Our Meeting At The Airport von DarkFox (Eine TaoHun Fanfiktion) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- 'Warum hast du Exo verlassen?' 'Du hast die Zeit bei Exo doch nur ausgenutzt um schnell beliebt zu werden' 'Du bist so selbstsüchtig, du kümmerst dich gar nicht darum, wie es den anderen Membern geht, und wie viel Arbeit sie wegen dir hatten' Das war nur eine grobe Auswahl der Kommentare die ich nun seit gut einem Jahr fast täglich zu hören und lesen bekam. Eigentlich sollte ich mir gar nicht mehr die Mühe machen überhaupt die Kommentare unter meinem neuesten Instagram Beitrag zu lesen, aber egal wie oft mir Freunde, Verwandte und Arbeitskollegen davon abrieten, ich tat es dennoch. Jedes Mal. Und jedes Mal aufs Neue hoffte ich darauf, dass die Anzahl der negativen Kommentare weniger wurde, doch das tat sie nicht. Das tat sie seit einem Jahr nicht. Mit einem Seufzen legte ich mein Smartphone neben mir und ließ meinen Kopf gegen die Rückenlehne des großen, weißen Sofas fallen. Die Sonnenstrahlen die durch die großen Fenster meines Elternhauses in das Wohnzimmer strahlten blendeten mich, weswegen ich meinen Kopf in meiner Armbeuge versteckte. Warum waren so viele Leute darauf aus ihr ganzes Leben damit zu vergeuden um mich zu hassen? Ich hatte ihnen doch nie etwas getan, also warum lebten sie nicht weiter ihr Leben? Das einzige was ich getan hatte war die Band zu verlassen, mit der ich Jahrelang Musik gemacht hatte. Wollte ich sie nur ausnutzen? Nein, zu so etwas war ich nicht in der Lage, ich wollte stolz auf das sein, was ich im Leben tat, weswegen Aufrichtigkeit mir sehr wichtig war. Mindestens genauso wichtig war mir jedoch auch im Leben nichts bereuen zu müssen. Ich wollte nicht in 50 Jahren darauf zurückblicken, was ich alles in meinem Leben erlebt habe, und dort nichts vorfinden. Nein, das war das letzte, was ich wollte. Stattdessen wollte ich lieber mich selbst und meinen Traum verwirklichen. Der Traum davon Musik zu machen, und mich durch diese auszudrücken. Genau das war es, was ich bei meiner Zeit in Exo nicht tun konnte. Mir wurde nicht gestattet meine eigene Musik zu machen. Mir wurde auch nicht gestattet mich selbst zu verwirklichen. Stattdessen wurde mir ein Image aufgedrängt, welches ich zu jeder Zeit leben musste, als wäre es wirklich ich. Der weinerliche Tao, der mit den anderen Membern duschen wollte, weil er Angst alleine hatte. Das war mein Image. Doch es war nicht mein wirkliches Ich. Viele würden mir jetzt sagen 'Du bist eine Person, die in der Öffentlichkeit steht, du hättest dir, als du dich dafür entschieden hast diesen Weg zu gehen, im Klaren darüber sein müssen, dass du dich nun mal verstellen musst, um in dieser Szene zu überleben'. Aber das war doch totaler Blödsinn! Ich wollte doch, dass die Leute mich mögen für der der ich war. Nicht für die Rolle die mir aufgedrängt wurde. Ich bereute meine Entscheidung die Band zu verlassen nicht. Nun konnte ich endlich die Musik machen, die mein wirkliches Ich ausdrückte. Dafür konnte ich all die negativen Kommentare in Kauf nehmen, auch wenn ich sie nach wie vor nicht verstand. Doch entgegen dem, was wahrscheinlich die meisten von mir dachten vermisste ich meine Member, die ich in Korea zurückgelassen hatte. So wenig ich mich auch mit unseren Managern und dem Entertainment insgesamt verstand, umso besser verstand ich mich dafür mit den anderen elf. Sie halfen mir, wenn ich aufgeben wollte, wenn ich Probleme mit der Sprache oder dem Entertainment hatte, und wenn ich einfach ein wenig Nähe brauchte. Jedoch, als dann erst Yifan, und dann auch noch Luhan gingen, wurde unser ganzes Verhältnis angespannt. Auf Yixing und mich wurde von dem Entertainment noch mehr Druck als vorher ausgeübt, und wir mussten viele Lieder erneut aufnehmen, da das Entertainment nicht wollte das Yifan's und Luhan's Stimmen zu hören waren. Außerdem mussten Choreografien verändert werden. Dazu kam