It´s a wonderful life von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 8: Macht ---------------- Sie wappneten sich und machten sich auf das Schlimmste gefasst, doch als die Tür aufging, stand davor Vernon Boyd und in seinen Armen lag Erica. Sie war in einem bemitleidenswerten Zustand; ihr Körper war schlaff und abgekämpft, ihr Gesicht war unglaublich blass. Im krassen Gegensatz dazu stand das Blut, dass ihr aus den Mundwinkeln lief. Offensichtlich hatte sie wieder einen Anfall gehabt; und zwar einen heftigen und hatte sich dabei heftig auf die Zunge gebissen. Boyd hielt sie Peter hin und flehte: „Hilf´ ihr! Bitte! Mach´ sie gesund!“ Peter nickte und ließ die beiden ein. Erica wurde auf dem Sofa abgelegt und Peter beugte sich über sie, während sich das ganze Rudel um sie herum versammelte: „Du musst zustimmen!“ erklärte er sanft: „Es ist ein Geschenk. Du musst es wollen!“ „Ich wurde damals nicht gefragt!“ brummte Scott unzufrieden aus dem Hintergrund, woraufhin Derek ihm leicht den Ellenbogen in die Rippen stieß, weil er mit dieser unbequemen Wahrheit die Heiligkeit des Augenblicks störte. Erica versuchte zu antworten, doch aufgrund von Erschöpfung und der Verletzung ihrer Zunge gelang es ihr nicht. Verzweifelte Tränen liefen ihr aus den Augenwinkeln. Sie nickte bloß und blickte Peter flehend aus ihren Bernsteinaugen an. Peter verwandelte sich und Stiles erschrak ein wenig, denn er hatte beinahe vergessen, wie furchterregend dieser in seiner Alphaversion aussah. `Sein´ Beta-Peter daheim war ihm allemal lieber: Weniger Dämon, mehr Teenagerschmonzettenwolf. Erica zuckte nicht einmal zusammen bei dem Biss, der sicherlich schmerzhaft war. Es wirkte eher, als mache sie eine religiöse Erfahrung. Anschließend blickte Peter zu Vernon auf. Beide mussten nichts sagen. Boyd hielt ihm einfach nur den Arm hin und so erhielt auch er sein Geschenk. Stiles achtete jedoch nicht wirklich darauf. Vielmehr war er fasziniert von der Wandlung, die sich schlagartig mit Erica vollzog. Sie wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln, ihr Gesicht erhielt wieder Farbe und sie erhob sich mit einem sinnlichen Lächeln. Sie probierte ihre Zunge aus und stellte fest, dass diese vollständig verheilt war. Erica marschierte hinüber zu ihrem Verlobten, schlang die Arme um ihn, hob sich so selbst hoch, wand die Beine um die Hüften des großen, kräftigen Kerl, küsste ihn und murmelte: „Nun wird alles gut, Babe!“ Beide wendeten sie sich Peter zu und bedankten sich: „Bedankt euch nicht, Kinder.“ erwiderte dieser nachdenklich: „Ich habe euch gerade eine Zielscheibe auf die Brust gemalt.“ Dann fügte er hinzu: „Am besten wäre es, wenn ihr von nun an in meiner Nähe bleiben würdet. Die Frage ist nur, wo ihr schlafen wollt?“ „Sie können mein Bett haben und Stiles und ich kommen rüber zu euch. Für eine Nacht wird es gehen und morgen überlegen wir uns etwas anderes!“ erklärte Derek. Peter sah wenig erfreut aus und sein Neffe flüsterte ihm zu: „Was denn? Du musst deine neuen Betas ja nicht gleich in der ersten Nacht traumatisieren, indem du sie dabei zuhören lässt, wie du die halbe Nacht mit Scott Unzucht treibst, richtig?“ Peter zog wissend eine Augenbraue hoch und zischte in Dereks Ohr: „Hältst du mich eigentlich für blöd, Junge? Denkst du, bloß weil du unter der Dusche warst, würdest du nun nicht mehr aus jeder Pore nach Stiles riechen? Also lehn´ dich nicht so weit aus dem Fenster, klar!