Written in the Scars (of Our Hearts) von yezz ================================================================================ Kapitel 36: Breakfast War ------------------------- Byakuya wartete geduldig auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen. Seine Gegner würden unvorbereitet sein. Immerhin hatte er sich behutsam in ein Gefühl der Sicherheit eingehüllt, indem er mit ihnen über hoffnungsvolle Kandidaten auf die Erbschaft gesprochen und aktuelle Entwicklungen in der Theaterszene besprochen hatte. Tante Masama sah tatsächlich ziemlich entspannt aus. Sie lächelte vor sich hin und schenkte Byakuya erneut Tee ein und war dabei vorsichtig, dass sie nicht die Ärmel ihres hellblauen Kimonos über den Frühstückstisch zog. Der 3. Offizier Miisho Ōta strahlte dümmlich, offensichtlich unglaublich geehrt, dass er zu einem vertrauten Frühstück mit seinem Kommandanten eingeladen worden war. Meisen zirpten fröhlich in den weißen Kiefern, die durch die geöffneten Türen zum Garten hin sichtbar waren. „Ihr beide seit ziemlich verachtenswert“, sagte Byakuya. Sie keuchten unisono. Tantchen Masa legte ihre Hand über die Brust. Bevor sie sich erholen konnten, holte Byakuya den Brief seiner Cousine aus seinem Shihakushō hervor und fuhr fort. „Ich korrespondiere mit unserer Cousine Hiroko, die mich über ihren Wunsch informiert hat, auf die Akademie zu gehen. Ich habe ihrem Vater geschrieben und ihm gesagt, dass ich es nicht gerne sehe, dass einem Kuchiki das Geburtsrecht verweigert wird. Außerdem habe ich ihr einen Betrag geschickt, um die Reisekosten zu decken, sowie eine Ehrenwache. Also wird er keinen Grund haben, nicht zuzustimmen. Jedoch bin ich mir sicher, dass er, wie auch alle anderen Anwesenden hier, nur das Beste für seine Tochter möchte.“ Byakuya steckte den Brief zurück in die Innentasche seiner Kosode und sprach weiter. Er blickte sie fest an, pinnte sie abwechselnd unter seinem Blick. „Sagt mir nun, warum ich nicht auch noch ihren Heiratsvertrag auslösen sollte.“ „Sie würde die Prüfung nicht bestehen“, sagte Masama mit einem Schniefen. „Ich vermute, sie wird“, sagte Byakuya scharf. Dann nahm er einen bewussten Schluck von seinem Tee, um sein Temperament etwas zu beruhigen. „Du bist dir voll und ganz darüber im Klaren, dass sie nur wegen ihrem wissenschaftlichen Interesse bereits akzeptiert werden könnte. Achtlos davon habe ich vertrauen, dass jeder Kuchiki die Kraft hat, zu bestehen. Doch sollte der Bedarf bestehen, kannst du mir vielleicht einen Rat geben, welcher der Prüfer am Einfachsten zu kaufen ist.“ Man musste ihm anrechnen, dass der 3. Offizier geschockt aussah. „Ich sollte denken, dass du das bereits weißt“, schnaubte Tante Masama. „Hast du so nicht unsere kostbare Rukia avanciert?“ Byakuya öffnete seinen Mund, doch realisierte dann, dass er nur ihren Köder schluckte. Er schloss ihn wieder und bediente sich an dem gegrillten Lachs und Bettarazuke, eingelegtem Rettich. Nach einem langen, kühlen Moment, sagte er einfach: „Du hast mich nun überzeugt.“ „Kommandant, ich habe meine geliebte Hiroko treu hofiert“, begann der 3. Offizier, doch dann, zur Überraschung aller fügte er gehetzt hinzu: „Aber niemand sagte mir, dass ihr die Akademie verweigert wurde! Das ist nicht richtig! Ich bin ein geduldiger Mann. Ich kann warten, bis sie den Abschluss gemacht hat.