Written in the Scars (of Our Hearts) von yezz ================================================================================ Kapitel 13: Headed Off at the Pass ---------------------------------- Da er davon ausging, dass es das sein musste, ließ er das Laken fallen und begann, nach seinem affenköpfigen PEZ-Spender zu suchen. Da er ihn nicht sofort fand, sprang er auf die Füße – diese Shōten-Typen schienen sechs Dutzend Wege zu haben, eine Seele aus dem Körper zu holen. „Ok, lass mich kämpfen. Sitz da nicht so einfach rum, hau mich raus.“ „Brief“, sagte Tessai. Er ließ den versiegelten Brief auf den Futon fallen. Dann, als stände Renji nicht splitterfaser nackt vor ihm, bereit, um in den Kampf einzugreifen, stand der große Kerl auf und ging aus dem Raum. Er schob die Tür höflich hinter sich zu. Renji ließ sich mit dem Hintern auf den Futon fallen. Sein Herz hämmerte immer noch wild in seiner Brust. Er entspannte seufzend die Schultern. Dann griff er nach Byakuyas Brief, denn Tessai fallen gelassen hatte. Bevor er das Siegel brach, drehte er ihn zwei Mal um. Da war etwas seltsam an dem Brief. Das Kuchiki-Siegel war zwar da, aber das war nicht Byakuyas Handschrift bei der Adresse. Wer zum Teufel schrieb ihm sonst vom Anwesen einen Brief? Es würde doch nicht Byakuyas verrückte Tante sein, oder? Nervös brach Renji das Siegel und entfaltete ihn vorsichtig, erwartete schon fast, dass ihn etwas ansprang. „Vizekommandant Abarai, seine Herrschaft hat mich gebeten, eine Antwort auf dein letztes Schreiben zu senden, da er damit beschäftigt ist, die Division zu leiten und sich für die Reise vorzubereiten. Er möchte dich wissen lassen, dass er plant, das volle Wochenende in der Welt der Lebenden zu verbringen und bereits eine Reservierung im Imperial Hotel für euch, beide in seinem Namen, gemacht hat. Du wirst gebeten, Lady Rukia wissen zu lassen, dass er ihr und ihrer Freundin gerne Gesellschaft leistet, durch das Kuchiki Senkaimon in die Soul Society zurückzukehren, und du sie gerne zu einem Abendessen ins Hotel einladen kannst. Den Tag und die Uhrzeit überlässt er deinem Ermessen. Ich soll dich auch wissen lassen, dass seine Herrschaft sich sehr auf deinen Besuch freut. Er ‚zählt die Stunden‘. Dein bescheidener Diener, Eishirō“ Einfach, direkt auf den Punkt, doch schon irgendwie ein gewaltiger Abfall zu den letzten glühend heißen Briefen. Renji war dabei, ihn zur Seite zu werfen, als ein zusätzlicher Zettel aus einem versteckten Fach im Origami-Umschlag herausfiel und sich auf den Brief legte. Auf ihm war eine hastig geschriebene Zugabe: "Du solltest außerdem wissen, dass Lord Kuchiki nicht nur meinen Botengang in den Rukongai, um den Gegenstand abzuholen, den du beim Horishi zurückgelassen hast, aufgedeckt hat, sondern es auch zu arrangieren wusste, mich zu begleiten. Ich befürchte, ich war nicht in der Lage, deinen Fehler in irgendeiner Weise geheimzuhalten." "Verdammter Mist!", platzte es aus Renji heraus. "Heilige Scheiße, er wird mich umbringen! Ich werde sterben." Renjis Gedanken rasten, doch ein anderer Teil seines Hirns bemerkte, dass da noch mehr auf der geheimen Nachricht stand. Er blinzelte einige Male, um sich auf etwas anderes als seinen bevorstehenden Untergang zu fokussieren und war am Ende in der Lage, den Rest der Worte zu entziffern: "Ich weiß nicht, ob es dir hilft, zu wissen, dass der Herr jedoch aufgebrachter über Gerüchte von schurkischen Shinigami im westlichen Rukongai zu sein scheint. Er hat vor einen jungen Mann in seinem Teehaus im Westen als Spion einzusetzen. Ich habe ein Großteil des Tages damit verbracht, Vorkehrungen und Verhandlungen mit den Geschäftsführern beider Häuser zu führen. Offensichtlich ist das im Norden nicht erfreut darüber, ihr bestes Pferd im Stall gehen zu lassen. Doch es ist schwer zu diskutieren, wenn der Besitzer gewillt ist, jede Summe zu zahlen, um sein Ziel zu erreichen. Wie auch immer, ich denke, dich sollte trösten, dass der Herr sehr versessen darauf ist, die 'führende Hand' aufzudecken, um den Ärger rund um deinen Bruder aufzuklären. Das wäre für dich und ihn sicher gut, oder nicht? Es könnte mir nicht mehr Leid tun, dass alles so verlaufen ist. Ich weiß, dass du zu mir kamst, um eine Konfrontation zur Angelegenheit der Halskette zu vermeiden. Bitte akzeptiere meine tiefsten Entschuldigungen.“ Renji seufzte. Er wollte irgendwie sauer mit Eishirō sein, weil er es irgendwie geschafft hatte, das ganze so spektakulär vor Byakuya aufzudecken, doch Renji wusste, dass das ganze Chaos nur seine Schuld war. Saufen verführte ihn immer zur 'Dusseligkeit', wie Ichigo es nannte. Wie viele Jahre in der Elften? Renji sollte es mittlerweile wirklich besser wissen: Immer deine Wertgegenstände daheim lassen, wenn du dich besinnungslos trinken willst. Scheiße, das war Yumichikas 'Überlebensregel' Nummer 6 oder so etwas... Renji rieb sich das Gesicht und zog seinen Zopf in seinen Mund, um auf der Spitze herumzukauen. Was sollte er über den Rest der Notiz denken? Er überflog die Wörter erneut, dann schüttelte er verzweifelt den Kopf. Trotz seiner Bemühungen hatte Eishirō nicht ganz die Fähigkeiten seines Herrn, was die Kunst der Korrespondenz anging. Renji fühlte sich, als hätte er nur die halbe Geschichte verstanden. Wer war dieser 'junge Mann', von dem Eishirō geschrieben hatte? Wie zum Teufel hatte Byakuya den Jungen getroffen oder war er bereits ein Gefolgsmann? Ein Spion in einem Teehaus? Und bestes 'Pferd'? In einem