Miraculous - New York von Yumi-san_89 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- New York City, USA, ca. 3 Jahre später   Es war spät abends, als Marinette mit ihrer Studienfreundin Sophie durch die nächtliche Großstadt zog. „Wo willst du denn hin?“, fragte die Schwarzhaarige unsicher. Sie war erst vor einigen Tagen in den Staaten gelandet und kannte sich in dieser Großstadt partout nicht aus. Ganz im Gegensatz zu Sophie, welche sie sicher durch die Strassen der erleuchteten Stadt führte.   „Ich habe dir doch von dem Café mit der Bar erzählt, in dem ich gearbeitet habe. Da ist ein wirklich niedlicher Typ tätig. Den musst du unbedingt kennen lernen.“, war die braunhaarige Amerikanerin überzeugt. Marinette wusste nicht so recht. Sie war nur 3 Monate für ein Praktikum im Big Apple. Für den Fall, dass alles gut lief, würde das Praktikum zwar verlängert werden, sich jedoch in einer fremden Stadt während einer ungewissen Zeit auf eine Beziehung einzulassen hielt die Schwarzhaarige für unklug. Selbst wenn etwas daraus werden sollte, würde es am Schluss in einer Fernbeziehung enden. Einer Beziehung, welche auf zwei Kontinenten stattfand. Etwas, wovon Marinette lieber die Finger lassen wollte. „Muss das sein?“, gab die Schwarzhaarige leicht mürrisch von sich. Sie hätte lieber an ihren Designs für das Projekt weiter gearbeitet. Aber Sophie liess nicht locker. „Ja, das muss sein. Du bist nur einige Monate hier. Wann hast du bitte die Chance mal wieder im Big Apple zu sein?“, ein strenger Blick lag auf Marinette. Kurz überlegte die einstige Superheldin. Da hatte ihre Studienkollegin gar nicht mal so Unrecht. Es würde eine lange Zeit dauern, bis sie wieder eine Gelegenheit erhielt, nach New York zu reisen. Eventuell sogar mehrere Jahre. Sie liebte ihre Projekte, Designs zu entwerfen. Jedoch war sie noch nie jemand gewesen, der sich bis zum Hals in Arbeit eingrub. Warum nicht einfach mal einen Abend geniessen und sich die Stadt ansehen? Oder den besagten jungen Typen, mit dem engelsgleichen Haar, von dem ihre Studienkollegin schon die ganze Woche vorschwärmte? „Na gut. Aber Morgen muss ich an meinen Designs arbeiten.“, gab die angehende Designerin bestimmt von sich, ehe sie von Sophie weiter durch die Strassen gezogen wurde. Wenige Minuten später gelangten die Freundinnen zum Central Park. Zielsicher führte Sophie Marinette, welche beeindruckt den Park begutachtete, durch die Wiesenlandschaft, welche mit Bäumen übersät war und einige Seen erblicken liess, ehe sie zu einem kleinen Gebäude mit Wintergarten am anderen Ende des Parks gelangten. „Da wären wir.“, meinte Sophie fröhlich, als sie die Tür zum Wintergarten öffnete, wo sie Marinette automatisch zu einem Tisch führte. „Geht das in Ordnung?“, skeptisch blickte die Schwarzhaarige sie an. „Keine Sorge, das ist mein Stammtisch. Setz dich doch schon mal.“, drückte sie ihre Studienkollegin auf den Stuhl, ehe Sophie sich zu der Bar begab. Verdutzt blieb Marinette zurück. Sie sah Sophie in den hinteren Bereich verschwinden und beschloss, sich ein wenig genauer umzusehen. Das Café war eher gemütlich eingerichtet, an den Wänden hingen ein paar einzelne Aquarellbilder. Vom Wintergarten her konnte Marinette in den Central Park sehen, wo sich die Glühwürmchen in die Lüfte erhoben.   „Sophie? Du warst ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr hier.“, wurde die Brünette von einem erstaunten Blonden angesprochen, welcher einige Gläser abtrocknete. „Adrien. Du arbeitest heute Abend?“, flirtete sie sogleich. Sie hatte nicht erwartet ihn zu sehen. Eigentlich hatte sie ja geplant an ihrem Projekt zu arbeiten. Aber ihre Studienkollegin durch die Stadt zu führen war doch um einiges interessanter als ihr Projekt. Dazu kam, dass sie noch nie ein grosser Fan von Hausaufgaben und Projekten war. Da kam ihr die Ablenkung gerade recht. „Was machen deine Projekte?“, gab der Blonde keck zurück. „Ich hatte die letzten Wochen etwas mehr zu tun. Aber jetzt habe ich endlich wieder etwas mehr Zeit.“ Adrien stiess einen stummen Seufzer aus. Er wusste genau, wie Sophie war. Sie hatten die letzten Monate zusammen gearbeitet und er kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie niemand war der andauernd an seinen Projekten sitzen konnte. Sie langweilte sich relativ schnell, weswegen sie in dem Café gejobbt hatte, ehe sie ihr Studium im Bereich Kunst und Design startete. „Sag mal Sophie, wer ist denn das Mädel an deinen Stammtisch?“, ein weiterer Mitarbeiter mit schwarzen Haaren, welche elegant nach hinten frisiert waren, kam auf die beiden zu. „Ach, du meinst Mari. Sie ist für 3 Monate wegen einem Praktikum in New York und wir besuchen einige der Studienkurse zusammen. Und sie stammt aus Paris.“, bei dem Namen Mari wurde Adrien hellhörig. Schwarze Haare, Designpraktikum und dann stammte sie auch noch aus Paris? Konnte es sein, dass sie damit Marinette meinte? Seine einstige Klassenkameradin? Sein Blick wanderte durch das Café zu Sophies Stammtisch, wo er etwas unerwartetes erblickte. Adrien hatte das Gefühl, dass sein Herz still stünde. Es war tatsächlich Marinette, die dort sass. Durch die Fenster beobachtete die Schwarzhaarige die tanzenden Glühwürmchen, welche soeben in die Luft emporstiegen. Sofort zog sie ihr Notizbuch und einen Bleistift hervor. Keine Sekunde später war sie in einen neuen Entwurf vertieft.   „Du hättest nicht gedacht, dass aktuell noch jemand aus Paris in New York ist, oder, Adrien?“, wollte Sophie von dem Blonden wissen. Jener hatte seinen Blick immer noch starr auf die Halbasiatin gerichtet. „Ach sieh einer an. Er hat wohl doch etwas für Mädchen übrig!“, grölten seine Arbeitskumpanen. Dieser Spruch holte den einstigen Katzenjungen wieder in die Realität zurück. Erbost blickte er seine sogenannten Freunde an. „Wie kommt ihr denn …?“, doch wurde er gestoppt, noch ehe er die Frage gestellt hatte. „Die letzten Male als wir dich in eine der Discos mitgeschleppt haben, hast du keinem der Mädchen, die dich so angehimmelt haben, auch nur einen Blick gewidmet.“ „Obwohl man sagen muss, dass die Mädels verdammt süss waren.“ Adrien hatte die Mädchen gesehen. Aber sich nicht für sie interessiert. Also spielte er den Desinteressierten, was er ja eigentlich auch war. Ansonsten hätte er demnächst eine zweite Chloé oder etwas Ähnliches um sich, worauf er nun wirklich keine Lust hatte. Jemand der ihn nur wegen seines Aussehens anhimmelte. Nein, das war etwas, was er nicht wollte. Doch das hier, war Marinette. Marinette Dupain-Cheng. Sicherlich sie hatten keinen leichten Start gehabt was ihre Freundschaft anging. Aber sie war nicht wie andere. Sie sah nicht nur sein Äusseres, seine Verwandtschaft mit einem berühmten Designer, welcher immer noch hinter Gittern sass, sondern auch sein Inneres. Seit sie sich kennen gelernt hatten, war er ihr wichtig gewesen. Wie das umgekehrt gewesen war, das konnte sich Adrien erst nach seinem Abflug in die USA richtig beantworten. Es war ihm ähnlich gegangen. Doch war er mit seinen Gedanken zu häufig bei Ladybug gewesen und hatte gar nicht bemerkt, was für einen wunderbaren Menschen er neben sich hatte. Als er die Zeit hatte, es evtl. zu begreifen, musste er sich zuerst von Ladybug verabschieden und ebenso von Plagg. Dann hatten sich seine Grosseltern bei ihm gemeldet. Auch sie hatten von den Ereignissen in Paris erfahren und waren geschockt gewesen. Schnellstens leiteten sie alles in die Wege, damit Adrien in die Staaten umziehen konnte. Auch wenn dies, aufgrund der Rechtslage und des Visumsantrages damals ganze 3 Monate gedauert hatte. „Wie sie wohl heissen mag?