“ Natürlich konnte er das, denn dann hätte er doppelt so viele Juwelen für seine Krone: Eine Kuchiki und ein Mitglied der Hofgarden. Auf der anderen Seite konnte Byakuya sehen, wie Masama den Verlust einer potentiellen Familienallianz neu kalkulierte. Sie hatte bereits Hiroko für den Vorteil, einen Spion in der Sechsten zu haben, unter Wert verkauft. Der Einfluss war schon lange verloren, Byakuya würde dem 3. Offizier niemals wieder Geheimnisse anvertrauen, egal wie unwichtig diese erschienen. Tatsächlich hatte er noch nicht einmal angeboten, ihn wiedereinzusetzen. Der 3. Offizier konnte alles gewinnen, Masama konnte alles verlieren. Würde sich also Byakuyas Schachzug sie auszuspielen, wie er plante? Oder würde Masama ihre Zunge hüten und erlauben, dass jemand, der kaum ein Adliger war, einen solchen hohen Preis ohne Gegenzug verlangte? Byakuya wusste, dass bei der Formalität, mit der Tante Masama den 3. Offizier adressierte, er gewonnen hatte. „Herr Ōta“, begann sie. „Es scheint, dass sich die Dinge recht dramatisch geändert haben.“ Bevor der 3. Offizier damit anfangen konnte, was auch immer für einen jämmerlichen Handel herauszuschlagen, stand Byakuya auf. Beide kamen eilig auf die Füße. „Es scheint, als habt ihr einen Vertrag neu auszuhandeln“, sagte Byakuya. „Ich erwarte die Neuigkeiten des Ergebnisses in meinem Büro in der Division.“ Damit verließ er sie. Durch eine Schüssel Cornflakes kauend starrte Renji den grummeligen Quincy an, der ihm gegenüber am Frühstückstisch saß. Ishida sah genauso unglücklich darüber aus, im Shōten zu sitzen wie Renji es war, dass er überhaupt da war. Tessai sang irgendeine italienische Oper vor sich her, während er die Teller zurück in den Schrank stellte. Ururu bot Ishida schüchtern eine Tasse Kaffee an. Jinta grummelte darüber, dass er im Laden ganz alleine fegen müsste und warf Renji einen bösen Blick zu, als er den Raum verließ. Urahara lehnte gegen die Küchenzeile, nippte an seinem Kaffee und grinste scheinheilig. Renji blickte zurück zu Ishida und hatte einen fürchterlichen Gedanken: Kondom. Als würde er Renjis Gedanken lesen, setzte Urahara seine Tasse ab und fragte: „Weißt du, was der Gegenteil von einem Shinigami ist?“ „Oh Scheiße“, war alles, was Renji murmelte. Dann griff er nach den Karton und schüttete sich noch ein paar Cornflakes ein. Zwischenzeitlich hatte Ishida seine Brille nachdenklich zurechtgeschoben. „Nun ja, es ist kein Hollow.“ „Was lässt dich das sagen?“, fragte Urahara, deutlich beeindruckt. Ishida blickte zu Renji und wandte seine Aufmerksamkeit wieder zu Urahara. „Es scheint, als hätten sie einiges gemeinsam. Das ist alles.“ Renjis Löffel fiel mit einem Klirren auf den Tisch. „Wenn nennst du hier einen Hollow?“ Ishida war nicht einfach einzuschüchtern. „Dein riesiges Schlangen-Ding sieht wie eine Knochenmaske aus. Hast du sie gesehen? Außerdem benutzt es einen Cero!“ „Ich muss dich wissen lassen, dass es etwas komplett anderes ist! Das ist eine Pavian-Knochen Kanon...“, ah scheiße, was auch immer, es war einem Cero ziemlich ähnlich. Er gab sein Argument auf und deutete mit dem Finger auf Ishidas Brust, bevor er Urahara ansprach. „Bitte sag mir nicht, dass dieses nervige, kleine Quincy-Vierauge das Kondom ist.“ Urahara schaute sie mit einer Art stolzem Lächeln an. Dann klatschte er fröhlich in die Hände. „Ihr seid beide so scharfsinnig! Ich werde euch kaum etwas erklären brauchen.