Teehaus bedeutete es normalerweise nur bester 'Hintern'. Also was zum Teufel? Es war verwirrend. Renji hatte keine Ahnung, was da wirklich vor sich ging. Doch da lag ein schwerer Subtext dahinter. Renji fühlte sich, als sollte er in der Lage sein, zwischen den Zeilen zu lesen. Warum hatte Eishirō so viel über diesen 'jungen Mann' geschrieben? Versuchte er, Renji damit etwas Wichtiges mitzuteilen? Warum ihn überhaupt erwähnen? Byakuya würde doch nicht etwa bereits Unsinn machen? Renji schüttelte seinen Kopf. Nein, Byakuya arbeitete wirklich an dieser Hofieren-Sache. Er schien super ernsthaft darin, zu versuchen die Dinge für sie richtig zu stellen und nicht zu wollen, dass sie Schluss machten. Also keine Chance, dass er alles sabotieren würde, indem er mit irgendeinem Rukongai Teehausjungen rummachte. Und was war das alles mit diesen schurkischen Shinigami? Das war besorgniserregend und mehr als nur ein bisschen verwirrend. Wie ist das überhaupt passiert, ohne dass die Zweite bereits auf die schuldigen Personen angesetzt worden war, bevor sie überhaupt 'Fahnenflucht' buchstabieren konnten? War Byakuya in eine Art Konflikt mit Zanpakutō führenden Banditen geraten, während sie draußen im Rukongai gewesen waren? Eishirō hätte etwas gesagt, wenn sie attackiert worden wären, oder nicht? Das Wissen, dass er Byakuya noch nicht einmal danach fragen konnte, brachte Renji fast um. Scheiße, Renji musste so tun, als wüsste er noch nicht einmal, dass Byakuya über das ganze Halsketten-Dilemma Bescheid wusste. Wie zum Teufel sollte er das überhaupt tun? Scheiße. Renji warf sich nach hinten, ließ seinen Kopf auf das Kissen fallen und löste seine Beine aus dem Schneidersitz. Nun ja. Es würde eine interessante erste Nacht zusammen für sie werden, das war schon einmal sicher. Zumindest hieß der Ort 'Imperial', also konnte Byakuya Renji wohl nicht sofort in der Lobby erwürgen – obwohl, scheiße, vielleicht konnte er das doch, da er für die Penthouse Suite bezahlte. Renji wünschte sich schon irgendwie, dass sie in irgendeinem billigen Liebeshotel unterkommen könnten. Wenn sie das ganze Wochenende blieben, konnten sie vielleicht alle Themenräume ausprobieren. Mit einem besiegten Seufzen kam er auf die Füße und durchsuchte den kleinen Raum, bis er seine Schuluniform fand. Er sollte es vermutlich einfach aussitzen und die High School besuchen oder er würde niemals Rukia und Orihime einholen, besonders da Ichigo immer noch auf der Vermisstenliste stand. Renjis Kopf drehte sich so heftig, dass er bereits angezogen und fast aus der Tür war, als er bemerkte, dass er einen kritischen Bestandteil vergessen hatte: Unterwäsche. Renji fluchte leise und zog Schuhe und Hose noch einmal aus, um es erneut zu versuchen. Wer hätte gedacht, dass er jetzt schon den Hakama vermisste? Dieser Tag würde Scheiße werden. Byakuyas Tag verlief nicht gut. Die 4. Offizierin zog an ihrer Lippe, während sie das Schreiben überflog. Sie saß ihm gegenüber, im Schneidersitz und erinnerte Byakuya daran, wie sehr er sich wünschen würde, dass Renji diese Angelegenheit übernahm. „Ich habe recht, oder?“, fragte er sie. „Es werden mindestens 5 unserer Soldaten vermisst.“ Sie blickte auf. „Ich bin mir nicht sicher, Kommandant. Ich meine, ich weiß zum Beispiel von dem Einen hier, dass er aktuell arbeitsunfähig ist und wir Formulare in seiner Akte haben, um ihn zur Vierten in den Säuberungsdienst zu übergeben, was ich nicht weiter bearbeiten möchte, denn… nun ja, es ist einfach traurig. Aber die Anderen… Ich bin einfach nicht so vertraut mit der Situation der Leute, wie es der Vizekommandant ist…“, sie hielt inne und schüttelte den Kopf. „Desertion ist eine ernstzunehmende Anklage, Kommandant. Ich möchte alle Dokumente doppelt und dreifach durchgehen, bevor wie die Fahndungsplakate rausgeben. Ich meine, es sind eine Tonne von Leuten abgesprungen… nun ja, um ehrlich zu sein, hatten wir auch einen großen Anstieg von Verlegungen. Die Sache ist die, dass eine Menge Leute kamen und gingen. Wir sehen wie Idioten aus, wenn wir ihnen so etwas unterstellen, nur um herauszufinden, dass diese Leute drüben in der Neunten oder sonst wo arbeiten, wissen sie?“ Byakuya nickte zustimmend. Doch das Einzige, was er zurzeit sicher wusste war, dass er ein fürchterlicher Kommandant war. Er war die halbe Nacht aufgeblieben, um das Mitgliederverzeichnis durchzugehen. Irgendwann nach Mitternacht hatte ihn die Erkenntnis getroffen, dass er von der Hälfte der Leute seiner Division nicht wusste, wer sie waren. Renji hatte ihn natürlich auf dem neusten Stand gehalten, doch da er nur sehr wenige Gesichter ihren Namen zuordnen konnte, zeigte, wie vage seine Erinnerungen daran waren, wer wohin gegangen war und mit welchem Grund. Es half dabei nicht, dass es so viel Chaos nach dem Verrat war, dass der letzte Eintrag ein einfaches „Saubere Kopie erstellen ASAP“ in Renjis Handschrift war, mit einer Vielzahl an nicht entzifferbaren Notizen am Rand. Er wäre wütender auf Renji gewesen, dass er keine makellose Kopie des Mitgliederverzeichnisses hatte, doch Byakuya wusste, dass Renji diese Division bis zum letzten Mann… oder Frau, wie in einigen Fällen, kannte. Byakuya wünschte sich nur, dass er seine eigene Division genauso gut kannte. „Bitte tue das“, sagte Byakuya, da er sich sehr demütig wegen dieser Erfahrung fühlte. „Ich möchte, dass das so schnell wie möglich geklärt ist. Ich vermute zudem, dass du dich um den leeren 11. Rang kümmerst?