Written in the Scars (of Our Hearts) von yezz ================================================================================ Kapitel 8: Drowning Sorrows --------------------------- Als die Dienerin kam und ein Tablett mit Wasabi Shumai abstellte, hätte Byakuya sie beinahe gebeten, es mitzurückzunehmen. Renji könnte niemals etwas so scharfes essen. Doch dann erinnerte er sich. Renji war nicht hier. Doch es schien, dass sonst jeder da war. Tatsächlich war dies sogar eines der größten Abendessen, die er seit einer langen Zeit hatte. Kommandant Ukitake beobachtete, wie Kommandant Kyōraku sich über den niedrigen Tisch lehnte, um Tante Masamas Sakeschale kokett zu füllen. Sie schien absolut von Shunsui angetan zu sein, denn ihre Hand ruhte grazil über ihrer Brust und ihr Blick glitt verlegen nach unten. Wenn man sie so betrachtete, mit ihren silberweißen Haaren offen, in sanften Wellen hinunterfallend, konnte sich Byakuya fast schon vorstellen, wie schön sie in ihrer Jugend gewesen sein musste. Sie war auch immer noch wahrhaftig schön, sah aus wie eine weibliche Version von Kommandant Ukitake, was auch Shunsuis Fürsorglichkeit erkläre könnte… wenn er nicht so mit jedem wäre. Tatsächlich wandte sich Kyōraku bald genug mit seinem bombastischen Charme Byakuya zu und bot ihm mehr Sake an. „Komm, ertränke deine Sorgen, armer Junge! Das ist, was jeder Mann in Abwesenheit seines Geliebten machen sollte!“ Neben Byakuya verschluckte sich Tante Masama. Ukitake klopfte ihr leicht den Rücken. „Ja, seid vorsichtig, Lady Kuchiki. Die Klöße sind sehr scharf. Ein Bissen schon hat meine Nebenhöhlen frei gemacht.“ „Ich bezweifle, dass die Klöße das unserer armen Dame angetan haben“, sagte Kyōraku. „Ich vermute, sie billigt Herrn Renji nicht.“ Byakuya versuchte Ukitake und Kyōraku einen Blick zu zuwerfen, der andeutete, dass sein Liebesleben im Allgemeinen ein Schritt zu weit ging, aber ganz im Besonderen kein Thema vor seiner Familie war. Warum hatte Byakuya gedacht, dass es eine gute Idee wäre, diese beiden zum Abendessen einzuladen? Ukitake alleine wäre vielleicht noch in Ordnung gewesen, doch Kyōraku warf fröhlich noch Brandbeschleuniger ins Feuer. „Natürlich billige ich ihn nicht“, keifte Tante Masa, sobald sie wieder zu Atem gekommen war. Doch dann blickte sie in die Runde, als suche sie einen Verbündeten. Ihre Augen blieben an Kyōraku hängen. „Shunsui, du bist einer von uns, du musst doch meine… Bedenken verstehen.“ Einen Weg zu finden, Renji umzubringen, waren Bedenken, oder? Byakuya hasste die Vorstellung, wie sie gnadenlos zuschlug. Er überlegte, einen Kommentar in dieser Richtung loszuwerden, doch bot stattdessen Ukitake einen weiteren Kloß an, bevor er sich selbst bediente und es vorzog, so lange wie möglich nicht in die Diskussion einzugreifen. Wenn sie an ihm vorbei reden wollten, würde Byakuya sie lassen. „Ich bin mir nicht sicher, warum sie mich so anschauen, als wäre ich einer von ihnen, meine Dame“, sagte Shunsui in einem ungewöhnlich ernsten Ton. Er schob den Hut zurück, um sie in einen überraschend intensiven, durchdringenden Blick einzufangen. „Wenn ich zu einer Gruppe gehöre, dann zu Herrn Renjis. Ich bin ein Soldat und war das jeden Tag meines Lebens seit über 2.000 Jahren. Ein Krieger kümmert sich nicht um den Zufall der Geburt von jemanden. Wir sind auf dem Schlachtfeld alle gleich. Fähigkeiten, Intellekt und Courage entscheidet das Schicksal eines Kriegers! Wen würden sie als Bodyguard bevorzugen, meine liebe Dame: Jemanden mit perfekter Abstammung oder einen mit perfekten Treffern in der Schießkunst?