Tagträume und die bittersüße Realität von Chokkan7_12 (Trafalgar Law x OC) ================================================================================ Kapitel 21: Der Sturm der Tränen -------------------------------- Es zog ein Sturm auf. Noch bevor man es am Himmel klar gesehen hätte, hatte uns Nami schon davor gewarnt. Sie war wirklich Navigatorin mit Leib und Seele. Daraufhin wurden die Sunny und die Death an zwei geschütztere Stellen der Insel verlegt, um den Sturm abzuwarten. Jenen Tag verbrachte ich wieder einmal größtenteils auf der Death. Law war endlich wach und durfte an jenem Tag des Sturms das Bett endlich verlassen. Zumindest laut seiner eigenen Diagnose. Chopper war da anderer Meinung. Doch das kleine Rentier wagte es nicht, dem Chirurgen des Todes zu widersprechen. Hätte Chopper sich nicht von selbst zurückgehalten, hätte ich es getan – zu seinem Schutz. Noch immer hatte ich jeden Tag hatte ich bei Law im Krankenzimmer verbracht, ihm vorgelesen, ihm Ideen über meine zukünftigen Geschichten verraten und ihn darüber unterrichtet, dass Luffy One Eye besiegt hatte und wir jetzt alle Informationen über Kaidou hätten. Das hatte Law unheimlich zufrieden gemacht. Das hatte ich deutlich gespürt. Dann hatte ich mich ungefähr eine Million Mal dafür bedankt, dass er mir das Leben gerettet hatte, weil er mich, trotz seiner eigenen schweren Verletzungen, noch operiert hatte. Er meinte, ich müsste mich ihm nicht verpflichtet fühlen, er hätte das gerne getan. Diese Antwort hatte ich bereits erwartet. So gut kannte ich ihn inzwischen, dass ich gewisse Reaktionen von ihm vorhersehen konnte. An jenem Tag, an dem er endlich wieder aufstehen konnte, trat er sofort an Deck seines U-Bootes. Es strengte ihn mehr an, als er zugab. Sein Atem ging stoßweise und er hielt sich ständig den rechten Arm. Vielleicht war die alte Wunde aus dem Kampf gegen Doflamingo wieder aufgegangen und setzte ihm jetzt zu. Ich wusste es nicht genau, nur, dass ihn ein Bumeranghieb ungefähr an der Stelle getroffen hatte. „Käpt’n“, kam es besorgt von Bepo, der sich, wie auch einige andere Heart-Piraten an Deck befand, „Du solltest noch nicht aufstehen.“ „Ich bin hier der Arzt, Bepo“, knurrte Law unfreundlicher, als er vielleicht gewollt hatte, „Keiner kann besser bestimmen, wann er aufstehen darf, als ein Arzt selbst.“ „Ja, stimmt. Es tut mir leid, Käpt’n Law“, entschuldigte sich der Bär sofort und ich hatte Mitleid mit ihm. In meinem Rollstuhl schob ich mich neben Law und wir sahen auf das weite Meer hinaus. Das Wasser kräuselte sich bereits und ein scharfer Wind fuhr uns durch Haar und Kleidung. Der Sturm würde uns wohl bald erreicht haben. „Aber Käpt’n“, konnte sich nun auch Shachi nicht zurückhalten, „Es kommt bald ein Sturm auf und-“ Ein ganz kurzer Todesblick seitens des Chirurgen des Todes reichte und Shachi verstummte augenblicklich. Die Heart-Piraten sahen wohl ein, dass ihr Käpt’n offensichtlich allein sein wollte und verließen das Deck. Auch ich wollte mich bereit machen und mich an eine geschütztere Stelle rollen, als Law sagte: „Ich möchte, dass du bei mir bleibst, Yume-ya.“ Verwundert hielt ich in meiner Bewegung inne. Hatte er mich gerade tatsächlich gebeten, zu bleiben? Ich konnte es nicht glauben. Obwohl es eher wie ein Befehl als wie eine Bitte geklungen hatte. Doch war das bei Law nicht immer so? Mit einer schwungvollen Bewegung wendete ich den Rollstuhl und rollte zu ihm. In dem Moment tauchte Bepo noch einmal auf. „Hier, Käpt’n“, verkündete er und stellte eine einfache Holzbank vor die Reling, „Damit du dich wenigstens hinsetzen kannst.“ Er wartete Laws Kommentar dazu gar nicht ab, sondern verschwand gleich wieder unter Deck. Sofort ließ sich Law auf die Bank nieder und stützte sich schweratmend auf sein Schwert, dass er immer bei sich trug. Ich rollte neben ihn und blickte ihn besorgt an. „Alles in Ordnung?“ - „Es geht schon.“ Er sah mich ebenfalls an. „Was ist mit dir?“ – „Mit mir? Mir geht es gut.“ Seine Augen verengten sich deutlich. „Du wurdest aufgespießt. Dein Leben stand auf dem Spiel.“ „Ich… weiß.“ Was wollte er damit sagen? Doch ehe ich ihn fragen konnte, redete er schon weiter. „Ich konnte es auch nicht glauben, als ich es erfahren hab.“ - „Was?“ Er machte eine Pause, ehe er weiterredete. Reden strengte ihn offenbar sehr an. Und trotzdem schien er mit mir sprechen zu wollen. „Dass Kaarna, der Ummantelte, der Mörder deines Vaters ist.