Written in the Scars (of Our Hearts) von yezz ================================================================================ Kapitel 34: Tea and Treason --------------------------- "Mehr Tee?", fragte Ukitake und hielt Byakuya ruhig die Teekanne hin. Das war nicht die Reaktion, die Byakuya erwartet hatte, nachdem er Ukitake vorgeworfen hatte, seinen Vizekommandanten, mithilfe des Shiba-Clans und illegaler Magie, von den Toten erweckt zu haben. "Bist du sicher, dass es dir warm genug ist?", fragte Ukitake Byakuya sanft. Dann wandte er sich an Rukia und sagte: "Rukia, warum schließt du nicht die Tür und schürst das Feuer?" Rukia, die an den Ärmeln ihres Shihakushō gezogen und elendig zwischen Byakuya und Ukitake hin und her geschaut hatte, sprang auf die Bitte ihres Kommandanten hin auf. Die Feuerstelle zischte und knackte. Trotz der abendlichen Kühle war eine Tür des Ugendō aufgeschoben und hatte den Blick auf den See freigegeben. Papierlaternen beleuchteten einen Pfad zum Ufer, sie schwankten an knarrenden Bambusstangen. Grillen zirpten. Dann war Stille, als Rukia die Tür zuschob. Der Raum wurde merklich wärmer. „Hast du keine andere Antwort?“, fragte Byakuya Ukitake. „Du hast einen furchtbaren Schock, Byakuya“, sagte Ukitake und füllte Kyōraku Teeschale nach, bevor er sich selbst eingoss. „Du denkst nicht klar. Ich verstehe, warum du vielleicht denkst, dass ich zu solch einer drastischen Sache zurückgreifen würde, damit Kaien wieder unter uns weilt, aber der Rest macht keinen Sinn. Was würde ich von den Gütern der Kuchiki-Karawane benötigen?“ „Nicht du, natürlich. Die Shiba“, sagte Byakuya knapp. Daraufhin lachte Kyōraku herzlich. „Glaubst du wirklich, dass Kūkaku Shiba Seide und Satin mit deinem Wappen drauf haben möchte?“ Byakuya hatte plötzlich das fürchterliche Bild in seinem Kopf, wie diese Schweine, reitende Ganju im feinsten Stoff der Kuchiki gekleidet waren. Er schüttelte seinen Kopf. „Du versuchst mich töricht aussehen zu lassen“, sagte Byakuya ungeduldig. „Doch es ist absolut klar, dass die Shiba gut ausgestattet und versorgt sind. Sie müssen illegalen Handel betreiben, da es verboten ist, Lebensmittel ohne Lizenz im Rukongai zu verkaufen. Entweder stehlen sie für sich selbst oder für den Profit, das ist ziemlich egal. Ich habe keinen Zweifel, dass sie sich ihr Leben abseits des Gesetzes finanzieren.“ Rukia stand immer noch an der Tür und sagte leise: „Sie haben meine Entschuldigung akzeptiert. Sie sind nette Leute.“ Byakuya musste sich konzentrieren, damit sich seine Faust nicht in seinem Hakama vergriff. Zum Glück hatte Renji ihm von Rukias Besuch erzählt oder er würde nun einen sehr unschicklichen Wutausbruch haben. Dennoch musste er bei dem Gedanken daran, wie ein Kuchiki vor diesen Mischlingen kroch, die Zähne zusammenbeißen. Schlimmer noch, da es Rukia noch nicht einmal Leid tun musste. Sie hat nur ihre Pflicht als Soldat erfüllt. Wenn sich jemand entschuldigen musste, sollte es ihr Kommandant sein, der nicht in der Lage gewesen war, seinen Vizekommandanten zu töten. Byakuya war gewillt gewesen, nicht nur seinen Vizekommandanten, sondern sogar seinen Liebhaber für das Aufrechterhalten des Gesetzes zu opfern. Er hätte nicht nur einen halben