“ Tante Masa winkte Kyōraku Antwort weg, als sei sie trivial. „Aber mein lieber Shunsui, sei für einen Moment ernst. Das Soldatentum ist ein toller Beruf für jeden, doch es ist nicht, was eine Person definiert. Vielleicht sind alle Dinge gleichgestellt im Eifer des Gefechts, doch am Ende vom Tag, wenn das Schwert zur Seite gelegt ist, kannst du nicht erwarten, dass sich ein Löwe zu einem Schwein legt.“ Schwein, eh? Zumindest war sie nicht mit dem nächstliegenden ‚Hund‘ gegangen, dachte Byakuya, als er an Kyōraku Familiengebräu nippte. Ein bisschen zu fruchtig nach seinem Geschmack, aber reichhaltig und kräftig. Hmmm, ein wenig wie der Mann selbst. Kyōraku lachte. „Du lässt es klingen, als wären wir eine andere Spezies!“ „Nun ja, sind wir das nicht?“, schnüffelte Masama und aß von ihrem Kloß. „Diese elendigen Kreaturen vom Rukongai sind gebrauchte, wiederverwertete Seelen. Wir wurden nur einmal geboren als freie, reine Seelen.“ „Ich bin mir nicht sicher, dass ich irgendwen ‚gebraucht‘ nennen würde“, sagte Ukitake vorsichtig. „Das klingt, als würde der Prozess der Wiedergeburt ein Leben mindern. Die Wahrheit könnte aber nicht gegenteiliger sein! Erfahrungen, die in jeder Lebenszeit gesammelt wurden, stärken den Geist.“ Tante Masama kräuselte die Lippen. „Stärke? Tsk, ihr Shinigami seid alle gleich mit eurer Besessenheit nach roher Macht! Vergesst ihr, dass so viele dieser dreckigen Bestien im Rukongai wiedergeborene Hollows sind?“ Byakuya blickte dabei auf. Natürlich war ihm das vage bekannt. Immerhin wurden Hollows durch Zanpakutōs nicht getötet, sondern stattdessen geläutert, ins Gleichgewicht zurückgeführt. Manche gingen woanders hin, doch einige wurden vermutlich in der Soul Society als etwas wiedergeboren… aber als Menschen? Warum hat er so etwas noch nicht gehört? Eine Seele die einmal die eines Hollows gewesen war, würde angeboren stark und sehr hungrig sein… ein erstklassiger Kandidat, um Shinigami zu werden. „Ist ihnen aufgefallen, meine Dame, dass ‚reine‘ Seelen genauso einfach sterben, als jede andere?“, fragte Kyōraku mit einem Lachen. Er hob seine Schale mit Sake in Byakuyas Richtung in einer Art Gruß. „Ha! Nun, das ist ein Gedanke, eh, Herr Byakuya. Was ist, wenn dein Herr Renji tatsächlich die wiedergeborene Seele deines Ur-Ur-Großvaters wäre!?“ „Verbanne diesen Gedanken“, schrillte Tante Masamas Stimme. „Unsere Familie würde niemals so niedrig sinken!“ Renji? Einmal ein Hollow? Er hatte bereits jetzt schon genug von einem unersättlichen Dämon. „Ja“, sagte Byakuya. „Gott bewahre.“ Eine Dienerin kam, um die Vorspeisenteller abzuräumen und den ersten Gang zu bringen. Ukitake lächelte anerkennend, während er sie beobachtete, wie sie einen großen Topf Imoni, einen traditionellen Herbsteintopf mit Kartoffeln und Schweinefleisch, auf den Tisch stellte. Ironisch dachte Byakuya: ‚Bauern‘-Essen. Der dicke Eintopf war ein Gericht, das Tage über einer Feuerstelle draußen köcheln konnte und mit vielen geteilt wurde. Viele hungrige, verlorene Seelen. Wie Renji? Er schöpfte etwas von der Suppe in eine Schale, dann blickte Byakuya zu Ukitake und bot sie ihm an. „Ist das wahr, Kommandant? Kehren einige Hollows zur Soul Society als Seelen im Rukongai zurück? Was ist mit Hueco Mundo?