“ „Ja, Kommandant“, sagte sie und schien erleichtert zu sein, dass sie ihm etwas Positives anbieten konnte. „Wir arbeiten an den Beförderungen. Renji hat die meisten bereits vorbereitet, da fast jeder einen Rang hinaufrutscht. Er hat eine Notiz da gelassen zu den Leuten, die er umgliedern möchte. Also ist das Einzige, was unbearbeitet ist, jemanden ohne Rang zu befördern. Ich führe Gespräche mit Kandidaten für den 20. Rang. Da ist eine kleine Gruppe von Kandidaten, die kurz davor sind, Shikai zu erreichen, inklusive den Leuten, die von der Fünften kamen und jede Menge Erfahrung im Kidō haben. Ich überlege, ob wir vielleicht eine Art Turnier mit K.O.-Runden ausführen sollten, um den besten Kämpfer zu finden.“ Byakuya runzelte die Stirn. Es klang gut, bis zum letzten Punkt. Der erinnerte ihn an die Methoden der 11. Division und er war sich nicht sicher, ob er das billigte. „Ich möchte mehr als nur einen guten Kämpfer“, erinnerte er sie. „Ich möchte Führungspotenzial. Ich möchte Individuen, die die höchsten Standards der Offiziere widerspiegeln, verstehst du?“ Sie schnitt eine kleine Grimasse, dann brauchte sie einen kurzen Moment, um sie mit Mühe in ein Lächeln umzuwandeln. „Das tue ich, Kommandant. Doch ich fühle mich verpflichtet zu sagen, dass nicht eine Seele unter den Ranglosen ist, die sie in dieser Hinsicht nicht Stolz machen würde. Es ist bekannt, das es genauso schwierig ist, in die Sechste zu kommen, wie in die Erste. Selbst unser Letzter Mann ist besser als die Meisten, Kommandant.“ Ein seltsames Gefühl der Erleichterung durchflutete Byakuya bei ihrem unnachgiebigen Ton. Vielleicht war er doch nicht so vollkommen gescheitert, wie er gedacht hatte. „Ja, das ist meine inbrünstige Hoffnung“, sagte er. „Und daher muss ich absolut sicher sein, dass keiner dieser Diebe im Rukongai unsere Farben beschmutzt.“ Nun war ihr Lächeln echt. „Ich verstehe das, Kommandant. Das tue ich.“ „Gut“, sagte er. „Wenn ich vielleicht meine Stimme für das Turnier erheben darf?“, fragte sie. Auf Byakuyas Nicken hin, begann sie: „Manchmal schafft es nur der extreme Druck, dass eine Person ihr Zanpakutō ruft. Ich würde natürlich niemanden derart testen, der die Gespräche nicht besteht, doch ich will nur damit sagen, dass diese Leute vielleicht einfach nur einen Schubs brauchen.“ Byakuya nickte. Das machte Sinn. „Also gut. Du kannst dein Turnier haben.“ Nachdem sie den Rest des Tagesgeschäfts besprochen hatte, entließ er sie. Byakuya musste zugeben, dass diese feurige, eigensinnige Frau, Nanako Imai, ihm ans Herz wuchs – trotz ihrer unglücklichen, körperlichen Ähnlichkeit zu einer gewissen Höllenkatze. Renji hatte dabei gut gewählt, sie zu befördern. Vielleicht könnte sich Byakuya ein wenig entspannen und darauf vertrauen, selbst wenn er vielleicht nicht interaktiv wie einige andere Kommandanten war, konnte er sich wirklich darauf verlassen, dass seine direkten Untergebenen kompetent waren und genug Stolz über ihre Division besaßen, um Byakuyas Vision aufrecht zu halten. Dennoch, sollte er herausfinden, dass jemand von seinen Leuten Teil dieser Shinigami waren, die die Bevölkerung im westlichen Rukongai terrorisieren, möge die Hölle Gnade mit ihren Seelen haben. Renji verschwendete die Hälfte des Morgens damit, in einer Art von elendiger Hölle gefangen zu sein, die sich Geometrie nannte, bis Ishida im endlich sagte, dass weder Rukia noch Orihime bisher aufgetaucht waren. Tatsächlich hatte er keine Spur von Yumichika, Ikkaku, Matsumoto, dem kleinen Kommandanten oder sogar Chad gesehen. Es waren nur sie beide, die auf dem Boden des Dachs saßen, an dem Fleckchen, den alle für ihr Mittagessen bevorzugten. Selbst dieser anhängliche Typ Keigo und sein goldiger kleiner, dunkelhaariger Freund waren nicht aufgetaucht. „Zum Teufel“, grummelte Renji. „Tut niemand von denen zumindest so, als würden sie in die Schule gehen? Ishida hob nur eine schmale Augenbraue und richtete nur in dieser Weise seine Brille, die Renji immer so vorkam, als hätte er ihm gerade den Stinkefinger gezeigt. „Ja, ok, ich meine außer dir“, sagte Renji. „Aber vielleicht solltest du auch mal über einen freien Tag nachdenken. Du siehst etwas mitgenommen aus, Qunicy-Junge“ „Du, Shinigami-Idiot, und die Schulschwester habt keine Ahnung“, sagte er kühl. „Mir geht’s gut.“ Sicher, falls Ishida mit ‚gut‘ meinte, dass jemand regelmäßig die Scheiße aus ihm herausprügelte. Außerdem sah der Junge aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. „Nun ja, scheiß auf den Mathe-Mist. Ich habe keine Hoffnung darin, den Durchmesser von irgendetwas herauszufinden und ich denke immer, dass ich auf irgendeine verrückte, fremdländische Sprache gucke, die ich niemals nutzen werde. Lass uns türmen, huh? Ich werde mal nachschauen, wen von unserer Truppe ich auftreiben kann“, sagte Renji. „Kommst du mit?“ „Fragst du mich, ob ich die Schule schwänzen möchte?“, er klang distanziert und beleidigt. Tatsächlich sogar sehr nach einem Byakuya an einem schlechten Tag. „Mit dir?“ „Uh, ja“, sagte Renji, schaute sich dabei übertrieben um, als frage er sich, mit wem zum Teufel er sonst noch reden könnte. „Warum nicht? Es ist Freitag, oder nicht?“ Ishida sah irgendwie erleichtert aus, als er die Reste in seine Bento Box zurückwarf und diese in seiner Tasche verstaute. „Ich dachte schon, du würdest niemals fragen.