Ein Floh für alle Felle von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, Vaters Testament und ein Flohgeist) ================================================================================ Prolog: -------- Der kleine Flohgeist blieb für einen Moment irritiert stehen – eine Tat, die er unverzüglich durch einen weiten Satz korrigierte, da er feststellte, dass der Boden hier de facto heiß war. Ein Besuch an diesem Ort war im wahrsten Sinne des Wortes ein Freundschaftsdienst. Wer außer einem verrückten Schmied konnte es hier aushalten? Aber, was Myouga zum Stillstand gebracht hatte, war das lautstarke Jammern aus dem uralten Skelett gewesen, dass Toutousai als Wohnung und Werkstatt diente. War seinem Freund etwas zugestoßen? Aber wer konnte, wer sollte ihm etwas antun? Nun ja, wenn man von dem ältesten Welpen des verstorbenen Herrn absah. Sesshoumaru hatte schon einige Male versucht Toutousai umzubringen, oder zumindest ihn zu zwingen ein Schwert zu schmieden. Das war aber schon länger her. Seit der junge Hund sein eigenes Schwert, Bakusaiga, hatte, wirkte er geradezu zufrieden. Nun ja, wenn ein ehrgeiziger, mächtiger, junger Dämon das je sein konnte. Der Flohgeist sprang an den Beginn der Wohnhöhle, das, was einst das Maul eines riesigen Fisches gewesen war. Selbst er wusste nach all den Jahrhunderten der Bekanntschaft nicht, wie das in diese vulkanische Gegend gelangt war. Toutousai behauptete, er habe es vergessen. Nun ja. Das mochte stimmen oder auch nicht. Der alte Schmied hockte auf dem Boden vor einem Haufen trockener Zweige, neben sich eine Matte, in der einen Hand etwas, das wie ein Brief aussah. Mit der Anderen raufte er seine schütteren Haare. Das Schmiedefeuer brannte unbeachtet in seinem Rücken. „Ich Ärmster! Ich Elender! Was mache ich nur?“ nahm er seine Klagen erneut auf. „Äh, Toutousai?“ Der dämonische Schmied fuhr herum und erkannte seinen winzigen Besucher. „Myouga! Dich schickt … was weiß ich wer! Ich brauche deine Hilfe!“ „Aha.“ Der Flohgeist wurde vorsichtig. „Geht es um Sesshoumaru? Oder Inu Yasha?“ Toutousai streckte wortlos den Brief hin. Myouga erkannte eine ungelenkte Handschrift. „An meine Söhne.“ Ganz offensichtlich hatte der Schreiber erst als Erwachsener die schwierige Kunst gelernt. In dem Geist stieg ein ungeheuerlicher Verdacht auf. „Das … das ist doch von dem verstorbenen Herrn?“ Und da Toutousai nur nickte: „Unsinn! Das bildest du dir nur ein! Wir alle wurden doch Zeugen seines schrecklichen Endes, gleich nachdem Inu Yasha geboren wurde. Woher hätte er also die Zeit nehmen sollen da noch einen Brief zu schreiben! Und vorher konnte er doch nicht wissen, dass er zwei Söhne haben würde!“ Erleichtert wollte der alte Flohgeist durchatmen, als ihm ein anderer grauenhafter Gedanke kam. „Sag mir jetzt nur nicht, dass er mir, seinem treuen Berater, verbarg, dass er noch einen Sohn hatte!“ „Nein, nein! Es ...“ Toutousai legte den Brief behutsam auf die Zweige vor sich, ehe er tief seufzte. „Der Herr kam zu mir, ehe er gegen Ryuukossusei in den Kampf zog und gab mir diesen Brief. Ich … ich sollte ihn den Beiden geben, wenn der Jüngere volljährig geworden wäre. Er war sich wohl sicher, dass das auch ein Junge werden würde.“ „Ach, und wenn nicht?“ Dieser optimistische alte Hund! „Überhaupt, Toutousai, wie konntest du das vergessen?“ „Naja, du weißt es doch … Er war tot, und wir hatten alle Hände voll zu tun: So´unga versiegeln und in den Brunnen werfen, Tenseiga Sesshoumaru irgendwie zukommen lassen, Tessaiga in der schwarzen Perle und Inu Yasha versiegeln. Zu all dem kam doch die Trauer. Ich hatte den Brief gleich versteckt. Bis zur Volljährigkeit Inu Yashas wäre es immerhin eine ganze Weile hin. Und da war dann die ganze Aufregung mit Tessaiga, Inu Yasha steckte dauernd in Problemen, Sesshoumaru wollte unbedingt ein anderes Schwert von mir, ich musste Tenseiga umschmieden … Erst seit er Bakusaiga hat ist er ruhiger geworden und Inu Yasha durch Kagome. Na ja, dann nahm ich mir mal eine Auszeit von den Chaotenbrüdern und wollte auch mal wieder mein Bett machen.