Another You von Black-Starshine ================================================================================ Prolog: Just the beginning -------------------------- Es würde der schönste Tag ihres Lebens werden. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht sah sie in den Spiegel, betrachtete sich, war erstaunt über ihr eigenes Spiegelbild. Sie erkannte sich kaum mehr wieder. Samt schmiegte sich das zarte Weiß an ihren zierlichen Körper. Ihre Schultern lagen frei, ihr Oberkörper mit feinen Pailletten bestückt, die im Licht rosa schimmerten. Eng legte sich der Stoff um ihre schmale Taille, wo er in einen kurzen Unterrock überging. Darüber fiel der Stoff ihres Überkleides, welcher in einem ausgestellten Rock mündete. Nach vorne hin sah man mit jedem Schritt ihre freien Beine, die so dezent in Szene gesetzt wurden. Er würde verrückt werden, wenn er sie so. Da war sie sich sicher. So lange waren sie schon zusammen, schon über ein Jahr verlobt. Nun würde der Tag der Tage werden. Der schönste Tag ihres Lebens.   Doch ihr Blick würde trüb, als sie sich weiter im Spiegel betrachtete. Sie senkte die Augen, sah zur Seite, schloss die Augen und öffnete sie wieder. Ihre Hand streckte sich zu ihrem Spiegelbild hin, legte sie auf die gespiegelte Hand. Der schönste Tag ihres Lebens. Der schönste Tag seines Lebens. Und doch lag der Scherbenhaufen ihrer Seele vor ihren Füßen…   Ihre Freundinnen hatten sie zu ihrem Jungesellinnen-Abschied in einen der renommiertesten Clubs Japans geschleppt. Es war ein ausgelassener Abend. Sie unterhielten sich viel, planten die Hochzeit, tranken und tanzten. Mimi genoss die Nähe zu ihren Mädchen und amüsierte sich wirklich prächtig. Morgen würde sie ihren Traummann heiraten. Besser konnte ihr Leben gar nicht laufen. Doch von einer Sekunde zur Anderen wurde ihr schwindlig. Dabei hatte sie gar nicht so viel getrunken. Trotzdem hielt sie es für eine gute Idee, einen Moment Luft zu holen und entschuldigte sich. Es würde die letzte Entschuldigung sein, die sie ihren Freunden entgegen aussprach…   Die junge Frau schnappte nach Luft, als sich kräftige Arme um ihren Körper schlangen. Merklich zuckte sie zusammen und sah nur erschrocken zurück. Gerade, als sie etwas sagen wollte, bekam sie eine Hand fest auf den Mund gedrückt. „Lass uns etwas Spaß haben…“, hauchte die Stimme mit einem rauchigen Unterton. Ihr wurde schwindlig und ihre Beine begannen zu zittern. Alles schrie in ihr, sich zu wehren. Doch ihr Körper führte keine ihrer Anweisungen aus.   Tränen sammelten sich in ihren Augen, bevor sie ihre Stirn an den kühlen Spiegel lehnte. Die warme Flüssigkeit tropfte zu Boden und benetzte den Teppich. Mimi zwang sich dazu, sich zu beruhigen, ihre Gefühle in ihrem Herz zu beerdigen und geradeaus zu blicken. Heute würde sie ihren Traummann heiraten. Sie konnte nicht mehr zurück. Sie wollte nicht zurück. Aber war es fair? Konnte sie wirklich diesen Schritt gehen? Ihre Lippen pressten sich aufeinander, ihre Hand verkrampfte sich zu einer Faust. Ein Schluchzen entrang ihrer Kehle.   Sie hatte ihn betrogen….   Brutal wurde sie gegen die eiskalte Felsmauer gedrückt. Sie hatten sich von dem Club entfernt, als sich Lippen auf ihre drückten. Mit Gewalt drang seine Zunge zwischen ihre Lippen und forderte sie zum Tanz auf. Ihre Versuche, sich gegen den körperlich Stärkeren zu wehren, scheiterten. Mimi konnte sich nicht rühren, ihr Köper fühlte sich so schwach an, ihre Beine zitterten. Eine seiner Hände packte ihre Handgelenke und drückte sie über ihren Kopf. Die andere strich ihre Seiten entlang, wanderte weiter runter und fuhr unter ihren Rock. Die junge Frau wimmerte in den Kuss, Tränen sammelten sich in ihren Augen. Verzweifelt versuchte sie ihren Mund zu befreien, um nach Hilfe zu brüllen, doch ihre Versuche scheiterten. Seine Hand landete auf ihren intimsten Punkt und ein erstickter Schrei entfuhr ihren Lippen.   „Oh mein Gott! Du siehst bezaubernd aus!“ Erschrocken fuhr die Tachikawa zusammen, als Sora das Zimmer betrat und ihre Freundin begeistert musterte. Unsicher sah Mimi zurück und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Da verliert wohl Jemand die Nerven!“, kam es amüsiert von Mimis kleiner Schwester, die das verheulte Gesicht von Mimi gleich bemerkte. Sora konnte nur schmunzeln. „Sei nicht so gemein, Mira-chan! Mimi-chan wäre nicht die Erste, die vor der Hochzeit die Nerven verliert. Und dabei heiratest du doch deinen Traummann!“, kicherte die Rothaarige und streichelte durch die braunen Locken der Tachikawa. „Naja…Traummann…“, murrte es aus der anderen Ecke das Zimmers. Mit verschränkten Armen stand Makoto an der Türe. Der Älteste der Tachikawa-Geschwister schien nicht davon angetan zu sein, dass seine kleine Schwester unter die Haube kam. Unsicher wischte sich Mimi die Tränen aus dem Gesicht, nachdem ihr Sora ein Taschentuch gereicht hatte. „Du Brummbär! Sei ein guter großer Bruder!“, mahnte Mira und piekte den Älteren in die Seite. Dieser schnaubte nur, wobei Mimi deutlich seine roten Wangen sehen konnte.   „Hoffen wir mal, dass Taichi-kun dich nicht gleich vor dem Altar vernascht! Du siehst richtig heiß aus, Mimi-chan!“, trällerte Mira munter drauf los und sah grinsend zu ihrem Bruder, der nur leise knurrte. Die Jüngste kicherte nur. „Lass mich dich schminken!!!“, kam es dann nochmals von der Türe, als Miyako das Zimmer betrat. Diese schrie auf, als sie Mimi in ihrem Hochzeitskleid sah. „Oh Gott! Du siehst bezaubernd aus!!! Wie eine richtige Prinzessin!“, kam es euphorisch und quietschend aus dem Mund der Brillenträgerin. Makoto drückte sich die Handflächen. „Das sind mir eindeutig zu viele Weiber!“, kam es genervt von dem Brillenträger. In diesem Moment schritt auch Hikari in das Ankleidezimmer und sah Mimis älteren Bruder mit einem Grinsen an. „Vielleicht solltest du lieber runter zu deinem Vater. Er kriegt sich kaum ein und heult Sturz und Wasser“, sprach Hikari belustigt aus. Makoto nickte, bevor er sich tatsächlich abwand und man nur noch seine Schritte hören konnte, die die Treppen hinabgingen.   „Bitte! Bitte…lass mich in Ruhe!“, flehte Mimi gegen die an die Lippen gedrückte Hand. Ihre Hände zitterten und schmerzten und dem festen Griff seiner kräftigen Hand. Sie konnte nichts machen. „Halt die Klappe, Süße! Ich weiß, du willst es doch auch!“ Das Öffnen eines Gürtels drang an ihr Ohr. Die Tachikawa wurde panisch, versuchte sich zu befreien. Doch ihre Bewegungen verliefen ins Leere. „Bitte!! Bitte…“, flehte sie wieder. Sie spürte, wie er sich an ihrem Slip zu schaffen machte. Mimi riss die Augen auf, als er erneut seine Lippen auf ihre drückte. Ihre Tränen tropfen unaufhörlich die Wangen hinab. Schon im nächsten Moment spürte sie einen Griff an ihrer Hüfte und mit einem Ruck erfüllte nur noch Schmerz ihren Körper.   In ihrem Inneren zog sich alles zusammen. Schmerz bahnte sich durch ihren Unterleib und nur mit einem leeren Blick nahm sie das Taschentuch ihrer besten Freundin entgegen und versuchte sich die Tränen aus dem Gesicht zu tupfen. Schweigend platzierte sie sich auf dem Stuhl und betrachtete sich einmal mehr im Spiegel. Sie sah wirklich wie eine richtige Prinzessin aus. Heute an ihrem Ehrentag. Heute würde sie die Frau von Taichi Yagami werden. Ihre Finger verkrampften sich leicht im Saum ihres Kleides. „Du solltest wirklich aufhören zu weinen. Sonst kann ich dich gar nicht richtig schminken!“, schmunzelte ihr Miyako zu. „Miyako-chan hat Recht. Später musst du noch als Pandabär vor den Altar treten!