“ Ukitake lächelte verlegen und rieb sich den Nacken. „Nun ja, ich bin kaum ein Experte in Spiritualität, Byakuya. Aber denkst du nicht auch, dass nur wirklich widerspenstige Seelen in die Abwärtsspirale von Hueco Mundo gezwungen sein sollten?“ „Und es ist eine seltene, absolut untilgbare Seele, die in der Hölle endet“, nickte Kyōraku zustimmend. „Es ist dir niemals in den Sinn gekommen, oder?“, fragte Tante Masama kühl. „Dass dieser Mann, den du dir ausgesucht hast, ein Dämon sein könnte?“ Byakuya lachte schnaubend und kämpfte gegen die aufsteigende Röte an. „Tatsächlich ist mir das, meine liebe Tante. Dennoch bin ich weitaus neugieriger über die Hollow-Wiedergeburt.“ Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder zu den 2 Kommandanten und, nachdem er eine weitere Schale Suppe geschöpft hatte, die er Kyōraku gab, fragte er: „Sollten wir nicht in der Lage sein zu wissen, zu wass ich ein früherer Hollow entwickelt?“ Ukitake hustete etwas. Kyōraku zog eine Grimasse, als er den Eintopf entgegen nahm. Doch dann lächelte er matt und sagte: „Du solltest wirklich mit der Zwölften über diese Angelegenheit reden, mein Junge. Sie sind für die Distriktzuweisung verantwortlich.“ Gütiger Himmel, sind sie das? Byakuya fühlte sich wie ein Narr. Wie konnte es sein, dass er die Akademie abgeschlossen hatte, Kommandant der Hofgarden geworden war und so lange schon gelebt hatte, ohne jemals Andeutungen von so etwas mitbekommen zu haben?! Und wie konnte es sein, dass seine Tante, die nur Erfahrungen in geschützten, exklusiven Teilen der Seireitei gesammelt hatte, so viel mehr als er wusste? Byakuya wandte sich zu seiner Tante, während er eine Schale Eintopf für sie schöpfte. „Sag mir, meine liebe Tante, wie ist sein Name?“ Sie nahm überrascht die Schale von Byakuya an. „Wer?“ „Dein geheimer Liebhaber in der Akademie oder der 12. Division“, sagte Byakuya. Dann hielt er inne, zog fast den Eintopf aus ihren Fingern, als ihn die Erkenntnis traf. „Nein, natürlich! Es ist Miisho, mein 3. Offizier. Er ist derjenige, der all diese Panikmache begünstigt hat.“ „Nun, es ist nicht wirklich Panikmache“, sagte Ukitake und zog an seinem Ohr. „Ist es, wenn es ein Versuch ist, Renjis Ruf in den Dreck zu ziehen“, erklärte Byakuya Ukitake. Zu seiner Tante sagte er: „Seine Stärke ängstigt dich, also kannst du dir nur vorstellen, dass es aus einer fürchterlichen Quelle kommen muss. Wäre es anders, wärst du gezwungen zu akzeptieren, dass Seelen aus dem Rukongai sich manchmal entwickeln können und so mächtig wie unsere werden können.“ „Ich brauche es mir nicht vorzustellen, Byakuya-chan, ich weiß es“, zischte Tante Masama. „Ich habe ein Beweis.“ Er behielt seine Stimme unter Kontrolle und ruhig, als er fragte: „Beweis für was?“ „Das dein geliebter Rukongai-Abschaum die verdorbene Seele eines Hollows ist, die geradewegs in die Hölle geschickt werden sollte“, verkündete sie triumphal. „Oh, aber, aber“, mahnte Kyōraku. „Das ist ein bisschen harsch! Nicht wirklich ein vornehmes Gesprächsthema, was ich von einem Kuchiki erwarte!