Herzschlag gezögert, wenn Renji von einem Hollow besessen gewesen wäre und den Kampf bereits verloren hätte. Byakuya hätte, wenn nötig, Renji mit seinem allerletzten Atemzug niedergestreckt. Doch Ukitake hatte sich herausgewunden... hatte eine Krankheit, die an ihm nagte, vorgeschoben. Allerdings war das nicht der Streit, den sie nun austragen mussten. Tatsächlich, wenn Byakuya diesen Streit nun anfangen würde, würde er vermutlich viel, viel mehr als nur seine Beherrschung verlieren. „Nett oder nicht, sie sind Gesetzeslose“, sagte Byakuya ruhig, doch er konnte nicht die Hitze aus seinem Blick nehmen, als dieser zu Ukitake glitt. Kyōraku lehnte sich gegen Ukitake und stieß ihn mit seinem Ellbogen an, während er ausladend und verspielt gestikulierte. „Du steckst mit Gesetzlosen unter einer Decke, Hübscher.“ Ukitake lächelte, aber schüttelte seinen Kopf. „Byakuya meint es sehr ernst, Shunsui. Er möchte nicht, dass wir spotten.“ Und dennoch behandelten sie ihn wie ein Kind. Byakuya versuchte, das nicht unter seine Haut zu lassen. Er nahm einen Schluck von seinem Tee, um seine bebenden Emotionen zu beruhigen. Kyōraku grunzte. „Wenn ich ihn ernst nehmen würde, Jūshirō, hätte ich bereits Stahl gezogen. Er kommt in dein Haus und beleidigt dich mit wilden Spekulationen? Nein, besser behandeln wir das, wie den Witz, der das alles ist." Ah, also störte es Kyōraku ein wenig. Sie handelten vielleicht unerschütterlich, doch offensichtlich war das Thema Kaien Shiba ein Empfindliches. Es war also beachtenswert, dass Ukitake bisher nichts davon abgestritten hatte. „Shunsui, dein Temperament“, sagte Ukitake sanft und legte eine Hand auf Kyōrakus Oberschenkel. Ihre Augen trafen sich in einer stillen Kommunikation von Langzeitliebhabern. Alte Streitereien, die nicht länger Worte benötigten, ausgelegt in einem kurzen Gesichtsausdruck. Kyōraku lehnte sich zurück und ließ die Schultern fallen. Dann lachte er und sagte: „Es ist, weil wir so spät am Abend Sake benötigen, nicht diesen lächerlichen Tee. Lass mich ein stärkeres Getränk besorgen.“ Sie beobachteten, wie sich Kyōraku zu seiner bemerkenswerten Höhe aufrichtete und zum anderen Ende des Raumes ging. Das Holz in der Feuerstelle zischte und knackte. Nun war es nur Ukitake und Byakuya, die sich gegenüber saßen. Rukia hing immer noch im Schatten bei der Tür und beobachtete unruhig Byakuyas Rücken. Kyōraku durchsuchte einen großen Kaidan Dansu, einen Treppenschrank, auf der anderen Seite des Raumes, so wütend, wie Byakuya ihn noch nie zuvor gesehen hatte. „Du solltest damit zum Generalkommandanten gehen, Byakuya“, schlug Ukitake vor. „Es sollte eine Fahndung gegen diesen Betrüger geben.“ „Ich bin sicher, Kūkaku würde helfen“, bot Kyōraku schnippisch an, ohne sich zu ihnen umzudrehen. Ukitake nickte. „Er würde schnell festgesetzt werden, wenn man gezielt nach ihm sucht.“ Oder sie würden ihn schützen, bevor man die Chance dazu hatte. Byakuya war töricht gewesen, zuerst hierhin zu kommen. Wenn diese beiden Kommandanten Feinde waren, dann hatte er ihnen gerade einen großen Vorteil verschafft. Byakuya war viel zu vertrauensselig gewesen. Hatte Aizens Verrat ihm gar nichts gelehrt? „Ja“, sagte Byakuya und stand auf. „Ich werde sofort gehen.