nicht gut für meinen Oberkörper. Doch ich ignorierte den Schmerz, der sich in meinem Brustkorb breit machte. Nachdem ich es aufgeschüttelt hatte, drehte ich mich um und legte es wieder hin, damit ich mich erneut zurücklehnen konnte. Ich nahm mein Handy in die Hand und sah auf das Display. Darauf war zu sehen, dass ich keinerlei Nachrichten hatte. Noch vor einigen Wochen hatte ich immer mindestens eine Nachricht, wenn ich aufwachte. Doch seitdem Sasuke wusste, dass ich biologisch gesehen eine Frau war und er sich von mir getrennt hatte, war es ruhig auf meinem Handy geworden. Ab und zu kam ein „Hey, wie geht es dir?“ von Kiba, aber diese Unterhaltungen waren immer relativ schnell zu Ende. Allerdings entschloss ich mich nach einiger Zeit dazu, nicht weiter im Bett zu liegen und richtete mich erneut auf. Ich stellte die Füße auf den Boden und genoss die Kälte, die über meine Fußsohlen in meinen Körper kroch. Allerdings entschied ich mich, meine Hausschuhe anzuziehen, die meine Mutter mir mitgebracht hatte, als sie erfuhr, dass ich einige Tage im Krankenhaus bleiben sollte. Ich konnte sie zum Glück davon überzeugen, dass sie nicht jeden Tag vorbeikommen musste, denn ich war alt genug, damit ich die Zeit hier auch allein absitzen konnte. Außerdem würde sie mir nur mit ihrer Stimme auf die Nerven gehen. Ich presste meine Kiefer aufeinander, als ich aufstand und es erneut in meinem Brustkorb schmerzte. Meine Beine waren wackelig, denn ich war in den letzten Tagen wenig aufgestanden und wenn, dann hatten sie mich nur ins Badezimmer getragen und dann wieder zurück ins Bett. Ich wollte dieses Mal aber etwas weiter laufen und ich atmete tief durch, bevor ich mir noch eine Jacke überzog und mein Geldbeutel einsteckte. Ebenso mein Handy fand den Weg in die Jackentasche. Ich lief durch das Krankenhaus und war darauf bedacht, immer an der Wand entlang zu laufen, falls ich mich abstützen musste. Doch zu meiner Überraschung konnte ich mich besser und deutlich freier bewegen, als ich dachte. Mein Weg führte mich in die Cafeteria, wo ich mir eine Zeitschrift holte, worin ich einige Rätsel lösen konnte und etwas zu trinken, denn langsam ging mir das Wasser und der Tee auf die Nerven. Ich wollte endlich mal etwas Vernünftiges trinken und das war im Moment die einzige Möglichkeit, mal einen anderen Geschmack in den Mund zu bekommen. Mit den erworbenen Gegenständen lief ich wieder in mein Zimmer und ließ mich auf den Stuhl nieder, der am Tisch im Zimmer stand. Ich legte die Zeitschrift darauf und öffnete die kleine Colaflasche, damit ich einen tiefen Zug des koffeinhaltigen Getränks nehmen konnte. Doch ich bereute es bereits wenige Sekunden später, denn die Kohlensäure ließ mich unangenehm aufstoßen. Es ließ mich bei jedem Mal das Gesicht verziehen, denn es schmerzte in meinem Brustkorb. Ich wollte einfach nur, dass es aufhörte und ich seufzte deswegen genervt.   Am nächsten Morgen hatte ich meine Tasche gepackt und wartete darauf, dass meine Mutter mich abholte. Ich hatte mir einen weiten Pullover angezogen, damit man nicht sah, dass ich eine Wölbung im Brustbereich hatte. Diese zu erklären schaffte ich im Moment nicht. Außerdem wollte ich es auch gar nicht erklären. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ich mich wieder frei bewegen konnte und ich meinen Binder wieder anziehen konnte. Als es an der Tür klopfte, ließ ich die Person eintreten und meine Mutter fiel mir lächelnd um den Hals. „Endlich kann ich dich abholen“, freute sie sich und nahm meine Tasche in die Hand. Itachi hatte mir verboten, schwer zu heben und auch sonst durfte ich nichts machen, was mich zu sehr anstrengte. Auf der einen Seite hatte ich jetzt einige Tage frei und musste nicht in die Schule, da ich meinen Schulrucksack nicht tragen durfte, aber auf der anderen Seite wusste ich, dass mir sehr viel Unterrichtsstoff entging und ich große Probleme bekommen würde, wenn ich wieder in die Schule kam und mich wieder einarbeiten musste. Ich verstand das meiste davon sowieso schon nicht. „Kommst du, Liebling?“, lächelte mir meine Mutter entgegen. Sie war bereits zur Tür gelaufen und ich nickte zur Bestätigung, nachdem ich noch einmal geprüft hatte, ob ich auch alles eingepackt hatte. „Ich will mich aber noch kurz von jemandem verabschieden...“, murmelte ich kurz und meine Mutter nickte mir verständnisvoll entgegen. Sie meinte, sie würde am Auto warten und beschrieb mir noch kurz, wo der Wagen auf dem Parkplatz stand und dann trennten sich unsere Wege. Ich lief zum Büro von Itachi und klopfte an dieses. Nach nur wenigen Momenten ertönte seine Stimme im Inneren und ich trat in das Zimmer. „I-Ich… wollte mich bei dir bedanken und sagen, dass ich jetzt gehe. Meine Mutter holt mich gerade ab“, sagte ich leise, als er von seinem Laptop aufsah. „Du kannst jederzeit vorbeikommen, wenn du reden willst. Ich habe immer ein Ohr für dich und bin immer für dich da, Naru“, stand er auf und lief zu mir. „Außerdem hatte ich mit meinem Bruder geredet. Aber ich weiß noch nicht, wie er sich am Ende entscheiden wird. Vielleicht meldet er sich bei dir. Warte einfach noch ein bisschen. Es ist nicht sehr einfach für ihn.“ Itachi wuschelte mir noch einmal durch die Haare, bevor er mich in eine kurze Umarmung zog. Ich wurde von der Hitze seines Körpers erschlagen, dennoch genoss ich für wenige Sekunden diese ungewohnte Geste. „Danke“, murmelte ich leise und verabschiedete mich von ihm. Er lächelte mir noch einmal entgegen und ich verließ das Büro wieder. Ich atmete noch einmal durch, bevor ich mich auf den Weg zu meiner Mutter machte. Kapitel 36: Kapitel 36 - Sasus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht – Ein Tag zuvor ▬ ▬ ▬ ▬ ●   „Ich bin wieder zu Hause“, rief mein Bruder durch den Flur des Hauses. Ich hob meinen Blick von meinem Laptop, um ihn anzusehen, als er in das Wohnzimmer trat. „Hast du Hunger? Ich würde uns was zu essen kochen.“ Seine Stimme klang wie immer freundlich und er ließ sich nichts von seinem Arbeitsstress anmerken. „Gerne. Soll ich dir helfen?“, erkundigte ich mich. „Musst du nicht, aber wenn du willst, dann kannst du mir trotzdem Gesellschaft leisten.“ Ich speicherte kurz das Online-Spiel, welches ich geöffnet hatte und schaltete meinen Computer aus, damit ich mit meinem Bruder in die Küche gehen konnte. Er wusste immer, wenn er in den Kühlschrank sah, was er kochen wollte und so sah ich ihm dabei zu, wie er Paprika, Möhren, ein Bund Lauchzwiebeln und etwas Fleisch auf den Tisch legte. Mit einem gekonnten Griff zog er einen großen Topf aus dem Schrank und füllte ihn mit Wasser, nahm etwas Salz und gab es mit ins Wasser. Dann stellte er den Topf auf den Herd und schaltete ihn an. Dann nahm er ein kleines Holzbrettchen und setzte sich damit an den Tisch. Erst schnitt er die Paprika klein, dann schälte er die Möhren und zerkleinerte sie ebenfalls. Zum Schluss kamen die Lauchzwiebeln an die Reihe. Als das Wasser kochte, beobachtete ich, wie mein Bruder aus einem der Schränke die Nudeln holte und sie in das Wasser gab. Ich wusste mittlerweile genau, was er vorhatte, auch wenn er kein Wort sagte. Er wollte gebratene Nudeln zubereiten und mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich daran dachte, wie es bisher immer schmeckte. „Ich will außerdem mal mit dir reden...“, murmelte er nach einiger Zeit. Er hatte gerade eine große Pfanne aus dem Schrank geholt und etwas Öl hinein gegeben. Seine Stimme gefiel mir in diesem Moment nicht, denn immer, wenn er ernst wurde, dann konnte es nichts Gutes heißen. In meinem Hals bildete sich ein Kloß, denn ich wollte nicht, dass er in diesem Ton mit mir redete. Doch ich erwiderte nichts, sondern wartete darauf, dass er weiter sprach. „Es geht um Naruto.“ Jetzt war mein Interesse geweckt, auch wenn ich es nicht zeigte. „Was willst du mir sagen?“, versuchte ich so kalt wie möglich zu wirken. Ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass ich mittlerweile doch ziemlich neugierig war. „Er ist ein Patient von mir. Und ich habe versprochen, dass ich noch einmal mit dir rede.“ Er sah vom Herd zu mir hinüber und seine Augen verengten sich etwas. „Ich weiß, es ist nicht leicht für dich, zu verstehen wieso er das getan hatte. Wieso er dich im Glauben gelassen hatte, dass er ein Junge sei. Doch er ist ein Junge. Nur sein Körper ist „falsch“. Er ist im psychischen ein Junge. Es ist nicht immer leicht, es für einen Außenstehenden zu erklären. Man müsste sich mit dem Thema genau befassen, damit man es versteht. Manche Psychologen sagen, dass man als Elternteil in der Erziehung versagt hat, doch das ist falsch. Es ist alles in Ordnung. Nichts dergleichen ist richtig.“ „Er hat mich in dem Glauben gelassen, dass er vergewaltigt wurde!“, stieß ich hervor, als ich nichts weiter hören wollte. Ich verstand doch mittlerweile sehr wohl, dass er ein Junge war, auch wenn er als Frau geboren wurde. Ich wusste, dass es schwer für ihn sein musste. Doch er hatte mir dennoch etwas vorgemacht und mich angelogen. „Das war bestimmt nur ein Missverständnis. Ich denke, wenn es anders gelaufen wäre, dann wäre es gar nicht soweit gekommen.“ Itachi versuchte immer das Gute in einem Menschen zu sehen und auch wenn ich es nicht zugab, er hatte dennoch recht. Wenn ich nicht so besessen darauf gewesen wäre, Naru so nah sein zu wollen, dann hätte Naru nicht abgeblockt und er hätte nicht versucht eine Ausrede zu finden. Ich hätte ihm einfach Zeit geben müssen. In diesem Moment ohrfeigte ich mich selbst innerlich dafür, dass ich so voreilig war. „Rede doch noch einmal mit Naru“, meinte er und lehnte sich an die Küchenspüle. „Ich finde es nämlich sehr schade, wenn das mit euch nicht endgültig vorbei ist. Du warst so glücklich, als ihr zusammen wart und nun bist du nur noch in deinem Zimmer, schließt dich ein und unternimmst kaum noch etwas. Auch zum Fußballtraining gehst du nicht mehr regelmäßig.“ Ich wusste gar nicht, dass es Itachi aufgefallen war, dass ich nicht mehr zum Training ging. Doch im Moment hatte ich keine Lust darauf und wollte einfach nur meine Ruhe. Vor allem hätte ich dort nur Kiba gesehen und ihm gegenüber hatte ich mich ebenfalls falsch verhalten. Ich hatte immerhin gedacht, dass Naru in ihm eine Art Ersatz gesucht hatte. Ich könnte mich wirklich dafür ohrfeigen, was ich in den letzten Tagen und Wochen getan und wie ich mich verhalten hatte. „Mal sehen...“, murmelte ich und sah meinem Bruder dabei zu, wie er das Essen weiter zubereitete und es am Ende auf die Teller verteilte und einen davon vor mir abstellte. „Ich werde es mir überlegen.“ Kapitel 37: Kapitel 37 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Die letzten Tage waren die reinste Qual, vor allem da meine Mutter mich immer noch behandelte, als würde ich sterben. Mir ging es von Tag zu Tag besser und auch die Schmerzen in meinem Brustkorb ließen immer mehr nach. Ich hatte mich dazu entschlossen, an diesem Nachmittag etwas spazieren zu gehen. Rasch war ich in meine Schuhe geschlüpft, meine Jacke hatte ich übergeworfen und ich sah noch einmal, mit einem prüfenden Blick, in den Spiegel. Man erkannte nicht, dass ich Naruko war. Ich war für alle Naruto. Sie würden einen Jungen in mir sehen und niemals auf die Idee kommen, dass ich weiblich war. Diese ewige Angst spiegelte sich in jeder meiner Taten wider. Ich nahm noch meinen Schlüssel in die Hand und verließ dann die Wohnung. Ohne darauf zu achten, wohin ich ging, lief ich einfach durch die Stadt. In diesem Moment entschloss ich mich dazu, Musik zu hören und steckte meine Kopfhörer in die Ohren, damit meine Umwelt meine Trostpflaster nicht mitbekam. Doch das Lied, welches ertönte, ließ meinen Atem stocken. Ich verband dieses Lied mit Sasuke. Es versetzte mir einen Stich ins Herz. Ich blieb stehen und sah in den Himmel. Die Wolken verdeckten die Sonne und es sah aus, als würde das Wetter meine momentane Gefühlswelt darstellen. In genau diesem Moment öffneten sich die Wolken und reißende Bäche an Regen fielen auf die Erde nieder. Ich rannte allerdings nicht nach Hause oder zu einem Unterschlupf, sondern genoss die kühlen Tropfen auf meiner Haut. Nach wenigen Minuten ließ der Regen etwas nach und ich setzte meinen Weg fort. Ich lief weiter, wusste allerdings immer noch nicht, wohin ich ging und was mein Ziel war. Doch nach einiger Zeit fand ich mich vor dem Haus der Uchiha wieder. Ich presste die Kiefer aufeinander, bis es begann unangenehm wehzutun. “Sasuke”, murmelte ich leise. Gerade als ich überlegte, ob ich klingeln sollte oder nicht, wurde die Tür geöffnet und rabenschwarze Augen sahen mir entgegen. Es war nicht Itachi, sondern der Mann, dessen Name mir eben entwichen war. “Naru…”, sah er mich mit einem verwirrten Blick an. “Was machst du hier?” In den ersten Momenten war ich vollkommen sprachlos und konnte ihn einfach nur ansehen. Ich war unfähig etwas zu sagen. “Wieso bist eigentlich klatschnass?”, sah er mich jetzt von oben bis unten an. “Komm rein, sonst holst du dir noch den Tod.” Er zog mich am Arm in das Haus, wobei ich ungünstig stolperte und wir im Inneren der Wohnung unsanft auf dem Boden landeten. Augenblicklich bereute ich es, denn mein Brustkorb beschwerte sich deswegen extrem schmerzhaft. Mit der Hand versuchte ich dagegen zu wirken, indem ich etwas darauf drückte. Sasuke sah mich an und blickte mir besorgt entgegen. “Alles in Ordnung?”, erkundigte er sich. “Hast du Schmerzen?” Ich nickte kurz, ließ ihn allerdings im Ungewissen, worauf sich meine ungenaue Antwort bezog. Nach wenigen Momenten richtete ich mich auf und stellte mit großen Augen fest, dass Sasuke sich ebenfalls aufrichtete und sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Ich merkte, wie mein Herz sich in meinem Inneren überschlug und begann wie wild zu klopfen. “Sasuke…”, entwich mir erneut sein Name. “Es… tut mir leid…” Meine Stimme war ein Hauch seiner selbst und ich hatte Bedenken, dass er die Worte nicht richtig verstehen würde. “Es tut mir leid, wie alles gelaufen ist… Ich würde, wenn es mir möglich wäre, in die Vergangenheit reisen und alles ändern. Es sollte nie Lügen geben…” Er unterbrach mich, indem er meine Lippen mit einem Finger verschloss und sah mir direkt in die Augen. Er schüttelte kurz den Kopf. “Es ist nun einmal so, wie es jetzt ist. Daran kannst du nichts ändern. Doch du kannst es für die Zukunft besser machen. Vielleicht, wenn du mir noch einmal alles erklärst, dann kann ich bestimmt über meinen Schatten springen und dir sagen, dass wir es noch einmal versuchen können.” Meine Augen weiteten sich und ich war erneut unfähig, etwas zu sagen. Ich nickte allerdings erst einmal, um irgendetwas auf sein Gesagtes zu erwidern. “Aber erst einmal müssen wir dich trocken kriegen”, stand er auf und hielt mir seine Hand entgegen, damit ich diese nehmen konnte und er mir beim Aufstehen helfen konnte. Dankend nahm ich sie entgegen und stand etwas hilflos vor ihm. Er deutete mir an, dass ich ihm folgen und vorher die Schuhe ausziehen sollte. Ich nickte erneut und tat, was man mir sagte. Ich legte allerdings auch meine Jacke ab und suchte mir einen Platz, wo ich sie aufhängen konnte, damit sie trocknete. Dann folgte ich dem jüngeren Uchiha in sein Zimmer, wo ich dabei zusah, wie er einige Kleidungsstücke aus dem Schrank holte und sie mir entgegen hielt. “Hier”, lächelte er mich schwach an. “Damit du dich umziehen kannst.” “Danke”, nickte ich und nahm die Kleidung entgegen. Ich sah mich etwas fragend um, da ich nicht wusste, ob ich mich hier oder woanders umziehen sollte. “Du kannst gern aus dem Bad ein Handtuch benutzen, damit du deine Haare trocknen kannst. Ich werde wieder nach unten gehen und dir einen warmen Tee machen. Hast du einen besonderen Wunsch, was die Sorte angeht?” Ich schüttelte den Kopf, wartete bis er das Zimmer verlassen hatte und machte mich dann auf den Weg in das Badezimmer. Kapitel 38: Kapitel 38 - Narus Sicht / Sasus Sicht -------------------------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Nachdem ich mir die Kleidung von Sasuke angezogen hatte. Meine nassen Sachen hängte ich auf den Wäschetrockner. Ein Seufzen entwich mir, als ich nachdenklich über die Fasern meiner Jeans strich. Was sollte ich nur tun? Ich musste noch einmal mit ihm reden, aber ich wusste nicht, ob ich die richtigen Worte finden würde. Doch erst einmal musste ich dafür sorgen, dass ich nicht krank wurde. Ich nahm ein Handtuch und trocknete mir damit die Haare ab. Nachdem ich fertig war, lief ich aus dem Badezimmer raus und die wenigen Treppenstufen hinab, damit ich zum Wohnzimmer gehen konnte. Dort angekommen sah ich, wie Sasuke nachdenklich mit dem Finger über eine der Tassen strich, die vor ihm standen. Doch als er mich mitbekam, sah er mich mit großen Augen an und ich sah deutliche Verwirrung in seinem Blick. Wahrscheinlich ging es ihm genauso wie mir. Er wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Ich setzte mich auf den Sessel, nahm mir eine Tasse und schenkte mir etwas Tee ein, damit ich mich von innen aufwärmen konnte. „Danke für den Tee“, murmelte ich ruhig und nippte an dem Getränk. „Schon gut“, erwiderte Sasuke mir. Ich schloss die Augen und suchte noch immer in meinem Kopf nach den richtigen Worten, um alles zu erklären. Doch ich konnte es nicht. Wie sollte ich erklären, was mit mir los war, wenn ich es selbst nicht einmal vollkommen verstand? „Also...“, begann ich ruhig und schluckte, um den Kloß aus meinem Hals herunterzuschlucken. „Was willst du wissen?“ „Was wirst du mir erzählen?“, sah Sasuke mich erwartungsvoll an. „Alles?“, lachte ich frustriert auf. „Aber ich weiß nicht, wie ich anfangen soll...“ Sasuke sagte nichts, sondern es schien eher so, als würde er darauf warten, dass ich weiter sprach. „Ich fühle mich seit meiner Kindheit nicht wirklich wohl, so wie es war. Ich habe mich nie als Mädchen gefühlt. Meine Mutter hat mich früher immer in Kleider gesteckt, die ich nicht anziehen wollte. Ich hatte mich darin absolut nicht wohlgefühlt. Ich habe mich heimlich immer dafür interessiert, was Jungs in meinem Alter machen“, erklärte ich ruhig, blickte immer wieder zu Sasuke, um zu sehen wie er reagierte. Doch er zeigte keinerlei Regung im Gesicht. „Ich kann mich nicht länger als Frau in eine Schublade stecken lassen. Im Moment fühle ich mich als Naruto wohl. Ich denke, es ist das Richtige. Meine Psychotherapeutin hatte es mir bestätigt, dass diese Verhalten von mir, mich unwohl in meinem Körper zu fühlen, nicht nur eine Phase ist. Ich fühle mich endlich so, als würde man mich akzeptieren und mich so sehen, wie ich es möchte.“ Es fiel mir schwer über meine Gedanken und meine Gefühle zu sprechen, aber es musste sein, denn sonst würde ich Sasuke wahrscheinlich wirklich verlieren. „Du denkst wie ein Mann?“, murmelte Sasuke gedankenverloren und sah an die gegenüberliegende Wand, doch sein Blick war nicht auf diese gerichtet, sondern hing in weiter Ferne. „Ja. Du siehst zwar vor dir einen weiblichen Körper, doch die Gedanken in meinem Kopf, sind die eines Mannes. Meine Gedanken, meine Emotionen, meine Wünsche, mein Handeln ist alles wie bei einem Mann. Meine Brüste gehören nicht zu meinem Körper. Es fühlt sich fremd an. Es … gehört nicht zu mir.“ Bei den letzten Worten stieg mir augenblicklich die Hitze in die Wangen, da es mir doch unangenehm war, über dieses Thema zu sprechen. „Ich weiß auch nicht, wie es sich anfühlen würde, wenn man … mich berührt“, schluckte ich und bemerkte einen aufkeimenden Kloß in meinem Hals, der mich am weitersprechen hinderte. Ich bemerkte, wie sich Sasukes Blick auf mich legte und er mich genau betrachtete. „Wie meinst du das?“, blinzelte er mir entgegen, als ich meinen Kopf etwas anhob, um ihn anzusehen. Ich spielte nervös mit den Fingern am Henkel der Tasse herum. „Ich habe keinerlei Erfahrung, was Zwischenmenschliches angeht. Außer die Sache … mit dir und den Küssen“, offenbarte ich leise.     ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Er sah mich nicht an, sondern senkte bei seinem letzten Satz den Blick. Ich wartete, ob er noch etwas sagte. Doch kein weiteres Wort verließ seine Lippen. Er schwieg und ich nahm einen Schluck von meinem Getränk, da ich das Gefühl hatte, jeden Moment am Verdursten zu sein. Mein Herz fühlte sich auf einmal schwer an. Es fühlte sich an, als würde etwas auf meinen Brustkorb drücken und mich am atmen hindern. Außerdem wuchs in mir das Bedürfnis, zu Naruto zu gehen und ihn einfach in meine Arme zu schließen und ihn an mich zu drücken. Doch ich ging diesem Drang nicht nach. Ich schloss die Augen. Ich wollte nachdenken. Ich wollte versuchen, das beste aus dieser Situation herauszuholen und hoffte, ich würde es vielleicht schaffen. Mit zittrigen Fingern stellte ich die Tasse, so gut es mir gelang, auf den Tisch und ballte dann meine Hände zu Fäusten, damit Naruto nicht sah, wie unwohl ich mich im Moment fühlte. Dabei war er es doch, der es am schwersten hatte. Er war in seinem eigenen Körper gefangen und war sich eigentlich vollkommen fremd. Außerdem kam noch die Sache dazu, dass ich ihm unterstellt hatte, dass er etwas mit Kiba angefangen hatte. Ich hatte ihn zu unrecht beleidigt, zu unrecht schlecht behandelt. In diesem Moment fühlte ich mich unbeschreiblich mies. „Es tut mir leid“, murmelte ich leise und sah in seine Richtung. „Es tut mir leid, wie ich dich in den letzten Tagen und Wochen behandelt hatte.“ Er sah mich perplex an, nickte dann aber, als würde er es einfach hinnehmen. „Ich war verletzt und dann… Dann habe ich dich mit Kiba in diesem Café gesehen… Es sah für mich so aus, als würdest du ihm näher stehen. Doch er war dir nur ein Freund, ein Halt, als ich dich verlassen hatte. Es war falsch von mir, dir deswegen Vorwürfe zu machen. Ich hätte vorher überlegen müssen…“ „Schon gut“, sagte er ruhig und lächelte mir schwach entgegen. „Ich hätte an deiner Stelle wahrscheinlich genauso gehandelt.“ „Es war dennoch nicht richtig“, seufzte ich und stand auf. Ich lief zum Fenster, um hinaus zusehen und versuchte so dieser ganzen Situation zu entfliehen. Allerdings gelang es mir nicht, denn Naruto lief hinter mir her und umarmte mich von hinten. Ich merkte, wie sich sein Kopf an meine Schultern lehnte und seine Hände sich in mein Shirt krallten. „Ich hätte es nie verheimlichen dürfen. Ich hätte von Anfang an mit offenen Karten spielen müssen...“, hauchte er leise. „Was denkst du, wie es jetzt weitergehen soll?“, murmelte ich nach wenigen Momenten. Es blieb still im Raum und niemand von uns beiden sagte etwas. „I-Ich weiß es nicht“, bekam ich als Antwort. „Ich will dich nicht verlieren… Aber ich kann vollkommen verstehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst.“ Ich merkte, wie seine Finger sich von mir lösten und er sich von mir entfernte. Augenblicklich drehte ich mich und sah ihn an. „Geh nicht...“, hauchte ich leise und hielt ihn am Handgelenk fest. „Bleib… Bitte...“ Er sah mir in die Augen und es sah im Lichtschein so aus, als würden ihm Tränen in den Augen stehen. Ich zog ihn zu mir und drückte ihn sanft an mich. „Meine Gefühle haben sich nicht verändert. Ich liebe dich noch immer. Ich weiß nur nicht, wie ich das jetzt sehen und vor allem, was ich davon halten soll. Ich stehe vollkommen hinter dir, aber es ist noch so … neu für mich“, flüsterte ich sanft. „Ich möchte mit dir zusammen sein, aber ich weiß nicht, in wie weit es uns möglich ist...“ Naruto klammerte sich erneut an mich und drückte sich nur noch enger an mich. Es kam mir so vor, als wäre ich in diesem Moment sein Halt. Außerdem hörte es sich an, als würde er anfangen zu weinen. Ich ließ ihn weinen und sagte nichts weiter. Ich war einfach nur für ihn da und gab ihm die Kraft, die er brauchte. Kapitel 39: Kapitel 39 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ● Ich stand mit ihm vor dem großen Gebäude und mein Herz passte sich mit den Schlägen den Bässen an, die vom Inneren nach außen drangen. Ich presste mich enger an den Mann, der neben mir stand und ebenfalls ins Innere wollte. Er wartete genauso wie ich. Er hatte mich mit hierher genommen. “Heartbeat”, las ich lautlos die leuchtenden Buchstaben vor, die über dem Eingang hingen. Ich sah von den blau umrandeten, weißen Buchstaben ab und sah wieder neben mich. “Was ist das für eine Bar?”, erkundigte ich mich bei meinem Begleiter. “Das wirst du sehen, wenn wir hereingekommen sind”, lächelte er mich an und strich mir mit der Hand über den Rücken. Augenblicklich lief mir ein Schauer über den Körper und durchfuhr mich wie ein Blitzschlag. Mein Herz begann schneller zu schlagen und ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg. Nachdem ich meinen Ausweis endlich vorgezeigt hatte und ich in den Club eintreten konnte, sah ich hinter mich, um nachzusehen, ob mein Begleiter bei mir war. Ich war erleichtert, als ich sah, dass er wirklich hinter mir war. Froh darüber nahm ich seine Hand und lächelte ihn zögerlich an. Der Türsteher wollte wissen, wieso mein Name “Naruko” war, also erklärte ich ihm kurz den Grund dafür. Danach sprach er etwas in sein Funkgerät, was ich aber nicht verstand, und gab uns uns nach wenigen Momenten den Weg frei, damit wir eintreten konnten. Die Personen, die hinter uns warteten, bekamen davon aber nicht wirklich etwas mit, denn sie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Als ich im Inneren ankam und die dröhnenden Bässe bis in mein Innerstes vorgedrungen waren, bemerkte ich erneut, wie mein Herz darauf reagierte und den Rhythmus mit jedem Beat immer weiter anpasste. Ich sah zu meinem Begleiter, in seine schwarzen, wunderbaren Augen, in denen ich mich immer wieder verlieren konnte, und überlegte, was ich genau fragen wollte. “Was jetzt?”, kam es am Ende über meine Lippen. “Was machen wir jetzt?” Er grinste mich breit an und zog mich hinter sich her. “Wir werden etwas trinken und uns dann unter die tanzende Menge mischen.” Jetzt, wo wir an der Bar angekommen waren, fiel mir das erste Mal auf, dass wir nur von Männern umgeben waren und ich schluckte schwer, als mich diese Erkenntnis traf. “Wir sind in einer Schwulenbar?”, sah ich meinen Begleiter an. “Du hast mich hierher gebracht?” Mir entglitten die Gesichtszüge, als es mir vollkommen klar wurde. Er hatte es geplant und ich war darauf hereingefallen. “Wieso sind wir hier?”, sah ich ihn an. Er schenkte mir ein sanftes Lächeln und ich hatte das Gefühl, ich würde jeden Moment deswegen dahinschmelzen. “Ich dachte mir, hier ist die beste Möglichkeit herauszufinden, wie du auf andere Männer wirkst.” Ich konnte nichts dazu sagen und sah ihn einfach nur sprachlos an. “Bist du mir deswegen sauer?” Er legte mir die Hand auf den Rücken und dann auf die Schultern. Ich schlug sie von mir und sah meinen Begleiter finster an. “Ich finde das nicht in Ordnung! Ich habe keine Lust, mich hier wie auf einem Präsentierteller darstellen zu lassen!” “So war es doch überhaupt nicht gemeint”, wurde mir geantwortet, als ich merkte, wie mir jemand auf die Schulter tippte. “Du willst dich doch nicht den ganzen Abend mit diesem Kerl unterhalten, oder? Du kannst dich zum Beispiel auch mit mir auf der Tanzfläche vergnügen”, schlug der Fremde vor. “Wie wäre es, wenn du dich erst einmal vorstellst?”, lächelte ich ihn freundlich an. “Mit fremden Personen soll man bekanntlich nicht reden.” Er ließ sich neben mir auf dem Barhocker nieder. “Mein Name ist Gaara”, sagte er und lächelte mir sanft entgegen. Erst jetzt ließ ich meinen Blick über ihn gleiten und inspizierte seinen Körper. Er hatte feuerrote Haare, türkisfarbene Augen und diese waren mit schwarz umrandet. Auf seiner Stirn blitze unter den einzelnen Strähnen ein Tattoo hervor, dass wie ein japanisches Schriftzeichen aussah. Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. “Gaara, sagst du? Ein schöner Name für einen schönen Mann.” Ich merkte, wie Sasuke sich hinter mir anspannte und ungeduldig mit den Fingern auf die Theke klopfte. “Ich heiße Naruto, aber die meisten nennen mich einfach nur Naru.” Ich stand auf, nahm einen großen Schluck meines Cocktails und zog Gaara mit mir auf die Tanzfläche. Als er mich verwirrt ansah, drehte ich mich zu ihm und meinte: “Du hast doch gesagt, ich soll mich auf der Tanzfläche mit dir vergnügen. Also lass dich nicht so ziehen.” Ich lief mit eiligen Schritten zur Tanzfläche und lauschte einigen Sekunden der Musik, um meinen Körper auf den Rhythmus einzustellen und begann mich dann zu bewegen. Ich sah in die hellen Augen von Gaara. Er grinste mich schwach an und begann dann ebenfalls sich zu bewegen. “Du kannst gut tanzen”, grinste ich ihn an und als die Tanzfläche sich immer mehr füllte, rückte ich ein Stück näher an ihn heran und rieb meinen Körper kurz an seinem. Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm, rieb meinen Hintern aufreizend an ihm und legte seine Hände an meine Hüften, so dass er mich festhalten konnte. Nach nur einigen Momenten merkte ich, dass seine Atmung sich veränderte, denn sein Brustkorb hob und senkte sich in einem anderen Takt, als noch wenige Augenblicke zuvor. Ich wusste gar nicht, dass ich solch eine Wirkung auf meine Umwelt hatte. Seine Hüften drängten sich mir entgegen. Wir bewegten uns weiter im Rhythmus der Musik und nach einiger Zeit merkte ich, wie er mit den Händen über meinen Bauch glitt und mich förmlich noch enger an sich drückte. Doch das wurde mir jetzt zu viel und ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. Ich drehte mich um, sah ihm in die Augen und versuchte, so zornig zu gucken, wie ich nur konnte, um ihn zu warnen, nicht zu weit zu gehen.   “Ich bin nicht alleine hier”, versuchte ich gegen die laute Musik anzukommen und schob ihn sanft von mir weg. “Ich tanze nur mit dir und bin froh, dich kennengelernt zu haben. Ich habe aber kein Interesse daran, mich von dir in einem Hinterzimmer oder auf der Toilette flachlegen zu lassen, Gaara.” Er nickte mir entgegen, auch wenn er darüber nicht so begeistert war, und atmete einmal tief durch, um wieder herunterzukommen. Allerdings würde die Beule in seiner Hose noch einige Zeit bleiben. Es sei denn, er fand jemanden, der ihm bei diesem Problem half. Aber bei seinem Aussehen wäre das mit Sicherheit keine große Sache. Ich sah mich im Club um, damit ich Sasuke wiederfand und zu ihm gehen konnte. Nachdem ich ihn in einer Ecke an der Bar gefunden hatte, ließ ich Gaara zurück und ging zu ihm. Ich legte eine Hand auf seinen Rücken und versuchte ihn entschuldigend anzulächeln. Er hingegen warf mir nur einen bösen Blick zu und fragte: “Na, hast du dich ausgetobt?” Sasuke machte mir also einen Vorwurf, dass ich mit einem Mann mitgegangen war, nachdem er mich in diesen Club geschleppt hatte? Ich seufzte und versuchte meine innere Wut herunterzuschlucken. “Ich wollte dich nicht verletzen… Aber es ist das erste Mal, dass mich jemand bewusst als Mann gesehen hat… Ich denke, es ist der richtige Weg, den ich gehe. Ich fühle mich wohl… Mag sein, dass ich noch vor der Hormontherapie stehe, aber ich gehe trotzdem den richtigen Weg.” Ich versuchte noch immer, ihn mit einem Lächeln anzustecken. Doch es half nichts, also entschloss ich mich, ihm einen Kuss auf die Wange zu hauchen. “Du bist der Einzige für mich, Sasuke. Du bist alles für mich. Es gibt nur dich für mich…”, versuchte ich ihm sanft über die laute Musik hinweg zu sagen. Er drehte sich langsam zu mir um und sah mich genau an. Sein Blick war so intensiv, dass ich deutlich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Ich fühlte mich mit einem Mal so unwohl, dass ich nicht genau benennen konnte, woran es lag. “Wenn du so weitermachst, dann kann ich dir nicht garantieren, dass ich meine Hände noch länger bei mir behalten kann”, zog er mich zu sich heran und presste mir seine Lippen hart auf meine. Doch ich ließ mich nur zu gern in diesen Kuss fallen und vergrub meine Hände in seinen Haaren. Nach wenigen Momenten merkte ich, wie er mir mit der Zunge über die Lippen leckte und ich gab ihm nur zu gern den Einlass, den er haben wollte. Er erforschte meine Mundhöhle und nach einigen Augenblicken löste er sich von mir. Sein Blick zeigte mir deutlich, dass er ein ziemlich großes Verlangen verspürte und er es nicht länger leugnen konnte. Ich würde ihm so gerne diesen Wunsch erfüllen, doch wusste ich nicht, ob ich es wirklich genießen konnte. Immer, wenn es zu solchen Situationen kam, konzentrierte ich mich darauf, ihn zufrieden zu stellen und mich um seine Bedürfnisse zu kümmern. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie jemand auf uns zukam und neben uns stehen blieb. “Ich würde mich nicht auf ihn einlassen”, sagte Gaara und wirkte dabei regelrecht sauer. “Erst macht er einen heiß und lässt einen dann fallen, wie eine heiße Kartoffel.” Sasuke hob skeptisch eine Augenbraue nach oben. “Ach ja? Das kann ich mir gar nicht richtig vorstellen?” Ich blickte zu Sasuke und dann zu Gaara. Eben dieser schnaubte verächtlich. “Ich habe es doch eben gemerkt! Ich hasse es, einfach abserviert zu werden und ich mag es schon gar nicht, wenn man mich einfach auf der Tanzfläche stehen lässt.” Ich schluckte, wich einige Schritte von Gaara zurück und näher zu Sasuke. Dieser sah mich nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. “Ich weiß, aber damit muss man klar kommen, wenn man mit ihm zusammen ist. Er meinte es mit Sicherheit nicht böse, aber er konnte ja nicht ahnen, dass du so sehr auf ihn anspringst.” Sasuke legte einen Arm um meine Schultern und zog mich damit noch enger an sich. “Selbst wenn du mich warnen willst… Diese Warnung kommt bereits zu spät”, sagte er noch und beendete damit das Thema. Wir sahen zu, wie Gaara wütend davon lief und am Ende in der Menge verschwand. “Habe ich wirklich eine derartige Ausstrahlung auf andere?”, erkundigte ich mich und bekam als Antwort ein Nicken meines Partners. “Du weißt gar nicht, was du für eine Wirkung hast”, grinste er mich an. Er zog mich zu sich heran und legte mir eine Hand auf den unteren Rücken. Dadurch wurde ich eng an ihn gedrückt. Ich konnte durch sein Shirt die Hitze spüren, die von ihm ausging, und ich bemerkte, wie mein Atem sich beschleunigte. “S-Sasuke…”, hauchte ich an seine Lippen, sah ihm tief in die dunklen Augen und konnte mich kaum noch konzentrieren. Er sah mir ebenfalls in die Augen, doch dann glitt sein Blick weiter hinab und ich wusste genau, wohin er nun blickte. Sasuke richtete seine Konzentration nun vollkommen auf meine Lippen. Ich wusste, er würde mich nur zu gern küssen. Um ihm zuvorzukommen, legte ich meine Hand in seinen Nacken und zog ihn an diesem zu mir herunter, so dass sich unsere Lippen trafen. Erst war der Kuss schüchtern, zurückhaltend, doch mit jeder weiteren Sekunde, die verstrich, wurde er intensiver und verlangte nach mehr. Atemlos löste ich mich nach einigen Momenten von ihm und lächelte ihn kurz an. “Du bist einfach … unglaublich”, unterbrach ich meinen Satz für einen kurzen Moment, um das richtige Wort zu finden. “Das musst du gerade sagen, mein Lieber”, musste er kurz lachen. Seine Hand griff neben sich auf den Tresen, um sein Bier zu umfassen und einen großen Schluck davon zu nehmen. Ich merkte, dass auch meine Kehle schmerzte und nahm ihm das Glas einfach aus der Hand. Mit gierigen Zügen leerte ich es und verzog angewidert das Gesicht. “Es schmeckt immer noch nicht…”, beschwerte ich mich und schüttelte demonstrativ den Kopf. “Du musst es ja nicht trinken”, amüsierte ich ihn. “Wollen wir nach Hause oder willst du noch einmal auf die Tanzfläche?” Ich zuckte mit den Schultern, da ich nicht wusste, was ich wollte. Doch in gerade diesem Moment hätte ich lieber seine Lippen in Beschlag genommen. “Sag du es mir”, wollte ich stattdessen seine Meinung wissen. “Mir ist es egal.” Nur einige Sekunden später wurde ich am Handgelenk mitgezogen und fand mich bald auf der Tanzfläche wieder. Ich sah in die schwarzen Augen meines Partners und legte eine Hand auf seine Seite, ließ mich erneut von der Musik leiten und umspielte seinen Körper mit meinem. Ich wusste mittlerweile, wie ich mich zu bewegen hatte, um den Tanzpartner um den Verstand zu bringen. Als ich merkte, dass er auf mich reagierte und sein Brustkorb sich schneller hob und senkte, als ich mit dem Rücken an seinem Oberkörper lehnte, konnte ich mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen. Ich schüttelte den Kopf, als würde ich über seine Reaktion auf mich entsetzt sein, drehte mich dann zu ihm und fuhr mit dem Daumen über seine Unterlippe. In meinem Inneren merkte ich, dass mein Herz rasend schnell gegen meinen Brustkorb hämmerte. Entweder es lag daran, dass der Alkohol langsam begann zu wirken oder daran, dass ich Sasuke nah sein wollte. Auf der einen Seite wusste ich, dass ich mich nicht ewig vor ihm verstecken konnte. Aber auf der anderen Seite wollte ich ihm nicht zeigen, wer ich wirklich war. Auch wenn er es bereits wusste. Es war mir unangenehm. Mehr als das: Ich konnte seine Blicke und den Gedanken, dass er einen weiblichen Körper sah, nicht ertragen. Selbst die Berührungen, wenn er mit der Hand unter mein Shirt glitt, ließ mich meinen Körper automatisch verkrampfen und ich wusste nicht, wie ich damit klarkommen sollte. Ich hasste diesen Körper, doch ich bekam keinen anderen. Nur durch die Hormone würde ich mich etwas anpassen, etwas verändern. Doch auch dann würde ich noch eine weibliche Brust, Eierstöcke und einen anderen Bereich haben, der mich als Frau kennzeichnete. Ich musste meinen Weg vorangehen und endlich lernen, mit mir selbst klarzukommen. Mein Blick heftete sich auf seine Lippen, eine Hand schob ich sanft in seinen Nacken und ich zog ihn so zu mir herunter, um meine Lippen auf seine zu legen. Er schloss die Augen und auch meine Lider senkten sich. Dieser Kuss war sanft, aber auch verlangend. Ich wollte ihm nahe sein, aber ich hatte Angst davor. Angst vor meiner Reaktion und Angst davor, dass er nicht Naruto in mir sah, sondern Naruko. “L-Lass uns nach Ha-Hause gehen…”, hauchte ich an seine Lippen und hoffte dabei, dass er es über die laute Musik hinweg verstand. Als Antwort bekam ich ein Nicken von ihm und er lächelte mich sanft an. Kapitel 40: Kapitel 40 - Sasus Sicht / Narus Sicht -------------------------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich schloss die Haustür auf und wartete darauf, dass Naru an mir vorbei in das Innere des Hauses lief. “Da wären wir”, murmelte ich leise, lief ihm hinterher und schloss meine Arme von hinten um seinen Oberkörper. Mein Kinn lehnte ich an seine Schulter und schloss genießerisch die Augen. “Doch… Wie soll es jetzt weitergehen?”, hauchte ich in das Ohr, welches nahe an meinem Mund war. “I-Ich muss … kurz ins Bad”, gab Naru von sich und ich löste meine Umarmung. Ich hatte das Gefühl, Naru würde vor mir davonlaufen, mir ausweichen und die Flucht antreten. Doch ich ließ ihn gehen und blieb allein zurück. Ich ging in die Küche, nahm mir ein Glas und füllte es mit Wasser, damit ich meine Kehle damit benetzen konnte. In diesem Moment fühlte ich mich, als würde ich augenblicklich verdursten. Nachdem ich das Glas geleert hatte, begann eine kurze Besserung des Gefühls, allerdings hielt dieser Zustand nur kurz an. Ein genervtes Seufzen entwich meinen Lippen. Ich wollte, dass ich ihm so nah sein konnte, wie ich es mir die ganze Zeit vorstellte. Ich wollte ihn berühren, ihn um den Verstand bringen, so wie er es bisher bei mir getan hat. Doch jedes Mal wies er mich zurück und flüchtete fast schon vor mir. Ich konnte mir vorstellen, dass es für ihn schwer war, sich mir zu öffnen. Doch wir hatten gesagt, dass wir es noch einmal miteinander versuchen und keine Geheimnisse mehr voreinander hatten. Meine Kiefer pressten sich aufeinander und ich ballte meine Fäuste. Wie konnte ich ihm diese Angst nehmen? Wie sollte ich ihm zeigen, dass ich mich nicht von ihm abwenden würde, wenn er sich mir öffnen würde? Ich wusste, dass er als Frau geboren wurde. Doch ich liebte die Person hinter diesem Gesicht, nicht den Körper. Für mich kam es eher auf das Innere an, nicht auf das Äußere. Es mag sein, dass ich auch das Äußere optisch interessant fand, aber trotzdem sah ich in ihm keine Frau. Ich sah einen jungen Mann, der seinen Weg voran schritt und sich durch nichts daran hindern lassen würde.   ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich eilte ins Bad und schloss hinter mir die Tür ab, damit ich meine Ruhe hatte. Ich wollte alleine sein und ich hatte deutliche Probleme, meinen Herzschlag und meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust. Eben, als wir im Flur standen, konnte man deutlich heraushören, wie Sasuke sich fühlte und eben dieses Verlangen sorgte dafür, dass meine Knie vor Angst weich wurden und ich Panik bekam. Ich ballte die Fäuste, stützte mich auf dem Waschbecken ab und sah in das Spiegelbild, was sich mir zeigte, als ich meinen Blick anhob. Ich sah eine Person, welche blonde kurze Haare hatte, blaue Augen, die Kleidung war die eines Mannes, doch wenn ich weiter nach unten sah, dann konnte ich deutlich die Rundungen sehen, die sich beim Brustkorb abzeichneten, und die etwas zu breiten Hüften, die nicht zu übersehen waren, auch wenn die Kleidung an den Hüften etwas weiter war. Dieser Körper war eine Qual! Er war ein reiner Fluch. Ich wandte den Blick von meinem Spiegelbild ab und drehte ihm den Rücken zu. Nur wenige Sekunden später saß ich auf dem Boden und hatte meine Knie an mich gezogen. Ich schlang meine Arme um meine Beine und legte den Kopf darauf ab. “Verdammt…”, murmelte ich und merkte, wie die Tränen in meinen Augenwinkeln brannten. Sie liefen lautlos über meine Wangen und sammelten sich an meinem Kinn, bevor sie auf den Boden tropften. In diesem Moment war ich froh, dass ich die Tür abgeschlossen hatte und niemand ungewollt das Zimmer betreten konnte. Doch mit Sicherheit würde Sasuke in einigen Minuten vor der Tür auftauchen und fragen, ob alles in Ordnung sei… Ich wusste, ich tat ihm mit meinem Verhalten weh und diese Tatsache störte mich. Ich wollte ihn nicht immer vor den Kopf stoßen, aber… ich wusste keinen anderen Ausweg, als immer wieder zu flüchten, wenn es zu solchen Situationen kam. Wir hatten uns vor einigen Wochen ausgesprochen und gemeinsam überlegt, wie wir weitermachen sollten. Zusammen waren wir zu der Erkenntnis gekommen, dass wir es langsam angehen und uns viel Zeit lassen wollten. Wir wollten keine Geheimnisse mehr voreinander haben. Doch ich hatte eines und ich wusste nicht, ob ich mich mit dieser Tatsache an ihn wenden konnte. Ich wurde durch das Klopfen an der Zimmertür aus meinen Gedanken gerissen. “Ist alles in Ordnung?”, erklang die Stimme meines Freundes und ich konnte eine Spur der Sorge aus ihr heraushören. “J-Ja”, stammelte ich. “I-Ich brauche auch ni-nicht mehr lange.” Mit dem Handrücken wischte ich mir über das Gesicht, versuchte meine geröteten Augen zu verbergen und mich wieder zu beruhigen. “M-Mach dir keine Sorgen”, fügte ich schnell noch hinzu. “Okay”, gab er mir als Antwort. Nur wenige Sekunden später hörte ich, wie er sich von der Tür entfernte. Wahrscheinlich war er in sein Zimmer gegangen oder war hinab in das Wohnzimmer gelaufen. Ich würde es nur herausfinden, wenn ich das Bad verließ. Auch wenn es mir sehr schwer fiel, stand ich auf und sah in den Spiegel, der mir deutlich zeigte, dass man mir ansah, dass ich geweint hatte. Es zeigte meine Schwäche, meine Probleme und meine Ängste. Zögerlich rieb ich mir mit den Fingern über die Augen und versuchte, sie mit einem kleinen Spritzer Wasser abzukühlen. Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte und wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, sah ich noch einmal in den Spiegel und seufzte lautlos. Man konnte mir immer noch ansehen, dass meine Augen gerötet waren, ich geweint hatte und in meinem Gesicht war deutlich die Angst zu sehen, die ich verspürte. Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben, trocknete mich mit einem Handtuch ab, welches neben dem Waschbecken hing und lief dann zur Tür. Mit zittrigen Fingern öffnete ich das Schloss und die Tür, um in den Flur hinauszugehen. Doch ich sah in tiefschwarze Augen, die mich besorgt ansahen. “Ist wirklich alles in Ordnung?”, erkundigte er sich. Augenblicklich versteinerte sich meine Haltung und ich war nicht mehr fähig zu denken, geschweige denn, mich nur einen Millimeter zu bewegen. “J-Ja…”, stammelte ich leise. “E-Es ist wirklich a-alles in O-Ordnung…” Doch mein Gesicht und meine Auftreten widersprachen meinen Worten. “Ich glaube dir allerdings nicht”, sagte Sasuke und sah mich immer noch mit diesem durchdringenden Blick an. “Ich kenne dich nun schon eine Weile, Naru. Ich denke, dadurch, dass wir ein Paar sind, sollten wir uns offen sagen können, was los ist und was für ein Problem wir haben.” “Mein Problem?”, wiederholte ich seine Worte. “Mein Kopf, mein Körper und mein Dasein sind meine Probleme! Ich kann mich dir nicht so öffnen, wie ich es gern tun würde! Ich habe Angst davor, was du am Ende in mir siehst! Ich will nicht, dass… du mich als Frau siehst! Ich bin keine Frau! Ich war es nie und werde es auch nie sein! Ich bin ein Mann und… und ich möchte als solcher gesehen werden!” Mir liefen die Tränen die Wange hinab und brannten in meinen Augen, als ich die Sturzbäche nicht mehr zurückhalten konnte. Doch zu meinem Erstaunen sagte Sasuke nichts, sondern zog mich einfach in seine Arme. “Du musst dich zu nichts zwingen. Du bist für mich mein Naru, egal ob Mann oder Frau. Es kommt mir nicht auf das Geschlecht an. Wenn ich dich zu irgendetwas gedrängt habe, dann tut es mir leid. Ich will dich zu nichts zwingen.” Ich sah ihn mit großen Augen an und wusste nicht wirklich, was ich dazu sagen sollte. Also entschloss ich mich dazu, einfach nur zu nicken und mich in den Schutz seiner Arme zu begeben und meinen Tränen freien Lauf zu lassen. Ich akzeptierte die Umarmung und ließ mich in diese sinken. Ich weinte, bis ich keine Tränen mehr hatte und ich nur noch lautlos schluchzte. “E-Es tut mir l-leid…”, hauchte ich leise und presste mich enger an ihn. “Ich will dir ja nahe sein, aber… irgendetwas in meinem Kopf blockiert die ganze Sache… Es ist, als würde jemand einen Riegel davor schieben… Es ist… schwierig…” Sanft strich er mir mit der Hand über den Rücken. “Dann lass es uns langsam und vor allem Schritt für Schritt angehen. Irgendwann wird es uns gelingen. Aber wir dürfen uns nicht unter Druck setzen”, versuchte er mich, mit seinen Worten zu beruhigen. “Lass uns noch einen Film schauen und dann sollten wir versuchen, zu schlafen…” Kapitel 41: Kapitel 41 - Narus Sicht / Sasus Sicht -------------------------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Sasuke war bereits eingeschlafen, als ich mich auf die Seite drehte und ihn dabei beobachtete, wie er im Reich der Träume schlummerte. Seine Gesichtsmuskulatur war vollkommen entspannt. Keine Regung war zu sehen. Nur der Brustkorb hob und senkte sich unter den langsamen Atemzügen, die er machte. Es war schön, ihm dabei zuzusehen, wie er schlief und wie er neue Kraft sammelte, um am nächsten Tag wieder fit auf den Beinen zu stehen. Doch bei mir war es nicht der Fall. Ich konnte meinen Kopf und meine Gedanken nicht abschalten. Ich fand einfach keine Ruhe. Es war alles so verwirrend. Ich wollte Sasuke nahe sein, wollte, dass er mich berührte und wir uns so nah sein konnten, wie es auch anderen Paaren möglich war. Doch in mir drin war einfach eine Blockade, die mir immer wieder sagte, wenn es zwischen mir und Sasuke ernster wurde, dass ich aufhören und weglaufen sollte. Es war wie eine Alarmglocke, die in den höchsten Tönen anschlug und keine Widerworte duldete. Es war einfach nur zum Verrückt werden. Ich drehte mich auf den Rücken, zog die Decke enger um mich und starrte geradeaus. Ein kleiner Lichtstrahl des Mondes erhellte das Zimmer. Es fiel mir allerdings nicht schwer, mich in diesem Zimmer zurechtzufinden. Ich war schon zu oft hier gewesen. Mittlerweile konnte ich sagen, wo sich was befand, und konnte mich auch blind in diesem Raum orientieren. Allerdings konnte ich mich nicht lange mit diesen Gedanken befassen, als sich etwas in meinem Unterleib zusammenzog und es mir einen stechenden Schmerz verpasste. Ich verzog das Gesicht und versuchte, keinen Ton von mir zugeben, um Sasuke nicht zu wecken. Augenblicklich rollte ich mich zur Seite und zog die Beine enger an meinen Oberkörper, um den Druck irgendwie entgegenzuwirken. Doch es half nichts. Leise stand ich auf, schwankte zur Tür und flüchtete in das Badezimmer, was nicht weit von seinem Zimmer entfernt war. Ich hasste dieses Gefühl und ich wusste genau, weswegen ich es spürte. Dies war ein Grund, wieso ich mich mit meinem Körper nicht identifizieren konnte. Ich fühlte mich einfach nicht als Frau und diese Tatsache, dass mein Körper mir so demonstrierte, dass ich biologisch gesehen eine war, versetzte mir einen tiefen Schlag unter die Gürtellinie. Doch ich konnte nicht hierbleiben, wenn es wirklich so war. Ich konnte nicht riskieren, dass ich Sasuke meine miese Laune an den Kopf warf und ich ihn damit womöglich verletzte. Nachdem sich die krampfartigen Schübe gebessert hatten, stand ich vom kühlen Boden auf und lief aus dem Badezimmer heraus. Leise versuchte ich mich über den Flur zur Treppe zu bewegen, ohne Geräusche von mir zu geben. Doch der Fußboden machte es mir unmöglich, mich vorsichtig voran zu bewegen. Er knarrte immer wieder unter meinen Schritten. Genervt stieß ich ein Seufzen hervor. “Oh man…”, murmelte ich leise und sah in die Richtung von Sasukes Zimmer. Ich lauschte kurz, doch es war nichts als die Stille zu hören, die mich wieder einfing. Nachdem ich mir sicher sein konnte, dass Sasuke nicht wach geworden war, schritt ich weiter voran und lief die Treppe, so schnell es mir möglich war, hinunter. Dann schlüpfte ich in meine Schuhe und nahm meinen Rucksack von der Kommode, die den halben Flur ausfüllte. Ich überprüfte noch einmal, ob ich alles beisammen hatte und ob mein Handy da war. Nachdem ich alles hatte, öffnete ich leise die Haustür und schnappte im Vorbeigehen meine Jacke. Anziehen würde ich sie unterwegs und zog die Tür, nachdem ich auf die Straße getreten war, leise hinter mir zu. Unterwegs würde ich Sasuke eine Nachricht schreiben, damit er sich keine Sorgen machen würde. Allerdings… So wie ich ihn kannte, würde er sobald er diese gelesen hatte, bei mir auftauchen und fragen, ob alles in Ordnung war. Rasch lief ich nach Hause, rannte die Treppen hinauf und verbarrikadierte mich in meinem Zimmer. Meine Mutter war nicht da und würde auch so schnell nicht nach Hause kommen. Also war ich im Moment alleine. Ich ließ mich auf mein Bett fallen. Dann überkam mich eine neue Welle der Schmerzen und ich zog meine Beine eng an meinen Körper. Meine Arme schlang ich darum und schloss meine Augen. Ich betete dafür, dass diese Schmerzen bald aufhören würden und doch wurde mein Wunsch nicht erfüllt. Die Schmerzen blieben mir nicht erspart und die Folge davon wurde mir auch nicht abgenommen.     ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich öffnete meine Augen, als ein Sonnenstrahl direkt in mein Gesicht fiel. Im ersten Moment versuchte ich, mich vor dem Sonnenlicht zu schützen, indem ich einen Arm über meine Augen legte. Doch ich fand nicht mehr zurück in meinen Schlaf. Ich war wach. Ich war wirklich wach. Ich drehte mich zur Seite, griff nach meiner Wasserflasche, die neben meinem Bett stand und trank einen großen Schluck daraus. Meine Kehle war trocken, aber durch die Flüssigkeit wurde der Schmerz gelindert. Meine Lider hoben sich erneut und ich brauchte einige Sekunden, um mich an die Helligkeit in meinem Zimmer zu gewöhnen. Ich drehte mich zurück auf den Rücken, tastete neben mich und riss die Augen erschrocken auf, als ich merkte, dass niemand neben mir lag. Wo war Naru? Rasch setzte ich mich auf und sah mich im Zimmer um. Allerdings merkte ich, dass ich alleine war und stand auf. Irgendwo musste Naru doch sein. Kurz entschlossen machte ich mich auf die Suche nach ihm und doch fand ich ihn nicht im Haus. Ich lief zurück in mein Zimmer, setzte mich auf die Bettkante und nahm mein Handy, welches fröhlich blinkte, um zu symbolisieren, dass eine Nachricht eingegangen war, und las die Mitteilung, die ich bekommen hatte.     Hey, du wunderst dich bestimmt, wieso ich nicht neben dir liege. Ich bin in der Nacht nach Hause gegangen. Mir ging es nicht gut und ich wollte dich nicht wecken. Du hast so friedlich geschlafen. Außerdem wollte ich nicht, dass du dir Sorgen machst. Und so wie ich dich kenne, hättest du dir diese bestimmt gemacht. Sei mir bitte nicht böse. Es ist alles gut und wenn du willst, dann kannst du gern heute Nachmittag vorbeikommen. Ich liebe dich. Naru     Ein Seufzen entwich meinen Lippen. Naru brachte mich wirklich irgendwann noch um den Verstand. Ich wusste langsam nicht mehr, ob ich mit ihm noch klarkam. Es zerrte an meinen Nerven und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Sollte ich ihm den Freiraum geben, den er brauchte, oder sollte ich mich mehr um ihn kümmern? Ich wusste es nicht genau…   Ich bin froh, dass es dir gut geht. Hätte mir vielleicht nur gewünscht, dass du mich weckst und ich dich nach Hause bringen könnte. Ich bin dir keinesfalls böse auf dich. Soll ich nachher irgendetwas mitbringen? Ich hoffe, dir geht es immer noch gut und du hast dich noch etwas erholt. Ich liebe dich auch. Sasu   Ich schickte die Nachricht ab und legte das Handy zur Seite. Nachdem ich tief durchgeatmet hatte, ließ ich mich nach hinten fallen und starrte an die Zimmerdecke. Irgendetwas stimmte nicht mit Naru, aber ich wusste noch nicht, was genau los war. Vielleicht erfuhr ich heute Nachmittag mehr, wenn ich zu ihm ging. Ich legte einen Arm über meine Augen und überlegte, was ich heute alles zu tun hatte. Innerhalb der nächsten paar Stunden musste ich einkaufen, dann etwas aufräumen, die Wäsche waschen und zum Trocknen aufhängen. Dann würde mein Bruder nach Hause kommen und ich würde mich noch etwas mit ihm beschäftigen. Er würde bestimmt Hunger haben, also würde ich noch etwas zu essen kochen müssen. Ich könnte Naru ja auch eine Portion mitbringen. Solch eine schlechte Idee war es eigentlich gar nicht. Langsam richtete ich mich wieder auf und stand auf. Mein Weg führte mich ins Bad. Dort zog ich mich aus und stellte mich unter die Dusche. Das Wasser lief heiß über meinen Körper und ließ mich fast schon zurückweichen, da es fast zu warm war. Doch ich schloss die Augen und bewegte mich nicht. Ich blieb regungslos stehen. Es schien, als würde meine Haut unter dem Wasserstrahl verbrannt werden. Dieses Gefühl war irgendwie befreiend, aber ich drehte die Temperatur dennoch nach unten. Die kleine Abkühlung tat mehr als gut. Doch meine Gedanken konnten noch immer nicht geordnet werden und waren ein reines Durcheinander. Nachdem ich endlich fertig war, stieg ich aus der Dusche, nahm mir ein großes Handtuch und trocknete mich damit ab. Anschließend band ich es mir um die Hüften und ging in mein Zimmer zurück, um mir neue Kleidung aus dem Schrank zu holen. Ich setzte mich kurz auf mein Bett, um mein Handy in die Hand zu nehmen und nachzuschauen, ob ich mittlerweile eine Antwort von Naru bekommen hatte. Doch ich hatte keine Mitteilung bekommen. Wahrscheinlich schlief Naru immer noch oder er schlief wieder. Ich würde jetzt einkaufen gehen, dann das Essen vorbereiten und anschließend würde ich den Haushalt in Angriff nehmen, bevor mein Bruder von seiner Schicht im Krankenhaus nach Hause kam. Ich trocknete also meine Haare, steckte die dreckige Wäsche im Bad in die Waschmaschine und füllte Waschmittel und Weichspüler hinein. Dann stellte ich die Maschine an und hatte etwas mehr als eine Stunde Zeit, bis ich die Wäsche aufhängen konnte. Ich lief über die Treppe nach unten und schlüpfte in meine Schuhe. Doch ich ging noch nicht nach draußen, sondern zurück in mein Zimmer und holte aus meinem Rucksack meine Kopfhörer. Musik würde mir wahrscheinlich helfen, meine immer noch verwirrten Gedanken zu ordnen. Ich steckte mir die kleinen Lautsprecher ins Ohr, das Ende des Kabels verband ich mit meinem Handy und startete meine Musik, die ich auf dem Handy hatte.   Ashes Remain - On my own   Ein gutes Lied, um den Kopf freizubekommen. Ich lief erneut nach unten, um mir einen Beutel für die Einkäufe zu holen, und lief dann zur Haustür. Mit einer raschen Bewegung griff ich nach dem Haustürschlüssel, öffnete die Tür, ging hinaus und schloss diese von außen ab. Mit der Musik im Ohr und dem Sonnenschein, der angenehm auf der Haut war und mich zusätzlich wärmte, ging ich zum nächsten Supermarkt und kaufte einiges für das Abendessen, wenn man es so bezeichnen konnte, und ein bisschen Schokolade. Diese war allerdings nicht für mich oder Itachi, nein, sie war für Naru. Schokolade sollte bekanntlich glücklich machen und was war also besser, als Schokolade, wenn es einem schlecht ging? Nachdem ich meinen Einkauf erledigt hatte und ich wieder zu Hause angekommen war, legte ich alles in den Kühlschrank und ging dann weiter in das Bad, wo die Waschmaschine gerade geräuschvoll mitteilte, dass sie fertig war und die Wäsche aufgehangen werden konnte. War ich so lange unterwegs? Ich zog eine Augenbraue nach oben und öffnete die Glastür, um die Wäsche herauszunehmen. Als ich diese im Garten aufgehangen hatte, ging ich zurück in die Küche und fing an, das Essen vorzubereiten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis mein Bruder Feierabend hatte und ich die Mahlzeit fertig haben musste. Allerdings machte ich mir keinen Stress, sondern blieb die ganze Zeit ruhig und entspannt.   “Ich bin wieder da”, wurde ich nach einiger Zeit aus den Gedanken gerissen. Verwirrt sah ich von der Pfanne auf und in die Richtung des Flurs. “Das ist aber schön”, rief ich meinem Bruder entgegen. “Das Essen ist auch gleich fertig.” Er steckte den Kopf zur Tür herein und lächelte mir sanft entgegen. “Ich gehe mich nur schnell umziehen, dann decke ich den Tisch und helfe dir noch. Sofern dir noch zu helfen ist.” Als er den letzten Satz ausgesprochen hatte, konnte er ein Lachen nicht mehr unterdrücken. Ich stimmte kurz mit ein und konzentrierte mich dann wieder auf das Essen, damit es nicht anbrannte. Gerade als Itachi den Raum betrat, verteilte ich das Essen auf den Tellern und stellte diese auf den Tisch, damit wir essen konnten. Itachi holte noch zwei Gläser und etwas zu trinken und setzte sich zu mir. Ich lächelte ihn freundlich an, als er mir anbot, etwas von der Limonade in das Glas zu gießen. “Ich hoffe, man kann es essen”, sagte ich leise. “Was du kochst, kann man doch immer essen und es schmeckt sogar”, erwiderte Itachi. “Wo ist eigentlich Naru? Ich dachte, er wollte hier übernachten…” “Er ist nach Hause gegangen, weil es ihm nicht gut ging.” Meine Stimme war leise und ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass mir der plötzliche Abgang von Naru einen Stich ins Herz versetzt hatte. “Ich werde aber nachher noch einmal zu ihm gehen und sehen, wie es ihm geht”, fuhr ich schnell fort, um das Schweigen zu unterbrechen, welches entstanden war. “Dann sag ihm von mir gute Besserung”, lächelte Itachi und schob sich einen Löffel mit dem Essen in den Mund. Genüsslich kaute er darauf herum und schloss die Augen. “Schon einmal darüber nachgedacht, Koch zu werden?”, sah er mich aus dunklen Augen an, nachdem er ausgekaut hatte. “Koch? Ich? Wie kommst du darauf?” Ich zog perplex eine Augenbraue nach oben. “Du kochst gerne und auch sonst bist du sehr begabt, was die Zubereitung des Essens angeht. An diese Kochkünste kam nicht einmal unsere Mutter heran und da hatte das Essen bereits eine Auszeichnung der Meisterklasse verdient.” Er lächelte mich an und schob sich einen weiteren Bissen in den Mund. Ich sah nur auf mein Essen hinab und stocherte mit der Gabel darin herum. Vielleicht hatte er Recht und ich sollte mir nach der Schule eine Ausbildung zum Koch suchen. Es machte mir Spaß, sogar sehr viel Spaß. “Ich überlege es mir”, sagte ich am Ende nur und nahm einen großen Schluck aus meinem Glas, um den Kloß, der in meinem Hals wuchs, herunterzuschlucken. “Aber danke für das Kompliment.” Nachdem wir fertig gegessen hatten, nahm ich eine Aufbewahrungsdose und füllte etwas von dem Essen hinein. “Ich werde jetzt losgehen, damit es nicht allzu spät wird”, erklärte ich meine Tat. “Ich hoffe, Naru freut sich über die Gemüsepfanne und meckert nicht zu sehr mit mir, weil das Fleisch schon herausgefischt wurde.” Bei den letzten Worten sah ich meinen Bruder finster an und dieser zuckte nur entschuldigend mit den Schultern. “Ich kann nichts dafür”, verteidigte er sich. “Es hat einfach zu gut geschmeckt.” Ich zog meine Schuhe an und ging zurück in die Küche, um die Dose zu holen, ebenso nahm ich die Schokolade mit, die sich Itachi gerade unter den Nagel krallen wollte. “Die ist nicht für dich! Du hast genug Süßigkeiten im Schrank”, tadelte ich ihn und verabschiedete mich von ihm, um mich dann auf den Weg zu meinem Freund zu machen. Kapitel 42: Kapitel 42 - Sasus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich bog gerade in die Straße ein, in der Naru wohnte, als mein Handy klingelte. Mein Blick glitt auf das Display und ich nahm das Gespräch genervt an. “Ja?”, kam es mir zwischen den Lippen hervor. “Man, wo bleibst du denn? Das Spiel beginnt gleich!”, wurde ich auch gleich von Kiba am Telefon angegangen. Oh man! Das Fußballspiel! Ich hatte es vollkommen vergessen und überhaupt nicht mehr daran gedacht! “Oh verdammt…”, entwich es mir leise. “I-Ich kann heute aber nicht…” “Nicht nur, dass Naru seit Wochen nicht mehr zum Training oder zum Spiel kommt, jetzt haust du auch noch ab! Das ist langsam echt nicht mehr lustig, Sasuke!” Seine Stimme ließ ein bisschen Traurigkeit und auch die Tatsache, dass er wütend war, durchdringen. “Ich komme Montag wieder zum Training und ich verspreche, beim nächsten Spiel werde ich anwesend sein. Nur … Ich kann heute wirklich nicht. Es tut mir Leid, ehrlich", meinte ich nur und ließ mir noch weiter das Ohr von Kiba abkauen. Nach wenigen Momenten hörte ich am anderen Ende ein lautstarkes Seufzen und auch die Stimme von Kakashi war zu hören. “Gib mir mal das Telefon, Kiba”, hörte man ihn sagen. Auch mir entwich ein Seufzen, allerdings war es lautlos und man konnte es auch einem tiefen Durchatmen zuweisen. “Sasuke?”, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. “Kakashi, was ist denn? Willst du mir jetzt auch noch einen Vortrag darüber halten, dass ich nicht zum Spiel komme?” Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie er den Kopf schüttelte, als er sagte: “Nein, ich möchte nur wissen, ob dir Fußball immer noch so wichtig ist, wie es einmal war.” Im ersten Moment wusste ich gar nicht, was ich sagen sollte und lehnte mich an die Hauswand, welche mir am nächsten war. “Ich weiß es nicht. Es ist in den letzten Monaten viel passiert, Kakashi. Ich habe andere Ansichten vom Leben und es ist … alles anders. Erst das mit Naru, dann die … Trennung und jetzt hat er Probleme, verschließt sich vor mir und ich habe absolut keine Ahnung, was ich tun kann, um ihm zu helfen..." Ich wollte mich gar nicht bei meinem Trainer ausheulen, doch diese Worte sprudelten nur so aus mir heraus. Ich wollte ihn nicht als Seelsorge benutzen, aber es überkam mich einfach. “Weißt du, das Leben nimmt immer öfters andere Formen und Wege an und man muss wissen, welchen Weg man wählt. Selbst wenn man sich verläuft, irgendwann kommt man zum richtigen Ziel.” Kakashis Worte zauberten mir ein kurzes Lächeln auf die Lippen und ich bedankte mich dafür bei ihm. “Danke, dass du mir zugehört hast und noch einmal: Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich nicht zum heutigen Spiel kommen kann. Ich habe es vollkommen vergessen. Und beim nächsten Training bringe ich auch Naru wieder mit, wenn es ihm gesundheitlich wieder besser geht.” “Sobald Naru sich wieder bereit dafür fühlt, ist er herzlich willkommen.” Danach verabschiedeten wir uns und das Gespräch war beendet.   Mein Weg führte mich weiter zum Haus, in dem Naru mit seiner Mutter wohnte, und als ich davor zum Stehen kam, atmete ich noch einmal tief durch. Ich lief die wenigen Stufen zur Haustür nach oben, betätigte dann die Klingel und hoffte, dass ich nicht zu lange vor der Tür stehen bleiben musste und mir schnell der Einlass ins Haus gewährt wurde. Nur wenige Augenblicke später öffnete man die Tür und auf Narus Gesicht zeichnete sich ein schwaches Lächeln ab. “Sasuke…”, meinte er und sah mir aus blauen Augen, ohne jeglichen Ausdruck, entgegen. “Komm rein.” Ich nickte und trat an ihm vorbei in den Flur. “Ich hab dir auch etwas mitgebracht”, meinte ich, nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte. Ich nahm meinen Rucksack wieder in die Hand und holte die Schokolade heraus, die ich gekauft hatte. Und augenblicklich trat ein breites Grinsen auf Narus Lippen. Dieses Mal erreichte es seine Augen und ich konnte mir ebenfalls nicht verkneifen, etwas zu lächeln. “Ich hoffe, es ist die richtige Sorte und du magst sie.” Naru nickte nur und nahm mir die Schokolade aus der Hand. “Vollmilch ist meine Lieblingssorte. Oder die Alpenmilch-Schokolade von Milka, die kann man auch noch essen.” Er zwinkerte mir entgegen und lief dann ins Wohnzimmer, wo er sich auf das Sofa sinken ließ, die Beine an den Körper zog und sich eine Decke über die Beine zog. Etwas zögerlich ließ ich mich neben ihm auf das Polster sinken. Mein Blick glitt zu ihm und ich konnte mir vorstellen, was ihn bedrückte, aber ich wollte nicht nachfragen, weil es mir doch ziemlich unhöflich erschien. “Kakashi und Kiba haben mich eben zusammengefaltet, weil ich das heutige Spiel vergessen habe und nicht teilnehme. Aber ich habe gesagt, dass es mir leid tut und ich dich das nächste Mal wieder mit zum Training bringe”, versuchte ich das Thema zu wechseln, weil ich nicht wusste, was ich zu dem Thema ‘Schokolade’ noch sagen sollte. Außerdem wollte ich von meinen Gedanken ablenken, die sich immer mehr in den Vordergrund schoben. “Stimmt…”, sagte Naru und ließ den Kopf nach unten sinken. “Ich hatte auch nicht mehr daran gedacht.” “Du hast andere Probleme und es ist verständlich, dass, wenn es dir nicht gut geht, du nicht am Spiel teilnehmen kannst”, versuchte ich ihn wieder aufzumuntern. “Weißt du, manchmal ist es schwierig, aber irgendwann kommt auch wieder ein Lichtblick, der den Weg in der Dunkelheit andeutet”, lächelte er mich nun an und ich wusste nicht, ob ich ihm dieses Lächeln abkaufen konnte oder nicht. Ich konnte in diesem Moment nicht sagen, ob das Lächeln seine Augen und sein Herz wirklich erreichte. Ich wusste es absolut nicht... Kapitel 43: Kapitel 43 - Narus Sicht / Sasus Sicht -------------------------------------------------- ● ▬ ▬ ▬ ▬ Kapitel 43 ▬ ▬ ▬ ▬ ●   ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Seine Finger glitten über meine Seiten, meinen Rücken hinauf und ich schloss genießerisch die Augen. Es fühlte sich einfach unglaublich gut an! Seit einigen Minuten verpasste er mir nun eine Gänsehaut nach der anderen und ich schmiegte mich noch enger an ihn. Als er mit dem Finger kurz über dem Hosenbund über meinen Hüftknochen fuhr entwich mir ein Keuchen. Es war eine Mischung aus Erschrecken und Genuss. Ich wusste gar nicht, welches der beiden Gefühle die Oberhand behielt. Aus dem Augenwinkel blickte ich zu ihm hinauf und entdeckte auf seinen Lippen ein breites Grinsen. “Grins nicht so dämlich”, murmelte ich leise. “Jeder hat Stellen, an denen er empfindlich ist…” Zum einen war es mir sichtlich unangenehm, mich ihm gegenüber derartig zu öffnen, doch auf der anderen Seite genoss ich jede seiner Berührungen und wollte mehr davon. Es fühlte sich nicht falsch an. Es war vollkommen richtig und ich wollte mehr davon. Als er mich mit einem Kuss, einem verlangenden Kuss, wieder ins Hier und Jetzt holte, merkte ich, dass seine Hand unter meinem Shirt bis zu meinem Brustansatz geglitten war und sich nun an dieser Stelle aufhielt. Ich wollte ihn aufhalten, doch mein Körper bewegte sich nicht mehr und konnte nichts dagegen tun, als er meine Brust langsam in die Hand nahm und mich erkundete. Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, so gefiel es mir dennoch, was er damit in meinem Inneren auslöste. Es zog sich alles in meinem Inneren zusammen und ich keuchte erneut. “Sasuke…”, kam es zwischen meinen Lippen hervor. “Mehr…” Ohne es beeinflussen zu können, kam mir dieses Wort hervor und ich schluckte schwer, als mir die Bedeutung davon klar wurde. Ich wollte mehr von seinen Berührungen, mehr von seinen Liebkosungen, mehr von dem, was er in mir auslöste. Seine Lippen zeichneten Linien mit sanften Küssen über meinen Hals, weiter zu meinem Shirt-Ausschnitt und er zog es zur Seite, um zu meiner Schulter zu gelangen. Da ich ein Oberteil von ihm trug, war es ihm umso einfacher, den Stoff zur Seite zu schieben. Durch den Regen am Vormittag war ich auf dem Weg zu ihm bis auf die Unterhose klatschnass geworden und hatte notgedrungen Kleidung von ihm anziehen müssen. Sie waren mir zu groß, aber ich liebte es dennoch, seine Hosen und seine Shirts zu tragen. Ja, auch der Gedanke, eine Unterhose von ihm an zu haben, gefiel mir. Er würde die Boxershort irgendwann wieder an seinem Körper spüren und wissen, dass sie ebenso von mir getragen wurde. “Sag mir, was du willst”, verlangte er, als er sanft an meinem Ohrläppchen knabberte. Seine raue und tiefe Stimme versetzten mir eine Gänsehaut. “Dich…”, gab ich leise zurück und presste mich an ihn. “Ich will dich…” Alles ging viel zu schnell. Ich bekam gar nicht mehr wirklich mit, wie er mir das Shirt auszog und die Hose von meinen Hüften streifte. Nur wenige Sekunden später lag ich nur noch mit seiner Shorts bekleidet vor ihm und verschränkte die Arme vor meinem Körper, damit er nicht sah, wie ich geboren wurde. Auch wenn seine Hand bereits auf meiner Brust gelegen hatte, sie berührte und mich schier um den Verstand brachte, so war es mir jetzt unangenehm, dass er mich so sah. Das Licht war fahl und die Straßenlaterne erhellte das Zimmer nur notdürftig. Ich empfand die Stimmung gerade richtig, denn so war ich auch etwas in der Dunkelheit geborgen. “Nimm die Hände weg…”, sagte Sasuke und sah mich mit einem Blick an, den ich durch das fehlende Licht nicht deuten konnte. “Bitte.” Sein letztes Wort ließ mich erst innehalten, dann aber nahm ich meine Hände zur Seite und ließ meine Arme sinken. “Sieh mich nicht als Frau…”, hauchte ich leise und schloss die Augen. Ich kniff sie förmlich zusammen und hatte Angst vor der Reaktion, die Sasuke vielleicht gleich offenbaren würde. “Du bist für mich mein Freund. Keine Frau, nichts, was dich kränken würde. Du bist Naruto und niemand sonst…”, erwiderte Sasuke und hauchte mir nur wenige Sekunden später einen sanften Kuss auf die Stirn. “Du bist der Mann, den ich liebe, egal … wie du geboren wurdest. Für mich müsstest du dich nicht ändern. Doch du fühlst dich nicht wohl, so wie du jetzt bist und deswegen werde ich dir auch nicht von der Seite weichen, egal welchen Weg du auch gehen wirst...” Seine Worte ließen mich stocken und zögern, bevor ich etwas sagte: “D-Danke…”   ● ▬ ▬ ▬ ▬ Sasus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Auf meine Lippen schlich sich ein Lächeln, als er sich bei mir bedankte. Meine Hände glitten über seinen Bauch, fuhren zu dem Bund der Shorts und ich zog sie etwas nach unten, legte mehr von seiner dunklen Haut frei. Mein Herz hämmerte von innen gegen meinen Brustkorb. Die Aufregung ließ mein Atem stoßweise aus meiner Lunge weichen. “Ich liebe dich”, hauchte ich ihm ins Ohr, als ich mich über ihn beugte und begann an dem Ohrläppchen zu knabbern. “I-Ich… liebe dich auch”, keuchte er und fuhr mit den Händen in mein Haar, krallte sich daran fest und zog mich auf sich. Mit den Armen neben seinem Kopf versuchte ich mich, etwas abzustützen, damit mein Gewicht nicht vollkommen auf ihm lag. Doch er legte seine Hände auf meinen Rücken und drückte mich enger an sich. Meine Hüften lagen auf seiner und er begann, zu meinen Erstaunen, sich an mir zu reiben. Etwas erschrocken keuchte ich auf, als er den Druck erhöhte und ich nicht mehr leugnen konnte, dass ich ihn spüren wollte. Nur wenige Sekunden später wich ich allerdings zurück und stieg von ihm herunter, um ihn genau anzusehen. Sein Körper glich, bis auf einige Punkte, dem eines Jungen und ich hatte das Gefühl, meine Wangen sprühten unglaubliche Hitze aus, als ich mir vorstellte, wie ich ihm den Rest des Stoffs vom Körper streifte. Bisher hatte er mich noch nie so weit gehen lassen. Bis zum heutigen Tag hatte er sich immer nur um meine Bedürfnisse gekümmert. Doch ich musste mich endlich einmal darum kümmern, dass er diese Art der Nähe zu spüren bekam. Er sollte endlich mal in diesen Genuss kommen. “D-Darf ich dich ausziehen?”, fragte ich zögerlich. “Ich würde dich gerne berühren…” Er schüttelte allerdings den Kopf und hielt mir seine Hand entgegen. “I-Ich glaube, i-ich bin noch n-ni-nicht bereit dafür.” Seine Stimme zitterte und ich legte eine Hand auf seine Wange, um ihn zu beruhigen und streichelte mit dem Daumen über diese. “Ich bin froh, dass du es überhaupt zugelassen hast.” Auch wenn es mir schwer fiel, diese Worte auszusprechen, legte ich mich neben ihn und zog eine Decke über uns, damit er nicht weiter so entblößt neben mir lag. “M-Mir gefiel es e-eigentlich, als du mich be-berührt hast”, gab er nach einiger Zeit zu. “Soll ich dich … denn weiter berühren?”, erkundigte ich mich ruhig und bekam ein zögerliches Nicken als Antwort. Er hatte mir zugenickt. Sollte ich den nächsten Schritt wagen und ihn weiter erkunden? Sollte ich ihm vielleicht weiterhin mit meinen Händen verwöhnen? Ich küsste seine Wange, hauchte sanfte Küsse darauf und bahnte mir einen Weg zu seinem Ohr. Dort angekommen begann ich, an seinem Ohrläppchen zu knabbern und entlockte ihm ein weiteres Keuchen. Dieser Laut ließ mein Herz schneller schlagen und ich konnte es mir nicht verkneifen, ein Grinsen auf meine Lippen zu zeigen. Doch ich ließ nach einiger Zeit von ihm ab, hauchte einen letzten Kuss auf seine Wange und einen auf seine Lippen. “Ich glaube, ich habe dich heute genug … entblößt. Du solltest dir etwas anziehen, dich wieder bedecken. Ich kann mir vorstellen, dass du es noch immer nicht magst, dass ich dich so sehe”, sagte ich leise. Vielleicht hatte ich erwartet, dass er es verneint, doch er stand einfach auf und schnappte sich seine Kleidung vom Fußboden, zog sie rasch wieder an und krabbelte zurück in das Bett. Er kuschelte sich an mich und strich mir mit der Hand über die Seite. “Danke…”, hauchte er in die Stille und als Antwort drückte ich ihm einen kleinen Kuss auf die Haare. “Nicht … dafür”, gab ich leise zurück und schloss meine Augen. Ich war froh, dass er es so weit hatte gehen lassen. Doch ich wollte mehr. Ich wollte, dass er mein war und er wegen mir den Verstand verlor. Ich wollte, dass seine Stimme den Raum erfüllte und ich deswegen die ganze Welt um uns herum vergaß. Allerdings … würde ich mich deswegen wohl noch etwas in Geduld üben müssen… Kapitel 44: Kapitel 44 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Kapitel 44 ▬ ▬ ▬ ▬ ●   ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Am nächsten Morgen öffnete ich schon früh die Augen, auch wenn ich gerne noch weiter geschlafen hätte. Doch die Sonne schien mir permanent ins Gesicht und ließ mich den Weg zurück ins Traumreich nicht finden. Ein lautloses Seufzen entwich mir und ich versuchte mich zu bewegen. Weit kam ich allerdings nicht, denn zwei starke Arme zogen mich enger an sich und ich schloss die Augen, genoss die Wärme, die von ihm ausging und strich über seine Unterarme. “Bist du wach?”, fragte ich leise und bekam nur ein Brummen als Antwort. Augenblicklich musste ich schmunzeln und sein Griff lockerte sich etwas. “Geh nicht weg…”, murmelte er verschlafen. “Ich bin gleich wieder da. Ich muss nur kurz ins Bad”, hauchte ich leise, befreite mich aus seiner Umarmung und stand auf. Doch ich lief nicht nur ins Bad, sondern ging danach gleich weiter in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Bei einem kurzen Blick auf die Uhr weiteten sich meine Augen schlagartig. Es war noch äußerst früh. Doch ich war mittlerweile hellwach und konnte auch nicht sagen, dass ich noch sonderlich müde war. Nein, im Gegenteil. Ich hatte seit Tagen nicht mehr so gut geschlafen, wie in dieser Nacht. Vielleicht lag es daran, dass ich mit Sasuke noch bis tief in die Nacht gekuschelt oder geredet hatte… Oder es lag daran, dass er mir das Gefühl gab, kein Mädchen zu sein. Bei ihm konnte ich sein, wie ich wollte, so wie ich mich wohl fühlte. Bei ihm musste ich keine Maske tragen. Ich sah zur Seite, weil ich eine Bewegung wahrnahm und entdeckte seinen Bruder, der mit einer tiefsitzenden Jogginghose in die Küche geschlürft kam. “Morgen…”, brummte er und rieb sich mit der Hand die Augen. “Du bist schon wach?” “Guten Morgen”, lächelte ich kurz und nickte auf seine Frage hin. “Ja, ich bin schon wach. Sasuke schläft noch. Ich wollte Frühstück machen. Willst du einen Kaffee?” Dieser Anblick von Itachi ließ mir die Röte ins Gesicht schießen, also drehte ich mich schnell weg und wandte mich der Kaffeemaschine zu, die mit einem mal äußerst interessant wirkte. “Ja, gerne.” Auf einmal klang Itachi nicht mehr müde und dafür wirkte er, als wäre er bereits mehrere Stunden auf den Beinen. Nachdem ich den Pad in die Maschine legte, atmete ich einmal tief durch, nahm eine Tasse aus dem Schrank und startete die Maschine, damit der Kaffee durchlaufen konnte. Erst als der Kaffee schon einige Sekunden fertig war, drehte ich mich mit der Tasse in der Hand um und sah zu Itachi. Er lächelte mir dankbar entgegen, als ich ihm das Getränk entgegenhielt. Er war ein Mann, in einer Jogginghose, ohne Shirt, aber er war ein Mann! Ich war auch nur ein Mann! Ich musste mit diesem Gedanken klarkommen, ob ich wollte oder nicht! Irgendwann würde ich mich auch so auf die Straße trauen, wenn ich irgendwann meine Operationen hinter mich bringen würde. “Wie geht es mit dir eigentlich im Moment weiter?” Kurz musste ich überlegen, was er von mir wollte, dann fiel es mir aber ein und ich dachte darüber nach, wie ich es am besten ausdrücken könnte. “Ich suche im Moment einen neuen Psychologen, damit ich meine Therapie neu anfangen kann. Meine alte Psychologin kann mich leider nicht mehr begleiten. Aber ich weiß, dass ich zu meiner Frauenärztin muss, damit ich eine Überweisung bekomme, sollte ich einen Therapeuten finden.” “Verstehe…”, sagte Itachi und sah mich an, als er kurz an dem koffeinhaltigen Getränk nippte. “Ich kann mich ja mal umhören, wenn du möchtest.” Ich nickte und dankte ihm für sein Angebot, auch wenn es mir äußerst unangenehm war, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, war es vielleicht keine schlechte Idee, wenn er mir half. Immerhin war er Arzt und hatte somit vielleicht Kontakte zu dem ein oder anderen Psychologen. Nachdem ich den Tisch gedeckt hatte, holte ich die Brötchen aus dem Ofen und stellte sie in einem passenden Körbchen auf den Tisch. Es dauerte nur wenige Sekunden bis auch Sasuke den Raum betrat und lautstark gähnte. “Morgen…”, murmelte er verschlafen und ließ sich auf den Stuhl fallen, der direkt gegenüber von Itachi stand. “Guten Morgen, Brüderchen”, grinste Itachi und nippte erneut an seinem Kaffee. “Na, gut geschlafen?” “Mhm…”, brummte er erneut und rieb sich über das Gesicht. “Denke schon…” “Morgen”, sagte ich und strich mit der Hand über Sasukes Schultern, bevor ich mich neben ihm auf dem Stuhl niederließ. “Tut mir Leid, dass ich nicht zurückgekommen bin.” “Schon gut”, murrte Sasuke noch immer und ich entschied mich dazu, ihn nicht weiter zu stören und ihm seine Ruhe zu gönnen, die er brauchte, bis er endlich komplett wach war.   Ohne etwas zu sagen, aßen wir in Ruhe unsere Brötchen und am Ende räumte ich zusammen mit Itachi den Tisch ab. Sasuke hatte sich in das Bad verzogen und versuchte weiterhin, wach zu werden. Ich nippte an meinem letzten Schluck des warmen Getränks in meiner Tasse. “Sei ihm nicht böse. Er ist kein Morgenmensch”, erklärte Itachi, während er den Abwasch machte und die Teller und Tassen am Ende abtrocknete. “Ist bei mir ja nicht anders…”, lachte ich kurz auf, bevor ich erneut an meiner Tasse nippte. “Sasuke hat mir erzählt, dass du im Moment einige Probleme mit dir hast…” Ich hielt in meiner Bewegung inne, sah auf den Boden und seufzte. “Kommt darauf an, was man unter diesen ‘Problemen’ versteht…”, gab ich zu. “Ich komme nicht damit klar, dass mein Körper mir immer wieder zeigt, wer ich wirklich bin…” “Du meinst, du meinst, wenn du …” Ich unterbrach ihn augenblicklich, als ich wusste, was er sagen wollte: “Ja, zum Beispiel.” “Ich werde nachher mal mit meinen Kollegen sprechen. Vielleicht kann ich dir irgendwie helfen”, sagte Itachi, drehte sich zu mir und lächelte mir aufmunternd entgegen. Es fiel mir immer noch schwer, diese Hilfe anzunehmen, aber ich war trotzdem dankbar dafür... Kapitel 45: Kapitel 45 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Kapitel 45 ▬ ▬ ▬ ▬ ●   ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Ich sah zu Sasuke, der mir kurz entgegen nickte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und hämmerte unaufhörlich gegen meinen Brustkorb. Langsam zog ich meinen Pullover aus, darauf bedacht, dass mein Trikot darunter nicht verrutschte und niemand von meinem Team den Binder darunter sah. Zum Glück hatte ich meine Sportkleidung bereits zu Hause angezogen und musste mich vor Kiba und den anderen nicht umziehen. Mittlerweile hatte ich kein Problem mehr damit, Männer oder junge, männliche Erwachsene in ihren Unterhosen zu sehen. Auch mit Männern, die nackt umher liefen, hatte ich keine Schwierigkeiten mehr. Noch vor einigen Wochen konnte ich den Blick nur mit hochroten Wangen senken. Doch… Ich war einer von ihnen, also sollte es mir auf keinen Fall peinlich oder unangenehm sein, sie so zu sehen, wie sie auf die Welt gekommen waren. “Bereit?”, erklang Kibas Stimme hinter mir und ich richtete meinen Blick auf ihn, um ihn direkt anzusehen. “Ja”, ertönte es einstimmig von der Mannschaft. Wir liefen aus der Umkleide heraus und gingen in die Richtung des Spielfeldes. Kurz bevor ich auf dieses trat, das erste Mal den Fuß auf das Gras setzte, blieb ich stehen und hielt Sasuke an der Hand fest. Dieser blieb stehen und sah mich fragend an. Die anderen bemerkten es nicht und liefen weiter. “Ich weiß nicht, ob das so gut ist, wenn ich mit auf das Spielfeld komme…” Er drückte meine Hand, versuchte mich aufzumuntern und sah mich mit einem warmen Blick an. “Es ist nur ein Freundschaftsspiel. Nichts, was offiziell bewertet wird oder wo du angst haben musst, dass du auffliegst.” Er trat einen Schritt auf mich zu und hauchte mir einen zögerlichen Kuss auf die Wange. Augenblicklich heiterte sich meine Miene auf und ich nickte ihm zu, um ihm zu zeigen, dass ich mit ihm raus gehen würde. Doch bevor ich den Rasen betrat, ließ ich seine Hand los, atmete noch einmal tief durch, um meine innere Ruhe wiederzufinden.   Nach dem Spiel wurde ich von der ganzen Mannschaft umarmt, weil ich das Siegtor geschossen hatte und uns somit einen großen Schritt voran gebracht hatte. Es mochte sein, dass es nur ein Freundschaftsspiel war, aber trotzdem hatte es uns einen großen Schub an Selbstbewusstsein verpasst und das konnten wir gut gebrauchen. Wir waren an sich nicht schlecht, aber dieses gewisse Etwas fehlte dennoch. “Ich liebe dich”, hauchte Sasuke mir ins Ohr und strich mir über den Rücken. Ich hoffte, die anderen hatten diese Worte nicht gehört, denn ich wusste noch immer nicht, wie sie reagieren würden, wenn sie von meiner Beziehung zu Sasuke wüssten. Kiba würde keine Probleme machen, aber wie würden die anderen reagieren? Nachdem wir wieder in der Umkleidekabine angekommen waren, sank ich erschöpft auf die Bank und fuhr mir mit einem Handtuch durch das feuchte Haar. Im Moment hatte ich noch immer das Problem, meinen Herzschlag und meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Noch immer hatte ich zu viel Adrenalin in meiner Blutbahn. Sasuke sank ebenfalls auf die Bank und sah mich aus dem Augenwinkel an. “Ich hab eine SMS von Itachi erhalten. Er lädt dich nachher mit zum Kaffee ein und will sich mit dir über irgendwas unterhalten. Er meinte, du wüsstest Bescheid.” Ich blinzelte verwirrt und nickte dann, als mir bewusst wurde, was Sasuke und Itachi meinten. “Ich denke, ich weiß, was er meint.” Nachdem ich meinen Trainingsanzug angezogen hatte, wurde ich von einigen Teamkollegen schief angesehen. “Du willst nicht duschen, oder?”, fragte einer von ihnen. “Ich habe mein Badetuch vergessen und ziehe es vor, zu Hause zu duschen”, versuchte ich mich zu verteidigen. “Außerdem ist es doch meine Sache, ob ich hier duschen gehe oder nicht.” “Dann stinke eben!”, warf er mir an den Kopf und ich presste meine Kiefer aufeinander, um nicht patzig zu werden. Nur wenig später stand ich neben Sasuke vor der Arena und sah zum Himmel. Die Sonne schob sich gerade hinter einige Wolken hervor und erhellte den Himmel mit warmen Strahlen. “Sie werden es nie verstehen…”, sagte Sasuke und legte mir eine Hand auf die Schulter, um meine Laune etwas anzuheben. “Ist doch egal”, gab ich von mir und lief mit ihm zusammen zur nächsten Haltestelle der Straßenbahn. “Ich mach mir da nichts daraus.” Der Zug blieb vor uns stehen und wir stiegen ein. Mir kam eine Wolke stickiger, abgestandener und alter Luft entgegen. Ich war froh, als ich endlich wieder aussteigen konnte, mich nicht mehr an ekelhaft warme Körper pressen musste und ich mich endlich wieder frei bewegen konnte. Als mir die frische Sommerluft entgegen wehte atmete ich diese tief ein und schloss für wenige Sekunden die Augen, um die warmen Strahlen auf meiner Haut zu genießen. “Lass uns zu deinem Bruder gehen. Er wartet bestimmt schon”, sagte ich leise und nahm die Hand meines Freundes. “Ich bin gespannt, was er mir zu sagen hat.” Kapitel 46: Kapitel 46 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Kapitel 46 ▬ ▬ ▬ ▬ ●   ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Itachi saß mit einer Tasse Kaffee auf dem Sofa im Wohnzimmer, als wir zur Tür hereinkamen und unsere Schuhe auszogen. „Da seid ihr ja“, begrüßte er uns mit einem Lächeln. „Ich habe bereits auf euch gewartet.“ Wir erwiderten die Worte und ich lächelte ihn ebenfalls an. „Und noch herzlichen Glückwunsch zum Sieg, ihr beiden“, sagte er weiter und nippte kurz an seiner Tasse, bevor er sich an mich wandte und mir genau in die Augen sah. „Willst du es jetzt wissen oder wollen wir es unter vier Augen besprechen?“ Bei den letzten Worten glitt sein Blick kurz zu seinem kleinen Bruder, der sich neben mich auf das Sofa sinken ließ. „Ich habe keine Geheimnisse vor ihm.“ Sasuke zuckte mit den Schultern, auch Itachi gab eine gleichgültige Geste von sich. „Ich habe mit einem Kollegen geredet, der in diese Richtung schon viele Erfahrungen gemacht hat. Ich habe ihn gebeten, sich deiner anzunehmen. Er hatte mir eine Nummer gegeben, unter der du dich melden sollst. Er meinte, du müsstest von einer Frauenärztin eine Überweisung mitbringen.“ Ich lauschte seinen Worten aufmerksam und bei den Worten, dass ich zu einer Frauenärztin müsste, schnürte es mir die Kehle zu. Ich war bisher nur ein Mal dort gewesen und es erfüllte mich immer noch mit Angst, dass ich jemals wieder dorthin gehen musste. Bisher war ich den Untersuchungen immer entkommen. Aber meine Angst wurde von Vorfreude überschwemmt und ich spürte davon überhaupt nichts mehr. Ich würde endlich einen Schritt weiter vorankommen, sofern ich mich dazu bewegen konnte, zum Frauenarzt zu gehen… Als ich am Abend nach Hause kam, kam mir meine Mutter gleich entgegen und sah mich finster an. Ich wurde augenblicklich klein und ließ meine Tasche einfach auf den Boden fallen, da ich sowieso nicht an ihr vorbeikam, um meine Sportkleidung in die Wäsche zu werfen. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass du meine Unterschrift gefälscht hast!“, wurde sie sofort laut und stemmte ihre Hände in die Hüften, um ihrer Wut mehr Ausdruck zu verleihen. „Wie kommst du darauf, dass ich das getan habe?!“, erwiderte ich nur und hoffte, ihr so entlocken zu können, wie sie darauf kam. „Ich habe einen Brief erhalten, indem steht, dass du bei irgendeinem Psycho-Typen warst und die Krankenkasse die Kosten nicht übernimmt, für die paar Stunden, die du bei diesem Typen warst! Ich wusste nicht einmal, dass du dorthin gegangen bist! Und noch dazu, muss ich unterschreiben! Da ich das nicht gemacht habe, hast du die Unterschrift gefälscht!“, keifte sie und ich rückte immer weiter von ihr weg, um ihrer Aggression zu entkommen. Allerdings merkte ich nur wenige Sekunden später hinter mir die Haustür und ich griff instinktiv nach dem Türgriff, um eine Fluchtmöglichkeit für mich offen zu halten. „D-Du verstehst das nicht!“, gab ich von mir und sah zur Seite. „D-Du hättest das nie unterschrieben!“ „Ja, weil ich nicht einsehe, dass du deine Zukunft mit solch einer Phase verbaust!“ Sie kam einen Schritt auf mich zu und ich wollte erneut ausweichen, aber noch immer hatte ich die Tür im Rücken und kam nicht weg. „Die Nachbarn haben mich gefragt, wieso du dich benimmst wie ein Junge! Sie haben mir gesagt, ich hätte dich nicht richtig erzogen! Du weißt nicht, was du mir damit antust! Es ist schon schwer genug, ohne deinen Vater zu leben! Und jetzt machst du auch noch Probleme!“ Ich wollte etwas sagen, öffnete bereits den Mund, schloss ihn aber wieder, weil ich merkte, dass es keinen Sinn machte. Ohne ihren Worten weiter lauschen zu wollen, griff ich nach meiner Tasche und rannte damit an ihr vorbei, erst ins Bad, um die durchgeschwitzten Kleidungsstücke in die Wäschebox zu werfen, dann rannte ich weiter die Treppen hinauf und knallte meine Tür, damit meine Mutter merkte, dass nicht nur sie wütend war. „Das war noch nicht das letzte Wort, Fräulein!“, rief sie durch das Haus und stapfte im unteren Geschoss umher, bis ich nichts mehr hörte. Ich schloss meine Zimmertür ab und rutschte daran herunter. Ich merkte, dass mir die Tränen heiß in den Augen brannten und nur wenige Sekunden später rollten sie mir in reißenden Bächen die Wangen hinab. Sie verstand einfach nicht, dass es für mich nicht nur eine Phase war! Sie versuchte nicht einmal, mich zu verstehen! Sie kapierte es einfach nicht! Sie würde es nie verstehen! Mein Blick fiel auf den Kalender, der über meinem Schreibtisch hing und ich stellte fest, dass es bereits August war. Wenn ich noch zwei Monate wartete, dann könnte ich ausziehen. Es würde ihr nicht passen, aber das war mir egal. Dann war ich endlich alt genug, um selbst zu entscheiden, welche ärztlichen Wege ich ging und was gut für mich war. Dann war sie nur noch meine Mutter, wie es auf dem Papier stand. Allerdings… Wo sollte ich eigentlich hin? Ich griff nach dem Handy in meiner Hosentasche und öffnete den Chatverlauf mit Sasuke. Hast du etwas dagegen, wenn ich bei dir und deinem Bruder einziehe? Meine Mutter macht ziemlichen Stress und ich halte es hier einfach nicht mehr aus. Natürlich nur, wenn Itachi keine Probleme damit hat… Es dauerte nur wenige Augenblicke und ich bekam eine Antwort. Ich frage ihn, sobald er von seiner Schicht morgen wieder da ist. Er musste kurzfristig im Krankenhaus einspringen und hat sich gerade verabschiedet. Ich habe allerdings kein Problem damit. Dann muss ich nur umräumen, dass du mit in mein Zimmer einziehen kannst. Soll ich vorbeikommen, um dich aufzuheitern? Lass den Kopf nicht hängen… Die letzte Frage war ja schon irgendwie niedlich. Doch ich tippte rasch eine Antwort, ließ das Handy auf den Schreibtisch sinken, nachdem ich aufgestanden war, und zog mir frische Kleidung aus dem Schrank. Danke, aber das ist nicht nötig. Ich werde jetzt duschen gehen, mir meinen Laptop schnappen und einen Anime schauen. Wenn meine Mutter nachher weg ist, werde ich mir etwas zu Essen suchen. Ich stelle nämlich gerade fest, dass ich ziemlichen Hunger habe. Ich wollte duschen gehen, um mir endlich den Schweiß vom Sport abzuwaschen und dann konnte ich immer noch in Ruhe überlegen, wie es weitergehen sollte. Kapitel 47: Kapitel 47 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Kapitel 47 ▬ ▬ ▬ ▬ ● ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Bevor ich mich auf den Weg zur Schule machte, lief ich bei Sasuke vorbei und klingelte bei ihm. Nachdem ich ihn am Vorabend gefragt hatte, ob er etwas dagegen hätte, wenn ich bei ihm und Itachi einziehen würde, war ich neugierig und ungeduldig, was sein großer Bruder dazu sagte. Noch ziemlich verschlafen öffnete mir Sasuke die Tür. “Guten Morgen”, sagte ich und ließ meinen Blick abermals über ihn gleiten. “Morgen”, erwiderte er und sah mich skeptisch an. “Was machst du denn hier?” ”Ist Itachi schon da?”, fragte ich und schob Sasuke zur Seite, um ins Innere des Hauses zu gelangen. Nachdem ich im Flur stand, sah ich dabei zu, wie er die Tür schloss und sich dagegen lehnte. “Nein, aber er kommt in gut einer Stunde. Aber musst du nicht zur Schule?” Ich schüttelte den Kopf. “Ich habe eine Freistunde”, grinste ich zufrieden und war froh, dass ich noch nicht zur Schule musste. Ich ging zu ihm und lehnte meinen Kopf an seine Schultern. “Ich bin froh, dass ich dich habe, Sasuke…”, hauchte ich leise und merkte, wie er mit den Fingern über meinen Hinterkopf strich und mit meinen Haaren spielten. “Du kannst immer auf mich zählen”, erwiderte Sasuke und drückte mich an sich. Es tat unglaublich gut, in seinen Armen zu sein und mich an ihn kuscheln zu können, ohne an irgendetwas denken zu müssen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir am Ende so im Flur standen, aber irgendwann drückte er mich sanft von sich und strich mir mit dem Finger über die Wange, weiter zu meinen Lippen, bevor er diese sanft küsste. Nur zu gern erwiderte ich diese flüchtige Berührung und zog ihn nur wenige Sekunden später in ein intensiveren, fordernden Kuss. Sein Atem ging schwer, unregelmäßig und bevor ich mich versah, hatte er mich hochgehoben und ins Wohnzimmer auf das Sofa getragen. Er legte mich behutsam auf diesem ab und kniete sich über mich. Ohne etwas zu sagen, ließ er seine Hand unter mein Shirt gleiten und strich über meinen Bauch. Augenblicklich bekam ich eine Gänsehaut und konnte mich nicht mehr gegen ihn wehren. Ich ließ mich fallen, ließ mich von meinen Gefühlen leiten und schloss die Augen. Sasukes Lippen glitten an meinem Kinn hinab zu meinem Hals, saugten sich an der ein oder anderen Stelle fest, mit den Zähnen knabberte er sanft an der Haut, die sowieso schon von den Küssen empfindlich war. “Sasuke…”, entwich es mir keuchend und ich hielt ihn an Ort und Stelle, indem ich meine Hand in seinem Haar vergrub. “Hör nicht auf…” Er wanderte mit den Lippen meinen Hals wieder hinauf, bis er bei meinem Ohr ankam und genüsslich daran saugte. Er knabberte an meinem Ohrläppchen und ließ abermals eine Gänsehaut über meinen Körper gleiten. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, was er damit durch meinen Körper jagte und mir einen wohligen Schauer nach dem anderen bereitete. Doch wir wurden nach einiger Zeit unterbrochen, als wir hörten, wie die Tür aufgeschlossen wurde und ein schnaufender Itachi den Eingangsbereich betrat. "Ich bin wieder da!", rief er durch das Haus. "Bist du schon wach?" Sasuke richtete sich augenblicklich auf und grinste dämlich, als Itachi den Kopf ins Wohnzimmer steckte und uns entdeckte. "Oh, Naru, du bist ja auch hier. Müsstet ihr nicht beide in der Schule sein?" Er zog die Augenbraue nach oben und sah uns skeptisch an. “Ich habe eine Freistunde”, sagte ich und lächelte ihm entgegen, nachdem ich versuchte, meinen Herzschlag zu beruhigen und meine Röte aus dem Gesicht zu vertreiben. “Ich muss erst am Nachmittag in die Schule”, gab Sasuke zu. “Ich muss irgendein Projekt vorbereiten, deswegen haben wir den Vormittag frei.” Als Itachi verstehend genickt hatte, hörte man, wie er eine Plastiktüte raschelnd aufhob und in die Küche ging. Ich wollte unbedingt mit ihm reden, also folgte ich ihm und lehnte mich an den Türrahmen, um ihn dabei zu beobachten. “Sag mal... Darf ich dich etwas fragen, Itachi?”, durchdrang ich die Stille, die entstanden war, ohne dass man es gewollt hatte. Er sah mich an und nickte. “Du darfst alles fragen, was du willst”, lächelte er mich an. “Würde die Möglichkeit bestehen, dass ich bei euch einziehen kann?” Meine Stimme wurde leise und ich spielte nervös an meinem Shirt herum, als ich auf eine Antwort von Itachi wartete. “Hast du Stress mit deiner Mutter?” Ich nickte nur, sagte aber nichts weiter dazu und beobachtete, wie er sich nun vollkommen zu mir drehte und sich mit dem Rücken gegen die Spüle lehnte. “Du hast bald Geburtstag, oder? Dann bist du 18 und kannst selbst entscheiden, wo du wohnen willst. Denkst du, es wäre in Ordnung, wenn du erst dann hierher kommst?” Meine Augen weiteten sich augenblicklich und ich nickte. “Ja, das wäre perfekt! Das heißt, du hast kein Problem damit?” Er zuckte nur mit den Schultern. “Mir ist es egal. Mein Bruder liebt dich und ich habe nichts gegen dich, also wieso solltest du nicht hier wohnen können? Noch dazu ist das Haus groß genug. Sasuke kann ja ein Zimmer oben frei räumen, damit ihr euch da irgendwie ... einrichten könnt?” Er sah an mir vorbei und erst jetzt merkte ich, dass Sasuke hinter mir stand. Dieser legte die Hand auf meine Schulter und drückte sie sanft. “Wenn es sein muss, dann baue ich die ganze Etage um”, grinste er breit und ich unterdrückte den Drang, vor Freude in die Luft zu springen. “Danke!”, rief ich stattdessen aus. “DANKE! Vielen Dank!” Ich umarmte erst Sasuke, dann ging ich zu seinem Bruder, um auch diesen herzlich zu umarmen und mich noch einmal leise bei ihm zu bedanken. “Ich kann das nie wieder gutmachen…”, murmelte ich leise, als ich ihn wieder losgelassen hatte. “Wir bekommen das schon hin, Naru”, sagte er aufbauend und legte mir eine Hand auf die Schulter, um mir zu symbolisieren, dass er es genauso meinte, wie er es gerade sagte. “Danke”, lächelte ich und ließ meinen Blick kurz auf die Uhr über dem Herd gleiten, um zu sehen, wie spät es war. Ich riss meine Augen auf, als ich erkannte, welche Uhrzeit angezeigt wurde. “Verdammt, ich komme zu spät!”, stieß ich erschrocken aus. “Was? Oh, komm, ich fahre dich”, sagte Itachi und ich nickte erneut, denn ich wollte auf keinen Fall zu spät zum Unterricht kommen. Das wäre das Letzte, was ich jetzt noch brauchte. Stress in der Schule wollte ich jetzt auf keinen Fall verursachen. Vor allem, da ich das schon bekommen würde, wenn ich mich dort outete. Sie würden es auf keinen Fall verstehen und erst recht nicht akzeptieren. Im nächsten Moment dachte ich daran, wie sie mich zusammenschlugen, weil ich nicht wie die anderen war und nicht in das Bild eines normalen Mädchens passte. Augenblicklich presste ich die Kiefer aufeinander und ballte die Hände zu Fäusten. In mir stieg die blanke Wut hoch. Es konnte ihnen doch egal sein, wer ich war oder nicht. Sie mussten mich doch nicht heiraten. Sie mussten nur damit klarkommen, dass ich neben ihnen ebenfalls existierte und dieselbe Klasse, wie sie besuchte. Es wäre ja auch nur noch für ein halbes, maximal ein dreiviertel Jahr... “Kommst du, Naru?”, wurde ich wieder in das Hier und Jetzt gerissen, als Itachi nach mir rief. Ich rannte an Sasuke vorbei, hauchte ihm kurz einen Kuss auf die Lippen, um mich von ihm zu verabschieden und eilte weiter zu Itachi, der an der Haustür wartete. “Noch einmal vielen Dank”, sagte ich, während er mir einen Motorradhelm reichte, diesen aufsetzte und mich hinter ihm auf das Bike schwang, um mich anschließend an ihm festzuklammern, bevor er losfuhr. Es dauerte nur wenige Minuten, in denen er das Gefährt durch den Verkehr lenkte, bis wir an der Schule ankamen. Ich stieg dort vom Bike und hielt ihm den Helm entgegen. Doch er schüttelte den Kopf. “Ich hole dich nachher wieder ab. Dann können wir ja zu deiner Mutter fahren, um ihr von der Idee, dass du zu uns kommst, erzählen und wenn ich dabei bin, dann wird sie bestimmt nicht ausrasten und dich anschreien.” Ich nickte zögerlich, aber es war mit Sicherheit die beste Idee, wenn ich das nicht alleine mit ihr besprach. Vielleicht war es sogar gut, dass Itachi sich anbot, mit mir zu kommen. “Ja, okay”, sagte ich und lächelte ihn an. “Ich melde mich bei dir, wenn ich genau weiß, wann ich Schulschluss habe. Es kann ja sein, dass eine Unterrichtsstunde ausfällt. Das passiert in der letzten Zeit häufiger.” “Mach das”, antwortete er. “Bis nachher.” Ich nickte, klemmte mir den Helm unter den Arm und beeilte mich, um zum Klassenraum zu kommen. Gerade als es zum Unterricht klingelte, betrat ich den Raum und ließ mich auf meinen Platz in der hinteren Reihe sinken. Der Lehrer war zum Glück noch nicht da… Kapitel 48: Kapitel 48 - Narus Sicht ------------------------------------ ● ▬ ▬ ▬ ▬ Narus Sicht ▬ ▬ ▬ ▬ ●   Nachdem ich mich in der Schule kaum bemerkbar gemacht hatte, sah ich dabei zu, wie die anderen in der Mittagspause über den Schulhof rannten und sich lautstark anschrien, während sie einander hinterher jagten. Es dauerte einige Zeit, bis sich mein Handy in der Hosentasche vibrierend bemerkbar machte.   Weißt du schon, wann du Schluss hast?   Als ich die Nachricht von Itachi las, konnte ich nur breit grinsen und musste daran denken, wie er sich um mich sorgte und wie er sich dafür einsetzte, dass es mir gut ging. Er war wirklich ein toller Mann. Jeder konnte sich glücklich schätzen, ihn an seiner Seite zu haben. Schnell tippte ich eine Antwort, in der ich die Uhrzeit schrieb, wann ich Feierabend hatte und fügte noch schnell hinzu, dass ich dann am Haupteingang auf ihn warten würde.   Nachdem ich am Nachmittag meinen Rucksack gepackt hatte, nahm ich den Motorradhelm in die Hand, warf mir meine Tasche über die Schultern und lief zum Ausgang. Doch dieser wurde von einigen meiner Klassenkameraden blockiert und die jüngeren Schüler, die durch wollten, wurden von ihnen aufgehalten. "Gib mir dein Pausengeld", sagte einer von meinen Klassenkameraden. "Bestimmt nicht", entgegnete einer der Jüngeren. "Was sonst? Willst du deine Mami rufen?" Ich trat zu ihnen, blickte finster in das Gesicht von meinen Mitschülern und nahm allen Mut zusammen, den ich auf die Schnelle finden konnten. "Lasst die Kleinen gehen. Sucht euch lieber jemanden, der eurer Größe entspricht!", sagte ich zu ihnen und lenkte somit die Aufmerksamkeit auf mich, so dass die Kleinen an ihnen vorbei schlüpfen konnten. Einer von ihnen wollte schon protestieren, aber der Anführer der Gruppe ließ ihn nicht aussprechen. "Sieh mal einer an... Unsere Transe...", lachte er finster. "Das du es dich überhaupt traust, das Wort gegen uns zu erheben... Hat dir die letzte Lektion noch nicht genug gezeigt, dass du dich nicht gegen uns auflehnen solltest?" Ich zog nur eine Augenbraue nach oben, wobei es mir bewusst war, dass ich ihre Wut nur noch mehr auf mich zog. Doch es war mir egal. Ich hatte keine Lust mehr, mich mit eingeklemmten Schwanz und gesenkten Kopf ihrem Willen zu beugen. "Das nennt ihr eine Lektion? Das war das Verhalten eines Kleinkindes!" Ich sah ihm genau in die Augen und ließ mich von der Dunkelheit, die seine Augen ausstrahlten, nicht einschüchtern. "Ihr hättet euch etwas anderes überlegen können, als auf mich einzuschlagen und mich zu treten!" Meine Hände waren fest zu Fäusten geballt und ich wusste, wenn sie etwas sagten, was mir nicht passte, würde ich sie schlagen. Meine Wut war grenzenlos und ich war zudem sichtlich sauer. Es dauerte einige Zeit, bis ich aus der Diskussion herausgeholt wurde und meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt wurde. "Naru?", rief Itachi über das Gelände und ich sah zu ihm, wie er gerade vom Motorrad stieg und den Helm abnahm. Auch meine Gegenüber drehten sich um und ich nutzte die Chance, die sich mir bot und glitt zwischen ihnen hindurch, um zu meinem Abholer zu kommen. "Wir sind noch nicht mit dir fertig, Uzumaki", rief einer von ihnen hinter mir her und ich beeilte mich, um zu Itachi zu gelangen. "Bin ich froh, wenn das irgendwann ein Ende hat und ich nicht mehr in diese Schule muss...", sagte ich, als ich ankam und sah ihm in die schwarzen Augen. Er musste grinsen und wuschelte mir mit der Hand durch das blonde Haar. "Ja, ich kann es verstehen. Es ist doch aber nicht mehr lang und die paar Monate wirst du auch noch überstehen", sagte er und setzte sich den Helm wieder auf. "Lass uns fahren, bevor wir noch in den Feierabendverkehr kommen..." Ich nickte, setzte ebenfalls den Helm auf und stieg hinter ihm auf das Motorrad und umklammerte ihn mit meinen Armen. Ich mochte sein Parfüm, als ich meinen Kopf an seinen Rücken lehnte.   Als wir bei mir zu Hause ankamen, stellte er das Motorrad vor dem Haus ab und ich schloss die Haustür auf, damit wir hineingehen konnten. "Bin wieder da", sagte ich und hoffte nicht auf eine Antwort, denn sie blieb aus. Ich steckte meinen Kopf erst in das Wohnzimmer und dann in die Küche, um in diesem Raum auf dem Tisch einen Zettel zu finden. "Bin mit ein paar Freundinnen unterwegs. Könnte also spät werden. Du bist groß und kannst dir dein Essen selber warm machen." Ich las diese Worte laut vor, so dass Itachi es hörte, als er zu mir trat. "So eine blöde Kuh...", grummelte ich und sah zur Seite. Ich knüllte das Stück Papier zusammen, während ich die Kiefer aufeinander mahlte. "Sonst ist sie auch immer nur zu Hause und guckt Fernsehen! Sonst unternimmt sie auch nichts mit ihren 'Freundinnen'." Das letzte Wort betonte ich dabei verachtend und Itachi musste lachen, als er meine Miene sah. "Du solltest nicht so streng mit ihr sein. Du hast wenigstens deine Ruhe und kannst machen, was du willst." Er sagte das so einfach! Ich atmete tief durch, bevor ich mich wieder beruhigt hatte und einen Zettel vom Notizblock neben dem Kühlschrank nahm. "Ich bin bei Sasuke. Also warte nicht auf mich. Ich werde bei ihm schlafen." Ich blickte zu seinem älteren Bruder und merkte, wie er die Worte las. "Du bist bei uns immer herzlich willkommen", lächelte er und folgte mir in mein Zimmer, nachdem ich den Zettel auf den Tisch gelegt hatte. "Willst du schon ein paar Sachen mit zu uns nehmen?" Ich sah ihn mit großen Augen an. "Meinst du? Ich habe schon meinen Rucksack und wenn ich ein paar Sachen für die Nacht mitnehme, dann wird es doch schwierig mit dem Motorrad...", gab ich ihm zu bedenken. "Oder meinst du, dass könnte trotz einer größeren Tasche etwas werden?" "Wenn du nicht deinen ganzen Hausrat mitnimmst, dann sollte es schon gehen", grinste er weiter und ich nickte ihm entgegen. Ich schnappte mir eine Tasche, wo ich einige Sachen hineinpackte und auch einige wichtige Schulsachen fanden ihren Platz darin. Nachdem ich fertig war, schloss ich die Tasche, packte weitere Schulutensilien in meinen Rucksack und setze erst diesen auf, bevor ich die Tasche über meine Schultern war. "So, ich denke, wir können", sagte ich und stellte mich aufrecht vor Itachi. "Okay, brauchst du sonst noch etwas? Geld oder so etwas?" Oh ... Daran hatte ich ja überhaupt noch nicht gedacht. Ich brauchte von meiner Mutter meine Kontokarte, sonst würde ich nicht auf mein Kindergeld zugreifen können! Aber würde sie mir die so einfach aushändigen? Vielleicht verstand sie, dass es der einzige Weg war, den ich noch gehen konnte? Vielleicht würde sie es einsehen? Vielleicht... Vielleicht würde es aber auch dazuführen, dass der Kontakt abbrach und sie mich am Ende auch noch verlor... Doch ich schüttelte innerlich den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben und schüttelte auf Itachis Frage auch sichtlich den Kopf, um diese zu verneinen. "Nein, ich brauche nichts mehr. Notfalls ... Morgen ist auch noch ein Tag", sagte ich und ging mit ihm zusammen aus dem Haus. Mein Blick fiel ein letztes Mal auf die Einrichtung, bevor ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ und diese verschloss. "So, ich denke, wir können wieder fahren", sagte ich und stieg abermals hinter Itachi auf das Bike, um mit ihm zu ihm nach Hause zu fahren. Meine Mutter würde schon mitbekommen, dass ich nicht da war und wahrscheinlich konnte sie sich denken, wo ich mich aufhielt. Und wenn nicht, dann würde sie in der Küche die Nachricht von mir finden. Lesen würde sie die ja bestimmt noch können... Kapitel 49: Kapitel 49 – Narus Sicht ------------------------------------ Kapitel 49 – Narus Sicht   Als ich am Abend aus der Dusche trat und mir gerade neue Kleidung aus meinem Rucksack genommen hatte, hörte ich, wie es an der Haustür klingelte. Ich schlüpfte rasch in meine Anziehsachen und ging hinunter, um Itachi eigentlich beim Vorbereiten des Essens zu helfen, als ich die quälend laute und hohe Stimme meiner Mutter an der Tür vernahm. “Sie wird mit mir mitkommen”, sagte sie und Itachi hielt sie auf, bevor sie in das Haus treten konnte. “Hören Sie mir zu”, erwiderte Itachi und blieb dabei vollkommen ruhig. "Naru will im Moment nicht mit Ihnen zusammen sein, weil Sie den Weg, denn er vor hat zu gehen, erschweren. Es ist nicht in Ordnung, dass Sie der Meinung sind, es wäre nur eine Phase, die schon vorbei gehen wird. Es ist eben keine Phase. Es gibt Psychologen, die sich damit auskennen und die Naru auf diesem Weg begleiten. Bei dieser Psychotherapie wird herausgefunden, ob es eine Phase oder etwas Ernstes ist. Haben Sie sich eigentlich mal mit diesem Thema befasst? Unabhängig davon, was Ihnen Ihr Sohn gesagt hat?" "Mein Sohn?!", rief sie laut aus. "Ich habe eine Tochter! Und wenn Sie mir nicht bald aus dem Weg gehen, dann rufe ich die Polizei an!" Itachi unterbrach sie, in dem er fragte: "Und was wollen Sie der Polizei erzählen?" "Sie haben meine Tochter entführt!", schnaubte meine Mutter. Ich trat aus meinem Versteck zur Tür und stellte mich hinter Itachi, so dass dieser noch zwischen uns beiden stand und meine Mutter daran hinderte, ins Haus zu gelangen. "Ich wurde nicht entführt, Mutter. Ich bin hier, weil es mir auf die Nerven geht, dass du mich nicht verstehst! Du willst nicht einsehen, dass ich mich schlecht fühle, so wie es im Moment ist. Du siehst nicht, dass wir dauernd streiten und wir zur Zeit nur noch Stress haben! Ich bin hier, um mir über ... gewisse Dinge klar zu werden. Itachi und Sasuke sind damit einverstanden, dass ich erst einmal ein paar Tage hier bleibe. Du kannst dir deine Gedanken machen, ich kann mir meine machen und dann können wir noch einmal in Ruhe miteinander reden?" Ich sah ihr in die Augen, doch sie wich meinem Blick aus und ich seufzte. "Und wovon willst du leben?", zog sie ihre Augenbraue nach oben und spielte ihre Überlegenheit aus. Sie hatte recht, denn ich hatte kein eigenes Einkommen, außer das Kindergeld, was sie allerdings bekam, weil ich noch nicht volljährig war. "Wenn du mir meine Kontokarte gibst, dann habe ich wenigstens das Geld vom Staat...", sagte ich leise und sah dann zur Seite, um ihren durchdringenden Blick auszuweichen. "Du denkst auch, dass wäre so einfach, was?", lachte sie nun kurz auf, allerdings klang es keinesfalls freundlich. Nein, im Gegenteil. Es war finster. Es war verachtend. Es lag nichts heiteres darin. "Bitte gehen Sie jetzt", unterbrach Itachi das Gespräch und sah meiner Mutter genau in die Augen, als sie ihren Blick auf ihn gerichtet hatte. "Das hat heute Abend keinen Sinn mehr. Sie sind aufgebracht, Naru ist erschöpft und ich habe keine Lust, mich zwischen sie beide zu stellen. Um das Geld braucht sich im Moment niemand Gedanken machen. Das können wir ebenfalls später klären. Wenn es in Ordnung ist, dann wird Naru erst einmal hier bleiben, bis etwas Ruhe eingekehrt ist und sich jeder beruhigt hat." Wie konnte er in solch einer Situation nur so ruhig bleiben? Ich war kurz davor, durchzudrehen und meine Mutter anzuschreien und er? Er war die Ruhe in Person und verzog nicht einmal das Gesicht, als meine Mutter ihn vorhin angeschrien hatte. Woher nahm er diese Geduld? Woher nahm er diese innerliche Ausgeglichenheit? Meine Mutter sagte noch irgendetwas, was ich nicht verstand und drehte sich auf dem Treppenabsatz um. Sie lief zu ihrem alten Auto, was fast auseinander fiel, sobald man es nur antippte und ich schüttelte den Kopf, als Itachi die Tür ins Schloss fallen ließ. "Tut mir leid...", sagte ich leise und atmete tief durch, denn ich war wirklich mit den Nerven am Ende. "Ich wollte nicht, dass du wegen mir Probleme bekommst..." "Ach, schon gut", ließ er das Thema dann fallen und schob mich in das Wohnzimmer, wo er mich auf dem Sofa platzierte und mir anschließend noch ein Glas Cola brachte. "Ich hatte mit solch einer Reaktion schon gerechnet, also war es mir nicht neu, dass sie hier auftauchte." "Ich wollte es dennoch nicht...", murmelte ich leise. "Aber was meinst du eigentlich, dass wir das mit dem Geld schon hinbekommen?" "Ach, ich kenne jemanden, der eine Aushilfskraft braucht und du brauchst im Moment etwas Geld", zwinkerte er mir zu und ließ sich in den geräumigen Sessel fallen. "Ich denke, wenn wir ihm erklären, dass du momentan nicht auf dein Konto zugreifen kannst, dann wird er es mir überweisen und ich werde es dir auszahlen. Natürlich nur, wenn du es willst." Er lächelte sanft und der Gedanke, dass es so einfach sein könnte, ließ mich ebenfalls grinsen. "Ja, ich denke, dass klingt nach einem guten Plan. Danke. Ich wüsste manchmal echt nicht, was ich ohne dich machen würde." "Wahrscheinlich hättest du dir schon längst das Leben genommen, wenn du nicht den Halt durch meinen Bruder hättest." Erst jetzt fiel mir auf, dass er noch gar nicht da war. Vielleicht dauerte dieses Schulprojekt länger? "Hat er eigentlich etwas gesagt, wann er heute wieder da sein wollte?" Doch Itachi schüttelte nur mit dem Kopf und zuckte ahnungslos mit den Schultern. "Nein, kein Plan. Aber ich denke, wir werden mit dem Essen warten, bis er wieder da ist." Im selben Moment öffnete sich die Tür und mein Freund trat ins Haus. "Bin wieder da...", meinte er und man konnte die Erschöpfung deutlich aus seiner Stimme heraushören. "Da bist du ja", lächelte ich ihn an, als er ins Wohnzimmer kam und sich neben mir auf das Sofa setzte. "Sag bloß, du hast mich vermisst?" Er grinste mich schief an und zwinkerte mir entgegen, so dass Itachi es nicht sah. Dieser stand auf, wuschelte seinem kleinen Bruder durch die Haare und verschwand lautlos in die Küche, um das Essen vorzubereiten. Eigentlich hatte ich gesagt, dass ich ihm half, doch jetzt beschlagnahmte mich Sasuke und ließ mich nicht gehen. "Ich wollte deinem Bruder helfen...", sagte ich leise, als er sich über mich beugte und versuchte, mich zu küssen. "Das ist mir jetzt vollkommen egal...", hauchte er und legte anschließend seine Lippen auf meine. Nur kurze Zeit später verlor ich, wieder einmal an diesem Tag, meinen Widerstand und gab mich seiner Zärtlichkeit einfach nur hin. Ich erwiderte den Kuss und zog ihn mit der Hand in seinen Haaren noch enger zu mir. Er löste sich von mir, als wir hörten, dass Itachi den Tisch deckte und wir machten uns auf, zu ihm zu gehen, um ihm bei den letzten Tätigkeiten zu helfen. Ich fand es schade, dass er sich von mir entfernte und wir nicht noch ein bisschen länger zu zweit hatten. Doch wie hieß es so schön? Man konnte nicht alles haben… So musste ich mich jetzt damit abfinden, dass ich mich bis nach dem Essen gedulden musste, um mich mit ihm in sein Zimmer zurückziehen zu können. Kapitel 50: Kapitel 50 – Sasus Sicht ------------------------------------ Naru lag neben mir und schlief noch immer. Es war bereits Mittag und trotzdem hatten wir beide keine Lust, aufzustehen, geschweige denn, überhaupt darüber nachzudenken. Wir hatten bis spät in die Nacht, fast schon bis zum Morgen Serien geschaut und waren dann mit schmerzenden Augen eingeschlafen. Erst einige Stunden später hatte ich mitbekommen, dass der Fernseher noch lief und hatte ihn abgestellt. Nur kurze Zeit später war ich bereits wieder ins Reich der Träume gesunken. Doch jetzt quälte mich meine Blase, die sich anfühlte, als würde sie jeden Moment platzen. Allerdings war das Problem an der ganzen Sache, dass Naru sich an mich klammerte und mir keinen Freiraum gab, um irgendwie aus dem Bett und somit auch seiner Umarmung zu entkommen. Ich wollte ihn nicht wecken, aber mein Körper protestierte und ich versuchte erneut, mich aus seinem Griff zu befreien und schaffte es auch, seinen Arm einige Zentimeter zu bewegen. Allerdings ... sobald ich ihn losließ, klammerte er sich sofort wieder an mich und ich seufzte. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als ihn zu wecken. "Hey...", sagte ich leise und strich mit der Hand über seine Wange. "Aufwachen..." Er brummte und vergrub seinen Kopf an meinem Hals, in der Hoffnung, er würde mir entkommen. Aber da hatte er sich geschnitten, denn ich versuchte ihn nun am Ohr zu krabbeln und sorgte dafür, dass er den Kopf weiter bewegte und immer mehr aus dem Schlaf ins Hier und Jetzt kam. "Guten Morgen, Sonnenschein", grinste ich und erntete dafür wieder ein missbilligendes Brummen. Doch es war mir egal, denn ich hatte mich endlich aus der Umarmung befreit und steig aus dem Bett, um endlich die Erleichterung zu finden, die ich so dringend benötigte. "Wo gehst du hin?", erkundigte sich Naru noch vollkommen verschlafen. "Ich muss nur mal kurz ins Bad", sagte ich und zuckte mit den Schultern, als wenn es nicht der Rede wert war. "Komm ja wieder...", nuschelte er. Ich musste über seine Art grinsen, wie er noch immer verschlafen in meinem Bett lag und noch immer nicht fähig war, die Augen offen zu halten. Obwohl er deutlich mehr Schlaf bekommen hatte, als ich in dieser Nacht. Er war bereits während der letzten Folge der Staffel eingeschlafen, während ich sie noch zu Ende geschaut hatte. Allerdings konnte ich trotz der Tatsache, dass mir die Augen schmerzten und ich müde war, ewig nicht einschlafen. Ich hatte noch immer keinen Grund dafür gefunden, aber ich war froh, dass ich doch noch irgendwann Schlaf gefunden hatte. Es dauerte nicht lange und ich konnte endlich den Weg zurück zu Naru antreten. Ich fand ihn immer noch im Halbschlaf in meinem Bett liegen und er öffnete ein Auge, um mich zu beobachten, wie ich zurück zu ihm kam. Mit einer geschmeidigen Bewegung hob ich die Decke an und schlüpfte unter diese. "Du warst so lange weg...", murmelte Naru und augenblicklich war er wieder an mich gekuschelt. Ich hatte absolut nichts dagegen. Im Gegenteil: Ich mochte es und wollte es sogar. "Es waren doch nur ein paar Minuten", stellte ich fest und zog eine Augenbraue nach oben. "Bist du etwa immer noch müde?" "Ja... Ich möchte weiterschlafen", murmelte er weiter und ich drückte ihn etwas an mich. Mit der Hand strich ich durch das blonde Haar, welches mich gerade in der Nase kitzelte. "Dann schlaf noch etwas", hauchte ich leise und schloss meine Augen. Erst am Nachmittag schafften wir es aus dem Bett heraus, aber auch nur, weil unsere Mägen synchron knurrten und es uns langsam auf die Nerven ging, dass wir Hunger hatten. "Was willst du essen?", fragte Naru mich, als wir die Küche betraten. "Ich weiß nicht", zuckte ich mit den Schultern und ließ mich kurzerhand auf den Stuhl am Esstisch fallen, da er in der Küche umher wuselte und ich ihn nicht stören wollte. "Gut, dann koche ich uns was schönes", grinste er mich an und begann auch schon mit der Vorbereitung. Als wir gegessen hatten, sah er mir in die Augen und ich hatte das Gefühl, er wollte etwas sagen, wusste aber noch nicht, wie er es angehen sollte. Es dauerte einige Zeit, bis er die Stille unterbrach, die zwischen uns entstanden war: "Sag mal... Würdest du mich morgen begleiten, wenn ich zu meiner Mutter gehe?" Ich verschluckte mich fast an meinem Getränk, als ich daran nippte und sah ihn an. "Warum sollte ich es nicht tun? Ich hatte angenommen, du wüsstest, dass ich dich begleite?" Er zuckte nur ahnungslos mit den Schultern. "Ich weiß im Moment nicht, was ich denken soll... Es ist alles so verwirrend... Das mit dir... Mit deinem Bruder... Mit meiner Mutter... und vor allem, dass mit mir selbst... Mit meinem Weg... Mit meiner Entscheidung... Es ist alles so chaotisch..." Ich stellte mein Glas auf den Tisch, stand auf und umarmte ihn von hinten, während ich meinen Kopf auf seine Schulter legte. "Ich werde immer bei dir sein, egal wie schwer es auch werden wird. Ich werde dich bei jedem Schritt unterstützen, denn du gehst. Ich werde dir helfen, so gut ich kann, wenn es schwer werden sollte, Naru", hauchte ich in sein Ohr und gab am Ende noch einen Kuss auf dieses. Er ließ den Kopf hängen, seufzte und ich legte einen Finger unter sein Kinn, um ihn sanft zu mir zu drehen. "Hör mir mal gut zu, Naru", sagte ich und sah ihn ernst an. "Es ist vollkommen egal, was deine Mutter sagt und wie viele Steine sie dir in den Weg legt. Es gibt Personen, die hinter dir stehen, egal wie düster es auch ist. Ich und mein Bruder stehen voll und ganz hinter dir und tun alles, um dir zu helfen. Also ziehe nicht solch ein finsteres Gesicht und versuche das Positive zu sehen." "Das ist nicht so einfach, wie du es dir vorstellst, Sasuke...", erwiderte er und wandte den Blick zur Seite, so als würde er es nicht ertragen, dass ich ihn oder er mich ansah. "Wende dich nicht von mir ab", flehte ich leise, kniete mich neben ihn und nahm seine Hände in meine, bevor ich zu ihm hinauf blickte. "Bitte... Lasse mich Teil deines Lebens sein... Lasse mich diesen Weg mit dir gehen... Du bist hier... Ich bin bei dir... Wir gehören und halten zusammen..." Meine Stimme brach ab und ich stoppte meine Worte, bevor ich noch vollkommen unverständlich sprach. "Sasuke...", hörte ich meinen Namen aus Narus Mund, allerdings so leise, dass ich mich fragte, ob er ihn wirklich ausgesprochen hatte. Ich sah wieder zu ihm und ich sah, wie sich eine Träne den Weg über seine Wange suchte. "Oh Sasuke...", hauchte er und fiel vom Stuhl, hinab auf meinen Schoß und klammerte sich wieder an mich. "Was würde ich nur ohne dich tun?" Jetzt liefen die Tränen unaufhaltsam über seine Wangen und ich merkte, wie er am ganzen Körper bebte, als die Schluchzer nur so über ihn hereinbrachen. "Ich bin ja da...", hauchte ich leise, während ich mit der Hand über seinen Rücken strich. "Ich werde immer da sein, Naru... Wann immer du mich brauchst…" Kapitel 51: Kapitel 51 – Sasus Sicht ------------------------------------ ~ Sasukes Sicht ~   Es dauerte etwas, bis Naru fertig war und wir zu seiner Mutter aufbrechen konnten. Es war schwer für ihn, das wusste ich. Aber dennoch hatten wir ausgemacht, dass wir heute zu ihr gehen würden, um noch einige Sachen zu holen. Itachi wollte direkt nach seiner Schicht im Krankenhaus, also in knapp einer Stunde, auch dorthin kommen, um uns mit dem Auto abzuholen. Dann mussten wir die Sachen nicht tragen und wahrscheinlich würde er wissen, wie man mit Narus Mutter reden musste, damit sie nicht ausrastete. Seit einigen Tagen war Naru nun schon bei uns und es fühlte sich an, als wäre es nie anders gewesen. Er bereicherte das Haus und erfüllte es mit Leben. Nicht, dass es vorher still war. Doch, eigentlich war es sogar sehr still. Die Ruhe wurde nur unterbrochen, wenn Itachi nicht arbeitete und ich mich mit ihm unterhalten konnte. Seitdem er sich um mich kümmerte, war Itachi mein einziger Halt gewesen und dann trat Naru in mein Leben. Er erfüllte mein Herz mit Wärme. Er zeigte mir, dass die Welt nicht nur Schwarz und Weiß war und zeigte mir, dass es noch unzählige Farben dazwischen gab. Ich sah zu ihm und lächelte ihm entgegen, als sich unsere Blicke trafen. „Bereit?“, erkundigte ich mich bei ihm. Er atmete hörbar ein und stieß den Atem laut wieder aus. Dann antwortete er mir: „Ja, ich bin bereit. Itachi wird ja auch bald auftauchen.“ Ich nickte nur Bestätigung und nahm seine Hand, bevor wir das Haus verließen und uns auf den Weg zur Straßenbahnhaltestelle machten.   Seine Hände zitterten immer mehr, je näher wir dem Haus seiner Mutter kamen. Ich blieb stehen und zwang ihn somit ebenfalls zum Stillstand. „Es wird alles gut werden“, sagte ich, nachdem ich ihn zu mir gedreht hatte. Seine blauen Augen waren glasig, hatten ihren Glanz verloren und sahen mich einfach nur stur an, ohne jede Emotion preiszugeben. „Hörst du? Es wird alles gut...“, wiederholte ich meine Worte und legte meine freie Hand an seine Wange. Augenblicklich schmiegte er sich an mich und schloss die Augen. „Ich bin froh, dass du bei mir bist. Ich würde das alleine nicht durchstehen.“ Seine Stimme war so leise, dass ich sie kaum wahrnahm. Ich konnte lediglich erahnen, was er sagte. „Ich bin immer bei dir“, sagte ich, beugte mich zu ihm und hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Lass es uns beenden, bevor du es dir anders überlegst.“ Dieses Mal nickte er und wir nahmen den Weg erneut auf, bevor wir vor der Haustür noch einmal zum Stehen kamen. Naru atmete noch einmal tief durch, bevor er die Tür mit seinem Schlüssel öffnete und in den Flur trat. Augenblicklich streckte Narus Mutter den Kopf durch die Küchentür und ihr Blick verfinsterte sich. „Ach, du bist auch mal wieder da“, stieß sie hervor. Die Stimme war kalt, eisig, kaum mehr zu erkennen. Und keinesfalls war sie wie bisher, liebevoll, sanft. Kurz zuckte ich zusammen, als ich den Klang der Stimme hörte. „Wir sind hier, um einige Sachen zu holen“, erklärte Naru, wich somit ihrer kühlen Art und den Worten, die noch folgten, einfach aus. Er zog mich hinter sich her und führte mich in sein Zimmer. Dort angekommen verschloss er die Tür und sah mich an. „So...“, murmelte er leise und sah sich in dem Raum um. „Dann packen wir mal zusammen...“ Er konnte sich scheinbar nicht bewegen, denn er blieb einfach reglos stehen. Ich folgte seinem Blick, als er einfach nur starr geradeaus sah. Auf dem Bett lag ein Foto und wenn ich es richtig erkannte, dann zeigte es Naru, als kleines Kind, seine Mutter und einen blonden Mann, den ich nicht kannte. Wahrscheinlich war es sein Vater. „Du kannst dir Zeit lassen“, sagte ich und legte eine Hand auf seinen Oberarm, um ihn zu signalisieren, dass ich da war. Mit dieser Geste sorgte ich dafür, dass er zusammenzuckte und mich mit tränengefüllten Augen ansah. Ich wusste nur nicht, ob die Tränen wegen dem Bild waren oder weil ich irgendetwas gesagt hatte, was nicht richtig war. „Sie war hier... Hier drin...“, hauchte er leise. „Sie war in meinem Zimmer... Sie hat das Bild gefunden...“ Ich konnte seinen Anblick nicht länger ertragen und zog ihn in eine kurze, aber feste Umarmung und er klammerte sich an mein Shirt, als würde er jeden Moment in tausend kleine Stücke zerfallen. Nachdem er sich von mir löste, sah er mir kurz in die Augen, wischte sich dann mit dem Handrücken über die Augen und zog die Nase hoch. Dies sorgte dafür, dass ich kurz lächeln musste und hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Nase. Ich sah mich im Zimmer um, nachdem ich wieder einige Schritte zurückgegangen war und legte den Kopf etwas zur Seite. „Hast du eigentlich noch irgendwelche Taschen oder Rucksäcke hier, die du nutzen kannst, um deine Sachen zu packen?“ Er nickte, ging zu seinem Bett und zog einen der Bettkästen heraus, die in das Bett integriert waren. „Hier“, sagte er und augenblicklich war er wieder abgelenkt und konnte scheinbar nicht mehr an die Tatsache denken, dass seine Mutter im Zimmer gewesen war. „Ich habe keine Ahnung, warum ich sie bisher noch nicht weggeworfen hatte, aber jetzt macht es sich bezahlt, dass ich sie noch habe.“ „Gut, dann such du die Sachen zusammen, die du mitnehmen möchtest und ich packe es ein. Ich habe ja keine Ahnung, was du alles brauchst.“ Ich lächelte ihn erneut an, dann nickte er mir zustimmend entgegen und machte sich auch schon daran, alles auf das Bett zu legen, was ich einpacken sollte.   Nachdem wir einige Zeit damit verbracht hatten, das Zimmer fast schon leer zu räumen, hörten wir, wie es an der Tür klingelte und nur kurze Zeit später wurde diese geöffnet. „Sie schon wieder!“, ging Narus Mutter den Neuankömmling an. „Was wollen Sie hier?“ „Ich bin hier, um meinen Bruder und Naru zu holen“, erwiderte Itachi und ich konnte hören, dass die Tür geschlossen wurde, bevor er die Worte aussprach. „Wir können gehen“, sagte ich leise, als ich mich nun an Naru wandte und ihm direkt in die blauen Augen sah. „Mein Bruder ist da. Bist du bereit, noch einmal mit deiner Mutter zu reden?“ Kapitel 52: Kapitel 52 – Narus Sicht ------------------------------------ ~ Narus Sicht ~   „Wir können gehen“, sagte Sasuke leise, drehte sich zu mir und sein Blick, aus den schwarzen Augen, glitt direkt zu meinen. „Mein Bruder ist da. Bist du bereit, noch einmal mit deiner Mutter zu reden?“ Langsam und zögerlich nickte ich, ließ meinen Blick zu den gepackten Taschen gleiten und merkte, wie sich ein großer Kloß in meinem Hals bildete und mir das Sprechen erschwerte. „Ja...“, krächzte ich und ging mit ihm gemeinsam die Treppen hinab, um zu Itachi und meiner Mutter zu gehen, die beide in der Küche standen. „... es ist das Beste für Naru, wenn er erst einmal bei uns bleibt“, beendete Itachi gerade den Satz, als wir den Raum betraten. „Ich lasse nicht zu, dass Sie mir meine Tochter wegnehmen!“, stieß meine Mutter sauer hervor. Ihre Stimme war dabei deutlich höher und schärfer, als man es bisher gewohnt war. „Mutter...“, begann ich leise und sah sie an, nachdem ich mir sicher war, ich würde meine Stimme unter Kontrolle behalten. „Es ist besser so. Du verstehst mich nicht, kannst nicht nachvollziehen, wie ich mich fühle und du unterstützt mich nicht! Außerdem streiten wir nur noch...“ Ich senkte den Kopf, ebenso meinen Blick und verhinderte, dass ich den Ausdruck in ihren Augen sah, der mich zu einem Kleinkind werden ließ. Dieser Ausdruck sagte mir, dass meine Entscheidung ein einziger Fehler war. Doch ich würde mich nicht mehr davon abbringen lassen. „Wenn du dieses Haus jetzt verlässt, dann kannst du deine Schlüssel ebenfalls hier lassen.“ Als sie diese Worte aussprach, schreckte ich augenblicklich zusammen und starrte sie mit großen Augen an, als hätte sie mir gerade eine schallende Ohrfeige verpasst, wie ich sie noch nie erlebt hatte. „Das kannst du nicht machen...“, sagte ich und merkte, wie meine Stimme wieder anfing, zu zittern. „Ich habe immer noch Sachen hier, die ich holen müsste...“ Ich spürte eine warme Hand auf meinem Rücken, sah neben mich und merkte, dass Sasuke in diesem Moment neben mich getreten war. „Naru wird dieses Haus mit uns verlassen, aber dennoch dürfen Sie ihm nicht den Schlüssel abnehmen. Nicht, solange er noch Möbel oder Kleidung hier hat“, sagte er mit fester Stimme. „Die Möbel gehören mir! Sie hat überhaupt nichts dafür getan! Ich habe sie großgezogen! Ich habe ihr das Essen bezahlt! Ihr ein Dach über dem Kopf gegeben! Und wie dankt sie es mir? Gar nicht! Sie hat keinerlei Benehmen und Anstand erst recht nicht! Und das werde ich nicht länger tolerieren.“ „Jetzt hören Sie aber auf mit diesem Quatsch“, mischte sich nun auch Itachi ein. „Naru ist ein Mann, keine Frau! Er ist transsexuell! Der biologische Körper passt nicht zu dem seelischen, dem inneren Körper! Sie denken vielleicht, es ist nur eine Phase, aber es ist keinesfalls eine! So, wie ich es mitbekommen habe, haben Sie bereits Ihren Mann verloren. Wollen Sie auch noch Ihr Kind verlieren? Ihr eigen Fleisch und Blut?“ „Aber...“, begann meine Mutter und ließ sich auf einmal kraftlos auf den Stuhl am Esstisch sinken. „Wie kann das sein?“ Ihr Kopf hing einfach an ihrem Körper nach unten geneigt, das rote Haar fiel ihr ins Gesicht und verdeckte es, so dass man es nicht mehr erkennen konnte. „Was halten Sie davon, wenn Naru erst einmal mit zu uns kommt, wir in ein paar Tagen noch einmal wieder kommen, damit ihr in Ruhe miteinander reden könnt und ihr bis dahin ein bisschen Abstand voneinander habt?“ Dabei sah Itachi zwischen mir und meiner Mutter hin und her. Als sie nicht reagierte, kniete er sich neben sie und legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel. Dieses Bild wirkte für mich vollkommen unreal. Erst hatte sie ihn angegiftet und angeschrien, ihre Meinung missbilligend ihm gegenüber geäußert und dennoch war Itachi vollkommen ruhig und sanft zu ihr. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte ein bisschen mehr wie er sein. „Was halten Sie davon?“, wiederholte Itachi noch einmal seine Frage. „Wir könnten noch ein bisschen Informationsmaterial mitbringen und Ihnen helfen, sich an den Gedanken zu gewöhnen, bald einen Sohn zu haben. Zumindest auch rechtlich gesehen. Seelisch gesehen ... haben Sie ja bereits einen.“ Sie nickte kurz, dann hob sie ihren Kopf und ließ dann ihren Blick in meine Richtung wandern. „Geht es dir damit besser?“, richtete sie das Wort an mich. „Ist es das, was du willst?“ „Ja, ich denke, für den Moment ist es besser so...“, sagte ich leise und nickte zur Untermalung meiner Worte. Sie stand auf, kam auf mich zu und blieb vor mir stehen, ohne sich weiter zu bewegen. Keiner von uns beiden wusste, was wir tun sollten, also blieben wir wie angewurzelt stehen. „Macht es der Boden mit, wenn ich mit dem Auto rückwärts in die Einfahrt fahre?“, warf Itachi in die Stille, um unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Ja, können Sie. Das sollte kein Problem sein. Ich bin auch schon oft mit dem Auto darüber gefahren und bin noch nie in der Erde stecken geblieben.“ Sie drehte sich zu ihm und lächelte ihn sogar etwas an. Da war sie wieder, die Frau, die keiner Fliege etwas tun konnte. Itachi nickte, ging hinaus in den Flur und nachdem ich mich wieder daran erinnern konnte, wie ich meine Muskeln bewegte, folgte ich ihm und sah von der Haustür aus dabei zu, wie er das Auto in die Einfahrt lenkte und den Kofferraum öffnete, damit wir meine Taschen in den Wagen unterbringen konnten. Nachdem auch der letzte Rucksack verstaut war, sah ich noch einmal zu meiner Mutter, die an der Haustür stehen geblieben war. „Ich hoffe, du kannst verstehen, wieso ich gehe und wieso ich ein bisschen Abstand brauche...“, sagte ich leise, als ich mich noch einmal zu ihr wandte, und hoffte, meine Stimme war laut genug, damit sie es verstand. Zögerlich nickte sie. Ob sie es nur aus Anstand machte oder weil sie meine Handlungen nachvollziehen konnte, wusste ich nicht. „Ich denke schon“, erwiderte sie. Dann tat sie etwas, was mich vollkommen aus dem Konzept riss: Sie zog mich in eine Umarmung und vergrub ihren Kopf an meinem Hals. „Ich will dich nicht auch noch verlieren. Du bist alles, was ich noch habe“, hauchte sie leise und strich mir über den Rücken. Zögerlich legte ich meine Arme um sie und drückte sie ebenfalls an mich. „Du wirst mich nicht verlieren, aber du solltest mir glauben, wenn ich dir etwas sage... Muss ich meinen Schlüssel wirklich abgeben?“ Sie schüttelte auf diese Frage den Kopf und wuschelte mir durch die Haare. „Ich hoffe, du isst regelmäßig und meldest dich ab und zu. Außerdem will ich noch keine Großmutter werden!“ Bei den letzten Worten ließ sie den Blick ernst werden und wandte sich an Sasuke, der im Gesicht nur die Farbe einer Tomate annahm. „Mutter!“, stieß ich hervor und boxte ihr spielerisch in die Seite. „Darüber brauchst du dir keinerlei Gedanken machen!“ „Ist ja gut...“, hob sie ergeben die Hände, bevor ich sie weiter schlagen musste, weil sie irgendetwas sagte, was unangebracht war. „Ich hoffe, dass du vernünftig bist und nichts Unanständiges tust.“ Ich zog am Anfang eine Augenbraue nach oben, merkte aber sofort, dass zum Ende hin meine Wangen heiß wurden und ich sie nur mit großen Augen ansah. „Hör auf, so etwas zu sagen. Ich weiß, was ich tun muss. Außerdem ... hatten wir dieses Thema schon in der Schule.“ Ich wandte mich ab, damit ich zu Sasuke und Itachi gehen konnte, die am Wagen warteten und ich hoffte, dass damit dieses Thema endlich vorbei war. „Wir sehen uns...“, sagte ich leise, bevor ich außerhalb ihrer Hörweite war und ich noch lauter sprechen musste. „Da bist du ja“, lächelte mir Sasuke entgegen, als ich am Wagen ankam und ihn ansah. „Ja, tut mir leid, dass ihr warten musstet“, sagte ich leise und stieg zusammen mit ihnen ein, damit wir losfahren konnten. Jetzt würde mein Leben bei der Familie Uchiha beginnen. Sie würden mich unterstützen, wo sie nur konnten und würden mir keine Steine in den Weg legen. Ich musste nur endlich meinen achtzehnten Geburtstag hinter mich bringen, damit ich endlich weiter vorangehen konnte. Kapitel 53: Kapitel 53 – Narus Sicht / Sasus Sicht -------------------------------------------------- ~ Narus Sicht ~ "Bist du schon aufgeregt wegen morgen?", riss mich Kiba aus den Gedanken. "Wieso sollte ich?", blinzelte ich verwirrt und legte meinen Kopf schief. "Es ist doch nur mein Geburtstag... Nichts, weswegen man sich Gedanken machen sollte..." Ich wollte mich gespielt lässig geben, um meine Aufregung nicht zu zeigen. Allerdings gelang es mir nicht, da mir zumindest das Herz bis zum Hals schlug. "Es ist dein achtzehnter Geburtstag!", rief Kiba neben mir und sprang von seinem Platz auf. "Hallo? Wie kann dir das egal sein? Ich meine, dann kannst du für die Mannschaft den Alkohol für die Partys besorgen, wenn wir gewonnen haben! Und es gibt nicht mehr nur Bier… Und wir müssten nicht immer alles selbst kaufen! Dann könntest du das mit übernehmen." Ich hob eine Augenbraue und zuckte mit den Schultern. Es war mir trotzdem gleichgültig, auch wenn es mir nicht egal sein sollte. "Ich bin nicht so der Fan von Alkohol. Ich mag den Geruch und den Geschmack nicht", gab ich leise zu und blickte zu Boden. "Du bist doch langweilig", ließ sich Kiba wieder neben mich sinken und stützte den Kopf auf den Händen ab. "Und du bist wirklich sicher, dass du nicht feiern möchtest? Ich hätte auch kurzfristig was auf die Beine gestellt!" Ich schüttelte den Kopf: "Nein, aber trotzdem vielen Dank für das Angebot." Als ich meine Mitfahrgelegenheit erblickte, stand ich auf und lief zu Itachi, der mit dem Motorrad vor mir stehen blieb. "Du hast es so gut. Ich muss jetzt nach Hause laufen...", schmollte der Braunhaarige und verabschiedete sich von mir, bevor ich davon eilte und zu Itachi ging. "Hey...", sagte ich und lächelte kurz. "Danke, dass du mich holst. Es wäre aber nicht nötig gewesen." "Ach, schon gut. Ich war sowieso in der Gegend. Ich musste noch etwas erledigen", erwiderte Itachi mein Grinsen und reichte mir einen Helm, den ich brav aufsetzte. Ich gab offen zu, es interessierte mich, was er hier zu erledigen hatte. Da ich nicht nachfragte, schwieg ich, schlang meine Arme um seinen Oberkörper und hielt mich fest, während er das Motorrad in den fließenden Verkehr lenkte. Während der Fahrt drifteten meine Gedanken in die Ferne der Vergangenheit…     "Naru? Bist du noch wach?", erklang Sasukes Stimme leise. Ich öffnete schwerfällig meine Augen, da ich scheinbar kurz eingeschlafen war. "Mh-Mhm?" Es war stockdunkel und ich lag an ihn gekuschelt. "Was ist denn?", blinzelte ich einige Male, um vollkommen wach zu werden. "Was wünscht du dir zum Geburtstag?", erkundigte er sich. Er strich mit der Hand über meine Schulter, während sein anderer Arm unter seinem Kopf lag. Wie lange war er schon wach? Hatte er überhaupt schon geschlafen, nachdem ich bei dem Film vorhin scheinbar weggedöst war? "Wieso fragst du? Das ist doch noch viel zu weit weg...", murmelte ich leise, zog die Decke weiter nach oben und kuschelte mich wieder an ihn, um weiter zu schlafen. Ich wollte mich nicht mit diesem Thema auseinandersetzen. Doch Sasuke ließ mich nicht, denn er drehte sich auf die Seite und verhinderte damit, dass ich weiter auf seinem Brustkorb liegen konnte. "Ich möchte es wissen. Ich möchte dir jeden Wunsch erfüllen, sofern es in meiner Macht liegt", erzählte er leise. "Ich möchte wissen, was du dir zum Geburtstag wünschst." Jetzt musste ich wirklich darüber nachdenken, was ich wollte. Doch mir fiel auf die Schnelle nichts ein. Allerdings ... einen Wunsch hatte ich. Ich atmete tief durch, bevor ich weitersprach. "Ich wünsche mir eigentlich nur, dass ich endlich so leben kann, wie ich es möchte. Ich hoffe, dass mir keine Steine mehr in den Weg gelegt werden."     Ich wurde ins Hier und Jetzt gezogen, als ich merkte, dass das Motorrad anhielt und wir zu Hause angekommen waren. „Danke fürs Mitnehmen“, sagte ich und stieg ab. Mit meinen Fingern löste ich den Verschluss des Helms, um ihn mir vom Kopf zu ziehen. Ich lief neben Itachi in die Garage, wo er das Bike abstellte und den Helm ins Regal legte. „Ich hab doch eben schon gesagt, dass es in Ordnung ist. Ich war in der Gegend und da hat es gepasst, dass ich dich mitgenommen habe. Nicht der Rede wert“, grinste Itachi und nahm mir meinen Helm ab, um ihn zu dem anderen zu legen. Kurz nickte ich, bevor ich ins Innere des Hauses ging. Meine Schuhe ausgezogen, meinen Rucksack abgestellt und die durchgeschwitzte Trainingskleidung in die Waschmaschine geworfen, ging ich in das Zimmer, was für mich neu eingerichtet wurde und zog mich rasch um. Duschen würde ich später. Dazu hatte ich jetzt keine Zeit. Ich musste mich beeilen. Sasuke würde bald nach Hause kommen. Er war heute nicht beim Training und war wegen einer kleineren Verletzung am Knöchel beim Arzt gewesen. Ich hoffte immer noch, dass es nichts Schlimmes war und er bald wieder mit mir auf dem Platz stehen konnte.   Als ich die Treppen hinuntereilte, fiel ich fast die letzten Stufen nach unten und konnte mich gerade noch am Geländer festhalten, um einen Unfall zu verhindern. „Mach langsam, Naru“, hörte ich es neben mir und Itachi kam auf mich zu. „Ich bin nur zu schnell gelaufen“, lachte ich und zuckte mit den Schultern. „Ist nicht weiter wichtig. Es ist ja nichts passiert. Außerdem … Einen Arzt habe ich ja zu Hause, so dass ich nicht ins Krankenhaus muss.“ Ich grinste ihn an und nahm dann meinen Weg wieder auf, um in die Küche zu gelangen. Ich wollte, dass das Essen fertig war, wenn Sasuke nach Hause kam. Ich hatte mir überlegt, dass ich eine Gemüsepfanne machen und dazu Reis kochen wollte. Eigentlich klang es recht einfach. Doch ich stellte mich dabei dümmer an, als ich eigentlich war.   „Was machst du denn hier für ein Chaos?“, erklang Itachis Stimme nach einiger Zeit und ich drehte mich zu ihm. In meinem Gesicht schien wohl genau das beschrieben zu stehen, was ich gerade dachte: HILFE! „Ich…“, begann ich schulterzuckend und sah dann auf das Geschehen, was ich angerichtet hatte. „Eine ziemlich große Katastrophe?“ Ich zog meinen Kopf etwas ein, sah mir das Treiben weiter an und dann glitt mein Blick wieder zu Itachi. „Sorry...“, fuhr ich weiter fort und hoffte, er riss mir nicht gleich den Kopf ab. „Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist. Es war auf einmal … schwierig und ich habe es nicht mehr unter Kontrolle bringen können.“ „Okay, kein Problem. Wir bekommen das schon hin. Wir haben ja noch ein bisschen Zeit“, sagte er und fing an, das Chaos zu entwirren und brachte wieder Ordnung in die Küche.   Wenige Minuten später stand er am Herd, ich saß auf dem Stuhl und nippte an einem Wasserglas. „Tut mir leid, dass du jetzt kochst...