Wer brauch schon Mädchen? von Sanji ================================================================================ Kapitel 1: -----------   Jean stand auf dem Flur, der zum Mädchenschlafsaal führte und spähte kühn um die Ecke, als gerade die Tür aufschwang. Sofort schreckte er zurück und presste sich mit den Rücken gegen den kalten Stein. Die Mädels durften ihn auf keinen Fall sehen! Sonst musste er Fragen beantworten, die er lieber für sich behalten würde. Sein Herz boxte ihm unangenehm gegen die Rippen, während er ihre leisen Stimmen hinter sich hören konnte. Auch ohne hinzusehen konnte er sie ihren Besitzerinnen zuordnen. »Ich habe hunger, können wir vorher nicht noch mal in der Küche vorbei?«, erkannte Jean Sashas Stimme und war nicht überrascht, den verdächtigen Klang einer Kopfnuss zu hören und kurz darauf Mikasa, die ihr antwortete. »Das Nachtmahl ist vorbei«, erinnerte die Schönheit sie und Jean lief rot an bei ihren nächsten Worten. »Wir gehen jetzt duschen. Wer weiß, wann wir es das nächste Mal können.« Morgen würde ihre nächste Mission beginnen, die Rückeroberung von Mauer Maria und das Auffinden von diesem verdammten Kellerraum, indem Erens Vater Gott weiß was, versteckt hatte. Eigentlich sollte er sich auch auf diese wichtige Mission vorbereiten oder sich zumindest ausruhen, aber er konnte nicht. Etwas viel Entscheidenderes war geplant und es hieß, jetzt oder nie. Wer wusste, ob sie von dieser Aufgabe alle lebend zurückkehren würden. Jean wollte im Angesicht des Todes nicht behaupten, irgendwas in seinem Leben verpasst zu haben. »Aber die hatten da Fleisch!«, protestierte Sasha gerade. »Ich würde sterben für ein weiteres Stück Fleisch ...« Regungslos wartete Jean ab, bis sich die Schritte und Stimmen der Mädels im Hauptquartier verloren hatten, bevor er sich abrupt umwandte und loshetzte. An der Tür des Schlafsaals der Jungs zögerte Jean nicht. Sofort stürmte er den Raum und blickte sich unter seinen Kameraden um. »Es ist so weit!«, ließ er verlauten und bemerkte, wie etliche Gesichter rot anliefen. Besonders das von Armin. Der Kleinere wusste zwar von ihrem Plan, die Mädchen beim Duschen zu beobachten, hatte aber verlauten lassen, dass er sich raushalten würde. Er wollte nichts damit zu tun haben, würde sie allerdings auch nicht verraten, also war es Jean egal was er trieb. Sein Blick fiel auf Connie, Reiner und Berthold. Letzterer begleitete sie wohl nur wegen Reiner, aber das sollte Jean egal sein. Ihn persönlich interessierte eigentlich nur Mikasa Ackermann. Ihr schönes Haar war ihm sofort aufgefallen und schon lange hatte er sich gefragt, wie sie wohl unter ihrer Uniform aussehen mochte. Wahrscheinlich hatte sie einen wunderschön durchtrainierten Körper, der trotz der Muskeln von weicher, wohlduftender Haut bedeckt war. Plötzlich bemerkte er das leere Bett über Armin und runzelte die Stirn. »Wo ist Jäger?«, wollte er geradeheraus wissen. »Hauptgefreiter Levi hat ihn schon vor einigen Stunden abgeholt. Er hat jetzt sein eigenes Zimmer«, klärte Armin ihn auf. Jeans Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. »Jetzt bekommt der schon sein eigenes Zimmer?«, fragte er, nicht mit wenig Verachtung in der Stimme, bevor er den Kopf schüttelte. »Na ja, wen interessiert`s. Lasst uns gehen.« Er wandte sich bereits wieder der Tür zu, wurde jedoch von Connie aufgehalten. »Ich weiß, wo sein Zimmer ist. Ich hab zufällig gesehen, wie er reingegangen ist. Du solltest ihn wirklich fragen, ob er mitkommen will. Wir warten solange hier auf dich.« Jean blickte von einem zum anderen, bevor er sich schnaubend von Connie abwandte und dessen Arm von seiner Schulter wischte. Er wollte eigentlich keine Zeit verlieren. Wer wusste, wie lang die Mädels brauchten. Aber unter den Blicken seiner Freunde knickte er doch ein. »Na gut, ich frag ihn«, sagte er kurz angebunden und ließ sich anschließend von Connie erklären, wie er zum Zimmer des Kameraden kam. Er würde sich beeilen müssen, sein Raum befand sich fast am anderen Ende der Burg, dort, wo es zwar noch mehr Schlafräume gab, welche jedoch nicht von der Truppe benutzt wurden. Bis jetzt zumindest. Schnell war er verschwunden und hetzte durch die Gänge der