“ „Durchaus“, stimmte Ukitake zu und nahm sich ein wenig Reis aus einem Körbchen, das mit dem Eintopf serviert worden war. „Nebenbei sind alle Aufzeichnungen von Rukongai-Seelen versiegelt und unterirdisch an einem geheimen Ort versteckt. Mehr sogar, sie sind chiffriert. Es sollte keine Möglichkeit für sie – oder jemanden anderen – geben, die Geschichte einer einzelnen Seele zurückzuverfolgen. Es ist verboten.“ Byakuya beobachtete seine Tante behutsam. Ihr Blick glitt zu Boden, bei der Erwähnung der Illegalität von Erlangen einer Seelenaufzeichnung. Hatten sie das getan? Hatte sie und der 3. Offizier irgendwie die Seelenaufzeichnung von Renjis Geschichte gestohlen und entschlüsselt? Warum würden sie hinter einer solchen Information her sein? Tante Masama hasste offensichtlich diese Beziehung in einem unangemessenen Ausmaß, doch das war jenseits von extrem. Ein Verbrechen zu begehen, um zu beweisen, was die Leute bereits wussten, dass Renij vom Rukongai kommt und keine reine Seele war? Doch, vielleicht war Miisho ungewollt auf etwas gestoßen. Oder, in seiner Gier, suchte er aktiv nach Erpressungsmaterial im Allgemeinen. Byakuya vermutete, dass wenn Miisho irgendwie einen ganzen Haufen Aufzeichnungen erlangen konnte, es vielleicht auch sein Zögern mit den Teehäusern erklärte. Vielleicht hatte er mehr als nur Renjis Informationen – vielleicht hatte er auch die von Hisana und Rukia. Oder noch eine Vielzahl anderer. Dies war vielleicht in einer Weise eine Antwort, doch nichts davon mache Sinn in Richtung der Anklage wegen Unzucht. Byakuya schüttelte seinen Kopf. „Wenn das dein sogenannter Beweis ist, bist du kühn, denn er ist schwach. Ich verstehe nicht, warum etwas in dieser Richtung von Bedeutung sein könnte. Ob Renji mal ein Hollow gewesen ist oder nicht, ist die Bürde seiner Seele, nicht meiner.“ „Ist das so?“, fragte Tante Masama affektiert. Ukitake und Kyōraku tauschten Blicke aus. Byakuya runzelte die Stirn über den geheimen Austausch. Was für ein geheimes Stück Information hatten sie, die er nicht hatte? Bei welchem Punkt scheiterte er am Verständnis?“ Byakuya öffnete den Mund, um zu fragen, als Kyōraku ihn unterbrach: „Weißt du, wenn wir schon von Herrn Renji sprechen. Meine Nanao-chan ist ganz schön sauer auf ihn! Er ist einfach gegangen und hat sie mit dem Fußballturnier der Frauenvereinigung alleine gelassen.“ „Oh, ich vermute, sie hat es einfach nur von ihm übernommen“, sagte Ukitake mit einer ausladenden Geste und einen Grinsen zu Byakuya. „Ha!“, lachte Kyōraku. „Nun ja, es ist war, dass ihr Motto ‚Wenn du möchtest, dass etwas richtig gemacht wird, lass es mich tun!‘ ist.“ „Wenn sie nicht in deiner Division arbeiten würde, würde das niemand tun, mein Liebster“, sagte Ukitake. „Das ist allerdings war“, donnerte Kyōraku fröhlich. Ukitake erklärte Tante Masama das bevorstehende Fußballturnier und besprachen es hin und her, bis alle Chancen, auf das ursprüngliche Thema zurückzukehren, verloren waren. Doch hier und da, während des ganzen Abend, lächelte ihn Tante Masama düster über ihre Sakeschale an oder warf ihm einen verstohlenen, aber bösen Blick zu. Byakuya war niemals dankbarer, als Tante Masama sich selbst entschuldigte und sich für den Abend zurückzog, sich darüber beschwerte, dass sie vom Eintopf Magenschmerzen bekommen hätte. Sie akzeptierte eine Umarmung von Kyōraku zum Abschied und eine Verbeugung von Ukitake. Byakuya heuchelte einen Kuss auf die Wange und übergab sie erleichtert in Eishirōs Fürsorge. „Die Herren bleiben noch eine Weile“, verkündete Byakuya zu Eishirō, bevor Ukitake und Kyōraku versuchen konnten, zu fliehen. „Bring uns den Nachtisch und eine Flasche von meiner persönlichen Sorte, wenn er schon alt genug ist.