Durch Aarsòns Augen von randydavies ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Kapitel 7     Daoè beobachtete mit Argusaugen die beiden Turteltäubchen. Enttäuschung, aber auch Eifersucht, machte sich in ihm breit. Rasende Eifersucht, die er so nicht kannte. Dass sein bestes Wesen sich in ein gutes Wesen verliebt hatte, war für ihn schlimm genug. Und schlimm war auch, dass er sich nicht mit seinesgleichen paaren wollte, so wie er es hätte tun sollen. Nein, er schlief mit einem männlichen Tagler. Eine Schande! Er hatte beide schon eine ganze Weile beobachtet. Ihre Liaison ging bereits einige Hundert Jahre. Sie hatten sich zwar sehr gut versteckt doch die Gerüchteküche brodelte. Irgendwann war Daoè Aarsòn heimlich gefolgt. Nicht, dass er gegen gleichgeschlechtliche Liebe wäre, es interessierte ihn nicht direkt, aber er hatte etwas dagegen, wenn seine Geschöpfe sich mit guten Wesen verbündeten. Zudem war das verboten, von beiden Seiten her. Und der Schöpfer des Bösen wusste zudem, dass er nicht einfach das andere Geschöpf, das seinen Aarsòn mit Liebe vergiftet hatte, ohne weiteres töten durfte. Es gab auch unter Göttern Regeln. Also fasste er den Entschluss Sandola, den Gott der Weisen, am Tage aufzusuchen, während die beiden ahnungslos ihre Liebe weiter auslebten und dachten, unerkannt auf dieser Insel ihrem Glück weiterhin unbeschwert frönen zu können. Sandola staunte nicht schlecht, als das Böse sich durch seine Diener angekündigt hatte und nun auf ihn zusteuerte, als wäre es das Normalste auf der Welt, dass sie sich beinahe auf einen Umtrunk trafen. „Was wollt Ihr, Daoè?“, fragte Sandola dennoch höflich, obwohl sich alles in ihm widerstrebte. Es lag in der Natur, dass sich Gut und Böse nicht ausstehen konnten, oder sich gar vertrauten. „Keine Angst Sandola, ich komme nicht, um Ärger zu verbreiten, nicht heute“, lenkte er sofort ein, als er den Widerstand seines Gastgebers bemerkte. „Wenn ihr keinen Ärger wollt, was wollt ihr dann?“ „Es geht um zwei unserer Geschöpfe.“ Sandola spitzte die Ohren. „Ja, ich höre?“ Sein Interesse war nicht nur geweckt worden, sondern auch seine Befürchtungen verdichteten sich. Stimmten also die Gerüchte, die ihm seine Informanten zugeflüstert hatten. „Die Höflichkeit gebührt, dich wenigstens angemessen zu empfangen, Daoè.“ Er führte den Schöpfer des Bösen in sein Reich, das auf den Mammutbäumen war und nur für magische Wesen sichtbar war. Daòe rümpfte leicht die Nase, als er das erste Mal das Reich von Sandola betrat. Er sagte aber nichts dazu. Ihm musste das hier nicht gefallen, tat es auch nicht. Es war ihm zu grün, hell und zu freundlich. Sandola wies ihm einen Platz zu und nahm dann gegenüber von ihm Platz. Sie sahen sich eine Weile schweigsam an. Eine Situation der neuen Dimension war angebrochen und auch für beide war es Neuland. Keiner hatte jemals das Reich des Anderen betreten. „Sprich, was weißt du?“, fragte der Gastgeber höflich aber bestimmend. Daoè nickte. „Gut, aber es wird dir nicht gefallen.“ Er schnaubte. So erzählte der Gott des Bösen dem Gott des Guten alles, was er wusste und was er auch von seinen Kundschaftern her kannte. Er vermied bewusst Intrigen und einen Vorteil herauszuholen, auch wenn er fast dazu geneigt wäre, dies zu tun. So war er nun mal – bösartig. Doch die Situation war zu ernst um seine Machtspielchen zu perludieren. Neutralität war angesagt. Dies war die Regel der Gerechtigkeit. Egal ob Gut oder Böse. Sandolas porzellanartiges, reines Gesicht hatte sich währenddessen verfinstert und er stand erbost über diese Nachricht von seinem Platz auf. „Es muss aufhören. Sofort! Nicht unsere beiden perfekten Geschöpfe.“ Er war aufgebracht. Daoè war ebenfalls aufgesprungen und hatte die Faust geballt. Dieses Mal waren sich beide einig. Sie beschlossen Aarsòn und Laduè in einer prekären Situation aufzustöbern.   Der Zorn ihrer Götter war groß, als die beiden Wesen entdeckt wurden und um Gnade baten. Die Strafe jedoch von ihren Schöpfern unermesslich. Da sie als Einheit aufgetreten waren hatten sie keine Chance. Aarsòn sowie Laduè hatten nicht den Hauch einer Chance zu reagieren. Die Götter löschten beiden ihr Gedächtnis von einer Sekunde auf die andere.  So wandelte von da an Aarsòn auf der Erde mit dem Unwissen, Laduè jemals gekannt zu haben und lebte sein Dämonendasein so, wie es sich für ein böses Wesen nun mal gehörte. Der Andere, Laduè hingegen, wurde als Mensch wiedergeboren, aber mit der Fähigkeit Dämonen aufspüren zu können, wenn einer vor ihm stand. Als Schutz sozusagen. Dies gefiel dem Gott Daoè nicht wirklich, aber das Wissen um sein Wesen, und dass es weiterhin böse umherwandeln konnte, stimmte ihn milder. Auch dass die Liebschaft von nun an, bis in alle Ewigkeit vorbei war ...     „Wir müssen handeln, bevor es zu spät ist“, sagte Sandolà zu Daoè, als beide sahen, wie ihre Geschöpfe sich das Leben nehmen wollten. Sie hatten die wahre Liebe unterschätzt. Und da in jedem von ihren Geschöpfen, warum auch immer, ein Kern des Guten wie Bösen steckte, beschlossen die Schöpfer schließlich schweren Herzens eine Lösung zu finden und hofften somit dem Suizid entgegenwirken zu können. Auch Götter können nicht alles verhindern.       ©Randy D. Avies August 2016   Betaleser: peonie Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)