Miraculous - New York von Yumi-san_89 ================================================================================ Kapitel 5: Long Island - Part 1 ------------------------------- Rund 3 Stunden und ein aufschlussreiches Gespräch später öffnete Marinette die Haustür zu ihrem Übergangszuhause. Noch lange hatten Adrien und sie miteinander geredet. Über die Vergangenheit. Cat Noir und Ladybug, die Akumas, und noch vieles mehr. Insbesondere die Geschehnisse nach dem Endkampf, die ganzen Jahre, die sie sich nicht gesehen hatten. Sie hatte es genossen, so ausführlich mit ihm plaudern zu können und doch hatte es sie an die Aussprache mit Cat Noir erinnert. Die Sorgen, die er ihr damals anvertraut hatte. Das zerstörte Familienverhältnis, das Zuhause, mit dem er nichts mehr zu tun haben wollte. Dass Adrien sowie Cat Noir aus zerrütteten Familien kamen, war sicherlich nur ein Zufall. Doch was, wenn dies kein Zufall war? Ihre Gedanken liefen automatisch weiter und so kam die Schwarzhaarige ins Grübeln. Dabei bemerkte sie nicht, wie sie von Sophie begutachtet wurde. “Sieh einer an. Auch wieder da?”, die neugierigen Blicke ihrer Studienfreundin, welche soeben aus dem Wohnzimmer angelaufen kam, streiften Marinette. “Sophie. Du hier?”, komplett überrumpelt starrte sie die Brünette an. Sie war so in Gedanken gewesen, dass sie die Anwesenheit ihrer Kollegin nicht wahrgenommen hatte. “Soweit ich mich erinnere wohne ich hier. Also ist es logisch, dass ich hier bin. Meinst du nicht auch?” In diesem Moment hätte Marinette sich am liebsten in ein Erdloch verkrochen. Sie war es gewohnt, dass Sophie am Wochenende häufig mit ihren Freunden irgendwo in der Stadt unterwegs war. Doch hatte sie der Schwarzhaarigen anvertraut, dass sie am Sonntag zuhause sein werde, da sie sich auf eine wichtige Prüfung vorbereiten wollte. “Du siehst ziemlich nachdenklich aus. Alles in Ordnung?” “Ja. Alles in Ordnung.”, gab Marinette mit einem aufgesetzten Lächeln von sich. Doch Sophies forschendem Blick entgingen die Sorgenfalten auf Marinettes Stirn nicht. “Ich bin mir sicher, dass du eine ziemlich anstrengende Nacht hinter dir hast. Aber so wie du gerade aussiehst, bist du ziemlich in Sorge.” “Nein. Es ist nichts.” “Komm schon. So geplättet wie du aussiehst würde ich vorschlagen, wir setzen uns im Wohnzimmer zusammen und du erzählst mir von deiner gemeinsamen Nacht mit deinem Liebsten.”, grinste Sophie frech, starrköpfig wie sie war. “Gemeinsame Nacht? Jetzt übertreibst du aber.”, stoppte Marinette die Vorstellungen ihrer Kollegin, wobei ihr Kopf hochrot anlief. “Du wolltest gestern Abend zurückkommen damit du heute Vormittag wieder an deinen Projekten arbeiten kannst. Oder irre ich?”, Sophies Starrköpfigkeit erstaunte die angehende Designerin wieder einmal. Sie merkte sich alles und hinterfragte die Situation, wenn sie ein ungutes Gefühl hatte. Wie auch jetzt. Marinette gab sich geschlagen, womit sich die Freundinnen in die Küche begaben. Minuten später setzten sich die zwei mit warmen Getränken, in Tassen abgefüllt, in das Wohnzimmer. Da Sophies Eltern eine Woche auf Reisen waren, hatten sie die Wohnung alleine für sich und mussten sich keine Sorgen machen, irgendwie belauscht zu werden. “Also, was ist los? Raus mit der Sprache!” “Naja. Ich habe mich aufgrund der Zeit, die ich mit ihm verbracht habe, an einen alten Freund erinnert.” “Oh.”, entfuhr es Sophie ungewollt. “Einen ziemlich guten Freund, nehme ich an.” Marinette beantwortete diese Frage ihrer Freundin mit einem Nicken. Cat Noir mochte manchmal eine ziemliche Nervensäge gewesen sein. Sie waren über die Jahre hinweg nicht nur Partner gewesen, sondern auch zu Freunden geworden, was die Trennung von ihm nur noch schwerer machte. “Das ist