Spiegelwelten - Schlangenblut und Löwenherz von Traumfaengero_- ================================================================================ Sicherheitslücke ---------------- Sicherheitslücke Die grünen Augen sahen mit einem unglaublichen Missfallen den beiden Menschen nach, die er als die wichtigsten hier an diesem Ort bezeichnete. Pärchenzeit! Wer hatte denn diesen Mist erfunden? Da musste er doch wirklich hier vor dem Kamin sitzen und seinem besten Freund und seiner besten Freundin nachsehen, weil sie sich eine Pärchenzeit nahmen! Und er? Er saß jetzt hier und tat was? Mit einem Seufzen sondierte er die Möglichkeiten, die ihm noch blieben. Zauberschach mit Dean und den anderen? Gespräche mit dem Haufen aufgebrachter Mitschülerinnen, die sich gackernd über den neusten Tratsch der Schule und der Zauberwelt unterhielten? Auf keinen Fall! Missgelaunt griff er nach der Zeitung, die neben ihm auf dem kleinen Tisch lag und blätterte durch die großen Seiten des Tagespropheten. Natürlich waren sie genauso interessant wie der Rest der Möglichkeiten, die sich ihm boten. Mürrisch schlug er nach wenigen Momenten die Zeitung wieder zu und ließ sie verachtend auf den Tisch zurückfallen. Er war Harry Potter! Der Harry Potter! Der Sohn der noch viel berühmteren Auroren Lily und James Potter! Und er war so unzufrieden, wie schon lange nicht mehr! Er, der König aller Streiche, die Zwillinge natürlich ausgelassen, der Draufgänger aller Draufgänger, der bester aller Quidditsh Spieler, die jemals hier zur Schule gegangen waren, ok, vielleicht war das übertrieben! Aber dennoch blieb die Tatsache, dass er mit all seinem Können, seiner Dreistigkeit und seinen furchtlosen Ideen seiner eigenen schlechten Laune chancenlos ausgeliefert war. Nachdenklich starrte er in die Flammen des Feuers und versuchte etwas zu finden, dass seine Laune bessern konnte. Plötzlich kam ihm ein Gedanke, der die vollen Lippen zu einem freudigen Lächeln zog. Heute früh hatten sie ihr Training draußen auf dem Quidditch Feld und ganz unerwartet tauchten die Slytherin auf, die Anspruch auf den Übungsplatz erhoben. Da ein Gryffindor niemals freiwillig das Feld räumte und ein Slytherin niemals seine auserkorene Beute entkommen ließ, entschied man sich für ein gemeinsames Probespiel. Nun deutlich zufriedener erhob sich der schwarzhaarige Sucher und machte sich auf den Weg in den Schlafsaal. Kurz grüßte er noch die anderen und als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, ließ er sich mit einem breiten Grinsen auf sein Bett fallen. Es regnete schon seit Tagen und sie hatten sich um des Friedenswillen dazu entschlossen keinen einzigen Punkt zu zählen. Das war die einzige Taktik, mit der die beiden Häuser ohne Lehreraufsicht ein Spiel gegeneinander bestreiten konnten. Jetzt, da niemand mehr hier war und ihn stören konnte, wanderten seine Gedanken zu dem regennassen Morgen zurück. Hier, in seinem warmen Bett, weit ab jeglicher Gefahr konnte er still und heimlich bewundern. Dieser wilde, sture Blick, die herrschsüchtigen Bemerkungen, die spitzfindigen Beleidigungen und ja, diese unglaubliche Eleganz, mit der nur ein Draco Malfoy im Dauerregen auf seinem Besen sitzen konnte. Seufzend verschränkte er die Arme hinter dem Kopf. Seit wann er auf seinen ärgsten Rivalen stand, konnte er nicht sagen. Aber eines wusste er sicher, glücklicherweise war er nicht so dumm mitten im Spiel diese trickreichen Flugmanöver zu begaffen. Das wäre es noch, er, Harry Potter verlöre den Sieg seiner Mannschaft, weil er auf den verdammt heißen Arsch des gegnerischen Suchers starrte! Dafür gab es dann wohl keine Ausrede! Obwohl er sich hin und wieder schon fragte, ob und wenn ja, wann er denn dem Mann gestehen würde, dass er etwas von ihm wollte. Wenn er nur wüsste, dass er eine Chance bei dem Kerl hätte… Aber wie wahrscheinlich war es schon, dass ausgerechnet der bestaussehendste, attraktivste Slytherin auf Männer stand? Nein, das war wirklich nicht zu erwarten! Bei dem Gedanken an Männer, auf die er sich einließ, musste er an seinen langwierigen Freund Marc denken, mit dem er seine ersten Erfahrungen gesammelt hatte. Wann hatte er von ihm eigentlich das letzte Mal etwas gehört? Nachdenklich rollte sich Harry auf die Seite und warf einen Blick über den Brettrand. Wo war denn seine Tasche? Irgendwo in ihr musste er sein Telephon haben. Er hatte es heute Morgen leicht lieblos in diese verbannt und es seit dem nicht vermisst. Nun, trotz all der Technik war der schnellste Weg ihm eine Nachricht zukommen zu lassen noch immer eine Eule. Manchmal dauerte es Stunden, hin und wieder sogar Tage, bis er den kleinen Teufel wiederfand, der ihn auf magische Weise mit der Welt dort draußen verband. Er und dieses Gerät hatten keine besonders tiefgehende Beziehung und so angelte er die ebenso verbeulte Ledertasche zu sich, die schon seinem Vater beste Dienste geleistet hatte. Doch eben so sah sie aus, die vielen Scherze, die unzähligen Male, in denen sie Vater oder Sohn als Kissen diente, in denen sie unsanft mit dem Boden zusammenstieß, da sie einfach fallen gelassen wurde, hatten sie verbeult und zerschlissen werden lassen. Mühselig, noch immer auf dem Bauch liegend schlug er die lederne Tasche auf und begann in ihr zu wühlen. Irgendwo darin musste es doch sein. Ah, sein verloren geglaubtes Tintenfass tauchte wieder auf, das Buch für Zaubertränke landete unsanft außerhalb der