#1
Huang Zi Tao:
Gähnend klappte Tao das Buch zu und sah dann auf die große Wanduhr, die über all den Bücherregalen hing. Verdammt, es war schon wieder nach 11 geworden, dabei wollte er doch gar nicht so lange machen. Tja Zuhause musste dann wohl doch wieder Ramen herhalten, kochen würde er wohl nicht mehr schaffen, bis er dort war.
Immerhin hatte er davon wenigstens genug eingekauft, um diese Phase zu überleben! Wie er es doch hasste, Selbstständiges lernen... Natürlich! Komischer Weise traf er seine Mitschüler nur in ihrem morgendlichen Unterricht und nie Nachmittags in der Bibliothek. Wundern tat es ihn denn noch nicht wirklich, immerhin gab es genug andere Dinge, die durchaus mehr Spaß machten, als sich durch Bücher zu wühlen!
Ein zweites Gähnen unterdrücken, setzte er seine schwarze Brille ab, rieb sich über den Nasenrücken und packte dann die Brille zurück in ihr Etui, bevor dieses zusammen mit seinen zusammengerafften Notizen im Rucksack landetet. Gekonnt stapelte er seine Bücher auf dem rechten Arm, sah dann noch mal zurück auf den benutzen Tisch, um auch nichts zu vergessen und räumte dann schnell die Bücher wieder weg.
Am Eingang verabschiedete er sich noch schnell bei der netten, kleinen Frau, die immer wegen ihm hier Überstunden machte und trat dann hinaus in die kalte Nacht.
Fröstelt die Jacke etwas enger um sich ziehend, machte er sich dann schnell auf den Heimweg.
Kaum war er um die Ecke gebogen, seufzte er auch schon genervt... Licht wurde auch eindeutig überbewertet! In welchem Teil der Stadt lebte er bitte, dass um 11 Uhr schon alle Laternen ausgeschaltet waren?!
Doch schon im nächsten Moment, hätte er sich gerne geschlagen! Er war der letzte, der meckern durfte oder Ansprüche stellen... immerhin bezahlten seine Großeltern ihm seine Wohnung von ihrem Ersparten und ermöglichten ihm somit den Schulabschluss, nach dem Autounfall seiner Eltern.
Stimmen rissen ihn dann aus seinen Gedanken und er blieb an der Ecke stehen. Was war denn jetzt los? Irgendwer schien dort eine ziemlich große Meinungsverschiedenheit zu haben und da wollte er nicht wirklich hineingeraten.
Leider war dies aber genau sein Weg nach Hause und leider auch sein einziger, wenn er nicht einen riesen Umweg laufen wollte. Also bleib er leise an der Ecke stehen und beobachtete die Gestalten in der Dunkelheit. Genau erkennen tat er nichts, er schnappte nur ein paar Wortfetzen auf, die für ihn leider keinen Sinn ergaben.
Doch plötzlich wurde alles Still und man hörte ein klägliches Wimmern, gefolgt von einem lauten Schuss.
Erschrocken zuckte Tao zusammen und schnappte nach Luft, hielt sich aber schon im nächsten Moment eine Hand vor den Mund, um nicht noch ein verräterischen Laut von sich zu geben... Anscheinend jedoch ein paar Sekunden zu spät, denn schon spürte er einen dumpfen Schmerz im Kopf und merkte, wie seine Sicht langsam verschwamm...
Wu Fan Kris:
Die Nacht.
Sobald es dunkel wurde, herrschten hier in den Straßen dieser Stadt andere Gesetze. Gesetze der Macht, der Gewalt, Drogenhandel, Prostitution und vieles mehr. Unter der Führung von Gangs und denen die der Yakuza angehörten, herrschte hier heilloses Chaos wenn man nicht wusste wo man hin gehörte. Entweder man schloss sich Nachts in seine sichere Behausung ein oder schloss sich einer starken Gang an. Wer keines von beiden tat, war entweder ein Stricher, eine Hure oder einfach nur dumm. Doch es gab immer wieder Menschen die sich der Lage nachts nicht bewusst waren und aus reiner Dummheit sich trotz dessen auf die gefährlichen Straßen trauten. Das größte Viertel wurde von den Red Dragons beherrscht, dessen Anführer kein geringerer als Wu Fan Kris war. Sein Name war überall bekannt und gefürchtet, denn selbst die Polizei machte einen Rückzieher wenn sie seinen Namen auch nur hörten. Das besondere an der Red Dragon Gang war jedoch, dass sie noch immer nicht einem Yakuzaklan angehörten, wie die meisten anderen Gangs der Umgebung.