“ Nach 20 Minuten für ihre Flucht und weiteren 40 Minuten, um alle möglichen Treffpunkte abzuklappern, liefen sie endlich Rukia über den Weg, die alleine auf einem Hügel saß und zum Flusshinab sah. Sie sah irgendwie deprimiert aus, ihre Arme um ihre Knie geschlungen und ihr Kopf so tief darin gebettet, dass nur ihre Augen zum Wasser hinausblickten. Renji ließ sich neben sie fallen, Beine ausgestreckt und seinen Oberkörper auf den Ellbogen abgestützt. Ishida, der ziemlich schmollend und ruhig während ihrer Suche gewesen waren, stand ein paar Meter entfernt, seine Arme waren verschränkt und er starrte zur Straße hinunter, als wollte er gerne gehen. Renji vermutete, der Junge würde in einer bis zwei Minuten verschwinden. Offensichtlich hatte sie ihren Kuchiki angeschaltet, denn Rukia hatte ihn bisher noch nicht einmal bemerkt, also stupste Renji sie mit dem Ellbogen an. „Hey, du. Grübelst du über etwas?“ Als wüsste er nicht worüber. Ichigo war immer noch nicht von seinem bockigen Streifzug zurückgekehrt und das war schon Tage her. „Ich glaube nicht, dass es ihm jemals klar gewesen ist, dass er auch verlieren kann“, sagte sie leise, ihre Stimme wurde von ihren Armen zusätzlich gedämpft. „Ich habe ihn versucht, auszubauen, als er deprimiert war, aber…“ Aber der Junge war ein Idiot. Nur ein Idiot würde Rukia zurücklassen. Es war eine Sache, sie loszulassen, aber sie von sich wegzuschieben? Renji könnte diesen orangehaarigen Drecksack irgendwann umbringen. „Natürlich ist ihm niemals klar gewesen, dass er verlieren könnte“, grunzte Renji. „Ichigo hatte noch nie in seinem Leben einen Rückschlag erlitten. Er ist was? Fünfzehn? Und doch ist er durch die Soul Society gewalzt, hat jeden umgeprügelt, der ihm ins Sichtfeld lief und hat kaum einen Kratzer abbekommen. Natürlich hatte er keine Ahnung, was er mit sich anfangen sollte, nachdem ihn irgendein blauhaariger Hybrid-Typ in den dürren Arsch getreten hat. Er ist ein verschissener Teenager. Gib ihm Zeit. Er bekommt seinen Kopf schon wieder geradegerückt.“ „Ich glaube, da passiert mehr, Renji. Ich habe es gesehen, weißt du. Seine Maske.“ Oh, richtig, der 400kg Gorilla im Raum, über den niemand reden will. Renji zuckte nur mit den Achseln. „Ja, nun ja. Du kennst Ichigo, der ist wahrscheinlich irgendwo mit Lady Yoruichi und findet heraus, wie man das in einen Vorteil für das Schlachtfeld verwandeln kann. Ich würde mich nicht zu sehr um ihn sorgen.“ Rukias Augen glitten bei den Worten zu ihm. Sie hob ihren Kopf und keifte: „Nun ja, du würdest das nicht, aber das ist nur, weil du nicht verliebt…“ Ihre Augen wurden groß und sie hielt inne, verschluckte sich fast daran, was sie gerade gesagt hatte. Ihre Hände flogen in die Höhe, um ihren Mund zu verdecken. Ihre Knie waren immer noch angewinkelt, als sie sich rückwärts ins Gras fallen ließ, als könne sie wortwörtlich an Ort und Stelle vor Verlegenheit sterben. Renji lachte über ihre Geste und ihr Dilemma. „Heh, du bist der größte Cougar jemals. Du weißt, dass du 10 Mal älter bist, ja?“ Er breitete seine Hände, alle seine Finger und Daumen aus, und wedelte damit vor ihrem Gesicht. „Zehn. Mal.“ Sie schlug seine Hände weg und warf einen Arm unglücklich über ihr Gesicht. „Halt die Klappe.“ Er legte seinen Kopf in den Nacken und sie starrten beide zu den vorbeiziehenden Wolken im Himmel. Er schielte hinüber zu dem Ort, wo Ishida gestanden hatte. Tatsächlich war der Quincy bereits gegangen. Renji hoffte, dass er sich aufs Ohr hauen würde oder sich was Süßes oder was Nettes kaufen ging. Er brauchte eine Pause, der Junge war angespannt wie eine seiner verdammten Bogensehnen. Er wandte sich wieder zu Rukia um und sagte: „Ja, nun ja, du solltest dich dran gewöhnen. Also die ganze Sache mit Sorgen um Ichigo machen. Es ist nicht so, als hättest du dir einen Stubenhocker ausgesucht.“ Rukia seufzte. „So ist es.“ Er verschränkte die Arme hinter seinen Kopf und schloss die Augen vor der hellen Sonne, genoss den Geruch von frisch gemähtem Rasen, vermischt mit den ausgestoßenen Abgasen – solch ein eindeutiger Geruch der Welt der Lebenden. Sie lagen eine Weile gemeinsam im Gras, bis Renji daran dachte, zu sagen: „Dein Bruder kommt in die Stadt.“ Da war ein hörbares Einatmen. „Nii-sama? Was? Warum?“ „Um mich mit seinen eigenen Händen zu töten, denke ich“, sagte Renji niedergeschlagen. Er öffnete seine Augen und drehte seinen Kopf, um Rukia anzuschauen. „Aber, weißt du, bevor er das tut, dachte ich, dass es cool wäre, wenn wir noch Mal eine Nacht was unternehmen. Vielleicht heute Nacht, so dass ich meinen Tod etwas verschieben kann und er seine Manieren zeigen muss. Ohnehin würde es nur möglicherweise mein Leben retten, aber ich denke, dass du die Gelegenheit nutzen solltest, ihm Orihime vorzustellen. Ich meine, du möchtest sie mit zurücknehmen, richtig? Er sagte, dass ihr das Kuchiki Senkaimon nutzen könntet, wenn ihr wollt.“ Rukia nickte, während Renji sprach, doch als er verstummt war, drehte sie sich um und pikste Renji gegen die Nase. „Himmel Renji, was hast du getan?“ „Oh, weißt du, ich hab mich betrunken und habe sein Zeichen der Liebe für einen Tattoo eingetauscht.“ Ihre Augen wurden bei den Worten groß. „Ja“, fügte Renji mit einem Seufzen für die Dramatik ein. „Und habe ich erwähnt, dass es ein Stück vom Kenseikan war, den Ichigo kaputt gemacht hatte?“ Sie sah eine Sekunde wie erschlagen aus und brach dann in lautes Gelächter aus. „Oh, Renji, du gigantischer Idiot. Du wirst sterben.“ „Jap, ich weiß“, sagte er. „Also, ernsthaft, wie wäre es? Könnt ihr beide heute Abend kommen?