schützenden Aufbewahrung. Erst ganz unten, verborgen von Pergamentrollen kam sein kleines Telephon wieder zum Vorschein. Er ließ sich erfreut zurück auf das Bett fallen und ignorierte das Chaos, welches nur in wenigen Sekunden vor seinem Bett entstanden war. Freudig tippte er auf die breite, einzelne Taste unten in der Mitte des Gerätes und blickte auf den vertrauten Bildschirm. Er mochte die Aufnahme vom Schloss sehr und mit der passenden Überschrift, dem Wort Quidditch in leicht verschnörkelten Buchstaben, konnte er sich keinen besseren Sperrbildschirm vorstellen. Mit einem Fingerstrich fuhr er über den Bildschirm und starrte auf einen grünen Hintergrund. Silbern, beinahe aufdringlich prangten darin die feingliedrigen Buchstarben, die in ihrer Gesamtheit das Wort Slytherin ergaben. „Ron, du sollst doch nicht immer meinen Hintergrund ändern!“ Beschwerte er sich und stellte mit einem Seufzen fest, dass er einen verpassten Anruf hatte und eine Nachricht. Es war ein seltsames Spiel, an dem der Rothaarige einen Gefallen gefunden hatte und meistens geschah es dann, wenn Harry wieder einmal nicht reagierte. Jedes Mal, wenn er sein Telephon ignorierend in die Ecke warf und es erst Tage später wieder zu suchen begann, hatte Ron den Hintergrund verändert. So glaubte Harry auch in diesem Falle nur an einen Streich, nicht bemerkend, dass dieses elegante, schwarze Gerät noch weitere eklatante Merkmale aufwies, die es unmöglich zu dem seinen machten. All dies ignorierend strich er das Menü mit dem Daumen herunter und erkannte, dass die unbekannte Nummer nicht in seinem Telephonbuch stand. Als gewisse Berühmtheit kam das nicht selten vor, Anrufe von Damen, die sich mehr versprachen, als Harry bereit war zu geben, trudelten viel zu oft ein. Ohne dem mehr Aufmerksamkeit als nötig zu schenken, schob er den verpassten Anruf zur Seite aus dem Bildschirm heraus. Nun drängte sich die Nachricht mit dem grünen Symbol an die erste Stelle und beinahe gedankenlos tippte er auf diese. Nur einen Sekundenbruchteil lang wurde der Bildschirm dunkel, bis sich die vertraute grün-weiße Oberfläche ins Bild schob. Neugierig tippte er auf den obersten Kontakt, spürte diesen Zweifel. War ihm nicht so, als passe da etwas nicht? Das ist mein Telephon! Ich will es wieder zurück! D. Malfoy Die Worte konnte er verstehen, ihre Bedeutung im Satz ebenfalls, jedoch nicht ihre direkte Aussage! Das war nicht sein Telephon? Völlig irritiert drehte er das Gerät in seinen Händen und versuchte zu verstehen, was man von ihm wollte. Oh! Wie vom Blitz durchfahren ergaben plötzlich all die kleinen Nebensächlichkeiten ein begreifliches Bild. Es war das gleiche Modell, die gleiche Farbe, aber es besaß keinen einzigen Kratzer. Im Vergleich zu seinem bemitleidenswerten Gerät schien es erst neu aus seiner Verpackung gefallen zu sein. Warte… wenn dieses hier nicht sein Telephon war, dann gehörte es Malfoy? Aber er hatte vollen Zugriff darauf! Warum war ihm so lange nicht bewusst gewesen, dass es nicht sein Telephon war? Die PIN! Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen und er begann breit zu grinsen. Mit einem Ruck setzte sich Harry auf, zog die Beine an und begann zu antworten. Na warte, dem würde er es zeigen! Der großmäulige, selbstverliebte, hochnäsige Prinz der Slytherins hat sein eigenes Handy nicht mit einer Pin gesichert? Warte, lass mich noch eine Runde auf dem Boden kullern vor Lachen! Zufrieden starrte er auf die Zeilen, wartete auf das Erscheinen des ersten Hakens, dann des zweiten. Nun mussten sie nur noch blau werden und es war klar, dass Malfoy die Nachricht gelesen hätte. Aufgeregt biss er sich auf die Unterlippe. Meine Güte, war das spannend. So konnte er endlich einmal direkten Kontakt zu Malfoy aufnehmen! Da, sie wurden blau! Haben dir 2 Stunden und 34 Minuten nicht ausgereicht? Die Antwort entlockte ihm ein breites, fieses Grinsen. Ein Blick auf die aller erste Nachricht zeigte, dass es stimmte. Sie war ungefähr 2 ½ Stunden her. So lange hatte der Kerl gebraucht? „Ganz schön langsam, Malfoy!“ Kommentierte er, während seine Finger schon über die Buchstaben flogen. Fertig! „Nimm das, du Schnecken-Schlange!“ Lachte er und drückte auf Senden. Oh, dass machte wirklich Spaß! So nah war er ihm noch nie! Ich weiß nicht so Recht, dir ist es ja anscheinend auch erst da aufgefallen. Dabei muss sich dein wertvolles Handy schon seit heute Morgen in meinem Besitz befinden! XD Nachdenklich starrte er auf diese Zeilen. So nah war er ihm noch nie. Warte, wusste der Kerl eigentlich, dass es sein Telephon war? Unsicher begann Harry auf seiner Lippe zu kauen. Sie hatten den gleichen Sperrbildschirm, daraus konnte man nichts schließen. Auch Vincent Miller, dessen attraktives Bild als Hintergrund prangte, konnte eher auf eine Schülerin hinweisen. Vielleicht wusste er nicht, wessen Telephon er in Händen hielt. Aber… war das gut? Nun begann sein Herz zu schlagen, stark und schnell. Der Text erschien oben im Fenster und verkündete, dass der andere schrieb. Ich will es zurück! Ich hoffe für dich, dass es nicht solche Kratzer besitzt wie dieses Exemplar hier! Ok, cool bleiben! Den Anfang hatte er versaut! Er hätte nicht gleich seiner alten Rivalität frönen sollen. Er hatte ja Recht, so nah war er dem Kerl noch nie gewesen. Was für Chancen hatte er sich da nur verspielt. „Harry, du bist ein Idiot! Und jetzt biege das wieder gerade! Oder versuche es zumindest!