“ Byakuya verbrachte viel von seinem Morgen damit, dass er mit Nanako Imai, der 4. Offizierin, die Geschehnisse des abendlichen Angriffs durchging. Sie hatte Tee mitgebracht, welchen Byakuya zu schätzen wusste. Eine eigenartige Mischung aus entspannt und formal. Sie saß ohne Probleme im Seiza, doch zögerte nicht, sich selbst Tee einzuschenken. Zwischen der Art von adliger Ungezwungenheit und der vergleichbaren kastanienbraunen Haut erinnerte ihn die 4. Offizieren mehr an Yoruichi. Doch er musste sich noch entscheiden, ob das eine gute oder schlechte Sache war. „Laut dem Bericht, den ich heute Morgen von der Zweiten bekommen habe, beharrt der Gefangene weiterhin darauf, dass Kaien Shiba der Drahtzieher hinter dem Angriff ist“, sagte sie und bediente sich erneut an dem Tee. Byakuya nahm den Bericht, den sie ihm angeboten hatte, und überflog ihn. „Was sagen die Leute darüber?“ Sie sah etwas überrascht darüber aus, so etwas gefragt zu werden. „Sie meinen die Division?“ Er meinte natürlich die Gerüchte der Soldaten der Division, die bei dem abendlichen Abenteuer dabei gewesen waren, das Gerede auf der Straße oder die beiläufigen Hinweise, die man dadurch erhält, dass man mit demjenigen, der den Bericht brachte, kurz sprach. Doch Byakuya musste sich daran erinnern, dass nicht jeder damit gesegnet war, solche sozialen Fähigkeiten oder Vorliebe für Gerüchte, wie Renji, zu haben. „Was denkst du?“, fragte Byakuya. „Es scheint nicht möglich, oder Kommandant?“, fragte sie. „Die physische Beschreibung des Gefangenen scheint perfekt zu passen, doch um ehrlich zu sein, ich habe niemals viel mit dem Vizekommandanten zu tun gehabt, als ich in der Dreizehnten gedient habe.“ Byakuya blickte auf. Hätte er wissen müssen, dass Nanako von Ukitakes Division her gewechselt war? Byakuya versuchte seine Überraschung zu überdecken, indem er sagte: „Wir hatten das Glück, beide dem gleichen Kommandanten zu dienen.“ „Oh“, sagte sie und lächelte scheu. „Das habe ich nicht gewusst! Wirklich?“ Byakuya nickte. Normalerweise hätte er vielleicht die Möglichkeit genutzt, mit seinem Untergebenen über diese Gemeinsamkeit eine Verbindung herzustellen. Doch Byakuya spürte immer noch den Schmerz der letzten Konfrontation mit Ukitake und Kyōraku. Er war in keiner Stimmung für überschwängliche Verehrung von Ukitakes Freundlichkeit, Geduld oder was auch immer. Tatsächlich war Byakuya immer noch ziemlich davon überzeugt, dass Ukitake eine sehr dunkle Rolle in alldem spielen könnte, indem er dabei geholfen hatte, Shiba von den Toten zu erwecken. Da war jedoch noch eine Streitfrage, die eine Weile an Byakuyas Gedankengängen genagt hatte. Er hatte den größten Teil der Nacht wach gelegen – nun ja, hauptsächlich hatte er sich gewünscht, dass Renji neben ihm schnarchen würde, doch er hatte sich auch gefragt, wie die Banditen ein solch detailliertes Wissen über die Versorgungsrouten der Kuchiki haben konnten. Woher kannten sie die Strecke? Woher wusste derjenige, den der Kagema Daisuke unterhielt, dass Tee eines der Dinge waren, die geliefert wurden? War da ein Spion in seinem Haushalt? Es ertönte ein Klopfen an der Tür. Byakuya konnte einen knienden Schatten hinter der Reispapiertür sehen. "Ich bedauere zu unterbrechen", ertönte die Stimme vom 3. Offizier. "Doch der Kommandant und ich haben eine unerledigte Angelegenheit." Das Knurren in Miishos Stimme ließ Byakuya vermuten, dass es nicht so gut mit Tante Masama gelaufen war. Es war verlockend, ihn abzuwimmeln, doch es kam nie etwas Gutes dabei heraus, einen wütenden Mann aus Boshaftigkeit wegzuschicken. Byakuya stand auf. "Wir beenden unsere Besprechung später, Nanako." Sie verbeugte sich