“ „Orihime ist…“, sagte Rukia, als würde sie darüber nachdenken. Dann schlug sie Renji auf den Kopf. Fest. „Wie kommt es, dass du so gemein zu ihr warst? Du bist normalerweise nicht der Typ, der Mädchen sagt, dass sie nicht kämpfen können.“ Renji schielte zu ihr hinüber, bis er sicher war, dass er nicht noch weitere Schläge auf seinen Kopf bekam. Dann atmete er laut aus. „Sie ist menschlich, Rukia. Menschen haben keinen Platz in diesem Kampf.“ „Menschlich…?“, sie sah vollkommen überrascht aus. „Du trainierst Chad. Was ist er?“ „Ich weiß es nicht, aber nicht menschlich.“ „Nun ja, ich trainiere sie“, sagte Rukia trotzig, als würde sie glauben, dass Renji versuchen würde, ihr das auszureden. Er hob seine Schultern. „Deine Entscheidung.“ „Wie auch immer, wegen heute Abend. Ich denke, ich kann sie überreden. Sie verschwindet tagsüber, aber ich denke, sie wird antworten, wenn ich ihr schreibe.“ Sie fischte nach ihrem Telefon und begann sofort wie ein Profi darauf einzutippen. „Schau dich an, du bist so… wie sie, so menschlich.“ „Hör auf, das zu sagen, als wäre es etwas Schlechtes“, Rukia blickte ihn kurz an, bevor sie ihren Blick wieder auf den Bildschirm lenkte. Sie war schnell fertig und klappte es wieder zu. Dann wandte sie sich ihm mit einen Stirnrunzeln zu und sagte: „Glaube nicht, dass ich dir für all das gemeine Zeug verziehen habe, die du mir gesagt hast, als du und Nii-sama mich zurück in die Soul Society gebracht habt.“ „Was für Zeug?“, sagte Renji. „Uh, du weißt, ich war nicht wirklich ich selbst, richtig? Wir haben darüber gesprochen, oder nicht?“ Ihr Stirnrunzeln wurde tiefer und sie fasste sich unbewusst an die Wange. Sie hätte ihm auch genauso gut die eisige Klinge von Sode no Shirayuki ins Herz rammen können, da sie ihn daran erinnerte, wie er sie derart verletzten konnte. Sie rieb ihre Haut abwesend und blickte ihn nicht an. Ein großer Teil von Renji wollte ihre Aufmerksamkeit erlangen und sich dafür entschuldigen, dass er nicht von Anfang an bei klarem Verstand gewesen war und ihm erst Ichigo in den Arsch hatte treten müssen. Doch ein gleich großer Teil von ihm wollte entrüstet aufschreien und sie erinnern, dass mit Byakuya an Bord, Renjis Hände gebunden gewesen waren, da er als ein Soldat unter Befehl stand und all den Mist. Sie sollte wissen, wie das ist. Hatte Ukitake sie nicht darum gebeten, Kaien zu töten? Ja, es war anders, da der Typ von einem Hollow besessen gewesen war, doch sie von allen Leuten, musste wissen, wie es ist, wenn man einen geliebten Freund ins Fadenkreuz nehmen musste. Manchmal waren die Befehle eben ‚Abzug betätigen‘ und dann hat man das einfach zu tun. Was Renji zurück auf den Ausgangspunkt brachte – er konnte es nicht tun. Er liebte sie zu sehr – genauso wie Byakuya und so hatten sie Zabimaru bitten müssen, einzuschreiten. Scheiß drauf, er wünschte, sie hätte ihm bereits vergeben. Ist ja nicht so, als wäre am Ende nicht alles gut gegangen. Statt irgendetwas in dieser Richtung zu sagen, knurrte Renji nur frustriert. Sie blinzelte wegen dem Geräusch, das er gemacht hatte und ihre Augen trafen sich. Gerade, als sie beide den Mund öffneten, um etwas zu sagen, klingelte das Telefon, das Rukia auf ihrem Bauch abgelegt hatte. Sie klappte es auf, las die Nachricht und lächelte ihn an. „Dein Arsch ist gerettet, Junge. Orihime schafft es heute Abend. Oder zumindest vermute ich, dass ‚Kreisch‘ das bedeutet. Doch sie möchte wissen, was sie tragen soll.“ Renji kratzte sich am Kinn. „Ich habe keine Ahnung. Sag ihr, wir essen in einem Restaurant vom Imperial Hotel.“ Rukia blinzelte. „Das Imperial…? Du hast eine schwarze Krawatte, oder Renji? Denn du wirst eine brauchen.“ Byakuya war sich nicht sicher, was er von dem Mann halten sollte, der am Senkaimon stand. Er war, ohne jeden Zweifel, unverantwortlich attraktiv. Lange, rubinrote Haare, fast vollständig unter Kontrolle, fiel in dicken Strähnen über seine breiten Schultern. Der Teil sah nach dem Liebhaber aus, den Byakuya erwartet hatte, vorzufinden. Doch was sollte er von dem maßgeschneiderten Anzug in einem dunkeln Aschgrau, einem vollständig zugeknöpften Hemd und der dünnen, schwarzen Seidenkrawatte halten? Waren das tatsächlich Manschettenknöpfe? Polierte Schuhe? Wäre da nicht die Art, wie er gegen die Tür der Lagereinheit lehnte, seine Hände tief in den Taschen vergraben und diese verspiegelte Sonnenbrille, die ihn aussehen ließ wie ein Ganove, hätte Byakuya wohl Renji niemals erkannt. Natürlich nur, bis er die Sonnenbrille anhob und sein Gesicht dieses gefährliche, sexy, scharfzähnige Grinsen schmückte und sagte: „Hey, denkst du, dein pickfeines Hotel wird mich reinlassen, wenn ich so aussehe? Denn ich muss dir sagen, diese Schuhe kneifen wie ein Hurensohn.“ Ah, Gott sei Dank, sein Renji war doch hier. Byakuya konnte ein Lächeln nicht ganz unterdrücken. „Ich muss sagen, ich bin von Uraharas Kleiderschrank überrascht“, sagte er und erlaubte seinen Blick, auf Renjis Anzug zu verweilen, der es schaffte, dessen besten Körpereigenschaften zu betonen. Solch eine definierte Taille! Byakuya täuschte Verärgerung vor und sagte: „Ich vermute, ich muss meinen Anzug von der Stange wählen?“ Renji schloss die Lagereinheit auf. „Nah, das Nette an einem Haufen illegaler Mod Souls ist, dass man sie in ein Gigai stecken kann und sie eine fürchterlich lange Zeit beim Schneider verbringen lassen kann, damit alles angepasst wird. Er hielt kurz inne. „Ich sollte dich dennoch warnen. Dein Mod ist ein Stück weit ausgerastet. Da ist mehr Farbe, als ich es für dich ausgesucht hätte. Ich denke trotzdem, dass es ziemlich heiß ist. Du musst einfach schauen, was du davon hältst.