“ Tadelte sich der Sucher selbst und tippte nervös den nächsten Satz. Er konnte von seinen Provokationen jetzt nicht zu sehr abweichen. Sie würden sich treffen, um die Telephone wieder zu tauschen. Wenn er dem Gespräch einen guten Dreh geben konnte, käme er dem Kerl, in den er verknallt war, vielleicht etwas näher! Was bekomme ich denn dafür? Ich meine, deines gefällt mir ganz gut! Ok, das war keine wunderbare Lösung, der letzte Satz vielleicht ein wenig viel. Aber wie konnte er am besten von seinem provokanten Stil abweichen, ohne dabei zu verräterisch zu sein? Vielleicht konnte er ja auf die Bedingungen des anderen eingehen und so einen neuen Weg finden. Nun war er wirklich nervös. Allerdings schien Malfoy noch nicht zu wissen, wem dieses Gerät gehörte und so atmete er noch einmal tief ein und aus. Er konnte jetzt nur warten und erneut erschienen beide Haken unten neben der geschriebenen Nachricht. Jetzt hieß es also wieder warten. Allerdings dauerte es dieses Mal deutlich länger, anscheinend las der Slytherin die Nachricht nicht. Was machte er dann? Angespannt ließ Harry sich zurück auf das Bett fallen, das Telephon landete auf seinem Bauch. Vielleicht saß er über dem Buch, welches er heute als „Gute Nacht Geschichte“ las. Vielleicht war ihm das Gespräch zu langweilig geworden. Was gab es denn sonst noch für Gründe? Er griff nach dem schwarzen Gerät und zog es vor sein Gesicht, um dann auf die mittlere Taste zu drücken. Der Sperrbildschirm zeigte wieder das große Schloss und mürrisch strich er mit dem Daumen über den Bildschirm. Das Chatfenster erschien erneut und noch immer waren unter der Nachricht nur zwei graue Haken. Er hatte es immer noch nicht gelesen. VERDAMMT! Siedend heiß begriff der schwarzhaarige Sucher, was der andere noch machen konnte! Er konnte in seinem Telephon stöbern! Er konnte sich die Frage stellen, wem das Gerät gehörte und sich auf die Suche nach Indizien machen! „SCHEISSE! SCHEISSE! SCHEISSE!“ Schrie er mit einem Mal und mit einem Ruck saß Harry wieder aufrecht im Bett. „Oh nein, bitte nicht!“ Sein Herz schmerzte bei jedem Schlag, so stark pochte es. Das Blut war ihm heiß und kalt gleichzeitig in den Kopf gestiegen. Es gab mehr als ein Bild, von dem er nicht wollte, dass es Malfoy sah! Es konnte darauf verzichten, dass der Kerl erfuhr, was er so alles in den Ferien trieb. „Beruhige dich! Du weißt überhaupt nicht, was da gerade geschieht! Vielleicht stimmt es ja nicht! Genau, Harry, du bildest dir das alles nur ein. Vielleicht ist er auch nur auf Toilette gegangen und kommt gleich wieder.“ Mit zitternden Händen griff der Sucher nach dem Telephon und aktivierte es erneut. Der Druck in seiner Brust war grausam, schwer bekam er noch Luft. Ach du scheiße! Ja, jetzt hatte er die Nachricht gelesen! Und er antwortete! Nun hielt Harry die Luft an, da kam eine Bilddatei! Bei aller verfluchten Scheiße, was für ein Bild konnte das sein? Seine grünen Augen starrten wie gebannt auf den kleinen Kreis, in dem immer wieder der hellgrüne Balken wanderte. Vielleicht solltest du deine Frage noch einmal überdenken, Potter! Was bekomme ich dafür, dass ich das hier verschweige? Diese Worte prangten grausam und höhnisch unter dem Bild in der Diskothek, welches vor nicht all zu langer Zeit entstanden war. In den letzten Ferien hatte er sich mit seinem besten Freund Marc einen angenehmen Abend gemacht und mit ein wenig Alkohol den charmanten und äußerst attraktiven Mann kennengelernt, dessen Name ihm schon wieder entfallen war. Es war nur ein One-Night-Stand! Der Sex war zwar wirklich gut, aber der Kerl stellte sich am nächsten Morgen als gewaltiges Arschloch heraus. Warum also mehr Zeit mit ihm verbringen als notwendig? Nur die Bilder hatte er nicht gelöscht! Marc hatte sie an diesem Abend aufgenommen, warum wussten sie beide nicht mehr. Auf diesem saß er nun ohne Hemd und ohne Brille auf dem Schoß besagten Egoisten und während dieser seine breiten Hände auf Harrys Pobacken gelegt hatte, neigte sich dieser zu einem leidenschaftlichen Kuss herab. Ok, küssen konnte der Kerl, wirklich gut! „Ich bin erledigt!“ Mit diesen Worten ließ sich Harry wieder auf das Bett fallen, griff nach dem Kopfkissen und zog dieses unter seinem Kopf hervor, damit er es auf sein Gesicht drücken konnte. Wenn Malfoy wusste, dass er schwul war, und davon war auszugehen, dann würde sein Leben zur Hölle. Der Kerl würde ihn erpressen! Mit allem! Und wenn er ihn dazu zwang, dass er beim Quidditch gegen ihn verlor! „Scheiße! Scheiße! Scheiße!“ Schrie er in sein Kopfkissen und nur ein stark gedämpfter Ton erklang. Niemals hatte er damit gerechnet, dass dieser Tag so scheiße werden konnte. Und ja, er liebte das Worte Scheiße einfach! Wütend schnaubend verdrängte er die tadelnde Stimme seiner Mutter aus den eigenen Gedanken, die sich immer darüber ärgerte, wenn er dieses Schimpfwort benutze. „Es ist aber scheiße, Mum!