meine Verletzung, die dafür sorgte, dass ich nicht bei Konzerten oder beim Training teilnehmen konnte. Ich fühlte mich, als sei ich nur noch eine Last für die anderen Member. Diese waren kontinuierlich angespannt und schlecht gelaunt durch den ganzen Stress, sodass ich sie nicht auch noch mit meinen Problemen belästigen wollte. So erzählte ich ihnen auch nichts davon wie mein Vater mich immer wieder darum bat meiner Gesundheit willen zurück nach China zu kehren. Doch das schlimmste an den letzten Monaten in Korea war für mich zuzusehen, wie die für mich wichtigste Person so extrem an Luhan's Abwesenheit litt. Nachdem Luhan ging hatte Sehun sich für zwei ganze Tage in seinem Zimmer eingeschlossen, und mit niemanden geredet. Mir war schon lange klar, dass Luhan dem Jüngsten unserer Gruppe viel bedeutete, aber seit diesem Zeitpunkt war mir bewusst, dass Sehun mehr für Luhan empfunden haben musste als nur Freundschaft. Vielleicht liebte er ihn. So, wie ich Sehun liebte. Dass ich in ihn verliebt war wusste ich schon wenige Wochen nach unserem Debüt. Sehun war immer derjenige der als erstes auf mich zugegangen ist, während alle anderen mich eher mieden. Während unser Trainee Zeit in der ich noch nicht gut koreanisch konnte hatte ich Probleme damit Anschluss zu finden. Abgesehen von Yifan, der ja genau wie ich Chinese war, hatte ich keinen einzigen Freund. Luhan und Yixing habe ich später erst kennengelernt. Sehun war der erste, der auf mich zugekommen ist, und mit mir bis zum Morgengrauen im Entertainment trainiert hat. Auch wenn er sich oft über mich lustig gemacht hatte wusste ich doch, dass er es niemals ernst meinte. Er war der erste zu dem ich kam, wenn ich Probleme hatte. Doch als Luhan zu uns stieß verbrachte er immer mehr Zeit mit diesem. Und als er dann ging, redete Sehun so gut wie überhaupt nicht mehr mit mir. Aber das war Vergangenheit. Ich sollte nicht mehr darüber nachdenken. Es war nicht so als würde ich ihn je wiedersehen. Das Entertainment verbot ihnen jeglichen Kontakt mit Luhan, Yifan und mir. Das wusste ich, weil wir damals auch schon nicht mit Yifan und Luhan reden durften als sie weggingen. Yifan hatte uns vorher nichts gesagt. Er war einfach so weg. Ich war so wütend auf ihn. Wieso ging er einfach so? Als dann auch noch das ganze Verhältnis zwischen den Membern angespannt wurde war ich umso wütender auf die beiden. Heute kann ich sie verstehen. Doch beide hatten nach wie vor keinen Kontakt zu mir. Kein Wunder, so wie ich meine gesamte Frustration an ihnen ausgelassen hatte. Die Sonnenstrahlen, die meinen Körper erwärmten ließen mich langsam schläfrig werden, und bevor ich hier noch einschlief setzte ich mich lieber wieder normal hin. Im selben Moment klingelte auch mein Handy. Mit einem genervten Stöhnen stellte ich fest, dass es mein Manager war, der mich anrief. Heute war mein freier Tag, wieso konnte er mir den nicht ein einziges Mal lassen. "Ja?" Fragte ich als ich den Anruf entgegennahm. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich einfach mal meine Ruhe wollte, immerhin wollte ich mich professionell verhalten. "Tao, gut dass ich dich erreiche. Hör zu, ich weiß, heute ist dein freier Tag, aber ich habe endlich die perfekte Location für dein neues Musikvideo." Na das waren doch mal super Nachrichten. "Klasse, wo denn? Und wann können wir anfangen?" Erkundigte ich mich sofort begeistert von den Neuigkeiten. Auch wenn ich gerne meinen freien Tag genossen hätte, aber dass wir das Musikvideo, für mein neues Minialbum endlich aufnehmen konnten freute mich dann doch genug, um mich für die Arbeit zu motivieren. Für dieses Comeback wollte ich wirklich die perfekte Location, die zu einhundert Prozent zu dem Lied passte. Es war eine ruhige Ballade mit lieblicher Melodie, die ich selber geschrieben, und komponiert hatte. In dem Text habe ich versucht meine Gefühle für Sehun zu verarbeiten, kurz nachdem ich Exo verlassen hatte. Allerdings