“ Derek wurde blass. Doch einen Vorteil hatte es, dass die Katze nun aus dem Sack war: Stiles und er mussten nicht mehr so tun als ob und konnten sich später in Peters Bett, wo es ohnehin schon kuschelig eng war, im Arm halten. Stiles und Scott lagen dabei Rücken an Rücken und hielten sich bei der Hand. Alles in allem war es eine merkwürdige Nacht, aber nicht sie schlechteste, die Stiles je erlebt hatte. Als er kurz vor dem Morgengrauen erwachte und nicht mehr einschlafen konnte beschlichen Stiles jedoch üble Schuldgefühle. Immer noch in den Armen des Dereks dieser Welt schrie er in Gedanken verzweifelt nach dem in seiner eigenen. Und dieser war auf Empfang! Stiles ließ ihn wissen, dass es nun geschehen war, denn er fand, sein Freund müsse es wissen. (Außerdem trieben ihn seine Schuldgefühle dazu) Derek schien nicht überrascht zu sein. Er war auch nicht wütend. Es war viel schlimmer. Denn er war so wahnsinnig traurig! Stiles versuchte Trost auszusenden und seinen Gefährten seiner Liebe zu versichern. Was hätte er auch sonst tun können? Nachdem er sich eine Weile später von ihm verabschiedet hatte, fing er an zu weinen. Und in einem anderen Beacon Hills weinte Derek auch, während der hiesige von dem bebenden Körper in seinen Armen erwachte. Er musste nicht fragen, was los war. Er zog Stiles einfach nur fester an sich. Später am Morgen hatte Stiles sich wieder ein wenig gefangen. Als er mit dem Derek in dieser Welt geschlafen hatte, hatte er eine Entscheidung getroffen und diese fühlte sich trotz des Schmerzes immer noch richtig an. Selbst dann wenn sie seinen Liebhaber zuhause unglücklich machte! Zu ihm konnte er immerhin heimkehren und sie hatten noch ihr ganzes Leben vor sich, während der Countdown für ihn und den Derek hier unaufhaltsam rückwärts lief. Und dann wäre er es, der unglücklich war. Für eine sehr lange Zeit! Und darum wollte Stiles ihm wenigstens vorher beibringen, wie Glücklichsein funktionierte. Er wollte ihm das Wissen dalassen, wonach er suchen und wie es sich anfühlen musste. Stiles machte sich nun daran, Kaffee und Frühstück für eine ganze Kompanie zuzubereiten und die Anwesenden ließen sich am Boden nieder, weil es einfach nicht genug Stühle für alle gab. Beim Essen wollte Stiles von den frischgebackenen Werwölfen wissen, wie sie sich fühlten. Erica beantwortete das für sie: „Stark!“ sagte sie mit einem betörenden, schiefen Grinsen: „Unbesiegbar!“ Stiles lächelte: „Wollen wir es hoffen!“ kommentierte er: „Und du?“ erkundigte er sich bei Peter: „Mächtig!“ sagte dieser schlicht. „Gut!“ sagte Stiles: „Aber lass´ es dir nicht zu Kopf steigen, denn so weit ich mich erinnere bist du auf dem Machttrip unausstehlich!“ Er ließ es wie einen Scherz klingen, doch ganz ohne Sorge war er nicht. Sie hatten ihre Mahlzeit beinahe beendet, als es wieder einmal an der Tür klopfte. Peter, gefolgt von Scott und Stiles gingen, um nachzusehen, wer da war. Vor dem Stahltor stand, eine Flasche Bourbon in seiner letzten, verbliebenen Hand haltend, mit Ringen unter den eisblauen Augen, kein anderer als Chris Argent: „Morgen Jungs! Ihr habt einen Jäger zur Alpha-Beseitigung bestellt?“ Peter musterte den Mann mit zusammengekniffenen Augen, doch Stiles hakte diesen unter, ehe es böses Blut geben konnte und sagte im Plauderton auf die Flasche deutend: „Na mein Freund? Hat die Party schon früh begonnen, oder ist die gestrige noch gar nicht vorbei?“ „Mein Leben ist eine ständige Party, seit alle tot sind, die ich je geliebt habe!