“, murmelte ich leise. Er zuckte nur mit den Schultern und schwenkte das Gemüse in der Pfanne. „Ist schon gut. Ich koche sehr gerne und mein zweites Hobby ist es, Katastrophen-Menschen zu helfen“, damit drehte er sich kurz zu mir und zwinkerte mir aufmunternd entgegen. Ich seufzte leise, weil es mich ärgerte, dass er jetzt am Herd stand und machte, was ich tun wollte. Ich wollte kochen und das Essen zubereiten! Ich wollte Sasuke zeigen, dass ich zu irgendetwas in der Lage war! Ich ließ den Kopf enttäuscht hängen und schloss die Augen. Konnte ich überhaupt irgendetwas richtig machen? Seitdem ich mich entschlossen hatte, meinen Weg zu gehen, lief alles schief. Erst kam die Tatsache, dass meine Mutter mir Steine in den Weg warf. Dann kam hinzu, dass ich mich verstecken musste, weil meine Teamkollegen vom Verein nicht erfahren durften, wer ich wirklich war. Zudem wurde ich von irgendwelchen Typen verprügelt, wo ich immer noch nicht weiter dagegen vorgegangen war. Wahrscheinlich könnte ich es eh nicht beweisen… Dann hatte meine Psychologin irgendeinen Vorfall, weswegen ich nicht mehr zu ihr konnte. Mit dem neuen Psychologen musste ich mich noch immer in Verbindung setzen. Aber so wie es schien, würde das wohl dieses Jahr nichts mehr werden. Außerdem musste ich mich endlich mal darum kümmern, einen Job zu finden, damit ich zusätzlich Geld einbrachte und nicht auf das von Itachi und Sasuke angewiesen war. Mein Kindergeld reichte schließlich nicht einmal annähernd. Nebenbei musste ich auch noch überlegen, was ich nach der Schule machen wollte. Wollte ich Studieren, eine Ausbildung anfangen oder gar ohne Lehre ins Arbeitsleben eintauchen? Es waren Fragen, die ich mir noch nicht beantwortet hatte. Aber bald musste ich mich damit befassen. Erneut seufzte ich und Itachi sah mich fragend an. Ich schüttelte aber nur den Kopf, um ihn zu beruhigen. "Es ist nichts", sagte ich leise und nahm einen großen Schluck von meinem Glas. "Sasuke müsste bald wieder da sein, oder?" Itachi wandte sich erneut zu mir und sah mich an. "Ja, ich denke, in ein paar Minuten ist er da. Er hatte mir eben geschrieben, dass er bereits auf den Weg nach Hause ist." Sein Grinsen sah merkwürdig aus und ich wusste nicht, wie ich es deuten sollte. Es war nicht einfach nur ein normales Lächeln. Es war, als würde er ein Geheimnis verbergen wollen. Doch was sollte es für eins sein? Ich verwarf den Gedanken schnell wieder, weil ich nicht darüber nachdenken wollte.   Also stand ich auf, um mich abzulenken und begann, den Tisch zu decken und gerade als ich die letzte Gabel hinlegte, hörte ich auch schon die Haustür, welche ins Schloss fiel. "Ich bin wieder da", sagte Sasuke und ich steckte den Kopf durch die Küchentür, um ihm ein breites Grinsen zu schenken. "Und? Was sagt der Arzt?", wollte ich gleich wissen und sah dabei zu, wie er die Schuhe auszog. Sasuke zuckte mit den Schultern: "Er meinte, ich sollte den Fuß schonen und ruhig halten, Schmerztabletten nehmen und abwarten. Es wäre wohl nur eine Überbelastung." "Mehr nicht?", zog ich eine Augenbraue nach oben. "Sonst hat er nichts gesagt? Deswegen hat das ganze so lange gedauert? Du warst doch mindestens zwei Stunden dort, oder?" Jetzt nickte er zur Bestätigung. "Das Wartezimmer war komplett voll, einige von ihnen standen bereits und das selbst im Empfangsbereich. Irgendwo wurde ein Bus mit Patienten ausgeladen, die alle abgearbeitet werden wollten. Und da der Arzt entscheidet, in welcher Reihenfolge sie dran kommen, konnte ich nichts anderes machen, als zu warten. Aber jetzt bin ich hier und bin froh, es hinter mir zu haben." Er kam auf mich zu und blieb vor mir stehen, sah kurz über die Schulter zu seinem Bruder, tauschte scheinbar sprachlose Worte aus und beugte sich dann zu mir herunter, um mir einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. "Kommt ihr? Sonst wird das Essen kalt", ertönte hinter uns die Stimme von Itachi. "Ich möchte nur ungern das Essen wegwerfen. Das wäre viel zu schade…" Schnell drehten wir uns um und setzten uns an den Tisch. "Es ist mehr eine Gemeinschaftsarbeit geworden...", sagte ich. "Eigentlich wollte ich kochen, aber irgendwie endete es im Chaos und Itachi hat es gerade gebogen." Sasuke blickte zu mir und legte den Kopf schief, sah dann zu seinen Bruder und zuckte mit den Schultern. "Irgendeiner muss ja in diesem Haus die Ordnung wieder herstellen, wenn eine Bombe eingeschlagen hat, nicht wahr?", grinste Sasuke und ich musste kurz lachen. Diese Vorstellung war einfach nur amüsant und ich stellte es mir sehr interessant vor, wenn Sasuke Chaos hinterließ und Itachi ihm hinterher räumen musste.     ~ Sasus Sicht ~ Ich ging, nachdem Naru sich zum Duschen verabschiedet hatte, nach unten und setzte mich zu meinem Bruder ins Wohnzimmer. "Es ist alles vorbereitet", sagte ich, ohne weiter ins Detail zu gehen. "Das ist gut. Ich denke, er wird sich freuen, auch wenn er nicht feiern möchte. Man wird nur einmal im Leben achtzehn", erwiderte er und ich nickte. Nachdem wir fertig gegessen hatten, waren Naru und ich in unser Zimmer gegangen, hatten unsere Hausaufgaben gemacht und ein bisschen gelernt. Dann war er duschen gegangen und es war meine Chance, mit meinem Bruder zu reden. Wir hatten eine Überraschung für ihn geplant, eine kleine Feier und das mit meinem Fuß war nur eine Ausrede. Ich hatte weder Schmerzen, noch sonst irgendwelche Probleme. Aber da heute Freitag war und heute Abend Training anstand, musste ich mir irgendetwas einfallen lassen. Nach einiger Zeit hörte ich die Treppen, die unter dem Gewicht von Naru knarrten und wenige Sekunden später stand er in der Tür. Er sah uns beide an und, nachdem sich unsere Blicke trafen, lächelte ich ihn an. "Da bist du ja wieder", sagte ich und er nickte zur Bestätigung. Langsam lief er zu uns und setzte sich zu mir aufs Sofa. "Ja, das Seeungeheuer hat mich nicht gefressen und die Haie sind nicht durch die Duschbrause gekommen, so dass sie hungrig blieben...", lachte er und ich musste unweigerlich mit einstimmen. Es war erfrischend, ihn um mich zu haben, denn in den meisten Fällen war er gut gelaunt und hatte kein Problem damit, andere aufzuheitern, obwohl es ihm vielleicht selbst schlecht ging. "Wollen wir einen Film zusammen schauen?", fragte er nach einiger Zeit und ich zuckte mit den Schultern, weil es mir egal war, was im Fernsehen lief. Meistens achtete ich nicht darauf, sondern spielte am Handy oder nahm mir ein gutes, altes Buch in die Hand und las darin. Oder ich war mit Naru beschäftigt. "Von mir aus", stimmte Itachi ein und ich sah dabei zu, wie Naru aufstand, zu unserem Regal mit den ganzen Filmen ging. Er zog einen Film heraus, übergab ihn an meinen Bruder und dieser legte die DVD in den Player, um ihn dann zu starten. Als Naru sich wieder neben mich setzte, lief ihm gerade ein Wassertropfen von den Haaren über die Wange und ich fing diesen mit dem Daumen auf, so dass er nicht seinen Hals hinabwandern konnte. Ich merkte, wie meine Gedanken gerade eine vollkommen falsche Richtung einschlugen und ich musste mich zusammenreißen, ihn nicht am Handgelenk zu packen und ihn mit ins Zimmer zu ziehen. Am liebsten würde ich ihn dort aufs Bett drücken, mich über ihn beugen, seinen Mund mit meiner Zunge erobern und ihn unter mir festhalten. Ich würde seine Hände auf meinem Körper spüren wollen, seine Beine etwas auseinander drücken, mich dazwischen legen und mich leicht an ihn drücken. Vielleicht würde ich anfangen, meine Hüften gegen seine zu drücken und ihn merken lassen, dass ich ihn wollte. Ich presste die Kiefer aufeinander, weil ich mich ablenken und diese Gedanken loswerden musste. Ich musste mich auf etwas anderes konzentrieren. Doch es ging nicht. Diese Bilder blieben wie festgeschweißt und ließen sich nicht abschütteln. "Ich... Ich muss mich kurz entschuldigen. Ich muss auf die Toilette", sagte ich leise und stand auf. Den Blick, den Naru mir zuwarf, ignorierte ich und ging aus dem Wohnzimmer. Mit schnellen Schritten lief ich die Treppen nach oben und schloss mich im Bad ein. Ich roch noch immer das Duschgel, was Naru benutzt hatte. Es war meins gewesen. Die Tatsache, dass er sich berührte und dabei nach mir roch, gefiel mir. Ich wollte ihn berühren, ihm nah sein und es frustrierte mich, dass er mich immer und immer wieder abwies. Da konnte ich ihm so oft ich wollte zureden, aber es brachte nichts, denn er hatte noch immer Angst, dass ich in ihm eine Frau sah. Doch er war in meinen Augen keine. Er war Naruto, mein Naru, ein Mann, mein Partner, meine Liebe. Es war mir egal, wie er aussah. Für mich kam es darauf an, was in seinem Inneren war. Am Anfang war es für mich auch erst einmal neu gewesen, denn ich hatte bisher nur Interesse an Frauen gehabt. Doch jetzt... Jetzt gab es nur noch Naru für mich. Ich sah keine anderen Männer an, keine anderen Frauen, nur noch Naru. Alles in mir schrie nach ihm. Ich wusste aber nicht, wie ich ihm das sagen sollte. Vielleicht würde sich morgen eine Möglichkeit ergeben, es ihm zu sagen oder zu zeigen. Zumindest nicht, wenn er nicht in Ohnmacht fiel, wenn er die Überraschung sah. Ich atmete tief durch, sah an mir herunter und auch mein innerer Konflikt hatte mein sichtbares Problem nicht gelöst. Kurz schloss ich die Lider, atmete tief durch und versuchte mir einzureden, dass es egal war, was ich wollte und ich ihn nicht drängen durfte. Doch wie lange wollte er mich noch hinhalten? Ja, seine Hand und seine Lippen verschafften mir Freude, bereiteten mir großen Gefallen, aber es reichte mir nicht, nicht einmal annähernd. Ihm zuliebe würde ich dennoch mein eigenes Verlangen unterdrücken und ignorieren, so gut es ging. Doch jetzt musste ich etwas dagegen unternehmen und konnte es nicht einfach so im Raum stehen lassen...   Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und lief zurück ins Wohnzimmer. Sie hatten den Film noch nicht angefangen. Also setzte ich mich wieder neben Naru, nahm seine Hand und legte sie auf meinen Oberschenkel, zog ihn etwas zu mir und sog den angenehmen Duft des Shampoos ein, welcher von seinen Haaren zu mir drang. "Ich liebe dich", flüsterte ich, als der Film langsam anlief und ich merkte, dass Itachi sich nicht auf uns konzentrierte, sondern nur noch auf den Fernseher. "Ich liebe dich auch...", erwiderte Naru und drehte sich kurz zu mir, um mir einen Kuss auf die Lippen zu hauchen, bevor wir uns beiden dem TV widmeten… Kapitel 54: Kapitel 54 – Narus Sicht ------------------------------------ ~ Narus Sicht ~ Der heutige Tag stellte einfach alles in den Schatten, was ich bisher erlebte. Erst war es so, als hätten alle vergessen, dass ich heute volljährig wurde. Dann hatte Sasuke sich mir gegenüber auch noch merkwürdig verhalten und ... dann kam die Überraschung: All meine Freunde hatten eine Party organisiert, um gemeinsam mit mir zu feiern.   Erst spät am Abend, fast schon nach Mitternacht, kam ich mit Sasuke nach Hause. Ich streifte die Schuhe von meinen schmerzenden Füßen und feuerte sie achtlos durch die Gegend. Sasuke drehte mich zu sich, hauchte mir überraschenderweise einen sehr sanften, fast schon zögerlichen Kuss auf die Lippen und sah mir mit einem Blick in die Augen, den ich nicht richtig deuten konnte. Es war ein anderer Ausdruck als sonst. Dennoch gefiel es mir, wie er mich ansah. »Noch einmal alles Gute zum Geburtstag«, hauchte er und legte noch einmal seine Lippen auf meine. Erst war der Kuss zögerlich, wurde dann aber immer fordernder und verlangender. Es dauerte einige Zeit, bis ich mich entspannte und fallen ließ. Doch als es soweit war, erwiderte ich seinen Kuss nur allzu gerne. Ehe ich mich versah, hob er mich hoch und trug mich in unser Zimmer. Behutsam legte er mich auf das Bett, beugte sich über mich und sah mir tief in die Augen. Schwaches Licht drang von außen herein und erhellte den Raum nur leicht, so dass ich sein Gesicht kaum erkannte. Sein dunkles Haar verhinderte, dass sein Kopf erleuchtet wurde. Es blieb im Schatten verborgen. Dennoch wusste ich, dass er nur Augen für mich hatte. »Ich liebe dich«, flüsterte er, bevor er mich erneut küsste. Ich merkte, wie sich ein Lächeln auf meine Lippen legte und ich wenige Sekunden später begann, breit zu grinsen. »Und ich liebe dich, Sasuke«, erwiderte ich leise. »Ich... Ich weiß endlich, was du mir noch schenken kannst...« »Ach ja?«, erkundigte er sich. Ich nickte in die Dunkelheit und hoffte, er hatte es gesehen. »Ja…« Er wollte sich neben mir auf das Bett setzen, doch ich hielt ihn fest und hinderte ihn so daran. Augenblicklich stoppte er seine Bewegung. »Was willst du haben?«, fragte er nach einigen Sekunden, in denen sich Schweigen zwischen uns ausgebreitete. »Dich…«, flüsterte ich. Ich hörte deutlich, wie er scharf die Luft einsog und Schwierigkeiten hatte, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Sanft legte ich meine Hand an seine Wange und drehte seinen Kopf in meine Richtung. »Ich will, dass wir es zumindest probieren«, hauchte ich leise. »Lass es uns versuchen… Bitte…« Unter meiner Berührung merkte ich, wie er nickte und dann beugte er sich zu mir herab, um mich erneut zu küssen.   Es verging einige Zeit, in der wir uns küssten, berührten und streichelten. Wir genossen einfach die Nähe des anderen und in meinem Inneren wuchs die Nervosität immer weiter heran. Seine Hand glitt meinen Rücken hinab, strich wieder hinauf und wiederholte dies einige Male, bis seine Finger fast schon beiläufig ihren Weg unter mein Oberteil fanden. Augenblicklich überfiel mich, dort, wo er mich berührte, eine Gänsehaut. Er zog den Stoff des Binders aus meiner Hose und kurz zuckte ich zusammen, als seine Finger meine Haut streiften. Schon so oft hatte er mich abends am Bauch oder am Rücken gestreichelt, aber noch nie war das Gefühl so intensiv gewesen. Vielleicht lag es am fehlenden Licht oder an der Tatsache, dass ich wusste, es würde dieses Mal weitergehen und nicht irgendwann darin enden, dass ich abbrach oder wir einschliefen. Auch wenn ich im Moment Angst hatte, wusste ich, dass es unangebracht war. Er küsste mich ohne Hast und Eile. Sasuke übermittelte mir das Gefühl, er würde mich auf keinen Fall unter Druck setzen. Und wenn es mir zu viel wurde, würde er aufhören. Seine Finger glitten immer weiter über meine Haut und ich hatte das Gefühl, ich würde jeden Moment in Flammen aufgehen, wenn er nicht bald etwas dagegen unternahm. Dort, wo er mich berührte, kribbelte alles und ich schloss die Lider, um mich noch mehr darauf konzentrieren zu können. Sasukes Lippen ließen von mir ab und ich spürte eine Bewegung neben mir, so dass ich meine Augen wieder öffnete, um zu sehen, was er machte. Er richtete sich auf und zog sich das T-Shirt über den Kopf. Dadurch kam seine Brust zum Vorschein und das schwache Licht der Straßenlaterne erhellte seine Haut. Sie schien noch weißer und heller, als sie so schon war. Der Anblick wurde vom Kontrast seiner dunklen, fast schon schwarzen Haare abgerundet. Ihm hingen lange Strähnen neben dem Gesicht herunter und ich erwischte mich dabei, wie ich meine Hand nach einer von ihnen ausstreckte und mit dem Finger durch diese gleiten wollte. Als ich mich zusammenreißen konnte, es nicht zu tun, legte ich meine Hand an seine Wange und streichelte ihn dort mit einem Finger. Dann ließ ich sie in seinen Nacken gleiten, um ihn zu mir zu ziehen. Ich küsste ihn, erst sanft und wurde dann wieder fordernder und sorgte mit weiteren raschen Bewegungen dafür, dass ich über ihm kniete. Kurz beugte ich mich noch einmal zu ihm hinauf, um seine Lippen in Besitz zu nehmen, richtete mich dann aber wieder auf, um meine Lippen auf seine Brust herabsenken zu lassen. Ich umspielte die Haut um seine Nippel und saugte etwas an der empfindlichen Stelle. Es brachte ihn schier um den Verstand, dass ich eine solche Kontrolle über ihn hatte. Er hatte es mir früher bereits mehrfach gesagt. Immer wieder entwich ihm ein Keuchen, auch mein Name huschte ihm über die Lippen. Diese Tatsache bescherte mir ein Lächeln auf dem Gesicht. Es gefiel mir, dass er so auf mich und meine Taten reagierte. Mit den Fingerspitzen fuhr ich über seine Seiten, denn ich wusste, es bereitete ihm eine Gänsehaut und ließ ihn teilweise zusammenzucken. Denn dort war er mehr als empfindlich. Langsam glitt ich zum Bund seiner Hose, strich knapp darüber über seine Haut und öffnete den Knopf seiner Jeans. Ich entlockte ihm damit einen kurzen und leicht erschrockenen Laut. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass ich mich so schnell an seiner Kleidung zu schaffen machte. Ich rutschte weiter herunter, so dass ich auf der Höhe seiner Schienbeine hockte. Dann gab ich ihm mit meinen Händen ein kurzes Zeichen, dass er seine Hüften anheben sollte, so dass ich ihm die Jeans vom Körper ziehen konnte. Nur wenige Sekunden später half er mir dabei und ich zog am Stoff. Als ich ihn davon befreit hatte, lag er nur noch mit einer Unterhose bekleidet vor mir und ich warf die Hose achtlos auf den Boden. Ich beugte mich über ihn und legte meine Lippen auf seinen Bauch, nahe dem Bauchnabel, und küsste ihn dort. Ich wusste, er mochte es. Langsam bewegte ich meinen Kopf und meinen Mund nach unten und küsste die Haut, die knapp über dem Bund seiner Unterhose zu sehen war.   Es dauerte einige Sekunden, bis ich ihm auch noch den restlichen Stoff vom Körper streifte und er nackt unter mir lag. Ich sah mir an, wie Gott ihn geschaffen hatte, und saugte jeden Zentimeter ein, den ich erblickte, um mir alles einzuprägen. Wer wusste, wann ich das nächste Mal die Möglichkeit hatte, ihn so zu sehen. Ich wusste nicht, ob ich noch einmal den Mut hatte, mich ihm zu öffnen und diesen Schritt zu gehen. Gut, ich wusste, ihn nackt zu sehen, fiel mir deutlich leichter, als mir vorzustellen, dass er mich so sah. Doch heute Nacht würde ich es hinbekommen, mich fallen zu lassen und diesen Schritt mit ihm gemeinsam zu gehen. Also sammelte ich noch einmal neuen Mut, kniete mich über ihn, sah noch einmal zu ihm hinauf, bevor ich meine Lippen um sein Glied legte. Er ragte bereits in meine Richtung und wartete nur darauf, Beachtung von mir geschenkt zu bekommen. Ich ließ ihn langsam in meinen Mund gleiten. Mit den Fingern umfasste ich das Ende des Schaftes und massierte ihn, während ich mit der Zunge über die Spitze leckte. Mit gekonnten Aktionen ließ ich ihn stöhnen. Ich spürte, wie sich seine Finger in meinen Haaren vergruben und mich enger an sich zogen. Eine Hand legte ich an seine Hüften, um ihn an Ort und Stelle zu halten. Er keuchte meinen Namen und stieß mir mit der Hüfte entgegen.   Nach einiger Zeit hatten wir einen Rhythmus gefunden, der ihn immer weiter in die Richtung des Himmels trug. Nur wenige Augenblicke später, spürte ich, wie das Glied zu zucken begann, ein Orgasmus über seinen Körper rollte und sein Erguss in meine Mundhöhle schoss. Im ersten Moment war ich überrascht. Doch es dauerte nicht lange, bis ich wieder klar denken konnte und schluckte den Samen herunter, den mein Freund mir schenkte. Nachdem ich mir sicher war, dass Sasuke sich wieder etwas beruhigte, richtete ich mich auf und sah in seine halb geschlossenen Augen. Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen. »Du hättest das nicht tun müssen«, sagte Sasuke, als er sich wieder halbwegs unter Kontrolle hatte. Ich schüttelte nur den Kopf und verneinte es. »Alles gut… Ich wollte es doch so...«, sagte ich grinsend und wischte mir mit dem Handrücken über den Mund, um den letzten Rest seines Samen zu beseitigen. Ich beugte mich über ihn, küsste ihn kurz auf die Lippen. Und wenige Sekunden später lag ich unter ihm und er kniete zwischen meinen Beinen. Er zog mich nach oben, so dass ich vor ihm saß und wir uns in die Augen sehen konnten. Auch wenn das Licht immer noch gedämpft war, konnte ich erkennen, dass er mich direkt ansah und ein leichtes Lächeln sich auf seinen Lippen andeutete. Mit einer Hand schob er mein Oberteil weiter hinauf und legte so meinen Bauch frei. Ich spürte, wie sich etwas in meinem Inneren anspannte. Insgeheim wartete ich darauf, dass eine Art Knoten platzte und sich die Anspannung löste. Doch dies war nicht der Fall. Noch nicht, versuchte ich es mir zumindest einzureden.   Nervös wartete ich darauf, was Sasuke als nächstes tat und beobachtete jeder seiner Handlungen genau. Er beugte sich vor und küsste meinen Hals, schob nebenbei das Shirt immer weiter hinauf und zog es mir aus, nachdem er es weit genug nach oben befördert hatte. Seine Fingerspitzen lösten in mir immer wieder eine Gänsehaut aus und die sanften Schauer überfielen meinen ganzen Körper. Sie nahmen von mir Besitz und ließen mich nicht mehr los. Ich hielt Sasuke kurz auf, bevor er mir das Shirt und den Binder auszog. Ich atmete tief durch, musste mich überwinden, mich ihm so zu zeigen und doch ließ ich es am Ende zu, dass er mich auszog. Ich schluckte und verschränkte die Arme vor der Brust, damit er mich nicht ansehen konnte. Sasuke nahm meine Arme und Hände zur Seite, als ich sie vor meinem Oberkörper verschränkte, um seinen Blick von mir fernzuhalten. Ich wollte nicht, dass er mich als Frau sah. Erst wollte ich mich dagegen wehren, ließ dann aber trotzdem locker. »In meinen Augen bist du ein Mann, Naru«, hauchte er leise. »Egal, wie dein Körper aussieht. Ich liebe dich und da ist mir das … dein Geschlecht egal.« Bei diesen Worten umspielte ein kurzes Lächeln meine Lippen, bevor ich tief durchatmete, meinen Oberkörper mehr aufrichtete und ich ihn einfach nur noch ansah. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht sollte ich langsam anfangen, zu akzeptieren, dass ich es im Moment nicht ändern konnte, ich erst die Hormone bekommen und die Operationen hinter mich bringen sollte, bevor ich mir weitere Gedanken machte. Optisch half mir der Binder, wenn ich das Haus verließ. Doch innerhalb der eigenen vier Wände konnte ich sein, wer ich wollte. Es sollte mir egal sein, was Sasuke von mir dachte oder Itachi. Sie wussten beide über mich Bescheid. Wieso versteckte ich mich also vor ihnen? Wieso war es mir so wichtig, dass sie mich als Mann sahen? »Du bist alles für mich…«, fuhr Sasuke fort. »Ich liebe dich, so wie du bist. Egal, ob du eine Frau bist oder ein Mann. Für mich spielt das keine Rolle.« Diese Worte ließen mein Herz schneller schlagen und ich wusste, ich machte mir zu viele Gedanken. Er liebte mich, egal ob ich weiblich oder männlich war. Es war ihm egal, dass ich Brüste hatte.   Ein bisschen entspannter lehnte ich mich nach hinten, bevor er mich küsste und dafür sorgte, dass ich nach einiger Zeit vollkommen vergaß, dass ich kein Oberteil mehr trug. Sanft drückte er mich nach hinten, so dass ich in das Kissen zurückfiel und spürte dann schon seine Hände auf meinem Körper. Er strich mir über den Bauch, über die Seiten, weiter nach oben, immer weiter bis er am Hals ankam und dann glitt seine Hand wieder nach unten. Dieses Mal ließ er die Finger nicht an der Seite entlang wandern, sondern fuhr mit den Fingerspitzen über mein Brustbein. Genau zwischen meinen Brüsten machte er halt und ließ die Hand flach auf der Haut ruhen. Mein Herz hämmerte wie verrückt in mir und ich hatte Angst, dass es jeden Moment aus meinem Körper springen wollte. War Sasuke auch so aufgeregt, wenn ich ihn berührte? Hämmerte sein Herz auch so gegen seinen Brustkorb? Ich traute mich nicht, zu fragen, denn ich wollte den Moment nicht zerstören…   Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als sich Sasukes Lippen auf eine Brustwarze sinken ließen und sie sanft umschloss. Er umspielte sie mit seiner Zunge, leckte und knabberte leicht daran. Zu meinem Erstaunen entlockte es mir ein wohliges Geräusch, als er mich mit seinem Mund weiter verwöhnte. Vorsichtig schlossen sich seine Finger um die andere Brustwarze und begannen diese zu massieren. Als ich mich mit diesem Gefühl angefreundet hatte, hörte Sasuke auf einmal auf und küsste sich in einer schmalen Spur weiter hinab und liebkoste meinen Bauchnabel. Doch auch dort blieb er nicht lange und küsste sich weiter voran, bis er zu meiner Hose gelangte und den Knopf öffnete. So wie er vorhin mir geholfen hatte, so half ich ihm nun, mir die Jeans auszuziehen. Dieses Mal lag ich in Unterhose vor ihm. Auch wenn es mir unangenehm sein sollte, so vor ihm zu liegen, wusste ich, er würde mich auch dann noch lieben, wenn ich eine Frau bleiben würde. Dies war für mich allerdings kein Weg. Ich wollte und musste diesen Schritt gehen. Es blieb mir keine andere Wahl, denn so, wie mein Leben im Moment war, konnte es nicht weitergehen.   Sasuke beugte sich über mich, um meinen Mund mit seinen Lippen zu versiegeln und dafür zu sorgen, dass all meine Gedanken sich nur noch auf ihn konzentrierten. Seine Hände glitten über meinen Brustkorb und ich schloss die Augen. In diesem Augenblick wünschte ich mir, er würde nie wieder damit aufhören. Immer wieder gelang es ihm, mir eine Gänsehaut zu verpassen und ich keuchte erschrocken auf, wenn dies der Fall war. Als er sich allerdings erneut einen Weg nach unten bahnte und meine Haut mit Küssen benetzte, vergrub ich meine Hand in seinem Haar und hielt ihn an meinem Bauch auf, seinen Weg fortzusetzen. »Was ist los?«, fragte er leise. Ich schüttelte den Kopf, auch wenn ich mir sicher war, dass er es nicht sah und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. »Es… Es fühlt sich nur unbeschreiblich gut an…«, erwiderte ich ruhig. Allerdings schlug mein Herz alles andere als langsam. Im Gegenteil: Es hämmerte regelrecht in meiner Brust und ich hatte das Gefühl, wenn es so weiter machte, dann würde es sich noch überschlagen. Als er sich weiter hinab bewegte, schluckte ich lautlos und presste die Kiefer aufeinander. Auf der einen Seite hatte ich Angst davor, was ich fühlen würde, wenn er meine Vorstellungen in die Tat umsetzte, aber auf der anderen Seite wollte ich es. Ich wollte spüren, welche Macht er damit über mich hatte. Immerhin hatte ich auch hin und wieder die komplette Kontrolle über ihn… Er fuhr mit einer Hand über meine Unterhose weiter zu meinem Oberschenkel und glitt langsam auf der Innenseite wieder nach oben, als er bis zum Knie vorgedrungen war.   Sasuke glitt mit der Hand erneut das Bein hinab, fuhr erneut nach oben und wiederholte dies einige Male, bis er hörbar durchatmete und mit dem Finger langsam über die empfindliche Stelle zwischen meinen Beinen glitt. Der Stoff zwischen uns dämpfte dieses Gefühl, aber dennoch hatte ich das Gefühl, etwas würde in mir explodieren. Er fuhr immer wieder mit der Fingerspitze über meinen Schambereich und ich zuckte darunter zusammen. Nach einigen Momenten zog er am Bund meiner Unterhose und ich hob meine Hüfte an, um ihm zu helfen, diese von meinem Körper zu streifen. Nur kurze Zeit später lag ich nackt vor ihm und fühlte mich im ersten Augenblick vollkommen hilflos. Es fühlte sich richtig an, aber in meinem Kopf sagte etwas, ich müsste mich vor ihm verstecken.   Mit den Fingern fuhr er über meinen Oberkörper, meine Seiten, weiter zu meinen Hüften und über die Oberschenkel bis zu meinem Knie. Langsam schob er meine Beine etwas weiter auseinander und glitt anschließend mit der Hand wieder nach oben. Dieses Mal über die Innenseite des Beines und als er an meiner empfindlichen Stelle ankam, verweilte er kurz mit dem Finger dort und streichelte mich mit der Fingerspitze. Es entlockte mir immer wieder ein lustvolles Geräusch, als ich mich auf diese Gefühle einließ. Ohne darüber nachzudenken, reckte ich meine Hüften in seine Richtung und er glitt mit dem Finger langsam nach unten, um meinen Eingang zu umspielen. Ich hatte keinerlei Erfahrung, was diese ganze Sache anging, aber ich ließ mich einfach gehen und hoffte, Sasuke würde mich halten, wenn ich drohte, zu fallen. Doch das spielte jetzt keine Rolle. Wir passten zueinander und konnten uns vollkommen auf den anderen verlassen, ohne uns mit Worten auszutauschen. Dennoch durchdrang seine Stimme den Raum, als er sagte: »Es wird vielleicht für kurze Zeit schmerzen… Aber habe keine Angst… Es sind nur du und ich… Nur wir beide…« Er begann, den Finger langsam in mich gleiten zu lassen, drang ein paar Millimeter ein, zog ihn heraus, begann, den Finger zu bewegen, herauszuziehen und ihn anschließend wieder in mich gleiten zu lassen, immer schneller und auch der Druck wurde erhöht. Immer wieder entlockte er mir damit Geräusche, die meine Lust zeigten, welche sich weiter aufbaute. Auch wenn es im ersten Moment etwas schmerzte, gewöhnte ich mich schnell daran und ließ zu, dass er weitermachte.   Nach einiger Zeit zog er seinen Finger heraus und ich lag vollkommen irritiert da, wusste nicht, wo oben und unten war, wusste nicht, wieso er auf einmal aufhörte und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Dann hörte ich es rascheln. Ich nahm an, er öffnete ein Kondom-Päckchen. Dann spürte ich seinen Schaft an meiner empfindlichen Haut, die mich fast zum Explodieren brachte, alleine durch diese kurze Berührung. Als er in mich eindrang, nachdem ich ihn langsam zu mir zog, weil ich nicht wusste, ob ich nicht doch einen Rückzieher machen würde, wenn es noch länger dauerte, biss ich mir auf die Unterlippe und verzerrte das Gesicht, weil es einfach nur schmerzte. Ich atmete tief durch und war froh darüber, dass Sasuke in der Bewegung innehielt und sich nicht mehr regte. Er füllte mich aus, war tief in mir und doch bewegte er sich nicht, bis ich ihm endlich ein Zeichen gab, dass er langsam anfangen konnte. Als ich es endlich zuließ, mich auch ein bisschen zu entspannen, mich ihm entgegen zu strecken und wir nach einiger Zeit einen Rhythmus fanden, der einfach nur mehr als perfekt war, konnte ich es sogar genießen. Er entlockte mir stöhnend seinen Namen, als er immer wieder in mich stieß und mich damit schier um den Verstand brachte. »Naru…«, gab er schwer atmend von sich, als er sich über mich beugte und mir einen Kuss auf die Lippen hauchte. »Ich… liebe dich.« »Und ich liebe dich«, erwiderte ich leise und vergrub meine Hand in seinem Haar, um ihn nicht wieder von mir weg zu lassen. Seine Hüften drängten sich immer heftiger gegen meine, stieß sein Penis immer tiefer in mich, bis ich bemerkte, dass er zu zucken begann und laut stöhnend kam. Er schluckte, hielt kurz die Luft an, um sich scheinbar zu beruhigen und bewegte sich dennoch weiter, auch wenn ich merkte, dass er bereits wenige Zeit später schlaffer wurde. Er verlor die Härte, die er bis eben hatte und doch brachte er mich auch zum Höhepunkt. Eine gewaltige Explosion breitete sich in meinem Inneren aus und ließ mich ebenfalls stöhnend auf diesen Wellen der Erlösung reiten. Er zog sich aus mir heraus und ich lag einfach nur neben ihm, ohne etwas mitzubekommen, was er noch machte. Nur wenige Momente später merkte ich, wie er mich in seine Arme zog, mich am Rücken streichelte und mit der anderen Hand durch mein Haar fuhr. Meinen Kopf legte ich auf seine Brust und lauschte dem raschen Schlagen seines Herzens. Es hatte eine beruhigende Wirkung. Erst jetzt merkte ich, wie müde und zufrieden ich eigentlich war. Es dauerte einige Zeit, bis ich merkte, dass Sasuke bereits eingeschlafen war. Ich zog mit einer kurzen Bewegung die Bettdecke über uns und schloss die Augen, um ebenfalls ins Reich der Träume zu gelangen. Es dauerte etwas, bis ich endlich einschlief…   Am nächsten Tag schlug ich gegen Mittag träge die Augen auf. Ich fühlte mich immer noch zufrieden, befriedigt und doch merkte ich, dass ich Schmerzen hatte. Wahrscheinlich lag es daran, dass Sasuke doch eine gewisse Größe aufwies, die ich nicht verleugnen konnte. Ich zog meine Beine an, um dem Schmerz entgegenzuwirken. Doch es half nichts. Aber liegen bleiben konnte ich nicht länger, denn meine Blase sagte mir, dass ich dringend aufstehen sollte, bevor es ein Unglück gab, was mehr als peinlich werden würde. Als ich aufstehen wollte, bemerkte ich, dass Sasuke nicht mehr neben mir lag und ich sah mich im Raum um. Auch an seinem Schreibtisch saß er nicht. Kurz streckte ich mich, zog mir neue Unterwäsche, eine Jogginghose und einen großen Pullover an, bevor ich das Zimmer verließ, meinen Weg ins Bad fand und anschließend hinab in die Küche trat. Doch auch dort war niemand. Ich hörte allerdings aus dem Wohnzimmer einige Geräusche. Ich nahm ein Glas aus dem Schrank, schenkte mir etwas Milch ein und lief damit in die Stube, wo ich Sasuke auf dem Sofa sitzen sah und beobachtete ihn kurz, wie er ein Game auf der Playstation zockte. Er kämpfte gerade gegen einige Monster, also blieb ich stehen und wartete, bis er den Kampf gewann. »Glückwunsch zum Sieg«, begrüßte ich ihn und ließ mich neben ihm auf das Sofa sinken. »Dornröschen ist auch endlich erwacht«, sagte er grinsend und beugte sich zu mir, um mir einen Kuss auf die Nasenspitze zu geben. »Na, gut geschlafen?« Ich nickte als Antwort und nippte dann an meinem Glas. Mein Blick glitt zum Fernseher, wo er das Spiel fortführte und sich wieder darauf konzentrierte. Nachdenklich trank ich meine Milch und stellte das Gefäß auf den Tisch, als ich es geleert hatte. »Gestern… Also eigentlich heute… Das mit uns… Es war irgendwie schön…«, sagte ich nach einiger Zeit, um das Schweigen zu unterbrechen. Dieses Mal nickte er, um mir zu antworten: »Ja, finde ich auch.« Bei diesen Worten lächelte er mir entgegen und legte mir eine Hand auf das Bein, um mich mit den Fingern am Oberschenkel zu streicheln. »Ich hoffe, ich habe dir nicht zu sehr wehgetan«, fügte er hinzu. Ich schüttelte den Kopf: »Nein, alles gut. Ich denke, es tut beim ersten Mal immer etwas weh, also ist es … denke ich, in Ordnung. Außerdem ... ist es dennoch schön gewesen.«   Weiter konnte ich nicht sprechen, denn wir wurden durch das Klingeln an der Tür unterbrochen. Ich zuckte zusammen, als ich das Geräusch hörte. »Ich geh schon«, sagte Sasuke, pausierte sein Spiel und legte den Controller zur Seite, bevor er zur Haustür eilte, um diese zu öffnen. »Kann… Kann ich hereinkommen? «, hörte ich die Stimme meiner Mutter und ich presste die Kiefer aufeinander. Eigentlich wollte ich sie nicht sehen, nichts mehr mit ihr zu tun haben, denn sie hat mir alles kaputt gemacht, was sie nur kaputt machen konnte! Ich verschränkte die Beine, zog sie enger an den Körper und umschlang sie mit meinen Armen. »Er ist im Wohnzimmer«, sagte Sasuke und wenige Sekunden später standen beide in der Wohnzimmertür. »Wir haben Besuch.« »Mutter«, gab ich von mir und presste es zwischen meinen Lippen hervor, ohne mich darüber zu freuen, sie zu sehen. »Naru-...«, sagte sie und ihr stiegen die Tränen in die Augen. »Ich wollte dich gestern anrufen, dich sehen... Mit dir sprechen... Aber...« Sie stockte, ließ Stille entstehen, sah zur Seite, blinzelte immer wieder und versuchte, die Tränen zu unterdrücken, die immer weiter aufkeimten. »Ich wusste nicht, ob du mich sehen willst«, führte sie ihre Worte fort. »Ich... Du bist immer noch mein Kind. Ich will, dass du glücklich bist. Und ich wollte dir wenigstens nachträglich zum Geburtstag gratulieren.« »Das kannst du dir sparen!«, ging ich sie an. »Ich hatte GESTERN Geburtstag! Du hättest mir gestern eine SMS schreiben oder kurz anrufen können! Ich brauche dich nicht! Ich bin gerade dabei, mir ein neues Leben aufzubauen! Alleine! Ohne dich! Du hast mir unzählige Steine in den Weg gelegt!« Ich konnte meine Wut nicht unter Kontrolle halten. Sie hatte in den letzten Wochen nicht mit mir gesprochen, sich nicht nach mir erkundigt und auch sonst keine Anstalten gemacht, mich zu unterstützen. Sasukes Blick lag auf mir und ich wusste, wenn ich mich jetzt nicht unter Kontrolle bekam, würde ich es nur noch schlimmer machen. Kurz zwang ich mich dazu, durchzuatmen und meine Wut wieder im Keim zu ersticken, bevor ich explodierte und meiner Mutter noch mehr an den Kopf warf, was ich nicht zurücknehmen konnte. »Ich...«, begann meine Mutter und sah mich mit großen Augen an. »Ich will, dass du weißt, dass ich dich liebe und du immer mein Kind bleiben wirst, egal welchen Weg du gehst...« Sie drehte sich um und stürmte aus dem Zimmer. Dann ertönte die Haustür, die ins Schloss fiel und dann kehrte erneut Stille ein. Ich spürte den Blick von Sasuke auf mir und ich drehte mich weg, um in die Küche zu gehen. In diesem Moment wollte ich nicht auch noch mit ihm diskutieren. Allerdings nahm er mir die Entscheidung ab, indem er mir folgte und sich an den Esstisch lehnte. »Ich glaube, so kommt das mit dir und deiner Mutter nicht wieder ins Reine. Du solltest noch einmal mit ihr reden, aber vielleicht sollte Itachi dabei sein, um dann als Ruhepol zu dienen. Ich bin für so etwas nicht geeignet.« »Sie versteht nicht, wie ich mich fühle! Sie denkt, sie kann einfach hier auftauchen, mir nachträglich gratulieren und dann ist alles wieder gut! So kann sie nicht einfach davonkommen! Sie muss merken, dass sie einen Fehler gemacht hat!«, redete ich mich immer mehr in Rage und zwang mich dann zur Ruhe, als ich merkte, dass ich mich schon wieder aufregte, bevor ich weitersprach. »Ich werde darüber nachdenken...« Mehr sagte ich am Ende nicht dazu und wandte mich abermals von ihm ab. Ich hörte, wie er den Raum verließ und als ich dann alleine war, sank ich auf den Boden und zog meine Beine an den Körper. Augenblicklich begann ich zu zittern. In diesem Moment wusste ich nicht, was richtig und was falsch war. Doch ich wusste, mein Wutausbruch war falsch. Irgendwann würde ich noch einmal mit meiner Mutter reden müssen. Aber aktuell konnte ich mich noch nicht dazu entscheiden, mich noch einmal mit ihr zu treffen und ein klärendes Gespräch zu führen… Kapitel 55: Kapitel 55 - Narus Sicht ------------------------------------ ~ Narus Sicht ~ Der folgende Tag verlief ohne weitere, große Probleme. Itachi kam am Nachmittag von seiner Schicht im Krankenhaus nach Hause und ich half ihm, das Essen vorzubereiten. Alleine konnte und wollte er mich nicht noch einmal in der Küche lassen, nachdem ich den Raum einmal in ein reines Chaos verwandelt hatte. Doch mit ihm zusammen zu kochen, machte mir wirklich Spaß. »Hast du dir eigentlich mal überlegt, was du machen willst, wenn du mit der Schule fertig bist?«, durchdrang seine Stimme den Raum. »Ich… Naja, eigentlich weiß ich es noch nicht wirklich…«, sagte ich und gab meine Unsicherheit offen zu. »Ich habe überlegt, irgendwas mit Menschen zu machen…« »Gut, damit hast du die Auswahl an Jobs nicht gerade eingegrenzt… Du kannst damit etwas in der Pflege meinen… Oder du kannst auch etwas im Verkauf, im Außenhandel oder Vertrieb meinen… Du kannst aber auch etwas im medizinischen Bereich machen, Arzt werden oder du gehst in die Gastronomie…«, konterte Itachi direkt und ich warf ihm einen Blick zu, der deutlich sagte, dass ich mir dessen bewusst war, aber mir noch keine weiteren Gedanken darüber gemacht hatte. »Hat das nicht noch ein bisschen Zeit?«, erwiderte ich. »Ich … Ich weiß sowieso noch nicht, wie das jetzt weitergehen soll… Ich meine, erst einmal muss ich mit diesem Psychologen einen Termin ausmachen. Jetzt, wo ich volljährig bin, brauche ich meine Mutter nicht mehr, um die Bürokratie selbst zu regeln… Und dann kommt die Umstellung meiner Hormone… Dann die ganze Sache mit der Krankenkasse und der Änderung des Namens…« Ich seufzte, als mir bewusst wurde, wie viele Wege ich noch in Angriff nehmen musste, um an mein Ziel zu gelangen. Es war gar nicht so einfach, wie ich dachte… Auf einmal legten sich Arme von hinten um meinen Körper und ich schmiegte mich sofort an den Körper, der sich von hinten an mich drückte. »Hey…«, hauchte ich leise und drehte meinen Kopf etwas nach hinten, um Sasuke anzusehen. »Lange nicht gesehen…« »Ja, sehr lang. So ungefähr eine halbe Stunde«, lachte er leise und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Ich wollte nur fragen, ob ich noch kurz duschen kann oder ob es sich nicht mehr lohnt.« Diese Frage war an Itachi gewandt und dieser sah seinen jüngeren Bruder an. »Geh ruhig duschen. Das Essen brennt nicht an. Es kann auch noch ein paar Minuten warten«, lächelte er. »Sag Bescheid, wenn du fertig bist, dann bereite ich das Essen weiter zu.« Sasuke hauchte mir einen weiteren Kuss auf die Wange, bevor er den Griff wieder lockerte und mich endgültig losließ, um den Raum wieder zu verlassen. »Sag mal«, begann ich nach wenigen Momenten. »Was denkst du, was ich Sasuke zu Weihnachten schenken kann? Ich meine, er tut so viel für mich und irgendwie will ich mich erkenntlich zeigen…« Er drehte sich zu mir und legte nachdenklich die Hand um das Kinn. »Das ist eine gute Frage…«, sagte er und sah nach oben, um an die Zimmerdecke zu schauen. »Ich überlege mal, ob mir was einfällt.« Ich nickte und ließ mich auf einen der Stühle am Esstisch sinken. »Ich habe das Gefühl, er hat schon alles und alles, was man ihm schenken kann, wäre unnötig…« »Das stimmt nicht. Es gibt bestimmt etwas, was er haben möchte. Man muss es nur finden«, meinte Itachi und unterbrach damit meine negativen Gedanken.   An einem Nachmittag, einige Zeit später, war ich nach der Schule auf dem Weg in ein kleines Bistro, wo ich mich mit Kiba treffen wollte, weil wir uns lange nicht gesehen hatten. Er war nicht zum Training gekommen, weil er sich den Fuß verletzt hatte und zu Hause viel zu tun hatte. »Hey«, begrüßte ich ihn und lächelte ihm entgegen. »Na«, rief er freudestrahlend, als er mich entdeckte. Ich stand vom Tisch auf und sah in seine dunklen Augen. Seine braunen, kurzen Haare lagen alle auf seinem Kopf durcheinander. »Du siehst ein bisschen durch den Wind aus«, stellte ich fest. »Ach quatsch«, gab er lachend von sich. »Das sieht nur so aus.« Dabei blickte er aus dem Fenster, bei dem wir saßen und es war wirklich nicht gerade angenehm. Der Wind pfiff um die Häuser, wehte die Bäume zur Seite und sorgte dafür, dass einige davon bereits eine schiefe Haltung bekamen. »Da können wir ja froh sein, dass wir gerade im Cafe und nicht draußen sind«, zwinkerte ich. Dann kam auch schon die Bedienung und lächelte meinen Kumpel freundlich an. Sie schien neu zu sein, denn ich hatte sie bisher noch nicht gesehen. Sie hatte langes, schwarzes Haar und sehr helle Augen. Sie schienen fast schon weiß zu sein. Ihr restlicher Körper war gut gebaut, aber nicht so, dass ich sagen würde, sie wäre dick. Sie hatte die Rundungen an den richtigen Stellen. »Darf… Darf ich Ihre Bestellung aufnehmen?«, fragte sie schüchtern. Schnell nahm Kiba die Karte, blätterte kurz darin und sah dann zur Dunkelhaarigen. »Ich nehme eine heiße, weiße Schokolade und eine Waffel mit heißen Kirschen«, meinte er mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. »Auch für mich eine heiße, weiße Schokolade und die Apfeltasche mit Vanilleeis«, fuhr ich fort, als die Blicke der beiden auf mir lagen. »Sehr gerne«, sagte sie und notierte alles schnell auf einem Zettel, bevor sie wieder verschwand. Kibas Blick klebte dabei auf ihr und er verfolgte sie, bis er sie nicht mehr sehen konnte, dann seufzte er frustriert. Neugierig zog ich meine Augenbraue nach oben, als ich mich zu meinem Teamchef wandte. »Hat es einen Grund, wieso wir ausgerechnet hier sind?«, erkundigte ich mich bei ihm. »Ja… und nein«, sagte er verlegen, während ein ebenso schüchternes Grinsen seine Lippen umspielten. »Ja, weil sie hier arbeitet und nein, weil ich dich zum Kaffee eingeladen habe?« Er nickte zur Antwort und keine fünf Minuten später hatten wir sowohl die heiße Schokolade, als auch die warmen Speisen vor uns auf dem Tisch stehen. Natürlich wurde alles von der jungen Bedienung gebracht. »Hey… Ähm… Entschuldigung«, sagte ich, bevor sie gehen wollte. Sie zuckte zusammen und sah wieder zu uns. »Ja? Was kann ich noch für Sie tun?«, fuhr sie leise fort. »Ist etwas nicht in Ordnung?« »Es ist alles wunderbar, aber mein Freund hier…«, deutete ich auf Kiba und er schüttelte wild gestikulierend mit den Händen, dass ich nicht weitersprechen sollte. »Er findet Sie recht hübsch und würde gerne wissen, wie Sie heißen. Würden Sie mir Ihren Namen verraten?« Unter dem Tisch kassierte ich dafür einen Tritt gegen das Schienbein. »Mein Name?«, wiederholte sie und lief knallrot im Gesicht an. »Hinata … Aber… Meine Freunde nennen mich meistens nur Hina.« Dabei fiel ihr Blick auf meinen Teamchef, während sie feuerrot wurde und ich grinste breit. »Gut, würde ich noch die Handynummer bekommen, damit ihr euch vielleicht mal schreiben könnt?« Doch sie wurde von einem Kollegen gerufen und der Klang in seiner Stimme war alles andere als erfreut darüber, dass sie hier so lange am Tisch stand. »Ich komme sofort!«, erwiderte sie und lief schweigend zu ihm, ohne noch etwas zu uns zu sagen. »Du Vollidiot!«, ging Kiba mich an. »Dir kann man nicht einmal etwas im Vertrauen sagen, ohne dass du es ausnutzt!« Ich grinste nur breit, als ich antwortete: »Du scheinst sie schon öfters gesehen zu haben und in deinen Augen kann man deutlich erkennen, dass sie dir gefällt. Außerdem läuft dir fast der Sabber über das Kinn, wenn du sie ansiehst…« Dafür kassierte ich noch einen Tritt gegen das Schienbein. »AUA!«, rief ich lachend aus. Er stimmte in mein Lachen ein. »Was wird sie jetzt wohl über mich … uns denken?« »Wahrscheinlich, dass du die Klappe nicht auf bekommst und du absolut schüchtern bist!« Er verschränkte die Arme vor der Brust und begann zu schmollen. »Du bist doof«, gab er von sich und sah zur Seite. »Außerdem will ich, dass du glücklich bist«, lächelte ich ihn an und hoffte, er würde mir verzeihen, dass ich ihn damit quasi überfallen habe. »Und vielleicht klappt es ja mit euch? Dann wärst du nicht mehr alleine und hättest endlich auch mal eine Freundin.« Bei dem letzten Satz zwinkerte ich ihm zu und erntete dafür einen finsteren Blick. Oh man, egal was sein Problem war, er sollte aufhören, auf mich sauer zu sein und sich freuen, dass es einen Schritt nach vorne ging und er vielleicht sogar bald ein Date hatte…   Als wir endlich zahlen wollten, kam nicht Hinata zu uns, sondern der Mann, der sie gerufen hatte. »Hört auf, euch an Hina ranzumachen. Sie ist vergeben und definitiv nicht an euch interessiert«, sagte er und presste dabei die Kiefer aufeinander, so dass man Angst bekam, dass er bald nach einem schnappen würde. »Hey, sorry, können wir ja nicht wissen«, sagte ich zu unserer Verteidigung und hielt die Hände abwehrend nach oben. »Kann sie uns das nicht selbst sagen?«, mischte Kiba sich in das Gespräch ein und dann lag der Blick des braunhaarigen Kellners auf ihm. Mir fiel jetzt erst auf, dass er eine gewisse Ähnlichkeit mit Hinata hatte. Doch sein Haar war braun, aber seine Augen waren genauso hell wie ihre. Auch die Gesichtszüge waren ähnlich. »Bist du ihr Bruder?«, platzte es aus mir heraus. »Das nicht, aber ihr Cousin«, sagte er und sah mich finster an. »Lasst einfach eure Pfoten von ihr und geht jetzt.« Ich hob eine Augenbraue, legte das Geld einfach auf den Tisch und stand auf. »Sie sollte dennoch selbst entscheiden, was sie will und was nicht… und wenn sie vergeben ist, dann kann sie uns das auch selbst sagen! Dafür braucht sie keinen Butler, der alles für sie regelt…«   Wir traten aus dem Lokal. Sofort wehte der kalte Wind in mein Gesicht und ließ mich unverzüglich zittern. »Er ist ein Arsch…«, meinte ich genervt und ballte die Hände zu Fäusten. »Und ein Idiot noch dazu!« Kiba sah mich nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Wahrscheinlich kannte er mich so mies gelaunt noch nicht. »Wenn er meint, dann soll er halt den großen Aufpasser spielen«, sagte er und zuckte mit den Schultern. Kiba ließ sich nicht anmerken, was er dachte und fühlte. »Hey, wartet!