habe ich den Text immer mal wieder leicht verändert und war erst jetzt zufrieden mit dem Ergebnis. Ich habe das Lied 'Crown' genannt, und genauso wie eine Krone, war dieses Lied für mich ein kostbarer Schatz, für den ich auch ein Musikvideo brauchte, dass diesem Lied würdig war. "Naja, ich denke, du wirst nicht unbedingt begeistert davon sein, aber bevor du ablehnst, solltest du dir die Location wirklich erst ansehen. Deswegen habe ich auch gleich für morgen einen Flug für dich gebucht, damit du dir das ganze mal ansehen kannst. Wenn es dir dann nicht gefällt, kannst du meinetwegen ablehnen, aber guck es dir erst an." "Wieso sollte ich denn ablehnen, ohne es gesehen zu haben?" "Naja, wir müssten dafür mitunter nach Südkorea fliegen." ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Wieso war ich hier? Wieso lassen die mich überhaupt in dieses Land? Konnte SM nicht irgendwie die Regierung so beeinflussen, dass die mich nicht mehr in das Land einreisen ließen? Natürlich nicht. SM konnte alles Mögliche tun, außer etwas, was mir tatsächlich mal helfen würde. Nun betrat ich zum ersten Mal seit über einem Jahr koreanischen Boden, und es fühlte sich seltsam an wieder all die koreanischen Werbungen an den Läden im Flughafen zu sehen. Und überhaupt wieder Leute um mir herum koreanisch reden zu hören. Mein Manager wollte sich um das Gepäck kümmern, während ich schon mal vor zum Taxi laufen sollte. Vorsichtshalber zog ich mir meinen Mundschutz weiter ins Gesicht. Was hatte sich mein Manager dabei nur gedacht, was sollte ich tun, wenn mich plötzlich jemand erkannte, und ich dann von all den Menschen belagert wurde, ohne jemand zu haben, der mir da raus helfen konnte? Es war zwar kein offizieller Besuch, weswegen hier auch niemand mit mir rechnen würde, jedoch gab es immer irgendwelche Leute die einen erkennen konnten. Um kein Risiko einzugehen beschleunigte ich meine Schritte, um schnell hier raus zu kommen. Warum musste der Flughafen in Incheon auch nur so riesig sein? Der einzige Vorteil war, dass ich mich hier gut auskannte. Von weiter vorne hörte ich plötzlich einen Ohrenbetäubenden Lärm. Wegen mir konnte es nicht sein, dafür war es zu weit von mir entfernt. Gab es noch eine weitere Berühmtheit, die grade in Korea angekommen war? Trotzdessen, dass mein gesunder Menschenverstand mir riet, sich von der sich häufenden Menschenmasse so weit wie möglich fernzuhalten, da dort die Wahrscheinlichkeit erkannt zu werden noch höher war, siegte die Neugier mal wieder, was mich dazu veranlasste weiter in Richtung der Menschenmasse zu laufen. Da all die Leute durcheinanderriefen konnte ich nichts verstehen, wodurch ich -auch als ich näher herantrat- immer noch nicht wusste, um wen es sich handelte, der anscheinend gleich hier auftauchen sollte. Ich wollte mich grade von der Menschenmasse abwenden, und schnellstmöglich zu sehen, dass ich hier weg kam, als der Lärmpegel erneut anstieg, und ich plötzlich einige Personen sehen konnte, die durch die Schneise mitten in der Menschenmasse liefen. Mein Herz machte einen Satz, als ich IHN sah. Seine Haare, die er sonst immer so gerne Blond gefärbt hatte, waren pechschwarz, und seine Augen durch eine Sonnenbrille bedeckt. Wie immer schien er sich besonders Mühe mit seiner Airport-Fashion gegeben zu haben. Eine schwarze Ripped Hose, und ein weites, helles Jeans Hemd, bei welchem er die obersten Knöpfe geöffnet hatte. Sehun... Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich ihn noch einmal wiedersehen würde. Auch die anderen Member waren dort. Sie liefen hinter ihm, und schenkten den Fans mehr Aufmerksamkeit als der Jüngste, denn dieser schien die Fans noch nicht einmal zu bemerken. Ausdruckslos lief er schnellen Schrittes voran. Den Blick auf den Boden gerichtet. Ich wollte umdrehen, und weglaufen. Doch ich konnte nicht. SEIN Anblick fesselte mich einfach zu sehr. Auf einmal hob er seinen Blick. Als hätte er meinen auf sich gemerkt, guckte er genau in meine Richtung. Geschockt wagte ich es nicht mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Würde er mich erkennen? Immerhin hatte ich eine Maske auf, und mir meine Snapback so weit wie möglich ins Gesicht gezogen. Selbst die ganzen Leute um mich herum, die mit großer Wahrscheinlichkeit Exo-L's waren, und mich somit ebenfalls kennen sollten, hatten mich noch nicht erkannt. Und doch... Sehun guckte mich direkt an, verlangsamte seine Schritte. Ich erinnerte mich daran wie wir einmal kurz nach unserem Debüt an einem unserer wenigen freien Tagen in den Vergnügungspark gegangen sind. Wir hatten uns verloren, und da mein koreanisch noch immer sehr schlecht war geriet ich in Panik. Es waren wirklich viele Menschen dort, und doch spürte ich schon nach kurzer Zeit wie jemand nach meinen Arm griff. "Hab dich gefunden." Sagte Sehun damals zu mir, und grinste mich an. Doch dieses Mal würde er dies nicht zu mir sagen. Es wunderte mich schon, dass er mich überhaupt anguckte. Wenn er es denn überhaupt tat. Er hasste mich bestimmt... Nie würde er wieder meinen Arm ergreifen und mir sagen, dass er mich gefunden hat. Mittlerweile schienen auch die anderen Member, die Sehun mittlerweile eingeholt hatten, bemerkt zu haben, dass etwas seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, und folgten seinem Blick. Das war mein Stichwort um mich umzudrehen, und schnellen Schrittes in die andere Richtung zu laufen. Das konnte doch auch nur mir passieren. Was war das für ein bescheuerter Zufall? Bin ich der Hauptcharakter in irgendeiner Klischeehaften Teenie-Romanze, oder warum traf ich genau hier auf meine ehemalige Gruppe? Bevor mir noch einmal so etwas passieren konnte machte ich mich dieses Mal auf direktem Weg zum Ausgang, bei welchem unser vorbestelltes Taxi schon warten sollte. Tatsächlich kam ich dort auch ohne weitere Zwischenfälle an, sodass ich mich etwas entspannen, und erst einmal tief ausatmen konnte. Mein Manager war noch nicht da, und das Wetter war gut, weshalb ich beschoss nicht im Taxi zu warten, sondern mich an die Tür zu lehnen, und ein wenig die Sonne zu genießen. Ich nahm meine Snapback ab, und schloss die Augen, um die Sonnenstrahlen ganz in mich aufnehmen zu können. Hier war meine Angst erkannt zu werden nicht mehr groß. Das Taxi stand nicht beim Hauptausgang, sondern bei einem der kleineren Seitenausgänge, die ich von meinen Zeiten als Exo-Member noch gut in Erinnerung hatte, selten kamen hier Menschen raus. Ich ließ meine Gedanken ein wenig wandern, und landete dann irgendwann -wie könnte es auch anders sein- bei dem Vorfall eben. Also wirklich, ich wusste zwar, dass ich echt ein Pechvogel sein konnte, aber das eben war ja schon fast zu gruselig für einen Zufall. In meinem Kopf spielte sich immer wieder der Moment ab, indem sich Sehun's und mein Blick streiften. Sein Blick so ausdruckslos wie ich ihn noch nie gesehen hatte, während meiner wahrscheinlich so aussah, als hätte ich entweder grade einen sprechenden Hund gesehen, oder als wäre ich kurz vor meiner Exekution. Wie auch immer. Ich sollte diese Begegnung ganz schnell wieder vergessen, es würde mir jetzt auch nichts bringen die ganze Zeit darüber nachzudenken. Viel besser wäre es jetzt mich auf mein Musikvideo zu freuen. Ich hoffte wirklich, mein Manager würde mit der Location recht behalten, und dass sie wirklich so passend war wie er behauptete. Mir schwebte etwas alt, und edel aussehendes vor. Einige Szenen würden wir natürlich mit Green-Screen filmen müssen, aber den Hauptteil wollte ich in realen Gebäuden filmen, um das ganze Video so authentisch wie möglich wirken zu lassen. Es sollte majestätisch und aufwändig, aber dennoch bescheiden und real aussehen. Als ich meinem Manager dies so erläuterte hatte er mich zuerst ausgelacht, und gemeint, ich sei etwas zu anspruchsvoll, doch ich konnte ihn davon überzeugen, dass ich das Video nicht drehen