wahrscheinlich ziemlich verwirrend.” “Verwirrend ist gut. Adrien erinnert mich andauernd an ihn, weil er sich teilweise komplett wie dieser eine Freund verhält. Das bringt mich beinahe um den Verstand.” “So aus Neugierde: hast du diesen Freund denn persönlich gekannt oder dich nur über einen Chat mit ihm Unterhalten?” “Eben weil ich ihn persönlich kenne bringt mich das ganze so durcheinander. Auch die Tatsache, dass sie beide aus zerrütteten Familienverhältnissen stammen.”, seufzte Marinette laut auf. “Ich erwische mich andauernd dabei, wie ich die beiden miteinander vergleiche. Vorhin habe ich mich ernsthaft gefragt, ob das nicht nur ein Zufall ist, dass er mich so stark an diesen anderen Freund erinnert.” “Das ist sicherlich nur ein dummer Zufall.”, versuchte Sophie ihre Freundin zu beruhigen und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Missmutig liess Marinette den Kopf hängen. “Das mag sein. Aber…was, wenn es kein Zufall ist?” “Ich glaube kaum, dass Adrien ein Spiel mit dir treiben würde. Hast du ihn denn schon darauf angesprochen?” Die Schwarzhaarige nickte. Adrien wusste, dass er sie an jemanden erinnerte. Dass es sich dabei um Cat Noir handelte, hatte sie vorsichtshalber weggelassen. “Na also. Warum bist du denn so betrübt? Doch nicht etwa, weil die letzte Nacht ein Reinfall war?”, witzelte Sophie ungewollt. “Kannst du das Thema bitte lassen? Ich habe dir doch schon gesagt, dass wir nicht im Bett gelandet sind.”, oder nicht direkt, schloss sie in Gedanken an. “Aber diese ganze Zufallsgeschichte wird doch nicht der einzige Punkt sein, weshalb du erst so spät dran bist, oder? Jetzt sag schon. Ich bin neugierig. So wie du gestern Mittag vor Freude getanzt hast.”, feixte die Brünette. Marinette musste einsehen, dass es kein Entkommen gab. Also fing sie an zu erzählen. “Wir hatten einen sehr schönen Nachmittag. Beinahe…nein…absolut traumhaft.” “Wie sieht’s mit dem Abend aus?”, Neugierde schwang in Sophies stimme mit. “Adrien hat ein altes Konsolenspiel aus unserer Zeit im Collège hervorgeholt. Wir haben einige Kämpfe miteinander bestritten. Das war lustig. Und er hat gewonnen. Obwohl ich ihn damals bei den Trainings für den Wettkampf haushoch geschlagen habe. Aber eben, das ist auch schon gut 5 Jahre her, wenn nicht sogar mehr.” “Und weiter?”, bohrte die Brünette weiter. Bei dem Gedanken, wie der Abend weiterging, lief Marinette puterrot an. Nein. Darüber wollte sie nicht reden. Sicherlich, sie hatten nicht miteinander geschlafen. Aber beinahe. Im letzten Moment hatten beide die Notbremse gezogen, weil sie nichts riskieren wollten. Marinette schüttelte kurz den Kopf, ein sanftes Lächeln zierte ihre Lippen. “Weiter? Ich hatte einen wunderbaren Abend mit Adrien und mehr brauchst du nicht zu wissen.”, beschloss die Schwarzhaarige im Endeffekt. Sie erhob sich und begab sich, mitsamt ihrer Tasse, in ihr Zimmer, um, wie geplant, an ihrem Projekt weiter zu arbeiten. - Am nächsten Tag lief Marinette leichtfüssig, beflügelt von ihrem äusserst erfolgreichen Wochenende, durch die vom Sonnenlicht gefluteten Hallen des Colleges. Dabei wurde sie von einem aufmerksamen grünen Augenpaar verfolgt. Die angehende Designerin kam gerade an ihrem Spint an, wo sie den Zahlencode eingab um ihr Wörterbuch hervorzuholen. Sie zog es vor, im Alltag mit dem Smartphone zu arbeiten falls sie ein Wort gerade nicht wusste. Das Wörterbuch liess sie im College, weil sie es spezifisch im Unterricht verwenden wollte. Mit Ausnahme es stand ein Wörtertest an, dann nahm sie es mit nach Hause um Lernkarten anzufertigen. Wie Marinette sich die benötigten Unterlagen für die nächsten Stunden gegriffen hatte und den Spint schloss, erblickte sie einen fröhlich grinsenden Adrien zu ihrer