“ Rukia trat hervor. „Ich werde mit dir gehen.“ Byakuyas erster Impuls war, zu protestieren, doch er stellte fest, dass er vom Verlangen überwältigt wurde, sie von dem Einfluss dieser beiden Kommandanten wegzubekommen. „Ich würde mich über deine Gesellschaft freuen, Rukia.“ Da sein Eindringen so unhöflich war, fühlte Byakuya die Notwendigkeit, sich angemessen zu verabschieden. Auch wenn die Atmosphäre ein wenig gezwungen war, spielten sie doch alle ihre Rollen. Ukitake gab Rukia einen Beutel von Leckereien mit und Kyōraku beharrte darauf, dass Byakuya eine Flasche von dem ‚guten Zeug‘ mit nach Hause nahm. Da waren die Versprechen, auf sich aufzupassen und sich bald wiederzusehen und die Verwandten zu grüßen. Rukia wurde herzlich umarmt und Byakuya bekam die einfache Verbeugung zwischen Ebenbürtigen. Nach 20 Minuten waren sie endlich alleine und auf der Straße außerhalb der Dreizehnten. Die Läden in der Nachbarschaft waren für die Nacht verschlossen. Es war dunkel und leise, doch ein paar Laternen über ihnen erleuchteten die Hauptstraße. Das gedämpfte Licht zog Motten und jagende, braune Fledermäuse an. Rukia umschlang ihre Brust, um sich zu wärmen. Byakuya überlegte, ihr seinen Mantel anzubieten, doch er war mit dem Blut der Banditen bespritzt. Ihre Sandalen machten einsame Laute auf dem hartgetretenen Boden. Rukia blickte stirnrunzelnd auf den Boden und ihr Mund zuckte, als würde sie daran arbeiten, was sie zu sagen hatte. Schlussendlich blickte sie zu Byakuya auf. „Du glaubst nicht wirklich, dass Kaien-dono da draußen ist, oder Nii-sama?“ „Ich weiß es nicht“, sagte Byakuya ehrlich. „Ich hätte jedoch Ukitake nicht konfrontiert, wenn ich die Möglichkeit nicht für groß halte.“ „Ich habe ihn mit meinen eigenen Händen getötet“, sagte sie und blickte auf ihre Handflächen, als könne sie dort sein Blut sehen. Selbst wenn er nicht wiedererweckt worden war, hatte Byakuya das Gefühl, als wäre Kaien eine verdammte und ruhelose Seele. Kaiens Erinnerung verfolgte Rukia viel zu sehr und wog viel zu sehr auf ihren Schultern. „Und du wurdest dafür freigesprochen, auch wenn es niemals unehrenhaft war, Rukia. Du hast getan, was getan werden musste.“ Als er an sein eigenes, kürzliches Handeln dachte, fügte Byakuya hinzu: „Da ist keine Schande darin, schnell zu handeln, um andere zu schützen. Egal was es kostet.“ „Er war mein Freund“, wisperte sie. „Mein Mentor.“ „Ja und was ihm widerfahren ist, ist fürchterlich“, sagte Byakuya so sanft wie er konnte, doch er hatte nur wenig Geduld für solche unnötigen Selbstanschuldigungen. „Doch in diesem Stadium hätte er nicht gezögert dich oder jeden anderen zu verschlingen. Es war deine Pflicht, das zu zerstören, zu was er geworden war. Darin solltest du Frieden finden.“ Sie schaute zu ihm auf, unvergossene Tränen glitzerten in ihren Augen. „Das tue ich“, sagte sie. „Das ist der Grund, warum mich der Gedanke so stört, dass er da irgendwo draußen ist… Byakuya, Kaien ist so nicht! Er würde nicht gegen die Soul Society arbeiten.“ Byakuya sagte nichts. Stattdessen blickte er in den klaren, dunklen Himmel hinauf. Sterne funkelten im Ama no Gawa, der über ihnen wie ein Fluss zu fließen schien. „Es muss falsch sein“, fuhr Rukia fort. „Es wird so sein, wie Kommandant Ukitake gesagt hat: Ein Betrüger. Du kennst ihn nicht, wie ich es tue, Nii-sama. Kaien Shiba war ein guter Mann.