“ „Ja, mein Herr.“ Sobald die Tür zugeschoben war, drehte sich Byakuya zu den 2 Kommandanten um, die noch nebeneinander standen, wie sie seiner Tante gute Nacht gesagt haben. Sie waren an aneinandergekauert, Kyōraku etwas hinter dem kleineren Ukitake. Kyōraku erschauderte übertrieben und legte seine Hände auf Ukitakes Schulter, als müsse er sich aufrechthalten. „Oh, diese Augen! Mein lieber Herr Byakuya, du wirst uns doch kein Leid zufügen!“ „Ihr wisst etwas“, sagte Byakuya einfach. „Sagt es mir.“ „Wir wissen eine Menge Dinge“, lachte Kyōraku, schob seinen Hut zurück, seine Augen funkelten vergnügt. „Du musst schon ein wenig genauer sein.“ Sie wussten eine Menge Dinge, diese beiden. Es war ein Wunder, dass sie nicht ihm geheimen die komplette Soul Society gemeinsam führten. „Etwas, was ihr vielleicht nicht wisst“, begann Byakuya, bewegte sich nicht von seiner Position am Ausgang weg. „Ist, dass meine Tante Renjis Leben bedroht. Sie behauptet, einen Beweis zu haben, dass Renji mich innerhalb unserer Verbindung in irgendeiner Weise ‚beschmutzt‘. Wie kann das sein? Hat es etwas zu tun mit der möglichen Geschichte von Renjis Seele?“ Oh“, sagte Ukitake mit einem besorgten zusammenziehen seiner dunklen Augenbrauen. „Du solltest dich besser setzen.“ Kyōraku pfiff. Dann ließ er Ukitakes Schultern los, schob seinen Hut vor und versteckte damit sein Gesicht im Schatten. „Du wirst es ihm erzählen? Gut, gut! Wir werden mehr als nur eine Flasche brauchen.“ „Ich kann nach dem gesamten Vorrat schicken, wenn du es wünschst, doch ich muss es wissen“, sagte Byakuya. Er ließ die Anspannung, die sich in seinen Schultern gesammelt hatte, mit der Erleichterung ein wenig fallen, dass er nun vielleicht endlich die Ausmaße der Bedrohung verstehen könnte, die über ihnen hing. Er setzte sich in Bewegung, um den Kommandanten um die Reste des Abendessens herum Gesellschaft zu leisten. Kyōraku streckte seinen Körper auf dem Boden aus und sobald sich Ukitake im Schneidersitz niedergelassen hatte, nutzte er Ukitakes Oberschenkel als Kissen. Er schob seinen Hut vor, um sein Gesicht zu verstecken, dann verschränkte er die Hände über der Brust zusammen, als hätte er sich für ein kleines Nickerchen nach dem Essen niedergelassen. Ukitake blickte Byakuya lange an. Dann stapelte und rückte er einige leere Behälter auf dem Teetablett zurecht, bevor er sprach. „Hatte deine Familie auf eine rituelle Reinigung von Hisana oder Rukia bestanden?“ „Natürlich“, sagte Byakuya, spürte, wie der Schauer plötzlich seine Haut hinaufkroch bei dem Wort ‚Reinigung‘. „Es ist Tradition, aber bedeutungslos, oder nicht? Über der Bildsprache hinaus, meine ich. Ich dachte immer, es wäre mehr wie eine Willkommenszeremonie im Kreise der reinen Seelen, als irgendeine Art von echtem Zauber oder Kidō.“ Unter seinem Hut schnaubte Kyōraku. Ukitake lächelte matt. „Ja, nun ja, wie Shunsui andeutet, sind die Bedeutung und die Absicht eine große Debatte. Doch, wie du sagst, ist das Reinigungsritual sehr, sehr alt und, wenn man den Quellen Glauben schenken darf, gibt es darin Elemente des Konsō und ist dem sehr ähnlich, was passiert, wenn eine menschliche Seele zur Soul Society überführt wird.