“, fingen die Arbeitskollegen des Blonden an zu sinnieren, wer die schwarzhaarige Schönheit wohl sein konnte, welche ihrem Freund den Kopf verdreht haben mochte. „Ihr voller Name lautet Marinette Dupain-Cheng, nicht wahr, Sophie?“ „Äh…ja. Aber…?“, verwirrt blickte Sophie ihren Schwarm an. „Soweit ich weiss, ist sie in der Designer-Szene noch nicht gross bekannt.“ Seine Arbeitskollegen schauten ihn ebenso verwundert an wie die Brünette. „Wir waren im Collège gemeinsam in einer Klasse.“, erneut folgten verwirrte Blicke von Adriens Kollegen. „Das ist sowas wie die Junior High School bei euch.“, klärte er seine Kollegen auf, welche eilig nickten. Manchmal vergass er schon beinahe, dass er direkt nach seinem Umzug auf die High School gewechselt hatte. Inzwischen war er an der Uni und studierte Wissenschaft. Ein Fach, welches ihm sein Vater wohl nie zugetraut hätte. Seiner Meinung nach zumindest. Das Beste: es bereitete ihm viel mehr Spass als jedes Fotoshooting, das er jemals gehabt hatte.   „Ihr wart in einer Klasse?“, immer wieder blickte Sophie zwischen Adrien und Marinette hin und her. „Ach so. Jetzt wird mir klar weshalb sie sich so gefreut hat.“, grinste die Brünette hinter hervorgehaltener Hand. So wie Adrien die Halbasiatin kannte, war sie einfach erfreut mal eine neue Stadt und neue Leute zu treffen. Eine neue Welt zu sehen. Aber sicherlich ebenso, weil sie drei Monate lang ein Praktikum in ihrer Lieblingsfirma machen durfte. Das war sicherlich spannend. Aber wenn er ehrlich war, so wusste Marinette nicht einmal, dass er in diesem Restaurant jobbte, oder dass er sich inzwischen ein Zimmer in einem Appartement in Manhattan gemietet hatte um näher an der Uni zu sein. „Nein, wohl eher nicht.“, erneut folgten verwirrte Blicke. „Sie weiss nicht, dass ich hier bin. Oder dass ich mitten in der Stadt wohne. Wir hatten nicht wirklich viel Kontakt in der letzten Zeit.“, gab Adrien peinlich berührt von sich. Normalerweise wussten seine Freunde alles von ihm. Die Ausnahme war die Geschichte von Cat Noir und Plagg. Das hatte er, wie geschworen, niemandem erzählt. Zu Beginn hatten Marinette und er sich noch täglich geschrieben und mindestens einmal in der Woche telefoniert. Doch aufgrund der Zeitverschiebung, des Lernens für die Uni und seinem Nebenjob ging seine Freizeit kurzfristig wortwörtlich den Bach hinab. Auch bei Marinette war es nicht besser gewesen, weshalb der Kontakt zuerst nur noch sporadisch erfolgte und schliesslich komplett im Sand verlief. Adrien lächelte. Sie hatte es also tatsächlich geschafft. Aufmerksam verfolgten seine Arbeitskollegen und Sophie den Blonden, als er sich nach einem Moment des Durchatmens mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zu Marinette begab.   „Marinette?“, die Schwarzhaarige hatte eine männliche Stimme wahrgenommen. Aber wer ausser Sophie kannte denn hier ihren Vornamen? Die Stimme kam ihr bekannt vor. Sie war sich sicher, dass sie diese Stimme schon einmal gehört hatte, doch konnte die Halbasiatin sie im Moment beim besten Willen nicht zuordnen. Erstaunt blickte die angehende Designerin von ihrem Notizblock empor. „Adrien?“, sie hatte das Gefühl zu einem Steinblock zu erstarren. Mehrmals blinzelte Marinette ungläubig, um die Situation zu realisieren. Das war doch nicht möglich. Adrien Agreste stand direkt vor ihr. Das ausgerechnet in dem Café, in welchem Sophie gearbeitet hatte. War es möglich, dass die Brünette vorhin von Adrien geschwärmt hatte? Ja, das war sehr gut möglich, ging es Marinette durch den Kopf. Sophie hatte schon immer etwas für gut aussende Jungs übrig gehabt. Adrien fiel da buchstäblich in das Beuteschema ihrer Freundin. „Lange nicht gesehen. Ich habe von Nino gehört, dass du die Chance auf ein Designer-Praktikum erhalten hast.“, fing er unbefangen eine Unterhaltung mit seiner ehemaligen Schulkameradin an. „Ja. Stimmt. Erinnerst du dich noch an den Wettbewerb von dem ich dir erzählt habe? Ich habe ihn gewonnen und somit ein dreimonatiges Praktikum hier in New York, das eventuell sogar verlängert wird. Ich hätte nie gedacht, dass ich gewinne.“, erläuterte Marinette ihre Gedanken.   Einige Monate zuvor, es war spät abends, als Adrien von seiner Schicht aus der Bar endlich bei sich zuhause ankam. Leise schlich er sich durch das Appartement zu seinem Zimmer, wo sich die gepackten Kartons aufeinander stapelten. Er war erst vor einigen Tagen eingezogen und hatte noch keine wirkliche Zeit gehabt, seine Habseligkeiten auszupacken. Dafür war im Moment mit Lernen und Arbeiten einfach ein wenig zu viel los. Der Blonde beschloss, noch eine Box auszupacken, ehe er sich eine Dusche gönnte und danach ins Bett schlüpfte. Sein Blick blieb für einen Moment an der weissen Diele hängen, welche im Licht der Nachttischlampe einen leicht beigen bis gelblichen Stich annahm. Seine Finger griffen geübt zu seinem Smartphone, um wie üblich den Wecker zu stellen, als der Nachrichtenton für die Whats’App Nachricht anging. Verwundert blickte Adrien auf das Display, welches eine Nachricht von Alya anzeigte. Dringend! Ruf mich sofort an! , stand da in Grossbuchstaben und mit drei Ausrufezeichen am Schluss. Erstaunt zog der Blonde eine Augenbraue nach oben. Weshalb schrieb ihm denn gerade ausgerechnet Alya, die beste Freundin von Marinette? Er wusste, dass Nino mit ihr zusammen war. Oder aber die Dunkelhäutige hatte ein Problem mit Marinette. Es wäre besser, wenn er sie kurz über die Anruffunktion anrief. Besser als dass sie nachher alles brühwarm Nino weiter erzählte. Dann hätte er wiederum seinen besten Freund am Hals. Das war nicht unbedingt besser. Adrien wusste zu gut, wie hartnäckig Alya sein konnte. Da liess er sie lieber nicht warten.   „Ja?“ „Alya? Hier ist Adrien. Was gibt es so dringendes? In New York ist es mitten in der Nacht.“, fügte der Blonde überflüssigerweise an. „Entschuldige. Ich habe dir extra eine Nachricht zukommen lassen für den Fall, dass du es erst Morgen oder besser heute siehst. Jedenfalls…“, die Brillenträgerin mit dem Muttermal auf der Stirn stockte für einen Moment. Es war einfach noch zu früh. Normalerweise war sie verdammt gut im Reden. Sie war bereits eine aktive und sehr erfolgreiche Bloggerin, welche Journalistin werden wollte. Aber im Moment fehlten ihr beim besten Willen einfach die Worte. „Ist etwas mit Marinette?