Rechten. “Adrien!” Vor Schreck zuckte die Schwarzhaarige zusammen. “Guten Morgen, MyLady.”, begrüsste er seine Herzensdame. Kokett griff er nach ihrer rechten Hand, da diese keine Bücher trug, und drückte einen Kuss auf den besagten Handrücken. Diese Aktion trieb sogleich einen Rotschimmer auf Marinettes Wangen. “Übertreibst du es nicht ein wenig?”, skeptisch betrachtete sie ihren Verehrer. Ihr selbst war es nicht geheuer, dass er ihr inmitten der Schule solche Avancen machte. Besonders nicht solche, die sie so extrem an Cat Noir erinnerten. Wofür er sich von ihr einen zornigen Blick einfing. Er liess ihre Hand augenblicklich los, stellte sich aber direkt neben sie. “Ich nehme dir etwas ab.”, beschloss er. Keinen Moment später hatte er sich die Bücher, welche Marinette keine Sekunde zuvor noch auf ihrem linken Arm durch das Gebäude schleppen wollte, geschnappt und Marinettes nun freie Hand gegriffen. Verdutzt lief sie dem Blonden hinterher. “Jetzt sag’ schon.”, drängelnd erinnerte sie ihn an ihre vorherige Frage. Schliesslich begann der Unterricht in Kürze. Sie hatte keine Zeit, eine Ewigkeit in den für sie schier unendlichen Hallen auf seine Antwort zu warten. Mit der Gefahr dass diese Diskussion über den Tag hinweg vergessen ging. “Nach dem was sich Samstag Abend in meinem Zimmer abgespielt hat…nein. Absolut nicht.”, feixte er. Seine Augen fixierten wissend das hellblaue Tuch um ihren Hals, womit sie den Knutschfleck vertuschen wollte. Augenblicklich weitete sich die Röte, welche bis eben nur die Wangenknochen betroffen hatte, über ihr ganzes Gesicht aus. “Deswegen brauchst du doch nicht gleich rot zu werden.”, grinste Adrien, welcher über die Reaktion seiner Freundin äusserst erfreut war. Sie war verdammt süss, wenn sie so rot anlief. Marinette wusste nicht, was sie ihm diesbetreffend entgegnen sollte. “Musst du nicht in die andere Richtung?”, stellte sie verwirrt fest, als der Blonde nicht wie gewohnt den Weg in den dritten Stock einschlug. “Ich begleite dich. Immerhin spiele ich gerade den Esel für dich.”, gab er zwinkernd von sich. “Das ist doch nicht nötig. Ich kann meine Bücher selber tragen. Ausserdem kenne ich mich hier inzwischen aus. Du musst doch auch zu deiner Stunde.”, versuchte die Schwarzhaarige ihm die Idee auszureden.  “Ach was. Ich habe noch mehr als genug Zeit bis die Stunde anfängt. Ausserdem würde ich gerne noch etwas Zeit mit dir verbringen.” Die Halbasiatin wusste nicht, was sie ihm darauf antworten sollte. Adrien konnte verdammt hartnäckig sein, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. “Da wären wir.”, stellte der Blonde unnötigerweise fest, als sie das Klassenzimmer Marinettes erreichten. “Da wären wir.”, wiederholte sie seine Worte schon beinahe enttäuscht. “Wir sehen uns am Mittag. Ja?”, Adrien drückte der angehenden Designerin einen Kuss auf die Wange. Marinette nickte lächelnd. Der Student wollte sich bereits in Richtung seines Klassenzimmers begeben, als die Halbasiatin ihn aufhielt. “Hast du nicht etwas Kleines vergessen?”, sie schenkte dem Wissenschaftsstudent einen skeptischen Blick, wobei sie die linke Augenbraue nach oben wandern liess. Ein freches Lächeln hatte sich auf ihre Lippen geschlichen. Sogleich kamen Adrien die Bücher in den Sinn, welcher er noch auf dem Arm trug. “Ups.” Er hatte sich so auf Marinette konzentriert, dass er ihre Bücher komplett vergessen hatte. Peinlich berührt überreichte er ihr die Unterlagen. “Bis später.” “Ja, bis später.”, verliebt blickte sie dem Blonden hinterher, welcher gemütlich den Gang hinunter schlenderte und sich mit einem Handgruss verabschiedete. - “Und, wie war dein Vormittag?”, neugierig setzte Adrien sich zu Marinette, die es sich auf der Wiese beim College