Verlangen und Liebe 3 von BloodyRubin ================================================================================ Kapitel 3: Sabotage ------------------- Das Abendessen schien sich ewig hinzuziehen. Nach dem, was zwischen Sara und Wolfram vorgefallen war, herrschte am Tisch unangenehmes Schweigen. Dem König von Shimaron war das nur Recht, denn so konnte er über seine Rache nachdenken. Er hatte bereits eine Idee, was er tun konnte und gab sich gleichgültig, während er innerlich frohlockte. Nachdem das Abendessen vorbei war, ging Sara in sein Zimmer. Dort wartete er. Erst nachdem sich die Nacht wie ein schwarzes Tuch über das Schloss gelegt hatte, schlich er sich in den Flur. Leise huschte er durch die menschenleeren Korridore, bis er die Küche erreicht hatte. Auch dort war es ruhig. Jedenfalls hatte Sara das gedacht. Doch dann ertönte ein leises Geräusch und er drehte sich um. Vor ihm stand ein junger Mann, der wohl zum Küchenpersonal gehörte. Kurz starrten sie sich verdutzt an. Dann öffnete sich der Mund des Küchenjungen und Sara handelte instinktiv. Er nahm die Brille ab und fixierte den anderen. Sofort wurden dessen Augen leer und teilnahmslos. „Nicht schreien.“ befahl der König von Shimaron ruhig und der Mund des jungen Mannes schloss sich wieder. „Ich habe eine Aufgabe für dich. Du wirst die Hochzeitstorte zerstören. Du wirst niemandem sagen, dass ich dir das aufgetragen habe. Du wirst sagen, dass du die Hochzeit verhindern wolltest, weil du dich in Yuuri verliebt hättest. Hast du das verstanden?“ „Ich habe verstanden...“ erwiderte der Küchenjunge mit monotoner Stimme, drehte sich um und ging davon. Rasch verließ Sara die Küche und machte sich nun auf den Weg in den Thronsaal. Dort traf er auf eine Dienstmagd, die ihn verwundert ansah. „Hoheit, geht es Euch gut?“ „Sehr gut. Ich würde mir gerne den Thronsaal ansehen.“ „Natürlich. Er wurde gerade zu Ende dekoriert.“ Das Mädchen lächelte herzlich. „Ich freue mich schon auf die Zeremonie. Ich habe bisher noch nie einer Verbindung von Adligen zusehen dürfen.“ Der König von Shimaron lächelte zurück, ehe er die Doppeltür öffnete und das Zimmer betrat. Es war ein beeindruckender Anblick. Hunderte Stühle waren gleichmäßig zu beiden Seiten eines tiefroten Teppichs aufgestellt. Der Teppich führte durch den Raum zu der Erhöhung, wo normalerweise der Thron des Königs stand. Nun war dort ein Stehpult zu erkennen, wohinter wohl später der Pfarrer stehen würde, um das Paar zu trauen. Über dem Pult waren goldene und weiße Ballons angebracht worden und gleichfarbige Schleifen liefen durch den Saal. Mehrere leere Vasen standen in regelmäßigen Abständen auf dem Teppich. Später würden sie mit wunderschönen Blumen gefüllt sein. Es musste Stunden gedauert haben, den Raum herzurichten. Sara lächelte unheilvoll, ehe er sich wieder zu der Dienstmagd umwandte. Ein zweites Mal nahm er seine Brille ab und auch bei dem Mädchen wurden die Augen leer und teilnahmslos. „Vernichte alles, was sich hier befindet. Du wirst vergessen, dass ich dir das befohlen habe und behaupten, die Hochzeit wäre dir zuwider und du wolltest sie verhindern.“ Die Magd antwortete nicht, sondern drehte sich um, ging in den Thronsaal und verschloss die Türen. Sara selbst kehrte in sein Schlafzimmer zurück und bekam einen heftigen Kicheranfall. Fast wünschte er sich, dass es bereits Morgen wäre. Bei dem Gedanken, was Wolfram und Yuuri wohl sagen würden, wenn sie erkannten, dass sowohl ihre Hochzeitstorte sowie ihr Trausaal unbrauchbar geworden waren, musste er ein heftiges Lachen unterdrücken. Immer noch im Rausch seiner gelungenen Rache, schlief er schließlich ein. Erst durch einen lauten Schrei wurde er wieder wach, tat aber so, als würde er noch schlafen. Nach einer Weile flog seine Zimmertür auf und ein vor Wut schäumender Wolfram platzte in sein Gemach, gefolgt von einem sehr besorgtem Yuuri. „Was hast du getan?“ schrie der Blondschopf. Sara öffnete die Augen und richtete sich auf. „W-was? Warum schreist du denn so? Ist was passiert?“ „Du weißt ganz genau, was passiert ist, du elendes Miststück!“ „Wolfram! Du gehst zu weit!