“, sprach Adrien seine ungute Vermutung aus. Er kannte Alya gut genug um zu wissen, dass sie ihn nicht einfach so kontaktierte. Es musste etwas mit der Halbasiatin zu tun haben. „Glaubst du dass ich freiwillig bereits um 5 Uhr in der Früh auf den Beinen bin?“, konterte Alya. Adrien wusste, dass sie als Journalistin eher bis in die späten Abendstunden aktiv war und dann etwas später aufstand. „Marinette hat sich für einen Designerwettbewerb eingeschrieben.“, klärte die Bloggerin ihn auf. „Was ist daran so schlimm? Ich finde es gut, wenn sie alles Mögliche tut um an ihr Berufsziel zu kommen.“ „Genau das ist unser Problem.“, Adrien schwieg. Was für ein Problem hatte Alya denn bitte neuerdings mit Marinettes Wunschberuf? Sie war doch diejenige, welche sie immer unterstützte. Die junge Frau mit den grünlichen Augen verstand sofort, was es mit dem Schweigen des Blonden auf sich hatte. „Der Preis beim Designerwettbewerb ist ein dreimonatiges Praktikum in den Staaten, New York, um genauer zu sein. Falls das Praktikum gut läuft, kann es sogar auf sechs Monate oder ein Jahr ausgedehnt werden. Bitte, rede ihr das aus. Ich will meine beste Freundin nicht für ein ganzes Jahr lang nicht sehen können. Verstehst du das?“ Adriens Herz blieb beinahe stehen. Marinette bewarb sich um ein Praktikum in New York? Das war ja unglaublich. So wie er sie kannte, hatte sie alles nötige um den Wettbewerb für sich zu entscheiden und schliesslich das Praktikum im Big Apple durchzuziehen. Aber er verstand auch Alya, die nicht auf ihre beste Freundin verzichten wollte. Sicherlich unterstützte sie die Schwarzhaarige wo sie konnte, aber ein Jahr lang nichts miteinander unternehmen zu können war schon hart. Er selbst hatte jetzt schon seit einiger Zeit nicht mehr mit ihr gesprochen und gesehen hatten sie sich das letzte Mal vor mehr als zwei Jahren, was ihm Manchmal  wie eine Ewigkeit vorkam. „Hast du denn schon mit ihr geredet?“, fuhr er unbeirrt weiter. „Ja, habe ich. Aber du kennst ja Marinette. Sobald sie ein Projekt begonnen hat, beisst sie sich fest wie ein ausgehungerter Hai und ist nicht mehr davon loszukriegen. Auf mich hört sie leider nicht. Es ist nicht so, dass ich mich nicht freue. Aber es macht mir Angst, dass Marinette eventuell plötzlich für immer in New York bleiben könnte.“ Adrien nickte. Da wehte der Wind also her. „Aber sie hört nicht auf mich. Bei ihren Eltern beisse ich auch auf Holz. Sie wollen sich da nicht einmischen. Auf dich hört sie sicher. Bitte, rede mit ihr.“, bat sie den Blonden noch einmal dringlich, ehe sie sich verabschiedete und auflegte. Müde liess sich Adrien in die Matratze zurück fallen. Er sollte Marinette das ausreden? Das konnte er doch nicht. Das würde sie ihm niemals verzeihen. Aber mal darüber mit ihr sprechen, das würde er auf jeden Fall. Er selbst fand den Gedanken, dass Marinette für eine Gewisse Zeit in New York leben könnte, spannend. Dann hätte er endlich mal wieder jemanden, mit dem er sich Vernünftig unterhalten konnte. Sicherlich hatte er in New York einige Freunde gefunden, aber er vermisste Marinette mehr als er zu Beginn zugeben wollte. Der Blonde nahm sich vor, ihr am nächsten Tag anzurufen. Am besten im Verlauf des Nachmittags, damit er sie noch vor der Schlafenszeit erwischte.   „Adrien! Du meldest dich mal? Ist ja ein Wunder.“, konnte er die süsse Stimme der Halbasiatin am nächsten Nachmittag am anderen Ende der Leitung vernehmen, nachdem er ihre Nummer gewählt hatte. „Naja, ich habe die Tage an dich gedacht und wollte dich mal wieder kontaktieren. Wir haben uns ja schon länger nicht mehr gehört.“, lächelte der Blonde. „Ja, auch wieder wahr. Aber wir haben ja beide gerade ziemlich viel um die Ohren. Wie läuft es an der Uni?“ „Nicht schlecht. Die Wissenschaft gefällt mir. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das Thema mal so packen könnte.“ „Du warst ja schon immer angefressen von der Wissenschaft.“, erinnerte sich die Schwarzhaarige an die einigen Nachhilfestunden, welche Adrien ihr in Mathematik und Physik gegeben hatte, weil sie mit den Themen einfach nicht klar gekommen war. Ein Punkt, welche ihre Bewunderung für den Jungen nur noch hatte steigen lassen. Irgendwie hatte der Blonde sich schon immer für diese Fächer begeistern können. Weshalb konnte er sich beim besten Willen selbst nicht erklären. „Wie läuft es bei dir? Geht es voran mit deiner Designerkarriere? Oder besuchst du die FAC?“ „Ich besuche aktuell einige Kurse an der Uni. Aber irgendwie geht es momentan einfach nicht so wirklich voran.“ „Wieso denn das? So wie ich dich kenne hast du doch andauernd Stift und Papier zur Hand für irgendwelche Designs, oder irre ich?“, Marinette konnte sich bildlich vorstellen, wie verwundert der Blonde sie nun ansehen würde, wenn er vor ihr stände. Hatte sie doch immer irgendwelche Ideen für Projekte, neue Designs und Kleidungsstücke. Doch war ihr die Muse irgendwie abhandengekommen. „Nein, das ist schon so.“, ihre Stimme klang traurig. „Weisst du…ich habe mich für einen Wettbewerb angemeldet...“, fing Marinette an. Adrien nickte. Diesen Teil der Geschichte kannte er, dank Alya, bereits. „Es ist nur so, dass Alya nicht will dass ich da mitmache. Weil der Hauptpreis ein Praktikumsplatz in New York ist. Sicherlich zu Beginn nur für 3 Monate. Aber wenn alles gut geht, dann würden sie das Praktikum sogar verlängern. Eventuell sogar für ein ganzes Jahr.“, fing die Schwarzhaarige an zu schwärmen. „Weisst du was das Beste ist? Der Wettbewerb wird von meinem Lieblingsmagazin veranstaltet. Das wäre so genial, wenn ich das Praktikum bekommen würde. Ich würde alles dafür tun.“ „Dann tu es einfach.“, sprach Adrien, ohne gross nachzudenken. Er wusste, dass Alya ihn genau um das Gegenteil gebeten hatte. Die Dunkelhäutige würde ihn umbringen. Aber so wie Marinette über diesen Wettbewerb sprach, da brach es ihm das Herz nur schon bei dem Gedanken, dass er ihr das Ausreden sollte. Er konnte ihr das nicht antun. Sie hatte schon ihre Freundschaft zu Ladybug, Cat Noir und ebenso ihm aufgeben müssen. Adrien wollte nicht, dass sie noch etwas aufgeben musste, dass ihr wichtig war. Oder zumindest nicht jetzt. „Moment mal…Sie hat dir nicht angerufen damit du mir sagst, dass du es mir austreiben sollst?“, hakte die Halbasiatin sicherheitshalber nach. Sie kannte ihre beste Freundin besser als ihr lieb manchmal lieb war und wusste, wie sehr sich die Bloggerin um sie sorgte. „Iwo, wie kommst du denn nur darauf?“, witzelte der Blonde und versuchte ungezwungen zu klingen. Sie hatte ja keine Ahnung, wie Recht sie damit hatte. „Das ist das erste Mal, dass ich von dem Wettbewerb höre und ich finde es eine tolle Sache. Wenn du mitmachen willst und die Chance dazu hast, tu es. Lass dir das nicht nehmen. Das Entwerfen ist deine Leidenschaft Marinette. Egal ob es nun um Kleider, Accessoires oder Hüte geht. Du bist ein Genie was Mode angeht. Du hast damals in der Schule sogar meinen Vater beeindruckt und das muss man erst mal hinkriegen. Das sind alles Sachen, auf die du Stolz sein kannst. Also, geh hin und mach das Beste draus.