Festung. Es war kalt und zog von überall her wie Hechtsuppe, aber Jean merkte es gar nicht. Er war gedanklich schon dabei, zu beobachten, wie sich die Mädchen gegenseitig einseiften. Machten Mädels das nicht? Sie machten sich ja auch gegenseitig die Haare und die Nägel, warum nicht also auch waschen? Sie würden so gut duften ... Rot wie eine Tomate wäre er beinah an Jägers Zimmer vorbeigelaufen und hielt abrupt inne. Vorsichtig legte er sein Ohr an das harte Holz, doch im Inneren blieb es still. Vielleicht schlief dieser selbstmörderische Bastard schon. Aber Jean hatte sich bereiterklärt, ihn zu fragen, also straffte er die Schultern und öffnete leise die Tür, um durch den so entstandenen Spalt zu schlüpfen. Im Zimmer war es dunkel, doch die Läden waren nicht vor das Fenster gelegt, weshalb Jean die Umrisse von Erens Bett nur allzudeutlich erkennen konnte. Es handelte sich um ein Hochbett, doch nur die oberste Matratze war belegt. Es war das einzige Bett, mehr hätte auch nicht in den kleinen Raum hereingepasst. »Jäger!«, durchbrach er flüsternd die Stille, doch es blieb ruhig. Auf leisen Sohlen schlich er sich an das Nachtlager heran. Nur Erens brauner Schopf und ein kleiner Teil seines Gesichts lugte unter der Bettdecke hervor. Er schief wirklich bereits tief und fest. Jean war überlegt, das Zimmer unverrichteter Dinge wieder zu verlassen, aber er blieb. Wenn er schon mal hier war, konnte er Jäger auch wecken. Nicht das seine Freunde ihm nachsagten, er hätte es nicht versucht. Wahrscheinlich würde er sowieso nicht mitkommen wollen, wie er ihn kannte. Jean hatte nicht einmal erlebt, dass er ein Interesse an irgendeinem der Mädchen gezeigt hatte. Aber man konnte ja nie wissen. Vielleicht verbarg er es nur gut. »Jäger!«, zischte er, griff nach oben und rüttelte den Jüngeren energisch an der Schulter. »Wach auf!« »Was is’n los?«, nuschelte der Kleinere. »Wer’n wir angegriffen ...?« Jean konnte ihn kaum verstehen, da sein Mund immer noch von der Decke verhüllt wurde, aber er war ohnehin kaum wach und drohte sofort wieder in den Schlaf abzugleiten. »Nein«, sagte Jean schnell. »Wir wollen den Mädchen beim Duschen zugucken. Kommst du mit?«, wollte er von ihm wissen, doch von Eren kam schon keine Antwort mehr. Schon wieder eingeschlafen? »Oi! Eren! Willst du oder willst du nicht?« Wieder wollte Jean nach seiner Schulter greifen und ihn vollends aufwecken, als sich plötzlich etwas hinter Eren regte. »Balg ...«, kam es drohend aus dieser Richtung und der junge Kadett versteifte sich. Er hatte die unverkennbare und unterkühlte Stimme sofort erkannt. »Raus hier.« Fassungslos starrte er auf Hauptmann Levis Gesicht, der ihn deutlich finster entgegenblickte. Seine kalten, gefühllosen Augen schienen im Mondlicht zu blitzen und ihm eine unmissverständliche Warnung zu schicken. Eine bedrohliche Aura ging von dem Mann aus. Ohne noch einen Blick auf Eren zu werfen, ergriff Jean die Flucht und stürmte aus dem Raum. Dabei warf er die Tür fester ins Schloss als beabsichtigt und zuckte durch den lauten Knall, der durch die gesamte Burg zu hallen schien, zusammen. Heftig atmend stand er mit dem Rücken an der Tür, bevor er sich fasste und schnell in den Schlafsaal zurückeilte. Nicht, dass der Hauptmann auf die Idee kam, ihn zu verfolgen. Nicht das es eine Rolle spielen würde. Er war sich sicher, dass er ihn genau erkannt hatte. Immerhin hatte Jean Levi auch deutlich gesehen. Dafür hatte das Licht allemal ausgereicht. Schnell schlüpfte er in sein Zimmer und schloss die Tür sorgfältig hinter sich, ehe er sich seinen Zimmergenossen stellte. Erwartungsvoll starrten die Kameraden ihm entgegen. Sie wollten Antworten. Jean schluckte. »Er kommt nicht mit«, erklärte er schließlich wortkarg und wandte den Blick ab. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie Armin erleichtert ausatmete und Jean biss sich auf die Lippe. Wie würde er wohl über seinen Freund denken, wenn er wüsste, mit wem sich Jäger gerade das Bett teilte? Wäre er dann immer noch so erleichtert? Oder wäre er ehrlich schockiert? So wie Jean es gerade war. Doch er hielt sich mit seinem Wissen zurück. Nicht wegen Eren, aber Hauptgefreiter Levi machte ihm Angst. Er hatte von Mikasa und Armin gehört, was im Gerichtssaal mit Eren passiert war und er hatte keine Lust, die Stiefelsohlen von Levi Ackermann am eigenen Leib zu spüren zu bekommen. Trotz seiner erstaunlich kleinen Größe besaß der Mann immerhin eine beachtliche Stärke. Mit nur einem Tritt hatte er Jäger angeblich einen Zahn ausgetreten. Jean erbleichte bei dem Gedanken, was der Hauptmann mit ihm anstellen würde, sollte er reden und ihr Geheimnis unbedacht ausplaudern. Die anderen beobachten Jean und sahen sich anschließend skeptisch an. Keiner von ihnen wusste, warum der sonst so gefasste Jean dermaßen geschockt wirkte. »Was war das denn ...?«, fragte Eren müde, gähnte ungeniert und setzte sich auf. Ein lauter Knall hatte ihn endgültig geweckt und er meinte sich zu erinnern, dass jemand in seinem Zimmer gewesen war. Jean?  Unwahrscheinlich. Aller Voraussicht nach nur ein Traum. Doch was war das dann für ein Geräusch gewesen, welches ihn geweckt hatte? »Nichts«, erwiderte Levi und legte einen Arm um Erens Brust, um ihn zurück auf die Matratze zu ziehen und direkt an seine Brust. »Schlaf einfach weiter.« »Uhm ...«, erwiderte Eren dümmlich und spürte, wie seine Wangen zu brennen begannen, als er Levis nackte Brust an seinem ebenfalls nackten Rücken spüren konnte. Es war immer noch ein seltsames Gefühl, seinem Hauptmann dermaßen nah zu sein. Doch keins der unangenehmen Sorte. Um ihnen vor der bevorstehenden Mission etwas Freiraum zu verschaffen, hatte Levi es sogar geschafft, ihnen ein Zimmer zu organisieren, welches sie komplett für sich alleine hatten. Er hatte dem Hauptmann zwar beim Putzen helfen müssen, aber das war ihm egal gewesen. Für Levi hätte er den ganzen Raum mit einer Zahnbürste geschrubbt. Erens Ohren wurden heiß, wenn er daran dachte, wozu sie dieses Zimmer die letzten Stunden genutzt hatten und vergrub sein Gesicht in der Bettdecke. Er und Levi, sie ... Gott! Er konnte es nicht mal in seinen Gedanken aussprechen! Sie mussten so unvorstellbar laut gewesen sein. Jetzt wusste er auch, warum Levi ein Zimmer so weitab der anderen gewählt hatte. Aber egal, es war unbeschreiblich schön gewesen. Er hatte sich ihn Levis Armen so vollkommen gefühlt, so ... ganz. Gar nicht wie das Monster, welches die Menschheit in ihm sah. Im Gegenteil. Eren würde es jederzeit wiederholen. »Heichou ...«, flüsterte er. »Können wir ...?« »Nein«, wies Levi ihn ab. »Du musst morgen noch auf deinem Pferd sitzen können.« Eren verzog die Lippen zu einem enttäuschten Schmollmund. »Wir könnten tauschen«, schlug er beleidigt vor und kassierte einen Schlag auf den Hinterkopf. »Sei nicht so frech, Balg«, befahl Levi und betete seinen Kopf an Erens Schulter. »Der Tag, an dem du oben liegst, wird niemals kommen.« Ein enttäuschtes Brummen stieg in Erens Kehle auf, doch die Unzufriedenheit wich mit einem Mal von ihm, als Levi seinen Kopf nach hinten bog und ihn küsste. Es war nur ein leichtes Berühren ihrer Lippen und trotzdem trieb es Eren schauer der Erregung über den Rücken, die er kaum verbergen konnte. Als der Ältere sich von ihm löste, sah er genau in diese grauen Augen, die ihn vom ersten Tag so sehr fasziniert hatten. So kalt sie auch erschienen, Eren konnte sich stundenlang darin verlieren. Für ihn waren sie voller Wärme. Unter der schroffen Art war Hauptmann Levi ein sehr zärtlicher Liebhaber. Während Levi Eren so ansah, strich er ihm mit dem Daumen sanft über die Lippen. Mit Genugtuung registrierte er den sanften Rotschimmer auf seinen Wangen und das Glänzen seiner großen, grünen Augen. Dieses Balg war verdammt süß, selbst für einen Mann. Er hatte sein Herz wirklich im Sturm erobert. Es hatte bereits begonnen, als Eren im Kerker unter dem Gericht angekettet wurde. Schon da war er beeindruckt von ihm gewesen und seine Leidenschaft beschränkte sich nicht nur auf das Töten von Titanen, wie er nach und nach festgestellt hatte. Ein bemerkenswerter junger Mann mit einem außerordentlich starken Willen. Ein seltenes Phänomen. Ausdruckslos starrte er seinen jungen Untergebenen an und dachte gedankenverloren, während er ihm zart über das Kinn strich: Wer brauch bei diesem Anblick noch Mädchen?   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)