Die Nacht im Hotel (Arbeitstitel) von Simura ================================================================================ Die Wundertropfen ----------------- Eine Stunde war vergangen seitdem Bliss den violetten Dampf inhaliert hatte. Nun war es an der Zeit, dass Shudder noch einmal nachsah. Er klopfte an die Tür und trat ein. Der Kranke lag wieder im Bett. Die Decke bis zum Kinn hochgezogen. Die Taschentücher quollen schon aus dem Mülleimer. Ein kläglicher Anblick. „Du siehst schlimm aus.“, bemerkte der Alchemist. „Danke.“ „Ich nehme an, dir geht es nicht besser.“ „Die Nase ist etwas freier, aber gegen den Rest hat es nicht geholfen.“ „Gut, mehr oder minder. Dann lasse ich dir jetzt ein Bad einlaufen.“ „Oho, was soll das werden?“ „Das ist ein Versuch, dich gesund zu bekommen.“ „Indem wir zusammen baden?“ „Tut mir leid, aber ich muss auf das Hotel aufpassen. Dennoch kann ich dich beruhigen, du wirst nicht alleine baden. Drei dieser wunderbaren Tropfen werden dir Gesellschaft leisten.“ „Aber …“ „Kein aber.“ Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand im Bad. Kurze Zeit später hörte Bliss das Wasser einlaufen und Anton kam wieder zurück. Der Kranke richtete sich langsam auf und schwang die langen Beine aus dem Bett. Dann begann er langsam sein Hemd aufzuknöpfen. Anton sah ihn nicht an. „Kann ich dich alleine lassen?“, fragte Anton. „Wäre schon erbärmlich, wenn ich nicht mal alleine ein Bad nehmen könnte.“, murrte Bliss. „Es war auch nicht glanzvoll, sich ans Geländer zu klammern wie ein alter Greis.“, bemerkte der andere spöttisch. Der Kranke blieb stumm, das Hemd halb offen. „Warum siehst du mich nicht mehr an?“, fragte er leise. „Ich möchte dir nicht zu nahe treten.“, bekam er als kühle Antwort. „Mir macht es nichts aus, von dir gesehen zu werden.“ „Dennoch ziehe ich es vor, so wenig wie nötig in das Privatleben meiner Gäste einzugreifen.“ „Du greift nicht in mein Privatleben ein, wenn du mich ansiehst.“ „Warum ist dir das so wichtig? Erhoffst du dir Mitleid oder neiderfüllte Blicke?“ „Ich bin es nicht gewohnt, dass jemand den Blick bei mir abwendet. Außerdem würde dein Körper auch einige neidvolle Blicke auf sich ziehen. Weißt du, was manche hinter vorgehaltener Hand über den freundlichen, jedoch verschlossenen Besitzer des Hotel Mitternacht, sagen?“ „Beschäme ich dich? Ich bin nur äußerst selten außerhalb des Hotels und deswegen bekomme ich nichts mit, was man über mich munkelt, außer das, was man sich zu Kriegszeiten zugeflüstert hat.“ „Wenn ich ja sage, würdest du mich dann ansehen?“ „Ich bin mir nicht sicher, worauf du hinaus willst?“ „Ich denke, es liegt an der Erkältung oder den Tropfen. An einem der beiden liegt es mit Sicherheit.“ „Ich bin gespannt, wie sich dein Verhalten ändert, wenn du wieder klar denken kannst.“ „Das bin ich auch.“ „Nun sag schon, was wird gemunkelt?“ „Die einen sagen, an der Seite eines solchen Mannes muss eine ebenso geheimnisvolle Frau leben, manche gingen so weit und meinen, ihr hättet etwas mit meiner Schwester.“ Anton wand sich ihm entsetzt zu. „Deine Schwester in Ehren, aber ich empfinde nicht mehr für sie als alle anderen, welche vom Zauber belegt sind. Ich habe das Gefühl, als könnte ich ihr sogar mehr widerstehen als manche andere.“ „Ach ist das so? Wie dem auch sei. Andere sagen an deiner Seite sei kein Platz für jemanden anderes und wieder andere –nur sehr wenige- munkeln, dass ihr gar nicht an Frauen interessiert seid.“ „Ja, so ist es. Und was denkst du?“ „Wir werden sehen. Ich bilde mir über solche Dinge keine Meinung. Es geht mich ja auch nichts an. Die Wanne müsste jetzt voll genug sein oder?“ „Ich gehe nach sehen.“ Bliss ließ das Hemd von seinen starken Schultern gleiten und begann sich seiner Hose zu entledigen. Das Plätschergeräusch verstummte. Die Tür öffnete sich einen Spalt und im nächsten Augenblick spürte Bliss etwas auf seinen Kopf fallen und ihm wurde schwarz vor Augen. Anton hatte ihm ein Handtuch auf den Kopf geworfen. „Wenn du nichts dagegen hast, gehe ich jetzt wieder zur Rezeption.“, meldete sich Shudder und durchquerte das Zimmer. „Tu dir keinen Zwang an. Ich denke, ich komme schon zurecht und wenn etwas ist rufe ich.“ „Du sollst nur ungefähr 15 Minuten mit den Tropfen baden, meinte Dr. Nye.“ „Hast du hier einen Wecker.“ „Ich kann dir in 20 Minuten Bescheid geben.“ „Das nehme ich dankend an.“ Nach diesen Worten verließ Shudder das Zimmer. Bliss saß alleine in Unterwäsche auf seinem Bett und nahm das Handtuch von seinem Kopf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)