würde, wenn nicht alles perfekt war. Wie gesagt, dieses Lied war sehr wichtig für mich. Mittlerweile stand ich schon fast zehn Minuten hier, warum brauchte mein Manager denn so lange? Ich war leider noch nie ein sehr geduldiger Mensch... Ich zuckte erschrocken zusammen, als jemand nach meinem Handgelenk griff. Ich hoffte sehr, dass das mein Manager war, und kein verrückter Fan. Langsam öffnete ich meine Augen, und blinzelte ein paar Mal, da die Sonne mich blendete. Das erste was ich erkennen konnte waren schwarze Haare. Dann etwas weiter unten ein Paar dunkler Augen. Augen die mir so bekannt waren. Augen, die ich überall auf der Welt wiedererkennen würde. Augen, die der Person, die ich liebte gehörten. Das konnte nicht sein, oder? Sehun? Träumte ich? Oder hatte die Sonne zu sehr auf meinen Kopf geschienen? "Endlich habe ich dich gefunden." Sagte die Person die vor mir stand, bei der ich mir nun ganz sicher war, dass sie ein Trugbild sein musste. Entweder dass, oder ein Traum. "Tao? Sag was. Warum bist du grade so schnell abgehauen." Ein warmer Schauer überfiel mir bei dieser sanften Stimme. Das Licht der untergehenden Sonne reflektierte sich in den Augen, in denen ich mich schon so oft verloren hatte. "Tao?" Das Trugbild rüttelte an meinem Arm. Es fühlte sich so real an. War er wirklich nur ein Trugbild? "Sehun?" Meine Stimme klang leiser als ich es wollte, und ich war mir sicher, dass er den verunsicherten Ton in ihr hören würde. "Tao hör zu, ich habe nicht viel Zeit, ich habe ihnen gesagt, dass ich kurz auf die Toilette gehe." Erst jetzt fiel mir auf, dass er ziemlich außer Atem klang. War er den ganzen Weg hier her gerannt? Plötzlich löste sich der Griff um mein Handgelenk, und stattdessen wurde mir etwas in meine Hand gedrückt. Verwundert betrachtete ich das kleine Stück Papier. Eine Adresse. "Das ist die Adresse von einem kleinen Café in Seoul. Bitte, ich werde morgen um zwei Uhr morgens dort sein, und auf dich warten. Das Café hat 24 Stunden geöffnet, aber um die Zeit verirrt sich fast niemand dahin. Dir dürfte bekannt sein, dass uns verboten wurde euch zu kontaktieren, aber bitte. Ich muss wenigstens ein einziges Mal noch mit dir reden." Er wollte mit mir reden? Worüber? Und warum ging er dafür so ein Risiko ein? Egal wer es mitbekam, dass wir uns trafen, es würde ziemlich übel für ihn ausgehen. Sei es nun die Medien, Fans, oder jemand vom Entertainment. Das war verrückt von ihm dieses Risiko einzugehen. Sprachlos wechselte mein Blick von dem Zettel zu Sehun's dunklen Augen. "Ich werde dort auf dich warten." Waren die einzigen Worte, die er noch zu mir sagte, bevor er zurück zum Eingang rannte. Mein Blick fiel erneut auf den Zettel. Würde ich gehen, würde ich Sehun's Karriere in Gefahr bringen, und wahrscheinlich auch meine eigene. Andererseits meinte er, er wolle mit mir reden. Verzweifelt setzte ich meine Snapback wieder auf. Was sollte ich nur tun? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Ich musste verrückt sein. Definitiv verrückt. Warum saß ich um kurz vor zwei Uhr morgens in einem Taxi auf dem Weg nach Seoul? Ich legte meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe während die Lichter der Südkoreanischen Hauptstadt an mir vorbeizogen. Nach einer Stunde Fahrt hielt das Auto in einer schwach belichteten Seitenstraße. Ich bedankte mich bei dem Taxifahrer, und gab ihm sein Geld, bevor ich ausstieg. Das Café, in dem Sehun mittlerweile schon sitzen würde lag direkt vor mir. Mich entfernten nur noch ein paar Schritte von ihm. Dies war meine letzte Chance, um umzudrehen. Aber dann wäre ich den ganzen Weg umsonst hierhergekommen, weswegen ich mir ein Herz fasste, und das kleine Café betrat. Es war schön eingerichtet. Eins musste man Sehun lassen, er hatte echt Geschmack. Jedoch fragte ich mich, wie er dieses Café überhaupt gefunden hatte. Es lag ziemlich versteckt, und war zudem noch klein, und unscheinbar von außen. Schnell