“ „Du hast Recht. Wie bin ich nur auf die Idee gekommen dass Alya dich fragt, ob du mir die Idee ausredest? Aber irgendwie kann ich ihren Gedankengang verstehen. Wir würden uns über mehrere Monate nicht sehen, eventuell sogar ein ganzes Jahr. Das ist schon merkwürdig, wenn ich jetzt so darüber nachdenke.“, sinnierte die Halbasiatin weiter. Die Worte Adriens hatten sie unwissentlich beflügelt, aber auch die Sorgen ihrer besten Freundin brannten sich unweigerlich in ihr Herz ein. Sie verstand, weswegen Alya nicht wollte, dass sie geht. Weil es ähnlich sein könnte wie bei Adrien. Aber sie wollte nicht auswandern, ebenso wenig wie er es damals gewollt hatte. Sie wollte einfach dieses Praktikum. Denn es öffnete ihr Wege und Türen zu einer ihr noch unbekannten Welt, von der sie so gerne ein Teil sein wollte. „Du hast bitte was?“, ungläubig starrte Alya ihm vom Bildschirm des Smartphones entgegen, als Adrien ihr wenige Zeit später die Situation erläuterte. „Sie liebt es. Da kann ich es ihr doch nicht einfach ausreden. Sie will das Praktikum, aber sie wird sicher auch leiden, wenn sie dich für die Zeit zurück lässt. Ihr seid beste Freundinnen, ihr werdet das verkraften.“ Alya stützte ihren Kopf auf ihrer Handfläche ab, ein Grinsen zierte ihre Lippen. Ein Lachen erklang von der Brünetten. „Ihr zwei seid wirklich wie für einander geschaffen. Einfach unglaublich. Ich werde nochmal mit ihr reden. Nicht damit sie im Endeffekt noch auf uns beide sauer ist.“, verabschiedete sich die Brillenträgerin nach einem kürzeren Gespräch, ehe Adrien ebenfalls auflegte.   Adriens blick fiel auf den Notizblock vor Marinette, wo bereits einige Kritzeleien verewigt waren. Wahrscheinlich neue Designs, wie der Blonde vermutete. „Darf ich dir etwas bringen?“ „Wenn du schon so fragst…“, lächelte ihm Marinette aufmunternd zu, ehe sie einen alkoholfreien Cocktail bestellte. „Ich fass es nicht. Der hat echt einen Narren an dir gefressen.“, hörte sie die Stimme von Sophie, wie Adrien wieder in Richtung Bar verschwunden war. „Wollest du nicht auch etwas zu trinken?“ „Ja. Aber die Bestellung habe ich bereits hinten aufgegeben.“, sie zeigte auf den Schwarzhaarigen Kellner, dem Marinette bereits in die Augen gefallen war. Die Brünette grinste ihre Freundin breit an. „Wie war das nochmal mit keiner Beziehung? Da habt ihr aber eben ziemlich deftig geflirtet.“ Sofort lief Marinette puterrot an. „Das verstehst du falsch. Wir waren“ „Gemeinsam in der Schule. Kenne ich. Hat Adrien eben erwähnt. Aber so wie du seine Blicke auf dich gezogen hast. Mädel. Er steht auf dich. Das sieht sogar ein Blinder mit einem Krückstock.“, fuhr Sophie unverblümt weiter. Sie hatte noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. In der Hinsicht war sie genau so offen und unverhohlen wie Alya. Die Bemerkungen von Sophie liessen die Halbasiatin nur noch röter werden. Als Adrien keine Minute später die gewünschten Getränke servierte, brachte sie es nicht mehr fertig, richtig zu reden. Am liebsten hätte sie Sophie auf eine einsame Insel gewünscht oder dass sie ihre Kommentare nicht gehört hätte. Aber nur schon dadurch war ihre angeborene Nervosität gegenüber Adrien wieder zurückgekehrt. Oder besser die Nervosität welche sich gemeinsam mit ihrer damaligen Verliebtheit entwickelt hatte. Dabei hatte sie sich dummerweise schon an den Gedanken gewohnt, dass er nur mit ihr befreundet sein wollte. Sophie sah das wohl anders. Leise stammelte sie ein „Danke“. Die Röte in ihrem Gesicht, welche Adrien sofort auffiel, war unübersehbar. „Wollen wir nach meiner Schicht noch etwas zusammen machen?“, meinte er zu Marinette. Sophie, welche der Schwarzhaarigen gegenüber sass und jedes Wort mitbekam, beobachtete die Szene mit Argusaugen. Sie wusste, wenn sie Marinette nicht im Auge behielt, würde sie kneifen. Mit leichtem druck trat die Brünette der angehenden Designerin gegen den Fuss. Ihr Blick machte unmerklich klar, dass sie ihr die Hölle heiss machen würde, wenn sie diese Gelegenheit nicht beim Schopf packte. So nickte Marinette dem Blonden zu, welcher erfreut lächelte. „Meine Schicht dauert noch etwas mehr als eine Stunde. Ich komme dich nachher abholen.“,  mit einem Winken verabschiedete er sich vorübergehend. „Was sollte das, Sophie? Das war mein Fuss.“, ein wütender Blick der Schwarzhaarigen lag auf der ehemaligen Serviertochter. „Jetzt mal im Ernst: Was hättest du getan, hätte ich dich nicht getreten? Hättest du abgelehnt? Hättest du die Chance ungenutzt verstreichen lassen? Ich bitte dich! Adrien ist bei den Mädels in New York nicht gerade unbeliebt. Wenn du jetzt nicht zugreifst, schnappt ihn dir eine andere vor der Nase weg.“, meinte sie, während sie ihren Cocktail Stück für Stück hinunterstürzte. „Weisst du wie lange wir uns nicht gesehen haben? Wie peinlich das für mich wird?“ „Genau das ist der Punkt. Deswegen müsst ihr ja reden, damit ihr euch wieder näher kommt. Eben weil ihr euch so lange nicht gesehen habt.“, sprach die Brünette, ehe sie aufstand. „Ich geh dann mal. Wehe du kneifst!“, drohte sie ihrer Freundin spielerisch wobei sie mit dem linken Zeigefinger auf sie wies. Keine Sekunde später marschierte sie zu der Bar, mit dem leeren Glas in der linken Hand,  wo sie sich ihren einstigen Kollegen anschloss und dort einige Diskussionen unterhielt. Wobei sie sich einen weiteren Drink genehmigte. Marinette knirschte unhörbar mit den Zähnen. Wie konnte Sophie sie hier alleine zurück lassen? Sie sollte hier alleine auf Adrien warten? Na dann, gute Nacht. Wenn sie sich jetzt nicht irgendwie ablenkte, dann würde sie sich nachher nicht vernünftig auf ein Gesprächsthema konzentrieren können. Nur schon, weil Adrien neben ihr sitzen würde. Sicherlich hatte sie sich inzwischen daran gewöhnt, seine Stimme ab und an zu hören, wenn sie miteinander telefonierten. Aber das hier machte sie einfach nur Nervös und kneifen gab es nicht. Sie spürte immer noch Sophies Blick auf sich, welche den Tisch unauffällig beobachtete. Ein stummer Seufzer wanderte über die Lippen der Schwarzhaarigen. Sie war froh, dass sie endlich mal wieder mit Adrien sprechen konnte. Doch jetzt hier warten zu müssen bis zu seinem Schichtende, hielt sie kaum noch aus. Aber da musste sie durch. Also suchte sie ihr Smartphone aus ihrer grossen, rosafarbenen Handtasche mit dem dunkelroten Blumenaufdruck  heraus. Sie schloss die Kopfhörer an, zog sie an und stellte, wie üblich, ihre Lieblingsmusik von Jagged Stone ein, womit sie an ihrem eben angefangen Design weiter arbeitete.   