“ behauptete der Werwolfjäger lallend und bitter. Stiles nahm sanft die Flasche aus seiner Hand und wollte wissen: „Was halten sie denn von einem Kaffee, Argent?“ Der Mann nickte, erhielt einen Augenblick später einen dampfenden Becher mit dem schwarzen Gebräu, holte sich seinen Stoff zurück, schraubte die Flasche mit den Zähnen auf und gab einen tüchtigen Schluck Whiskey zum Kaffee: „Für den Geschmack!“ behauptete er. „Na dann Prost!“ erwiderte Stiles kopfschüttelnd. Chris deutete auf die Menschenansammlung im Loft und kommentierte: „Kuschlig hier. Vielleicht ein bisschen überbevölkert!“ „Die Armee wächst.“ gab Stiles zurück. Dann wollte er von dem Jäger wissen: „Dass sie jetzt hier sind bedeutet wohl, dass sie sich unserer guten Sache anschließen wollen, oder Argent?“ Der Ältere nickte: „So ist es! Ich habe die Schnauze voll von Deucalion und allein schaffe ich es einfach nicht! Übrigens kannst du mich Chris nennen, Junge!“ Dann fiel ihm etwas ein: „Weißt du was? Ich habe ein riesiges vermülltes Haus mit lauter leeren Zimmern! Was haltet ihr alle von einem Umzug?“ Sie schlugen es Peter vor und dessen Gesicht verfinsterte sich. Er schaute Stiles scharf an, als suche er in dessen Gesicht die Antwort. Offenbar fand er sie, denn er streckte schließlich seine Hand aus, ergriff die von Chris und schlug ein. Sie vollzogen den Umzug, ohne sich dabei von den Alphas erwischen zu lassen und waren dann erst mal den ganzen Vormittag damit beschäftigt, die Müllkippe im Haus der Argents zu beseitigen. Während Scott und Stiles leere Schnapsflaschen hinaus zum Müll trugen, bat Scott plötzlich unvermittelt: „Erzählst du mir von meinem Doppelgänger in deiner Welt? Wie ist er so?“ Stiles lächelte und vermisste seinen Alpha mit einem Mal wie verrückt! Er entsorgte die Flaschen, die er getragen hatte in der Tonne vor dem Haus und hielt dann in seiner Tätigkeit inne, um die Frage zu beantworten: „Eigentlich ist er so wie du! Besonnen, sanft, mitfühlend, freundlich, lustig; eben der beste Freund, den man sich wünschen kann! Aber da ist etwas, was euch unterscheidet.“ Stiles hielt kurz inne und fuhr dann fort: „Mein Scott hat Wurzeln! Er hat Melissa, seine Freundin, sein Rudel...“ und bescheiden fügte er hinzu: ...und mich! Wir alle geben unserem Scott den Halt, den er braucht, um der Alpha zu sein, der er ist. Und er ist wirklich eine große Sache, drüben in meiner Welt: Der WAHRE Alpha! Du hast viele Bewunderer. Und viele Feinde!“ „Wieso?“ fragte Scott verwirrt. Stiles zuckte die Achseln: „Ich schätze, weil wahre Macht dies nun einmal auslöst!“ Scott schaute ihn unbehaglich an. Dann schüttelte er sich ein wenig und murmelte: „Lass uns weitermachen, O.K.?“ Chris saß auf einem der Sessel und schaute belustigt bei den Räumungsarbeiten zu, bis Stiles sich irgendwann neben ihn hockte und fragte, was denn wohl so saukomisch wäre: „Ich habe mich nur gerade gefragt, was mein Miststück von Vater dazu gesagt hätte, dass eine Truppe Werwölfe zum Hausputz zu mir kommt und wir dann eine puppenlustige WG gründen.“ erwiderte der Jäger mit einem Grinsen: „Er kam mir immer wie ein Mann vor, der Ironie zu schätzen weiß!“ Erwiderte Stiles: „Wo ist Gerard eigentlich. Ist ihm etwas zugestoßen? Werwölfe?“ Chris schüttelte den Kopf: „Bauchspeicheldrüsenkrebs im letzten Jahr. Er war der letzte Tote!“ „Kate?“ fragte Stiles: „Sie lebt!