“ Schrie er sauer, nachdem er das Kopfkissen weggezogen hatte und mit einem wütenden Ausruf pfefferte er das Kissen mit aller Kraft auf die andere Seite des Zimmers. Neben dem Bett von Neville schlug das arme Opfer gegen die Wand und rutschte von dieser zum Boden, wo es noch einmal zur Seite kippte und der Länge nach liegen blieb. Seine Brust hob und senkte sich schnell. Ok, klaren Kopf bewahren. Wenn jetzt eh alles zu spät war, dann konnte er den Drachen auch beim Schwanz packen! Sein Telephon war voll mit Beweisen, die nicht einmal Ron und Hermine kannten. Er hielt diese zwei Welten sehr gut getrennt und nicht einmal seine Eltern wussten, dass er schwul war. Sein Dad würde durchdrehen und so blieb nur Marc, mit dem er all das teilen konnte, was ihm so gefiel. Da sie beide in einem kleinen Kuhkaff lebten, hielt auch Marc es für angebracht, dass es nicht jeder wissen musste. Sie waren verdammt gerne in der nächsten großen Stadt feiern, dort war es egal, da kannte sie keiner! Wenn aber er schon solche Leichen im Keller hatte, wie sah es dann mit Malfoy aus? Doch dazu kam er noch gar nicht. Ein weiteres Bild kam und der Text darunter war mies! Die nächsten Ferien sind zu deiner unerträglichen Leidenschaft ja nicht mehr all zu fern. Vielleicht erträgst du die Wartezeit mit diesen eindeutigen Anregungen etwas besser. Marc! Da war er! In all seiner wunderbaren Pracht! Ok, untereinander waren sie auf keinen Fall verschwiegen! Da stand der Kerl, splitterfasernackt und von seinen Haarspitzen bis zur Mitte seiner Oberschenkel konnte er jeden Zentimeter dieses göttlichen Körpers bewundern. Ach ja, sein absolutes Lieblingsbild! Alleine bei der Erinnerung an all das, was er mit diesem Mann schon getan hatte… „Reiß dich zusammen!“ Mit diesen Worten klatschte er sich gleichzeitig links und rechts mit den flachen Händen auf die Wangen. Er musste zum Gegenschlag ausholen! So konnte es ja nicht weitergehn! Neugierig griff er nun nach dem Gerät, das eben auf’s Bett gefallen war, und schaute zuerst in der Galerie nach. Es gab wirklich nur zwei Kategorien; „Eigene Aufnahmen“ und „empfangene Bilder“. Na gut, was wurde dem Kerl denn so schönes zugeschickt? Schweigend starrte Harry auf die Bilder und konnte es kaum fassen. Es waren alles Familienphotos und sehr viele von Malfoys Neffen, der nun erst drei Jahre alt war. Der Kleine schien gerne mit seinem Onkel zu kuscheln und eines war dabei, dass Harry nicht wegwischen konnte. Draco saß auf einem edel bestickten Sofa, wahrscheinlich im Hause seiner Eltern oder seines Bruders Aris. Er hatte nur eine schwarze Hose an, war barfuß und trug ein elegantes, weißes Hemd, das jedoch zum Teil offen war. Der dreijährige Junge war gerade dabei vom Sofa springen zu wollen, als sein blonder Aufpasser ihn mit beiden Armen umschlang und quer über dem Sofa hing. Auf den Gesichtern der beiden Malfoykinder war ein Lachen zu erkennen. Hätte er sich nicht schon in diesen Kerl verliebt, wäre sein Herz spätestens jetzt hoffungslos verloren gewesen. Der Kerl konnte lächeln, dass es einen einfach umhaute! Wow! Aber das brachte ihn nicht weiter! Damit konnte er nur beweisen, dass auch Draco ein Mensch mit Gefühlen war, eben der Mensch, in den sich Harry verliebt hatte. Besonders der Vergleich mit seinem eigenen Grab ließ diese Tatsache unwichtig erscheinen. Er brauchte mehr! Die meisten Bilder waren starre, gestellte Familienszenen, es gab wenige Schnappschüsse und auch die wirkten wohl aussortiert. Das kleine Spiel mit dem Dreijährigen war die einzige Ausnahme. Auch der Chat gab wenig her. Im Grunde hatte er nur mit wenigen Leuten Kontakt. Sein Bruder gehörte dazu, seine Mutter und die beiden Schränke, die er als Handlanger abgestellt hatte. Natürlich fanden sich auch hier die einschlägigen Damen, die ihn angeschrieben hatten, aber nie eine Antwort bekamen. Anscheinend löschte er diese Anfragen immer wieder, denn sie reichten nur wenige Tage zurück. Nachdenklich ließ er das Gerät sinken. Ihm war da vorhin etwas aufgefallen. Er hatte auch mit Zabini Kontakt gehabt. Mit einem Kopfschütteln hob er das Telephon wieder an und suchte den Verlauf heraus. Suchend flog er über die Zeilen und dann fand er es. Sie schrieben nicht sehr viel miteinander, es war eine übersichtliche Unterhaltung, nicht sehr tiefgreifend. Es ging nur um einfache Dinge, Hausaufgaben, Nachfragen zu Testaufgaben und ähnliches. Aber immer wieder schien die Unterhaltung lückenhaft, als wäre ein Teil davon gelöscht worden. Nicht nur das. Da waren zwischenzeitlich Wochen, in denen es keinen Kontakt gab und Harry war sich sicher, dass der erste Zeitraum in die letzte Ferienzeit fiel. Jeder wusste, dass Blaise Zabini schwul war. Darum hassten ihn die Slytherin und quälten ihn schlimmer, als sie es mit einem Gryffindor jemals täten. Wenn es wirklich so war, wenn die beiden ein Geheimnis miteinander hatten, dann konnte es nur eines sein! Ob es noch andere Beweise gab? Sicher musste er nicht in den Gesprächsverläufen suchen. Da würde er nichts finden. Aber vielleicht in den Kontakten. Aufgeregt machte er sich weiter auf die Spurensuche und wurde fündig. C. Anthony! D. Tonny! G. Henry! So ging es noch eine Weile weiter. Immer wieder fanden sich männliche Vornamen, deren Nachname nur mit dem Anfangsbuchstaben versehen war. Aber nicht nur das, wenn er sich den Verlauf ansehen wollte, dann gab es keine Informationen dazu. Es war nur eingetragen, wann der Kontakt erstellt wurde. Angeblich gab es kein Telephonat, keine Nachricht, die geschrieben wurde, nichts! Es gab angeblich nichts! Also musste er es gelöscht habe! Tief atmete er ein und aus. Gut, also gab es eine winzige Chance, dass Draco Malfoy auch auf Männer stand und es deutlich besser versteckte als er selbst. Da gab es nur noch eines, was er tun konnte! Volles Risiko! Was willst du, Malfoy? Stand nun dort. Erst einmal anpirschen, bevor er die Katze aus dem Sack