“ Und du warst sehr in ihn verliebt, dachte Byakuya, doch sagte es nicht. Er behielt auch für sich, dass falls Kaien gestorben und wiederbelebt worden war, er sich geändert haben könnte. Die Magie der Wiedererweckung war nicht ohne Grund ein Tabu. „Sollten wir nicht Blitzschritt verwenden?“, fragte sie. „Ist das Büro des Generalkommandanten überhaupt so spät noch besetzt?“ „Ich gehe nicht zum Generalkommandanten, Rukia.“ „Aber du sagtest…“ „Wenn öffentlicher Verrat auf dem Hinrichtungsplatz nicht an Ukitake und Kyōraku haften bleibt, wie könnten meine Worte im Ohr des Generalkommandanten hängen bleiben?“, sagte Byakuya mit einem Seufzen. „Darin gibt es keinen Sinn. Wenn ich gegen einen der Beiden mein Wort erhebe, muss ich mehr Anhaltspunkte mit weitaus mehr Beweisen haben. Es war… eine Ausrede zum Gehen.“ „Oh.“ Sie gingen für eine Weile im Stillen. Rukia beobachtete ihn mit ihren großen Augen, so sehr wie die von Hisana, und fügte endlich hinzu: „Ich weiß, ich war nicht da und du würdest es vermutlich nicht als wichtig erachten, aber ich kann nicht verstehen, wie du einen von ihnen beschuldigen kannst, wenn Aizen da draußen irgendwo ist. Seine Macht ist die absolute Illusion, Nii-sama! Warum könnte er Kaien nicht fälschen? Eine Illusion?“ Byakuya blickte zu Rukia. Es war natürlich möglich. Aizens Fähigkeiten waren erschreckend in ihrer Auswirkungen. Soviel sie wussten, hätte Aizen auch nicht durch das Garganta verschwinden können, um immer noch unter ihnen zu verweilen. Jeden Tag. Es war eine schreckliche Möglichkeit, dass Aizen selbst nun Illusionen erstellen und jeder Moment verdächtig sein könnte. Aber so zu denken, würde jeden verrückt machen. „Dieses ganze Szenario sieht sehr nach Aizens Machenschaften aus“, fuhr Rukia fort. „Ich meine, schau dir den Ärger an, den es verursacht. Du und Kommandant Ukitake… ihr habt euch immer nahe gestanden. Mit diesem Keil zwischen euch sind wir viel schwächer. Es ist wie als Aizen seinen Tod vorgetäuscht hatte und versuchte, es Kommandant Hitsugaya anzuhängen. Es war verrückt, was Leute gewillt waren, zu glauben. Er und Gin, sie waren immer am Flüstern, ließen die Leute an anderen zweifeln und haben all die Zwietracht gestreut. Wie ist das hier anders?“ War es nicht. Es war nur sicherer, sich Aizen weit, weit weg vorzustellen. Byakuya hielt auf der Straße an. „Du bringst da ein hervorragendes Argument an“, sagte Byakuya. „Ich verspreche, dass ich die Möglichkeit berücksichtige, dass Aizen seine Finger hier im Spiel hat.“ Rukia blinzelte zu ihm auf und lächelte dann langsam. Dann hob sie ihre Hand und hielt ihren kleinen Finger hin. „Indianerehrenwort?“ Das war lächerlich. Waren sie Kinder? Nein, dachte Byakuya, sie ist meine Schwester und in diesem Moment behandelt sie mich, wie sie es bei ihrem Bruder tun würde. Und, mehr als alles andere, erinnerte ihn die Weise, wie Rukia zu ihm aufschaute an Yachiru. Und ihr konnte er keinen Wunsch abschlagen, egal wie bescheuert dieser war. Also hob Byakuya seine Hand und hakte seinen kleinen Finger in ihrem ein. „Ja, Indianerehrenwort.