konnte ich Sehun ausfindig machen. Wie auch nicht, immerhin war er die einzige Person die hier überhaupt an einem der runden Tische saß. Er hatte seinen Kopf auf seine Arme gelegt, und schien mich selbst als ich direkt vor ihm stand noch nicht bemerkt zu haben, weshalb ich ihn leicht antippte. Daraufhin zuckte er sofort zusammen, und guckte auf. Als er mich dann sah fingen seine Augen förmlich an zu leuchten, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen, als er aufstand und seine Arme mit einem Mal um mich legte. Der Geruch seines Parfums, welches ich so vermisst hatte stieg mir augenblicklich in die Nase. Etwas überfordert wusste ich nicht, was ich mit meinen Armen machen sollte, weshalb ich sie ihm locker um die Hüfte legte. "Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass du gekommen bist. Ehrlich gesagt hätte ich fast damit gerechnet, dass du nicht kommen wirst." Zum Ende hin wurde er leiser, und sein Lächeln durch einen traurigen Ausdruck getrübt. "Ich wollte unbedingt mit dir reden." Redete er weiter. Er löste sich von mir, setzte sich wieder hin, und bedeutete mir es ihm gleichzutun. Wir bestellten noch zwei Kaffee, und dann wurde es still. Er schien zwar unbedingt reden zu wollen, aber nicht zu wissen, wo er anfangen sollte. "Worüber wolltest du mit mir reden, Sehun?" Fragte ich ihn deshalb direkt. Einmal, weil ich immer noch Angst hatte, dass uns hier jemand entdecken würde, weshalb ich die Dauer unseres Treffens so gering wie möglich halten wollte, und zum anderen, um es ihm leichter zu machen auf den Punkt zu kommen. Allerdings schien er etwas verunsichert durch meine Frage zu sein. "Ich... ähm naja. Also... Ich wollte dir etwas sagen." Stotterte er vor sich her. Dieses Mal wartete ich, bis er von alleine weitersprach, was er dann auch tatsächlich tat. Doch das was er mir erzählte, sollte mir noch Jahre danach ins Gedächtnis gebrannt sein. "Ich liebe dich! Ich wollte dir das schon so lange sagen, aber dann warst du plötzlich weg! Das war das, wovor ich die ganze Zeit Angst hatte, als schon Yifan und Luhan weggegangen sind. Und dann warst du auch weg, und das noch bevor ich es dir sagen konnte!" Er...liebte mich? "Du... ist das wahr?" Fragte ich nach, woraufhin er traurig nickte. "Schon viel zu lange..." Gestand er. "Aber... Ich dachte du liebst Luhan? Deswegen warst du doch so aufgebracht, als er ging..." Sehun guckte mich kurzzeitig geschockt an, bevor er in Gelächter ausbrach. Dann wurde sein Gesicht wieder ernst, und er erklärte: "Luhan war einfach mein bester Freund, weswegen es natürlich nicht schön war, dass er gegangen ist. Aber das schlimmste für mich war daran der Gedanke, dass du vielleicht schon der nächste sein könnte, der uns verlässt... Ich war so aufgebracht über diese Möglichkeit, dass ich Abstand von allem, aber vor allem von dir brauchte. Ich dachte, würde ich mich vorher schon von dir distanzieren, würde es weniger wehtun, wenn es tatsächlich passieren würde, aber das war nicht der Fall. Es hat mich in tausend Teile gerissen, als ich erfahren habe, dass du zurück nach China bist, und nie wieder kommen wirst." Während seiner Erläuterung fingen irgendwann an Tränen seine Wangen runter zulaufen, und auch meine Augen blieben nicht trocken. All die Jahre in denen ich dachte, meine Liebe sei unerwidert... All die Jahre, in denen wir hätten zusammen sein können... "Sehun... Ich habe vielleicht nicht mehr das Recht dazu das zu sagen, nachdem ich dich und die anderen verlassen habe, aber... Ich liebe dich auch!" Und dann lagen wir wieder in den Armen des jeweils anderen, und küssten uns. Die Luft war erfüllt von dem Geruch seines Parfums und dem des Kaffees, und ich wusste, was auch immer die Zukunft mir und Sehun bringen würde, es würde alles andere als einfach für uns werden, aber ich würde für ihn kämpfen! Genauso wie ich um meine Freiheit gekämpft habe! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)