ließ. Nachdenklich versuchte er in seiner Erinnerung Situationen zu finden, die irgendwie verdächtig waren. Doch da war zu seinem Erschrecken kaum etwas zu finden. Wann hatte der Kerl ihm einmal Anlass gegeben über dessen sexuelle Ausrichtung nachzudenken? Wenn er ehrlich war, kam dieses niemals vor! Nun, bei den gefundenen Beweisen war diese Vermutung nur eben dieses, eine vage Vermutung! Er konnte nicht sagen, ob da noch mehr dahinter steckte. Noch nichts. Nur mein Telephon zurück. Über den Rest verhandeln wir danach! Über den Rest verhandelten sie später? Für einen Augenblick setzten seine Gedanken aus und er spürte, wie sein Blut absackte! Ein Schlucken. Hitze wallte in seinem Blut auf, brachte es zum Kochen und das Bild, welches wie ein Brandmal in seinen Gedanken alles verschlang, trieb seinen wechsellaunigen Lebenssaft in die einzige Region, in der er ihn nun nicht haben wollte. Eigentlich war er immer derjenige in seinen Träumen, der Draco dominierte. Dennoch war er jetzt in der klar unterlegenen Situation. Ein Moment, der von seiner flüchtigen, um ehrlich zu sein, notgeilen Phantasie ausgenutzt wurde. Er spürte die roten Fesseln, die ihm jede Bewegung unmöglich machten. Er spürte die Hitze des anderen Körpers, der auf ihm saß und sich an ihm rieb! Draco, über ihm, mit diesem kalten, berechnenden Lächeln und diesen Augen voller Leidenschaft! Schwer schluckte Harry. „Reiß… reiß dich zusammen…“ Flüsterte er und doch kamen diese Worte nicht bei ihm an. Mit beiden Händen schlug er sich kräftig auf die Wangen! „Ahrg…“ Kam schmerzhaft von ihm, doch eines blieb. Noch immer pulsierte sein Blut dort unten, ließ seinen kleinen Freund wie eine eins stehen und raubte ihm beinahe jeden klaren Gedanken! „Verdammt! Der Kerl kann aber auch in jeder Situation geil aussehen oder?“ Fluchte er leise und wünschte sich nun sein Kissen, damit er es noch einmal werfen konnte. Doch dieses lag schon drüben an der Wand und wollte nicht wieder zu ihm zurück. Ich stelle mir grade nur eine Frage, Malfoy. Mit zitternden Händen hielt er das schwarze Telephon und die Tatsache, dass Draco dieses Gerät ebenso berührt hatte, dass es so dicht an seinem Körper gewesen war, machte es nicht besser. Ein Teil in ihm wollte sich jetzt einfach der Lust hingeben und der Vorstellung folgen, dass es nicht die eigene Hand war, die den Weg ins Paradies ebnete. Eifersüchtig bei diesen Bildern? Ob das die richtige Weise war, konnte er nicht sagen. Sein Verstand arbeitete nur noch zu 40 Prozent, wenn überhaupt und die Geilheit wollte endlich Befriedigung! Er würde diesen Kerl heute Abend wahrscheinlich noch sehen! Wenn er so verdammt scharf war, würde er doch gleich über ihn her fallen und ihn keine Sekunde zu Wort kommen lassen. Er musste sich beherrschen… oder Hand anlegen! „Konzentriere dich, der Kerl muss antworten… oder eben nicht. Aber dann muss ich eben noch einen drauf legen!“ Sprach Harry erneut mit sich und ließ sich dann rückwärts auf das Bett fallen. „Oh,… nun schreib schon!“ Quengelte der schwarzhaarige Sucher und schloss die Augen. Als nach einer drängenden Ewigkeit noch immer nichts kam, griff Harry erneut nach dem Gerät und tippte mit bangem Herzen und zitternden Händen die nächste Provokation. Mir ist nur aufgefallen, dass gewisse Dinge bei dir fehlen! Du hast zwar peinlich genau darauf geachtet, dass du keine Spuren hinterlässt, aber ich glaube dir nicht, dass du plötzlich die gesamten Ferien keinen Kontakt zu Zabini hattest. Wieder warten! Jeder Herzschlag dröhnte in seinen Ohren, schmerzhaft spürte er ihn in seiner Brust. Jetzt hatte er den ersten Trumpf gespielt und die kleinen Haken waren blau. Er hatte es gelesen. Warum also antwortete er nicht? Geduld war nicht das, was Harry James Potter in diesem Augenblick besaß. Er war der Gefangene seiner eigenen Gefühle… Geilheit, Euphorie, Angst, Macht, Hilflosigkeit; sie alle spielten einen Reigen mit seinen Hormonen, die ein stetes Auf und Nieder der Gedanken mit sich brachten. Wieder begann er zu schreiben, die Hände schwitzig, zitternd, die Gedanken ebenso fahrig, wie der Atem schwer die Lunge verließ oder ihn füllte. Des Weiteren finden sich einige Herrn in deiner Kontaktliste, die nur mit ihrem Vornamen und dem ersten Buchstaben ihres Nachnamens geführt werden, mit denen du aber offenbar keinen Kontakt hast. Was soll ich davon halten? Angst mischte sich in diese Gefühle mit ein. Wieder war es ein Geduldsspiel. Wieder wusste er nicht, was er erwarten sollte. Jetzt hatte er jeden Trump ausgespielt. Wenn nun nichts kam oder wenn gerade jetzt etwas kam? Was machte er, wenn Draco ihm klar gestand, dass er Menschen wie ihn abscheulich fand? Wenn er in seiner Sexualität etwas Abstoßendes sah? Warum sollte ich darauf eifersüchtig sein, dass du durch fremde Betten tanzt, wie ein kleines Flittchen? Der Satz saß! Er wurde als Flittchen bezeichnet? Innerlich schien das genau die Albträume zu wecken, die eben aus dem tiefen Schlaf in ein leichtes Dösen verfallen waren. Er musste antworten. Er musste seiner Linie treu bleiben. Wenn er jetzt zeigte, dass er einen Wunden Punkt erwischt hatte, würde Draco ihn schlachten wie den Truthahn zu Thanks Giving! Das ist jetzt aber fies von dir! Dann hast du also einen anderen Beutetyp als ich? ^.