“ gab Chris schneidend zurück: „Aber für mich ist sie gestorben. Sie hat auf den Kodex gepfiffen, die Seiten gewechselt und arbeitet nun nach ihren eigenen Regeln. Sie ist eine kaltherzige Bitch und ich hoffe, ich muss sie nie wieder treffen!“ „Und was ist mit deiner Frau? In meiner Welt starb sie, weil sie sich nach dem Biss eines Alphas das Leben genommen hatte. Mit deiner Hilfe, wie ich vermute!“ erwiderte Stiles. Chris blickte den Jüngeren überrascht an: „Hier war es genauso! Sie kam Deucalion und seinem Rudel in die Quere, als sie Allison retten wollte und wurde gebissen. Ihr zu helfen, das Messer zu führen war die schwerste Sache, die ich jemals tun musste.“ Chris warf einen düsteren Blick auf Scott und Stiles rief ärgerlich: „ES IST NICHT SEINE SCHULD, CHRIS! Scott ist auch nur ein Opfer. Und er hat so wahnsinnig viel verloren! Diese Alphas haben ihm noch viel mehr genommen, als auf den ersten Blick zu sehen ist: Sein Selbstvertrauen, seine Stärke, seine Macht!“ Chris blickte Stiles fragend an, doch der zuckte nur mit den Schultern und fügte wortkarg hinzu: „Lange Geschichte!“ Kurz hatte er darüber nachgedacht, Chris zu sagen, dass es in seiner Welt Derek gewesen war, der Ms. Argent gebissen hatte um Scott zu retten, doch im Sinne der Friedenswahrung nahm er davon Abstand. Es spielte hier und jetzt auch keine Rolle. Als das Haus in bewohnbaren Zustand versetzt und die Zimmer verteilt waren; da nicht genug Betten zur Verfügung hatten sie weitere Matratzen besorgt, fanden sich alle im Wohnzimmer der Argents ein und Stiles beschloss ein weiteres Mal zu Kochen. Die Küche von Chris war viel besser ausgestattet, als jene im Loft und mit Entzücken entdeckte Stiles den Sovietgarer, der dort stand. Er hatte Scott und Peter vorher mit einem ellenlangen Einkaufszettel losgeschickt und machte sich nun ans Werk: Vorweg eine Cremesuppe mit verschiedenen Pilzen, schonend gegartes Rinderfilet mit grünen Bohnen und Ofenkartoffeln und zum Dessert Tiramisu: Ein Festmahl, weil Stiles in feierlicher Stimmung war. Als sie aßen, nahm Stiles den merkwürdigen Ausdruck auf dem Gesicht von Chris wahr, als da mit einem Mal acht weitere Personen an seinem Tisch saßen, wo sich in den letzten Jahre nur die Gespenster der Vergangenheit herumgetrieben hatten. Stiles nahm zur Kenntnis, das der Jäger den Bourbon wegließ und sich an Saftschorle hielt. Dann ließ der junge Magier die Augen weiter wandern und sein Blick blieb an Isaak auf dem Platz neben sich hängen und er sah, dass diesem die Tränen in den Augen standen. Unter dem Tisch drückte Stiles ihm freundschaftlich das Knie und fragte: „Alles klar, Kumpel?“ „Kneif´ mich mal. Ist das alles echt?“ wollte er wissen: „Bin ich wirklich hier, oder träume ich?“ Stiles lachte ein wenig. Er kniff Isaak nicht. Stattdessen versetzte er ihm einen klitzekleinen Stromschlag: „Und? Bist du nun wach?“ fragte er mit einem frechen Grinsen: „Autsch!“ beschwerte sich der Werwolf mit einem kleinen Lächeln: „Du Arsch!“ Stiles zuckte unschuldig mit den Achseln. Zwei Personen fehlten am Tisch, doch einen von ihnen würde er heute noch zu ihnen holen beschloss Stiles in diesem Moment. Die Situation hatte sich mit ihrem neuen Standort geändert und HIER, im Haus des Jägers, würden dir Alphas sie mit Sicherheit nicht vermuten, falls sie versuchen sollten, sich zu rächen. Nach dem Essen erzählte Stiles Scott, Peter und Derek was er vorhatte und machte auch klar, dass er allein gehen werde. „Kommt nicht in Frage!