“ Es war spät, als Renji den Rückweg zum Shōten angetreten hatte. Er und Ichigo hatten noch für eine Weile am Kanal abgehangen, Steine in den Fluss geworfen und über Musik oder darüber gesprochen, wie doof die High School war. Und über Rukia. Es schien, als habe Rukia Ichigo nicht viel über Inuzuri erzählt. Keine wirkliche Überraschung. Vieles von dem Mist... Ja, es war nicht wirklich für die Öffentlichkeit bestimmt. Also war Renji darauf bedacht gewesen, die Geschichten positiv zu halten. Nun ja, so positiv wie sie halt eben sein konnten. Es überraschte Renji irgendwie, wie viele Geschichten er tatsächlich erzählen konnte. Es war klar, dass Rukia ihr Leben dort ein ganzes Stück weniger schlimm gemacht hatte. Die andere Überraschung war gewesen, wie wenig er Ichigo über sein Leben in der Akademie erzählen konnte. Rukia hatte keinen gemeinsamen Unterricht mit Renji gehabt, außer einige grundlegenden Stunden und dann... dann war sie gegangen, gegangen, um ein Kuchiki und ein Mitglied der Hofgarden zu sein. Er war sich noch nicht einmal sicher, wer ihre Schulfreunde gewesen waren. Es war seltsam, doch Renji begann zu glauben, dass sie vielleicht die ganze Zeit die Einsame von den beiden gewesen war, diejenige, die ausgegrenzt worden war. Der feste Untergrund des Gehwegs war kalt unter seinen nackten Füßen. Seine Fußsohlen waren immer noch hart genug, dass er nur zerbrochene Bierflaschen vorsichtig umgehen musste. Ansonsten spürte er kaum den städtischen Müll unter seinen Füßen. Renji runzelte die Stirn. Wie konnte das Urahara wissen? Hatte dieser verrückte Wissenschaftler irgendeinen abgedrehten Algorithmus, der das Gefühl von seinem Gigai irgendwie korrekt übertrug? Alleine der Gedanke daran ließ Renjis Kopf schmerzen, doch er vermutete, dass das in irgendeiner Weise Teil des Gleichgewichts war. Immerhin fühlte er sich niemals seltsam in seinem Körper, so als wäre es nicht seiner. Die Bewegungen waren natürlich. Er wusste, dass er in seinem Gigai kämpfen konnte, falls nötig. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sein Körper so reagieren würde, wie er es erwartete. Die Muskelmasse fühlte sich richtig an. Sein Schwerpunkt. Alles davon. Scheiße, er hatte Sex in dem Ding gehabt. Man würde doch meinen, falls sich etwas komisch anfühlen würde, dann das. Der Typ war echt ein Genie. Aber warum konnte Urahara dann keine Mod Souls machen, die keine kompletten Wracks waren? Körper mussten einfacher als Seelen sein. Ja, das war offensichtlich. Urahara hatte das Licht für ihn angelassen. Grelles, elektrisches Licht beleuchtete den hölzernen Vorbau des Shōten, als Renji vor dem Vordereingang einhielt. Das Schild sagte, dass der Laden geschlossen sei und er hatte keine Schlüssel. „Ach scheiße“, murmelte Renji mit einem Blick zurück in die Richtung, in der die Kurosaki-Klinik lag. Vielleicht hätte er Ichigo fragen sollen, ob er über Nacht bleiben könnte. Würde er überhaupt in diesen klitzekleinen Kleiderschrank passen, in dem Rukia geschlafen hatte? Doch bevor Renji sich wieder auf den Weg dahin machen konnte, von wo er gekommen war, glitt die Tür auf. Urahara gähnte und blinzelte Renji verschlafen an. „Ah, der verlorene Sohn ist zurückgekehrt!