«, rief Hinata hinter uns her, als wir uns gerade in Bewegung setzen wollten. Augenblicklich drehten wir uns zu ihr und sahen ihr in die hellen Augen. »Es ist nicht richtig, wie Neji euch behandelt hat. Ich muss mich deswegen bei euch entschuldigen«, sagte sie und hielt Kiba einen Zettel hin. »Ach, schon gut«, sagte dieser, spielte die ganze Situation herunter und nahm den Zettel, der ihm hingehalten wurde. Als er las, was darauf stand, breitete sich ein Grinsen auf seinen Lippen aus und er sah ihr genau in die Augen. Es entstand ein Knistern zwischen ihnen, welches deutlich durch die Luft zu hören war. Ich sah zur Seite, um sie nicht zu stören. »Danke«, meinte Kiba weiter. »Aber es wirklich schon gut. Er will dich doch nur beschützen.« »Er ist mein Cousin, aber er spielt sich immer extrem auf. Er ist der Meinung, immer auf mich aufpassen zu müssen.« »Er meinte, du wärst vergeben?«, fuhr Kiba dazwischen. »Ich… Mein Vater sagt, ich bräuchte einen Mann, der zum Stand seiner Firma passt und…«, unterbrach sie sich, als sie merkte, dass ich auch noch dabei war. Ich schüttelte den Kopf und ging einige Schritte weg, bis ich sie nicht mehr hören konnte. Es war wohl nichts, was ich mitbekommen sollte.   Nach einiger Zeit kam Kiba zu mir und legte mir eine Hand auf die Schulter, damit ich ihn auch mitbekam. »So, wir können«, sagte er und lächelte immer noch breit über das Gesicht. »Ich hab ihre Nummer und wir sehen uns am Freitag, weil wir ins Kino gehen.« Er strahlte über das ganze Gesicht. Es steckte mich an und jetzt spiegelte sich auch bei mir ein Lächeln. Ich freute mich für ihn und war froh, dass es vielleicht doch noch zu einem Happy End bei ihnen kommen könnte. »Ich drücke dir die Daumen, dass aus euch etwas wird, was lange hält«, sagte ich und drehte mich zu ihm. »Aber wir sollten nach Hause gehen, bevor wir noch krank werden, wenn wir weiter in der Kälte stehen.« »Ja, du hast recht. Es war schön, dich wiederzusehen, auch wenn du es ein bisschen übertrieben hast, Naru«, sagte Kiba und lachte dabei. »Na dann, bis zum nächsten Training. Ich hoffe, mein Arzt gibt mir Montag das Okay, um wieder teilzunehmen!« »Ich drück dir also doppelt die Daumen«, erwiderte ich grinsend und sah ihm hinterher, als er den Weg nach Hause antrat. »Bis dann.« Dann begab ich mich ebenfalls auf den Weg und versank in meinen Gedanken, als ich die Straßen entlanglief.   Doch nach einiger Zeit stockte ich, als mein Blick seitlich auf ein Schaufenster fiel. Sofort kam mir die Idee für das Geschenk für Sasuke. Ich wusste nur noch nicht, ob es das Richtige für ihn war. Ich betrat den Laden, sprach mit einem Verkäufer, der mir sofort mit einem strahlenden Lächeln entgegen kam, und bestellte, was ich entdeckt hatte. Er meinte, da es eine Sonderanfertigung war, würde es ein paar Wochen dauern. Aber er wollte mich anrufen, wenn es eingetroffen war. Als alles geklärt war, bezahlte ich einen kleinen Anteil und verließ das Geschäft. Somit konnte ich dieses Vorhaben abhaken und vorerst aus meinen Gedanken streichen.   Nachdem ich wieder in die Kälte getreten war, atmete ich tief durch und die Luft strömte frostig in meine Lungen. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken, was mich nur noch mehr frieren ließ. Ich zog meine Jacke enger um mich und zog den Reißverschluss bis ganz nach oben. So kalt war es doch bisher nie gewesen! Vor allem nicht Anfang November, knapp drei Wochen nach meinem Geburtstag. Ich vergrub meine Hände tief in meinen Taschen und versuchte, meine Nase hinter dem Kragen der Jacke zu verstecken. Doch es half nichts. Mein Körper bebte bereits wegen der Kälte und ließ mich komplett zittern. Mit schnellen Schritten lief ich nach Hause und war froh, als ich endlich wieder ins Warme konnte. Sofort hatte ich das Gefühl, ich würde wieder auftauen.   Die kommenden Wochen verliefen ohne weitere Vorkommnisse und ich wurde von Tag zu Tag aufgeregter, denn Weihnachten rückte immer näher! Für mich war es nicht nur irgendein Weihnachtsfest, sondern das erste, welches ich als Mann feiern würde. Ich würde das erste Mal Geschenke als Naruto bekommen. Das erste Mal würde ich mich so fühlen, wie ich es wollte. So, wie es richtig war. Ich trat gerade ins Wohnzimmer, als ich Sasuke und Itachi unterbrach und sie mich mit großen Augen ansahen. »Habe ich etwas verpasst?«, fragte ich und legte den Kopf etwas zur Seite. »Ist irgendetwas passiert?« Itachi stand auf, kam auf mich zu, blieb vor mir stehen und sah mir tief in die Augen. Seine dunklen, fast schon schwarzen Augen, ließen keine Emotionen ersichtlich werden und dann fuhr er mir mit der Hand durch das Haar. »Ich bin froh, dass du hier bist, Naru«, lächelte er und ging dann an mir vorbei, ließ es sich aber nicht nehmen, mir noch einmal durch die Haare zu wuscheln. »Hey!«, protestierte ich und sah Itachi finster hinterher. »Wartet nicht auf mich. Bei mir wird es heute spät werden. Ich habe nachher noch eine Verabredung«, grinste er mir und Sasuke entgegen. Als er aus dem Zimmer trat und uns alleine ließ, ging ich zu seinem jüngeren Bruder und sank neben ihm auf die Couch. »Habe ich etwas verpasst?«, erkundigte ich mich bei ihm. »Ach, er ist mit seinem Freund verabredet, den er schon einige Zeit nicht mehr gesehen hatte und er freut sich halt wie ein Kleinkind«, erklärte Sasuke und zuckte gelangweilt mit den Schultern, ehe er weitersprach. »Ich würde mich auch freuen, wenn ich dich lange nicht gesehen hätte und dich endlich wieder treffen könnte.« »Ich will seinen Freund endlich mal kennenlernen«, begann ich augenblicklich zu schmollen und Sasuke fuhr mir mit der Hand über den Rücken. »Ich habe ihn auch noch nicht kennengelernt, obwohl die beiden schon lange ein Paar sind, aber das wird sich wahrscheinlich Weihnachten ändern, wenn er auch kommt.« »Er kommt hierher? Etwa zum großen Weihnachtsessen?« Sofort wurden meine Augen groß und das Grinsen auf meinen Lippen breiter. »Ich habe immer mehr Gründe, mich auf Weihnachten zu freuen!«, stieß ich freudestrahlend aus und sah zu meinem Freund, der kurz den Kopf schüttelte. »Du bist echt unmöglich«, begann er zu lachen. »Aber ich glaube, genau deswegen liebe ich dich.« Ich lehnte mich in seine Richtung, um meinen Kopf auf seine Schulter legen zu können. »Und ich liebe dich. Danke, dass ich dir begegnen konnte«, flüsterte ich, sah zu ihm hinauf und hauchte einen Kuss auf seinen Hals, da ich nicht an seine Lippen kam und auch nicht die Position verändern wollte. Er legte mir einen Arm um die Schulter und ich schloss die Augen, um die Situation einfach nur zu genießen. Es fühlte sich einfach so unglaublich gut an, in seinen Armen zu liegen, seinen Geruch einzuatmen und ihn bei mir zu wissen. Kapitel 56: Kapitel 56 – Narus Sicht ------------------------------------ ~ Narus Sicht ~ Weihnachten rückte immer näher und ich konnte meine Vorfreude kaum noch in Grenzen halten, als ich auf die Uhr sah und bemerkte, dass ich mich bald fertig machen musste, denn bald würde zumindest Itachis Freund auftauchen und zum Essen bleiben. Itachi wuselte bereits den ganzen Vormittag in der Küche umher und bereitete verschiedene Mahlzeiten vor. Er summte zeitweise fröhlich vor sich hin und ließ sich auch die gute Laune nicht durch den immer wiederkehrenden Regenschauer nehmen. Vorhin hatte er gesagt, dass er froh war, im Haus zu sein und nicht noch einmal vor die Tür gehen zu müssen. Ich hatte ihm zugestimmt, denn auch ich war froh, im Trockenen bleiben zu können. Ich lief in das Zimmer von mir und Sasuke, suchte mir neue Kleidung aus dem Schrank und verschwand dann im Badezimmer, um mich frisch zu machen und mich umzuziehen. Nachdem ich mit meinem Outfit zufrieden war und auch mit dem Stylen meiner Haare fertig war, trat ich zu Itachi in die Küche und half ihm, den Tisch vorzubereiten, so dass wir essen konnten, wenn die Gäste eintrafen. Soweit ich wusste, würde Itachis Freund erscheinen, ebenso ein paar seiner Arbeitskollegen und Sasuke und ich würden anwesend sein. Auf der einen Seite fühlte ich mich fehl am Platz, aber auf der anderen Seite wohnte ich seit einigen Monaten hier und war froh, eine Bleibe zu haben, wo ich nicht immer wieder mit meiner Mutter aneckte, weil wir unterschiedlicher Meinung waren. Kurz zuckte ich zusammen, als es an der Tür klingelte. Ich sah zu Itachi, der in die letzten Details vertieft war, um den Tisch vorzubereiten. »Ich geh schon«, sagte ich und begab mich auf den Weg zum Flur, um den ersten Gast eintreten zu lassen. Ich öffnete ihm und sah in strahlend blaue Augen, die von einzelnen blonden Strähnen bedeckt waren. Seine Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden, der auf seinem Hinterkopf zusammenlief. »Hi«, grinste er breit. »Ich bin Deidara, Itachis Freund. Du bist bestimmt Naruto, oder?« Ein kleines bisschen hilflos nickte ich und schon spähte Itachi in den Flur. »Hey, komm rein und ziehe die Schuhe aus. Nicht, dass du noch alles voll tropfst«, begrüßte er ihn und ich trat zur Seite, um Deidara ins Innere des Hauses zu lassen. Erst jetzt wurde mir erneut bewusst, dass es ziemlich heftig regnete und ich trat niedergeschlagen von einem Fuß auf den anderen. Als Deidara an mir vorbeiging, sah ich ihm hinterher und Sasuke kam zu mir. »Na, alles klar?«, fragte er mich und legte den Kopf schief, als ich nicht sofort reagierte. »Naru?« Ich schüttelte den Kopf, um meine negativen Gedanken zu vertreiben und sah ihm in die fast schwarzen Augen. »Ja? Was ist denn?« Kurz blinzelte ich, denn ich versuchte in meinem Kopf das Gespräch zu rekonstruieren. »Ach, eigentlich ist alles in Ordnung«, sagte ich und lächelte ihm entgegen, um ihm nicht noch mehr Sorgen zu bereiten. »Lass uns zu Itachi und … seinem Freund gehen. Nicht, dass sie noch unanständig werden.« Mit dieser Aussage bescherte ich Sasuke ein Lächeln auf die Lippen. »Ja, vermutlich hast du recht.«   Gemeinsam liefen wir zu den beiden und Deidara grinste uns breit an. »Und du bist Sasuke?«, wandte der Blonde sich an meinen Freund. Dieser nickte und zog überrascht eine Augenbraue nach oben. »Itachi hat scheinbar viel von uns erzählt?«, erkundigte Sasuke sich und sah dabei nicht nur Deidara an, sondern auch seinen Bruder. Er fuhr sich ertappt durch das lange schwarze Haar und sah verlegen zur Seite. »Er redet viel, wenn man nicht dafür sorgt, dass sein Mund beschäftigt ist«, sagte Deidara und begann daraufhin amüsiert zu lachen. »Wobei es mich nicht stört, ihn und seinen Mund zu beschäftigen.« Bei dem letzten Satz zwinkerte er seinem Freund entgegen. Ich konnte mir ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Vor meinem geistigen Auge konnte ich mir ziemlich gut vorstellen, was Deidara meinte und wie er Itachi meistens beschäftigte. Doch ich schüttelte den Kopf, um diese Bilder wieder aus meinem Kopf zu vertreiben. Ich sollte mir das nicht vorstellen! Es war eine Sache zwischen Itachi und Deidara, und nichts, was mich etwas anging!   »Was haltet ihr davon, wenn wir die Geschenke verteilen?«, erkundigte sich Itachi, ehe er Deidara mit dem Ellenbogen in die Seite stieß, damit dieser aufhörte, so dämlich zu grinsen. »Ey!«, erwiderte er und hielt sich die Seite. »Was sollte das denn?!« »Du bist doof und grinst bescheuert dämlich«, seufzte Itachi und sah dann wieder in unsere Richtung. »Also, was haltet ihr davon, die Geschenke zu verteilen?« Ich nickte und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. »Ja, warum denn nicht? Ich muss sie nur schnell holen«, sagte ich und stand bereits auf. Auch Sasuke richtete sich auf und folgte mir. Ich ging in unser Zimmer und an einen kleinen Schrank, den Sasuke mir einmal freigeräumt hatte, um mir Stauraum zu schaffen. »Bekomme ich denn von dir etwas Schönes?«, hauchte er mir ins Ohr, als ich mich wieder hinstellte und dabei die kleinen Geschenke in der Hand hielt. Mich überfiel augenblicklich eine Welle der Gänsehaut und ließ mich zusammenzucken. »Wer weiß«, hauchte ich leise. »Vielleicht bekommst du auch gar nichts.« Ich drehte mich zu ihm und küsste ihn kurz auf die Wange, bevor ich mich wieder auf den Weg ins Wohnzimmer machte und schlagartig im Türrahmen stehen blieb.   Mein Blick fiel auf Deidara, der vor Itachi kniete und diesem tief in die Augen sah. Itachi hatte die Hände vor dem Mund zusammengeschlagen und hielt sichtlich den Atem an. Deidara holte ein kleines Kästchen aus der Hosentasche heraus und öffnete es. Es kam ein Ring zum Vorschein. Bei diesem Anblick begann mein Herz schneller zu schlagen und ich hielt den Atem an. »Itachi… Wir kennen uns nun seit vielen Jahren, sind erst als Freunde durch das Leben gegangen, doch seit gut zwei Jahren sind wir ein Paar, gehen durch dick und dünn und erleben viele gemeinsame, wunderschöne Momente. Hin und wieder haben wir mal mehr, mal weniger Zeit miteinander, aber ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen…« Itachi konnte noch immer nicht glauben, was gerade geschah und schwieg, während Deidara ihn aus blauen Augen beobachtete und ich schluckte, denn ich wollte wissen, was Deidara noch sagte und wie Itachi reagieren würde. »Ich will mit dir alt werden, dich an meiner Seite wissen und vor allem: Ich will, dass du meinen Namen annimmst und wir eine Familie werden. Und… Und deshalb frage ich dich, ob du mich heiraten möchtest. Würdest du mein Mann werden wollen?« »Ich… Also… Ja… Ja, ich will dein Mann werden!« Itachi rutschte vom Sofa herunter, hinab auf den Boden, wo Deidara kniete und fiel ihm um den Hals. »Ja, ich will dich heiraten«, sagte Itachi und wenige Momente rutschte er einige Zentimeter von ihm weg, um Deidara zu küssen.   Mir stieg die Röte in die Wangen, als ich bemerkte, dass ich die beiden einfach nur beobachtete und fast schon anstarrte. Ich wollte mich zurückziehen, um sie alleine zu lassen, doch ich merkte, dass Sasuke hinter mir stand und mich daran hinderte. »Wir sollten ihnen gratulieren«, flüsterte er mir ins Ohr. »Oh… Ähm… Ja«, stammelte ich und trat dann ins Wohnzimmer, wo ich die beiden aus ihrer Zweisamkeit riss und sie mich ansahen. Schnell wischte sich Itachi mit dem Handballen über die Augen und lächelte mich an. Dann fiel sein Blick auf seinen Bruder und dieser legte eine kleine Kiste zur Seite, um zu ihm zu gehen. »Ich bin froh, dass du glücklich bist«, sagte er und umarmte Itachi kurz, bevor er mit einem finsteren Blick zu Deidara sah. »Wenn du meinem Bruder auch nur in irgendeiner Art und Weise wehtust, dann werde ich dir jeden Knochen brechen und hoffen, dass der Schmerz nur annähernd ähnlich ist.« »Ich habe nicht vor, ihm wehzutun, Sasuke. Dafür liebe ich ihn zu sehr«, erwiderte Deidara und lächelte aufrichtig, als er diese Worte aussprach. Aufmerksam beobachtete ich dieses Schauspiel und gesellte mich dann zu ihnen, sah erst Deidara und dann Itachi an. "Ich freue mich für euch und wünsche euch alles Glück der Welt", sagte ich mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. "Ich möchte euch gerne die Geschenke geben. Es ist nichts Großes, aber ich hoffe, ihr freut euch dennoch darüber." Ich trat einen Schritt zurück, ging zum Sofa, wo ich die Kleinigkeiten kurz abgelegt hatte und ging dann wieder zu ihnen. Zu erst gab ich Itachi den Umschlag, den er sofort öffnete und ein breites Grinsen zeigte sich auf seinem Gesicht. "Als ich den Gutschein gekauft hatte, dachte ich mir, dass es Zeit wird, dir Zeit und Ruhe zu schenken, dir zu ermöglichen, eine Auszeit vom Stress des Alltags zu finden und dich nur um dich selbst zu kümmern. Du musst nur einen Termin ausmachen, dann kannst du dich von Kopf bis Fuß massieren lassen. Allerdings bieten die Frauen keine Happy-End-Massage an." Bei den letzten Worten musste ich kurz lachen, bevor ich auch Deidara einen Gutschein in die Hand drückte. "Ich wusste nicht, was du so magst und Itachi hat nicht viel erzählt, also dachte ich mir, ein Gutschein würde reichen... Wenn nicht, dann kannst du gerne auch noch etwas anderes von mir bekommen." Deidara schüttelte allerdings den Kopf und sah mich aus eisblauen Augen an. "Nein, ist schon gut so", sagte er und nahm den Gutschein dankend entgegen. Dann drehte ich mich zu Sasuke und sah ihm in die dunklen Augen. Mir war klar, mit solch einem Geschenk wie Deidara für Itachi konnte ich nicht mithalten, allerdings hatte mein Geschenk für meinen Freund eine ebenso große Bedeutung. "Hier", sagte ich und reichte Sasuke eine kleine Schachtel. Er zog das Geschenkpapier ab und öffnete die kleine Schatulle. Seine Augen weiteten sich und er nahm den Inhalt heraus. Es war ein Lederarmband, mit einem etwa drei Zentimeter langen Silberstreifen, auf denen zwei Buchstaben graviert waren. Ein "S" und ein "N". Und in der Mitte war ein Herz-Symbol abgebildet. Es sollte unsere Liebe darstellen. Als sein Blick sich auf mich legte, kroch mir die Hitze in die Wangen und ich spürte, wie ich hochrot anlief. "Vielen Dank", flüsterte er, überwandte die Distanz zwischen uns und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. "Es ist perfekt."   Nach einigen Momenten wurden wir wieder ins Hier und Jetzt gezogen, als Itachi uns ansprach. "Ich habe auch noch ein Geschenk für euch", sagte er und lächelte dabei. "Ich dachte mir, da ihr in letzter Zeit ebenfalls viel Stress hattet und vor allem du, Naru, Probleme mit deiner Mutter hattest, könntet ihr ebenfalls eine Auszeit gebrauchen. Unsere Eltern haben am Meer eine kleine Ferienwohnung. Das alte Bungalow, wo wir als Kind mit ihnen waren, Sasuke. Weißt du noch? Vielleicht wollt ihr euch in den kommenden Ferien dort eine schöne Zeit machen?" Sein Blick glitt von seinem Bruder zu mir und ich war im ersten Augenblick unfähig, etwas zu sagen. Dafür ergriff Sasuke das Wort und ich hatte Zeit, mich mit diesem Gedanken anzufreunden. "Ja, ich weiß, was du meinst", sagte Sasuke, nahm meine Hand in seine und verschränkte meine Finger mit seinen. "Ich denke, wir werden auf dieses Angebot zurückkommen. Vielen Dank." Mir stiegen Tränen in die Augen und brannten darin, bevor sie ungehindert über meine Wangen flossen, ehe ich sie aufhalten konnte. "Vielen Dank", stammelte ich leise, bevor ich Itachi einfach um den Hals fiel und mich meinen Tränen ergab. "Es... ist so lange her, dass ich in den Urlaub fahren konnte... Und... Und ich hätte nie gedacht, dass ich... dass so etwas möglich ist..." Ich wusste nicht, ob er meine Worte richtig verstand, als ich immer wieder Schluchzte. "Vielen Dank", sagte ich am Ende noch einmal und merkte, wie er seine Arme um meinen Rücken legte und mich an sich zog. Wie viel Zeit verging und wie lange wir einfach nur so da standen, wusste ich nicht, als ich mich von ihm löste. Mit der Hand wischte ich mir über die Augen und zog meine Nase nach oben, weil ich auf die Schnelle kein Taschentuch fand. "Du warst lange nicht im Urlaub?", fragte Deidara mich. Wahrscheinlich hatte zumindest er die Worte verstanden, die ich eben von mir gegeben hatte. "Nach dem Tod meines Vaters hat meine Mutter sich zurückgezogen und hatte sich in die Arbeit gestürzt, wahrscheinlich um seinen Verlust so wenig wie möglich zu spüren... Naja, ich war die meiste Zeit alleine und in den Ferien hat sie keinen Urlaub bekommen, weil viele andere aus ihrer Abteilung nicht da waren und somit ist der Urlaub zu kurz gekommen... Vor allem, weil meine Mutter meistens meinte, wir hätten nicht das Geld für eine große Reise oder um irgendwohin zu fahren... Deswegen hatte ich mich damit abgefunden, bis ich eigenes Geld verdiente, keinen Urlaub machen zu können", sprudelte es nur so aus mir heraus, bevor ich meinen Mund dazu bringen konnte, endlich still zu halten.   Sasuke legte mir eine Hand auf die Schulter und ich wandte mich zu ihm. "Ich habe auch noch ein Geschenk für dich", sagte er lächelnd und hielt mir etwas entgegen. Ich nahm es an und sah mir die Schachtel an, die er mir gab. Es war in blaues Geschenkpapier eingepackt und als ich es öffnete, sprang mir förmlich ein Foto-Album entgegen. Mit den Fingern fuhr ich über den Einband und strich über die silbernen Buchstaben, die darauf standen: "Für Naruto, meine Liebe, mein Halt, mein Ein und Alles." "Ich hoffe, du kannst die Seiten mit vielen schönen Erinnerungen füllen und die vorhandenen Bilder durch weitere ergänzen." Ich nahm das Album heraus und begann, in diesem zu blättern. Es zeigte die unterschiedlichsten Bilder, die meine schönsten Erinnerungen spiegelten. Zum einen zeigte es einen Moment, den ich vor einiger Zeit mit Sasuke hatte, der Gewinn eines Spiels mit der Fußballmannschaft und noch viele andere Fotos, die mir ein Lächeln auf die Lippen zauberten. "Ja, vielen Dank. Ich denke, damit kann ich etwas anfangen und ich werde versuchen, die Seiten schnell zu füllen." Ich beugte mich zu ihm, küsste ihn kurz und lächelte ihn an, als er mich hinterher ansah. "Ich denke, mit Bildern von dir wird das Album schnell voll", sagte ich zwinkernd. „Aber du sollst nicht nur Bilder von mir darin aufbewahren! Du sollst alles, was dir schöne Erinnerungen beschert, darin aufheben und wenn es Eintrittskarten vom Vergnügungspark sind oder Tickets für Konzerte, Bilder von deinen Eltern oder was auch immer… Es soll alles aufbewahrt werden, damit du es dir in dunklen Zeiten ins Gedächtnis rufen kannst…“, erwiderte Sasuke und sah mich mit seinen dunklen Augen an. „Es soll auch an deine Freunde erinnern und nicht nur an mich. Auch wenn ich mich geschmeichelt fühle, dass du so viele Bilder von mir machen willst. Dennoch ist das nicht der Sinn davon.“   Am Abend lag ich mit Sasuke im Bett und ich kuschelte mich gerade an ihn, als er flüsterte: „Danke für das Geschenk. Ich habe mich sehr darüber gefreut.“ Augenblicklich konnte ich mir das aufkeimende Lächeln nicht verkneifen, bevor ich ihm antwortete. „Das ist doch nicht der Rede wert. Ich muss dir danken. Du hast mir das beste Geschenk gemacht, was ich je bekommen habe.“ Er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn, als ich zu ihm blickte. „Hast du schon eine Idee, wann du das Geschenk von Itachi einlösen willst?“, murmelte Sasuke leise. „Nein. Bisher noch nicht. Er sagte ja, es liegt in einem Ski-Gebiet?“ „Ja, früher, als unsere Eltern noch lebten, waren wir im Winter da und haben Weihnachten oft dort verbracht. Itachi hat mir beigebracht, wie man Snowboard fährt. Am Anfang war ich mich oft auf dem Hintern gelandet. Aber mittlerweile stehe ich ganz gut auf dem Brett.“ Wir begannen, beide zu lachen und ich stellte mir bildlich vor, wie Sasuke hingefallen, vielleicht geweint hatte und wieder aufgestanden war, um es dann noch einmal zu versuchen. „Du hast bestimmt nicht aufgegeben“, sagte ich und sah ihn durch das schwache Licht hindurch an. „Aber du wirst es mir bestimmt ebenfalls beibringen, oder?“ Er nickte, lächelte und hauchte mir einen weiteren Kuss auf die Stirn. „Aber du wirst noch ein bisschen Ausrüstung brauchen, um in der Kälte zu überstehen. Wir könnten in den Winterferien fahren, wenn du willst. Oder wir verschieben es auf den nächsten Winter? Dann kannst du noch ein paar Trockenübungen machen, bevor du dich im Schnee probierst.“ „Du wirst mir schon sagen, was ich alles brauche, um nicht in der Kälte zu erfrieren. Außerdem weißt du am Besten, wann der richtige Zeitpunkt ist, um Ski zu fahren“, sprach ich weiter, als er seine Sätze beendet hatte. „Ja“, sagte er und begann zu gähnen. „Wir sollten schlafen…“, fuhr ich weiter fort, kuschelte mich an ihn und schloss meine Augen. „Es war ein langer Tag…“ „Ja…“, murmelte er, bevor er einschlief und ich kurz darauf ebenfalls ins Reich der Träume wanderte… Kapitel 57: Kapitel 57 – Narus Sicht ------------------------------------ ~ Narus Sicht ~ Ich stieg gerade aus dem Zug, als mein Blick wieder einmal auf meine Uhr am Handy fiel. Es war Mitte Januar, war zu früh am Zielort und hatte noch viel zu viel Zeit. Doch wenn ich einen Zug später genommen hätte, wäre ich wiederum zu spät erschienen. Langsam ging ich zur Straßenbahnstation, orientierte mich, wohin ich musste und wartete dann auf die Bahn, die mich zur Klinik brachte, wo ich meinen neuen Therapeuten für die begleitende, nach den Richtlinien gemäße Psychotherapie kennenlernte. Ich hatte bereits im November einen Termin bei seiner Sekretärin ausgemacht, da Itachi meinte, seine Wartezeit betrug mehrere Wochen, wenn nicht sogar mehrere Monate. Also war ich froh, dass ich im Januar einen Termin bekam, den ich auch mit der Schule abklären konnte.   Als ich dann wieder aus der Straßenbahn trat und direkt vor dem Krankenhaus stand, atmete ich nervös durch und versuchte, meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen, denn es schlug mir bis zum Hals und ließ meine Nervosität bis ins Unermessliche steigen. Ich schloss die Augen, nur um sie wenige Sekunden später wieder zu öffnen und mit gestrafften Schultern das medizinische Gebäude zu betreten. Im ersten Moment war ich ziemlich überfordert, denn ich wusste absolut nicht, in welche Richtung ich gehen musste, also fragte ich mich durch und gelangte am Ende dorthin, wo mein Ziel schon in Sichtweite war. Die Sekretärin von meinem zukünftigen Psychologen saß hinter einem Schreibtisch, der über Eck ging, und tippte etwas in den Computer, der vor ihr stand. Ich klopfte an der offenstehenden Tür und wartete darauf, dass sie mich ansah und mich endgültig hereinbat. „Ja?“, sagte sie und hob ihren Blick vom Bildschirm. Ihre dunklen Haare fielen in Locken über ihre Schulter und umschmeichelten ihr Gesicht. Sie trug eine Brille, war etwas stärker gebaut, aber sie wirkte durchaus sympathisch. „Guten Tag, Uzumaki mein Name. Ich hatte heute einen Termin bei Professor Dr. Wood“, sagte ich und trat langsam in das kleine Büro. Im ersten Moment erinnerte es mich an eine Abstellkammer, denn sonderlich viel Größer wirkte es nicht auf mich. Sie sah auf einen Kalender vor sich, suchte mit dem Finger in der entsprechenden Zeile meinen Namen und blickte dann wieder zu mir. „Genau, da haben wir Sie ja“, sagte sie und deutete mir an, mich auf den freien Stuhl neben dem Schreibtisch zu setzen. „Geben Sie mir bitte Ihre Krankenkarte und die Überweisung.“ Ich gab ihr, was sie verlangte und reichte es ihr. Sie nahm es mir ab und las die Karte in den Computer ein. Dann sah sie auf die Überweisung. „Sie sind das erste Mal hier?“ Auf diese Frage hin nickte ich zur Antwort und sie tippte etwas auf ihre Tastatur. „Frau-zu-Mann- oder Mann-zu-Frau-Transsexualität?“, fragte sie weiter. Im ersten Moment war ich gar nicht in der Lage, die Frage zu verstehen und sie zu begreifen. Aber als ich es verstand, sagte ich: „Frau-zu-Mann.“ „Gut, dann nehmen Sie noch kurz Platz. Der Professor wird Sie gleich aufrufen.“ Ich nickte erneut und stand auf. Kurz bevor ich ging, streckte die Sekretärin den Arm nach mir aus und hielt mir meine Krankenkarte entgegen. Ich nahm sie ihr ab und ging dann in den kleinen Wartebereich, der aus insgesamt sechs Stühlen bestand, einer kleinen Garderobe und einem Tisch mit Zeitschriften bestand. Und er befand sich auf dem langen Flur in einer kleinen Nische. Ich holte mein Handy aus der Hosentasche, entsperrte den Bildschirm und seufzte. Schnell war ich auf den Chat mit Sasuke gegangen, tippte eine Nachricht ein, dass ich gut angekommen war und nun wartete, dass ich aufgerufen wurde, sendete diese ab und dann hörte ich bereits jemanden meinen Nachnamen rufen. Ob er eine Anrede verwendete, hatte ich nicht mitbekommen. Schnell stand ich auf und lief zum Mann, der nach mir gerufen hatte, und sah ihn von oben bis unten an. Er hatte schulterlanges, dunkelgraues Haar, war gut geformt und hatte ein kleines Bierbäuchlein. Dazu trug er eine dünne Lederweste und einen dunklen Pullover. Es hatte den Eindruck, als hätte ich mich in der Abteilung geirrt. „Wood mein Name, guten Tag“, stellte er sich vor und hielt mir eine Tür auf, damit ich ins Innere des Raums dahinter gehen konnte. Wir traten in ein Zimmer, was sehr schmal gehalten war. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch, zwei Stühle, daneben ein kleiner Sessel und in einer Ecke des Raums stand ein alter Computer, ein Schreibtisch und viele Regale, mit noch mehr Zeitschriften und Bücher. Er wies mich an, mich auf einen der Stühle zu setzen und sah mir dann direkt in die Augen. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte er und nahm einen Stift in die Hand, um etwas auf ein leeres Blatt Papier schreiben zu können, sobald ich anfing, zu reden. „Also…“, stammelte ich und ließ meinen Rucksack neben mir auf den Boden sinken. „Ich… Ich war bereits bei einer Therapeutin, die mich begleiten sollte, aber sie kann die Therapie nicht fortführen… und dann bin ich auf Sie gekommen… Sie scheinen mit dem Thema … Transsexualität bereits Erfahrung zu haben…“ „Sie sind also wegen einer Begleittherapie hier?“, erkundigte er sich und ich nickte. „Ja, genau. Ich bin auf dem Weg, ein Mann zu sein. Ich will nicht länger als Frau leben.“ „Haben Sie denn bereits einen Namen, also wie Sie genannt werden wollen?“ „Naruto“, schoss es sofort zwischen meinen Lippen hervor. „Naruto Uzumaki.“ Er nahm sich meine Akte, die noch leer war, und sah auf den Namen, der darauf stand. „Hat ja mit Ihrem aktuellen Namen gewisse Ähnlichkeit.“ Ich seufzte lautlos, denn das war mir bereits bewusst, aber damit konnte ich leben. Ich wollte nur endlich ankommen. Ich wollte endlich meinen Weg ins richtige Leben finden. Er lehnte sich zurück, spielte mit dem Stift und sah mich eindringlich an. „Wie Sie bereits festgestellt haben, habe ich Erfahrung auf diesem Gebiet und das nicht wenig. Sie machen auf mich den Eindruck, als wären Sie sich Ihrer Sache sicher. Also sollte es kein Problem geben, zumindest nicht von meiner Seite aus.“ Er schrieb etwas auf das Papier und sah dann wieder zu mir. „Ich empfehle Ihnen, sich einen Ratgeber zu kaufen. Und da sind Sie nicht der Erste, dem ich ihn empfehle. Und bisher war er immer hilfreich.“ Der Professor stand auf, lief zu einem Regal und holte ein kleines blaugraues Taschenbuch, reichte es mir und ich nahm es ihm ab, um kurz darin zu blättern. Was ich auf den ersten Blick sah, wirkte sehr interessant und das Geld würde ich definitiv investieren. Wahrscheinlich würde es mich auf meinem Weg begleiten können, vor allem dann, wenn ich Hilfe brauchte. Zum Beispiel bei den Anträgen bei der Krankenkasse oder beim Amtsgericht, weil ich meinen Personenstand und Vornamen ändern lassen wollte. Ich sah meinen Psychologen an und nickte, notierte mir auf einem kleinen Zettel die ISBN des Buchs und dann gab er mir noch einige Fragebögen, die ich bis zum nächsten Mal ausfüllen musste.   Nach einiger Zeit stand er auf. Ich sah ihm dabei zu, wie er zu seinem Schreibtisch ging und sich an den Computer setzte. „Wollen wir gleich noch den nächsten Termin ausmachen?“, fragte er mich und zur Antwort nickte ich noch einmal. „Ja, gerne“, erwiderte ich. „Gut, dann...“, begann er, öffnete einen Kalender und dann ging die Suche nach einem Termin, der für ihn und für mich passte, los. Allerdings war schnell einer gefunden und bis dahin sollte ich ihm die Fragebögen ausgefüllt zuschicken. Dann entließ er mich für das erste Mal und ich verabschiedete mich von ihm, sagte, ich würde mich auf das nächste Treffen freuen, und verließ dann das kleine Zimmer. Auf dem Gang atmete ich tief durch, packte die Fragebögen in meinen Rucksack, zog meine Jacke an und lief dann aus dem Gebäude heraus. Dort angekommen, atmete ich die frische Luft tief ein und schloss meine Augen. Ich hatte mir dieses Gespräch schlimmer vorgestellt. Aus einem Gespräch mit einem anderem Transmanns hatte ich mal vernommen, dass er an eine Psychologin geraten war, die ihm sagte, seine Eltern hätten ihn falsch erzogen und irgendwo wäre er vom falschen Weg abgekommen. Über diese Tatsache konnte ich nur den Kopf schütteln. Das lag doch definitiv nicht an der Erziehung oder das man auf dem Weg des Erwachsenwerdens falsch abgebogen war! Ich musste bitter auflachen und sah zum Himmel. Im Moment war ich froh, einen Therapeuten für die Begleittherapie gefunden zu haben und scheinbar verstand er, wie ich mich fühlte.   Ich machte mich auf dem Weg zum Hauptbahnhof, um wieder nach Hause zu kommen. Die Fahrt hierher würde mir auf Dauer auf die Nerven gehen, aber vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, nicht einmal im Monat hierher zu fahren. Vielleicht konnte man den Intervall erhöhen, wenn ich mich ganz klar als Mann identifizieren konnte? Ich würde es das nächste Mal erfragen. Als die Straßenbahn anhielt, stieg ich ein und löste ein Fahrticket. Nach dem ich mir noch einen Sitzplatz ergattern konnte, setzte sich die Bahn auch schon in Bewegung. In gut zwei Stunden würde ich wieder zu Hause sein und dann konnte ich Sasuke und Itachi alles erzählen. Kapitel 58: Kapitel 58 - Narus Sicht ------------------------------------ × Narus Sicht ×   Ich ging gerade freudestrahlend zur Straßenbahn, als ich merkte, dass mein Handy in der Hosentasche vibrierte. Vor wenigen Momenten hatte ich Sasuke geschrieben, er sollte mich anrufen, wenn er fünf Minuten Zeit für mich fand. „Du wirst nicht erraten, was ich gerade in den Händen halte“, sagte ich, als ich das Telefonat entgegen nahm. „Du wirst es mir aber sicher gleich sagen, oder?“ Ich konnte hören, wie er zu grinsen begann. „Ich halte mein Indikationsschreiben in der Hand! Das für die Hormone! Ich muss nur noch einen Termin bei einem Endokrinologen bekommen, damit ich alles weitere klären kann“, rief ich fast schon ins Telefon, weil meine Freude einfach nur so aus mir heraus sprudelte. „So schnell?“, erkundigte sich Sasuke. „Ich dachte, die bekommt man erst nach einigen Sitzungen beim Psychologen?“ „Ja, aber Dr. Wood meinte, ich hätte ganz klare Anzeichen dafür, dass ich ein Mann bin und ich deswegen nicht so oft zu ihm kommen müsste, außer ich hätte starke Probleme. Ansonsten würde es ihm reichen, wenn ich nur einmal im Quartal erscheinen würde. Und da die Fragebögen ebenfalls zeigten, dass ich ein Mann bin und ich mich als solcher fühle, hat er mir heute die Indikation für die Hormonbehandlung ausgestellt!“ Ich merkte, wie ein paar Tränen in meinen Augen brannten, aber nicht aus Kummer oder Trauer, sondern der Freude wegen. Es ging endlich voran und ich kam meinem Ziel, endlich ein Mann zu sein, einen Schritt näher.   Als ich das Gespräch mit Sasuke beendet hatte, sah ich weiter auf das Handy und suchte im Internet nach Endokrinologen, die in der Nähe meines Heimatorts waren. Der Therapeut, der mich jetzt betreute, war schon einige Kilometer weit weg und mit dem Zug nur mit einer relativ langen Fahrtzeit zu erreichen. Selbst das ging mir ja schon auf die Nerven. Aber was wollte ich sonst machen? In der Nähe gab es niemanden, der sich mit diesem Thema auskannte und sich damit befassen wollte. Allerdings fand ich nur einen Arzt, der gut eine halbe Stunde von mir entfernt war. Doch das war erst einmal besser als nichts. Da ich feststellte, dass er gerade in der Mittagspause war, schrieb ich eine E-Mail, um nach einem Termin zu fragen. Es dauerte sehr lange, bis ich eine Antwort erhielt, aber am Abend hatte ich eine E-Mail bekommen. Ich wurde gefragt, was mein Anliegen war und ich schrieb zurück. Am nächsten Morgen bekam ich relativ früh eine erneute Antwort. Mir wurde ein Terminvorschlag gemacht, wurde gebeten, mein Geburtstag anzugeben und eine Überweisung vom Hausarzt am entsprechenden Tag mitzubringen. Mein Herz schlug rasend schnell in meiner Brust und meine Nervosität stieg bereits jetzt schon an.   Einige Monate später war es endlich soweit. Ich stand mit Sasuke vor der Praxis des Endokrinologen. Ich umklammerte die Hand von meinem Freund, krallte mich förmlich in seine Finger und blieb stehen. Er sah mich an und strich mit dem Daumen über meinen Handrücken. „Es wird alles gut werden. Ich bin bei dir“, sagte er leise, kam zu mir, zog mich zu sich und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Lippen. „Ich werde immer bei dir sein, Naru… Immer. Jeden Augenblick, wenn du möchtest.“ Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinem Mund, ehe ich den Kuss zögerlich erwiderte. Nach wenigen Momenten lösten wir uns voneinander, sahen uns tief in die Augen und ich atmete tief durch. „Danke“, sagte ich, als ich mich etwas beruhigt hatte. „Ich denke… Ich bin soweit.“ Er nickte mir entgegen und wir betraten die Arztpraxis. Wir traten auf einen Teppich, der in einem dunklen Rot gehalten war, dunkle Sitzpolster standen verteilt herum, um den Wartebereich zu kennzeichnen. Ich sah zu den Schwestern, die hinter einem hohen Tresen an verschiedenen Computern saßen und auf die Bildschirme blickten. Nachdem die anderen Patienten, die vor mir warteten, sich hinsetzten, trat ich heran und wartete, dass eine der Schwestern mir Aufmerksamkeit zukommen ließ. „Guten Tag“, sagte ich. „Uzumaki mein Name. Ich hatte einen Termin beim Doktor.“ Sie sah auf eine Liste mit diversen Namen, blickte dann wieder zu mir und lächelte in meine Richtung. „Geben Sie mir bitte ihre Chip-Karte und die Überweisung“, erwiderte sie freundlich. Ich nickte, gab ihr, was sie wollte und wartete weiter. „Gut, der Doktor wird sie aufrufen. Bitte setzen Sie sich noch einen kleinen Moment“, meinte sie, als sie mir meine Krankenkarte zurückgab und wies auf den kleinen Wartebereich. Ich nahm ihr diese ab und steckte sie zurück in meine Geldbörse. Dieses landete am Ende achtlos in meinem Rucksack und ich ließ mich mit Sasuke auf dem Polster in einer hinteren Ecke nieder. Ich wollte nicht neben den anderen Personen sitzen, die warteten. Im Augenblick wollte ich einfach nur meine Ruhe haben, meinen Gedanken nach hängen und beobachten, wie das Treiben in der Praxis seinen Lauf nahm.   Es dauerte zwei Stunden bis ich meinen Nachnamen hörte. Sasuke stand zu erst auf und ich hatte Schwierigkeiten, meine Muskeln daran zu erinnern, wie sie funktionieren sollten. Mein Freund hielt mir seine Hand entgegen. Dankend nahm ich sie entgegen, griff nach ihr und zog mich daran auf die Füße. Der Doktor lächelte mich an, reichte mir die Hand und ich schüttelte sie zur Begrüßung. „Guten Tag, Harry Thompson mein Name“, sagte er, während er uns in das Behandlungszimmer brachte, sich an seinen Schreibtisch setzte und mich genau ansah. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Sasuke setzte sich auf einen Stuhl, der an der Wand hinter dem Arzt stand, und ich ließ mich auf dem Stuhl nieder, der sich neben dem Schreibtisch befand, hinter dem der Doktor saß. Ich reichte ihm die Indikation des Psychologen. Er sah sich diese genau an. Wahrscheinlich hätte ich sie schon am Empfang abgeben müssen, aber ich hatte es vergessen. Ich hatte anderes im Kopf, als an das Indikationsschreiben für die Hormone zu denken. Die Nervosität hatte mein Denken vollkommen eingeschränkt. „Ich verstehe“, sagte er und legte das Dokument zur Seite. „Bitte geben Sie es bei den Schwestern ab, damit sie es einscannen können. Dann ist Ihr Original wieder bei Ihnen und sie brauchen keine Kopie mitbringen.“ Ich nickte kurz, bevor ich etwas sagen konnte, fuhr der Doktor weiter fort. „Nun, die Hormonzugabe hat seine Vor- und Nachteile. Aber zu erst die Nebenwirkungen: Das Fett wird sich umverteilen, die Haare können ausfallen, bis hin zum Bluthochdruck, Akne und vermehrte Stimmungsschwankungen können auftreten…“, stoppte er kurz, blickte zu Sasuke, dann wieder in meine Richtung, bevor er weitersprach. „Und nun zu den, für Sie erfreulicheren Wirkungen: der Bartwuchs kann einsetzten, die Behaarung allgemein wird mehr, die Stimme wird tiefer, das Gesicht markanter, kantiger und Ihr Auftreten wird männlicher, weil der Körper die Muskeln ebenfalls ein kleines bisschen mehr aufbaut. Auch kann das Wachstum noch einmal angeregt werden, da sich die Knorpel verdicken. Aber das muss nicht passieren. Außerdem wird Ihre Periode womöglich ausbleiben. Allerdings ist dies keine Garantie, dass Sie nicht Schwanger werden. Testosteron ist kein Verhütungsmittel.“ Ich hörte seinen Worten aufmerksam zu, begann zu grinsen, als ich mir vorstellte, was das Testosteron wohl mit mir anstellen würde. Allerdings, als das Thema auf die mögliche Schwangerschaft und die Verhütung kam, spürte ich, wie die Hitze in meine Wangen schoss und ich konnte im ersten Moment nichts weiter dazu sagen. „Aber wir werden Ihnen erst einmal Blut abnehmen, einen Langzeitwert des Blutes messen und sehen, ob Sie sonst soweit gesund sind“, riss er mich aus den Gedanken und nickte wieder einmal. „Okay“, sagte ich nur. „Und wie wird es dann weiter gehen?“ „Nun, in einem Monat kommen Sie wieder hierher, dann sollten alle Ergebnisse vom Blut zurück sein und dann werden wir mit einem Gel anfangen. Es gibt auch noch die Möglichkeit, Ihnen eine Art Depot zu spritzen, aber für den Anfang empfehle ich das Gel. Es ist sanfter für den Einstieg.“ „Klingt gar nicht so verkehrt“, sagte Sasuke, der dem ganzen Gespräch nur zuhörte und sich bisher nicht geäußert hatte. „Sie sind nicht der erste Transmann, der bei mir in Behandlung ist. Und bisher bin ich mit diesem Verfahren ganz gut voran gekommen. Und der Einstieg in die Hormonbehandlung hat langsam begonnen.“ Er nahm sich einen Zettel, schrieb etwas darauf, was ich aber nicht deuten konnte, und dann stand er auf, wies mich an, ihm zu folgen. „Setzen Sie sich bitte noch einmal“, sagte er zu mir, ging dann zu einer Schwester und besprach mit ihr etwas.   Nach wenigen Minuten wurde ich wieder aufgerufen, stand auf und Sasuke meinte, er würde dieses Mal hier warten. Also schluckte ich, atmete tief durch und ging zur Schwester. Ich ließ die Behandlung über mich ergehen, wartete, was passierte und vereinbarte am Ende noch einen neuen Termin mit ihr, damit ich in einem Monat wieder hierher kommen konnte, um wieder mit dem Doktor sprechen zu können. Als alles geklärt war, lief ich wieder zu Sasuke und sah ihm in die dunklen Augen. „Wir können gehen“, sagte ich und lächelte ihn an, als er aufstand und von oben zu mir herunter blickte. „Gut. Ich bekomme langsam Hunger“, lachte er leise. „Ja, ich auch. Ich sollte ja nüchtern hierher kommen. Aber du hättest heute Morgen ruhig etwas essen können, wirklich.“ „Ich wollte aber nicht“, sagte er, nahm unsere Jacken von der Garderobe und hielt mir meine entgegen.   Ungefähr einen Monat später stand ich alleine vor der Arztpraxis, atmete tief durch, bevor ich die Tür öffnete und ins Innere der Praxis trat. Ich reichte der Schwester wieder meine Chip-Karte entgegen, die diese allerdings nicht wollte, also konnte ich mich gleich in den Wartebereich begeben und warten. Dieses Mal dauerte es keine Stunden, bis ich an der Reihe war, sondern nur einige Minuten. Ich hatte nicht damit gerechnet, so schnell an der Reihe zu sein, denn ich hatte mir ausgerechnet heute ein spannendes Buch mitgenommen, um die Zeit zu überbrücken. Als mein Name erklang, stand ich auf und lief zum Doktor, der mich wieder ins Behandlungszimmer führte. Wir setzten uns und er öffnete meine Akte, las sich durch, weswegen ich da war und dann blickte er auf die Werte, die aufgelistet waren. „Ich denke, es spricht nichts dagegen, Ihnen das Rezept für das Gel auszuschreiben“, begann er und ich konnte ein strahlendes Lächeln nicht unterdrücken. Ich bekam endlich die Hormone, die ich mir so sehnlichst wünschte, dass ich es jetzt kaum glauben konnte. Es war endlich soweit und ich konnte meinen Körper langsam an mein gefühltes Geschlecht angleichen. „Vielen Dank“, sagte ich und wusste nicht einmal, weswegen ich mich gerade bedankte. „Sie müssen mir nicht danken. Es ist mein Job und wenn Sie sich dann umso besser fühlen, dann soll mir das recht sein“, erwiderte er. Er füllte das Rezept aus, gab es mir und fast wären mir die Tränen gekommen, als ich es endlich in den Händen hielt. Doch zum Glück konnte ich sie zurückhalten, so dass er sie nicht sah.   Jetzt musste ich es nur noch zur Apotheke bringen, damit ich es eventuell direkt mitbekam oder am nächsten Tag abholen musste. Leider kam es zu dem Punkt, dass ich es erst am nächsten Tag abholen konnte und ich mich einen weiteren Tag gedulden musste. Als ich das Testosteron-Gel am nächsten Tag abholte, schrieben wir den 17. Juni. Es sollte der Tag werden, an dem sich mein Leben veränderte, an dem mein neues Leben begann und ich mich endlich verändern würde.   Am 18. Juni fing ich am Morgen an, das Gel nach Anleitung aufzutragen und einwirken zu lassen. Es gab verschiedene Höhen, in denen das Gel aufgetragen werden sollte und ich strich die erste Dosis voller Vorfreude auf, in der Hoffnung, bald eine Veränderung zu bemerken. Mein nächster Schritt würde die Vornamens- und Personenstandsänderung sein. Und dann würde ich meine Antragstellung für die Operationen in Angriff nehmen. Doch bis dahin würden noch einige Monate vergehen, denn die Begleittherapie ging aktuell erst knapp sechs Monaten. Kapitel 59: Kapitel 59 - Narus Sicht ------------------------------------ ~ Narus Sicht ~   Ich lebte nun schon einige Monate mit Sasuke und Itachi zusammen und mittlerweile hatte ich das Gefühl, ich würde jeden Tag ein bisschen mehr bei ihnen einziehen. Am Anfang hatte ich gedacht, es wäre nur für eine kleine Weile, aber jetzt überlegte ich, Itachi bald zu fragen, ob ich wirklich bei ihnen einziehen durfte. Meine Mutter hatte nach meinem achtzehnten Geburtstag erneut versucht, sich mit mir in Verbindung zu setzten. Doch ich stieß sie von mir weg, weil ich nicht erneut mit ihr in Streitereien geraten wollte. Allerdings… Ich hatte mir vorgenommen, wenn ich weit genug voran geschritten war und ich mein Leben halbwegs in Griff hatte, mich mit ihr auszusprechen. Und bis dahin würde ich ihr wenn dann nur auf ihre Nachrichten antworten, wenn sie mir schrieb. Auch wusste ich, dass es keine Endlösung war, aber für eine Aussprache hatte ich im Moment noch nicht die Kraft. Gerade musste ich alles, was ich habe, in meinen weiteren Weg stecken. In die kommenden Anträge, in die bevorstehenden Operationen und in die Zeit, in der ich mich noch in Geduld üben musste.     „Naru?“, rief Sasuke durch das Haus und ich zuckte zusammen. Ich war vollkommen in meinen Gedanken versunken. „Ja?“, erwiderte ich. „Was ist denn?“ „Wir müssen los! Das Training beginnt bald.“ Die Antwort hallte durch das Haus und ich seufzte ein bisschen genervt. „Bin gleich da“, rief ich zurück. Mit der Hand fuhr ich mir durch das Haar. Es war einfach manchmal nervenraubend. Auch wenn ich gerne mit ihm und Itachi zusammen bin, so genoss ich doch ab und zu die paar Minuten, die ich alleine war. Ich brauchte wirklich meine Ruhe und wenn Sasuke mich meistens unter Druck setzte, dann nervte es mich einfach nur. Allerdings ließ ich es mir nicht anmerken. Ich wollte nicht, dass auch noch zwischen Sasuke und mir Streit herrschte. Diesen bitteren Beigeschmack schluckte ich herunter und nahm einfach hin, dass es so war. Jetzt musste ich mich beeilen. Ich fuhr mir noch einmal durch das Haar, schnappte mir meine Sporttasche und eilte die Stufen zu Sasuke herunter. „Sorry, dass du warten musstest“, sagte ich schnell und sah ihm kurz in die dunklen Augen. „Lass uns zum Training gehen.“ Ich lächelte, nahm seine Hand in meine und lief mit ihm zum Fußballplatz. Es wusste niemand, dass ich biologisch eine Frau war, außer der Trainer, Kiba und Sasuke. Seitdem mein Name auch auf dem Papier geändert war, durfte ich mittlerweile sogar an Spielen teilnehmen. Meistens hatte mich der Trainer nur in der zweiten Halbzeit eingesetzt, aber das spielte für mich keine Rolle. Hauptsache ich konnte mein Team unterstützen, wo ich es auch immer konnte. Es störte niemanden, dass ich nicht die kompletten 90 Minuten auf dem Platz stand. Es störte nicht, dass ich nicht die beste Ausdauer hatte, aber ich war immer zur Stelle, wenn ich gebraucht wurde. Durch meine fehlende Größe, weil ich nun einmal nur knapp einen Meter siebzig groß war, verloren mich viele Spieler aus den Augen und so gelang es mir meist, ihnen den Ball abzunehmen und somit unserem Team dadurch einen Vorteil zu verschaffen.     