“, lachte Mira und reichte der Älteren noch ein Taschentuch. Mimi nickte nur schwach, als sie die Berührung in ihren Haaren spürte. Zaghaft begann Sora ihre Haare zurückzukämmen und sie zu frisieren, als auch die Brillenträgerin begann die Grundierung auf die blasse Haut der Tachikawa aufzutragen.   Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zu Stunden. Mimi sackte in sich zusammen, ihr Körper schwach und gebrechlich, ihre Seele in tausend Stücke zerschmettert. Ihr Blick ging die Straße runter, ihr Körper schmerzte an jeder Stelle. Der Kerl war verschwunden. Übrig blieb nur das Zerbrechen ihres Innerem.   Ihre Freundinnen ahnten nichts. Munter kümmerte sich Sora um die Haare der Jüngeren, die allmählich an Form annahmen. Miyako war fast fertig und trug ihren Wangen Rouge auf, bevor sie einen rosanen Lippenstift auf die Lippen ihres Idols auftrug. Unterdessen kümmerte sich Mira um die Fingernägel ihrer Schwester, während Hikari den grazilen Schmuck zusammensuchte, inklusive dem Strumpfband. Spangen in Form von Kirschblüten fanden ihren Weg in die Hochsteckfrisur, während Ohrringe und eine dezente Kette das Outfit komplettierten. „So…Fertig!“, meinte Sora dann auch zufrieden und ließ von der Tachikawa ab. Mit einem Spiegel für die Rückansicht demonstrierte sie ihr Werk. Es war wunderschön. Aber irgendwie konnte sich Mimi nicht wirklich freuen. „Sie ist sprachlos!“, kam es trocken von Mira, die irgendwie ein ungutes Gefühl hatte. Irgendwas stimmte mit ihrer Schwester nicht. „Es ist wirklich wunderschön!“, flüsterte Mimi kraftlos und musterte ihr Antlitz.   „Mimi-chan? Ist wirklich alles in Ordnung? Dir ging es gestern schon nicht gut“, fragte nun auch Hikari besorgt nach. Mira sah ihre Schwester musternd an, als Miyako lachend abwinkte. „Ach Mädels. Sie heiratet! Da ist ja wohl jeder nervös! Abgesehen davon hat sie wohl zu tief ins Glas geschaut und nun bestimmt einen Kater. Sie war gestern ja kaum mehr ansprechbar!“, trällerte die Brillenträgerin unbekümmert. Mira schien davon nicht wirklich überzeugt zu sein, auch Sora musterte ihre beste Freundin besorgt. „Geht es dir wirklich gut? Du wirkst so niedergeschlagen…“, fragte sie. Mimi schüttelte schnell den Kopf. „Miyako-chan hat Recht. Ich bin einfach aufgeregt. Macht euch keine Sorgen!“, sagte sie schnell. Wie gut, dass ihre Freundin so unbekümmert war und ihr direkt die richtige Ausrede lieferte. Die anderen waren nach wie vor nicht gänzlich überzeugt, nahmen es aber hin. „Ah! Ich habe noch was vergessen!“, flötete dann Miyako in den Raum. „Mädels? Seid ihr bald mal fertig? Wir müssen langsam los!“, drang die genervte Stimme von Makoto an die Ohren der jungen Frauen. „Ja! Wir sind gleich soweit!“, rief Mira nach unten.   Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen griff Miyako in ihre Tasche und holte ein anderes Strumpfband mit einer blauen Schleife heraus. Mimi sah ihre Freundin mit großen Augen an. „Etwas Blaues“, zwinkerte sie der Älteren zu und hob von allein ihr Bein an, um es ihrer braunhaarigen Freundin anzubringen. „Und etwas Altes!“, kam es dann von Mira, die sich nun mit einem Grinsen zu ihrer Schwester beugte und ihr ein kleines Armband ums Handgelenk zauberte. „Das ist doch…“ Mira nickte. „Ja, es ist von Großmutter Tsubaki! Sie hätte sich gewünscht, dass du es trägst!“, erklärte die Jüngere und legte den Kopf schief. „Und etwas Geliehenes“, kam es dann auch von Hikari, die der Tachikawa eine Brosche mit rosanen Ornamenten ins Haar steckte und damit die Frisur perfektionierte. Leicht schimmerten die herunterhängenden Perlen im Glanz des Lichtes. Mimi kämpfte gegen das Aufkommen ihrer Tränen und schluckte. „Vielen Dank…“, hauchte sie. „Und etwas Neues…“, flüsterte zu guter Letzt auch Sora, als sie der jungen Frau eine Kette um den Hals legte und die anderen austauschte. Ihre Augen wurden größer, als sie erkannte, dass besagte Kette die Wappen des Mutes und das der Aufrichtigkeit vereinigte. „Ihr seid einfach füreinander geschaffen…“, flüsterte die Rothaarige liebevoll in Mimis Ohr. Mimis Augen füllten sich mit Tränen. Füreinander geschaffen?!   „Mensch Sora-chan! Denk an ihr Make-Up!“, mahnte Miyako, während Sora nur kicherte. Nachdem alles gerichtet war, machten sich die Mädchen auf den Weg. Mit drei Autos fuhr Mimis Familie und die Mädchen zur Kirche. Dabei wurde Mimi immer schlechter. Gleich würde sie ihren Traummann heiraten. Wie lang hatte sie auf diesen Moment nur gewartet? Wie lang hatte sie sich danach gesehnt? Und nun fühlte sich alles so falsch an. Selbst wenn sie Taichi liebte, hatte sie ihn betrogen. Sie…Sie hatte nichts dagegen machen können… Mimi machte sich unglaubliche Vorwürfe und wusste nicht, was sie tun sollte.   Nur schwerfällig schaffte es die junge Frau, sich wieder auf die Beine zu heben. Entlang der Mauer angelte sie sich zurück zum Club. Ihr war schlecht und schwindlig. Das allerdings konnte man sicher auf den Alkohol schieben. Am Club angekommen rutschte sie die Mauer runter und blieb sitzen. Ihre Beine zog sie an, nur um ihren Arm auf diesen abzustützen. Noch immer herrschte Schmerz in ihrem Körper. „Mimi-chan! Da bist du ja!“, kam es von Sora, die sich zu der Jüngeren runterbeugte. „Geht es dir gut?“ Mimi schluckte. Sie fühlte sich eklig. Benutzt. Zerstört. Sie wollte hier weg. Weg von diesem Ort, weg von der Verpflichtung, auf Fragen zu antworten. „Ich…Ich…ich habe wohl zu viel getrunken…Lass uns nach Hause gehen…“   In der Kirche angekommen sah sie sich mit einer ganz anderen Situation konfrontiert. Ihr Bruder half ihr aus dem Auto, während sie der Kirche emporschritt. Makoto musterte sie stolz. „Du bist wirklich wunderschön…“, hauchte er seiner kleinen Schwester zu. Diese zwang sich, sein Lächeln zu erwidern. So ließ sie sich von dem Älteren in die Kirche führen. Bereits zu Beginn erklang ihr Lieblingslied, begleitet von den sanftmütigen Klängen der Orgel. Makoto führte Mimi zu ihrem Vater, der sie an den Altar führen würde. Ihr Schleier bedeckte ihr Gesicht, so dass niemand sah, wie ihr die Tränen über die Wangen tropften.   Jeder Schritt auf Taichi zu, ließ sie mehr in ihrer inneren Verzweiflung versinken. Der Yagami stand nervös neben seinem besten Freund, ihre Freunde sammelten sich unter dem Publikum. Aus dem Augenwinkeln heraus sah sie Joe und Koushiro, die ihr zulächelten. Rechts und links saßen unter anderen Daisuke, Cody und Ken, die wahrlich euphorisch wirkten. Tatsächlich war die Kirche gefüllt mit dem Gefühl der Freude und Liebe. Nur Mimi konnte davon nichts spüren. Mit jedem Schritt zerbrach sie ein wenig mehr. Sie hatte ihn betrogen. Ihn hintergangen. Sich von einem anderen Mann berühren lassen. Nichts dagegen getan.   Sie hatte es nicht verdient, mit ihm zusammen zu sein. Er hatte was Besseres verdient.   „Pass gut auf sie auf!“, hörte sie strenge Stimme ihres Vaters, die sich an ihren zukünftigen Ehemann wandte. Mimi bekam Panik auf ganzer Linie, war wie schockgefroren. Nur mechanisch ließ sie die Hand durch ihren Vater zu Taichi führen. Wie stolz er aussah, als er Mimi ins Gesicht blickte. „Du bist wunderschön…“, flüsterte er ihr zu.   Wunderschön?   In ihr brach alles zusammen, Tränen flossen ihr schmerzlich über die Wangen. Es ging nicht… Das konnte sie ihm nicht antun. Sie was schmutzig. Ein anderer hatte sie berührt…   So hob sie den Blick und sah ihn aus schmerzverzerrten Augen an. Auch seine warmen braunen Augen weiteten sich. Er kannte sie gut genug. Ebenso in ihm zerbrach etwas, als er den Blick wahrnahm. Innerlich flehte er, sie würde es nicht sagen. Für einen Moment hielt er die Luft an. Scheinbar alle Anwesenden hielten die Luft an. Mimi ließ ihre Hand aus seinem Griff sinken.   „Ich kann dich nicht heiraten!“   Und es war vorbei… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)