“ Mit einer solchen Vorwarnung hatte Byakuya Bilder von Hawaiihemden oder grellem Lamé im Kopf. Er war erleichtert, zu sehen, dass die ‚wilde‘ Auswahl nicht mehr als ein Seidenhemd in einer Farbe, nicht ganz unähnlich von der Augenfarbe vom Kommandant – eine Art Blaugrün oder Türkis – unter einem sehr gutaussehenden, traditionellen, schwarzen Anzug war. Das Hemd war auf jeden Fall kühner, als alles, was Byakuya sich ausgesucht hätte, doch Renji hatte Recht. Es war mehr als akzeptabel. Im nächsten Moment war Byakuya bereits im Gigai. Die Seide fühlte sich richtig an seiner Haut an und der Anzug hatte einen sehr angenehmen, reichen Schnitt. Renji war offensichtlich dabei keine Kompromisse eingegangen. All diese Mühe von Renji ließ Byakuya ein klein wenig schlecht fühlen, was die Kenseikan-Halskette anging, die er in seiner Faust versteckt hatte. „Ich vermute, das bedeutet, dass wir Abendessenpläne haben?“ „Das ist richtig“, sagte Renji und bot ihm eine Hand an, um Byakuya auf die Beine zu helfen. „Ich fahre dir in die Parade, Sheriff.“ „Tut mir Leid, was?“ Renji zog Byakuya mit einem Ruck hoch und plötzlich standen sie sich so nahe, dass sie sich hätten küssen können. Da war ein schelmisches Funkeln in Renjis Augen, das trotz der dämlichen Sonnenbrille, die auf seinem Kopf saß, betörend war und er schlang einen Arm um Byakuyas Taille, zog ihn noch enger an sich. „Du kannst mich vor Zeugen nicht umbringen, richtig, Kommandant?“ „Und warum sollte ich das tun wollen?“, fragte Byakuya, fühlte sich etwas töricht dabei, wie atemlos ihn die Art machte, wie Renji ihn so dominierend hielt. Die wenigen Zentimeter zwischen ihnen zwangen Byakuya auch, sein Kinn anzuheben, wenn er in diese teuflischen Augen blicken wollte, so spottenderweise voller schwelender Hitze. „Weil ich ein Versager bin“, sagte Renji. Er neigte seine Lippen, um damit an Byakuyas Ohr vorbeizufahren. Renjis Stimme war leise und voll von ernsten Selbstvorwürfen. „Weil ich es verkackt habe und was wirklich, wirklich dummes getan habe und vermutlich deine Gefühle verletzt habe. Sehr sogar.“ Byakuya versuchte, desinteressiert und kühl zu klingeln, doch er bemerkte, wie seine freie Hand eine Handvoll von Renjis Hemd umfasste. Der Kenseikansplitter drückte sich in seine Handfläche. „Gestehst du etwas, Renji?“ „Du denkst, ich sollte?“, fragte Renji, zog sich etwas zurück, um Byakuya noch einmal verrucht anzugrinsen. „Oder möchtest du es mir aus meinem Fleisch holen?“ Hitze färbte Byakuyas Wangen bei dem Bild, das ihm durch den Kopf ging. Er musste seinen Blick auf den Boden fallen lassen, auch wenn er sich sicher war, dass seine Wimpern ihn betrogen, da sie bebten. „Hmmm“, sagte er sanft, seine Stimme heiserer, als er es wollte. „Ich bin mir plötzlich ziemlich unsicher, was ich bevorzuge.“ Renjis Mund neigte sich, um seine Lippen in einem tiefen Kuss zu erobern. Ein Arm schlang sich fester um Byakuyas Taille und die andere ließ seine Hand los, um sich an Byakuyas Kiefer zu legen. Es war diese Art von Kuss, in den man hineinschmelzen konnte, wenn man geneigt war, darauf einzugehen. Byakuya war überrascht, festzustellen dass er das ein wenig war. Nur geneigt, natürlich. Also ließ er zu, dass Renji von seinem Mund komplett Besitz ergriff und erlaubte der forschenden Zunge, jeden Winkel zu erkunden. Doch Byakuya war keiner der Sorte, die sich lange passiv hingaben. Also begann Byakuya nach einem kurzen Moment zu necken und zu folgen und wurde mit einer Art glücklichen Knurren belohnt, dass irgendwo tief in Renjis Kehle rumpelte. Mmmm, so sexy. Zu schnell zog sich Renji zurück. Sein Gesicht war errötet und seine Pupillen weit. „Ja, tut mir leid, nein“, sagte er, stahl sich noch einen kleinen Kuss von ihm, wie ein Schuljunge, bevor er fortfuhr: „Ich gestehe gar nichts. Du musst es mir schon entlocken.“ Renji hielt Byakuya noch eine Weile fest und schien die Weise zu bewundern, wie das Mondlicht auf Byakuyas Gesicht fiel. Dann seufzte er, verlagerte das Gewicht so, dass Byakuya das tiefe Bedauern seiner Reue spürte und sagte: „Und, verdammte scheiße, ich wünschte mir jetzt irgendwie, dass wir nicht erst mit deiner Schwester essen gehen.“ „Ich muss sagen, ich bin überrascht festzustellen, dass unsere erste gemeinsame Nacht sich verzögert.“ Renji entließ Byakuya aus ihrer festen Umarmung und rieb sich seinen Nacken. „Ja, nun ja. Ich habe gedacht, dass ich vielleicht ein paar Körperschilde zwischen uns bringen sollte, falls du auf dem Kriegspfad bist.“ Byakuya schaffte es kaum, den Splitter des Kenseikan weiter in seiner Hand zu verstecken, während er seine Finger von Renjis Hemd löste. Er war überrascht zu sehen, dass er eine Spur von Knitter und Schweiß dort hinterließ. Byakuya ignorierte es und griff nach vorne, um Renjis Krawatte zu richten. Er zog den Knoten fest und fragte: „Wer sagt, dass ich es nicht bin?“ „Uh…“, Renji schien all seine vorherige Zuversicht zu verlieren. „Niemand, denke ich. Ich… ähm, vergesse irgendwie immer, wie eiskalt du sein kannst.“ Der Gedanke schien die vorherige Verruchtheit zurückzubringen und die Winkel seines Mundes hoben sich in einem Grinsen. „Heh, ja. Ich denke, ich muss meine Chancen nutzen.“ „Durchaus“, sagte Byakuya, nutzte die Krawatte, um Renji zu einem Kuss hinunterzuziehen. „Doch, ich denke, dass du vielleicht ein sehr, sehr unartiger Junge warst.