Natürlich kam dann alles anders, als ich es mir bis zu diesem Zeitpunkt vorstellte. Bis ich den Antrag für die Vornamens- und Personenstandsänderung abschicken konnte, vergingen noch einige Monate. Ich kam einfach nicht dazu, beim zuständigen Amtsgericht anzurufen, zu erfragen, an wen ich mich wenden müsste und welche Unterlagen gefordert waren. Doch… Als ich es endlich zu Papier gebracht hatte, las ich mir noch einmal genau durch, was ich geschrieben hatte. Ich reichte Itachi den Laptop, damit er ebenfalls noch nach Fehlern suchen konnte. Allerdings schüttelte er auf meine Frage, ob er welche gefunden hatte, nur den Kopf und gab mir den tragbaren Computer wieder zurück.  „Wenn du willst, dann leihe ich dir das Geld, damit du nicht auf die Prozesskostenbeihilfe angewiesen bist. Es ist immer ein furchtbares Hin und Her und wenn du Pech hast, musst du alles zurückzahlen“, sagte er. „Was?“, fragte ich verwirrt, blinzelte entsprechend und verstand nicht, was er von mir wollte. „Das… Das kann ich nicht annehmen.“ „Oh doch“, mischte sich nun auch Sasuke ein, der gerade das Wohnzimmer betrat. „Du kannst. Du wirst es tun, denn sonst rede ich kein Wort mehr mit dir.“ Meine Augen weiteten sich. Ich wusste, es war nur Spaß. Dennoch hatte ich Angst, dass er diese Drohung wahrmachte. „Aber das wird bestimmt in den vierstelligen Bereich gehen“, versuchte ich dagegen zu argumentieren. „Das kann ich wirklich nicht annehmen.“ Itachi sah mich jetzt aus dunklen Augen an, ließ die Lippen zu einer schmalen Linie werden, bevor er sagte: „Kannst du nicht einfach mal ein Angebot dankend annehmen? Wie kann man nur so stur sein? Du kannst doch einfach sagen „Ich werde es mir überlegen, danke, Itachi“ oder du sagst „Danke, ich würde gerne darauf zurückkommen, wenn ich weiß, was auf mich zukommt“. Ist das denn nur so schwer?“ Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und ich rutschte unruhig auf meinem Sitzplatz hin und her. Er hatte recht, vollkommen nachvollziehbar war es schon, was er sagte. Ich nahm nicht gerne Hilfe von anderen an. Aber wahrscheinlich war es besser, ich würde dieses Mal auf Itachi hören und sein Angebot annehmen. „Ich kann ja nochmal darüber nachdenken“, sagte ich zum Schluss und las mir noch einmal durch, was ich geschrieben hatte. „Danke.“ „Geht doch“, kam es von Sasuke, der sich mittlerweile neben mich auf das Sofa gesetzt hatte. „Manchmal bist du wirklich stur…“ Er konnte sich ein kurzes Lachen nicht länger verkneifen. „Aber wenn du nicht wärst, wie du wärst, wärst du nicht du“, sagte er weiter, nachdem er sich etwas beruhigt hatte. Auf seinen Lippen lag immer noch ein Lächeln. Noch bevor ich etwas sagen konnte, zog er mich zu sich und legte einen Arm um meine Schultern. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich, wie Itachi aufstand und das Wohnzimmer verließ. Ich konnte mich also jetzt vollkommen auf Sasuke konzentrieren, ohne Bedenken zu haben, dass Itachi uns die ganze Zeit zusah. „Du sagst also, ich soll sein Angebot annehmen?“, flüsterte ich, ehe ich zu ihm nach oben sah. „Ich denke, wenn er es nicht gerne für dich machen würde, hätte er es nicht vorgeschlagen. Du solltest seine Hilfe entgegennehmen und ihm dankbar sein. Ich glaube, bei einer anderen Person würde er es nicht tun.“ Er strich mit dem Finger über mein Kinn und ich zog den Kopf schüttelnd zurück. „Das krabbelt“, beschwerte ich mich. „Ich kann es mir vorstellen. Immerhin wachsen dir kleine Härchen am Kinn“, grinste er und fuhr noch einmal mit dem Zeigefinger über dieses. „WAS?“, entwich es mir erschrocken. „Wirklich?“ Ich sprang förmlich auf, lief in das kleine Bad im Erdgeschoss und sah in den Spiegel. Tatsächlich! Mir wuchsen die ersten Barthaare! Und ab diesem Moment wich mir das breite Grinsen bis zum Abend nicht mehr aus dem Gesicht. „Unmöglich“, sagte ich zu mir, strich mit dem Finger über die kleinen Härchen, die aus meinem Kinn wuchsen, als wäre alles nur ein unwirklicher Traum. Ich konnte es noch immer nicht fassen. Aber das Testosteron schlug an. Mein Körper begann endlich, in die richtige Richtung zu gehen und sich nach meinen Vorstellungen zu entwickeln. Mein Endokrinologe hatte gesagt, wenn ich meinen Gel-Vorrat geleert hatte, dann würden wir auf die Spritze umsteigen. Eine Depot-Spritze, die mir aktuell alle zehn Wochen gespritzt werden musste. Es war deutlich angenehmer, als die Tatsache jeden Morgen das Gel aufzutragen. Zumal ich es in den ersten Tagen ein oder zwei Mal vergessen hatte. Allerdings habe ich es im Laufe des Tages dann immer wieder nachgeholt. Das meiste, was mich daran genervt hatte, war, dass Sasuke mich dann kurz nicht berühren durfte und meine Haut an den Stellen, wo ich es auftrug, extrem trocken wurde. Nächste Woche wurde mir die Spritze das zweite Mal verabreicht. Als die Spritze in meine Haut gestochen wurde, hatte ich einen kleinen Schmerz verspürt, als das Serum, wenn man es als solches bezeichnen konnte, injiziert wurde, spürte ich nichts. Nur, als ich auf dem Weg nach Hause war, spürte ich einen Schmerz. Aber innerhalb der nächsten ein bis zwei Tagen war dieses Gefühl auch verschwunden. Immerhin wurde eine Flüssigkeit direkt in den Muskel gespritzt. Natürlich durfte dieser sich dann geärgert fühlen und sich bemerkbar machen. „Und? Wie fühlt es sich an?“, erklang hinter mir Sasukes Stimme. Aus dem Spiegel heraus sah ich ihm entgegen und lächelte breit, als ich mich zu ihm drehte. „Es ist einfach unglaublich. Ich kann es kaum in Worte fassen…“, flüsterte ich, bewegte mich auf ihn zu und umarmte ihn einfach. Er strich mir über den Rücken, drückte mich sanft an sich und küsste mich kurz auf die Stirn. „Ich glaube, ich bin glücklich“, sagte ich leise, nachdem wir einfach so eine kleine Weile da standen und einfach die Nähe des anderen genossen. „Das freut mich“, erwiderte Sasuke leise, ehe er mich von sich schob und wir wieder zurück ins Wohnzimmer liefen. „Ich denke, es ist der richtige Weg, den du gehst. Irgendwann kommst du an den Punkt, wo du mit dir zufrieden bist.“ Er ließ sich wieder auf das Sofa sinken und ich tat es ihm gleich, kuschelte mich sofort an ihn und schloss meine Augen. Ja, er hatte recht. Vielleicht sollte ich einfach das Angebot von Itachi annehmen, das Geld bei ihm leihen und so die Vornamens- und Personenstandsänderung bezahlen. Bei ihm konnte ich es wahrscheinlich einfacher zurückzahlen als beim Staat. Bei Itachi könnte ich wenigstens eine Rate aussitzen, wenn es bei mir knapp werden würde. Konnte ich das zum Beispiel auch bei der Prozesskostenbeihilfe?   Ich wartete geduldig in der Warteschlange, vor dem Postschalter, als ich neben mir eine bekannte Stimme hörte. „Naru?!“, erklang Kibas Stimme und ich wandte mich zu ihm. Er lief zu mir und strahlte über das ganze Gesicht. Neben Kiba stand ein kleiner, weißer Schäferhund und wedelte fröhlich mit der Rute. Er hatte braune Ohren, die ihn merkwürdigerweise unwiderstehlich und vollkommen niedlich wirken ließen. Und die rechte Vorderpfote war ebenfalls braun. Wahrscheinlich war es kein reinrassiger weißer Schäferhund. Aber dennoch passte es zu ihm. Es machte ihn eben zu einem echten Unikat. Im nächsten Moment hockte ich mich hin, strich dem weißen Schäferhund kurz über den Kopf und stand wieder auf.  „Na, wie läuft’s bei dir?“, erkundigte Kiba sich. „Ich will einen Brief abgeben“, erwiderte ich und zeigte ihm, wohin der Brief ging. „Ist es bei dir endlich soweit?“ Ich nickte zur Antwort. „Ja, dann müssen die nur noch die Gutachter bestimmen, ich muss die Termine wahrnehmen und dann muss alles wieder zum Amtsgericht, damit ich weiß, wie es weiter geht“, erklärte ich. Im nächsten Moment hockte ich mich hin, strich dem weißen Schäferhund kurz über den Kopf und stand dann wieder auf. „Hat sich dein Wunsch endlich erfüllt?“, fragte ich und Kiba nickte mir zu. „Ja, meine Eltern haben es mir endlich erlaubt, mir einen Hund zu holen. Und du wirst es nicht glauben, obwohl Akamaru nur zwei Wochen bei mir ist, er folgt mir dorthin, wo immer ich auch hingehe. Er mag sogar Hinata“, grinste er. „Und, auch wenn sie es nicht offen sagt, sie liebt ihn. Die beiden sind unzertrennlich, wenn sie zusammen sind.“ „Das klingt gut“, lächelte ich und erwiderte das Strahlen von Kiba. „Und wie läuft es sonst so? Also mit dir und Hinata?“ „Wir sind zusammen“, sagte Kiba leise und auf seinen Wangen bildete sich ein roter Schimmer. „Also… so richtig zusammen.“ „Das ist ja toll!“, stieß ich viel zu laut aus und sprang fast vor Freude in die Luft. Doch ich hielt mich zurück und rutschte einen Schritt voran, als ich merkte, dass ich eine viel zu große Lücke hinterlassen hatte. „Ich warte draußen. Ich glaube, ein so großer Hund wird hier nicht gerne gesehen“, sagte Kiba und ließ mich dann alleine zurück. Es dauerte nicht mehr lange und ich konnte mein Brief abgeben. Jetzt hieß es für mich nur noch, dass ich warten musste und hoffen brauchte, dass alles in Ordnung war und ich nicht irgendetwas nachreichen musste. Ich hatte alles hinzugefügt, was ich aus dem Internet herauslesen konnte. Die Meldebescheinigung, die Kopie vom Ausweis und die Kopie der Geburtsurkunde. Außerdem hatte ich im Antrag geschrieben, dass ich die Kosten selbst tragen und die Prozesskostenbeihilfe nicht beantragen werde. Es sollte also alles recht schnell gehen, oder?   Als ich aus der Post heraustrat, sah ich Kiba, der mit seinem Hund neben der kleinen Treppe wartete. Ich ging zu ihm und lächelte ihn an. „So, alles erledigt“, verkündete ich. „Was hast du jetzt noch vor?“ „Ich wollte Hinata abholen. Willst du mitkommen? Sie würde sich freuen, dich wiederzusehen.“ Ich nickte. „Ja, gerne. Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen“, sagte ich, während wir uns in Bewegung setzten und zum Café liefen, wo sie arbeitete. Mittlerweile hatte ich erfahren, dass es ihren Eltern gehörte und sie dort an ihren freien Nachmittagen arbeitete. Sie wollte sich etwas nebenher verdienen und nicht nur auf das Taschengeld von ihren Eltern angewiesen zu sein. Und wenn ich es richtig verstanden hatte, dann hatte ihr Vater mittlerweile nichts mehr dagegen, wenn sie mit Kiba zusammen war. Als wir vor dem Café zum Stehen kamen, stand Hinata bereits davor und strahlte ihren Freund an. Sie kam auf uns zu, umarmte mich kurz, wandte sich dann aber schnell zu Kiba und küsste ihn fast schon schüchtern. Doch als sie sich von ihm lösen wollte, zog Kiba sie enger an sich und vertiefte den Kuss. Ihm war es egal, dass ich dabei war. Hinata war es allerdings sichtlich unangenehm. Sie war hochrot im Gesicht, als sie sich wieder voneinander lösten. „Ich lass euch beide dann mal alleine. Ich muss auch nach Hause. Es war schön, dich wiederzusehen, Hinata“, sagte ich lächelnd und verabschiedete mich dann von ihnen. „Bis bald“, rief mir Kiba noch hinterher, ehe wir in getrennte Richtungen aufbrachen. Die beiden gaben ein wirklich schönes Paar ab und ich freute mich für sie, dass sie glücklich waren. Sasuke wartete zu Hause bestimmt schon auf mich und ich hatte noch ein bisschen Zeit mit ihm alleine, bis Itachi von seiner Schicht nach Hause kommen würde. Ich musste mich also beeilen, wenn ich noch gemeinsame Zeit mit meinem Freund haben wollte. Kapitel 60: Kapitel 60 - Narus Sicht ------------------------------------  × Narus Sicht ×   Ich kam gerade nach Hause, als Sasuke bereits im Flur stand und sich gerade die Schuhe anzog. „Ah, du bist wieder da“, lächelte er mir entgegen. Verwirrt hob ich eine Augenbraue nach oben. „Gehst du weg? Soll ich mit kommen?“ Er schüttelte den Kopf, als er antwortete: „Ja und nein, ich muss Itachi nur ein paar Wechselsachen bringen. Er muss wohl mal wieder eine Doppelschicht machen. Ich werde mich beeilen.“ Jetzt fiel mir die Tüte auf, die neben ihm auf dem Fußboden stand und ich lächelte Sasuke an. „Gut, dann bereite ich das Essen vor oder wollen wir ausnahmsweise nachher etwas bestellen?“ „Wegen mir kannst du auch etwas kochen. Aber bitte hinterlasse die Küche nicht wieder im Chaos… Ja, Itachi hat mir damals alles erzählt“, lachte er, verabschiedete sich anschließend rasch von mir und ließ mich alleine.   Als ich alleine war, ging ich nach oben, um mich zu duschen und frische Kleidung anzuziehen. Dann lief ich wieder nach unten, ging in die Küche und sah mir an, was wir alles da hatten. „Mhm…“, überlegte ich laut. „Ich könnte uns auch einen Kuchen backen…“ Doch ich verwarf diese Idee wieder, als ich bemerkte, dass die Milch nicht ausreichen würde. Und Sasuke beauftragen, neue Milch zu kaufen, wollte ich nicht. Dann würde ich den Kuchen einfach wann anders backen. Also sah ich mir noch einmal an, welche Möglichkeiten ich hatte und entschied mich am Ende einfach dafür, uns Sandwiches zu machen, wenn Sasuke zurückkam. Bis dahin könnte ich mich damit befassen, wie ich den Antrag für das Amtsgericht fertig machen konnte. Auch wenn ich diesen ganzen Papierkram überhaupt nicht mochte, so musste es doch erledigt werden. Denn… So wie es aktuell war, so konnte es nicht bleiben. Ja, mittlerweile bekam ich meine Hormone und fühlte mich bereits jetzt schon ausgeglichener, aber es half mir dennoch nichts, dass mein Vorname noch auf mein weibliches Dasein hinwies. Ich wollte endlich auch offiziell als Mann leben und wahrgenommen werden.   Als ich den Laptop gerade hochgefahren hatte, stolperte ich bei der Suche nach Vorlagen für den Antrag im Internet, auf einen interessanten Artikel las ihn mir durch. Ich begann, mit einer Person zu schreiben, die den Beitrag kommentiert hatte, weil mir gefiel, wie sie darüber dachte.     Naru: „Hey, mein Name ist Naruto. Mir gefällt, was du zum Beitrag denkst und ich würde mich freuen, wenn wir uns vielleicht ein bisschen unterhalten könnten?“     Ich schickte die Nachricht ab und dauerte nicht lange, bis mir mein E-Mail-Account symbolisierte, dass ich eine neue Mail bekommen hatte und öffnete sie auch gleich.     Saskia: „Hallo Naruto, es freut mich, dass dir gefällt, was ich dazu geschrieben habe. Ja, wir können gerne, ein bisschen schreiben. Wollen wir hier schreiben oder kennst du noch andere Plattformen, wo man einfacher tippen kann? Liebe Grüße, Saskia“     Diese Aussage amüsierte mich und ich gab einige Vorschläge, wo man schreiben konnte, denn diese ganze Sache, dass man ein neues Fenster öffnen musste, um eine Nachricht zu verfassen und sie abzuschicken, war auf Dauer ziemlich lästig. Ich war froh, als wir im späteren Verlauf eine gute Alternative gefunden hatten und dann begannen wir dort zu schreiben und mein Vorhaben, den Antrag für das Amtsgericht zu verfassen, verschob sich noch ein bisschen nach hinten.   Dies war nun bereits einige Wochen her und ich schrieb fast täglich mit Saskia. Es stellte sich heraus, dass man sie auch Tammy nannte. Warum sie diesen Spitznamen hatte, wo er doch nicht viel mit ihren Namen zu tun hatte? Es lag an einem RPG, einem Rollenspiel, was man in schriftlicher Form führen kann. Sie hatte eine Rolle übernommen, die eben diesen Namen hatte und … auch wenn es merkwürdig war, so merkte ich mir diesen Namen besser im Zusammenhang als ihren richtigen Namen. Sasuke wusste, dass ich mit ihr schrieb und fand es vollkommen in Ordnung, dass ich mich mit jemand austauschte.   Mittlerweile hatte ich den Antrag für die Änderung des Vornamens und des Personenstandes zum Amtsgericht geschickt und wartete sehnsüchtig darauf, dass ich einen Brief von ihnen bekam, in denen mir die Gutachter genannt wurden und ich erfuhr, was ich bezahlen musste. Oder eher, wie hoch die Summe war, die ich mir von Itachi leihen konnte.     Naru: „Wollen wir nachher noch ein bisschen am RPG schreiben? Ich muss mich ein bisschen ablenken.“     Ich schrieb diese Nachricht an Tammy und nur wenig später antwortete sie mir, dass sie am Abend gerne dazu bereit wäre und ich mich melden sollte, sobald ich Zeit hatte. Es half mir, mich abzulenken, bevor ich zu viel nachdachte. Immerhin konnte ich mit Sasuke am Ende doch nicht über alles reden, auch wenn ich das vielleicht sollte. Aber … manchmal brauchte ich einfach, jemand, der von außen auf alles blickte und sich eine Meinung bildete...   Es vergingen etwa noch zwei weitere Wochen, bis ich den Briefkasten öffnete und einen Brief herausholte, der an mich adressiert war. Augenblicklich zeichnete sich ein unglaubliches Strahlen auf meinen Lippen ab und als ich sah, wer der Absender war, wurde das Lächeln sogar noch eine Spur breiter. „Sieh mal, was ich hier habe!“, rief ich, als ich wieder in den Flur trat und die Tür hinter mir schloss. Sasuke steckte neugierig den Kopf in den Flur, als er mich hörte. „Oh, was denn? Oder willst du es mir nicht sagen?“, fragte er. „Willst du es denn wissen?“, grinste ich weiter und lachte kurz. „Sonst würde ich nicht fragen, oder?“ Ich trat mit ihm ins Wohnzimmer, wo er sich auf das Sofa setzte und ich mich auf seinem Schoß niederließ, als ich den Brief endgültig öffnete. Mit den Augen überflog ich die Worte, die auf das Papier gedruckt war und las es noch ein zweites Mal, um sicher zu sein, was dort stand. „Die Gutachter sind benannt worden und ich soll das Geld innerhalb von zwei Wochen überweisen“, erklärte ich nach einiger Zeit, in der Sasuke mir einfach nur schweigend über den Rücken strich. Itachi steckte gerade den Kopf durch die Tür, als er den Rucksack von seinen Schultern gleiten ließ. „Wer soll überwiesen werden?“, fragte er. Ich hob den Brief nach oben, wobei mir klar war, dass er die Schrift nicht lesen konnte. „Das Amtsgericht hat geschrieben. Ich soll das Geld innerhalb von zwei Wochen überweisen“, erklärte ich auf seine Frage hin. „Oder eher … wir beide zusammen?“ Er nickte, lächelte und verschwand nach wenigen Momenten wieder in den Flur, um seinen Weg weiter fortzusetzen. „Bekommen wir schon hin“, rief er, bevor er in irgendeinem Zimmer verschwand und ich nichts mehr wahrnehmen konnte. „Du hast wirklich einen tollen Bruder“, stellte ich mal wieder fest, lehnte mich näher an Sasuke und schloss die Augen, nachdem ich meinen Kopf auf seine Schulter gelegt hatte. „Und du bist der Beste.“   Ich löste mich nach einiger Zeit aber wieder von ihm, ging nach oben in unser Zimmer und nahm mir meinen Ordner, den ich für meinen Weg angelegt hatte, in die Hand. Ich klappte ihn auf, lochte mein neustes Dokument und heftete es weg. Dabei fiel mein Blick auf das Schreiben, welches ich vor einiger Zeit ans Amtsgericht geschickt hatte…         „Sehr geehrte Damen und Herren,   ich beantrage, geb. als Naruko Uzumaki am 10.10.19XX in ABC, die Änderung meines Vornamens in „Naruto“. Ich bin Frau-zu-Mann-transsexuell, Deutscher im Sinne des Grundgesetzes und mein fester Wohnsitz befindet sich an der oben genannten Adresse. Eine Kopie meines Personalausweises, meiner Geburtsurkunde und der Meldebescheinigung, sowie meinen transsexuellen Lebenslauf habe ich beigefügt. Aufgrund der Urteile des Bundesverfassungsgerichts vom 27.5.2008 - 1 BvL 10/05 - und vom 11. Januar 2011 - 1 BvR3295/07 -, sind § 8 TSG Abs.1 Nr. 2, 3 und 4 nicht anwendbar, so dass die Voraussetzungen für die Personenstandsänderung nach positiver Begutachtung nach TSG § 1 ff erfüllt sein werden. Seit dem 26.01.20XX befinde ich mich in kontinuierlicher therapeutischer Begleitung bei Herrn Professor Dr. Keith Wood. Im Falle eines positiven Beschlusses verzichte ich auf die Einlegung von Rechtsmitteln.   Mit freundlichen Grüßen, Naruto Uzumaki, noch amtlich Naruko Uzumaki“         Ich lächelte, als ich den Ordner wieder schloss und zurück ins Regal stellte, wo ich mit dem Finger über den Einband strich. Wenn die Gutachten jetzt auch noch so reibungslos verliefen, wie ich es mir vorstellte, dann konnte gar nichts mehr schief gehen! Doch … wenn ich jetzt daran dachte, mich noch einmal vor diesen Personen zu offenbaren, mich mit unzähligen Fragen durchlöchern zu lassen, dann … schlug mein Herz bereits bis zu meinem Hals und ich hatte das Gefühl, jeden Moment würde aus meinem Brustkorb springen…   Als ich an den transsexuellen Lebenslauf dachte, musste ich schwer schlucken, denn es war ziemlich schwierig, diesen zu formulieren. Im ersten Augenblick, als ich damit konfrontiert wurde, wusste ich nicht einmal, was das genau ist. Doch dann… Nachdem ich mich im Internet informiert hatte, wusste ich ungefähr, was ich schreiben musste, um einen solchen Lebenslauf auf das Papier zu bekommen. Es hat nichts mit dem Lebenslauf zu tun, der bei einer Bewerbung beigefügt wird. Er soll einfach nur aufzeigen, wie die transsexuelle Entwicklung im Laufe des Lebens war. Sprich, dass man sich schon mehr als drei Jahre dem „anderen Geschlecht“ zugehörig fühlt. Er beinhaltet also fast alle Schlüsselerlebnisse - an die man sich erinnert - die in irgendeinen Zusammenhang mit einer Transsexualität gebracht werden könnten. Damit war gemeint, wann man das erste Mal Frauen- oder Männerkleidung trug oder eben gemerkt hat, dass die Rolle die von einem erwartet wird nicht die ist, in der man sich selbst sieht…   Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben und lief dann wieder ins Erdgeschoss, um zu Sasuke und mittlerweile auch wieder Itachi zu gelangen. „Hast du die Daten, damit ich das Geld überweisen kann?“, fragte Itachi gleich und ich nickte. Kurzerhand reichte ich ihm den Überweisungsträger, der dem Schreiben vom Amtsgericht dabei lag. „Vielen Dank, dass du mir dabei hilfst… Ich weiß nicht, ob die nicht eventuell die Prozesskostenbeihilfe abgelehnt hätten oder was auch immer…“, seufzte ich leise. Er wuschelte mir mit der Hand durch die Haare. „Das ist doch selbstverständlich. Ich möchte, dass es dir gut geht und wenn ich dir damit helfen kann, dann werde ich das tun“, sagte er und lächelte mich aufmunternd an. „Ich möchte, dass du glücklich bist und als Frau kannst du das nicht sein. Also ermögliche ich dir den Weg, ein vollständiger Mann zu werden, selbst wenn es erst einmal nur auf dem Papier ist.“ Kapitel 61: Kapitel 61 - Narus Sicht / Sasukes Sicht ---------------------------------------------------- × Narus Sicht × Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich vor dem großen Gebäude stand und es mir genau ansah. Die Fassade war braun gemauert, hier und da blitzen große Fenster im fahlen Sonnenlicht. Mittlerweile war ich bereits drei Monate auf den Hormonen. Ich fühlte mich immer noch wohl und konnte nicht sagen, dass mir das Testosteron negativ aufs Gemüt schlug. Im Gegenteil, ich fühlte mich fast schon in meinem Körper angekommen. Es half mir, mich ein kleines bisschen besser zu fühlen. Und die ersten Haare hatte ich bereits an meinem Kinn entdeckt. Diese Erkenntnis trieb mir ein kleines Lächeln auf die Lippen, als ich den Türgriff in die Hand nahm und mich auf den Weg ins Innere des Gebäudes begab. Heute stand das erste Gutachtergespräch auf dem Plan. Das erste Gutachten für die Vornamens- und Personenstandsänderung. In dieser Nacht konnte ich kaum ein Auge zu machen, geschweige denn, dass ich mehr als ein paar Stunden geschlafen hatte. Doch zu meinem Erstaunen war ich relativ fit und konnte nicht sagen, dass ich müde war. Das würde mit Sicherheit erst kommen, wenn ich auf dem Weg nach Hause war und endlich wieder zur Ruhe kommen konnte. Ich musste mir wieder einmal den Weg durch das krankenhausähnliche Gebäude suchen, bis ich dorthin gelangte, wo ich mich melden musste. „Ähm... Guten Tag“, sagte ich leise, als ich zu einem Raum gelangte, der einer Anmeldung glich. „Bin ich hier richtig, wenn ich mich wegen eines Termins für ein Gutachter-Gespräch melden muss?“ Ich stammelte diese Worte nur so heraus, ohne darauf zu achten, ob die Worte verständlich bei meinem Gegenüber ankamen. Sie sah auf ihren Bildschirm, der vor ihrer Nase auf dem Tisch stand, tippte etwas in die Tastatur und lächelte mich dann wieder an, als sie wieder zu mir blickte. „Ja, genau. Der Professor erwartet Sie bereits“, sagte sie, trat um den Schreibtisch herum und kam auf mich zu. Sie deutete mir an, dass ich ihr folgen sollte und ich lief in einigen Schritten Entfernung hinter ihr her. Als wir an einem kleinen Tisch ankamen, sagte sie zu mir, ich sollte mich noch einen Moment gedulden und sie würde dem Professor Bescheid geben. Als Zeichen, dass ich sie verstanden hatte, nickte ich ihr zu und ließ mich auf dem Stuhl nieder, während sie wieder davon lief und mich alleine auf dem Flur zurückließ. Ein leises Seufzen entwich meinen Lippen, als ich mich umsah. Hier und da entdeckte ich einige Prospekte, die sich mit dem Thema Transsexualität beschäftigten und dann sah ich einige Zeitschriften, die bereits nicht mehr zu den aktuellsten gehörten und schon deutliche Zeichen aufwiesen, dass sie schon durch mehrere Hände geglitten waren. Sie wiesen Eselsohren auf, Knicke auf den Covern und Rückseiten. Mit einer ziemlich großen Sicherheit würde ich diese Hefte nicht in die Hand nehmen. Ich ließ meinen Rucksack vor mir auf den Boden gleiten, nahm eine Flasche heraus und trank einen großen Schluck daraus. Doch es half nichts, denn der Kloß in meinem Hals blieb weiter wie verankert und ließ sich nicht herunter spülen.   Ich zuckte regelrecht zusammen, als mich jemand ansprach und in mein Blickfeld trat. „Guten Tag“, sagte der Mann, der sich vor mich stellte und mir sanft entgegen lächelte. Ich nickte, war im ersten Moment nicht fähig, etwas zu sagen und stand auf, um ihm in ein Zimmer zu folgen. In der Mitte des Raumes standen drei Stühle, ein kleiner, runder Tisch, auf denen ein leerer Block und ein Bleistift lagen. Die erste Frage, die mir in den Kopf kam, als ich dies sah, war: Wer schrieb heutzutage bitte noch mit einem Bleistift, vor allem, wenn es um solch wichtige Themen ging, wie zum Beispiel die Begutachtung wegen einer Vornamensänderung? Schnell verwarf ich diese Gedanken wieder, denn ich ließ mich schnell auf den Stuhl sinken, der mir zugewiesen wurde und dann sah mich der Mann, der mir gegenüber saß, mit großen Augen an. „Also...“, begann er und dann hörte ich nur noch das Blut in meinen Ohren rauschen. Viel zu schnell jagte es mein Körper durch die Adern und ließ mein Herz rasend schnell in meinem Inneren gegen den Brustkorb hämmern. Ich wurde wieder ins Hier und Jetzt gezogen, als ich endlich wieder die Stimme des Professors wahrnahm. Mit größter Not schaffte ich es, seine Worte zu verstehen, denn ich musste scheinbar auch noch eine Antwort darauf geben. Den Anfang dieses Gesprächs hatte ich ja schon verpasst. „Beginnen Sie doch einfach mal, bei ihrer Kindheit anzufangen. Hatten Sie das Gefühl, bereits zu diesem Zeitpunkt schon im falschen Körper zu leben?“ In den ersten Momenten wusste ich nicht, was ich antworten sollte, entschied mich dann aber dazu, einfach zu sagen, was das erste war, was ich meinen Gedanken greifen konnte. „Ich habe mich nie dem weiblichen Geschlecht zugehörig gefühlt und hatte damals mehr mit Jungs gespielt, als das ich Freundinnen hatte. Doch irgendwann haben diese mich dann auch ausgeschlossen und ich wusste nicht mehr, wohin ich gehörte. Die Mädchen hatten mich nicht aufgenommen, weil ich anders war als sie. Und die Jungs haben mich ausgegrenzt, weil ich nicht zu ihnen gehörte. Dieses Gefühl versetzt mir noch immer einen Stich ins Herz...“ In dem Augenblick, als der letzte Satz meine Lippen verließ, merkte ich, wie meine Augen begannen zu brennen. Allerdings wollte ich mir diese Blöße nicht geben und presste meine Kiefer aufeinander. Nachdem ich mir sicher war, ich würde nicht anfangen zu weinen, sprach ich weiter, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob er genau das hören wollte. „Als ich dann in die Pubertät kam, sich mein Körper anfing, zu verändern und die ... Menstruation hinzukam, begann ich mich zurückzuziehen, mich von der Außenwelt abzuschotten und wurde sozusagen ein Einsiedlerkrebs. Ich ging nur noch nach draußen, wenn ich es musste. Ich besuchte ganz normal die Schule, vergaß aber meist mit Absicht meine Sport- oder Schwimmkleidung, um mich nicht auszuziehen zu müssen, geschweige denn, mich nicht zwingend in der Umkleide aufhalten zu müssen. Ich meine, ich habe kein Problem damit, mir den weiblichen Körper von anderen anzusehen, aber dennoch ist es mir unangenehm, wenn andere mich sehen.“ „Sind sie lesbisch oder schwul?“, fragte er dazwischen, sah von seinen Notizen auf, die er die ganze Zeit machte und ich sah schnell zur Seite. „Also...“, begann ich, brach aber schnell ab, denn ich wollte mich nicht definieren. Ich war glücklich mit Sasuke, das war keine Frage, aber würde ich mich nach anderen Männern umsehen, wenn ich nicht mit ihm zusammen war? Würde ich mich mit dem weiblichen Geschlecht befassen, wenn ich weiterhin als Frau lebte. „Muss ich das so genau definieren?“, entgegnete ich nur. „Ich meine, ich bin in einer Beziehung, mit meinem Freund... Seit mehreren Monaten, fast schon einem Jahr, aber ich würde nicht sagen, dass ich mich direkt als schwul oder lesbisch bezeichnen würde.“ „Also definieren Sie sich eher als bisexuell?“, fragte er gleich, ohne mir nur einen Moment Luft zum Atmen zu lassen. „Ja, ich denke, so kann man es am besten bezeichnen...“, antwortete ich weiter. Immer mehr fragte ich mich, was diese ganzen Fragen sollten und doch wusste ich, dass es nichts Negatives auf sich hatte, sondern im Gegenteil: Es war mehr oder weniger für einen guten Zweck gedacht. „Sie sagen, Sie haben einen Freund. Wie geht er mit dieser Situation um?“ Die tiefe Stimme des Professors ließ mich meine Konzentration wieder auf ihn richten, als ich den Haltepunkt zur Realität fast verloren hätte. „Als er es am Anfang erfuhr, hatte er es nicht verstanden und beendete die Beziehung. Doch… dann kamen wir wieder zusammen, ohne uns noch einmal über dieses Thema zu unterhalten. Sasuke akzeptiert mich als Mann. Auch dann, wenn wir alleine sind. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass er mich als Frau sieht. Kiba, ein guter Freund, hat es dagegen deutlich besser aufgenommen, als er es erfuhr.“ „Nicht mehr?“, hob der Professor die Augenbraue. „Hatten Sie denn Mal das Gefühl, er würde Sie als Frau sehen?“ Ich zuckte mit den Schultern, als ich antwortete. „Am Anfang war ich mir sehr unsicher, was diese ganze Sache angeht. Ich habe an mir selbst gezweifelt. Ich wusste zeitweise nicht, ob ich ein Mann bin oder eine Frau, die sich nur sehr männlich verhält. Doch… Seitdem ich die gegengeschlechtliche Hormonbehandlung begonnen habe, geht es mir deutlich besser. Innerlich bin ich viel ruhiger und ausgeglichener.“ „Seit wann bekommen Sie jetzt schon das Testosteron?“ „Das ist seit dem 18. Juni“, schoss es zwischen meinen Lippen hervor, bevor ich wirklich darüber nachdenken konnte. „Erst bekam ich das Gel, doch einen Monat später stieg mein Arzt mit mir zusammen auf die Depot-Spritze um.“ „Okay“, sagte der Professor dann und notierte sich noch einige Stichpunkte, bevor er mich wieder ansah. „Ich hatte Ihnen ja geschrieben, dass Sie einige Bilder aus ihrer Kindheit mitbringen sollen. Haben Sie diese dabei?“ Ich nickte zögerlich, bevor ich meinen Rucksack in die Hand nahm und daraus die Bilder zog. „Sie können sie behalten. Es sind bereits Kopien“, sagte ich und reichte ihm die Fotos, die ich herausgesucht hatte. Er nahm sie mir ab und sah mit einem flüchtigen Blick darauf, bevor er sie in seinem Block hinter einigen Blättern verschwinden ließ. Ich zog eine Augenbraue nach oben. Ich hatte die Bilder also mitgebracht, damit er sie für nicht einmal fünf Sekunden ansehen konnte? Na toll! Dafür hatte ich mich noch einmal zu meiner Mutter begeben, sie gefragt, wo sie die alten Fotoalben hatte und mich an mehreren Nachmittagen damit beschäftigt, die Bilder herauszusuchen, sie einzuscannen und am Ende alles auszudrucken? Und alles nur, damit er die Bilder nur kurz ansah und sie dann zu seinen Akten legte? Na toll! Wirklich sehr, sehr toll! Ich verschränkte innerlich die Arme, denn diese Haltung offen zu zeigen würde kein gutes Bild abgeben. Nachdem ich tief durchgeatmet hatte, sah ich wieder zu ihm. „Haben Sie einen Beruf oder gehen Sie noch zur Schule?”, fragte er nach einiger Zeit, wo wir beide nichts weiter gesagt hatten. „Ich gehe im Moment noch zur Schule”, antwortete ich und ließ meinen Blick sinken. „Wissen Sie schon, was sie danach machen wollen?” Ich schüttelte den Kopf, denn auf diese Frage hatte ich noch keine eindeutige Antwort. „Was sagen Ihre Eltern zu ihrer Situation?”, erkundigte er sich weiter. Scheinbar hatte er endlich unzählige Fragen im Kopf, die er mir stellen konnte. „Mein Vater ist leider vor vielen Jahren verstorben und meine Mutter… Sie hat Probleme damit, sich damit abzufinden. Sie denkt, es sei nur eine Phase und ich würde diesen Weg später bereuen.” „Denken Sie, Ihre Mutter wird es irgendwann verstehen?“ „Ich weiß es nicht. Nachdem ich zu meinem Freund und dessen Bruder gezogen bin, habe ich kaum noch Kontakt mit ihr. Ich bin immer wieder mit ihr aneinander geraten“, sagte ich leise, bevor ich kurz seufzte und überlegte, ob ich wirklich mit ihm darüber reden musste und was es für einen Grund hatte, dass er es wissen wollte. „Vermissen Sie sie?“, erkundigte er sich. „Ja, sie ist immerhin meine Mutter. Und ich denke, ich sollte ihr noch eine Chance geben…“ Meine Stimme brach ab, als ich nach unten sah und den dicken Kloß in meinen Hals spürte, wie er heranwuchs. „Sie sagen, Sie sind zu ihrem Freund und dessen Bruder gegangen? Wieso wohnen Sie bei ihm?“ Ich wurde wieder zum Gespräch zurückgezogen und sah zum Professor. „Sasuke war der einzige, der für mich da war und ich habe ihn per SMS gefragt, ob ich zu ihm kommen kann… Als sein Bruder gesagt hatte, dass es in Ordnung sei, dass ich zu ihnen kommen könnte, entschloss ich mich, dorthin zu gehen. Meine Mutter war dagegen, weil ich ja in ihren Augen nur die ‚Phase‘ auslebte. Sie ist der Meinung, ich meine es nicht ernst.“ „Meinen Sie es denn ernst?“, sprach der Professor dazwischen. Ich nickte, als ich antwortete. „Ich meine es ernst. Seitdem ich die Hormone bekomme, fühle ich mich wohler. Ich bin fast schon glücklich, dass es ist, wie es ist. Ich denke, die Operationen, die ich vornehmen könnte, werden mir helfen, noch glücklicher zu werden und mein Leben noch besser auf die Reihe zu bekommen.“ „Bekommen Sie ihr Leben jetzt nicht auf die Reihe, wie Sie es gerade so schön gesagt haben?“ „Doch. Ich glaube, ich habe es falsch formuliert. Aber ich weiß nicht, wie ich es besser umschreiben könnte…“ „Ich verstehe“, bekam ich zur Antwort, als er sich wieder seinen Notizen widmete.   Das Gespräch ging noch einige Zeit, bis er mich endlich entließ. Als ich vor dem Gebäude zum Stehen kam, sah ich nach oben und genau in die Sonne, die mich in diesem Moment blendete. Mein Handy vibrierte, was mich wieder ins Hier und Jetzt zog, und als ich auf das Display sah, schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. „Hey“, sagte ich ins Smartphone, als ich das Gespräch entgegennahm. „Ich bin gerade raus. Ich gehe jetzt zum Bahnhof und fahre dann wieder nach Hause. Bist du schon da? Oder holst du Itachi noch ab?“ „Und wie ist das Gespräch gelaufen? Was hast du für ein Gefühl?“, erkundigte sich Sasuke, bevor er auf meine Fragen antwortete. „ „Ich soll zu einem weiteren Termin kommen und wenn du es einrichten kannst, dann solltest du vielleicht mitkommen. Er meinte, er würde sich gerne mit dir über mich unterhalten. Wahrscheinlich um eine Meinung zu mir zu bekommen, die von einem Außenstehenden kommt.“ „Komm erst einmal nach Hause, dann reden wir noch einmal darüber“, sagte er und wir sprachen noch einige Zeit, als ich mich auf den Weg zum Bahnhof begab und auf den Zug wartete, der mich zurück brachte.     × Sasukes Sicht × „Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Mr. Uchiha“, sagte der Psychologe, als ich mich ihm gegenüber niederließ. Heute war der zweite Termin von Naru und laut diesem Mann, der das Gutachten für die Namensänderung erstellte, wollte er sich mit mir unterhalten. Lust hatte ich keine darauf, mich von ihm ausquetschen zu lassen, aber für Naru nahm ich dieses Gespräch auf mich. Naru sollte vor der Tür warten, damit ich mich nicht befangen fühlte und die Fragen, die gleich kommen würden, offen beantworten konnte. „Ich habe Sie ja zu einem Gespräch gebeten, weil ich mir ein Bild von Ihnen machen möchte, ebenso davon, wie Sie die ganze Situation sehen“, fuhr der Professor fort und sah mich aufmerksam an. Ich wusste nicht, was mein Gesicht für einen Ausdruck zeigte, aber ich hoffte, er würde nicht darin lesen können, wie in einem Buch, was er gerade aufschlug. „Wie haben sie sich kennengelernt?“, begann er gleich zu fragen, bevor ich etwas erwidern konnte. „Naruto ist durch Zufall auf das Fußballteam gestoßen, bei dem ich spiele. Er hat den Ball zu uns gespielt, als mein Kapitän ihn ins Aus schoss. Danach hat er ihn zu einem Probetraining eingeladen. Seitdem ist Naruto ein fester Bestandteil des Teams. Niemand hat je hinterfragt, was er tut und was er macht“, antwortete ich schließlich, nachdem ich wenige Momente überlegte, was ich sagen sollte. „Also denken die anderen aus dem Team, dass er ein Mann ist?“ Ich nickte, als ich sagte: „Ja, so ist es. Niemand hat auch nur den Hauch einer Ahnung, dass Naruto noch weiblich ist.“ „Wie haben Sie davon erfahren, dass das Geschlecht nicht dem eines Mannes entspricht?“ Ich wollte nicht an diese Zeit zurückdenken, aber ich konnte diesen Schmerz nicht verjagen, der sich augenblicklich in meiner Brust breit machte. „Das … war eher ein Zufall“, meinte ich leise, ehe ich die Bilder wieder vor Augen hatte, wie ich dachte, Naru hätte in Kiba einen Ersatz für mich gefunden, als ich die beiden zusammen sah oder wie Narus Mutter ihn die ganze Zeit als ihre Tochter bezeichnete, als er kurz vorher zusammengeschlagen wurde. In kurzen Sätzen erklärte ich dem Mann mir gegenüber, wie es dazu gekommen war, dass ich erfuhr, dass Naru Naruko hieß und weiblich war. Mittlerweile hatte ich keinerlei Probleme damit. Er war für mich ein Mann, mein Freund und die Person, die ich liebte. Dabei war es mir egal, welches biologische Geschlecht er besaß. Es wäre mir ebenfalls gleichgültig, wenn er zu beiden Geschlechtsgruppen gehörte. Ich zwang mich, wieder zu diesem Gespräch zurückzukehren, also sah ich dem Professor dabei zu, wie er einige Notizen auf dem Block verfasste. Und die Fragen, die er mir im weiteren Gespräch stellte, waren alles andere als harmlos. Innerlich schüttelte ich bei einigen den Kopf. So etwas würde ich niemals eine fremde Person fragen. Eine Frage war zum Beispiel gewesen, wie ich meine sexuelle Orientierung beschreiben würde. Natürlich hatte ich im ersten Moment keine Antwort darauf gehabt, denn ich sah mich weder als Hetero- noch als Homosexuell. Auch Pansexuell war nicht das richtige Wort dafür. Denn ich liebte nun einmal den Menschen, der Naru war und nicht sein Geschlecht oder seinen Körper. Es passte einfach alles zusammen und das war für mich der ausschlaggebende Punkt. „Gut, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ich denke, Sie können ihren Freund ins Zimmer holen“, sagte er Nach einiger Zeit und ich stand sofort auf, um zur Tür zu gehen und Naru Bescheid zu geben, dass er endlich dazu kommen konnte. Als er mich sah, lächelte er mich sofort an, wenn es auch ein ziemlich nervöses Grinsen war, und kam auf mich zu. „Du kannst wieder reinkommen”, sagte ich und ging zur Seite, damit er das Zimmer betreten konnte. Kapitel 62: Kapitel 62 - Narus Sicht ------------------------------------ × Narus Sicht - einige Zeit später ×   „Sag mal“, begann ich, als ich mich an ihn kuschelte und die Augen schloss. „Was meinst du… Wird das Gutachten positiv oder negativ ausfallen? Und was denkst du, wird passieren, wenn die Gutachten beim Amtsgericht eingehen?“ „Was?“, fragte Sasuke nach und ich zog verwirrt eine Augenbraue nach oben. Hatte er etwa schon geschlafen? „Ich hab gefragt, was du über die Gutachten denkst…“, wiederholte ich noch einmal. „Ja… Also… Ich denke, sie werden gut ausfallen“, begann er, stoppte allerdings zwischendrin und gähnte ausgiebig. „Du hast alles getan, was in deiner Macht steht, um sie von dir zu überzeugen. Du hast sogar diese merkwürdigen Tests gemacht, die die eine Psychologin wollte. Ich meine, wer würde sonst einen Test machen, um zu sehen, ob du einen psychischen Knacks weg hast?“ Er lachte, ehe ich mit einstimmte und mich zu ihm drehte. „Ich weiß, dass ich nicht normal bin. Aber… Normal kann jeder. Ich bin halt etwas Besonderes!“, warf ich in das Gespräch ein und rollte mich auf ihn. „Außerdem bin ich zufrieden, so wie es ist. Lieber anders und besonders, als normal und langweilig.“ Ich hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und schmiegte mich an ihn. „Gut, dann bist du mein besonderer, anderer Freund“, erwiderte Sasuke, ehe er mich küsste und mich enger an sich zog. „Du bist eh sonderbar, aber nicht im negativen Sinne. Eher … im Positiven. Du bist für mich so, wie du bist, vollkommen perfekt. Perfekt chaotisch, eben perfekt unperfekt. Du bist einfach du. Du lässt dich nicht verbiegen. Du bist einfach so, wie du bist, genau richtig.“ Meine Augen wurden groß, als ich hörte, was er sagte. Auf der einen Seite fand ich es äußerst amüsant, aber auf der anderen Seite war es furchtbar niedlich, was er von sich gab. Er begann sich um Kopf und Kragen zu reden. Und diese Tatsache, dass es ihm peinlich wurde, weil ich ihn einfach nur anstarrte, machte die ganze Sache nur noch lustiger. „Ach man, jetzt sag doch etwas!“, schob er mich ein Stück von sich herunter. „Und sieh mich nicht einfach nur an!“ „Was soll ich denn großartig dazu sagen?“, zog ich erneut eine Augenbraue nach oben. „Soll ich sagen, dass ich gerne anders bin? Ich bin so wie ich bin.“ „Es hat ja auch niemand gesagt, dass du dich verändern sollst. Ich liebe dich“, hauchte er, bevor wir uns erneut küssten und ich die ganze Welt um uns vergaß. Er schaffte es, mit wenigen Worten, meinen Kopf auszuschalten und mich einfach nur noch fallen zu lassen.   Am nächsten Morgen öffnete ich meine Augen, als ich bemerkte, dass es bereits Mittag war. Meine Lider öffneten sich augenblicklich noch ein Stück mehr und ich war schlagartig hellwach. „Verdammt“, stieß ich hervor, richtete mich auf und stolperte über die Decke, als ich versuchte, aufzustehen. Doch es gelang mir nicht, denn ich fiel mit einem lauten Knall auf den Boden. Schmerzerfüllt rieb ich mir mein Gesicht, als ich mich aufsetze und nachsah, ob ich mich irgendwo verletzt hatte. Es war aber alles gut und ich war unverletzt. Als ich erneut versuchte, aufzustehen, schaffte ich es dieses Mal und ging schnell ins Bad. Seitdem ich die beiden Gespräche bei den Gutachtern hinter mich gebracht hatte, sah ich jeden Tag in den Briefkasten. Inzwischen kannte ich die Zeiten, wann die Postausfahrer ankamen und ich wusste sogar, wann die Fahrer frei oder Urlaub hatten. Ich seufzte, als ich das gelbe Auto gerade wegfahren sah und rannte in meinen Hausschuhen zum Briefkasten, um ihn augenblicklich zu öffnen. Wie durch ein Wunder flogen mir förmlich zwei große Umschläge entgegen. Und ehe ich mich versah, las ich, woher sie waren und auf meinem Gesicht spiegelte sich ein breites Grinsen wider.   Als ich wieder ins Haus kam, zog ich mich ins Wohnzimmer zurück und vergrub mich auf dem Sofa unter einer Decke. Ich öffnete einen der beiden Umschläge und begann zu lesen, was auf den Zetteln stand, die ich herausholte. Es war eins der beiden Gutachten. Auch das Zweite war heute angekommen.     „Gemäß dem Beschluss vom 09.07. soll ein Gutachten zu folgenden Fragen eingeholt werden: 1. Liegt bei der Antragstellerin Transsexualität vor? 2. Besteht diese bereits länger als drei Jahre? 3. Ist zu erwarten, dass sich hieran auch zukünftig nichts ändern wird? Das Gutachten stützt sich auf Untersuchungen von Naruko alias Naruto Uzumaki, die am 23.09. und 07.10. im Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums durchgeführt wurden. Des Weiteren wurden schriftliche Unterlagen für die Begutachtung herangezogen. Die Untersuchte brachte auch einige Fotografien aus unterschiedlichen Lebensabschnitten mit, die sie im Laufe des ersten Untersuchungstermins vorlegte. Beim zweiten Gespräch ergab sich die Möglichkeit einer Fremdanamnese durch ein Gespräch mit dem jetzigen Partner der Untersuchten, Sasuke Uchiha.“     Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich diese ersten Worte las und ich musste immer wieder pausieren, um nicht gleich zu vergessen, dass ich noch atmen sollte.     „Im Verlauf des zweiten Gesprächs berichtete die Untersuchte, dass sie mittlerweile bei der Co-Gutachterin untersucht worden sei und das Gutachten bald vorliege. Sie schilderte noch einmal, dass sie sich ihrer Entscheidung sehr sicher sei und sich darauf freue, dass nun mit der Änderung des Personenstands und des Vornamens ein erster wichtiger Schritt zur Geschlechtskorrektur erfolgt sei.“     Ich las mir den Inhalt der Zusammenfassung der Gespräche noch einmal durch und musste immer wieder schmunzeln, was der Professor aus seinen Stichpunkten formuliert hatte. Als ich dann zur Beurteilung kam, atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich mich daran machte, auch diesen Abschnitt zu lesen.     „Beurteilung: Die 18-Jährige Naruko Uzumaki, die derzeit vor dem Gesetz noch als biologische Frau gelten muss, nun aber die Änderung des Personenstands und des Vornamens in Naruto beantragt hat, kam zu beiden Untersuchungsterminen pünktlich und war in beiden Gesprächen auskunftsbereit. Im zweiten Gespräch kam sie in Begleitung ihres Freundes, der aus seiner Sicht auch noch einmal bestätigte, dass er sich schon bei der ersten Begegnung eigentlich sicher war, dass es sich bei der Untersuchten um einen Mann handelte. Er habe mit der Untersuchten eine Freundschaft aufgebaut, die dann in eine intime Partnerschaft überging und von der er hoffte, dass sie noch weiter Bestand hat, nachdem nun die Hormonbehandlung begonnen hat und weitere geschlechtskorrigierende Maßnahmen geplant seien. Die Untersuchte zeigte in den Gesprächen keinerlei Hinweise schwerwiegender psychopathologischer Symptome, so dass mit großer Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass die ausgeprägte Absicht, künftig als Mann Leben zu wollen, Folge einer psychiatrischen Erkrankung ist, sondern tatsächlich die Konsequenzen einer transsexuellen Entwicklung darstellt. Diese Entwicklung lässt sich bis in die Kindheit der Untersuchten zurückverfolgen, wo die Untersuchte bereits früh das Gefühl hatte, nicht zur Gruppe ihrer gleichgeschlechtlichen Altersgenossen dazu zu gehören, sondern sich schon früh für Jungenspielzeug und Jungenspiele interessierte. Dies war bis zur Pubertät ganz gut kompensierbar. Von diesem Zeitpunkt an scheint die Untersuchte dann auch unter ihrer Weiblichkeit gelitten zu haben, insbesondere wenn sie durch biologische Vorgänge daran erinnert wurde. Dadurch scheinen tatsächlich dann auch psychische Krisen entstanden zu sein, die sie aber weitgehend bewältigen konnte. Sie hat trotz aller Unzufriedenheit und trotz der Tatsache, dass sie eher ein Einzelgänger-Dasein fristete, sich bis zum Abitur durch die Schule manövriert. Über Kontakte zu Internetforen und durch die Beschaffung von Informationen über Transsexualität ist der Untersuchten seit geraumer Zeit deutlich, dass sie sich selbst als transsexuell klassifizieren muss. Sie lebt in einer Beziehung zu einem Mann, die sie aber ganz bewusst nicht als heterosexuell bezeichnet, sondern als homosexuell, insbesondere deshalb, weil sie sich selbst in der sexuellen Beziehung nicht als Frau erleben kann. Die Tatsache, dass das Umfeld der Untersuchten auf ihr Outing als transsexuell beziehungsweise Transmann relativ Positiv reagierte, sie in einer mittlerweile längeren Beziehung gut etabliert ist und auch von Seiten der Freunde unterstützt wird, ist die Prognose für die weitere Entwicklung sicher gut, wobei die Untersuchte selbst davon ausgeht, dass möglichst bald nun geschlechtskorrigierende medizinische Maßnahmen anstehen sollten, die dann auch zu einer erhöhten Zufriedenheit und Lebensqualität beitragen. Vor dem Hintergrund der Untersuchungen beantworte ich die dem Gutachten vorgestellten Fragen wie folgt: 1. Bei der Antragstellerin liegt Transsexualität vor. 2. Die Transsexualität besteht bereits länger als drei Jahre. 