Doch Kris befand es nicht als nötig sich einem solchen Klan unter zu ordnen, weswegen sie nicht minder viele Gegner hatten und er schon ein paar Mal um sein Leben fürchten musste. So kam es auch das er nur selten an Aufträgen oder Aktionen teil hatte und lieber seine Handlanger das Ganze ausführen lies.
So hatten seine Schergen auch dieses Mal einen Drogendealer in die Mangel genommen. Der Kerl hatte die Drogen nicht ordentlich vertickt, wollte die Red Dragon Mitglieder über den Tisch ziehen und hatte den meisten Stoff selbst gezogen. Eine der Aktionen, die die Gang keinesfalls duldete. "Bitte....ich werde morgen das komplette Geld zahlen!" Wie ein winselnder Speichellecker klebte der Dealer an dem Schuh des Gangmitglieds, der eine Smith and Wesson auf ihn gerichtet hatte, direkt auf seinen Kopf zielte. "Zu spät Abschaum! Du kennst die Abmachung! Wir machen keine Ausnahmen!" Der Dealer wimmerte, hatte panische angst und wich zurück. "Nein.....nein!" Das Gangmitglied grinste nur herrscherisch und hob die Waffe an. "Goodnight Honeyboy~" Ein Schuss hallte durch die Nacht und ein dumpfes Aufklatschen war zu hören, als ob ein schwerer Körper auf den Asphalt aufprallte. Dann war Ruhe. Doch wenig später schleifte einer der Späher, die nach den Bullen Ausschau gehalten hatte einen weiter Körper heran. "Was ist mit dem?", fragte der Schlägertyp, der soeben den Dealer erschossen hatte. "Er hat anscheint gelauscht." "Und was machen wir jetzt mit dem?" "Ebenfalls abknallen?" "Ohne Befehl vom Boss? Du weist wie allergisch der auf sowas reagiert!" "Gut dann nehmt ihn erst mal mit, der Boss soll selbst entscheiden was mit ihm geschieht"
Und so trug einer der Handlanger den bewusstlosen Schwarzhaarigen auf seinem Rücken in das Hauptquartier der Red Dragons....
"Aufwachen Schuljunge!"
Kaltes Wasser wurde Tao ins Gesicht geklatscht, damit er endlich wieder zu sich kam. Einer der Handlanger hatte das übernommen.
Huang Zi Tao:
Unter Schmerzen keuchte Tao erschrocken, als sich plötzlich das kalte Wasser über ihn ergoss. Sein Kopf schmerzte höllisch und seine Augen brannten, als er versuchte sie zu öffnen. Reflexartig wollte er sich an den Kopf fassen, nur um sicher zu gehen, dann er nicht doch irgendwo blutete, doch er konnte nicht... Seine Hände waren mit irgendetwas auf seinem Rücken zusammen gebunden, dass jetzt schmerzhaft in seine Handgelenke schnitt, als er versuchte, sie zu bewegen.
"Ey guck mal, der Kleine lebt ja doch noch!", hörte er dann aber auch schon eine dunkel Stimme vor sich, die ihn schaudern ließ.
Verdammte er musste seine Augen doch auf bekommen, immerhin wollte er dann doch wissen, wer vor ihm stand. Doch als er diesen bulligen Typ sah, wollte er sie doch lieber wieder schließen.
Wo zur Hölle war er hier rein geraten?
Er hätte doch diesen scheiß Umweg nehmen sollen, dann würde er jetzt zu Hause in seinem Bett liegen und nicht gefesselt in diesem Raum sitzen!
Aber nein, er war ja so ein Idiot gewesen!
Seufzend schloss er die Augen wieder und ließ seinen Kopf an die geflieste Wand hinter sich sinken. Weg kommen würde er hier wohl auch nicht mehr... Gegen diesen Schrank hatte er keine Change und er bezweifelte, dass dieser hier alleine war, immerhin hatte er gerade mit irgendwem gesprochen!
