Tagträume und die bittersüße Realität von Chokkan7_12 (Trafalgar Law x OC) ================================================================================ Kapitel 22: Vergangenheit und Gegenwart --------------------------------------- Nachdenklich stand ich mitten in der Nacht an die Reling der Sunny gelehnt und ließ den Anblick des sternenklaren Nachthimmels auf mich wirken. Ich konnte mal wieder nicht schlafen. Hoffentlich machte sich der Mareinopia nicht wieder auf diese Weise bemerkbar. Jedoch hatte Chopper mir noch an jenem Tag versichert, dass mein Körper genug Energie aus dem Meerwasser gezogen hatte, dass ich noch eine Zeit lang ohne Meerwasser auskommen müsste. Also musste meine Schlaflosigkeit einen anderen Grund haben. Es war komplett windstill und doch hatte ich das Gefühl, hin und wieder einen Luftzug zu spüren. Ich trug eine schwarze Kapuzenweste über einem türkisen T-Shirt und hatte lange, hellblaue Jeans an und doch fröstelte es mich leicht. In meinem Herzen brannte immer noch dieser furchtbare Schmerz, diese Erkenntnis, dass Kaarna meinen Vater getötet hatte. Ich hatte nach wie vor nicht die geringste Ahnung, wie ich mit diesem Wissen leben sollte. Gedankenverloren wanderte mein Blick irgendwann fast automatisch zur Death. Das U-Boot schaukelte im Wellengang, ansonsten war alles relativ ruhig (von den Schreien der wilden Tiere im Urwald abgesehen, die immer wieder durch die Stille der Nacht hallten). Im Unterdeck des U-Bootes in seinem Kapitänszimmer lag Law gerade und schlief vermutlich. Chopper hatte seinem Wunsch (oder, wie man es von Law erwarten würde, wohl eher Befehl) nachgegeben und ihn mithilfe von Bepo in sein eigenes Zimmer verlegen lassen. Ansonsten hatte das Rentier seinem Kollegen strengste Bettruhe verordnet, weil Law so lange ohne Bewusstsein gewesen war. Er schlief immer noch recht oft, er musste seine alte Kraft erst wieder sammeln. Jede Stunde, in der er wach war, war ich bei ihm. Ich las ihm meine Geschichten vor oder wir unterhielten uns ein wenig. Oder schwiegen. Es war mir ganz egal, ich wollte einfach nur bei ihm sein. Insgeheim wartete ich schon ein wenig ungeduldig darauf, dass er sich zu seinen Gefühlen mir gegenüber bekannte. Er wusste um meine Gefühle schon lange Bescheid – dessen war ich mir absolut sicher. Doch offenbar war es schwierig für ihn, es auszusprechen. Es hatte schon seinen Grund gehabt, warum ich damals geglaubt hatte, dass es das war, was er mir das nicht sagen hatte können. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er mir in Wirklichkeit mitteilen hatte wollen, dass Kaarna der Mörder meines Vaters ist. Mein schlechtes Gewissen meldete sich wieder. Grundlos hatte ich den Mann, der mehr für mich fühlte, als Freundschaft, vor den Kopf gestoßen – und das, obwohl er mir zum damaligen Zeitpunkt zweimal das Leben gerettet hatte. Und jetzt sogar schon ein drittes Mal. Würde ich denn niemals etwas tun können, um diese Schuld zu vergelten? Immer noch hing mein Blick an der Death fest, während ich in einen endlosen Gedankenstrom abdriftete. Ich wusste nicht, wie lange ich dagestanden und das U-Boot angestarrt hatte, aber irgendwann hörte ich, wie sich eine Tür öffnete und erblickte wenig später Sanji, der zur Nachtwache eingeteilt war. „Yume-chan, kannst du nicht schlafen?“ Verwundert und sich müde die Augen reibend trat der Smutje zu mir. „Nein, Sanji-kun. Es gibt so Vieles, worüber ich nachdenken muss.“ „Ich verstehe.“ Einige Minuten lang sprachen wir nicht miteinander. Doch da Sanji nicht Law war, war er derjenige, der die Stille schon nach kurzer Zeit wieder durchbrach: „Das mit deinem Vater ist eine schlimme Sache. Wie geht es dir damit?“ Dass er mich so direkt danach fragte, wunderte mich fast. Aber wie gesagt: Sanji war ganz anders als Law. Er zeigte seinen Zuneigung offen – wenn auch vorwiegend den weiblichen Crewmitgliedern gegenüber. „Nicht gut“, antwortete ich wahrheitsgetreu und spürte den Schmerz in meiner Brust wieder stärker, „Ich habe doch all die Jahre geglaubt, es sei ein Unfall gewesen. Jetzt frage ich mich, wie ich so naiv sein konnte.“ Plötzlich legte Sanji eine Hand auf meine Schulter. Es war eine ganz vertraute Berührung – so hatte mich mein Vater oft berührt. Eine Welle der Geborgenheit strömte durch meinen Körper. „Du musst die Vergangenheit hinter dir lassen, Yume-chan“, sagte Sanji eindringlich und ich blickte über die Schulter hinweg in sein waches, blaues Auge, das im Mondlicht funkelte, „Sieh in das Hier und Jetzt. Was möchtest du jetzt machen? Was willst du unbedingt erreichen? Verliere deine Ziele nicht aus den Augen, nur weil du von etwas erfahren hast, das vergangen ist.“ Kaum hatte er es ausgesprochen, begann es in meinem Kopf zu arbeiten. Lange verharrten wir so, er hielt mit seiner Hand immer noch meine Schulter fest. Irgendwann konnte ich den Impuls nicht mehr unterdrücken, wandte mich um und umarmte ihn. Ich war nun mal jemand, der viel körperliche Zuneigung brauchte. Sanji hielt mich fest, nicht unangenehm und nicht mit irgendwelchen Hintergedanken, wie ich früher immer befürchtet hatte. Es war wie eine geschwisterliche Umarmung, die mir Halt gab, die so gut tat nach all den Dingen, die ich gerade verarbeiten musste. Und seltsamerweise tat es auch gut, dass die Zuneigung von jemand anderem als Law ausging. Mitten in der Umarmung bildeten sich kleine Tränen in meinen Augenwinkeln. Doch diese entstanden nicht aus Trauer um meinen Vater oder meine restliche Familie. Diese waren längst versiegt. Doch ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, als mir Sanjis Worte erst so richtig bewusst geworden waren. Es war nicht so, dass ich nach diesem Gespräch gleich einschlafen konnte. Aber ich machte mir plötzlich ganz andere Gedanken und versuchte herauszufinden, was mein nächster Schritt sein sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)