“ Yuuri packte seinen Verlobten am Arm. „Yuuri, bitte erkläre es mir. Was ist geschehen?“ „Unsere Hochzeit ist ruiniert, das ist geschehen!“ tobte der Blondschopf. „Ein Küchenjunge hat die Torte umgeworfen und eine Dienstmagd hat den Thronsaal, in dem die Trauung stattfinden sollte, dem Erdboden gleichgemacht.“ fügte Yuuri hinzu und versuchte, Wolfram zu beruhigen. „Und warum ist das nun meine Schuld?“ wollte Sara wissen, während er innerlich das Schauspiel genoss, das sich ihm bot. „Wegen der Gründe, die sie angegeben haben!“ fauchte der Blondschopf. „Der Küchenjunge sagte, dass er sich in Yuuri verliebt hätte und die Dienstmagd, dass sie unsere Hochzeit widerlich finden würde.“ „Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.“ „Soll ich dich aufklären?“ fragte Wolfram gehässig. „ Ich weiß genau, dass der Küchenjunge seit Jahren mit einem Mädchen aus dem Dorf zusammen ist. Und zufällig habe ich gestern mit dem Dienstmädchen gesprochen. Sie hat mir versichert, wie sehr sie sich auf unsere Vermählung freut.“ „Hast du irgendetwas damit zu tun?“ fragte nun der Dämonenkönig mit leicht gerunzelter Stirn. „Glaubst du das jetzt etwa auch? Ich habe nichts damit zu tun und solange ihr mir nichts Anderes beweisen könnt, würde ich euch nun bitten zu gehen.“ „Ich werde etwas finden und wenn ich das ganze Schloss auf den Kopf stellen muss.“ zischte Wolfram und stürmte aus dem Raum. Yuuri lief ihm nach. Sara blickte ihnen nach, ehe er sich auf einen Sessel beim Fenster setzte und in den heller werdenden Himmel blickte. Gerade hatte er sich entschieden, sich für das Mittagessen vorzubereiten, als es an der Tür klopfte. „Herein.“ Die Tür ging auf und Yuuris Berater, Conrad, trat in das Zimmer. „Eure Hoheit, habt Ihr einen Moment Zeit?“ „Schickt Yuuri Euch?“ fragte der König von Shimaron halb genervt, halb gelangweilt. „Nein. Allerdings ist es auch eine Weile her, seit Ihr uns das letzte Mal besucht habt und ich wollte mich schon länger mit Euch unterhalten.“ „Und worüber?“ Ernst blickte Conrad ihn an. „Ich wollte wissen, wie es Euch nach allem, was vorgefallen ist, geht.“ „Gut. Was an meinem Geburtstag geschehen ist, hat nichts mit diesem Ereignis zu tun.“ antwortete Sara kühl. Conrad blickte ihn noch ernster an, sagte aber nichts weiter. „Wenn das alles war, ich würde gerne ein Bad nehmen.“ „Oh...sicher.“ meinte Yuuris Berater und verbeugte sich kurz, ehe er wieder hinausging. Kaum war er fort, ließ Sara sich warmes Wasser ein, entkleidete sich und ließ sich seufzend in die Wanne sinken. Als er sich einige Zeit später auf den Weg in den Speisesaal machte, war er sehr froh, dass ihm niemand über den Weg lief. Immer noch fühlte er sich wie berauscht und konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken. Vor der Tür atmete er tief durch, versuchte, ein gleichgültiges Gesicht zu machen und trat ein. Sofort überkam ihn ein ungutes Gefühl. Yuuri wandte ihm den Blick zu, eisige Wut in den Augen. Wolfram, der neben dem Dämonenkönig saß, lächelte. Neben ihm auf dem Tisch lag ein Stofffetzen, der Sara seltsam bekannt vorkam. „Kannst du mir das erklären?“ fragte Yuuri, bevor der junge König etwas sagen konnte. „Erklären? Was ist überhaupt los?“ „Ich habe das hier auf dem Boden der Küche gefunden.“ erklärte Wolfram. „Vielleicht kannst du dir schon denken, was es ist.“ Misstrauisch trat der junge König näher und nahm den Stofffetzen in die Hand. Er sah aus wie… „Ist das zufällig ein Teil deines Nachtgewandes?“ „Wie kommst du darauf, dass der Fetzen ausgerechnet von meinem Gewand kommt?“ „Weil ich es gesehen habe. Als ich zu dir ins Zimmer gekommen bin, hat dein Nachtgewand auf dem Bett gelegen. Blau mit roten Lilien, oder? Wollen wir in deinem Raum nachsehen, ob ich Recht habe?“ Langsam wanderten Saras Augen von dem Stofffetzen zwischen seinen Fingern zu den Gesichtern der beiden Verlobten. Yuuri wirkte enttäuscht, Wolfram siegessicher. Anscheinend hatte sich die Wahrheit auf dem Gesicht des Königs von Shimaron abgezeichnet. „Also hat Wolfram Recht. Aber warum, Sara? Warum? Was haben wir dir getan, dass du so reagierst?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)