verständnisvoll. "Ja, Kommandant." Auf ihrem Weg hinaus ließ sie Miisho hinein. "Ich nehme die Teehäuser", sagte er, ohne sich zu setzen. "In Austausch für?" Miisho blickte finster. "Meinem Schweigen, natürlich. Oder haben sie ihre Meinung darüber geändert und wollen die gesamte Division über ihre Unzucht mit dem Vizekommandanten wissen lassen?" Er hatte es laut genug gesagt, dass jeder vorbeigehende Soldat es hätte hören können. Miisho musste sich wohl richtig tollkühn fühlen. "Schließe die Tür", befahl Byakuya scharf. Miishi blickte ihn einen Moment an, bevor er sich scheinbar dafür entschied, dass dies auch gut die Einleitung für ihre Verhandlungen sein konnte. Mit einem Schnauben führte er den Befehl aus. Diesen Mann, der der 6. Division für hunderte von Jahren loyal gedient hatte, zu beobachten, stieß Byakuya sauer auf. Unter dem Strich von all der Zeit und Dienste stand das: Schnelles Geld. "Viele Dinge haben sich geändert, 3. Offizier Ōta“, erklärte Byakuya und wandte sich um, damit er aus dem Fenster in den hellblauen, wolkenlosen Himmel schauen konnte. „Das Geheimnis, welches du trägst, wiegt nicht mehr so schwer. Du bist nicht länger der Einzige, der davon weiß. Mehr sogar, dass ich plane, Renji legal in meine Familie einzubringen. Ich stehe bereits dem Dilemma gegenüber, wie und wann ich die Division über unsere Beziehung informiere.“ Miishos Gesicht wurde knallrot. „Sie machen diesen dreckigen Rukongai-Köter vor mir zu einem Kuchiki?“ Byakuya hob eine Augenbraue, doch sagte dann einfach: „Das würde ich.“ „Ihre Familie...“ „Wurde mit dem Angebot eines neuen Erben beschwichtigt“, schnitt ihm Byakuya die Worte ab. „Nicht, dass meine Familie dich etwas kümmern sollte.“ Bevor Miisho protestieren konnte, hob Byakuya die Hand. „Allerdings finde ich immer noch einen großen Wert darin, dass du einen frühzeitigen, ruhigen Ruhestand antrittst.“ Miishos Mund schloss sich schnell. Seine Haltung war unterwürfiger. Byakuya nickte. „Ich werde dich nicht nur ehrenhaft entlassen, sondern du darfst auch die Hälfte unseres Teehauseigentums mit dir nehmen.“ „Hälfte? Aber sie haben versprochen...“ „Sicher kannst du mit diesem Angebot komfortabel leben?“, fragte Byakuya. „Angesicht der radikalen Veränderung deines Schicksals nehme ich an, es wäre weise, nicht übermäßig gierig zu sein.“ Byakuya warf ihm einen festen Blick zu, der andeutete, dass er ihm nichts schuldete, sondern dass es nur ein Friedensangebot war. Nicht mehr. „Und was im Austausch? Ich gehe ohne eines Wortes des Protests?“ „Ja“, sagte Byakuyas. Es stimmte Byakuya zutiefst traurig, immer noch so viel Gift in Miishos Worten zu hören. Byakuya atmete leise aus und versuchte, die Müdigkeit aus seiner Stimme zu halten. „Aber ich werde sicherstellen, dass deine Entlassung ehrenhaft ist. Du hast der Division für eine lange Zeit treu gedient. Trotz alledem würde ich bevorzugen, das zu ehren.“ „Wie können sie überhaupt von Ehre sprechen?“ Byakuya spürte, wie sein Reiatsu ausschlug. Mit Mühe erkämpfte er sich wieder die Kontrolle zurück. „Das kann ich ziemlich einfach. Siehst du, ich empfinde meine Liebe zu Renji nicht als etwas Schmähliches, dass ich im Dunkeln verstecken muss. Wenn du daher wünschst zu bleiben, kannst du bleiben. Fülle weiter den Platz als 3. Offizier aus. Wenn du dich für uns freuen kannst, darfst du gerne zu unserer Hochzeit kommen und tanzen.“ Da war kein Zögern. „Ich nehme die Teehäuser.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)