~ Außerdem tanze ich nicht wie ein Flittchen durch fremde Betten! Angst ließ ihn den Atem anhalten. Der Text wurde gelesen. Schweiß bedeckte seine zitternden Hände, seine Stirn. Oben erschien die Nachricht, dass der andere gerade schrieb. Das sieht auf den Bildern aber anders aus. Wie vielen unterschiedlichen Männern schmeißt du dich da an den Hals? Drei… vier? Das war eine Aussage, mit der er arbeiten konnte. Erleichtert stieß er die Luft aus. Vielleicht konnte er auf diese Weise das Gespräch noch in eine andere Richtung lenken. Immerhin bedeutete es, dass Draco Interesse an diesem Gespräch zeigte. Also hieß es jetzt erst einmal die Anschuldigungen abzuwenden und dann… Drei, von denen ich mit einem über ein halbes Jahr zusammen gewesen bin. Ich lasse mich nur ungerne betrügen! Also habe ich ihn abgeschossen! Und der „Süße“, den ich so leidenschaftlich küsse während ich auf seinem Schoß sitze, hat sich im Nachhinein als nicht empfehlenswert herausgestellt. Wenn ich etwas mit einem selbstverliebten Egoisten beginnen will, frage ich dich! … sollte er seinen Kopf wieder einschalten! Was hatte er da geschireben? Der letzte Satz sprang ihm ins Auge und mit Unglauben versuchte er zu begreifen, dass er wirklich so etwas geschrieben hatte. Er war doch wirklich ein Idiot!!! Wütend warf er das Telephon zur Seite und schnaubte unterdrückt fluchend. Wie konnte er bitte so dämlich sein? Wie konnte er so etwas Dummes schreiben? Dafür war mit einem Schlag jede Regung, jede Form von Geilheit fortgewischt und nichts weiter als dumpfe, niederschmetternde Wut und erniedrigende Enttäuschung blieb. Er war erledigt! Wie konnte er denn Malfoy so offensiv anbaggern und gleichzeitig beleidigen? War er denn gänzlich Hirngestört? Wie hatte es seine Mutter noch in den letzten Ferien scherzhaft ausgedrückt: ‚Harry, du bist 17, lebe damit, dass dein Verstand öfter einmal anderen Bereichen das Denken überlässt! Aber keine Sorge, dass geht wieder vorbei.‘ Bis diese Katastrophe vorbei war, konnte er sich seinen eigenen Sarg aussuchen, so lange würde es dauern! Und Marc? Hast du mit ihm etwas Festes am Laufen? Irritiert starrten die grünen Augen auf die Zeilen, die da standen. Es ging um Marc? Warum war dem blonden Slytherin seine Beziehung so wichtig? Verwirrung machte sich in der Wut breit und löste diese auf, wie ein Schwall kochendes Wasser einen Haufen Schnee. Er sollte antworten. Warum auch immer Malfoy Interesse daran hatte, jetzt ging es um eine ehrliche Antwort. Mit unruhigen Gedanken und einer Leere im Bauch begann Harry zu tippen. Nein, fest würde ich es nicht bezeichnen. Er wohnt nur drei Straßen weiter und wir beide zeihen uns an… oder eher „aus“ wie Magnete. XD Kurz überlegte er, ob diese Aussage reichte, doch er wollte sie lieber nicht so stehen lassen. Irgendwie beschrieb das nur einen Teil ihrer Beziehung. Es ist eine ziemlich passende Freundschaft, in der wir beide gewisse Zugeständnisse genießen. Ja, Freundschaft traf es am Besten. Sie waren Freunde, die gerne das Bett miteinander teilten. So konnte er es ausdrücken. Er wollte nicht lügen, doch es war auch mehr als nur eine Bettgeschichte. Außerdem haben wir irgendwie beide kein Glück auf der Suche nach der großen Liebe. … Jetzt hieß es wieder warten und darin war er nicht sonderlich gut. Doch mehr konnte er nicht tun, die grünen Augen waren auf den Bildschirm gerichtet und sein Herz schlug noch immer wild. Er hatte das Gefühl, dass dieser Abend viel verändern konnte, wenn er es denn richtig anstellte. Sein Hirn wollte noch immer nur eingeschränkt arbeiten und so atmete er tief ein und aus, um sich etwas zu beruhigen. Du suchst die große Liebe? Schnell kam die Antwort und ebenso schnell flogen die Finger über die Tasten auf seinem Mobiltelephon. Er wollte jetzt keine Zeit verschwenden. Irgendwie schien der junge Mann mit dem sonst so kühlen Auftreten an dieser Unterhaltung einen Gefallen zu finden und so lange er ihn bei Laune hielt, konnte er daraus vielleicht etwas machen. Wer sucht die nicht? Irritiert kam direkt eine unerklärliche Antwort. … Mit einem Verdrehen der Augen konnte er nicht fassen, dass er drei Punkte erhielt. Was sollte das denn werden? Ein seltsames Gefühl von Ärger stieg in ihm auf und er schnaubte, während er die nächsten Worte schrieb. Wenn diese Schlange dachte, dass er rücksichtsvoller wurde, nur weil er ihn erpressen konnte, hatte dieser Idiot sich vertan! Ok, dieser gutaussehende Idiot. Komm, Malfoy, das ist keine Antwort! Davon abgesehen, dass du meine Ehrlichkeit nicht einmal verdienst! Säßen sie sich gegenüber, wäre jetzt eine Stille zwischen ihnen eingetreten, dass wusste der junge Potter sofort. Doch er hatte geschrieben und mit jedem Atemzug brodelte der Ärger über diesen verklemmten Trottel mehr in ihm auf. Warum habe ich sie nicht verdient? Sein Blut begann zu kochen und der eh schon eingeschränkte Denkprozess begann Ideen zu produzieren, die auf alten Gewohnheiten basierten. Als er schrieb, schien er alle Verachtung in diese Worte zu legen, zu der seine jahrelange Rivalität fähig war. Weil ich sie von dir nicht erwarte. Besser hätte er es nicht ausdrücken können. ER war immerhin ein Malfoy. Selbst wenn er… ja, selbst wenn er auch auf Männer stünde, was machte es schon für einen Unterschied? Plötzlich hielt Harry inne. Der Ärger wurde von einer gewissen Bitterkeit getränkt. Ja, selbst wenn Draco auf Männer stand, hieß das noch lange nicht, dass er auch auf ihn stand. Doch selbst wenn auch dieses der Fall war, bedeutete es noch lange keinen Sex oder eine Beziehung zwischen den