“ „Nichts davon mag notwendig sein“, murmelte Kyōruku. „Lass mich die erst die Geschichte erzählen, Liebling, dann kannst du zu deinen Theorien kommen“, mahnte Ukitake liebevoll. „Die Idee hinter dem zusätzlichen Reinigungsritual ist, dass manche an die ‚Läuterung‘ glauben. Einen Hollow zu besiegen und seine Seele zurück ins große Gleichgewicht zu bringen, sei nicht genug. Die Dunkelheit, wenn man es so ausdrücken will, wurde vom Zanpakutō zerschlagen und zersplittert, doch statt sich in eine wirklich neue Seele zu reformieren, bleibt es im Unterbewusstsein. Manche glauben, dass diese Hollow-Partikel wiedererweckt werden können. In einem Prozess, den man ‚Hollowfizierung‘ nennt. Welches…“, fügte Ukitake mit einem Stirnrunzeln zu. „Scheinbar wahr ist, zumindest auf irgendeiner Ebene.“ Die Dienerin erschien, um die Teller abzuräumen und eine neue Flasche zu bringen. Kyōraku zog sich in einer fließenden Bewegung aufrecht, um die Flasche aus ihren Händen zu nehmen. Ukitakes Augen strahlten beim Anblick des großen Tabletts mit Konfekt. Da war eine Auswahl von Mitarashi Dango, eingehüllt in klebriger Soße. „Natürlich haben nicht alle Seelen vom Rukongai Staub von Hollows in sich. Manche sind von Anfang bis Ende menschlich“, fuhr Ukitake fort, während Kyōraku sich damit beschäftigte, die Flasche zu öffnen. „Doch wenn sich eine Seele… ähm, mit einer reineren Seele verband, wurde das Reinigungsritual als eine Vorsichtsmaßnahme gesehen.“ Da Ukitake sich still an den Süßigkeiten bediente, fragte Byakuya: „Für was?“ „Ah! Du hast das Herz der Angelegenheit getroffen“, sagte Kyōraku, doch nachdem er einen Blick von Ukitake zugeworfen bekam, ließ er ein herzhaftes Lachen hinaus. „Doch ich werde Jūshirō es dir sagen lassen.“ „Reiatsuverlust“, sagte Ukitake einfach, während er auf dem Dango herumkaute. „Es wurde, besonders in gewissen Adelshäusern, geglaubt, dass eine Seele, die vorher ein Hollow war, so hungrig sei, dass Essen alleine sie nicht zufrieden stellte. Es wurde angenommen, dass es die Stärke derjenigen verringern würde, mit dem sie…“, er hustete ein wenig, was zu seinem Anfall führte. Nachdem er ihm den Rücken getätschelt und eine Schale Sake hingehalten hatte, fuhr Kyōraku fort, Ukitakes Rücken zu reiben und beendete den Satz für ihn: „Sexuellen Kontakt hat.“ Byakuya spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. „Was?“ Kyōraku lachte über Byakuyas zischenden Ausbrauch. „Ja! Siehst du! Das ist, was ich Quatsch nenne! Oh, diese schmutzigen Gedanken unserer Ahnen, Herr Byakuya! Du hast niemals dieser Art von Diagrammen Glauben geschenkt, die dir in den antiken Rollen gezeigt werden, wie ein Orgasmus eine reine Seele angreifbarer macht. Und all diese pornografischen Zeichnungen – über die ich emsig Stunden gebrütet habe – von Hollow-Menschen, die verschiedene Teile von Shinigami-Seelen aussaugten!“ „Und doch sagst du, es ist keine Panikmache“, bemerkte Byakuya. Ukitake fand seine Stimme wieder. „Weil es möglich ist, dass ein wenig Wahrheit dahinter steckt. Denk an die Hollow-Werdung. Da ist, wie es scheint, ein Weg, um den schlafenden Teil der Seele hinauszuziehen. Doch, da neige ich dazu, mit Shunsui übereinzustimmen, dass wenn überhaupt Gefahr besteht, die Art des Kontakts keinen Unterschied machen dürfte.