Eine knappe Stunde später – Marinette war so vertieft gewesen in ihre Skizzen, dass sie nicht bemerkt hatte, wie die Zeit verging – fühlte sie wie jemand ihr die Hand auf die Schulter legte. Es war Adrien, welcher sich in der Zwischenzeit umgezogen hatte und nun nicht mehr in seiner Arbeitskleidung herumlief. Er trug ein weisses Hemd und eine Jeans. Auf seinem Arm trug er seinen Mantel, über seiner linken Schulter lag seine Umhängetasche. Seine blonde Mähne stand wie immer leicht in alle Richtungen ab. Marinette erwischte sich gerade selbst bei der Frage, weshalb er wie ein Gott aussehen musste. Da war es kein Wunder, dass sich die Mädchen beim ersten Anblick in ihn verliebten. Bei ihr hingegen war es Liebe auf den Zweiten Blick gewesen. Denn sie hatten wahrlich nicht den besten Start gehabt. „Können wir?“, lieb lächelnd schaute er sie an, was die Halbasiatin nur noch nervöser werden liess. Sie nickte, ehe sie ihren Notizblock sowie die Stifte hastig packte, wobei ihr einige der Schreibutensilien auf den Boden fielen. Warum musste sie nur so tollpatschig sein? Als Ladybug wäre ihr dies sicherlich nicht passiert. Marinette erstarrte. Warum dachte sie jetzt an ihr Superhelden-Ich? Was hatte Tikki immer gesagt? „Du bist Ladybug, egal ob du verwandelt bist oder nicht.“ Sprich, es wäre ihr auch als Ladybug passiert, obwohl sie als Superheldin keine Zeichenutensilien mit sich herumtrug. „Entschuldige. Da war ich wohl ein wenig zu voreilig.“, meinte sie zu Adrien, ohne ihm in die Augen zu sehen. Sie bückte sich um die Stifte aufzuheben, doch der Blonde war schneller gewesen und reichte ihr die runtergefallenen Gegenstände. „Du brauchst dich nicht zu beeilen. Wir haben Zeit. Es sei denn, du hast noch etwas vor?“, neckte er sie mit einem frechen Grinsen. Marinette erstarrte. Er hatte Recht. Sie hatte nichts vor. Ausser ihre Projekte, von denen sie ja heute so oder so abgehalten worden war, nur schon wegen Sophie. Sicherlich waren ihr die Projekte für das Praktikum wichtig. Aber für Adrien liess sie das dann doch gerne einige Stunden links liegen. „Nein, überhaupt nicht.“, schüttelte die Halbasiatin eiligst ihr Haupt. „Warum stresst du dann so?“, verwundert blickte Adrien sie an. Die Schwarzhaarige wusste nicht, was sie sagen sollte. Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? „Das hat wohl mit der Nervosität zu tun, dich nach 3 Jahren wieder zu sehen.“, bemerkte die Praktikantin, wobei sie leicht rot wurde und nebenbei die Stift und das Etui in die Tasche stopfte. „Nervosität? Wir sind doch Freunde, da brauchst du nicht Nervös zu sein. Ist ja nicht so, als ob das ein Date wäre.“, lächelte der blonde Student entspannt und hielt ihr die Jacke hin, so dass sie nur noch reinschlüpfen musste. Marinette schluckte leer. Ja, für ihn waren sie nur Freunde. Doch vielleicht konnte sie ihn ja dazu bringen, das etwas anders zu sehen, sagte sie sich, während sie die Jeansjacke zuknöpfte. Sie schnappte sich die Tasche, welche sie nun über die Schulter schob und verabschiedete sich mit einem einfachen Winken von Sophie. Doch auch noch nachdem sie das Café einige Meter hinter sich gelassen hatten, konnte die Halbasiatin den kontrollierenden Blick ihrer Freundin auf sich fühlen. Sie würde nicht loslassen, bis sie – gemeinsam mit Adrien – den Park verlassen hatte.   „Gibt es etwas, dass du sehen möchtest? Ich weiss, es ist schon ein wenig spät, aber New York hat auch zu dieser Tageszeit noch einiges an Sehenswürdigkeiten, welche man anschauen könnte.“, versuchte er die Stimmung ein wenig zu lockern. Ihm war natürlich sofort aufgefallen, dass Marinette extrem nervös war. Das war sicher nicht nur, weil sie sich ausgerechnet hier, im Big Apple, wieder trafen. „Tut mir leid. Aber mit dem Wissen, dass Sophie mir immer noch kontrollierend hinterher schaut, fühle ich mich einfach nicht wohl.“, erklärte Marinette ihrem blonden Freund die Situation. Jener blickte kurz zurück, wo er nur sah, dass sich besagte Braunhaarige fröhlich mit den anderen angestellten Unterhielt. Verwirrt blickte er die Halbasiatin an. „Naja…es ist einfach so, dass sie mir wohl oder übel die Hölle heiss macht, wenn ich nicht mit dir Rede. Und ich habe keine Lust auf eine ihrer Schimpftiraden heute Abend oder Morgen am Frühstückstisch.“, gab sie seufzend von sich. Marinette hatte schon in den Monaten vor ihrem Praktikum aufgrund der Unterkunft und der Anreise einen regen Mailkontakt mit Sophie, weshalb sie sich denken konnte, wie die Brünette reagieren würde. „Warte mal, du bist der Gast, von dem sie schon seit Wochen erzählt? Ich weiss, dass ihre Eltern das Zimmer mithilfe der Uni gerne an Auslandstudenten oder Praktikanten vermieten. Aber dass sie das auch bei einem Praktikum machen, das gerne ein Jahr dauern kann, hätte ich nicht gedacht.“ „Ich bin erst seit etwas mehr als einer Woche dort. Ihre Eltern erhalten das Geld für die Miete von der Uni. Ich selbst muss da nur einen kleinen Teil bezahlen. Das gehört zum Praktikum dazu. Dafür habe ich auch eines der grössten Zimmer erhalten.“, wusste die Schwarzhaarige zu berichten. „Da ich eventuell länger als nur 3 Monate in New York bin, wollte ich eine bleibe, wo ich mich wohl fühlen kann. Es war gar nicht einfach, das Zimmer zu bekommen, das sag ich dir.“ „Das kann ich mir wahrhaftig vorstellen. Ich bin selbst erst kürzlich in eine WG in der Nähe der Uni gezogen.“ „Du wohnst nicht mehr bei deinen Grosseltern? Sind die denn damit einverstanden?“, Marinette war schockiert über diese Tatsache. Damit hatte sie nun überhaupt nicht gerechnet. „Naja, ich habe sie damit wohl ein wenig überrumpelt. Aber ich will nicht jeden Tag einen Reiseweg von knapp 4 Stunden hinnehmen, wenn ich neben der Uni noch jobben und etwas Zeit für mich haben will. Sie waren nicht gerade erfreut, haben meinen Wunsch aber akzeptiert.“ „Dass du jobben gehst, damit haben sie kein Problem?“ „Nein, überhaupt nicht. Sie waren sogar froh, als sie gehört haben, dass ich mein Geld selber verdienen will.“, kurz herrschte Stille, ehe Adrien weitefuhr. „Jedenfalls habe ich mich ein wenig umgesehen und bin dank dem einen oder anderen Freund fündig geworden. Aber ohne die hätte ich das Zimmer wohl auch nicht.“, Marinette nickte immer wieder, während sie Adriens Erzählung lauschte. Dabei liess sie ihren Blick unbemerkt über sein gesamtes Gesicht schweifen, welches in den letzten Jahren eindeutig männlichere Züge angenommen hatte. Nicht, dass er vorher nicht so gewesen war. Bereits als sie ihn im Café entdeckt hatte, waren ihr einige Veränderungen aufgefallen. So war sein Kinn breiter und markanter als früher, allgemein wirkte sein Körper um vieles grösser und männlicher als sie es sich gewohnt war. Aber die Halbasiatin blieb auch immer wieder an seinen wundervollen, grünen Augen hängen, welche sie früher schon so geliebt hatte. Auch Adrien liess seine Augen immer wieder unmerklich über Marinette wandern. Ihre längeren Haare, welche sie zu einem Zopf geflochten hatte und über ihre linke Schulter hinab hingen, waren ihm als erstes aufgefallen. Ihr Körper war in den vergangen Jahren weiblicher geworden, auch ihre Oberweite schien ein wenig gewachsen zu sein. Bei der zweiten Feststellung wandte er prompt hochrot seinen Kopf ab als er bemerkte, dass er gerade ernsthaft auf ihren Busen gestarrt hatte. Das durfte doch nicht wahr sein. Seit wann brachte Marinette Dupain-Cheng ihn denn bitte so aus der Fassung? Nicht erst seit heute, dies war ihm bewusst. Aber so wie heute, das war ihm noch nicht unter gekommen. Wahrscheinlich weil sie sich seit Jahren das erste Mal wieder sahen und es einfach nicht gewohnt waren, sagte er sich.   „Also, gibt es etwas, was du sehen möchtest?“, versuchte der Designersohn sich von ihr abzulenken, was nicht gerade einfach war und blickte unentwegt in den wolkenverhangenen Himmel. „Naja…“, nachdenklich blickte die Schwarzhaarige zum Himmel. „Das einzige, was sich jetzt noch lohnt, ist wohl der Time Square.“, meinte sie schliesslich. „Ja, das ist wohl wahr.“, stimmte der Blonde ihr unwissend zu. Doch kam ihm gerade noch die Skyline von New York in den Sinn, welche in der Nacht einfach nur beeindruckend war. „Aber ich wüsste noch etwas, dass dir gefallen könnte.“ „Was denn?“ „Das verrate ich nicht. Lass dich überraschen.“, feixte er. „Also gehen wir zuerst zum Time Square und danach zum zweiten, ja?“, hakte die Halbasiatin sicherheitshalber nach, da sie nicht so richtig wusste, wie sie Adriens freches Grinsen deuten sollte. Das war ihr nämlich bisher noch nie unter gekommen. „Sicherlich. Immerhin möchte ich mir das Beste bis zum Schluss aufsparen.“ „Das Beste? Übertreibst du nicht ein wenig?“, skeptisch blickte Marinette ihn an. Am liebsten hätte sie ihn in die Seite geboxt. Doch beliess sie es dabei. Nicht, dass er noch etwas Falsches von ihr dachte. „Ich denke nicht. Aber du wirst es ja noch selbst sehen.“, erwiderte der Blonde zuversichtlich. „Also, gehen wir.“, meinte die Schwarzhaarige schliesslich und so steuerten sie zielsicher die nächste Metro-Station an. Nur wenige Minuten später entstiegen die Freunde der Unterführung und standen mitten auf dem Time Square. Marinette brachte vor Erstaunen kein Wort heraus. Sie hatte von Sophie gehört, dass der Time Square eindrücklich war, mit seinen vielen Werbeplakaten, Kinos, Shops, Theater, Musicals und so weiter. Aber niemals hätte sie ihn sich so beeindruckend vorgestellt. Leider hatte sie wegen der Schule, welche nur drei Tage nach ihrer Ankunft begann, und dem Jetlag und der Zeitumstellung sich noch nicht besonders viel von der Stadt ansehen können. „Ziemlich beeindruckend, was?“, lächelte Adrien, als er Marinettes Gesichtsausdruck sah, welche nickte. „Ich hatte mir das um einiges kleiner Vorgestellt.“ „Hier ist alles um vieles grösser als in Paris. Da musste ich mich zuerst auch dran gewöhnen.“ Langsam, Stück für Stück, durchquerten die beiden den Time Square, wobei Marinette ihre Blicke vor Verblüffung immer wieder vom einen zum anderen Gebäude schwenken liess und teilweise bewundernd stehen blieb. Ein Grinsen schlich sich Adriens Lippen. Er hatte nicht gewusst, dass er Marinette so einfach beeindrucken konnte. Der Blonde ertappte sich bei der Frage, ob es eventuell genau so einfach war Ladybug zu beeindrucken. Doch stoppte er sich sofort, als sich die Superheldin wieder einmal in seine Gedanken schlich. Er war doch mit Marinette hier. Warum musste er dann an Ladybug denken. Sie konnte nicht hier sein und er wusste auch, dass er sie wahrscheinlich nie mehr wieder sehen würde. „Adrien? Ist bei dir alles in Ordnung?“, die Halbasiatin, welche ihm bis zum Kinn reichte, stand nur wenige Meter von ihm entfernt und sah ihn direkt an. Sie hatte bemerkt, dass er über etwas nachdachte, wo es eigentlich nichts mehr nachzudenken gab. Er schüttelte den Kopf, ein sanftes Lächeln auf den Lippen, ehe er ihr zunickte. Die Schwarzhaarige drehte sich wieder um und schritt, mit den gefalteten Händen hinter dem Rücken, durch die Strasse. Kurz überlegte Adrien, ob er Marinette das mit Ladybug erzählen sollte. Sicherlich er mochte sie, sehr sogar. Aber er wollte sie nicht mit einer alten Geschichte belästigen. Vor allem nicht mit einer Geschichte, welche in seinem aktuellen Leben keine Tragweite mehr hatte. Er wollte sich lieber voll und ganz auf Marinette konzentrieren. Wobei ihm auch wieder der Brief in den Sinn kam, welchen sie ihm damals zum Abschied mitgegeben hatte.   Paris, Frankreich, 3 Jahre zuvor   Immer wieder drehte Adrien den Umschlag, welchen Marinette ihm wenige Minuten zuvor überreicht hatte, in seinen Händen hin und her. Immer wieder fragte er sich, was wohl drin stehen mochte. Am liebsten hätte er den Brief sofort aufgerissen. Bis zum Boarding des Fluges dauerte es noch gut 20 Minuten, da der Flug von New York mit einiger Verspätung in Paris gelandet war. Er hatte also noch mehr als genug Zeit. Aber er rang auch mit sich, denn er hatte Marinette versprochen, den Brief erst im Flugzeug zu lesen. Also sobald er in der Luft war. Ob sie ihm wohl böse war, wenn er sich nicht daran hielt? Vielleicht. Falls sie es denn je erfahren sollte. Falls. Ein Seufzer gelangte über die Lippen des Blonden. Er entschloss sich den Brief wieder in das Aussenfach seiner Reisetasche zu packen, so dass er jederzeit darauf zurückgreifen konnte. Im Gegenzug dazu startete er die Manga-App auf seinem Smartphone und begann, einige der neueren Kapitel seiner Lieblingstitel zu lesen. Immerhin konnte er sich so die Zeit in wenig vertreiben bis er im Flugzeug sass.   Rund 45 Minuten später sass Adrien endlich an seinem Platz im Flugzeug und liess seinen Blick auf den Flughafenplatz schweifen. Die Wartezeit hatte sich nochmals um rund 10 Minuten verlängert und dann wollten auch noch alle zur gleichen Zeit den fliegenden Metallvogel betreten, obwohl sie die Passagiere gestaffelt aufriefen. Der Blonde hatte die Szenerie leicht mürrisch beobachtet, wie alle Leute auf einmal zum Gate gestürmt waren für das Boarding, was für ihn, aufgrund der obligatorischen Platzreservation, keinen Sinn machte. Wie er ein wenig wehmütig aus dem Fenster schaute, kam ihm der Brief wieder in den Sinn. Er nahm seine Tasche, welche er unter dem Sitz seines Vordermannes verstaut hatte, zog den Umschlag sorgfältig heraus und  räumte die Tasche wieder weg. Erneut betrachtete er den Brief, welchen Marinette kurzfristig aus normalem Papier gebastelt hatte. Sorgfältig öffnete er den Umschlag und zog das Schreiben hinaus, wo ihm sofort Marinettes unverkennbare Handschrift entgegenschlug.   „Lieber Adrien   Ich kann mir nicht vorstellen wie schwer es für dich sein musste, die Wahrheit über deinen Vater zu erfahren. Umso mehr tut es mir leid, dass du die Wahrheit über die Medien vernehmen musstest und es dir niemand direkt gesagt hat.“   Adrien blickte kurz auf. Marinette wusste nichts von seiner Tätigkeit als Cat Noir, also auch nichts davon, dass er zusammen mit Ladybug diesen Kampf bestritten und dort erfuhr, dass sein Vater schon seit geraumer Zeit dieses grausame Spiel trieb.   „Mir ist bewusst, dass dir aufgrund des heutigen Abfluges nicht viel Zeit in Frankreich bleibt, da du zu deinen Grosseltern ziehst. Was mich doch sehr überrascht hat. Ich hatte gehofft, wir würden nächstes Jahr vielleicht beide an die FAC gehen oder ansonsten als Freunde Zeit miteinander verbringen können.“ Erneut liess Adrien seinen Blick über die letzten Zeilen schweifen. Einige Textstellen waren leicht verwischt, obwohl er genau erkennen konnte, dass die Halbasiatin den Text mit einem Kugelschreiber verfasst hatte. Ihm war sofort klar, dass Marinette geweint hatte, während sie diese Zeilen geschrieben hatte. Er konnte fühlen wie sie leiden musste. Warum hatte gerade er ihr diesen Schmerz zufügen müssen? Er hatte das nicht gewollt. Am liebsten wäre er aufgestanden, zurück zum Flughafen gerannt und hätte Marinette tröstend in seine Arme geschlossen. Nun wurde ihm klar, weswegen sie wollte, dass er den Brief erst im Flugzeug öffnete. Weil sie wusste, wie schwer ihm der Abschied fiel und sie es ihm nicht noch mehr erschweren wollte, obwohl es ihr nicht besser ging.   „Na toll, jetzt habe ich den Brief wohl versaut. Das passiert auch nur wieder mir. Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute für deine Zeit in New York und hoffe, dass wir uns so bald wie möglich wieder sehen können.   Liebe Grüsse Marinette“   Adriens Herz schlug bis zum Hals. Sie wollte ihn wieder sehen. So bald wie möglich. „Mari…“, schmerzhaft zog sich sein Herz zusammen. Er wollte zur ihr, jetzt, sofort. Doch gab es nun kein Zurück mehr.   Immer noch blickte er aufmerksam Marinette hinter her, nach welcher er sich an seinem Tag der Abreise so gesehnt hatte. Jetzt, wo er sie wieder bei sich hatte, wusste er nicht so richtig, wie er sich verhalten sollte, waren doch da auch noch seine Gefühle für eine gewisse Superheldin, welche sich an diesem Abend mehrmals in seine Gedanken schlich. Abgelenkt, seinen eigenen Gedankengänge hinterfragend, bemerkte der Blonde nicht, wie Marinette von jemandem angesprochen wurde, der sie zu kennen schien. „Hey Miss! Don’t we know each other? I think, I’ve seen you today in the library at the university.“ Marinette erstarrte. Ein junger Mann in ihrem Alter mit schwarzen Haaren und braunen Augen stand vor ihr. Sie sollte ihn kennen? Sie mochte sich knapp daran erinnern, dass sie diesen jungen Mann mal mit Sophie gesehen hatte. Aber es war so kurz und flüchtig gewesen, dass sie es bereits wieder aus ihrem Gedächtnis gelöscht hatte. Die Schwarzhaarige war seit einer Woche an der Uni und besuchte nur die Design- und Englischklasse, damit sie nebenbei genug Zeit hatte für ihr Praktikum, wo sie zwei bis drei Tage pro Woche arbeitete. „I’m sorry. I don’t think so.“, gab sie in einem relativ unsicheren Englisch zur Antwort. „I think I do. You’re the new one from Paris, France, right?“ Die Halbasiatin blinzelte verunsichert. War sie an der Uni tatsächlich schon so bekannt, ohne es überhaupt sein zu wollen? Sie überlegte, wie sich rausreden konnte. Doch da startete der Amerikaner bereits die nächste Avance. „Your name is Marinette, right? I’ve heard from some friends that a talented young designer will be here for some months. My name is Drew. Would you like to go on a date with me now?” Marinette schnürte es die Kehle zu. Er fragte sie nach einem Date? Jetzt? Aber sie war doch mit Adrien hier. Ausserdem sprach sie kaum ein Wort Englisch. Es reichte knapp um sich durchzuschlagen. Jedoch war es ihr lieber, wenn sie französisch sprechen konnte, weil sie einfach noch zu unsicher war. „Is everything all right here?“, war es Adrien, welcher sich in die Unterhaltung einmischte. Er hatte ein wenig zu spät bemerkt, wie der Amerikaner sich an die rangemacht hatte. Was ihm nicht gefiel. „Look who’s here. The Agreste Boy.“ „Good evening, Drew.“, Marinette konnte an der Stimmlage des Blonden erkennen, dass er sein Gegenüber wohl nicht leiden konnte. Das basierte wohl auf Gegenseitigkeit, wie sie gerade feststellte. „You know that you disturb us?“, wollte Drew Adrien anscheinend loswerden. Erneut tauchte selbstsichere, freche Grinsen in Adriens Gesicht auf, welches Marinette nur von Cat Noir kannte. „Sorry, but she’s here with me, so stay away from her.”, funkelte Adrien sein Gegenüber böse an. Jener verabschiedete sich kurz, ehe er in den Gassen New Yorks verschwand.  Erstaunt blickte Marinette den Blonden an. Sie hatte nie miterlebt, dass er so wütend werden konnte. „Ist bei dir alles in Ordnung?“ „Ja. Danke für die Hilfe. Kennt ihr euch?“ „Ich war die letzten Jahre über mit ihm in einer Klasse. Seine Eltern sind in Amerika nicht gerade unbekannt, da sie eine Riesenfirma haben. Und ich als Sohn eines Modemoguls musste mir nach der Geschichte, die mit meinem Vater passiert ist, einiges von diesem Spinner anhören lassen.“, Adrien holte kurz Luft. „Hat der dich wirklich gerade um ein Date gebeten?“ „Wohl oder übel.“, bestätigte Marinette Adriens Beobachtung. „Ich habe ihn nur mal auf der Uni gesehen.“ Adrien wusste, dass Drew an derselben Uni studierte wie er und war froh, dass sie komplett andere Hauptfächer hatten. Ansonsten würden sie wohl des Öfteren aneinander geraten. „Wenn ich ihn nochmal dabei erwische, wie er sich an dich ranmacht, dann mach ich ihm die Hölle heiss.“ Ein lautes Auflachen von Marinette erklang. Erschreckt zog Adrien seine Hand zurück. „Ach du grüne Neune. Hat Cat Noir von dir Besitz ergriffen oder seit wann verhältst du dich so?“ „Wie kommst du jetzt auf den Superhelden?“ „Naja, ich glaube, er wäre der einzige den ich kenne, der sowas lauthals sagen würde. Naja, mit Ausnahme von Alya und Sophie. Aber ich hatte schon vorhin das Gefühl, dass du ich merkwürdig verhältst. Dass du nicht so bist wie früher.“, erklärte sie ihm ihren Gedankengang. Adrien wusste, von was sie sprach. Er hatte immer nur sich selbst sein können, wenn er als Cat Noir nachts durch die dunklen Gassen von Paris streifte. Wenn er zuhause war, oder allgemein als Adrien, hatte er immer unter der Fuchtel seines Vaters gestanden und durfte keine Fehler machen, musste perfekt sein - in jeder Lebenslage ein absolut perfektes Image abgeben – obwohl es immer genau umgekehrt war. Doch seit er in New York war bemerkte er, dass seine Grosseltern das Thema Erziehung komplett anders angingen als sein Vater. Sicherlich hatten sie Regeln, aber sie liessen ihm auch mehr Freiheiten. Was man ihm nun eindeutig anmerkte, besonders was seinen Charakter anging. „Ich glaube, du hast keine Ahnung, wie ich mich in den letzten Jahren verändert habe.“ „Ja, das merke ich auch gerade.“, lächelte Marinette ihm entgegen. Sie gab es nur ungern zu, aber irgendwie mochte sie diese Seite von Adrien. Denn es war diese, welche sie an Cat Noir erinnerte, den sie schrecklich vermisste. Besonders in solchen Zeiten. „Wolltest du nicht noch weiter?