beiden. Traurig starrte er auf die nächsten Zeilen. Das ich ehrlich zu dir bin? Plötzlich fühlte er sich dumm und eine ekelerregende Wut auf seine eigenen Worte kam in ihm auf. Ja, er hatte sich dumm verhalten und wenn es je eine Chance zwischen ihnen gab, dann hatte er sie vertan. Was erwartete er schon, dass der Slytherin sein Druckmittel aufgab und ihm Dinge gestand, die vielleicht gar nicht existierten? Verbittert und wütend schrieb er die nächsten Worte. Anscheinend nahm er gerade jeden einzelnen Gemütszustand mit, zu dem ein Mensch fähig war. Seine Bitterkeit spiegelte sich in dem wider, was er nun schrieb. Ja! Warum solltest du auch. Ich kann nichts beweisen und alleine der Textverlauf mit Marc bietet dir mehr als genug Stoff, um ganze Bücher darüber zu schreiben! Mürrisch und irgendwie den Tränen nahe warf er das Telephon zur Seite. Er konnte nicht sagen, was er denken oder fühlen sollte. Jeder Emotion war er so hilflos ausgeliefert, wie ein kleiner Junge. Er, der große, der beliebte und von so vielen verehrte Harry James Potter saß hier auf seinem Bett und konnte sich selbst nicht gegen das wehren, was hier geschah. Sonst war er der König der Streiche, jedem anderen überlegen, zumindest bildete er sich das ein, doch jetzt saß er hier und wollte heulen wie ein 5 Jähriger. Missmutig griff er erneut nach dem schwarzen Gerät und wollte einen Blick auf seinen besiegelten Untergang werfen. Vielleicht… habe ich eine Beziehung hinter mir, in der sich der andere Teil auch nicht sehr empfehlenswert verhalten hat. Wenn er jemals überrascht und überfordert in seinem Leben gewesen war, dann toppte es dieser Moment in seiner absoluten Gesamtheit. Er hatte einen bösen Kommentar erwartet, eine niederschmetternde Drohung oder sogar eine Erpressung. Immerhin hätte der andere alles von ihm verlangen können, sogar nackt beim Frühstück in der großen Halle aufzutauchen. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht damit. Lange her? Harry dachte nicht mehr, er schrieb nur noch. Sein Kopf war leer, überwältigt, fertig, gänzlich erledigt. Nein, in den Weihnachtsferien hat… Flach atmete der junge Zauberer und schluckte, während er schrieb. Was tat er hier? Ja? Sein Herz begann brutal zu schlagen, seine Lungen versagten ihm den Dienst und sein Verstand stürzte in eine absolute Leere. Er hat mir den Laufpass gegeben, weil er nicht verstehen konnte, dass ich meinen Eltern nichts sagen will! Was für ein… Die grünen Augen starrten auf den Text und er versuchte zu verstehen. Hatte Draco Malfoy ihm gerade gesagt, dass er mit einem Mann eine Beziehung gehabt hatte? Nein, oder? Das war… das war nicht möglich! Das bildete er sich nur ein! Da musste in Wirklichkeit etwas anderes stehen! Auf jeden Fall. So etwas konnte einfach nicht in dieser Welt real existieren. Ja? Holzkopf! War das alles? Mit aller Härte zwang sich der Gryffindor dazu zu atmen. Er musste es, er brauchte Sauerstoff. Innerlich starb er tausend Tode und versuchte irgendwie zu verstehen, was hier gerade passierte. Ganz vorsichtig rutschte er auf seinem Bett nach vorne und setzte sich auf die Kannte. Ihm wurde schlecht, als der Gedanke langsam Gestalt annahm, dass er diese Zeilen wirklich las. Das passierte wirklich. Schnappatmung setzte ein. Panik brach in ihm aus. Harry James Potter war in seinen Grundfesten so erschüttert, dass er nicht fähig war bewusst zu handeln. Gänzlich überfordert starrte er auf die Zeilen und las, was nun kam. Draco hatte wieder geschrieben. Nein, aber mir fehlen die passenden Worte, um meiner Wut ausreichend Nachdruck zu verleihen! Ich habe ihm zum Dank drei Wochen Übelkeit und Magengrimmen geschenkt! Drei Mal hatte er sie gelesen, bevor sein leeres Denkzentrum einen Sinn daraus finden konnte. Was er antwortete, begriff er nicht. Oha, ok, mit dir sollte man sich nicht anlegen, zukünftiger Meister der Zaubertränke! War das ein Kompliment? Nein! Wenn ich dir ein Kompliment mache, sage ich dir, dass du einen verdammt heißen Arsch hast! WAS? Bei allen verbotenen Flüchen dieser Welt, was hatte er da geschrieben. Panisch sprang Harry auf und betete, dass sein Verstand wieder zu arbeiten begann. Er würde das emotional nicht überleben. Er kroch ja jetzt schon auf dem Zahnfleisch. Getrieben begann er im Schlafraum zwischen den Betten auf und ab zu gehen. WIEBITTE??? Diese Reaktion konnte er verstehen und mit einem tiefen Atemzug hielt er an. Jetzt war eh alles verloren! Ich mag deinen Hintern! Das ist ein Scherz! Nein, oder ist dir nie aufgefallen, wie verdammt gut du aussiehst? … Nicht denken! Einfach nicht denken! Weiterschreiben und nicht denken! Harry stand mitten im Schlafraum der Gryffindors und war froh, dass keiner der anderen Jungen auf die Idee kam, jetzt das Bett aufzusuchen. Sie saßen noch unten, spielten Zauberschach oder hatten ihre Pärchenzeit. Doch so weit kamen seine Gedanken nicht, er tippte einfach weiter. Nicht denken war die Devise. Ach komm, wann hätte ich dir das denn sagen sollen? Während wir uns streiten? Klar, kommt immer gut! Den einen Moment stelle ich dir ein Bein und wenn du vor mir auf dem Boden liegst, säusel ich dir zu, wie geil dein Hinterteil aussieht? Obwohl … irgendwie gefällt mir die Idee! Schnauze, Potter! Wow, das war ja ein richtiges Schimpfwort! Schreib das noch mal! Vergiss es! Warum? Komm! Bitte! Nein! Dann komm her! WAS? In 15 Minuten oben auf dem Astronomieturm! Nein! Beweg dich