“ sagte Derek entsetzt und die anderen beiden stimmten ihm zu: „Wir vier werden zusammen gehen!“ bestimmte Peter. Er ging hinüber zu Chris, deutete auf Malia und die neuen Betas und sagte: „Du hast den Hauptgewinn, Argent! Du bist für die nächsten ein bis zwei Stunden Ziehvater für unsere Welpen hier!“ Wenig später saß Stiles mit seinen drei Werwölfen im Auto auf dem Weg zu den Alphas und versuchte, ruhig zu werden und sich zu konzentrieren. Die Macht seiner Gedanken! Er war der Funke! Die allererste Lektion, die Stiles von seinem Lehrer erhalten hatte, damals als er sechzehn war und selbst noch nicht die geringste Ahnung von seinen späteren Fähigkeiten gehabt hatte. Deaton hingegen hatte es zu diesem Zeitpunkt schon gewusst. Und jetzt würde es sich erweisen, ob er schon so weit war. Denn heute würde er etwas ausprobieren, was er zuvor noch nicht versucht hatte. Er befürchtete, dass eine gute Chance bestand, damit sich selbst und auch Deaton auf molekularer Ebene aufzulösen, so dass sie beide dann bis in alle Ewigkeit einfach so als Elementarteilchen in der Gegend herumschwirren würden. Konnte so etwas wirklich passieren? Eigentlich hatte Stiles keine Ahnung, aber die Vorstellung war dennoch unbehaglich und der, den er danach hätte fragen können war genau der, den er auf diese Weise retten wollte. Zweimal hatte Stiles sich bereits selbst teleportiert, auch wenn das erste Mal wohl kaum zählte, denn dabei hatte er sich ja hierher nach Nimmerland verirrt. Also konnte man wirklich nur von einem erfolgreichen Testflug sprechen. Keine vielversprechende Statistik, die dazu einlud, nun auf den verwegenen Gedanken zu kommen, noch eine zweite Person, sozusagen auf dem Sozius-Sitz mitnehmen zu wollen, aber das war genau das, was er vorhatte. Er würde seinen Werwölfen nichts von seinen Befürchtungen verraten. Der Gedanke gibt der Materie Form! Dieser merkwürdige Satz tauchte plötzlich in seinem Kopf auf. Er hatte ihn nicht gerufen, er hatte ihn nicht erdacht, der Satz war ihm vielmehr erschienen! Und es klang verdächtig nach etwas, das Deaton sagen würde. Stiles und die Wölfe hatte den Wagen an der selben, vom Apartment der Alphas aus unsichtbaren Stelle abgestellt, wie die letzten Male, als Stiles diesen einen Besuch abgestattet hatte. Nun ließ er seine Wölfe die Ohren spitzen und diese teilten ihm mit, dass es einen schwachen, menschlichen Herzschlag gäbe und den Doppelschlag einer schwangeren Werwölfin; ihren eigenen und den des Fötus: „Ist Kali bei Deaton im Zimmer?“ wollte Stiles wissen. Scott schüttelte den Kopf: „Sie ist im Nebenraum. Sei leise, wenn du reingehst. Wir halten hier unten Wache, falls die Anderen wiederkommen! Schrei´wenn du Hilfe brauchst. Wir werden dich hören. Und pass´auf dich auf!“ Er umarmte ihn fest: „Tu´ ich doch immer.“ behauptete Stiles und fügte, einem Impuls folgend hinzu: „Ich hab´ dich lieb, Bro!“ Als er ihn wieder losließ, nickte Stiles den dreien noch einmal zu, ehe er sich vor ihren Augen auflöste. Seine Übelkeit hielt sich dieses Mal in Grenzen, als Stiles sich im Zimmer materialisierte, in welchem Deaton gefangengehalten wurde. Er konnte sofort sehen, dass der Tierarzt in keinem guten Zustand war. Man hatten ihn grün und blau geschlagen, auf einer Wange prangte eine hässliche Platzwunde und er hatte eine aufgesprungene Lippe. Er hing halb bewusstlos in seinen Fesseln an demselben Stuhl, wie schon beim letzten Mal, als Stiles hier gewesen war und er war sich nicht