"Bist du jetzt wach?!", erhob besagter Schrank dann aber auch schon wieder die Stimme und trat ihm in die Seite.
Stöhnend zuckte Tao zusammen und sah dann wütend funkelnd nach oben, bevor er zischte:" Was soll der Scheiß?!"
Nur weil er ihm körperlich nichts entgegenzusetzen hatte, würde er trotzdem nicht aufgeben! So weit kam es noch... das er sich von so einem Depp irgendetwas sagen ließ!
Erstmal würde er jetzt gerne wissen, wieso die ihn mitgenommen hatten und was sie jetzt mit ihm vor hatten, aber vielleicht waren sie ja so nett und würden ihn noch aufklären!
Wu Fan Kris:
Ein Gang. Mehrere Schritte waren zu hören, anscheinend angeführt von leichten Schritten. Sie stoppten vor einer Tür und der Schmächtigere von ihnen hob die Hand und bedeutete seinen Wachhunden das sie ebenfalls stehen bleiben sollten, was sie dann auch taten. Der Schmächtigere öffnete die Tür und trat in den Raum hinein.
Tao wurde auf einmal von einem hellen Licht geblendet als die Tür zu dem Raum geöffnet wurde in den man ihn verschleppt hatte. Aus diesem Licht trat eine schmächtiger wirkende Person heraus als die, die ihn bewachte. Diese Person stand nun direkt vor ihm und Tao sah auf feiner Lederhandschuhe die auf Hochglanz poliert waren. Doch die Person schien sich darin nicht wohl zu fühlen denn sie zog und zerrte etwas an ihrer Krawatte die anscheinend viel zu eng saß. "Na Kleiner? Endlich wach?"
Die Tür wurde zu gemacht und der Lichtschein verschwand. Tao blickte nun auf einen etwas größeren Mann als er selbst, der einen weißen Anzug trug und herrisch grinsend auf ihn herab sah. "Hast dir da ja was schönes eingebrockt, uns bei unseren Geschäften zu zu schauen...Ich weiß nicht ob wir dich lebend hier weglassen kann." Der blonde Mann grinste weiterhin teuflisch und leckte sich über die Lippen, als könne er den Tod des Schwarzhaarigen schon schmecken. "Was hast du gesehen Kleiner?!", seine Stimme war lauter geworden, drohender, ihm klar machend, das dies hier kein Scherz war und er auch nicht zum Scherzen aufgelegt schien.
Huang Zi Tao:
Kurz war Tao überfordert, plötzlich wurde alles hell, an so viel Licht waren seine Augen einfach nicht gewöhnt, sodass er kurz geblendet war und erst wieder etwas erkennen konnte, als doch ein paar mehr Kerle im Raum standen.
Na toll, damit war dann auch seine letzte Hoffnung auf eine Flucht verschwunden...
Doch bevor er weiter nachdenken konnte, hatte sich vor ihm auch schon ein blonder Kerl im weißen Anzug aufgebaut, der ihn abfällig musterte. Wer auch immer dass war, er machte Tao Angst, diese Augen und dieser eisige Blick! Ganz klar, der würde ihn töten, wenn dieser die Lust dazu bekam!
Tja und dann die Frage aller Fragen... was hatte er gesehen?
Kurz überlegte er, was er machen sollte, entschied sich dann aber dafür, dass wenn der schon sterben würde, dann doch bitte mit Anstand!
Seinen ganzen Mut zusammen nehmend, sah er nun zu besagter Person vor ihm auf und antwortete mit fester Stimme:"Nichts, ich hab nur einen Streit, Winseln und einen Schuss gehört, bevor mich einer von diesen Schränken Bewusstlos geschlagen hat! Aber eigentlich ist es mir auch egal, euer Straßenkrieg interessiert mich nicht! Von mir aus erschieß so viele Dealer wie du willst! Ich renne schon nicht zu Polizei, die ist sowieso zu feige um sich da einzumischen!"
Als er geendet hatte, blickte er weiterhin abwartend zu dem Kerl vor sich... Entweder er hatte gleich ne Waffe an der Schläfe und konnte "Bye Bye Welt" sagen, oder genau die Antwort rettete sein Leben!