“ Urahara trug eine grüne Pyjama-Hose, die mit gelblichen Quadraten gemustert war. Jedes Quadrat hatte eine Art lateinischen Buchstaben in sich und Wörter, die Renji nicht lesen konnte. Als Urahara Renjis neugieriges Starren bemerkte, deutete er auf ein 'H' und sagte: „Wasserstoff. Es ist das Periodensystem der Elemente... Nur gemischt. Es macht mich tatsächlich etwas verrückt zu sehen, wie durcheinander sie sind, alle außer der Reihe, doch es war ein Geschenk von Tessai. Er ist ein Zauberer, kein Wissenschaftler, weißt du. Es war ein netter Gedanke.“ „Richtig“, sagte Renji, hatte dabei keine Ahnung, von was Urahara sprach, außer von der Tatsache, dass er etwas daran nicht mochte. Und dass Tessai sie ihm geschenkt hatte. Renji stand für einen Moment da und staunte darüber, wie er es immer tat, dass Urahara ohne Hut schon fast knabenhaft aussah. Als er realisierte, dass er immer noch dumm in der Gegend rumstand, fragte er: „Also, ähm, kann ich reinkommen?“ Urahara erschrak, als würde er plötzlich erst bemerken, dass er immer noch die Tür blockierte. „Oh, ja, natürlich“, sagte er und trat zur Seite. „Wie war dein Abend, Vizekommandant?“ Renji schüttelte den Kopf. „Nun ja, lass mal überlegen. Matsumoto hat mir den letzten Yen abgeschwatzt. Ichigos Freunde denken alle, dass ich mit ihm ausgehe. Und... diese fürchterliche Show wurde scheinbar aufgenommen, sodass niemals Gras drüber wachsen wird. Ich persönlich hoffe auf eine massive Arrancar-Attacke, um alle ihre Gedanken von meinem verdammten Scheißleben wegzulenken. „Oh.“ Als er neben Renji den Flur zu seinem Zimmer hinunter gingen, sagte er: „Nun ja, auf der anderen Seite: Ich bin mir sicher, dass dein Wunsch früh genug in Erfüllung geht.“ Renji grunzte. „Ich denke, das ist schon mal was.“ Urahara nickte. Sie waren an Renjis Tür angelangt. Urahara stand weiter erwartungsvoll im Flur. Seine Hände waren vor der Brust verschränkt und er kräuselte die Lippen, als versuche er Worte dafür zu finden, was er sagen wollte. Es war nicht so schwer zu erraten, worüber es gehen würde. Renji seufzte. „Also hast du die Show gesehen?“ „Ja“, sagte Urahara. Also Urahara nicht mehr anbot, forderte ihn Renji auf. „Und?“, er lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich kann mich jetzt auch genauso gut dran gewöhnen. Komm schon, verpass mir einen Spruch.“ „Oh, kein Spruch“, sagte Urahara und winkte mit der Hand ab. „Nichts dergleichen. Aus irgendeinem Grund habe ich die Verbindung nicht machen können, bis der Moderator mehr über Streifen und Bestien und was noch alles geredet hatte. Doch deine Tattoos... sie sind für Zabimaru?“ Renji brauchte einen Moment um zu bemerken, dass das eine Frage war. Als er das endlich tat, zuckte er mit den Achseln. „Ja. Was davon?“ Urahara rieb sich den Nacken und grinste nervös. „Oh, es ist nicht wichtig. Ich habe mich nur gefragt, wann du...“, er machte von seiner Stirn eine Abwärtsbewegung „...angefangen hast.“ Schien ziemlich persönlich, oder nicht? Dennoch war es nicht so, als würde Renji mit jemanden sprechen, der das nicht verstand. Und der Typ war Wissenschaftler. Renji vermutete, dass es war, als würde er mit einem Heiler oder Arzt reden. „Du fragst, wann ich begann, sie zu wollen oder wann ich sie bezahlen konnte?