gemütlich gemacht hatte. “Eintönig.”, meinte die Schwarzhaarige gelangweilt. Der Blonde zog fragend eine Augenbraue nach oben. “Volle vier Stunden Englisch.”, stöhnte sie, wobei sie die Augen verdrehte. “Brauchst du Nachhilfe?”, frech Grinsend blickte Adrien zu der Halbasiatin. Diese schenkte dem Unterton in seiner Stimme keine Beachtung. “Nein. Das schaffe ich schon alleine. Ganz im Gegensatz zum Chinesisch, was eigentlich meine zweite Muttersprache sein sollte.”, ärgerte sie sich über die wenigen Sprachkenntnisse, die sie besass. Sicherlich sprach sie Französisch und Englisch, sowie einige Vokabeln Italienisch dank ihrer Grossmutter väterlicherseits. Aber dass sie die Sprache vom Herkunftsland ihrer Mutter nicht beherrschte, ärgerte sie immer wieder. Besonders wenn die Verwandtschaft beim Familienfest wieder einmal anfing chinesisch zu sprechen und sie nur noch Bahnhof verstand. “Jetzt sag bloss, du besuchst hier auch noch einen Chinesischkurs?”, erstaunt blickte Adrien seine Freundin an. “Logisch. Das kriege ich bei meinem vollen Terminkalender locker noch unter.”, fuhr die Halbasiatin weiter, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Von dem Blonden folgte kein Kommentar. Ungläubig starrte er sie an, bevor ein lauthalses Lachen aus seiner Kehle hervorbrach. Argwöhnisch betrachtete Marinette den Blonden. “Was gibt’s da zu lachen?” “Du bist gut. Ich hätte nicht gedacht, dass du mich so dran kriegst.”, grinste der einstige Katzenjunge ungehemmt weiter, was auch der jungen Frau neben ihm ein Lächeln entlockte. “Mal davon abgesehen, dass du mit mir den perfekten Nachhilfelehrer hättest.”, erinnerte er sie unweigerlich daran, dass er diese Sprache beherrschte und ihr schon vor vielen Jahren aus der Patsche geholfen hatte. “Nein Danke. Da setze ich mich lieber mit Englisch auseinander.” “Sicher, dass du keine Nachhilfe benötigst?”, flirtete Adrien bedenkenlos weiter. “Nur weil du hier lebst und die Sprache beherrschst, brauchst du dich noch lange nicht so aufzuspielen.”, sanft verpasste sie ihrem Jugendfreund mit dem Finger einen Stups gegen die Nase. Beleidigt drehte sie ihm den Rücken zu. Adrien fluchte innerlich. Er war zu aufdringlich gewesen, nun hatte er den Salat. Noch während er überlegte, wie er das wieder ins Lot bringen konnte, ergriff Marinette erneut das Wort. “Du magst mir ab und an ein wenig auf die Nerven gehen mit deinen Sprüchen, aber…”, Marinette legte eine Pause ein, suchte die richtigen Worte. “Ich verbringe trotzdem gerne Zeit mit dir.”, flüsterte sie schliesslich mit süsslicher Stimme, was dem einstigen Katzenjungen beinahe den Atem raubte. Adrien schluckte leer. Sie mochte ihn. Vorsichtig legte er einen Arm um die Schwarzhaarige, lehnte sich leicht an sie. “Ich bin auch gerne mit dir zusammen.” “Was hältst du davon, wenn wir uns ein gemütliches Wochenende machen? Nächstes oder übernächstes Wochenende?”, fragte Adrien nach einigen Momenten der Stille. Ein fragender Blick von der Frau in seinen Armen folgte. “Ich fände es schön, wenn wir ein Wochenende einfach mal Zeit für uns hätten. Ohne irgendwelche eventuellen Störungen.” “Du meinst weg, fernab von der Stadt und von unseren Freunden?” “So habe ich mir das Gedacht.” “Aber wo willst du da hin? Momentan sind keine Schulferien und ein Hotel ist auch nicht gerade billig.”, bedachte Marinette enttäuscht. Das würde wohl warten müssen bis zu den Herbstferien, wenn nicht sogar länger. Worauf keiner der beiden Lust hatte. “Ich hätte an Long Island gedacht.” “Long Island?”, entgeistert blickte sie ihn an. “Aber da ist es doch Sauteuer. Erstens gibt es da kaum Hotels. Zweitens ist gerade Hochsaison, da ist alles ausgebucht. Selbst wenn es da viele Ferienwohnungen gibt, da müssten wir