3. Nach dem heutigen Stand der medizinischen Forschung ist nicht davon auszugehen, dass sich an dem Wunsch, als Mann leben zu wollen, noch einmal etwas ändert.“     Als ich diese Worte las, als mir die Bedeutung davon bewusst wurde, stiegen mir die Tränen in die Augen und ich versuchte sie zu unterdrücken. Es gelang mir allerdings nicht und so liefen mir die kleinen Tropfen über die Wange und landeten am Ende auf dem Papier, welches ich noch immer in den Händen hielt. Lautlos trat Sasuke zu mir und schloss mich in seine Arme, nachdem er sich neben mich gesetzt hatte. Er überflog ebenfalls die Worte, die geschrieben waren und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Schläfe. „Das Gutachten ist also positiv ausgefallen. Das freut mich für dich. Also muss nur noch das Amtsgericht zustimmen und dann bist du auch offiziell ein Mann. Also rechtlich und auf dem Papier und nicht nur … gefühlt.“ Ich konnte deutlich spüren, dass er lächelte und ich nickte als Erwiderung zu seinen Worten. „Ja, ich denke, du hast recht. Es wird alles gut werden.“     Mein Herz setzte immer noch aus, als ich daran dachte, wie ich einige Tage später den Brief für ein persönliches Gespräch beim Amtsgericht, aus dem Briefkasten holte. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass es so … schnell geht.     „Sehr geehrte Frau Uzumaki, in obiger Sache ist der Termin zu Ihrer Anhörung bestimmt auf: Donnerstag, den 17.12., 10 Uhr, Raum 2.53. Sie werden hiermit zu diesem Termin geladen. Williams, Direktorin des Amtsgerichts“     Erst hatte ich eine gefühlte Ewigkeit auf die Reaktionen der beiden Gutachter gewartet, dass ich dachte, die Briefe wären auf dem Postweg verschwunden… Dann hatte ich gedacht, die Gespräche würden negativ ausfallen, warum auch immer ich das dachte… Dann hatte ich gefühlt eine weitere Ewigkeit auf die Kopien der Gutachten gewartet… Und jetzt… Jetzt hatte ich die Einladung zu einem persönlichen Gespräch bekommen! Hilfe! Ich konnte es immer noch nicht fassen! Und wenn dies auch noch positiv ausfiel, dann würde meiner Vornamens- und Personenstandsänderung nichts mehr im Wege stehen!   Als ich an diesem Morgen den Wecker hörte, drückte ich ihn weg und drehte mich von Sasuke weg. Er schlief noch und es war sein gutes Recht. Ich hatte ihn die halbe Nacht in den Ohren gelegen, wie nervös ich war und wie groß meine Aufregung diesbezüglich war. Irgendwann war er eingeschlafen und ich lag noch immer wach. In dieser Nacht hatte ich vielleicht ein oder zwei Stunden geschlafen. Dennoch war ich nicht müde. Zumindest fühlte ich mich nicht so. Ich stand auf, hörte es hinter mir brummen und lächelte deswegen. Sasuke konnte noch ein paar Minuten schlafen, denn ich brauchte noch einige Minuten im Bad. Schnell sprang ich unter die Dusche, wusch mich und band mir dann das Handtuch um den Körper, um zurück in das Zimmer von mir und Sasuke zu gehen. Aus halb geöffneten Augen sah er mir entgegen, als ich zu ihm ging und mich neben ihm auf das Bett setzte. „Guten Morgen”, sagte ich und lächelte ihn an. „Es ist Zeit, aufzustehen.” Ich beugte mich zu ihm herunter, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und er öffnete die Lider vollständig, um mich anzusehen. „Hast du überhaupt geschlafen?”, entgegnete er nur, bevor er sich aufrichtete. „Ein paar Stunden, ja”, antwortete ich. Er stand auf, verließ das Zimmer und dann war ich alleine. Alleine mit meinen Gedanken, mit meiner Aufregung und der immer weiter wachsenden Nervosität. Unschlüssig, was ich gleich anziehen sollte, stand ich vor dem Kleiderschrank und starrte den Inhalt an. Nichts sprach mich an und dann trat auch schon Sasuke wieder ins Zimmer. Er sah einfach blendend aus. Sein schwarzes Haar war perfekt gestylt, seine Kleidung, die er scheinbar vorhin mitgenommen hatte, umschmeichelte seinen Körper und seine Augen, seine rabenschwarzen Augen, sahen mich direkt an. „Na, Schwierigkeiten das Richtige auszusuchen?”, fragte er und seine Stimme klang dabei rau. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Ob es daran lag, was diese Stimme in mir auslöste oder daran, dass ein kühler Luftzug über meinen Körper strich, wusste ich nicht. „Ja, ich denke schon…”, gab ich zu und sah ihm dabei zu, wie er mich etwas zur Seite schob, mich weiter zum Bett dirigierte. Ich ließ mich darauf fallen und sah ihm dabei zu, wie er mir einige Kleidungsstücke herausholte und sie mir am Ende reichte. „Hier”, sagte er und lächelte mich an. „Darin fühlst du dich wohl und ich weiß, dass du zumindest das T-Shirt sehr gerne anziehst.” Er zwinkerte mir entgegen und dann ließ er mich erneut alleine. „Ich bereite das Frühstück vor. Du kannst dich also in Ruhe anziehen”, meinte er, bevor er endgültig aus dem Zimmer verschwunden war.   Nachdem ich tief durchgeatmet hatte, sah ich mir an, was Sasuke mir gegeben hatte und lächelte. Ja, das T-Shirt zog ich gerne an. Es war eins meiner Lieblingskleidungsstücke. Wenn es nach mir ging, dann würde ich es sehr selten in die Wäsche geben, weil ich wusste, dass ich es dann einige Zeit nicht anziehen konnte. Ich schlüpfte in die schwarze Hose, nachdem ich mir die Unterhose über die noch immer leicht feuchten Beine zog. Dann folgten der Binder, das T-Shirt und ein schwarz-rot-kariertes langärmliges Hemd. Als mein Blick sich noch einmal über einen Spiegel auf mich legte, lächelte ich mir entgegen, zupfte an meinen blonden Haaren, die sich quer über meinen Kopf verteilten und versuchte, sie noch einmal zu bändigen, bevor ich mich auf den Weg machte, in die Küche zu gehen und zusammen mit Sasuke zu frühstücken.   Als alles wieder aufgeräumt war, sah ich zu Sasuke, der gerade in den Flur gegangen war, um sich die Schuhe anzuziehen. „Du musst wirklich nicht mitkommen, wenn du nicht willst“, sagte ich, folgte ihm und zog mir ebenfalls die Schuhe an. Es war Anfang Dezember, mittlerweile war ich 19 und lebte mittlerweile komplett bei Sasuke und Itachi. Am Anfang war es für mich fremd gewesen, dies als mein Zuhause zu bezeichnen, doch jetzt… Jetzt war es für mich vollkommen normal. Es war, als wäre es nie anders gewesen. „Ich möchte dich aber begleiten. Ich möchte, dass du weißt, dass ich für dich da bin“, antwortete er mir und riss mich damit aus meinen Gedanken. Zur Antwort nickte ich und sah ihm in die dunklen Augen.   Das Gespräch bei der Direktorin vom Amtsgericht war eine Art Gutachtergespräch. Es kamen ähnliche Fragen von der Frau Williams, allerdings nicht so umfangreich wie von den beiden Gutachtern. Ich war dennoch froh, als ich dieses Gebäude wieder verlassen konnte und wieder ungehindert atmen konnte. Zeitweise hatte ich das Gefühl, dass mir die Luft abgeschnürt wurde. Immer wieder spürte ich Sasukes Hand auf meinem Oberschenkel, seine Finger, die über den Stoff der Hose strichen und mich für einen kurzen Moment wieder ins Hier und Jetzt zogen. „Nun muss die Direktorin nur noch zustimmen und dann bist du auch auf dem Papier ein Mann“, riss mich Sasuke aus den Gedanken. Er stellte sich vor mich und sorgte somit dafür, dass ich genau in seine Arme lief und gegen ihn prallte. „Ähm… Ja…“, sagte ich etwas unschlüssig. „Ich bin aber nicht sehr geduldig…“ „Du müsstest doch bereits gelernt haben, dass dein halbes Leben aktuell daraus besteht, dass du warten musst. Also lerne, weiterhin Geduld zu haben“, meinte er grinsend. „Ich denke, wenn ich dich ablenke, dann wird die Zeit schneller vergehen.“ Er zwinkerte mir entgegen und es hatte den Anschein, als wüsste er genau, was er vorhätte und wie er mich ablenken wollte.   Einige Zeit später war erneut Post für mich im Briefkasten. Doch dieses Mal wusste ich nicht, dass ein Schreiben kommen sollte. Allerdings… wenn ich mich richtig informiert hatte, dann würde es einen vorläufigen Beschluss des Amtsgerichts geben, bevor nach einiger Zeit der rechtskräftigen Beschluss folgte. Itachi reichte mir den Briefumschlag, ich sah ihn mir an und öffnete diesen eilig, weil ich dennoch wusste, was das Amtsgericht mir schrieb. Ich erhielt tatsächlich einen vorläufigen Beschluss des Amtsgerichts. Außerdem war eine Abschrift des Gesprächs dabei. Rasch überflog ich, was auf dem Papier stand.     „Abschrift - Protokoll des Anhörungstermins zum Aktenzeichen ... Anwesend: Direktorin des Amtsgerichts Williams Naruko Uzumaki (Antragstellerin) Sasuke Uchiha (im Einverständnis der Antragstellerin) Die Antragstellerin erläutert, anhand einzelner Beispiele aus der Kindheit und frühen Jungend, die aufkommenden Zweifel an ihrer weiblichen Identität. Mädchenkleidung habe sie sehr früh abgelehnt, Spielsachen für Mädchen hatte sie nie interessiert, die Veränderungen des Körpers während er Pubertät habe sie als ‚falsch‘ empfunden und im Sport- und insbesondere Schwimmunterricht habe sie regelmäßig ihre Sport- bzw. Schwimmkleidung ‚vergessen‘, um der Situation des Umziehens zu entgehen. Der heute auch anwesende Freund unterstütze sie und akzeptiere ihren Weg, auch mit anderen Freunden (soweit diese informiert sei) gebe es keine Akzeptanzprobleme, nachdem sie sich geoutet habe. Die Antragstellerin bekräftigt ihren Wunsch, als Mann leben zu wollen. Sie kann sich nicht vorstellen, in die weibliche Rolle zurückzukehren. Die im Juni begonnene Hormonbehandlung zeige Wirkung - insbesondere die Stimme habe sich deutlich verändert. Eine operative Angleichung an das männliche Geschlecht sei geplant, erste Gespräche mit einem Arzt seien diesbezüglich in Planung.“     Ich atmete tief durch, bevor ich die letzten Zeilen des Protokolls las. Ich wusste, wie das Gespräch abgelaufen war, aber dennoch war es interessant zu lesen, was andere hinein interpretierten und aufschrieben.     „Die Antragstellerin wird darauf hingewiesen, dass nach der Rechtssprechung des BVerfG die Feststellung der Änderung der Geschlechtszugehörigkeit nicht mehr an das Vorliegen der Voraussetzung des §8 Abs. 1 Nr. 3 und 4 TSG gebunden ist, d.h. die Feststellung getroffen werden kann, ohne das dauernde Fortpflanzungsunfähigkeit vorliegen oder ein die äußeren Geschlechtsmerkmale verändernder operativer Eingriff stattgefunden haben muss. Die Antragstellerin erklärt: Ich beantrage die Änderung meines Vornamens in „Naruto“ und die Feststellung der Änderung meiner Geschlechtszugehörigkeit. Für den Fall einer positiven Entscheidung erkläre ich bereits jetzt, meinen Verzicht auf Rechtsmittel. Gez. Williams, Direktorin des Amtsgerichts“     Die Zeit war reif, dass ich nur noch abwarten musste, bis der Beschluss kam, damit ich all meine Unterlagen ändern konnte. Meinen Ausweis, meine Geburtsurkunde und zum Beispiel meine Akten in der Schule mussten geändert werden. Auch die Versicherungen und Daten bei der Krankenkasse und der Rentenstelle müssten die Information erhalten. Hätte ich zum Beispiel ein Auto, dann müsste ich auch meine Fahrerlaubnis und die Fahrzeugpapiere ändern. Ich hatte jetzt schon keine Lust darauf, diese ganzen Wege in Angriff zu nehmen, aber das war der Nachteil der Vornamens- und Personenstandsänderung.   Es dauerte knapp zwei Monate, bis ich endlich den rechtskräftigen Beschluss in den Händen hielt. Als ich durchlas, was ich jetzt in den Händen hielt, stiegen mir die Tränen in die Augen und ich war froh, dass ich endlich einen großen Schritt nach vorne gegangen war und meinem Ziel einen Schritt näher war. Jetzt musste ich nur noch alle Dokumente umschreiben lassen und dann würde ich endlich als Naruto Uzumaki leben können. Als nächstes standen die Operationen auf dem Plan und dafür musste ich mich informieren, wo diese alles durchgeführt wurden, welche Operateure gut waren und welche empfohlen wurden… Kapitel 63: Kapitel 63 - Narus Sicht ------------------------------------ × Narus Sicht ×   „So“, begann Sasuke und nahm meine Hand in seine, bevor wir das Krankenhaus betraten. „Da wären wir.“ Ich blieb stehen, sah zu meinem Freund und atmete tief durch. „Ich bin nervös…“, sagte ich, blickte dann zu Sasuke und sah in seine dunklen Augen. „Ich bin und bleibe bei dir. Wann immer du mich brauchst, werde ich da sein“, erwiderte er. Kurz beugte er sich zu mir, küsste mich auf die Lippen und lächelte mir entgegen. Dies war die zweite Besichtigung des Krankenhauses, welches ich mir ausgesucht hatte. Es gab mehrere Operateure, die sich mit dieser Thematik auskannten. Doch nicht jeder wurde weiterempfohlen. Heute war ich einer von einer Handvoll Transmännern, die bei einem Professor zum Gespräch eingeladen wurden und einen Termin hatten. Mein Magen zog sich zusammen, als ich mich auf dem Stuhl niederließ. Ich hatte das Gefühl, mich jeden Moment übergeben zu müssen und doch schien die Zeit, die ich noch hier sitzen musste, einfach stillzustehen. Es half mir nicht, meine Hand mit der von Sasuke zu verschränken und mit dem Fingern von ihnen zu spielen. Auch half es mir nicht, ein Spiel auf meinem Handy zu spielen, bei dem ich sowieso immer wieder starb. Deswegen verlor ich sehr schnell die Lust daran. „Herr Uzumaki“, rief man meinen Namen auf, nachdem ich schon die Hoffnung verlor, jemals an der Reihe zu sein. Eine Schwester wies mir den Weg in ein Untersuchungszimmer und ich folgte dieser Anweisung mit Sasuke. In dem Zimmer angekommen, ließen wir uns auf einen Stuhl sinken, der wirklich unbequem wirkte und sich auch als dementsprechend herausstellte. Zum Glück wurde meine Aufmerksamkeit bald von etwas anderem angezogen: Der Professor betrat den Raum. „Es tut mir leid, dass Sie so lange warten mussten“, sagte er freundlich. „Ich hoffe, Sie hatten eine gute Anreise?“ „Ja, ohne große Probleme“, erwiderte ich stammelnd. „Dieses Gespräch, welches wir gleich führen werden, ist nur ein Informationsgespräch. Sie können sich selbst dafür entscheiden, wo Sie diesen Eingriff vornehmen lassen.“ Der Professor hatte dunkles Haar, mit leichten grauen Strähnen und trug eine Brille. Normalerweise wirkte man durch diese grauen Ansätze älter, dennoch passte es zu ihm. Er schien durch ein kurzes Lächeln immer noch jung geblieben zu sein. Allerdings schüttelte ich innerlich den Kopf, um meine Gedanken wieder zu ordnen. Ich richtete meine Konzentration wieder darauf, was er sprach und sah ihm in die Augen. „Ich führe die Gespräche meistens so durch, dass ich mir erst einmal eine Übersicht darüber mache, was mein Patient möchte und sich vorstellt. Dann werde ich ein paar Beispiele zeigen, wie die Ergebnisse aussehen können und wie es zum Beispiel vorher aussah. Und dann würde ich mir gerne die Ausgangslage ansehen, um zu entscheiden, ob es zumindest bei der Mastektomie große oder kleine Schnitte geben wird. Wenn Sie wollen, dann können Sie dann noch Fragen stellen.“ Ich nickte, um ihm zu symbolisieren, dass ich einverstanden war. Im weiteren Verlauf des Termins, erfuhr ich, dass er nicht nur die Mastektomie durchführte, sondern auch die Hysterektomie. Es gab die Möglichkeit, beide Operationen gemeinsam durchführen zu lassen. Allerdings war dies für den Körper anstrengender, zeugte mehr Nebenwirkungen und es wurde immer geraten, die Operationen einzeln durchführen zu lassen. Doch wenn ich die Ausfallzeit bedachte, dann konnte ich mir persönlich nicht vorstellen, die Operationen einzeln auf mich zu nehmen. Mir wurde gesagt, dass es die Möglichkeit gab, die Brustwarzen und die Nippel frei zu transplantieren, sie an die neu geformte männliche Brust anzupassen und neu zu platzieren. Meine Brüste würden mit einem Schnitt unterhalb geöffnet werden, das Gewebe und die Milchdrüsen würden herausgenommen und dann wieder verschlossen werden. Flach, mit einer männlichen Brust, die nichts mehr mit der einer Frau gemeinsam hatte und vor allem ohne je wieder den Binder tragen zu müssen. Der Professor zeigte uns am Ende noch einige Bilder, wie die Operationsergebnisse und die Personen, von denen die Fotos gemacht wurden, vorher aussahen. Mir stiegen die Tränen in die Augen, wenn ich darüber nachdachte, wie ich mich dann fühlen würde. Mir brannten sie in den Augenwinkeln, dennoch konnte ich sie zurückhalten und verhinderte, dass sie mir über die Wangen kullerten. „Haben Sie jetzt noch Fragen?“, erkundigte sich der Arzt und ich schüttelte für den ersten Moment vollkommen überfordert den Kopf. Als ich immer noch damit zu kämpfen hatte, die Tränen zurückzuhalten, bat er mich, in eine kleine Kabine zu gehen, meinen Pullover auszuziehen, damit er sich meine Ausgangslage ansehen konnte, um zu entscheiden, ob bei mir die großen oder kleinen Schnitte durchgeführt werden sollte. Nachdem er mich ein bisschen abgetastet hatte, meinte er, es müssten leider die großen Schnitte genommen werden, da ich scheinbar zu viel Brustgewebe hatte und dies nicht komplett entfernt werden könnte, wenn man nur die Schnitte um die Brustwarze herum setzen würde.   Nachdem wir wieder zu Hause angekommen waren, ließ ich mich vollkommen erschöpft auf das Sofa fallen. Ich streckte sowohl meine Beine als auch meine Arme von mir und legte den Kopf in den Nacken. „Ich bin froh, dass wir die Bahn noch bekommen haben“, sagte Sasuke und riss mich somit aus den Gedanken. „Bitte?“, fragte ich nach, blinzelte kurz und sah dann in seine Richtung. „Was hast du gesagt?“ „Ach, schon gut“, erwiderte er nur und strich mir kurz über die Wange, ehe er das Wohnzimmer verließ und in die Küche ging. Wahrscheinlich holte er sich etwas zu trinken. Doch ich wusste es nicht genau. Schließlich konnte ich ja nicht durch Wände blicken.   Auf der ganzen Fahrt nach Hause sprach ich kaum mit ihm, sah nur aus dem Fenster, lauschte der Musik, die wir über die Kopfhörer hörten. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Hin und wieder fragte er, ob ich das Lied überspringen konnte, aber das war es dann auch wieder. Ich ließ das Gespräch immer und immer wieder vor meinem inneren Auge abspielen, überlegte, ob der Weg der richtige war und wie mein Leben wohl werden würde, wenn ich diesen Schritt ging. Würde es Momente geben, in denen ich es bereuen würde? Würde ich es in einigen Jahren bereuen, dass ich keine eigenen Kinder bekommen könnte? Durch die Hysterektomie, kurz ‚Hysto‘ genannt, würden mir sowohl die Gebärmutter, als auch die Eierstöcke und Eileiter entfernt werden. Somit verlor ich die Möglichkeit, eigene Kinder zu gebären. Aber was war, wenn ich irgendwann Kinder bekommen wollte? Ich würde diese Möglichkeit mit Einwilligung in die Operation aufgeben. Ich würde damit verhindern, eigene Nachkommen zu erhalten. Ich kam zu der Entscheidung, dass es andere Möglichkeiten gab, Kinder zu bekommen. Es gab immerhin den Weg, eins zu adoptieren oder Pflegeeltern zu werden und somit ein Pflegekind zu bekommen, wenn es zum Beispiel in familiären Schwierigkeiten steckt. Die ‚Mastek‘, kurz für Mastektomie, also die operative Entfernung der Brüste, der Milchdrüsen und des Brustgewebes, würde ich auf keinen Fall bereuen. Je mehr ich in die Pubertät kam, desto mehr störten mich die heranwachsenden … ‚Auswucherungen‘. Ja, denn etwas anderes waren sie für mich nicht. Ich wollte und brauchte sie nicht. Immer mehr wurden sie zu einem Problem für mich. Und immer mehr passten sie nicht mehr in mein Körperbild. Kein Mann hatte Brüste! Kein einziger Mann brauchte ein BH, um seine Brüste an Ort und Stelle zu halten. Vor allem würde kein männliches Lebewesen nur darauf reduziert werden! Seitdem ich mich erinnern konnte, wussten die Jungs in meiner Klasse oder in der Kindergartenzeit, dass ich ein Mädchen war und ich bald Brüste bekommen sollte. Sie wussten, dass ich nicht wie sie war. Ich besaß keinen Penis, hatte eine Vagina und würde Brüste bekommen, die sie nicht hatten. Zumindest nicht in solchem Ausmaß. Sie reduzierten mich bereits im Kindesalter auf meine äußeren Geschlechtsmerkmale und ließen mich immer wieder spüren, dass ich nicht zu den Jungs gehörte. Aber auch die Mädchen schlossen mich aus, denn auch sie wussten, dass ich nicht zu ihnen gehörte. Ich gehörte weder zu der einen, noch zur anderen Gruppe. Zu dieser Zeit wusste ich nicht, woran das lag. Doch heute… Jetzt wusste ich, dass ich ein Mann war und im falschen Körper lebte. Dieser Körper war mir vollkommen fremd, auch wenn ich bereits seit mehr als achtzehn Jahren darin lebte. Die Mastek würde mich einen Schritt weiter in die richtige Richtung bringen und mir mein Leben erleichtern. Wenn diese Operation geschafft war, würde ich den Binder nicht mehr brauchen, der mich am glücklich sein hinderte. Teilweise erschwerte er mir das Leben, hinderte mich daran, zu atmen und mich frei zu bewegen, ohne dass er verrutschte.  Ich wurde ins Hier und Jetzt gezogen, als Sasuke mit einem Glas kühler Cola zurückkam und es mir an die Wange hielt. „Hier“, sagte er. „Ein bisschen Zucker wird dich wieder auf die Beine bringen. Du solltest nicht so viel nachdenken. Außerdem in ein paar Tagen ist die Hochzeit von Itachi und Deidara.“ Bei diesen Worten lächelte er mir an und ich nickte nur, weil ich an dem Glas nickte, nachdem ich es ihm abgenommen hatte. „Danke“, erwiderte ich, als ich das Glas etwas sinken ließ. „Erinnere mich bitte nicht an die Hochzeit. Ich glaube, ich bin nervöser als dein Bruder. Ich habe das Gefühl, in der Nacht davor werde ich nicht schlafen können! Und ich bin nur ein Gast!“ „Ach, es ist halb so schlimm. Die Trauung wird nicht sehr lange gehen, soweit ich weiß, und die Feier ist danach ziemlich locker angesetzt. Während die beiden ihre Bilder machen, gibt es für die Gäste kleine Häppchen und etwas zu trinken, quasi zum gemeinsamen Anstoßen. Und dann wird es später noch Abendessen geben, danach fließt wahrscheinlich der Alkohol und alle Anwesenden werden lockerer“, überlegte Sasuke laut und erklärte mir, wie der Tag ablaufen sollte, der bald anstand.   Und die Wartezeit, dass genau dieser Tag endlich da war, verging schleppend. Sie verstrich nicht und hielt gefühlt alle paar Minuten immer wieder an. Nichts ging voran. Wenn man auf etwas wartete, dann konnte man sehr, sehr, sehr lange warten. Man musste viel Geduld aufbringen. Dies war nur der Vorgeschmack darauf, wie es sein würde, wenn ich endlich den Antrag für die Kostenübernahme der Operationen bei der Krankenkasse einreichte. Immerhin hatten sie fünf Wochen Zeit, wenn sie den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung, den MDK, hinzuzogen. Sollten sie dies nicht tun, dann hatten sie nur drei Wochen Zeit, um die Anträge zu bearbeiten. Entweder sie lehnten in dieser Zeit ab oder sie genehmigten es. Sollte es sich hinziehen, dann konnte es nur gut für mich sein, denn insgeheim sollte die Zeit somit auf meiner Seite sein…   „Bist du soweit?“, fragte Sasuke, als er zu mir kam und mir eine Hand auf die Schulter legte. Ich zuckte zusammen, denn damit hatte ich nicht gerechnet und sah ihn mit aufgerissenen Augen an. „Was?“, stieß ich hervor, als ich ihn erkannte und in seine fast schwarzen Augen blickte. „Was hast du gefragt?“ Er lächelte mich sanft an, ehe er an mir auf und ab sah. „Ich habe gefragt, ob du soweit bist und wir los können.“ Ich nickte kurz, bevor ich antwortete. „Ja, ich denke schon. Nimmst du mich denn so mit?“, lachte ich und drehte mich einmal um mich selbst, ehe ich wieder vor ihm zum Stehen kam. „Ich fühle mich wie ein kleiner Pinguin.“ Mit einer kurzen Bewegung kam Sasuke einen Schritt auf mich zu, zog mich an sich und sah mir tief in die Augen. „Gut, dann bist du mein kleiner Pinguin. Und nur meiner“, lächelte er, bevor er seine Lippen auf meine legte und mich mit einem Kuss daran hinderte, ihm zu antworten. „Außerdem ... Pinguine sollen ein Leben lang nur einen Partner haben.“ Bei den letzten Worten wurde ich rot im Gesicht und spürte, wie die Hitze sich in meinen Wangen sammelte. „Ein Leben lang?“, wiederholte ich nachdenklich. „Klingt wirklich gut.“ Ich ließ meine Hand über den Kragen seines Hemdes gleiten, strich ihn glatt und richtete seine schwarze Krawatte. „Wenn ich ehrlich bin, gefällst du mir im Anzug sehr gut“, hauchte ich leise, bevor ich ihn noch einmal küsste. „Dir steht der Anzug aber auch sehr gut, auch wenn du aussiehst wie ein kleiner Pinguin“, erwiderte Sasuke und strich mir mit dem Finger über die Wange. „Und ehrlich, ich würde dich am liebsten vom Anzug befreien und dir zeigen, wie gut es mir gefällt.“ Auf seinen Lippen zeigte sich ein Grinsen, was seine Absichten nur zu offensichtlich zeigte. „Du bist schlimm, mein Lieber“, lachte ich und sah noch einmal in den Spiegel, bevor ich mit ihm zusammen das Zimmer verließ und mich nach unten begab, wo Itachi bereits wartete. „Na, Herr Bräutigam“, lächelte ich ihn an und sah ihm in die dunklen Augen. Sein Körper wurde von einem schwarzen Anzug umschmeichelt, darunter zeigte sich ein weißes Hemd. Eine dunkelrote Krawatte zierte seinen Hals und das ebenso dunkelrote Einstecktuch schmückte die Tasche des Jacketts. „Bist du schon aufgeregt, großer Bruder?“, wandte sich Sasuke an ihn. Itachi schüttelte nur den Kopf, als er antwortete: „Nein, ich bin noch recht entspannt. Ich denke, das kommt erst, wenn der große Moment gekommen ist.“ Dann sah er zu mir und wuschelte mir kurz durch die Haare, wo ich meinen Kopf aber schnell wegzog, weil mir dieses Gefühl absolut nicht gefiel. „Lass das“, murrte ich kurz, bevor wir beide begannen zu lachen. „Ich darf das. Ich heirate heute“, sagte er ebenfalls lachend. „Das sind doch nur ausreden“, meinte Sasuke, der sich neben mich stellte und eine Hand an meinen Rücken legte. „Aber hör auf, meinen Bruder zu ärgern. Er darf heute ein kleines bisschen mehr.“ Als ich zu ihm blickte, zwinkerte Sasuke mir zu und ich lächelte ihm entgegen. Je näher die Trauung rückte, desto nervöser wurde ich. Itachi stand eher ruhig an seinem Platz und sah gespannt zur Tür, durch die Deidara bald kommen sollte. Seine Hände waren an der Seite zu Fäusten geballt, aber eher um die Aufregung zu überspielen. Wahrscheinlich wusste er nicht, wohin mit seinen Fingern. Auch mir stieg die Aufregung immer weiter in den Kopf und ich suchte mit meiner Hand die von Sasuke, um unsere Finger zu verschränken und mir somit eine Aufgabe zu geben, um nicht bald durchzudrehen. Wieso war ich nur so nervös? „Ich möchte, dass du immer bei mir bist“, flüsterte ich Sasuke zu, nachdem ich mich zu ihm gebeugt hatte. „Ich bin froh, dass ich dich an meiner Seite habe…“ „Ich werde dich nicht alleine lassen, Naru“, hauchte er leise. Dann begann auf einmal die Musik, ließ uns beide zusammenzucken und ich sah zur Tür. Und in diesem Moment trat Deidara durch die Tür. Er trug einen weißen Anzug, ein blaues Hemd, eine weiße Krawatte und in seinem Jackett steckte ein ebenso himmelblaues Einstecktuch. Sein blondes Haar war zu einem Zopf auf seinem Kopf zusammengebunden und das Pony lag über seiner linken Gesichtshälfte. Er sah umwerfend aus. „Oh mein Gott“, stieß ich leise hervor, ehe ich mich zu Itachi wandte und beobachtete, wie er den Mund öffnete und einfach nur starr geradeaus blickte. „Leise“, stieß Sasuke mir mit seinem Ellenbogen in die Seite, bevor wir uns alle wieder auf unsere Plätze sinken ließen. „Du siehst unglaublich aus“, sagte Itachi und Deidara sah einfach nur breit grinsend zu ihm. „Du auch, mein Lieber“, lächelte Deidara und umfasste die rechte Hand seines baldigen Ehemanns. Die Rede, welche die Standesbeamtin aussprach, rührte nicht nur Itachi und Deidara zu Tränen, sondern aus dem Augenwinkel sah ich auch, wie sich kleine Tropfen ihren Weg über Sasukes Wangen suchten. Auch mir standen die Tränen in den Augen und ich hatte Schwierigkeiten, diese zurückzuhalten. Als die Trauzeugen die Ringe bringen sollten, stand Sasuke wackelig auf und lief nach vorne, um sich neben seinen Bruder zu stellen und auch Deidaras Trauzeuge stand dabei. Doch dieser hatte irgendwie nur eine schmückende Funktion. „... Und so frage ich Sie, Itachi Uchiha, wollen Sie den hier anwesenden Deidara Sterling zu Ihrem Ehemann nehmen? So antworten Sie jetzt laut und deutlich mit „Ja, ich will“.“ „Ja, ich will“, sagte Itachi und ich konnte seine Anspannung deutlich spüren. Wahrscheinlich konnten es auch die anderen Anwesenden spüren, als die Standesbeamtin sich an Deidara wandte. „Und wollen Sie, Deidara Sterling, den hier anwesenden Itachi Uchiha zu ihrem Ehemann nehmen und später ihren gemeinsamen Namen ‚Uchiha‘ zu tragen? So antworten auch Sie jetzt laut und deutlich mit ‚Ja, ich will‘.“ Es dauerte einige Sekunden, bis Deidara seine Stimme wiederfand und antwortete: „Ja, ich will.“ Erleichtert atmete ich aus, als ich merkte, dass ich gerade die Luft angehalten hatte. Unauffällig drehte ich mich etwas zur Seite, um mich kurz unter den anderen Gästen umzusehen. Alle hatten Tränen in den Augen. Als ich wieder nach vorne sah, blickte ich kurz zu meinem Freund. Er hatte große Mühe, seine Tränen zurückzuhalten und sich zusammenzureißen. Ich schluckte, denn auch jetzt merkte ich, wie ich mit den kleinen Tropfen zu kämpfen hatte. Unweigerlich stellte ich mir vor, wie es wohl wäre, wenn Sasuke und ich heiraten würden. Würde ich weinen? Würde es vielleicht Probleme geben, weil ich als Frau geboren wurde? Innerlich schüttelte ich den Kopf, da ich an etwas anderes denken wollte, also sah ich wieder zu Itachi und Deidara. Sie beugten sich gerade zueinander, um sich zu küssen. Sie schlossen fast gleichzeitig die Augen als sich ihre Lippen berührten. Wenige Sekunden später spürte ich, wie mir die Hitze in die Wangen stieg und mir ziemlich warm wurde. Dieser Moment war viel zu intim und ich starrte sie einfach an, wie sie sich küssten, wie Sams Hand sich an die Seite Deidaras legte und ihn enger an sich zog, wie Deidaras Hand sich auf Itachis Oberarm legte, wie der Kuss noch inniger wurde und ich hatte das Gefühl, sie würden nicht mehr voneinander ablassen. Dann aber ertönte die Stimme der Standesbeamtin, die diesen Augenblick zerstörte und ich hörte die kleine Luftblase, in der sich die beiden befanden, in der Luft zersprang und sie wieder im Hier und Jetzt landeten. „Ich möchte Sie bitten, sich noch einmal auf ihre Plätze zu setzten. Ich möchte noch einige Worte zum Abschluss sagen, bevor ich Sie bitte, noch zu unterschreiben“, begann sie. Dann sprach sie die Worte, die sie sagen wollte. Allerdings hörte ich diesem Moment schon gar nicht mehr zu, weil Sasuke zu mir zurückkam und sich neben mich auf den Stuhl sinken ließ. Ich umfasste sofort seine Hand, strich mit dem Daumen über seinen Handrücken und symbolisierte ihm damit, dass ich für ihn da war. Als das frisch getraute Ehepaar um den Tisch herumlief, um ihre Unterschriften zu leisten, sah ich wieder zu ihnen und lächelte Itachi sanft entgegen, als sich unsere Blicke trafen. Dann setzte ein kurzes Lied ein, was die Trauung beendete. Wir folgten Itachi und Deidara, als sie diese Örtlichkeit verließen und sich aufstellten, um die ganzen Gratulationen und Umarmungen zu empfangen. Sasuke und ich waren natürlich weiter vorne, weil Sasuke immerhin Itachis Bruder war. Mich störte es nicht, denn so hatte ich es wenigstens gleich hinter mir und musste nicht ewig warten. „Ich wünsche euch alles Gute“, sagte ich leise zu Itachi, als ich ihn umarmte. „Danke. Vielen Dank“, erwiderte er und ich hörte, wie er mit den Tränen rang und auch Deidara ging es nicht anders, als ich mich an ihn wandte und ihm ebenfalls gratulierte. Nachdem ich mich wieder zu Sasuke gesellt hatte, umfasste ich seine Hand, denn ich fühlte mich unter diesen vielen Menschen ziemlich unwohl. Und vor allem fühlte ich mich auf einmal klein und unbedeutend. Klar, mir war bewusst, dass ich nicht im Mittelpunkt stand, aber dennoch hatte ich gerade das Gefühl, dass sich alles von mir entfernte… Am Abend hatte ich mich für ein paar Minuten zurückgezogen, weil ich einfach mal fünf Minuten Ruhe brauchte und schloss die Augen. Ich saß bei Sasuke und mir im Zimmer, genoss die Stille, auch wenn immer noch Musik vom Garten ins Haus drang. Dennoch war es besser, als unter all den Gästen zu sein, die sich mit Itachi und Deidara freuten. „Ist alles in Ordnung bei dir?“, schaute Sasuke durch die Tür, nachdem ich wohl doch ein bisschen länger hier geblieben war, als ich wollte. „Ich hatte dich schon überall gesucht. Die beiden wollen den Brautstrauß werfen. Ich dachte, einer von uns beiden sollte sich vielleicht mit dazu stellen?“ Die Vorstellung, die sich vor meinem inneren Auge breit machte, ließ mich lächeln und ich stand auf. Mit wenigen Schritten überwandte ich die Distanz zu ihm und blieb vor ihm stehen. „Gut, dann stellst du dich aber dazu. Ich bin schließlich keine Frau“, lachte ich und fuhr ihm mit der Hand über die Wange. „Manchmal sieht deine Frisur schon sehr weiblich aus.“ Bei meiner letzten Bemerkung begann auch er zu grinsen und anschließend zu lachen und ich stimmte einfach mit ein. Gemeinsam liefen wir zu den anderen Gästen zurück. Ich nahm mir ein neues Getränk, während die anderen sich aufstellten, damit der Strauß geworfen werden konnte. An sich fand ich diese Aktion schwachsinnig, aber als ich sah, wie sich Sasuke wirklich mit dazu stellte und auf den perfekten Augenblick wartete, konnte ich mich nicht glücklicher schätzen. Ich hatte immerhin nicht damit gerechnet, dass er es wirklich machen würde. Deidara blickte noch einmal hinter sich, als er sich wieder umdrehte, den Strauß mit beiden Händen umfasste, auf das Zeichen von Itachi wartete und als er dieses bekam, warf er den Strauß. Er flog in einem hohen Bogen, allerdings hatte ich das Gefühl, es verging eine Ewigkeit, bis er zur Landung ansetzte und nach unten fiel. Sasuke machte einen Schritt zurück, um den Frauen den Vortritt zu lassen, aber die Blumen fielen ihm fast schon in seine Arme, ohne dass er etwas machen musste. Sein Blick dabei war einfach unbezahlbar und ich lief rot an, als alle Anwesenden zu mir schauten und dann wieder zu Itachis jüngeren Bruder. Nachdem die Feier sich fast aufgelöst hatte, saßen nur noch vereinzelte Personen mit uns am Tisch. Sie waren aber auch gerade dabei, die Gläser zu leeren und sich zu verabschieden. Als auch die letzten Gäste gegangen waren, sahen wir das frisch verheiratete Paar an und grinsten ihnen entgegen. „Tut mir einen Gefallen und seid bitte nicht so laut“, sagte Sasuke und ich wurde schlagartig wieder rot. „Wir dürfen das! Wir sind schließlich verheiratet“, stemmte Deidara die Hände in die Hüften und sah uns aus seinen blauen Augen heraus an. Manchmal dachte ich, er sei mein älterer Bruder, den ich nie kennengelernt hatte. Zeitweise sahen wir uns wirklich ähnlich. Sein Haar war ebenso blond wie meins. Nur seine Haare waren deutlich länger und ihm stand es sichtlich besser als mir. Seine Augen waren ebenso strahlend blau wie meine. Auch sonst ähnelten wir uns, aber wir hatten keine gemeinsamen Verwandten. Zumindest nicht, dass wir etwas diesbezüglich herausfinden konnten. Die beiden verabschiedeten sich und gingen davon. Wir halfen den Angestellten des Caterings noch beim Aufräumen, bevor wir uns auch zurückzogen und erschöpft ins Bett fielen. Doch Sasuke beugte sich nur wenige Sekunden über mich und sah mich direkt an. Er ließ seine Lippen auf meine sinken, vertiefte den Kuss und ich schloss automatisch die Augen, als ich mich fallen ließ. Wenn es etwas gab, was er konnte, dann mich um den Verstand bringen, mich vergessen lassen, was ich tun oder sagen wollte. Er schaffte es einfach, mit einem einfachen Kuss, dass ich nicht mehr klar denken konnte. In meiner Körpermitte begannen die Schmetterlinge im Bauch zu tanzen und die Vibration, die sie auslösten, zog bis in meinen Schritt. Für einen kurzen Moment irritierte mich dieses Gefühl, aber dann entspannte ich mich wieder und vergrub meine Hand in seinem Haar. „Du löst unglaubliche Dinge in mir aus…“, hauchte ich an sein Ohr, als ich mir einen Weg dorthin mit den Lippen gebahnt hatte. „Und ich will, dass du weiter machst…“ Ich begann, mit sanftem Druck an seinem Ohrläppchen zu knabbern, bevor ich noch einmal von ihm abließ, um ihm noch etwas hinein zu flüstern. „Nicht nur dein Bruder und Deidara können in dieser Nacht stöhnen… Wenn du es willst, dann werde ich deinen Namen zum Himmel schreien…“ Damit zog Sasuke sich schlagartig von mir zurück. Ich nutzte sofort die Gelegenheit, um ihn zu überrumpeln und auf ihn zu klettern. Er lag unter mir, während ich auf seinen Hüften saß. Seine Augen waren noch immer weit aufgerissen, aber ich grinste nur und begann, meine Hüften nach vorne und hinten zu bewegen, gekonnten Druck auf seine Mitte auszuüben und ich wusste, ihn machte es rasend. Es war, als würde man mit einem Stück Fleisch vor einem fast verhungerten Löwen spielen und dieser wartete nur darauf, endlich danach schnappen zu können. Kapitel 64: Kapitel 64 - Narus Sicht ------------------------------------ × Narus Sicht × Es vergingen einige Tage in denen alles war, wie bisher. Ohne weitere Vorkommnisse, die der Rede wert gewesen wären. Ich war gerade ins Bad gegangen, als mein Handy in der Hosentasche vibrierte. Mit einer gekonnten Bewegung zog ich es heraus und blickte auf das beleuchtete Display. Ich sah, dass ich eine Nachricht bekommen hatte und auch von wem sie war: Kiba. Ich hatte lange nicht mehr mit ihm geschrieben und zum Training war ich auch einige Male nicht gegangen. Einfach, weil es nicht gepasst oder ich andere Sachen im Kopf hatte. Doch jetzt sah ich noch einmal auf die kleine Uhr, die auf dem Display mit angezeigt wurde und entschloss mich dazu, die Nachrichten später zu lesen. Wenn ich mich nicht beeilen würde, dann würde ich noch zu spät kommen! Ich ließ das Handy wieder in die Hosentasche gleiten, zog mich aus und stieg unter die Dusche. Nachdem ich wieder unter dem Wasserstrahl hervortrat, band ich mir ein großes Handtuch um den Körper und nahm mein Handy wieder in die Hand. Ich konnte endlich lesen, was Kiba mir schrieb.     Kiba: Hey, wollte mal fragen, ob wir uns mal wieder treffen wollen? Kiba: Antwortest du mir nicht mehr? Kiba: Naru? Kiba: Ich will doch nur ein einfaches 'Ja' oder ein 'Nein'… Kiba: Oder schläfst du etwa noch? Kiba: Antworte mir bitte, wenn du es liest… Bitte…     Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen, als ich die Mitteilungen überflog. Manchmal konnte er wirklich niedlich sein. Vor allem, wenn er etwas wollte. Als er dann scheinbar sah, dass ich die Nachrichten las und ich für ihn als online angezeigt wurde, tippte er eine schnelle Antwort.     Kiba: NARU! Endlich gibst du ein Lebenszeichen von dir! Und, wollen wir uns mal wieder treffen? Ich wüsste auch schon ganz genau, wo wir uns sehen könnten!   Naru: Lass mich raten, wir treffen uns gegen 14 Uhr im Cafe wo Hinata arbeitet?     Um ihn nicht länger warten zu lassen, antwortete ich schnell, damit er nicht wieder vor Sorge umkam.     Kiba: Woher…? Aber ja, daran habe ich sogar gedacht.   Naru: Ach, es war nur eine Intuition beziehungsweise ein kleiner Gedanke.     Ich legte anschließend das Handy kurz zur Seite, um mich abzutrocknen und mir meine frische Kleidung anzuziehen.   Meine Wahl fiel heute auf eine Jeans, einen dunklen Pullover mit einem orangefarbenen Schriftzug und ein schwarzes T-Shirt, welches ich unter den Pullover zog. Als ich meine Haare halbwegs trocken bekommen hatte, schnappte ich mir meine dreckige Kleidung, warf sie in den Wäschekorb, hängte das Handtuch zum Trocknen auf und nahm mein Handy, um in die Küche zu gehen, mir schnell Frühstück zu machen und dann weiter zu rennen, um meinen Bus gerade noch zu bekommen, bevor er mir direkt vor der Nase wegfuhr. Vollkommen außer Atem ließ ich mich auf einem freien Platz nieder, um wieder mein Handy in die Hand zu nehmen. Sasuke war bereits unterwegs, weil er noch etwas erledigen musste, bevor er in die Schule ging. Wahrscheinlich musste er noch seine Hausaufgaben machen, die er gestern vergessen hatte. Als er nach Hause kam, waren wir zusammen in die Badewanne gestiegen, hatten uns einen schönen Nachmittag und Abend gemacht und waren später zusammen eingeschlafen, ohne auch nur einen Handschlag für die Schule oder im Haushalt zu machen. Wir hatten gesagt, wir nutzen die Zeit aus, in der Itachi nicht da war. Und genau das taten wir auch.   Am Nachmittag lief ich zum Café, vor dem Kiba bereits wartete, und mir freudig zuwinkte, als er mich entdeckte. „Naru! Hallo!“, rief er lautstark und ich wurde von allen Passanten angestarrt, als ich bei ihm ankam. „Nicht so laut”, entgegnete ich und spürte, wie die Hitze aus meinen Wangen langsam wieder verschwand. „Aber auch von mir Hallo. Wollen wir reingehen oder wollen wir weiter hier stehen bleiben?” Kiba begann zu lachen, drehte sich dann aber zur Tür und hielt sie mir offen. Ich huschte an ihm vorbei und rasch fanden wir auch einen freien Tisch. Dort angekommen, wurden wir auch schnell bedient, allerdings war es nicht Hinata, sondern eine mir bisher fremde Person. „Wo ist denn Hinata? Arbeitet sie heute gar nicht?”, wandte ich mich an Kiba, nachdem wir unsere Bestellungen aufgegeben hatten. „Sie liegt mit einer Erkältung im Bett“, seufzte Kiba und sah bedrückt nach unten. Ich riss für einige Momente meine Augen weit auf, entspannte meine Gesichtsmuskulatur aber wieder sehr schnell. „Sag ihr gute Besserung von mir”, meinte ich und bekam von ihm ein Nicken zur Antwort. „Ja, richte ich ihr nachher aus, wenn ich zu ihr gehe.” Er trank dann einen Schluck von seinem Kaffee, als er zu uns gebracht wurde. „Aber jetzt etwas anderes”, warf er rasch ein. „Wie geht es bei dir voran? Ich wollte dich schon lange danach fragen, kam aber bisher nicht dazu oder hatte es vergessen…” Mit dieser Frage hatte ich absolut nicht gerechnet und stockte einige Sekunden, weil ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte. „Inwiefern?”, fragte ich verwirrt und blinzelte mehrfach. „Naja, ich will wissen, wie es bei dir weitergeht. Ich meine, du hast doch vor einiger Zeit deinen Namen ändern lassen. Welche Punkte stehen als nächstes auf der Liste?” Jetzt wusste ich langsam, was er meinte und begann kurz zu lachen, weil ich doch viel zu lange auf der Leitung stand. „Achso”, begann ich. „Der Plan ist, bei der Krankenkasse die Übernahme der Operationskosten zu beantragen, wenn es genehmigt ist, einen Termin im Krankenhaus auszumachen und mich dann operieren zu lassen.” Dies war die Kurzfassung, die ich auf die Schnelle aussprach. Aber ich sollte nicht ohne weitere Nachfragen davon kommen. „Ich bin ja nun ganz doof, was das angeht. Aber wie läuft das ab?”, konterte Kiba sehr rasch. „Naja, ich muss einen Antrag stellen, in dem ich sage, welche Operationen ich machen will. Dann sagt die Krankenkasse, ob es in Ordnung ist oder nicht. Wenn sie es ablehnt, dann muss ich Widerspruch einlegen oder einen neuen Antrag stellen. Wenn es allerdings genehmigt ist, dann ist es umso besser für mich und mit deutlich weniger Problemen verbunden.” Er sah mich aus seinen braunen Augen an und ich hatte das Gefühl, er hatte sich etwas bei seinem Hund abgeschaut, was diesen Blick anging. Die Vorstellung, wie die beiden diesen Blick übten, bescherte mir ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen. Allerdings bekam ich schnell wieder ein und ließ es wieder verschwinden, bevor Kiba noch fragte, wieso ich so merkwürdig grinste. Aber er war mit seinen Gedanken und dem Kaffee beschäftigt. „Verstehe…”, sagte er und nippte noch einmal an seinem Kaffee. Auch ich nutzte die Chance, um etwas zu trinken. Ich ließ meinen Blick auf den Tisch vor mich gerichtet, als seine Stimme wieder ertönte. „Das klingt, als würden die es dir nicht einfach machen. Wollen die denn viele Dinge haben?”, fragte Kiba nach einiger Zeit. „Einiges, aber ich hab es schon zusammen. Ich muss es nur noch bei der Krankenkasse einreichen. Ich wollte es machen, bevor ich nach Hause gehe.” Sofort wurden Kibas Augen größer und er begann breit zu grinsen. „Dann will ich doch mitkommen!”, rief er aus und sprang fast vom Stuhl. Es hatte den Anschein, als wollte er gleich losrennen und es erledigen. „Später hatte ich gesagt”, hielt ich ihn mit meinen Worten auf. „Ich will jetzt noch nicht los. Außerdem ist dein Kaffee noch nicht leer. Und das Stück Kuchen wird dir gerade gebracht, was du bestellt hast.” Seine Augen wurden groß und leuchteten, als er die Bedienung sah, die den Kuchen brachte. Kaum hatte er den Teller vor sich stehen, stürzte er sich darauf und gab ein zufriedenes Stöhnen von sich. „Lecker!”, rief er wieder aus, als er seine Sprache zurück erlangte. „Willst du mal probieren?” Ich schüttelte nur den Kopf und verneinte dieses Angebot. Ich wollte ihm immerhin nicht den Kuchen weg essen, vor allem, weil er sich scheinbar so darüber freute, ihn für sich alleine zu haben. „Iss nur”, sagte ich und lächelte ihn sanft an. „Der ist wirklich lecker. Ich kann ihn nur empfehlen”, sagte er und lud sich gleich noch eine Gabel mit einem weiteren Stück in den Mund. Zeitweise dachte ich, wenn es um das Essen ging, dass Kiba seine Manieren vollkommen verlor. Wie ein kleines Raubtier stürzte er sich auf den Kuchen, als wäre er fast am Verhungern. „Iss langsam, sonst verschluckst du dich noch”, holte ich ihn aus seinem Fresswahn heraus. „Aber es ist so lecker”, warf er protestierend ein. „Dann wäre es umso besser, wenn du es genießen würdest. Du hast doch gar nichts davon, wenn du so schlingst, außer vielleicht dass du dich verschluckst und an den Krümeln erstickst.” „Ach, so schlimm wird es schon nicht”, begann Kiba zu lachen. Kaum hatte er seine Worte beendet, war auch der letzte Teil des Essens in seinem Magen verschwunden. Er trank noch einen großen Schluck seines Kaffees, ehe Er sich absolut zufrieden zurücklehnte. „Das war wirklich lecker”, sagte er und strich sich über den Bauch. „Wenn es nach mir ging, dann würde ich noch ein Stück essen…” „Dann mach das doch?” Er schüttelte den Kopf, als er sagte: „Nein. Lieber nicht. Sonst bekomme ich noch Ärger mit Hinata. Sie meinte, ich hätte sowieso schon zugelegt.” Bei diesen Worten begannen wir gleichzeitig zu lachen. „Du machst so viel Sport, da fällt ein oder zwei Stücke Kuchen nicht auf“, meinte ich und zwinkerte ihm entgegen. „Hinata sagt die ganze Zeit, ich hätte, seitdem ich mit ihr zusammen wäre, deutlich zugenommen”, entgegnete Kiba und zog einen Schmollmund. „Aber ich kann nichts dafür, wenn ihr Essen so gut schmeckt! Ehrlich! Du musst das probieren! Du wirst denken, du wärst im Himmel!” Er schwärmte deutlich von ihren Kochkünsten. Aber ich konnte es mir denken, denn ich liebte schließlich auch das Essen, was Itachi immer zubereitete und wenn ich ehrlich war, ich würde dafür eintausend Tode sterben, nur um wieder in den Genuss seiner Kochkunst zu kommen. Ich schüttelte den Kopf, um meine Gedanken wieder zu Kiba zu lenken. Dieser schwärmte zwar immer noch von Hinata, aber das störte mich nicht weiter. Ich nahm meine heiße Schokolade in die Hand und trank einen großen Schluck davon. Es war gut, aber dennoch nicht vollkommen perfekt. „Wollen wir dann bezahlen oder willst du weiter hier sitzen bleiben?”, hetzte mich Kiba, als er sah, dass in meiner Tasse nur noch zwei oder drei Schlucke waren. „Lass mich doch mal in Ruhe meine Schokolade trinken!”, beschwerte ich mich im Gegenzug. „Ich habe es nicht eilig. Und nur, weil du zu deiner Freundin willst, um mit ihr Zeit zu verbringen, kann ich nichts dafür.” „Es geht nicht nur darum…”, schmollte Kiba wieder. „Es geht auch um deinen Antrag! Je schneller dieser abgegeben ist, desto schneller bekommst du wahrscheinlich eine Antwort! Und umso schneller kannst du operiert werden!” Bei diesen Worten grinste er breit und ich ließ mich von dieser Freude anstecken. Ich trank meine Schokolade aus und dann bezahlten wir, um uns gemeinsam auf den Weg zur Krankenkasse zu begeben. Dort angekommen zog ich den Umschlag heraus, in dem ich alle nötigen Unterlagen verstaut hatte und gab es der Frau, die uns empfing. „Guten Tag”, sagte ich und sah sie kurz an. „Ich wollte nur kurz etwas abgeben. Vielleicht können Sie es ja weiterleiten.” „Ja, gerne”, erwiderte sie und nahm ab, was ich ihr reichte. „Könnte ich bitte eine Quittung oder so etwas bekommen, dass ich es heute abgegeben habe?” „Ja, natürlich. Einen kleinen Moment bitte”, sagte sie und verschwand kurz mit meinen Unterlagen. Sie kam wenige Augenblicke später wieder, reichte mir eine Kopie meines Anschreibens und versah diesen noch mit dem aktuellen Tagesstempel. „Bitte sehr”, sagte sie freundlich. „Vielen Dank”, erwiderte ich. Dann verabschiedeten wir uns und gingen wieder aus dem Gebäude raus. Ich atmete tief durch. Der erste große und wichtige Schritt in die Richtung der Operationen war gemacht. Jetzt hieß es nur noch warten, dass ich eine Antwort erhielt… Kapitel 65: Kapitel 65 - Narus Sicht ------------------------------------ × Narus Sicht ×   Voller Vorfreude öffnete ich einige Zeit später den Briefkasten, holte einige Umschläge heraus, las mir durch, für wen sie waren und entdeckte einen Brief, der mein ganzes Interesse schluckte. Ein Brief der Krankenkasse! Als ich ins Wohnzimmer gegangen war, öffnete ich ihn sofort, weil ich hoffte, die Krankenkasse hätte eine Zusage geschickt. Sasuke sah natürlich den Umschlag und beobachtete meine Augen, wie sie über den Text flogen. Ich las die ersten Zeilen und dann die anderen, die auf dem Papier standen. Mit jedem weiteren Satz verschwamm mein Bild vor Augen immer mehr. Die Tränen stiegen herauf und brannten in meinen Augenwinkeln. „Und?