Durch Aarsòns Augen von randydavies ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Kapitel 4     Aarsòn ließ meine Hand los und wich vor mir zurück. Dabei sah er mich seltsam an, oder eher erstaunt? Keine Ahnung. Erstaunt kam eher hin und es war etwas in seinem Blick, was ich nicht genau definieren konnte. „Laduè, ich erinnere mich an dich! Ich weiß nun, wer du bist!“ „Endlich“, antwortete ich bebend und eine Erleichterung machte sich in meinem Herzen breit. „Ich dachte schon, nur ich könnte mich an dich erinnern - an uns.“ Aarsòn winkte ab, schüttelte seinen massiven Kopf. „Aber du hattest recht. Als ich dich in der Bar antraf, war mir so, als ob ich dich irgendwoher kennen würde. Vielleicht war es dein weißes Haar, deine Augen. Keine Ahnung. Sonst unterhalte ich mich kaum mit Menschen, oder vielmehr mit Männern!“ „Mit Männern?“ „Ja, das habe ich nicht ablegen können, mich mehr für das Männliche zu interessieren.“ Er lächelte. Ich kannte sein Lächeln, was für mich wunderschön aussah, auf andere hingegen sicherlich abstoßend wirken musste. „Ich locke sie meistens auf die Toilette und dann ... aber mit dir, es war nur so ein Gefühl. Darum tötete ich dich nicht, wie ich es eigentlich immer mache, sondern entführte dich in mein Reich.“ Er schnaubte. „Du hast es nie sehen können.“ Seine Stimme klang alt, aber voller Stärke. „Nein, das stimmt, darum kam mir das auch nicht bekannt vor.“ Ich lächelte leicht, sah aber wie sich seine Miene verfinsterte und mein Lächeln erstarb. Denn er schnaubte wütend, als er weitersprach. „Weißt du wie lange ich ohne dich ausharren musste, und jetzt bist du ein Mensch, und wir können nicht zusammen sein. Warum konnte ich mich die ganze Zeit über nicht erinnern? Und jetzt, du als Menschlein … verdammt, ich würde dich zerquetschen, wenn wir uns lieben würden. Schon allein wenn ich dich berühre ist es gefährlich. Deine Knochen brechen unter meiner Stärke, wie Zahnstocher. Sieh mich an!“ Er deutete mit seinen Pranken auf sich. „Ich bin so viel größer als du.“ Er sah auf mich, beugte sich weit runter, hob seine Klaue und umfasste so behutsam er nur sein konnte, mein Gesicht. Alles machte er in Zeitlupe. Ich wich nicht zurück, vertraute ihm. Hatte ich gedacht, er würde sich aus reiner Sicherheit zurück verwandeln, so wurde ich eines Besseren belehrt. Er blieb in seiner wahren Gestalt. Seine Krallen, die wie Rasiermesser waren, strichen, so zärtlich sie nur konnten, meine Wangen entlang. „Laduè, wie konnte ich dich vergessen? Wie konnte ich unsere Liebe vergessen.“ Seine Stimme grollte, doch diese Worte und die Geste seiner Klaue an meinem Gesicht, waren voller Liebe und zärtlicher Hingabe, sodass ich wusste, warum ich mich damals in ein Wesen wie ihn hatte verlieben können. Meine Liebe zu ihm wuchs erneut an und wurde zu einem Teil von mir. Sein Schöpfer hatte einen Fehler begangen, als er ihn schuf. Er schuf zwar etwas Böses, aber mit einem Herzen voller Liebe. So widersprüchlich es auch war, konnte ich nun den Schöpfer verstehen. Er hatte sich in seine eigene Erschaffung verliebt, und hatte nicht bedacht, dass diese Liebe in Aarsòns Herzen Fuß fassen könnte. Besonders wenn er auf jemanden traf, der ihm gefiel. Und das passierte, in dem Moment, als er mich sah. Ich spürte die Rauheit und Hitze von einer seiner Klauen, der weiter zärtlich meine Wangen streichelte. Dabei spürte ich seine Zerrissenheit. Ich erinnerte mich, wie wir uns damals geliebt hatten, rau und ohne Angst haben zu müssen, den Anderen tödlich zu verletzen. Mit meiner Hand hielt ich sein Streicheln auf umfasste ihn. Meine Hand konnte ihn gerade umfassen. So stark und groß … „Ich weiß.“ Das wusste ich nur zu gut. Jetzt wo wir uns wiedergefunden hatten, konnten wir dennoch nicht zusammen sein. Er konnte sich zwar in einen Menschen verwandeln, aber sobald wir uns lieben würden, würde seine wahre Natur ans Tageslicht kommen und dazu war ich einfach zu schwach und zu … menschlich. Ich mochte mir nicht ausmalen, wie oft ich schon als Mensch wiedergeboren und gestorben war, ohne zu wissen, was oder wer ich war und dass mein Dämon weiterhin ohne mich auf der Erde wandeln musste, mordend und bösartig. Wer hatte uns das eigentlich angetan? Ich überlegte und kam zu der Schlussfolgerung: nur unsere Schöpfer konnten so grausam sein. Aarsòn sah mich traurig an. Seine Augen hatten ihren Glanz fast verloren und dann verwandelte er sich wieder in einen Menschen, der zwar schön war, aber in den ich mich nicht verliebt hatte. Auch wenn er so bezaubernd war, gefiel mir seine andere, wahre Gestalt einen Tick besser. „Bitte, bleib in deiner Gestalt, in der ich dich kennen und lieben gelernt habe. Und lass uns wenigstens nochmals die Zeit gemeinsam erleben.“ Wenn wir so nicht zusammenkommen konnten, dann wenigstens durch unsere Gedanken der Erinnerungen. Aarsòn nickte. Er verstand was ich damit meinte. „Wie du meinst.“ Ich schritt wieder näher an ihn heran, da wir uns entfernt hatten. Ich spürte seinen heißen Atem, als er sich weit zu mir heruntergebeugt hatte und sein Feuer auf mir. Abermals legte ich meine Hände in seine Klauen, als er sich zurückverwandelt hatte. „Du bist so zart, so zerbrechlich“, grollte er. Wir sahen uns dabei in die Augen. Eine weitere Verbindung entstand zwischen uns und wir erlebten unsere Zeit. Aber dieses Mal erlebte ich sie durch seine Augen - durch Aarsòns Augen und er durch meine, jeder für sich in tiefster Verbundenheit.   ©Randy D. Avies Juli 2016 Betaleser: peonie   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)