“ Myouga starrte auf den Asthaufen vor Toutousai, dann auf die Strohmatte. „Aha“, machte er nur. Er konnte durchaus nachvollziehen, dass man mal etwas vergaß, zumal auch ihm die Hundebrüder regelmäßig die letzten Haare grau färbten, aber das offenkundige Testament des Herrn?! „Und, was willst du jetzt machen?“ fragte er lauernd. „Hast du nicht eine Idee, Myouga?“ Toutousai wäre für alles, was brauchbar war, dankbar, selbst wenn der Einfall von einem alten, geschwätzigen Flohgeist kam. „Das Testament seinen Besitzern aushändigen?“ „Bist du verrückt? Wenn ich damit zu Sesshoumaru gehe, zerreißt er erst den Brief ungelesen und dann mich. Inu Yasha wohl immerhin nur den Brief. Sie würden mir doch nie glauben.“ Da das vermutlich stimmte runzelte Myouga nachdenklich die Stirn. „Du musst den Befehl ausführen, das ist klar. Sonst darfst du im Jenseits nie dem Herrn begegnen.“ Nun, es gab sicher Besseres, als von einem riesigen, erbosten, Hund durch die Weiten der Unterwelt gejagt zu werden. „Dein Einwand stimmt natürlich, du sollst ihnen ja auch gemeinsam geben. Hm. Wenn Sesshoumaru Rin besucht? Das hält ihn doch meist von … finalen Handlungen ab. Und Kagome kann Inu Yasha im wahrsten Sinn des Wortes zügeln.“ Der alte Schmied seufzte. „Ja, aber ich habe ja nicht die mindeste Ahnung, was drin steht. Was: es gibt noch ein Schwert und wer der Stärkere von euch ist, bekommt es? Nein, lieber stehe ich da nicht daneben.“ „Also hast du ihn nicht geöffnet.“ „Wofür hältst du mich, alter Freund!“ gab Toutousai hoheitsvoll zurück. Myouga, darüber ein wenig verärgert, dass seine Ratschläge missachtet wurden, zog ohne weiter nachzudenken sein letztes Ass. „Dann sehe ich nur einen Weg, eine Person, die berechtigt ist den Brief vor den Adressaten zu öffnen. UND die in der Lage ist, die beiden Chaoten zu stoppen. Nun ja, sicher einen davon.“ „Kagome? Sie wäre mit Inu Yasha verheiratet, ja, aber wieso sollte sie den Brief des Herrn öffnen ...?“ „Ich sagte berechtigt ihn zu öffnen und den Beiden gleichzeitig vorzulesen – nicht von Sesshoumaru wegen Missachtung des Willens seines Vaters umgebracht zu werden. Manchmal bist du wirklich schwer von Begriff.“ Der kleine Flohgeist verschränkte empört zwei seiner vier Arme. Da gab er sich schon so Mühe, ja, war sogar hergekommen … Toutousai starrte seinen Besucher an. Sie kannten sich seit Jahrhunderten, aber er hätte schwören mögen, dass Myouga in all dieser Zeit noch nie so einen tollkühnen oder lebensmüden Vorschlag gemacht hatte. „Du meinst doch nicht ...“ Bestimmt hatte er ihn missverstanden. Der kleine Ex-Berater nickte mehrfach betont. „Oh nein! Niemals betrete ich das Schwebende Schloss!“ „Sei nicht albern. Sie darf und kann das.“ „Sie kann mich vor allem umbringen. Du weißt doch, was sie von Leuten wie mir hält. Und dir.“ Das wusste Myouga, aber er würde sicher nicht die Dame behelligen. „Also, dann hast du eine andere Idee?“ Toutousai prüfte seine Optionen. Behielt er den Brief oder vernichtete ihn, würde er früher oder später in der Unterwelt einem ziemlich erbosten Hundefürsten begegnen – lebenslang, oder eher todeslang. Ungut. Zu Sesshoumaru oder Inu Yasha zu gehen und denen einzeln den Brief auszuhändigen war kaum sein Auftrag, würde also zu Punkt eins führen, und zum Anderen dazu, dass ihn keiner für ernst nehmen würde. Sicher, er konnte sich wehren, aber er war schlicht nicht in der Lage die beiden Söhne des Inu no Taishou daran zu hindern sich an die Kehle zu gehen, was sie wirklich schon oft genug gemacht hatten. Den latenten Frieden zwischen ihnen zu brechen wäre riskant. Ach, so viel Ärger für einen harmlosen Schmied, der doch nur in Ruhe sein Alter genießen wollte. Und das nur, weil ihm ein so ein dummer Wisch vor Jahrhunderten hinter das Bett gerutscht war. „Na schön, Myouga“, sagte er. „Aber du kommst mit!“ Zu seiner Genugtuung kippte der kleine Floh einfach um. Er nahm ihn und den Brief und pfiff nach seiner Kuh. Wenn schon ein Abenteuer, dann wenigstens nicht allein.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)