“ „Oh“, sagte Renji, als sich ihre Lippen wieder trennten. „Ja, das war ich.“ Mit einem Seufzen ließ Byakuya die Krawatte los. Er strich die Schultern von Renjis Anzug gerade und zog die Sonnenbrille von seinem Kopf und steckte sie in die Brusttasche der Jacke. „Ist zumindest das Hotel in der Nähe? Oder müssen wir wieder eines dieser fürchterlichen Taxen nehmen?“ „Wir könnten den Zug ausprobieren?“, bot Renji an. „Oder einen Bus.“ „Dann Taxi“, schnaubte Byakuya. Sie gingen los. „Rukia wird glücklich sein, dich zu sehen“, sagte Renji. „Nicht so glücklich wie du.“ „Nein“, stimmte Renji zu, seine Stimme wurde tiefer. „Definitiv nicht so glücklich wie ich.“ Er lächelte einen langen Moment vor sich hin, seine Hände in den Taschen vergraben, während sie in das erleuchtete Handelsviertel gingen. „Ich liebe deine Briefe.“ „Auch ich liebe deinen.“ „Tust du?“ „Ja“, sagte Byakuya. Dann nach einem Moment des Überlegens, fügte er hinzu: „Er ist sehr... du.“ „Ich vermute, das ist gut“, sagte Renji, auch wenn er wegen diesem Kompliment ziemlich strahlte. Sobald sie die beleuchteten Straßen erreicht hatten, begann Renji den Verkehr nach einem Taxi abzusuchen. Als er eines sah, hob er die Hand, trat auf die Straße und setzte seine Vizekommandantenstimme auf. „Hey!“ Der Taxifahrer schien das Kommando sofort zu erkennen und zog aus dem Strom von vorbeifahrenden Autos heraus, um am Straßenrand zu halten. Renji öffnete die Tür für Byakuya. Als Byakuya sich in den Sitz gleiten ließ, sagte Renji: „Lass uns das Abendessen schnell machen, ja?“ „Ja“, sagte Byakuya, nachdem sich Renji neben ihn niedergelassen hatte. „Ich warte schon lange auf diese Nacht.“ „Oh mein Gott, ich auch“, Renji atmete durch. Dann beugte er sich zum Taxifahrer vor. „Imperial Hotel, bitte.“ Als sie aus dem Taxi stiegen, wäre Renji beinahe beim Anblick von Rukia vorne übergefallen. Sie sah unglaublich aus. Alle Art von alten, verwirrenden Gefühlen kamen hoch, als er sie in diesen perfekten, kleinen schwarzen Fummel sah, der all die richtigen Körperteile zu umschmiegen schien, was trotz der Einfachheit des Kleides, oder vielleicht auch genau deswegen, sie so verdammt... elegant aussehen ließ. Wie eine gottverdammte Lady. „Renji, du bist mir im Weg“, sagte Byakuya. Erst da realisierte Renji, dass er mitten im Aussteigen aus dem Taxi innegehalten hatte, die Tür fest in der Hand hatte und sein Hintern fast in Byakuyas Gesicht hing. „Uh, richtig, tut mir Leid“, sagte Renji, nahm sich einen Moment, um Rukia und Orihime zuzuwinken und half dann Byakuya raus. Als Rukia und Orihime lächelnd hinüberkamen und sie beide begrüßten, stellte Renji Byakuya Orihime vor. „Das ist Orihime Inoue. Orihime, das ist mein Kommandant und Rukias älterer Bruder.“ Renji hatte diesen Moment lächerlich oft in seinem Kopf nachgestellt, denn er war sich nicht sicher, ob er einem Mensch in die Augen gucken konnte und 'Lord Kuchiki' oder eine andere Vielzahl anderer Titel aufsagen konnte, die angemessen für Byakuyas Rang und Stand in der Soul Society waren. Renji hatte sich schlussendlich dafür entschieden, selbst wenn er ein Schnauben von Byakuya für die Informalität ernteten sollte, fokussierte er sich auf die Art der Verbindung zwischen ihnen und überließ es Byakuya, den Namen anzugeben, den er wollte. Byakuya überraschte Renji, indem er Orihime kurz zunickte und ohne irgendeinen Titel oder Suffix sagte: „Byakuya Kuchiki. Schön, dich kennenzulernen, Frau Inoue.“ Orihime sah... total geschockt aus. Renji konnte das Gefühl verstehen. Byakuya war so verdammt hübsch und das offene Haar und der Anzug kamen dann noch oben drauf. Sie würde vermutlich sofort tot umkippen, wenn sie Byakuya in der Weise gesehen hätte, wie es Renji zum ersten Mal hatte – mit diesem unglaublichen spirituellen Druck, der sich mit diesem intensiven, guten Aussehen vermischte. Doch ein bisschen musste sie gespürt haben, denn sie machte einen Knicks vor ihm. Orihime hatte sich entschiedenen, einen sehr traditionellen Kimono zu tragen. Er war grün und weiß, gemustert mit Pflaumenblüten. Ein breiter, gelber Obi war um ihre Taille gewickelt und passende Schleifen baumelten in ihren Haaren. Sie sah wirklich zuckersüß aus. Da die Vorstellungen vorüber waren, blickte Renji zu Rukia hinüber, die ihn seltsam anblickte, als wüsste sie nicht, wer er war. „Was?“, fragte er sie. „Deine Haare sind offen“, war alles, was sie sagte. Sie ließ es wie eine Naturkatastrophe oder Ähnliches klingen. Byakuya hatte Orihime am Arm genommen und führte sie ins Hotel. Renji bot Rukia seinen Arm an und sie folgten ein paar Schritte dahinter. Renji blickte sie neugierig an. Sie starrte ihn immer noch an. „Warum guckst du mich so an?“, er zog verlegen an seinen Haaren. „Dein Bruder mag es so, also weißt du...“ „Ähm“, sie blinzelte und wurde rot. „Ich kann verstehen warum. Wie kommt es, dass du niemals...? Deine Haare sind so... Ich meine, Renji, du siehst gut aus!“ „Was, als würde ich das sonst nicht? Nett, Rukia. Erinnere mich nochmal daran, warum du meine beste Freundin bist?“ Sie rollte ihre Augen und schlug auf seinen Arm. „Ich versuche dir ein Kompliment zu machen, du Idiot.“ „Oh.“ Die Erkenntnis traf Renji plötzlich. Rukia war so seltsam, weil sie dachte, dass er auch heiß aussah... also in echt. „Heh, nun ja. In diesem Fall sollte ich sagen, du siehst... Ich meine, wow. Das Kleid. Du...“ Er nickte ihr für einen Moment mit perplexer Anerkennung zu und sagte dann: „Ich meine, wir sind schon ordentlich herangewachsen, nicht wahr?