sicher, ob der Tierarzt seine Ankunft überhaupt wahrgenommen hatte. Aber das spielte im Augenblick auch keine Rolle. Stiles machte sich daran, die Fesseln Deatons zu lösen, was sich gar nicht so einfach gestaltete und eine gefühlte Ewigkeit dauerte. Bei der Berührung stellte Stiles fest, dass die Hände des Gefangenen schon ganz kalt waren, aufgrund der schlechten Blutversorgung. Es wurde Zeit, dass Deton endlich hier herauskam, denn sehr viel länger würde dieser wohl nicht durchhalten. Stiles war soeben dabei, die letzte Fessel zu lösen, als die Tür eingetreten wurde und Kali ins Zimmer gestürmt kam. Fuck! Und was nun? Stiles wäre vor Schreck beinahe das Herz in die Hose gerutscht. Er könnte sich unsichtbar machen, doch dann würde sie vielleicht anstatt dessen Deaton verletzen. Er konnte sie unter Strom setzen, doch abgesehen davon, dass er ihr aus Angst vor ihren Klauen nicht so nah kommen mochte, war da ja auch noch dieses unschuldige Baby in ihr, dass er nicht verletzen wollte. Hätte er doch bloß an Ebereschenasche gedacht. Dann kam ihm eine Idee! Die Asche war nur ein Symbol für die Magie, richtig. Und die Magie trug er in sich! Er warf seine Hand in die Luft und da war die Asche, die auf die Alphawölfin herabrieselte um dann einen perfekten Bannkreis um sie zu bilden. Kali brüllte vor Wut, doch es half ihr nichts: Sie war gefangen!“ „Sorry, Schätzchen!“ rief Stiles ihr zu: „Ich kann leider nicht bleiben, um zu plaudern. Alles Gute zur Mutterschaft. Arrivederci!“ Er legte Deaton die Hände auf die Schultern, auch wenn das vielleicht nicht nötig gewesen wäre und konzentrierte sich darauf, sie beide aus dem Gebäude zu teleportieren. Es schien zu funktionieren, doch es war unendlich mühsam. Stiles hatte das Gefühl, er müsste den größeren und schwereren Mann auf seinen Schultern tragen. Oder vielleicht war das passendere Bild, dass Deaton Körper durch eine Leine mit seinem Körper verbunden war und er musste ihn mühsamen Schrittes hinter sich her schleifen. Mit Gegenwind! Seine bisherigen Soloflüge waren ihm stets so vorgekommen, als würde er sein Ziel in einem Wimpernschlag erreichen, doch jetzt schien es Stunden zu dauern. Der Raum in dem er befand zersetzte sich quälend langsam vor seinen Augen und immer wieder blitzte sein Zielort für den Bruchteil einer Sekunde vor Stiles auf, doch irgendwie befanden sich Deaton und er an zwei Orten gleichzeitig. Und erst ganz nach und nach fühlte es sich so an, als befänden sie sich weniger in Deatons Gefängnis und mehr auf dem Parkplatz bei Peter, Scott und Derek. Und als die Bilder des Standortes seiner Freunde deutlicher wurden, erkannte Stiles, das hier gerade ein Kampf im Gange war. Derek schlug sich mit Ennis, die Zwillinge prügelten auf Scott ein, Lydia und Danny hielten sich als Rückendeckung im Hintergrund und Deucalion setzte Peter schwer zu. Dieser Lag am Boden und der Blinde hieb mit seinen Klauen immer wieder auf ihn ein. Zu einer Gegenwehr war Peter mittlerweile scheinbar gar nicht mehr in der Lage. Stiles sah es mit an, doch es gab noch nichts, was er dagegen tun konnte, weil er im Augenblick noch mehr von einem Geist als einem Menschen hatte. Gerade schleuderte Ennis Derek viele Meter durch die Luft, bis dieser kaum bei Bewusstsein auf dem Dach einer kleinen Garage zum liegen kam. Ennis wollte ihm gerade hinterher und Derek ein Ende machen, als er das Brüllen seiner gefangenen Gefährtin von oben aus dem Apartment hörte. Er