“ Byakuya nahm die Schale Sake an, die Kyōraku ihm hinhielt. „Also denkt ihr, es ist wahr? Ihr denkt, dass Renjis Kontakt mich schwächt?“ Ukitake schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich bezweifle es, doch es besteht eine kleine Möglichkeit.“ „Ah, solch ein Unsinn! Es ist nur ein weiterer Weg, uns zu trennen“, sagte Kyōraku und legte sich wieder auf den Boden. „Um die Seelen aus dem Rukongai schwach und an ihrem Platz zu halten.“ „Schwach?“, fragte Byakuya irritiert. „Sagst du, dass das Reinigungsritual sie irgendwie schwächt?“ Kyōraku warf Ukitake einen ‚Ups‘-Blick zu, bevor er sich wieder unter seinem Hut versteckte. Nachdem Ukitake eine Grimasse in Kyōrakus Richtung gezogen hatte, sagte er: „So viel scheint sicher. Denn es enthält Elemente des Konsō, die Seele… lockert sich ein wenig, ist weniger verbunden.“ „Doch Rukia und Hisana haben es beide durchgeführt!“, Byakuyas Griff um die Schale war gefährlich fest. „Hisana“, wiederholte Byakuya, als ihm die möglichen Auswirkungen klar wurden. „Sag mir, Kommandant, das hat nichts mit ihrer Krankheit zu tun!“ Ukitake wurde blass, doch sein Blick blieb fest. „Ich kann dir weder das eine noch das andere sagen. Ich weiß nicht, was sie getötet hat.“ Sie war dahingesiecht. Byakuya schüttelte den Kopf, nicht gewillt zu glauben, dass etwas, worauf seine Familie beharrt hatte, Hisana getötet hatte. Er wusste, dass aufgrund der intimen Natur ihrer Arbeit, die Reinigung bereits schon einmal durchgeführt worden war, da ihre Kunden darauf bestanden hatten. War zwei Mal zu viel gewesen? Hatte ihre Seele begonnen, sich aufzulösen? Byakuya konnte daran nicht denken. Es war zu furchtbar, sich das vorzustellen. „Kann es rückgängig gemacht werden? Kann Rukias Seele… gefestigt werden?“ „Ich weiß es nicht“, sagte Ukitake. „Es tut mir Leid, Byakuya, ich weiß es wirklich nicht. Ich habe gehört, dass der Shiba-Clan vielleicht eine Methode kennt. Es gibt Vorwürfe, dass sie eine Art ‚umgekehrte Reinigung‘ nutzen, um einige Seelen im Rukongai zu stärken. Doch Kukaku streitet es ab. Sie sagt, dass die Einzigen, die an Seelen rumbasteln, die Zwölfte sei.“ Es ging alles zurück auf diese widerwärtige Division, dachte Byakuya. „Also die Dinge hier sind aufregend geworden, eh?“, fragte Kyōraku. „Deine Tante hat ein paar Probleme mit Herrn Renjis Herkunft, oder?“ „Ein paar“, sagte Byakuya trocken und nippte an seinem Sake. „Aber ihr 2 seid im Guten auseinander gegangen?“, fragte Ukitake in einer Weise, dass Byakuya aufschauen musste. Tatsächlich war in Ukitakes Augen ein Funken väterlicher… Missbilligung. „Es ist nur, als er vor einer Woche oder so vorbeikam, ich bemerkte, dass er verletzt war.“ „Und du denkst, ich habe das getan?“ „Hast du es?“ Das Schwierige dabei war, dass die anfängliche Antwort, die in Byakuyas Kopf erschien war, zu sagen, dass es davon abhängig wäre, wann er ihn gesehen und welche Verletzung er meinte. Doch dann kam ein ernüchternder Moment und die Röte kroch seinen Nacken hoch. „Wir arbeiten an unseren Differenzen“, sagte Byakuya wahrheitsgemäß. „Ich habe einige Fehler gemacht. Ich hoffe darauf, sie zu korrigieren, indem ich reichlich altmodisches Hofieren hinzugebe und Renji hat es erlaubt.“ „Oh ho!“, johlte Kyōraku. „Exzellent! Eine weitläufige Fernbeziehungs-Romanze! Ja, ja, das ist eine hervorragende Idee von dir, Herr Byakuya. Du musst uns von deinen Plänen berichten.