“ Urahara schien sich ein wenig zu entspannen. „Ersteres bitte.“ „Rukia sah diesen Shinigami, ja? Einer von uns. Keiner von denen, die...“, Renji hielt inne, bevor er sagen konnte 'uns einkesselten' und blickte auf, um abzuwiegen, was er stattdessen sagen sollte. Es war bei Urahara schwer zu sagen. Er war ein Gesetzesbrecher, sicher. Doch Lady Yoruichi ging, wie es schien, straffrei zwischen den Welten hin und her. Also hielt es Renji zurück. „Ich meine einen Typen von der Nachbarschaft, verstehst du? Es war ein Moment für sie. Rukia hatte danach in ihrem Kopf, dass wir auch in der Lage waren, solche Sachen wie Kidō zu vollführen. Sobald wir mit dem Üben anfingen... Das war der Moment, in dem es anfing..." Renji ließ die Worte wieder ausklingen. Es war bereits etwas gefährlich von der Idee zu erzählen, dass er sich für seinen inneren Dämonen hatte tättowieren lassen. Doch es war eine ganz andere Ebene zuzugeben, dass er sich die Markierungen auf seinen Körper gekratzt hatte, bis es blutete. "Das war vor der Akadamie?" Renji nickte. "Jahrzehnte." "So lange?", Urahara schien überrascht. "Stell dir das mal vor, niemand hat eine Sänfte für uns geschickt", sagte Renji. "Wie auch immer, wir hatten Familie, die nicht gut darin war. Rukia wollte sie nicht zurücklassen." Wenn das Schicksal nicht seine Visage gezeigt hätte, wären sie immer noch dort. Sein Körper übersäht mit selbst zugefügten Narben oder, noch wahrscheinlicher, mit Yakuza-Tinte. Er wandte seinen Augen von Uraharas durchdringenden Blick ab. "Die Sache war, dass wir warten mussten, bis sie uns verlassen. Wenn du weißt, was ich meine?" "Ja, ich glaube, das tue ich", sagte Urahara. Doch wenn es ihn bekümmerte, zeigte er das nicht. Stattdessen schien er, etwas in seinem Kopf durchzugehen. "Also, die vorgeschriebenen Jahre in der Akademie... hmm, und dann, wie lange hast du für Bankai gebraucht?" Renji zuckte mit den Achseln. Es war schwer zu sagen, wann sich das Training im Shikai zum Training für Bankai gewandelt hatte. "Ich bin seit etwas weniger als einem halben Jahrhundert bei den Hofgarden. Warum möchtest du plötzlich das ganze Zeug wissen?" "Oh, es war die Fernsehsendung, du verstehst!", Urahara lächelte freundlich. Renji bekam das Gefühl, dass wenn Urahara seinen Hut aufgehabt hätte, das nun der Moment wäre, in dem er ihn mehr in sein Gesicht schob. "Es hat da etwas losgerüttelt, ein Gedanke, eine Idee wegen diesem Reinigungsritual, von dem dein Partner möchte, dass du es durchführen lässt." "Ja?", Renji löste sich neugierig von der Wand. "Inwiefern?" "Wie Kondome", sagte Urahara, als würde das einen Sinn ergeben. "Was denkst du, ist der bessere Schutz? Ein Kondom tragen oder deinen Penis abgeschnitten bekommen?" Renjis Hände wanderten direkt, um seine privaten Stellen zu schützen und zuckte zusammen. "Gott! Das Erste! Was zum Teufel soll diese Frage überhaupt? Ich meine, grundsätzlich funktioniert die andere Methode, vermutlich sogar besser, in einer verschrobenen Art und Weise vielleicht sogar zuverlässiger, aber – Scheiße! Wer würde so etwas tun?" "Exakt", sagte Urahara fröhlich. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging. "Gute Nacht, Vizekommandant!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)