schnappte sich Lydia und rannte mit ihr zu Kalis Rettung. Und endlich waren Stiles und Deaton wieder ganz im Hier und Jetzt angekommen. Keine Sekunde zu früh, den Deucalion setzte gerade zum finalen Hieb gegen Peter an, der auf dessen Kehle zielte. Stiles hatte nicht wirklich Zeit, sich zu überlegen, was er tun konnte, er musste Handeln. Deucalion durfte Peter nicht töten: Das war sein einziger Gedanke! Er holte mit den Händen aus und eigentlich dachte er, er würde Blitze auf den Alphadämonen schießen, doch es geschah etwas anderen. Es war wie ein heftiger Windstoß oder eine Energiewelle, die Deucalion traf und Ihn zu Fall brachte, so dass er schon beinahe slapstickartig auf dem Hintern landete: „DU!“ brüllte der Alpha: „Du gehst mir verdammt nochmal ganz schön auf den Wecker: Tauchst hier uneingeladen auf und bringst alles durcheinander!“ „ICH gehe DIR auf den Wecker?“ fragte Stiles ungläubig: „DU TERRORISIERST MEINE FREUNDE!“ Peter lag am Boden und es schien, als hätte er es endgültig hinter sich und der junge Magier spürte eine wahnsinnige Wut in sich. Er stellte sich vor, wie er Deucalion hoch in die Luft hob und genau das geschah nun auch. Der blinde Alpha zappelte einen Augenblick lang hilflos in der Luft, ehe Stiles in allein mit der Kraft seiner Gedanken gegen eine Hauswand warf. Deucalion rappelte sich wieder auf, klopfte sich den Staub von seinen Kleidern und murmelte: „Du bist wirklich ein mächtiges kleines Ding. Es wird mir Spaß machen, dich in Fetzen zu reißen!“ „Ehe ich dich dafür nah genug an mich heranlasse, lasse ich dich Kraft meiner Gedanken explodieren. Hast du je „Der weiße Hai“ gesehen? Das wird hässlich!“ spukte Stiles verächtlich aus. Er sah die Klaue von Danny hinter sich nicht kommen und der Streich wäre mit Sicherheit tödlich gewesen, wenn in diesem Moment nicht Deaton so weit wieder bei Bewusstsein gewesen wäre, dass er Dannys Fuß packen und ihn zu Fall bringen konnte. So ging der Klauenhieb zwar einmal quer über Stiles Rücken, doch die Verletzung blieb oberflächlich. Das bedeutete aber nicht, dass sie nicht schmerzte, wie die Hölle. Stiles sog scharf den Atem ein. Er wandte sich schnell um und setzte Danny unter Strom, bis dieser sich nicht mehr rührte und versuchte, dabei nicht an dessen Ebenbild, den Freund zu denken, den er zuhause hatte. Indes war Deucalion Stiles Position bedenklich nah gekommen und wollte beenden, was Danny angefangen hatte, doch Stiles reagierte rechtzeitig, schleuderte ihn ein weitere Mal durch die Luft und der blinde Alpha landete mit Wucht auf einem Zaun wo er von einem Pfahl durchbohrt wurde und hilflos zappelnd hängen blieb. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell: Ethan hatte in der Zwischenzeit ein Auto herangefahren, Ennis kehrte mit Lydia und und Kali zurück, sie befreiten ihren Anführer und schafften ihn in den Wagen. Aiden versetzte Stiles einen Schlag mit der Faust und setzte sich dann ans Steuer, Ethan packte Scott, stieß auch ihn in das Gefährt, doch nicht ohne einen kurzen Blick zurück auf seinen bewusstlosen Gefährten am Boden zu werfen und dann fuhr das Auto mit den Alphas, Lydia und Stiles bestem Freund darin mit quitschenden Reifen davon. Stiles erhob sich mühsam unter Schmerzen und musste nun entscheiden, ob er Dereks Wagen nahm und hinterherfuhr oder sich um seine drei verletzten Freunde kümmerte. Sein Inneres fühlte sich an, wie Eis. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)