“ Byakuya war froh, Kyōraku antworten zu können, vor allem da Ukitake ihn immer noch enttäuscht anblickte. „Ich schreibe Briefe. Ich plane ein oder zwei Geschenke zu senden. Und mit etwas Glück, sollte ich in der Lage sein, ihn mit einem Besuch zu überraschen.“ Kyōraku dachte darüber ernsthaftig nach. „Und Poesie, richtig? Oh, nein, es war Herr Renji, der der Poet war.“ Er biss kurz auf seinem Finger herum, bevor er breit gestikulierte. „Hmm, du brauchst etwas Sensationelleres, Junge. Etwas... Großes.“ Ukitake lächelte jetzt zumindest seinen Partner an. „Nicht jeder ist ein Schausteller wie du, mein Lieber.“ „Ah, aber du musst zugeben, dass meine Methodik den Test der Zeit gut bestanden hat! Romantik, mein lieber Junge“, sagte Kyōraku zu Byakuya. „Ist der Schlüssel. Wenn du herausfinden kannst, wie du einen Mann umgarnen kannst, kannst du ihn für immer halten.“ „Hmpf“, Ukitake gab ihm ein falsches Schmollen. „Du lässt es klingen, als wäre ich einfach rumzukriegen.“ „Nur, weil es einfach ist, dich zu lieben“, lächelte Kyōraku, lehnte sich vor, um Ukitake kühn zu küssen. Byakuya wusste, dass es höflich gewesen wäre, wenn er weggeschaut hätte, doch er stellte fest, dass er beim Anblick der beiden lächeln musste. Kyōraku hatte nach seinem Hut gegriffen, damit er nicht von seinem Kopf fiel, während Ukitake eine Handvoll seiner eigenen, langen weißen Haare aufgefangen hatte, damit sie nicht in sein Gesicht fielen. Die Bewegungen waren eine deutliche Kombination aus Übung und Spontanität und in einer Weise, die Byakuya entzückte. Es war wirklich erstaunlich, daran zu denken, wie lange diese beiden Kommandanten schon zusammen waren und wie sehr sie sich offensichtlich immer noch liebten. Ukitake erschien atemlos, als sie sich trennten und Kyōraku winkte Byakuya. „Ich bin mir sicher, dass du schon an etwas denkst. Liebe findet immer einen Weg! Briefe sind sehr süß und absolut sinnlich. Ich denke, Herr Renji schätzt es zu wissen, dass du so oft an ihn denkst.“ „Ja“, sagte Byakuya, fand so einen perfekten Weg, den Abend zu beenden. „Ich habe mir versprochen, ihm jeden Abend zu schreiben. Ich sollte es vermutlich nun versuchen, bevor ich zu viel Sake getrunken habe und es nicht mehr angemessen tun kann oder uns die Nacht entgleitet.“ „Ah, ja. Zeit zu gehen Jūshirō“, lachte Kyōraku. „Doch du musst mir diese Flasche mitgeben. Sie wurde gerade erst geöffnet! Es wäre sonst eine absolute Verschwendung!“ „Aber natürlich“, sagte Byakuya und stand auf. „Bitte sehe es als Geste meiner Wertschätzung. Es war sehr nett von euch beiden, an mich zu denken.“ Ukitake sah gerührt aus und legte eine Hand auf Byakuyas Schulter, nachdem er auf die Beine gekommen war. „Oh, es war uns ein Vergnügen, Byakuya. Es tut mir nur Leid, dass dir deine Tante so viel Ärger bereitet. Bitte lass es uns wissen, wenn wir irgendetwas tun können, um dir zu helfen.“ Byakuya verbeugte sich. „Dein Großmut ehrt mich.“ Ukitake schien ein wenig bestürzt über seine solch ernste und demütige Geste, doch er lächelte schüchtern. „Oh! Ja, also, gerne geschehen!“ Als sie gingen, konnte Byakuya Kyōraku murmeln hören, während sie den Flur hinunter gingen: „Hmpf, der Junge hat sich wirklich geändert.“ „Ja“, sagte Ukitake. „Falls sein Geliebter ihn hinunterbringt, dann ist es eine gute Sorte von ‚runter‘.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)