“, fragte sie ihn ein paar Minuten später, als sie still durch die immer noch erleuchtete Strasse liefen. „Wenn du hier alles gesehen hast, was du sehen wolltest, dann können wir gerne weiter, Princess.“, verbeugte er sich leicht. Marinette erstarrte. Wollte er wieder jemanden reinlegen oder war das hier gerade sein wahrer Charakter? Sie war verwirrt. „Das…das mit dem Princess kannst du gerne sein lassen.“, brachte sie leicht stotternd heraus, wobei sie knallrot anlief. Niedlich, ging es Adrien durch den Kopf. „Wenn ihr wünscht, MyLady.“, bei diesen Worten zuckte sie wortwörtlich zusammen. Das war ihr dann doch eine Spur zu viel Cat Noir. Wenn er jetzt noch mit Pünktchen oder LB anfing, dann war sie es, die ihm die Hölle heiss machte. „Hör mir zu. Ich bin es nicht gewohnt solche Namen aus deinem Mund für mich zu hören. Also, bitte, lass es.“, sagte sie schneller, als sie gewollt hatte. Denn es war ihr mehr als peinlich dass Adrien so offensichtlich mit ihr flirtete wie Cat Noir es immer getan hatte. „Wäre dir der alte Spitzname recht?“, erleichtert nickte sie, ehe sie ihn ansah. Sie konnte sehen, dass Adrien ihr gegenüber stand. Doch war es ihr Herz, welches nach für einmal nicht nach Adrien, sondern nach ihrem einstigen Partner schrie. „Doofer Kater…“, flüsterte sie so leise, dass es niemand hören konnte, wobei sie eine Träne verdrückte. „Mari, du weinst ja…“, stellte der Blonde überflüssigerweise fest, als er ihr die Träne wegwischte. Sie wollte nicht weinen, doch quollen die ganzen Erinnerungen an die Kämpfe, an die Zeit von damals, wieder in ihr hoch. Träne für Träne floss ihre Wangen hinunter. Der Blonde schluckte leer. Hatte er einen Fehler gemacht? Doch die Halbasiatin erwähnte nichts. Sondern weinte weiterhin still. „Entschuldige, ich…ich wollte nicht…“, schluchzte sie. Adrien schnürte es die Kehle zu, sie so zu sehen. Er wollte sie beschützen, für sie da sein. So tat er das einzig richtige in diesem Moment und schloss sie in seine Arme, wobei er sanft über ihren Rücken strich. Etwas, dass er schon damals, als sie sich verabschiedet hatten, hätte tun sollen. Doch hatte er damals nicht verstanden, was er für sie empfand. Ganz im Gegensatz zu jetzt. Einige Minuten vergingen, ehe Marinettes Schluchzen verstummte und ihre Tränen versiegt waren. Komplett verweint blickte sie zu Adrien hinauf, welcher immer noch den gleichen Blick in seinen Augen hatte wie früher. „Hier.“, fürsorglich reichte der Blonde ihr ein Taschentuch, welches die Halbasiatin dankend annahm. „Tut mir leid. Jetzt hab ich dein Hemd versaut.“ „Ach was. Kein Problem. Das kann ich waschen.“, lächelt er sie sanft an, ehe er sie erneut in seine Arme schloss. „Ich hab dich vermisst, Mari.“, flüsterte er ihr leise ins Ohr. „Ich dich auch, Adrien. Ich dich auch.“, gab sie ebenso leise zurück.   „Möchtest du noch weiter, oder soll ich dich nach Hause bringen?“, fragte Adrien sie, nachdem die beiden eine ganze Weile einfach still nebeneinander auf einer weissen Gartenbank bei einer Statue gesessen hatten. Dabei hatte der Designersohn die ganze Zeit ihre Hand gehalten. Marinette war erstaunt gewesen, als er seine Hände um die ihrigen legte und sanft darüber strich. Die Halbasiatin tat jedoch nichts dagegen. Sie liess ihn gewähren, was den Blonden umso mehr freute. „Ich würde gerne noch weiter. Du hast vorhin gesagt, dass du das Beste bis zum Schluss aufgehoben hast. Davon würde ich mich doch gerne selber überzeugen.“, gab die Bäckerstochter schelmisch grinsend von sich. „Sehr wohl.“, verbeugte er sich kurz, was Marinette ein Lachen entlockte.   „Da wären wir.“, meinte Adrien gut 15 Minuten und eine Metrostation später, als die zwei vor dem Rockefeller Center standen. Marinette, welche neben ihm stand, staunte Bauklötze. „Wow. Das Gebäude ist ja riesig.“ „Der gesamte Gebäudekomplex besteht aus 20 Bauten, davon sind 19 Hochhäuser. Das höchste Gebäude ist das Comcast Building mit 259 Metern. Aber gegen den Eiffelturm ist das nichts.“ „Ich wusste ja gar nicht, dass du dich für Architektur interessierst.“ „Nicht wirklich. Aber ich war so beeindruckt als ich hier ankam, dass ich ziemlich viel über die Gebäude recherchiert habe.“ Aufmerksam blickte der Blonde zu dem Gebäude hinauf, welches er seiner Kameradin zeigen wollte. „Du vermisst es, oder?“ „Was?“ „Paris, den Eiffelturm, deine Freunde…einfach alles, oder?“, Adriens Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie hatte keine Ahnung wie Recht sie mit ihrer Vermutung hatte. „Es ist nicht so, dass ich es nicht gut hätte. Ich will mich nicht beklagen oder so. Aber…“, der Blonde stockte. „Aber es ist einfach nicht dasselbe, richtig?“, erstaunt blickte Adrien seine Kumpanin an, welche traurig lächelnd neben ihm stand. Auch für sie hatte sich in den letzten Jahren einiges verändert. Wahrscheinlich sogar mehr, als er wusste. Der Blonde schüttelte leicht den Kopf. „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht daran erinnern.“ „Ist schon ok. Früher oder später musste das passieren. Ich habe das ganze bisher wohl einfach von mir weggeschoben, weil ich mich einfach gefügt habe. So wie früher.“, sprach Adrien unbeirrt weiter, was einen bitteren Nachgeschmack hinterliess. Marinette wusste genau was er meinte. Sie wusste davon, dass er, bevor sein Vater den Schulbesuch bewilligte, zuhause unterrichtet wurde. „Was genau wolltest du mir hier eigentlich zeigen?“, erkundete sich Marinette neugierig nach der Überraschung, um das Thema zu wechseln. „Nicht so voreilig. Das soll schliesslich eine Überraschung sein.“, meinte der Blonde breit grinsend. „Aber dafür, müssen wir in den obersten Stockwerk vom Comcast Building.“ „Und was gibt es dort spezielles?“ „Nein. Weiter verrate ich noch nichts. Das siehst du wenn wir oben sind.“   Eine gefühlte Ewigkeit später, welche die beiden schweigend in den Aufzügen mit ihren eigenen Gedanken verbracht hatten, waren sie endlich auf der Aussichtsplattform angekommen. Mit staunenden Blicken betrat Marinette die Plattform. Sogleich begab sie sich zum Geländer, um den Ausblick genauer in Augenschein zu nehmen. „Wow…das ist wunderschön.“, gab die Halbasiatin verblüfft von sich, als sie die Skyline der Stadt bei Nacht betrachtete. Die vielen Lichter der Häuser und Strassen funkelten inmitten der Nacht und auch der Central Park war unübersehbar. „Na, was sagst du? Ich hab dir doch gesagt, ich hebe mir das beste bis zum Schluss auf.“, meinte der Blonde, als er sich nach einigen Minuten zu ihr begab. „Es ist eindrücklich.“, gab Marinette von sich. „Danke dass du es mir gezeigt hast.“, lächelte sie ihn an. „Aber Paris gefällt mir doch besser.“, erwiderte sie. „Naja. New York kann ebenso schön sein wie Paris.“ „Ja. Aber der Eiffelturm versprüht doch noch einen Hauch mehr Romantik.“, stimmte sie ihm zu, wobei sie sich an den Blonden anlehnte, welcher seinen Blick über die nächtliche Grossstadt streifen liess. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)