doch Monate im voraus buchen und…”, Marinette wollte weiter fahren. Noch andere Punkte aufzählen, weshalb Long Island nicht in Frage kam für einen Wochenendtrip. “Ich hab mir das schon genau überlegt.”, Adrien legte beruhigend seine Hände auf die Schultern seiner Freundin. “Ach ja?”, der skeptische Unterton in ihrer Stimme war unüberhörbar. “Naja…meine Grosseltern haben da ein kleines Ferienhaus, das momentan nicht benutzt wird.” “Du veräppelst mich doch gerade?”, immer noch glaubte sie nicht so recht an das, was Adrien ihr da erzählte. “Nein. Ich habe sie gestern Abend angerufen. Ich muss ihnen nur noch das Datum angeben und den Schlüssel abholen.” “Ist das dein Ernst?” Adrien nickte, ein zuversichtliches Grinsen spiegelte sich auf seinen Lippen wider. Keinen Augenblick später fühlte er einen dumpfen Schmerz an seiner linken Schulter. Marinette hatte ihm mit der geballten Faust einen leichten Schlag versetzt. “Deine Grosseltern besitzen ein Ferienhaus?”, streng beäugte sie den blonden. “Habe ich das nicht erwähnt?”, peinlich grinsend rieb er sich über die schmerzende Stelle. “Nein. Bis eben wusste ich nichts davon.” “Ich dachte, ich hätte das mal erwähnt.”, überlegte der einstige Superheld. Er hätte schwören können, dass er ihr das mal erzählt hatte. In den letzten Tagen hatten sie so viel zum reden und diskutieren gehabt, dass ihm das wohl vergessen ging. “Dann ist dir das bei deiner ganzen Flirterei vergessen gegangen, du Charmeur!”, neckte sie ihn. Doch liess Adrien sich nicht auf ihr Spielchen ein. Stattdessen fragte er: “Also, was sagst du dazu?” Gespannt blickte er die Schwarzhaarige an. Marinette liess ihren Blick zum Himmel wandern. Ein gemeinsames Wochenende mit Adrien auf Long Island. Das klang einfach perfekt. - Die Nacht kündige sich durch Venus und Mars bereits am Firmament an, als Adrien das Auto vor dem Ferienhaus parkte. Aufgrund einiger Staus war die Fahrt eine Stunde länger gewesen als sie gedacht hatten. Wodurch sie aber immer wieder in Gespräche verwickelt gewesen waren. Auch hatten sie immer wieder kleine Pausen eingelegt. Mit bewundernden Blicken entstieg Marinette dem Gefährt. “Das ist ja wunderschön hier.”, mit grosser Freude musterte die Halbasiatin das Ferienhaus. Seit er ihr die Geschichte mit dem Ferienhaus erzählt hatte, waren knapp zwei Wochen vergangen. Ein früheres Datum war aufgrund beidseitiger Terminkollidierungen nicht möglich gewesen. Automatisch schritt Marinette den Pfad aus grossen Pflastersteinen zu der Holzterasse entlang. Mit einem Schmunzeln beobachtete Adrien das Tun seiner Freundin.  Marinette drehte sich im Kreis, um die Umgebung, bestehen aus einigen kleineren Häusern, zu begutachten. “Ich Verderb dir nur ungern die Freude. Aber wir haben hier noch einiges an Lebensmitteln, die dringend in die Kühlung müssen. Ausserdem kommt du ohne den Schlüssel nicht rein.”, grinste der Blonde und schwang dabei den Schlüsselbund am Finger. Marinette errötete. Sie hatte die Einkäufe, die sie extra noch gemacht hatten, sowie die Schlüssel komplett vergessen. So verzückt war sie von dem Haus gewesen. Mit hochrotem Kopf eilte sie zu Adrien, welcher ihr die Tüte mit den Einkäufen und den Schlüsselbund überreichte. “Wo soll ich damit hin?”, unsicher blickte Marinette sich im Untergeschoss um. “Stell es einfach in die Küche”, antwortete Adrien ihr, als er das Haus mit den Reisetaschen betrat. Wortlos stellte Marinette die Tüten in der Küche ab. Sie betrachtete den Raum genauer. Vor ihr erstreckte sich der Essbereich, dahinter das Wohnzimmer. Vor dem Wohnzimmer führte eine Treppe in den ersten Stock. Ebenso erkannte sie den Balkon, welcher direkt eine Anbindung zum Strand besass. Vor lauter Bewunderung bemerkte die Schwarzhaarige