oder soll dein geliebtes Handy den Turm ganz ausversehen herunterstürzen? … Ok… ich bin unterwegs! Immer wieder starrte er auf diese Zeilen. Er war unterwegs? Was hatte er geschrieben? Mit flachem Atem sah er noch einmal auf den Textverlauf und sein Herz setzte aus. In 15 Minuten oben auf dem Astronomieturm? Wie war er denn auf diese dämliche Idee gekommen? Mit zitternden Beinen setzte er sich in Bewegung. Er würde gleich Draco Malfoy begegnen, diesem geilen, verdammt scharf aussehenden Mistkerl, der jetzt wusste, was er getan hatte. Der jetzt sein dunkelstes Geheimnis kannte. Vorsichtig öffnete er die Tür und versuchte nicht nachzudenken, denn sein Blut floss in die falsche Richtung. Er musste denken. Denken! Wenn er diesem Mann begegnete, musste er die Oberhand behalten, sonst war es das. Dann würde Malfoy ihn für alle Zeiten in der Hand haben und demütigen. „Komm schon, Harry, du hast schon ganz andere Situationen geschaukelt. Du schaffst das!“ Sprach er sich selbst Mut zu und schlich aus dem Zimmer. Jetzt nur keinem begegnen. Jetzt nur heil oben ankommen. Jetzt den Verstand wiederfinden, die unendlich übertriebene Selbstverliebtheit und das überzogene Ego. Wo waren die, wenn er sie brauchte? Mit weichen Knien machte er sich auf den Weg und atmete erst wieder, als sich das Bild hinter ihm schloss. Er hatte es geschafft. Also, den ersten Teil. Ich bin schon da. Ich warte! Fahrig fuhr sich der Gryffindor durch die Haare, als er die Nachricht abgesendet hatte. Er wusste, dass er Geduld haben musste. Vielleicht war es auch gut. Hier oben war es noch etwas kühl, die frische Luft ließ seine aufgewühlten Gedanken etwas Ruhe finden und nervös trat er an die Brüstung heran. Ja, er sollte seine Coolness wieder finden, die würde er immerhin benötigen. Es konnte ja nicht mehr so lange dauern, bis der Blonde hier war. Er hatte sich direkt auf den Weg gemacht, vielleicht zögerte Draco noch. Doch was war, wenn er… wenn er nicht käme? Vorsichtig versuchte er die Schultern zu straffen. „Beruhige dich, Harry! Draco hat ein großes Interesse daran hier aufzutauchen. Wenn er es nicht tut, würde sein Handy drauf gehen und ich weiß mittlerweile, dass er auch auf Männer steht. Keiner von uns will, dass irgendjemand davon erfährt. Ja, er wird kommen!“ Ganz langsam klärten sich seine Gedanken und eine gewisse Ruhe kehrte wieder in ihn ein. Was auch immer gleich geschehen würde, es blieb ihm nur zu warten. Ganz gleich wie lange dies war. Bei diesem Gedanken zog er das Telephon aus der Hosentasche und warf einen Blick auf die Uhr. Mit einem leichten Grimmen entschied er sich nun dem ganzen etwas Nachdruck zu verleihen und wählte kurzerhand seine eigene Nummer an. Ungeduldig wanderte das schwarze Gerät an sein Ohr und er musste nur einen winzigen Moment warten, bis der Anruf angenommen wurde. „Ich warte noch immer!“ Gab er nun angefahren von sich und wusste, dass er die Aufregung nicht aus seiner Stimme verbannen konnte. „15 Minuten sind vor 15 Minuten vorbeigewesen. Ich weiß ja nicht, was du unter…“ Doch da fiel ihm Draco ins Wort. „Potter!“ Seine Stimme hatte einen herablassenden, überheblichen Ton. „Denkst du wirklich, dass ich zu dir gerannt komme wie ein dressierter Hund?“ Nun herrschte für einen Moment schweigen und der Anruf wurde unterbrochen. Das war eine Ansage! Langsam ließ Harry das Telefon wieder sinken und starrte entsetzt und verwirrt auf das Gerät in seiner Hand. Da hatte jemand aber verdammt Oberwasser erhalten. Nur, wann war der Kerl denn nun hier? „Sprachlos, Potter?“ Klang in seinen Ohren und die grünen Augen suchten das blasse Gesicht des jungen Slytherin. In dieser dreisten Anfuhr steckte viel zu viel Gelassenheit. Jetzt hieß es, ein perfektes Spiel zu spielen oder er würde es für alle Zeiten vergeigen! ~ ~ ~ ~ Harry, ich habe da eine Frage, die mir schon länger durch den Kopf geht. Ja? Das Wiesel hat sich doch so extrem darüber aufgeregt, dass wir beide eine engere Bekanntschaft begonnen haben. Engere Bekanntschaft? So kannst nur du das ausdrücken! Aber ja, er hat sich darüber aufgeregt. Sehr sogar. Das ist sehr seltsam, denn immerhin hat er dein Mobiltelephon doch regelmäßig genutzt, um deinen Hintergrund zu ändern, wenn du wieder einmal nicht reagiert hast. Ja??!! Worauf willst du hinaus???? O.o Wenn ich diese Bilder in wenigen Minuten entdecken konnte und mir klar wurde, dass es dein Gerät sein muss, warum hat das Wiesel dann nie begriffen, dass du ein leicht anderes Interesse hast? Das ist eine sehr gute Frage! Warte kurz, bin gleich wieder da!!!!!!!!!!!! ~ ~ ~ ~ Du hattest Recht!!!!!!!! X( Ich bin echt sauer auf Ron! Natürlich hat er es gewusst!!!! Du hast ihn direkt gefragt? Ja, natürlich! Er meinte total verlegen, dass er es schon seit zwei Jahren weiß und Hermine auch! Sie haben nur darauf gewartet, dass ich es ihnen erzähle! Das wäre vielleicht eine Idee gewesen. Sie sind immerhin deine Freunde. Genau, sie sind meine Freunde! Warum belügen sie mich dann so? Vor Gericht ist das Verschweigen von Teilwahrheiten auch eine Lüge. Hast du jemals einer Frau nachgesehen und behauptet, dass du sie attraktiv fandest? -.-° Ok, vielleicht hast du Recht. Ich sollte mich nicht so aufregen. Jetzt ist zumindest klar, dass sie es wissen und dass ich es weiß und dass sie wissen, dass ich in einer „engeren Bekanntschaft“ zu dir stehe. Das freut mich. ♥ Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)