“ Die Dinge einfach beim Namen zu nennen war Laws Art. Ich wusste, dass er nicht gerne um den heißen Brei herumredete. Und doch durchfuhr mein Herz ein unsagbarer Schmerz, ähnlich einem Blitz, der in einen Baum einschlug, als er es ausgesprochen hatte. Aber ich wollte ihm das auf keinen Fall zeigen. Meine Schmerzen waren unbedeutend im Vergleich dazu, was er in seinem ganzen Leben hatte durchleiden müssen. Er starrte mich an, jedoch nicht mit seinem Todesblick. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Anscheinend wollte er, dass ich etwas dazu sagte. „Ich dachte, es wäre ein Unfall gewesen“, gab ich dann endlich zu, nachdem wir uns einige Minuten lang in Schweigen gehüllt hatten, „Ein schrecklicher, dummer Unfall. Ein Unfall, der mir Tage später auch noch die Mutter genommen hat. Vielleicht wollte ich es einfach nur nicht wahrhaben. Aber eigentlich hab ich immer gespürt, dass da etwas nicht stimmen konnte.“ Ohne dass ich es wollte, kamen mir die Tränen. Der seelische Schmerz drang allmählich an die Oberfläche. Meine Sorge um Law hatte mich solange davon abgelenkt, dass ich ihn erst jetzt spürte. „Law“, schniefte ich um wischte mit meiner Hand über mein Gesicht, „Für mich ist die Sache mit dem Sieg über Kaarna noch nicht erledigt! Es tut immer noch so weh!“ Ich heulte auf und begann so sehr zittern, dass er mich in die Arme nahm. Ich fühlte all die Verbände, die noch um seinen Körper gewickelt waren. Wir saßen mitten im Tropensturm, der von Minute zu Minute schlimmer wurde, an Deck der Death auf der kleinen Holzbank. Der Sturm rüttelte inzwischen an den Bäumen und an unseren Kleidern, doch wir ließen uns nicht aus der Ruhe bringen. Ich weinte mir den Schmerz aus der Seele, den Schmerz, den ich erst jetzt verstehen konnte. Mein Herz hatte immer gewusst, dass an der ganzen Geschichte etwas faul gewesen war. Mein Vater war einer der besten Schiffszimmermänner in dieser Welt gewesen. Niemals hätte er einen tödlichen Unfall bei der Arbeit gehabt. Das hätte mir klar sein müssen. Ich fragte mich auch, ob Ai und Chikara das damals schon kapiert hatten, und nur ich zu blöd gewesen war, zu begreifen. Auf diese Erkenntnis hin schluchzte ich noch lauter, sodass selbst der orkanartige Wind mein Heulen nicht mehr übertönen konnte. „Er hat mir alles genommen“, schluchzte ich in Laws Brust, „Einfach alles!“ „Ich weiß, Yume-ya“, antwortete mir Law seelenruhig und doch merkte ich, wie es in ihm arbeitete. Meine Verzweiflung hatte auch bei ihm alte Wunden wieder aufbrechen lassen. „Es tut mir leid, Law“, entschuldigte ich mich sofort und blickte ihn tränenüberströmt an. „Du musst dich nicht entschuldigen. Im Gegensatz zu mir hast du Kaarna ganz alleine besiegt. Ich musste Doflamingo letztendlich Mugiwara-ya überlassen.“ „Wow“, dachte ich und schaute ihn groß an. Er hatte Recht. Ich hatte meine Familie gerächt. Ganz alleine. „Nein“, schoss es mir durch den Kopf, „Das hatte ich nicht.“ „Ohne dich und Luffy hätte ich das nie geschafft. Danke.“ Er drückte mich näher an seine verbundene Brust und lächelte hörbar. „Law?“, fragte ich etwas später, während die Tränen immer noch unaufhörlich sich den Weg über mein Gesicht bahnten. Inzwischen hatte der Wind etwas nachgelassen und zehrte nur noch sanft an unseren Kleidern und Haaren. Dem Chaos, das auf der Insel angerichtet hatte und dem immer wieder auftretenden Schaukeln der Death im Wind schenkten wir keine Beachtung. Law schaute mich an. Mit einem warmen und erwartungsvollen Blick. Das hatte ich noch nie bei ihm gesehen. „Wolltest du deswegen, dass ich gegen Kaarna kämpfe, obwohl du der Stärkere von uns beiden bist? Damit ich meinen Vater rächen kann?“ Anstatt zu antworten griff er sich kurz an seine Pelzkappe. Wieder schwiegen mir einige Minuten. Eigentlich wollte ich es gut sein lassen und die Stille mit ihm genießen. Sofern man das, was der Sturm gerade angerichtet hatte, als Stille bezeichnen konnte. Doch eine Frage brannte mir noch auf der Zunge und ich musste sie ihm einfach stellen. Die Tränen brannten noch in meinen Augen, als ich ihn fragte: „Bin ich dir wichtig?“ Zunächst sagte er nichts. Währenddessen stoppte bei mir nach und nach der Tränenfluss. Er ließ mich nicht aus den Augen, sah dabei zu, wie meine Tränen der Trauer langsam versiegten. Erst als, nur noch Spuren der salzigen Tränen in meinem Gesicht zu sehen waren, antwortete er: „Ja, das bist du. Yume-ya.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)