nicht, wie Adrien sie ansprach. Erst als er sie an der Schulter antippte, fuhr sie herum. “..ja?” “Ich wollte wissen, ob du deine Tasche oben haben möchtest.” “Oben?”, perplex blickte sie ihn an. “Das Schlafzimmer ist im ersten Stock. Oder willst du auf dem Laminat nächtigen?”, scherzte der Blonde. “Lieber nicht. Ich habe ein grosses Projekt dass ich nächste Woche betreuen darf. Da kann ich mir eine schlechte Nacht beim besten Willen nicht leisten.” “Stimmt. Chloé hat was in der Richtung erwähnt. Anscheinend hast du mehrere wichtige Termine mit Audrey.” Marinette erstarrte. “Woher?” “Ich bin ihr schon einige Male über den Weg gelaufen. Sie hat natürlich sofort damit angegeben, dass sie eine Anstellung in der Firma ihrer Mutter ergattern konnte und dass Audrey dich sobald wie nur möglich rausschmeissen würde.” “Ja klar.”, Marinettes augenverdrehen war unüberhörbar. “Das behauptet ausgerechnet jene, welche in der Firma ihrer Mutter am Empfang arbeitet, Termine koordiniert und den Kaffee besorgen muss.” “Sie muss für euch den Kaffee besorgen?”, er grinste ungläubig. Nur schon, weil Chloé niemals einen Finger für jemand anderen rühren würde. “Den Kaffee, die Sandwiches für die Sitzungen, Häppchen für irgendwelche Präsentationen und solche Sachen eben. Das Zeug wofür Audrey eben keine Zeit hat.”, diese Erklärung liess den Blonden in schallendes Gelächter ausbrechen. Perplex blickte Marinette zu Adrien. “Entschuldige. Aber ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen, dass unsere Chloé sich für so eine Stelle begeistern konnte.” “Hat sie auch nicht. Ihre Mutter ist eines Tages aus Paris zurück gekommen und hatte sie im Schlepptau. Da wurde sie einfach dorthin gesetzt. Sie musste ziemlich schnell merken, dass hier niemand nach ihrer Pfeife tanzte. Sie hatte zu Beginn auch Ärger mit den anderen Angestellten, weil sie mehrere Termine übereinander legte. Den Aufstand am Empfang hättest du sehen sollen.” “Das kann ich mir bildlich vorstellen.” “Nach der Szene hat Audrey ihr ins Gewissen geredet und seither fügt sie sich erstaunlich gut in die Stelle ein.”, fuhr Marinette mit ihrer Erzählung fort. “Wie hat sie denn auf dich reagiert?” “Sie war ziemlich geschockt. Ich dachte auch, mich trifft der Blitz, als ich sie vor 3 Wochen dort am Empfang getroffen hab.” Neugierig blickte Adrien die Schwarzhaarige an. Marinette wusste sofort, was er damit meinte. “Sie hat wohl gedacht, dass ich das Praktikum abgelehnt hatte. Deshalb war sie umso schockierter, als sie feststellen musste, dass ich die Praktikantin bin. Obwohl Audrey mich ja schon vor Jahren als Designerin wollte.”, führte die einstige Ladybug unbeabsichtigt ihre Gedanken fort. “Es ist schon ein verdammter Zufall, dass ausgerechnet das Magazin von Audrey Bourgoise den Wettbewerb ausrichtet, den du gewonnen hast. Nur schon, weil sie dich bereits damals mit nach New York nehmen wollte.”, bedachte Adrien. Marinette nickte stumm. “Woran denkst du?” “Ich frage mich, ob das hier eventuell Schicksal ist.” “Schicksal?”, irritiert blickte er in die blauen Augen von Marinette. “Wir beide zur gleichen Zeit im Big Apple? Und dann auch noch an der gleichen Schule und eine gemeinsame Freundin will uns verkuppeln? Ich finde das schon sehr auffällig.” Adrien dachte einen Moment nach. Sie hatte nicht unrecht. Es waren schon verdammt viele Zufälle, die sie hier zusammen geführt hatten. Aber gleich von Schicksal zu sprechen, das fand er nun doch ein wenig zu extrem. “Sieh das Ganze nicht so streng. Lass uns einfach die Zeit geniessen, die wir zusammen haben, ja?”, Marinette beantwortete diese Frage mit einem sanften Lächeln, worauf Adrien sie sanft auf den Mund küsste.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)