“ Sie lächelte ihn warm an. „Ja, ich denke, das sind wir.“ Die Lobby des Imperial Hotels sah aus wie ein großer Ballsaal. Da waren Säulen aus Granit, glitzernde Kronleuchter und polierter Boden, der ihre Absätze klackern ließ, während sie Byakuya folgten. Renji erwartete, dass sie warten müssten, bis Byakuya eingecheckt hatte, doch das Personal schien ihn als VIP zu erkennen und nach einer kurzen Unterhaltung mit dem Concierge wurden sie in eines der Restaurants des Hotels gebracht. Es gab dort weiße Tischtücher, Stühle im westlichen Stil, zu viel Silberbesteck und ein Menü in einer Sprache, die Renji nicht kannte. Er lehnte mit seiner Schulter gegen Byakuya und deutete auf die seltsame Sprache. „Ähm...?“ „Französisch“, erklärte Byakuya. Orihime schien komplett über ihre Karte gekrümmt und versuchte sie zu lesen. Ihr angestrengter und konzentrierter Gesichtsausdruck war hinreißend. „Croissant!“, verkündete sie fröhlich. „Ich kenne das hier!“ Byakuya hob eine Augenbraue und schien Rukia einen Blick zuzuwerfen, der 'Pass auf deine Freundin auf' andeutete, doch sagte dann höflich: „Ich freue mich, für euch bestellen zu dürfen.“ Himmel, wie viele Sprachen sprach Byakuya? Renji zuckte über sich selbst mit den Achseln. Er vermutete, es war der müßige Teil von übermäßigem Reichtum, sodass er alle Zeit hatte, um Sprachen zu lernen. „Funktioniert für mich“, Renji legte seine Menükarte ab. „Ich bin mir sicher, dass alles gut ist.“ „Mir wurde gesagt, es wäre ihr Bestes“, erklärte Byakuya. „Sie haben auch traditionellere Orte, doch ich dachte, dass es vielleicht eine spaßige Abwechslung für Frau Inoue sei.“ „Oh“, sie lächelte freundlich. „Ich liebe es. Ich liebe Essen. Du bist so nett und großzügig!“ Sie wandte sich zu Rukia und quasselte weiter. „Dein Bruder ist wirklich nett, nicht wahr?“ Rukia lächelte geduldig und warf Byakuya einen dieser anhimmelnden Blicke zu, wie sie es manchmal tat. „Ich denke schon.“ Renji versuchte nicht mit seinen Augen zu rollen oder zu offensichtlich zu grunzen, doch sie mussten unbedingt sofort das Thema wechseln. Er blickte sich für eine Sekunde um und fing dann mit einem einfachen Thema an. „Wie schlägt sich Nanako? Sie ist nicht allzu pampig zu ihnen, oder Kommandant?“ Ein Kellner kam und stellte ihnen wortlos Gläser mit Wasser auf Höhe ihrer Ellbogen. „Nein“, sagte Byakuya einfach, hielt sich noch nicht einmal damit auf, Renji einen Blick zuzuwerfen. Renji fragte sich, was das mit der herablassenden Haltung bedeutete, doch dann nippte Byakuya an seinem Wasser und erklärte den Anderen: „Renji hat mich zurückgelassen, um mit dem Überdruss des Divisionsalltags alleine zurechtzukommen.“ Ah. Überdruss. Ok. Kein Gerede über der Arbeit vor den Damen. Super, was zum Teufel sollten sie in den nächsten drei Stunden tun, über das Wetter sprechen? Rukia versuchte es als Nächstes. „Was bringt dich in die Welt der Lebenden, Nii-sama?“ Renji versuchte nicht zusammenzuzucken oder keine offensichtlichen Kehle durchschneidenen Bewegungen, die 'Nein' sagen sollten, in ihre Richtung zu machen. Doch wieder einmal schockte Byakuya Renji, indem er ein kleines Lächeln zeigte und sagte: „Da es eine Pause in den Kämpfen gibt, schien es ein guter Zeitpunkt zu sein, ein Rendezvous festzuhalten, um Renji zu sehen.“ Ein Rendezvous. Byakuya hatte gerade 'Rendezvous' laut ausgesprochen... vor Leuten... mit Renjis Namen im Zusammenhang. Orihime blickte einige Sekunden zwischen Renji und Byakuya hin und her, als versuche sie die Sache zu enträtseln. Ihre Augen wurden groß und ihre Wangen färbten sich in einem kräftigen Pink. „Oh“, sagte sie und dann: „All die schönen Haare.“ Sie schien überrascht von den Worten, die aus ihrem Mund kamen, denn ihre Hände flogen in die Höhe, um ihn zu bedecken und kicherte dann. Offenbar unbewusst fand noch ein weiteres Wort den Weg durch ihre Finger hindurch. „Heiß.“ Byakuyas Lächeln wurde etwas breiter und Renji hätte schwören können, ein gemurmeltes „Durchaus“ zu hören. Gott sei Dank erschien der Kellner in diesem Moment, also konnte Renji die Zeit nutzen, während Byakuya Wörter hinunterrasselte, die scheinbar fließendes Französisch waren, um sich selbst zusammenzureißen. Er war sich sicher, dass er sich damit abwechselte, knallrot anzulaufen und zu grinsen wie ein liebestrunkener Volltrottel. Jedes Mal, wenn er dachte, es wäre sicher, von seinem Schoß aufzublicken, traf sich sein Blick entweder mit dem von Rukia oder Orihime und er musste wieder wegschauen. Orihime musste sich verpflichtet gefühlt haben, das Gespräch wieder aufzunehmen, nachdem sie das letzte Thema mit ihren Kommentaren so effektiv zerstört hatte. Also setzte sie an, sobald der Kellner weg war. „Ich freue mich schon wirklich darauf, die Seireitei wieder zu besuchen. Ich meine, diesmal legal und ohne Missverständnisse und zur Rettung... ähm, ich meine, wir hatten vorher nicht wirklich Zeit zu reden“, sie blickte abwechselnd zu Byakuya und Renji. „Ich wette, ihr beide seid viel netter, wenn ihr nicht versucht, Kurosaki-kun umzubringen. Vielleicht könnten wir uns noch einmal zum Mittagessen treffen!“ Nun blickte sie zu Renji. „Ich habe diese Essenshändler geliebt, zu denen du uns gebracht hast! Und... oh, ähm, du scheinst Essen zu mögen, Herr Kuchiki!“ Renji widerstand dem Drang, geschlagen seinen Kopf auf den Tisch fallen zu lassen und immer wieder mit ihm gegen das Holz zu hämmern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)