“, riss mich Sasuke aus den Gedanken und der einsetzenden Trance. Ich reichte ihm einfach den Zettel, unfähig etwas zu sagen, zu denken oder etwas zu tun. Nach einigen Momenten sagte er: „Das können die nicht machen! Du hast alles abgegeben, was sie angefordert hatten! Alles! Und jetzt lehnen die ab?! Das können … die doch nicht tun, oder?“ „Siehst du doch…“, gab ich leise von mir, ohne jede Empfindung von mir preiszugeben. „Scheinbar können die es trotzdem ablehnen…“ „Du musst sofort Widerspruch einlegen! Dein Therapeut soll dir bescheinigen, dass die achtzehn Monate Begleittherapie vollbracht sind! Und du solltest dieses psychiatrische Gutachten machen lassen. Vielleicht ist es ein weiterer Pluspunkt für dich. Es ist zwar ein Haufen Lauferei, aber scheinbar wollen die es nicht anders. Und wenn die Papierkrieg fordern, dann werden sie ihn bekommen! Ich werde dich begleiten, wo auch immer du hingehen wirst.“ Er legte mir eine Hand auf die Wange, um mich mit dem Daumen dort zu streicheln. „Danke…“, sagte ich leise, immer noch unfähig, etwas anderes zu sagen und diese ganze Sache zu verarbeiten. In eben diesem Moment zersprang meine Welt, meine Möglichkeit in tausend kleine Teile. Und ich blieb vor dem Scherbenhaufen stehen, alleine gelassen, ohne jede Hilfe. Ich wollte weinen, wusste aber, dass kein einziger Tropfen meine Wangen benetzen würden und ich einfach nur starr geradeaus sehen würde. Jetzt musste ich mich zusammenreißen und überlege, was ich als nächstes machen musste. Ich nahm Sasuke den Brief aus den Händen und las mir noch einmal durch, was mir geschrieben wurde. Wo war der Fehler bei der Antragstellung gewesen? Was hatte ich falsch gemacht? Was fehlte der Krankenkasse?   Ich las noch einmal, was in diesem Schreiben stand. Sie meinten, die begleitende Psychotherapie sei nicht erfüllt. Aber ich ging doch bereits seit gut eineinhalb Jahren dorthin. Ich ging zwar nicht jeden Monat dorthin, aber ich ging mindestens einmal im Quartal hin! Der Professor meinte, es sei bei mir vollkommen ausreichend! Noch einmal überflog ich die Worte, die auf das Papier gedruckt waren, aber es änderte immer noch nichts am Inhalt. Sie hatten es abgelehnt. Sie hatten der Übernahme der Operationskosten nicht zugestimmt! „Ich werde morgen früh beim Psychologen anrufen und fragen, ob er mir ein aktuelles Schreiben schicken kann… Vielleicht hilft das…”, seufzte ich lautstark und legte den Brief zur Seite. Jetzt konnte ich sowieso nichts mehr machen und musste bis zum nächsten Tag warten…   Als ich am nächsten Tag Zeit fand, um in Ruhe zu telefonieren, rief ich natürlich sofort meinen Psychologen an. Doch die Sekretärin ging ans Telefon und meinte, ich müsste es später noch einmal probieren oder ich sollte gleich eine E-Mail schreiben. Der Professor würde sich melden, sobald er Zeit hätte. Seufzend stimmte ich zu und legte wieder auf, nachdem ich mich bei der Sekretärin bedankte. Sie konnte immerhin nichts dafür, dass der Professor zu tun und demzufolge keine Zeit hatte… Am Nachmittag oder eher bereits am Abend erhielt ich endlich eine Antwort auf meine E-Mail. Der Professor meinte, er würde mir ein neues Schreiben schicken und ich sollte definitiv Widerspruch einlegen. Krankenkassen würden immer erst unzählige Gründe suchen, um diese Kosten nicht übernehmen zu müssen. Es dauerte einige Zeit, bis ich eine erneute E-Mail von ihm bekam, in der das neue Schreiben enthalten war. Ich druckte es aus, schrieb einen Widerspruch an die Krankenkasse und am nächsten Tag würde ich wieder dorthin gehen, um alles abzugeben. Aber auch nach diesem Mal kam wenig später eine Absage. Dieses Mal wollten sie wirklich das psychiatrische Gutachten. Allerdings… bis ich dieses erhielt, vergingen einige Monate, weil ich keinen Termin bekam und wenn es einen gab, konnte ich es zeitlich nicht einrichten. Als der Tag erreicht war, an dem ich endlich zu diesem Psychiater konnte, verlief das Gespräch relativ unbefangen. Er versprach mir am Ende, ein Schreiben zukommen zu lassen, in dem er mir zustand, dass ich keine psychischen Probleme hatte und die Diagnose, dass ich transsexuell war, gesichert war. Auch dieses Schreiben reichte ich der Krankenkasse, als ich es endlich in der Hand hielt. Doch dieses Mal verstrichen die Wochen, ehe ich irgendetwas hörte. Dieses Mal hörte ich nur etwas, weil ich an einem Tag durch Zufall auf den Kalender sah und nach rechnete, wie lange ich bereits auf eine Antwort wartete. Es hieß, wenn die Krankenkasse den MDK einschaltete, dann würde eine Frist von fünf Wochen gelten. Ansonsten wären es nur drei Wochen. Doch heute war Woche sechs und ich nahm sofort das Telefon in die Hand. Ich rief sofort bei meinem Ansprechpartner an, der den Antrag verwaltete und sich darum kümmerte. „Guten Tag, Naruto Uzumaki mein Name. Es geht darum, dass ich einen Antrag auf Übernahme der Kosten für die geschlechtsangleichenden Operationen gestellt hatte. Soweit ich weiß, ist die Frist der fünf Wochen verstrichen und somit wird der Antrag sozusagen automatisch genehmigt.” Der Mann, den ich am Telefon hatte, meinte, er müsste diesbezüglich nachfragen. Also ließ er mich in die Warteschleife rutschen und so wartete ich, während ich dieser langweiligen Musik lauschte und wartete, dass er sich wieder zurück meldete. Nachdem dies getan war und ich seine Stimme wieder hörte, atmete ich erleichtert aus. Ich dachte kurzzeitig, dass die Leitung irgendwann unterbrochen wurde und ich noch einmal anrufen müsste. Als der Berater sich meldete, meinte er in kurzen Worten, dass ich recht hätte und die Genehmigung am nächsten Tag rausgeschickt werde. Danach hieß es wieder, dass ich warten musste. Allerdings dauerte es nur zwei Tage bis der langersehnte Brief endlich bei mir eintraf. Den Brief endlich in den Händen zu halten, trieb mir fast die Tränen in die Augen. Ich konnte es kaum glauben. Immer und immer wieder las ich, was geschrieben war. Als ich die Worte in mir aufnahm, rollten ein oder zwei Tränen die Wange hinab und Sasuke wischte sie mir mit seinem Daumen weg. „Ich hoffe, es sind Freudentränen?”, fragte er und setzte sich neben mich. In meinem Hals hatte sich ein großer Kloß gebildet und hinderte mich damit daran, ihm zu antworten. Also nickte ich einfach nur. „Dann sind die Tränen gestattet, aber nur deswegen”, lächelte er mir entgegen. Sanft zog er mich in die Arme und drückte mich an sich. Er hatte mittlerweile den Brief überflogen, als er weitersprach. „Ich bin froh, dass du endlich die Zusage bekommen hast.” Es entstand eine kleine Pause, in der keiner von uns beiden etwas sagte, aber dann ergriff Sasuke erneut das Wort. „Du solltest vielleicht direkt im Krankenhaus anrufen. Ich denke, die Wartezeit ist mittlerweile nicht gerade kurz. Ich meine, dass der Oberarzt so erfolgreich ist, wird sich sicher schnell herumsprechen.” Ich nickte erneut, bevor ich antwortete. „Ja, ich denke, ich sollte die Nummer gleich herausfinden und anrufen”, sagte ich ruhig, befreite mich aus seiner Umarmung und stand auf. Ich lief in unser Zimmer, suchte die Unterlagen heraus, die ich damals beim Vorgespräch erhielt. Dort war die Nummer, die ich anrufen sollte, sobald es soweit war. Natürlich fand ich es nicht auf Anhieb, allerdings dauerte es nicht lange, bis ich es am Ende doch in den Händen hielt. „HA!”, rief ich aus und warf die Hand etwas in die Höhe. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche, tippte die Nummer ein und lauschte gespannt auf das Zeichen, was symbolisierte, dass der Anruf durchging. Als die sanfte Stimme der Sekretärin ertönte, erklärte ich ihr mein Anliegen und keine drei Minuten später hatten wir einen Termin gefunden, der mir sehr gelegen kam. Die Operation würde zwei Tage vor Weihnachten stattfinden und am Tag zuvor sollte ich anreisen. Und bis dahin würde noch knapp ein halbes Jahr vergehen. Die Aufregung stieg bereits jetzt bis ins Unermessliche… Kapitel 66: Kapitel 66 - Narus Sicht ------------------------------------ × Narus Sicht - ein halbes Jahr später ×   Die Tage, die ich bis zum heutigen Zeitpunkt zählte, verstrichen kaum. Ich hatte immer wieder überprüft, ob ich alles zurechtgelegt und alles beisammen hatte. Doch ich hatte wieder und wieder das Gefühl, ich würde etwas vergessen. Auch jetzt saß ich auf dem Bett, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und den Kopf in die Hände gelegt. Ich war kurz davor, vollkommen zu verzweifeln. Mir stiegen die Tränen in die Augen und brannten darin. „Es wird alles gut“, hörte ich die Stimme von Sasuke neben mir. Ich zuckte zusammen und riss meine Augen weit auf, als ich ihn anstarrte. „Was?“, fragte ich fast schon panisch. „Sasuke…“ Er umfasste meine Hände mit seinen, strich mit dem Finger über meinen Handrücken und sah mir aus seinen fast schon schwarzen Augen entgegen. „Ich werde dich begleiten. Aber leider kann ich erst am Tag nach deiner Operation ankommen, weil die Schule mich nicht freistellt. Dann stehen die Ferien an und ich werde nicht von deiner Seite weichen, bis du wieder entlassen wirst. Auch Itachi will mitkommen.“ Meine Augen wurden noch ein kleines Stück größer, als ich dies hörte. Ich wusste, dass zumindest Sasuke bei mir sein wollte. Aber das auch Itachi mitkommen wollte? Das war mir bis jetzt neu. Aber trotzdem sah ich ihn weiter an. „Und wollte deine Bekannte aus dem Internet nicht auch vorbeikommen?“ Ich nickte, als ich erwiderte: „Ja, wollte sie. Sie meinte, sie will dabei sein, wenn ich aufwache und mir beistehen.“ „Dann bin ich froh, dass sie es tut, wenn ich es in dem Moment schon nicht kann.” Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es war, ohne Sasuke zu sein und vor allem die Nacht ohne ihn verbringen zu müssen. Ich lebte seit fast eineinhalb Jahren hier, zusammen mit ihm und seinem Bruder. Auch Deidara war mittlerweile hier eingezogen. Er hatte gemeint, die Distanz wäre sonst zu groß. Immerhin waren er und Itachi bereits verheiratet, da konnten sie keine zwei Haushalte mehr führen. Meiner Meinung nach konnte es dennoch funktionieren. Mit einem kurzen Blick zu Sasuke, versuchte ich, meine Gedanken wieder auf ihn zu lenken und nicht wieder zum Chaos, welches ich angerichtet hatte, als ich versuchte, meine Tasche zu packen, die ich morgen brauchte. „Hast du alles?”, erkundigte er sich. Als Antwort zuckte ich allerdings nur die Schultern und ließ den Kopf sinken. „Ich weiß es nicht…”, murmelte ich leise. „Ich glaube, ich schaffe das nicht…” Jetzt rollte die erste Träne meine Wangen hinab. Dann folgte die zweite und dritte Träne. Sie flossen hinterher und befeuchteten meine Wange. Und dann wurden es kleine Bäche, die meine Wangen hinab flossen. „Okay, du beruhigst dich erst einmal wieder. Dann gucken wir zusammen noch einmal, ob du alles hast.” Er nahm mich in den Arm, drückte mich sanft an sich und ich schloss die Augen, um seine Nähe zu genießen. Ich beruhigte mich ganz langsam und die Tränen verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. Nachdem ich mich wieder von Sasuke löste, sah ich ihn aus schmerzenden Augen an und er hauchte mir einen kurzen Kuss auf die Nasenspitze. „Bist du bereit, deine Sachen noch einmal durchzugehen?“, fragte er mich und ich nickte erneut, damit ich ihm antwortete. Ich hatte die Vermutung, dass ich kein Wort hervorbringen würde, wenn ich jetzt etwas erwidern wollte. „Gut, dann hoch mit dir“, wies Sasuke mich an und breitete noch einmal auf dem Bett aus, was ich bisher in den kleinen Koffer gepackt hatte. Nach einer halben Stunde hatten wir meine Kleidung, Hygieneartikel, ein Verlängerungskabel und verschiedene Dinge, damit ich mich beschäftigen konnte, waren eingepackt. Außerdem wurden leicht anzuziehende Schuhe eingepackt, ebenso Hausschuhe und Handtücher. Dazu legte ich noch die schriftliche Genehmigung der Übernahme dazu, meinen Einweisungsschein, damit ich stationär aufgenommen wurde und meine Krankenkarte. Ich durfte diese drei Dinge auf keinen Fall vergessen. Ich packte noch einen Rucksack mit einem Buch, meinem Tablet, den Ladekabeln und einer Federmappe mit Stiften ein, damit ich mich notfalls auch auf andere Art und Weise beschäftigen konnte. Außerdem warf ich noch ein kleines Kuschelkissen in den Koffer, bevor er verschlossen wurde. Auch den Rucksack stellte ich daneben. Jetzt musste ich nur noch die Nacht überstehen und hoffen, dass ich einige Stunden Schlaf abbekam, um nicht noch vollkommen durchzudrehen.   Als ich einige Zeit später aus dem Bad zurück in unser Zimmer kam, lag Sasuke auf dem Bett, blätterte nachdenklich durch eine Zeitschrift und sah mich an, als er bemerkte, dass ich zu ihm kam. „Na“, sagte er, klappte das Heft zusammen und legte es zur Seite. „Ich dachte schon, du wärst zu weit raus geschwommen und ein Hai hätte dich gefressen.“ Er begann zu lachen und ich ließ mich einfach zu ihm auf das Bett fallen. „Ich denke, es war eher ein Goldfisch, der versucht hat, mich aufzufressen“, stimmte ich in sein Lachen ein. „Ich habe mich aber erfolgreich zur Wehr gesetzt!“ „Dann bin ich froh, dass ich dich heile wiederbekommen habe.“ Er zog mich zu sich und nach einigen Momenten der Rangelei lag er halb über mir und sah mir tief in die Augen. „Ich liebe dich“, sagte er leise, bevor er mir einen Kuss auf die Lippen gab. „Und ich liebe dich“, erwiderte ich. Ich kuschelte mich an ihn und zog ihn einfach auf mich, so dass er mit seinem Gewicht mehr auf mir lag, als er es gerade noch getan hatte. „Ich bin froh, dich zu haben“, sagte ich weiter und schloss die Augen. In einigen Stunden würde ich aufstehen müssen und dann stand die Fahrt zum Krankenhaus an. Ich war jetzt schon aufgeregt, aber ich dachte, wenn Sasuke in dieser Nacht bei mir blieb, dann würde alles gut werden.   Am nächsten Morgen war ich bereits weit vor dem Wecker wach und schaltete ihn ab, als er gerade anfangen wollte, das ganze Haus zu wecken. Ich war bereits in der Küche, bereitete das Essen vor und sorgte dafür, dass der Flur zumindest vom Duft von frisch gekochtem Kaffee erfüllt war. Nur wenige Minuten später war auch Itachi in der Küche und fuhr sich durch das lange schwarze Haar. Er lächelte mir entgegen, als er sah, dass ich den Tisch für das Frühstück vorbereitete. „Kann ich dir helfen?“, fragte er und als ich nickte, stellte er Teller auf den Tisch und legte Besteck daneben. Auch bei den anderen Vorbereitungen half er mir und dann kam auch schon Deidara in die Küche. Seine Haare standen in einer wilden Mähne von seinem Kopf ab. Fast hätte ich ihn für einen Löwen gehalten. Und noch dazu rieb er sich verschlafen die Augen. „Morgen“, brummte er und ließ sich lautstark gähnend auf den Stuhl fallen. „Sorry, wenn ich nicht helfe, aber es ist … absolut nicht meine Zeit.“ „Schon gut“, sagte ich und reichte ihm eine Tasse mit Kaffee. In schnellen Zügen war diese bis zur Hälfte geleert und ich war erstaunt wie er es schaffte, sich nicht die Zunge zu verbrennen, obwohl das Getränk immer noch so heiß war. Auch Sasuke kam in die Küche gelaufen. Er war im Gegensatz zu den anderen Anwesenden bereits komplett angezogen und absolut fertig. „Guten Morgen“, sagte dieser, ehe er zu mir kam, mir einen Kuss auf die Wange gab und sich dann an den Tisch setzte. Während wir ein paar Momente später frühstückten, sagte erst einmal niemand etwas, bevor Itachi die Stille durchbrach. „Ich werde dich ja nachher fahren. Hast du einen bestimmten Wunsch, ob wir irgendwo eine Pause einlegen?“, fragte Sasukes Bruder und band sich das Haar zusammen, damit es ihm nicht weiter beim Essen im Weg war. „Nein, es ist mir sogar egal. Ich möchte es nur noch hinter mich bringen“, fuhr ich mir durch das blonde Haar und zuckte mit den Schultern. „Wir können ja mal eine kurze Pause machen, wenn uns danach ist“, lächelte er mich weiter an, ehe er sich wieder seinem Essen widmete. Ich nickte, biss dann von meinem Brötchen ab, legte es dann aber zur Seite, weil mein Hunger augenblicklich verschwunden war. Ich konnte nichts mehr essen. Es gelang mir nicht, noch etwas zu mir zu nehmen. Sasuke legte mir eine Hand auf den Oberschenkel und ich zuckte zusammen, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Kurz war ich davor, meine Tasse zu nehmen und ihm den Inhalt entgegen zu schütten. „Mach das nie wieder!“, meinte ich und sah ihn finster an. „Du kannst mich nicht einfach so erschrecken!“ „Tut mir leid. Ich wollte dir nichts Böses“, sagte er leise. Schnell schüttelte ich den Kopf: „Ich wollte dich nicht so anfahren, aber ich habe mich einfach erschrocken. Tut mir ebenfalls leid.“ Ich legte meine Hand auf seine und strich mit dem Finger darüber. „Dennoch danke“, flüsterte ich leise zu ihm, als ich mich kurz zu ihm beugte und ihn auf die Wange küsste.   Ich räumte gerade den letzten Teller weg, als Itachi zurück in die Küche kam und meinte, er hätte das Gepäck im Auto verstaut. Erschrocken zuckte ich erneut zusammen und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Ist gut“, gab ich von mir und schluckte. Die Nervosität stieg immer weiter an und ich konnte zeitweise kaum noch atmen. Die Aufregung schnürte mir die Luft ab. Ich merkte, wie meine Hände feucht wurden und ich immer unruhiger wurde. „Wollen wir langsam los? Ich will nicht im Stau stehen und dafür sorgen, dass du zu spät zur Aufnahme kommst“, riss mich Itachi aus den Gedanken. „Wegen mir“, erwiderte ich und nickte ihm zu. Er lächelte mir aufmunternd entgegen.   Als ich wenig später am Auto stand und gerade einsteigen wollte, kam Sasuke zu mir und sah mir direkt in die Augen. „Willst du dich nicht von mir verabschieden?“, fragte er und ich zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht…“, gab ich leise von mir. „Ich mag … keine Abschiede. Außerdem… Wir sehen uns doch übermorgen wieder.“ „Dennoch sehe ich dich jetzt zwei Tage nicht! Und am Samstag komme ich auch erst gegen Mittag an. Das ist ziemlich unfair“, zog er eine Schmolllippe. Irgendwie hatte ich das Gefühl, er hatte sich mit Kiba zusammen getan und genau diesen Ausdruck bis zur Perfektion einstudiert. Mit einem kurzen Seufzen richtete ich mich wieder auf, umarmte Sasuke und ließ meinen Kopf gegen seine Schulter sinken. „Ich wollte mich nicht verabschieden, weil ich Angst habe, es wäre ein schlechtes Omen. Ich will nicht, dass bei der Operation irgendetwas passiert. Ich habe Angst. Es ist das erste Mal, dass ich alleine irgendwohin fahre und dann alleine bin, in einer fremden Umgebung. Ich habe zwar viel über das Krankenhaus und die Schwestern gelesen, aber ich habe dennoch Angst“, murmelte ich leise. Dann spürte ich, wie Sasukes Arme sich um mich legten und mich an ihn drückten. Er strich mir mit den Fingern über den Rücken, hielt mich fest und gab mir den Halt, den ich brauchte, um nicht zusammenzubrechen. „Ich bin in Gedanken immer bei dir. Ich werde sofort bei dir sein, wenn ich angekommen bin. Ohne große Umwege werde ich zu dir kommen“, sagte er, hob dann mein Kinn an und sorgte dafür, dass ich ihn ansehen musste. Als sich unsere Blicke trafen, schloss er die Lider und senkte seine Lippen auf meiner herab. „Ich werde die ganze Zeit an dich denken. Wenn ich deswegen nur den halben Unterrichtsstoff mitbekomme, dann ist es eben so. Die Schule wollte mich ja nicht freistellen.“ „Mach du dich nicht verrückt“, sagte ich nur und löste mich dann wieder von ihm. Kurz atmete ich tief durch und sah zu Itachi, der bereits eingestiegen war und sich gerade anschnallte. „Ich glaube, wir müssen los. Sonst kommen wir noch zu spät“, fuhr ich leise fort. „Ich sollte ihn nicht noch länger warten lassen…“ Sasuke ließ von mir ab, trat zurück und ich stieg in den Wagen. Es fiel mir schwer, Abschied zu nehmen, aber es war nur für einige Zeit und nicht für die Ewigkeit. Kapitel 67: Kapitel 67 - Narus Sicht ------------------------------------ × Narus Sicht ×   Die Fahrt verlief ohne große Probleme. Es gab auf der Autobahn keinen Stau und auch sonst kamen wir gut durch den Verkehr. Im Hintergrund lief die ganze Zeit Musik und ich war froh, dass die Sender nicht die Weihnachtslieder in Dauerschleife spielten. Es war erfrischend, gerade nicht von den aufdringlichen Liedern genervt zu werden. Allerdings sah ich die meiste Zeit einfach nur aus dem Fenster und fragte mich, wie lang wir wohl noch brauchen würden, bis ich das Krankenhaus endlich zu Gesicht bekam. Es war schon lange her, dass ich zuletzt dort gewesen war, aber ich erinnerte mich noch genau an die Einrichtung im Eingangsbereich. Ich erinnerte mich daran, wohin ich musste, wenn ich zur Anmeldung wollte. Ich erinnerte mich daran, wohin ich mich dann wenden musste. Außerdem erinnerte ich mich noch an das Gesicht des Professors, der mich operieren würde. Als wir endlich in die Stadt einbogen, wurde der Verkehr dichter, die Straßenführung unübersichtlicher und man musste aufpassen, wohin man fuhr, um nicht falsch abzubiegen. Ich wusste, irgendwann kam eine noch ungenauere Abbiegung, die man nicht verfehlen durfte. Itachi und ich konzentrierten uns genau und erreichten dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, die Straße, die uns direkt zum Krankenhaus bringen würde. Doch dieses kleine Abenteuer war noch nicht beendet. Wir sollten noch den Schreck des Lebens durchmachen: Als das Auto sich direkt neben einem Bus befand, der nicht geblinkt hatte, wollte dieser gerade ausscheren und zurück auf die Fahrbahn kommen. „Alter!“, riefen Itachi und ich erschrocken aus und sahen den fremden Fahrer mit großen Augen an. Wir konnten gerade noch ausweichen. „Das war knapp…“, sagte ich leise und lehnte mich nach wenigen Momenten wieder etwas entspannter in den Sitz zurück. „Der hat mit Sicherheit nicht geguckt! Und geblinkt hat er erst recht nicht!“ Ich schüttelte den Kopf und schloss die Augen, öffnete sie allerdings wieder, um genau in diesem Moment das Krankenhaus zu sehen. Es baute sich langsam auf und kam hinter den Bäumen am Straßenrand zum Vorschein. Von außen sah es wie jedes andere Krankenhaus aus und machte keinen sympathischen Eindruck. Allerdings wusste ich, dass die Schwestern auf der Station nett waren und alle freundlich sein sollten. Itachi parkte nach wenigen Momenten das Auto am Straßenrand, half mir, die Sachen aus dem Kofferraum herauszuholen und ich atmete tief durch. „Danke, dass du mich hierher gebracht hast. Ich melde mich, wenn ich weiß, wann die Operation morgen ist und wie sie am Ende verlaufen ist…“, sagte ich, umarmte ihn und ließ ihn erst nach einiger Zeit los. „Pass gut auf dich auf. Mein Bruder will dich schließlich lebendig wieder haben und nicht in einzelnen Stücken abholen müssen“, grinste Itachi und fuhr mir mit der Hand durch das Haar. „Und ich will dich auch in einem Stück wieder haben. Wem soll ich denn sonst hinterher räumen, wenn er wieder Unordnung in der Küche veranstaltet?“ „Wirst du mir das ewig vorhalten?“, erwiderte ich nur und grinste. Auf einmal war ein kleiner Teil der Aufregung von mir abgefallen und ich nahm meine Jacke, zog sie an und atmete noch einmal tief durch. „Vielleicht“, sagte Itachi und verabschiedete sich noch einmal mit einer Umarmung bei mir. „Ich komme dich abholen, wenn du sagst, dass du wieder nach Hause kannst.“ „Danke und bis dann. Ich werde euch auf dem Laufenden halten“, meinte ich, sah dabei zu, wie Itachi wieder ins Auto stieg und den Wagen wieder in den Verkehr lenkte. Als er aus meiner Sichtweite verschwunden war, begab ich mich auf den Weg ins Innere der Klinik. Mir wurde gesagt, dass ich erst auf die Station gehen sollte und mich dann erst anmelden sollte. Ich persönlich sah aber keinen Sinn darin und ging direkt zur Anmeldung. Wieso sollte ich erst auf die Station gehen, um dann noch einmal nach unten zu müssen? Als ich endlich im Krankenhaus aufgenommen wurde, erhielt ich eine kleine Mappe, die ich auf der Station abgeben sollte. Allerdings ging ich dorthin nicht alleine, sondern wurde von einer Pflegerin dorthin gebracht. Sie war nett und nahm mir ein kleines bisschen Aufregung. Sie machte einen kurzen Spaß und ich begann mit ihr zusammen zu lachen. Nachdem wir die Station erreicht hatten, wurde ich zum Zimmer der Krankenschwestern gebracht, die mich herzlich begrüßten und mich dann in mein Zimmer brachten. Sie wiesen mir ein Bett zu und auch der Schrank, sowie das Bad wurden mir gezeigt. Dann ließen sie mich für den ersten Moment alleine. Mit all diesen Informationen, was heute noch auf mich zukommen würde und mit all der fremden Umgebung alleine gelassen, ließ ich mich auf mein Bett sinken und atmete tief durch. Ich musste meine Kleidung in den Schrank räumen. Später würde noch das Gespräch mit dem Narkosearzt auf mich zukommen, Blut würde mir noch abgenommen werden und ich hatte ein kleines bisschen Hoffnung, dass ich wenigstens noch etwas zum Abendessen bekam, wenn ich schon am nächsten Morgen nichts essen durfte. Die Schwester störte allerdings meine Ruhe, indem sie mir bereits jetzt etwas zu Essen brachte. Sie stellte es mir auf den Tisch ab und ich lächelte ihr sanft entgegen, als ich mich bei ihr bedankte. Sie verließ auch rasch wieder das Zimmer und in dem Augenblick, wo die Tür ins Schloss fiel, knurrte mein Magen und ich begann, fast schon über das Essen herzufallen. Es war okay, kein hervorragendes Steak, aber es war eben nur das typische Krankenhausessen. Mir hatte die Schwester erzählt, dass ich mit zwei weiteren Personen auf dem Zimmer lag, die ebenfalls Transmänner waren. Der eine wurde am Morgen operiert, war also aktuell im Aufwachbereich und der andere wurde gerade operiert. Nur wenig später, als ich gerade ausgepackt hatte, wurde die Tür geöffnet und ein Krankenbett wurde hereingefahren. Aus diesem schauten mich zwei Augen an, die eine Mischung aus vollkommener Zufriedenheit und Erschöpfung widerspiegelten. „Hey“, begrüßte ich ihn und bekam am Ende eine schwache Antwort. „Mein Name ist Naruto, aber meistens einfach nur kurz Naru.“ Ich stellte in den ersten Minuten fest, dass er recht freundlich war und die Müdigkeit bei ihm langsam nachließ. Aber durch die Operation und durch die Schmerzen waren seine Bewegungen deutlich eingeschränkt. Aber das zeigte mir nur, worauf ich mich ab dem nächsten Tag einstellen konnte. Eingeschränkte Bewegungsfreiheit, Schmerzen und Müdigkeit. Wahrscheinlich kombiniert mit Hunger und Durst. Ich war doch sowieso schon ein Mensch, der nicht ohne drei Mahlzeiten am Tag auskam! Ich brauchte mein Essen! Ich konnte nicht ohne leben! Am Nachmittag wurde ich von der Pflegerin wieder abgeholt, die mich zum Wartebereich brachte, wo ich auf den Termin beim Narkosearzt wartete. Dieser Termin verlief ganz entspannt. Mir wurde erklärt, was am nächsten Tag mit mir passierte, bevor die Operation anfing. Aber wenn ich ehrlich war, wollte ich nur noch, dass ich all das schon hinter mir hatte. Als ich danach wieder auf mein Zimmer ankam, war der erste Transmann gerade wieder erwacht. Ich hatte versucht, so leise wie möglich das Zimmer zu betreten. Konnte aber nicht verhindern, ihn zu wecken. Allerdings war ich nicht lange auf dem Zimmer, denn eine junge Assistenzärztin holte mich, weil ein Nierenultraschall gemacht werden musste und mir wurde von der Operateurin erklärt, wie die Operation ablief. Mir wurde bei diesem Gespräch gesagt, dass der Professor die Operation am nächsten Tag nicht durchführen konnte, weil er einen wichtigen Termin hatte, aber die Ärztin hatte bereits unzählige Male als seine rechte Hand agiert und somit war ich auch damit einverstanden. Hauptsache ich konnte bald frei sein. Frei von dieser Last, die ich seit Jahren mit mir herumtrug. Hauptsache ich konnte endlich so leben, wie ich es wollte. Hauptsache ich war endlich frei.   Auch in dieser Nacht konnte ich kaum schlafen. Zum einen weil meine Zimmernachbarn schnarchten und den halben Wald dabei abholzten und zum anderen, weil ich wegen des nächsten Tages unruhig wurde. Jetzt stieg auch in mir die Angst und doch war ich gleichzeitig vollkommen entspannt, zumindest körperlich. Während meine Zimmermitbewohner am nächsten Morgen etwas aßen, durfte ich maximal etwas trinken. An Essen war bei mir nicht zu denken. Leider wurde mir erst gesagt, dass ich gegen Mittag operiert wurde. Also hieß es für mich, dass ich warten musste und vor allem, dass ich mit diesem unterschwelligen Hunger leben musste. Und es war die reinste Qual. Wenn es zu schlimm wurde, trank ich etwas, um das Gefühl wieder zu vertreiben. Und dann kam die Schwester, um mich endlich darüber zu informieren, dass ich mich fertig machen sollte. Das hieß für mich: Ich musste dieses schicke Operationshemd anziehen, was hinten offen war und diesen tollen und vor allem sexy OP-Slip. Als ich mich dann auf mein Bett setzte und darauf wartete, dass ich abgeholt wurde, wuchs meine Unruhe weiter heran und ich schloss für wenige Sekunden die Augen, denn die Tablette, die einen beruhigen sollte, wirkte nicht. Zumindest noch nicht. Entweder sie half bei mir nicht oder die Wirkung setzte erst noch später ein. Ein Pfleger kam ins Zimmer, sah mich an und fragte mich, ob ich bereit sei. Ich nickte und dann fuhr er mich mit dem Bett in die Richtung des Bereichs, wo die Patienten auf die Operation vorbereitet wurden. Erst wurde ich auf den Operationstisch gehoben, dann wurde mir eine angenehm warme Decke über den Körper gelegt und dann wurde mir auch fast schon die Narkose verabreicht…   Als ich die Augen wieder öffnete, war alles vorbei. Ich lag im Aufwachraum und hatte Schwierigkeiten, mich zu orientieren. Eine Schwester kam zu mir, strich mir über den Arm und meinte, es wäre alles in Ordnung. Ich glaube, ich wollte mich gerade auf die Seite drehen, aber die Schwester hielt mich auf und drehte mich wieder auf den Rücken. Ich blinzelte, versuchte meine Augen offen zu halten, allerdings gelang es mir nicht und so schlief ich noch einmal ein. Nachdem ich erneut einige Zeit später die Lider öffnete, sah ich auf die Uhr. Es war zwischen 16 und 17 Uhr. Also hatte die Operation ein paar Stunden gedauert. Immerhin wurde ich zwischen 11 und 12 Uhr abgeholt. Die genaue Uhrzeit wusste ich nicht mehr. Ging eine solche Operation immer so lange? Ich wusste es nicht. Ich versuchte, etwas mit der Hand zu fühlen, hob meinen Kopf kurz an, um nach unten blicken zu können. Ich hob das Operationshemd an, was einfach nur auf meiner Brust lag und als ich die Pflaster erblickte, konnte ich mein Glück kaum glauben. Es war flach! Es war wirklich geschehen! Es war kein Traum! Ich hatte es wirklich durchgezogen. Und die Operation war scheinbar vollkommen gut verlaufen! „Haben Sie noch ein Kissen oder so etwas, was man unter meine Beine legen könnte?“, fragte ich und hatte dabei einen ziemlich ekelhaften Geschmack im Mund. Das lag bestimmt daran, dass man mich beatmen musste. Zumindest dachte ich das. Dann sah ich, wie die Schwester nickte, aber meinte, sie müsste vorher noch den Katheter ziehen. Meine Augen wurden groß. Ich dachte, das würden die machen, während ich noch in der Narkose bin. Dass die es machten, wenn man wach war, hörte ich gerade zum ersten Mal. Aber ich wurde nur ein paar Minuten später auf mein Zimmer zurückgebracht und ich hatte ein Kissen unter meinen Knien, denn ich konnte absolut nicht komplett gerade liegen. Und wenn ich in der nächsten Zeit nur auf dem Rücken liegen sollte, dann würde ich einen Weg finden müssen, es mir angenehmer zu machen. Ich wurde aus den Gedanken gerissen, als es an der Tür klopfte, diese geöffnet wurde und mir eine fremde, aber doch bekannte Person entgegenblickte. Sie hatte fast schon Tränen in den Augen. Sie entdeckte mich und kam sofort auf mich zu, um mich sanft zu umarmen. Immerhin wollte sie mir nicht wehtun. „Hey…“, begann sie und ich lächelte ihr träge entgegen. „Wie fühlst du dich?“ Ich zuckte kurz mit den Schultern. Auch wenn ich mittlerweile ein bisschen mehr bei klarerem Verstand war, so fühlte ich mich dennoch wie erschlagen. „Ganz gut, denke ich“, sagte ich und sah dabei zu, wie sie sich an die Kante meines Bettes setzte. „Ich habe nur Hunger und Durst…“ Als sie diese Worte von mir hörte, wusste sie, dass es mir nicht so schlecht gehen konnte. Immerhin wollte ich etwas essen. Und das war schließlich ein gutes Zeichen. Ohne etwas zu sagen, stand sie wieder auf und verließ das Zimmer. Wenige Sekunden später kam sie wieder zurück und hatte ein Glas und eine neue Flasche Wasser dabei. Sie schenkte etwas der Flüssigkeit ein und reichte es mir. Mit viel Mühe trank ich etwas davon. Es schmeckte merkwürdig und ich hatte das Gefühl, ich würde Gummi trinken oder etwas anderes. Doch zu meinem Bedauern blieb die Flüssigkeit, die ich zu mir nahm, nicht lange bei mir und ich übergab mich, ohne es ankündigen oder es gar verhindern zu können. Mit einer doch recht schnellen Bewegung drehte ich mich zur Seite und beförderte meine Magensäure und das Wasser hinaus, bevor es die Möglichkeit für meinen Körper gab, sich zu nehmen, was er brauchte. Tammy, meine Bekannte, die erneut auf meinem Bett saß, sprang rasch auf und wich zurück. Und dann kam auch gerade eine Schwester herein, die nach mir sehen wollte. Aber da sah sie bereits das Übel, was ich angerichtet hatte. Sie half mir, meine Unterhose anzuziehen, damit ich aufstehen konnte. Auch wenn ich mich absolut noch nicht dafür in der Lage fühlte. Ich wurde dennoch aus dem Zimmer gebracht und für einen Moment auf die Toilette gesetzt. Wenn ich es mir recht überlege, dann war das auch ganz gut so. Irgendwie hatte ich zumindest das Gefühl, dass ich … müsste. Als ich nach wenigen Minuten wieder im Bett lag und meinen Kopf nach hinten sinken ließ, schloss ich für ein paar Sekunden meine Augen. „Du hättest auch einfach sagen können, dass du meine Anwesenheit zum Kotzen findest“, lachte Tammy und ich stimmte mit ein. Auch meine Zimmergenossen lachten, unterbanden es aber schnell, weil die Naht und die Wunde am Bauch spannte und schmerzte. „Das stimmt doch gar nicht“, wehrte ich ab und versuchte, es wieder gerade zu biegen. „Das war wegen dem Trinken und nicht wegen dir…“ „Ich würde aber auch Kotzen, wenn ich Besuch von mir bekommen würde. Ich kann das also vollkommen nachvollziehen“, lachte Tammy weiter. „Hör doch auf…“, brummte ich und atmete tief durch, weil die Müdigkeit wieder über mich hereinbrach. Tammy strich mir über die Hand, die ich auf die frischbezogene Decke gelegt hatte, und lächelte mich aufmunternd an. „Ich glaube, ich lasse dich erst einmal schlafen. Ich komme morgen wieder, wenn du wieder etwas ansprechbarer bist und du dich hoffentlich nicht wieder übergeben musst.“ Sie verabschiedete sich von mir, von meinen Zimmermitbewohnern und verließ dann das Krankenhaus. Nur kurze Zeit später war ich eingeschlafen und auch wenn ich mehrfach die Nacht wach wurde, konnte ich doch bis zum nächsten Morgen einigermaßen durchschlafen. Ich hatte weder Schmerzen, noch störte es mich großartig, dass die Schwestern nach mir sahen und beobachteten, dass ich keine Nachblutungen hatte oder sonstiges.   Am nächsten Morgen schlug ich meine Augen auf, weil die Tür geöffnet wurde und das helle Licht des Flurs ins Zimmer schien. „Guten Morgen“, sagte die Schwester freundlich. Allerdings half mir diese gute Laune auch nicht, denn das Licht und die Helligkeit störten mich bis jetzt am meisten. Fieber und Blutdruck wurde gemessen, es wurde gefragt, wie es uns ging und ob jemand Schmerzen hatte. Aber merkwürdigerweise hatte ich im Brustbereich keine Beschwerden. Nur in der Gegend der Bauchnaht, wo die Hysterektomie durchgeführt wurde, fühlte es sich an, als hätte ich Muskelkater. Genau deswegen fiel mir das erste Aufstehen auch relativ schwer. Aber es war dennoch machbar. Auch wenn es unangenehm war. Uns wurde erklärt, dass wir frühstücken und dann duschen gehen sollten. Ich wusste zwar noch nicht, wie ich das machen sollte, wenn ich meine Arme noch nicht wirklich hochheben konnte, aber wenn ich mir meine Zimmernachbarn ansah, dann konnte ich mich deutlich besser bewegen und war auch mobiler. Sie wirkten, als würden sie jeden Moment den Schmerzen erliegen. Dabei war ihre Operation nur einen Tag vor meiner gewesen. Nach dem Mittag kam Tammy wieder vorbei und auch Sasuke hatte sich angekündigt, dass er bald da sein würde. Ich war mittlerweile duschen gewesen und hatte das erste Mal gesehen, was die Ärztin gezaubert hatte. Es fühlte sich einfach unglaublich toll an! Wenn ich ehrlich war, dann würde mein Leben ab jetzt nur noch bergauf gehen! Ich musste mich nie wieder verstecken! Ich musste mir keine Gedanken mehr darüber machen, was andere dachten. Wenn mich jemand nach den Narben fragte? Dann konnte ich sagen, dass ich operiert wurde und wenn sie nach dem Grund fragten? Dann könnte ich immer noch eine blöde Ausrede suchen oder ich würde ganz einfach mit der Wahrheit herausrücken: Ich wurde operiert, weil mein Brustgewebe entfernt wurde, was überschüssig war und mich belastet hatte. Die Naht am Bauch würde die Hose verdecken. Das würde also keiner sehen und Sasuke wusste sowieso, wieso ich operiert wurde, also würde es ihn nicht weiter stören.   Als es erneut klopfte, ging die Tür auf und mein Freund betrat das Zimmer. So langsam wurde es ganz schön voll. Er kam zu mir, nahm mich in den Arm und ließ sich auf der anderen Seite des Bettes nieder. Er strich mir über die Wange und voller Stolz zeigte ich ihm das Operationsergebnis. Allerdings war es noch von Pflastern verdeckt. Aber dennoch sah er, welch optisches Resultat gezaubert wurde. „Es ist schön, dass dein Leben endlich in die richtige Richtung geht und du dich sichtbar wohlfühlst. Dann können der Sommer und das Schwimmbad ja endlich kommen“, lächelte er und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Wange. „Ich hoffe, die Heilungsprozesse verlaufen, wie sie es sollen.“ Ich nickte und bemerkte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Ich fühlte mich das erste Mal in meinem Leben angekommen. Ich fühlte mich das erste Mal als Mann, auch wenn ich nur zwei Operationen von vielen hinter mir hatte. Dennoch… Ich konnte endlich mein Leben anfangen zu leben. Ich konnte endlich sagen, dass ich nicht mehr im fremden Körper lebte, sondern in meinen eigenem. Die Hormone schlugen an, die Operationen waren erfolgreich gewesen und ich fühlte mich mehr als wohl. Und noch dazu kam, dass ich tolle Freunde hatte, die sich für mich freuten, mich so akzeptierten, wie ich war und ich hatte einen Partner an meiner Seite, der mich liebte, auch wenn ich als Frau geboren wurde. Aber er sah mich keineswegs als weiblich an, sondern sah in mir Naruto Uzumaki! Epilog: Epilog -------------- Hey :)   Ich möchte mich bei euch bedanken, dass ihr die Story bis hierher gelesen und die Entwicklung mit Naruto verfolgt habt. Und dafür, dass ihr mir bei fast jedem Kapitel ein Kommi geschrieben und euch die Zeit dafür genommen habt!  :)    Ich würde mir wünschen, dass ihr mir sagt, was ihr über die komplette Story denkt und/oder was ihr euch ggf. für Änderungen wünscht.   Was hat euch überhaupt nicht gefallen? Was dafür umso mehr? Welches Highlight gab es für euch? Was euer schönster Moment mit dieser Story? Wo dachtet ihr: „Man, das zieht sich ganz schön…“? Wann war es für euch zu langweilig? Wann spannend?   Sagt mir einfach, was euch zur Story durch den Kopf geht. :)   Wollt ihr vielleicht sogar mehr von Naruto, Sasuke und Co. lesen? Würdet ihr euch eine Story Kiba und Hinata wünschen? Oder vielleicht auch eine Story, die sich um Itachi und Deidara dreht?     Ich möchte euch wirklich noch einmal dafür danken, dass ihr bis hierher gekommen seid und ihr die Story verfolgt habt ♥   Liebe Grüße und viel Spaß beim Epilog, euer Alex / Mondlichtkrieger   ~ ~ ~   × Erzähler Sicht - zwei Jahre später ×       Die Sonne stand hoch am Himmel, als die Lider sich öffneten und die ersten Sonnenstrahlen ihn daran hinderten, sich im Raum zu orientieren. Seine blauen Augen suchten das Zimmer ab, um seinen Partner zu finden. Doch dieser war bereits gegangen. Schnell schwang er die Beine aus dem Bett, stand auf und lief ins Bad. Dort angekommen sah er mit einem kurzen Blick in den Spiegel, lächelte, als er sah, wie er wirkte und strich mit der Hand über die flache Brust. Es fühlte sich für ihn immer noch vollkommen perfekt an. Er bereute es immer noch nicht, diesen Weg gegangen zu sein. Naruto sah sich sein Spiegelbild an und grinste noch breiter. Die Operationen waren gut verlaufen, der Heilungsprozess war noch besser verlaufen, nachdem es eine kleine Komplikation gab. Die Bauchnaht hatte sich entzündet, weswegen er zwei Wochen nach der Entlassung ins örtliche Krankenhaus musste. Dort hatte man ihn mit Antibiotika behandelt. Auch wenn die Schwester nicht so freundlich waren, wie dort, wo man ihn operiert hatte, überstand er die wenigen Tage, ohne sich großartig zu beschweren. Mittlerweile hatte er mehrfach das Schwimmbad besucht und fand die erste öffentliche Darstellung als Mann, ohne ein T-Shirt zu tragen, mehr als amüsant. Wenn er daran zurück dachte, dann konnte er sich an eine Szene ganz genau erinnern…     Erst hatte er damals das Handtuch auf eine freie Liege gelegt, hatte sich somit einen kleinen Rückzugsort geschaffen und war dann zum Becken gelaufen. Noch auf dem Weg zum Schwimmbereich hatte er das Handtuch über seinen Schultern getragen, so dass sie die Schnitte und Narben unterhalb des Brustmuskels verdeckten, weil er dachte, die Blicke der anderen Anwesenden würden sich an ihn heften. Doch es war absolut nicht der Fall gewesen. Es interessierte sich schlichtweg niemand für ihn. Es war den anderen vollkommen egal. Er wollte den ersten Fuß ins Wasser setzen, als ihn eine Gänsehaut überzog und ihn kurz innehalten ließ. Doch er überwandte sich, trat mit dem zweiten Fuß ins Wasser und bewegte sich langsam die Treppe hinab. Als das Wasser allerdings anfing, seine Badehose zu befeuchten, begann diese an ihm zu kleben und es bildete sich eine Luftblase, die sich immer weiter in die Richtung seiner Hüften bewegte und am Ende hatte er das Gefühl, er würde unzählige Luftblasen im Wasser aufsteigen lassen. Was mochten wohl die anderen denken, wenn sie sahen, dass die kleinen Blasen aufstiegen? Bei der Vorstellung, was sie wohl dachten, konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. Sasuke hatte ihn nur verwirrt angesehen, aber Naruto winkte einfach nur ab und begann, sich endlich frei und ohne Einschränkungen im Wasser zu bewegen. Er war ein Mann und konnte sich dementsprechend frei bewegen. Nachdem er einige Zeit später aus dem Wasser stieg, zupfte er kurz an der nassen Badehose, um sie von seinem Körper zu entfernen, so dass sie nicht mehr an ihm klebte. Es störte niemanden, dass er keine Beule in der Hose hatte. Es war den anderen absolut egal.     Doch jetzt glitt sein Blick wieder zu seiner Hand, die immer noch auf seiner Brust ruhte und nachdenklich über die Narben fühlte. In der letzten Zeit wurden sie immer blasser. Ob es wohl daran lag, dass er diese regelmäßig mit Kokosöl massierte? Oder das er in dem ersten Jahr die offene Sonne vermieden hatte? Seine Augen bewegten sich zur Uhr, die stetig tickte und zeigte, dass die Uhrzeit voran schritt. Er hatte nicht mehr viel Zeit und musste sich etwas beeilen. Schnell rasierte er sich, damit die blonden Stoppeln aus seinem Gesicht verschwanden und sprang anschließend unter die Dusche. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, schlüpfte er in den Bademantel und ging zurück ins Zimmer. Dort atmete er tief durch und schloss die Augen. Er ließ sich auf das Bett sinken, dachte noch einmal nach, ob es das Richtige war, was er heute vorhatte, aber ja, es war genau das, was er wollte. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, zog er sich an und warf am Ende einen Blick auf das Bild, welches neben dem Bett auf dem Nachtschrank stand. Es zeigte ihn, Sasuke, Itachi, Deidara und seine Mutter. Sie waren nach langer Zeit endlich zu einer kleinen Familie geworden. Auch ein kleines Bild von seinem Vater war mit in den Bilderrahmen eingearbeitet. Narutos Mutter hatte endlich eingesehen, dass sie ihren Sohn nicht verlieren wollte, hatte versucht, zu akzeptieren, dass es seine eigene Entscheidung war und war einen Schritt auf Naruto zugegangen, um ihm zu zeigen, dass sie langsam verstand, dass es für ihn das Richtige war. Es war sein Leben und darin durfte sie ihn keine weiteren Vorschriften machen. „Mama, Papa, ich hoffe, ihr seid stolz auf mich, auch wenn ich dann noch einmal einen neuen Namen annehmen werde“, grinste er und band sich die Krawatte um den Hals, versteckte das Ende unter der schwarzen Weste die er trug. Es klopfte an der Tür und genau die Person, mit der Naruto gerade gesprochen hatte, trat in den Raum. Sie lächelte ihn an und kam auf ihn zu. Ohne großartig etwas zu sagen, zog sie ihren Sohn in die Arme und hielt ihn einfach nur an sich gedrückt. „Dein Vater wäre sehr stolz auf dich“, hauchte sie leise, ehe sie sich die Tränen abwischte, bevor sie sich ihren Weg über die Wangen bahnten. Nachdem sie noch einen Moment gebraucht hatte, um sich vollends zu beruhigen, sprach sie einfach weiter. „Bist du fertig? Wenn ja, dann sollten wir die anderen nicht länger warten lassen. Immerhin wartet dein zukünftiger Ehemann bereits sehnsüchtig auf dich.“ „Lass mir noch zwei Minuten, dann bin ich da. Du kannst ja unten auf mich warten.“ Narutos Mutter nickte, ließ ihn alleine und nachdem er zurückblieb, atmete er noch einmal durch und legte dann das beste Lächeln auf, was er hatte. Immerhin würde heute der beste Tag seines Lebens werden. In wenigen Minuten würde er Sasuke heiraten, würde mit ihm eine gemeinsame Zukunft aufbauen und es konnte für ihn nicht besser laufen… Endlich war sein Leben so, dass er sagen konnte, dass er nichts bereute. Er konnte endlich Naruto sein und musste sich nicht mehr verstellen oder verstecken. Er war endlich angekommen. Er war nicht länger im fremden Körper und hatte somit den Weg ins richtige Leben gefunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)