Love you like you do von Marron ================================================================================ Kapitel 12: ------------ „Tut mir ja auch Leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.“ Erschrocken sah der Mittelstürmer auf. War es so offensichtlich gewesen, dass er nichts zu sagen gewusst hatte? „Das hast du nicht!“, platzte es aus ihm heraus, „Ich wollte nur ehrlich sein! Aber es ist so schwierig, es richtig auszudrücken.“ Mit einem Schnauben unterbrach der Keeper den Erklärungsversuch seines Freundes. „Als ob ich nicht wüsste, dass du nur zu nett bist, um mir endgültig die Freundschaft zu kündigen. Ich warte doch nur darauf, dass du mich zum Teufel jagst und-“ Er sprach nicht weiter, als Tsubasa ihm eine Fingerspitze gegen die Lippen drückte. „Wehe, du sprichst jetzt weiter“, warnte dieser sanft, „Ich war nämlich noch gar nicht fertig. Ich wollte sagen, dass es für mich eben nicht so einfach ist, wie du vielleicht denkst. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Er sah den Keeper eindringlich an, versuchte diesem sein eigenes inneres Chaos begreiflich zu machen. „Ich weiß im Moment nicht einmal, was ich wirklich fühle, aber ich will hier bleiben. Weil ich es will, nicht aus reiner Höflichkeit. Ich...“ Er verstummte, weil ihm die Worte fehlten, weil er den Eindruck hatte, nicht mehr weitersprechen zu können. Sie musterten sich intensiv. „Und was soll das heißen?“, durchbrach Genzo die Stille und trat näher heran. „Das weiß ich noch nicht“, murmelte Tsubasa, „Aber das können wir ja herausfinden.“ “Papa!“, brüllte da plötzlich Daibu und lies beide Männer zusammenzucken. Tsubasa drehte sich um und kniete sich schnell hin, um seinen Sohn zu umarmen. „Was machst du denn hier?“, fragte er mehr sich selbst – mit seinen zwei Jahren konnte Daibu ihm noch nicht antworten. Der Mittelstürmer drückte das Kind an sich und seufzte leise. „Ich hab Anna gebeten, ihn herzubringen.“ Auf diese Aussage hin riss Tsubasa völlig überrascht die Augen auf. „Du hast Anna darum gebeten?“, fragte er nach und sah den Keeper ungläubig an. Anna und Genzo hatten keine gute Trennung gehabt – sie hatte ihm eine filmreife Szene hingelegt. Und eigentlich sprachen die zwei nur miteinander, wenn es nicht mehr anders ging. Dass der Ältere sich jetzt so überwunden hatte, zeigte mehr als deutlich, was Tsubasa an seinem Freund hatte. Dieser nickte jetzt leicht. „Ich habe es zwar nicht genau gewusst, aber ich dachte mir, dass Anna wohl in der Zwischenzeit auf Daibu aufgepasst hat. Und ich lag eben richtig. Am Anfang wollte sie mir den Kleinen gar nicht herausgeben, ich musste sie ganz schön überreden.“ „Ich bin sein Vater!“, protestierte Tsubasa empört. War ja klar, dass die Frauen zusammen hielten und schon das Kind behalten wollten! „Genau damit habe ich sie auch gekriegt. Wenn du den Jungen sehen willst, hat sie keinerlei Recht, es dir zu versagen. Ich habe ihr sogar mit der Polizei drohen müssen.“ Er zuckte mit den Schultern und kniete sich zu dem Kind herunter. „Bist du eigentlich noch niedlicher geworden, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe?“, fragte er rhetorisch und kitzelte Daibu ein wenig. Der kleine Kerl lachte auf und strampelte im Griff seines Vaters herum. Tsubasa bemerkte, dass Genzo sehr wohl gut mit Kindern konnte. Umso mehr drängte sich ihm auf, dass der Keeper wohl wegen seinen Gefühlen darauf verzichtete. Wie sehr bestimmte er nur das Leben des Anderen, ohne es je gemerkt zu haben? Hatte er auch nur einmal genauer hingesehen? Er starrte Genzo an, wie dessen Gesicht nun leuchtete. „Du hast Spaß“, bemerkte er überrascht, „Ich dachte, du könntest mit Kindern nichts anfangen?“ Der Keeper erstarrte kurz. „Das hab ich nie gesagt. Ich will nur selbst keine haben, es wäre einfach nicht fair.“ Er zuckte erneut unbestimmt mit den Schultern. „Weil du ihre Mutter nicht lieben würdest?“ Er nickte. „Genau deshalb.“ Sie sahen sich einen Moment lang an, dann wandte Tsubasa leicht beschämt den Blick ab. „Ich fühle mich echt schlecht. Wie ich dein Leben so verpfusche und es nicht mal merke. Ich bin so furchtbar blind gewesen!“ Der große Klumpen der Gefühle in seinem Inneren zog sich fest zusammen, nahm ihm den Atem und trieb ihm die Tränen in die Augen. Nervös biss er sich auf die Lippen. „Tsubasa!“, riss ihn Genzos erstaunte Stimme aus seinen Gedanken, „Hör sofort auf, dir die Schuld daran zu geben, wie ich mein Leben gestalte!“ Er sah auf, direkt in das ernste Gesicht des Torhüters. Dieser formulierte seine nächsten Worte sehr deutlich, sprach jedes Wort einzeln aus: „Du hast keinerlei Schuld daran. Kapiert?“ Eine Dringlichkeit lag in seiner Stimme, welche ein paar Töne dunkler geworden war. „Ich habe genau deshalb nie etwas gesagt. Ich wollte nie, dass du ich so ansiehst. So schuldbewusst.“ Der Mittelstürmer nickte leicht. Er versuchte erst gar nicht, sich gegen die beruhigende Wirkung der Worte zu wehren. Der Gefühlsklumpen in seinem Inneren wurde kleiner. „Okay“, murmelte er atemlos. Daibu zappelte erneut in seinen Armen und verlnagte in einem quengelden Tonfall die Aufmerksamkeit seines Vaters: „Papa!“ Er zog die Vokale in die Länge und machte einen Schmollmund. Verblüfft blickte Tsubasa in das Gesicht seines Sohnes. „Was denn?“, fragte er. Daibu grinste. „Muss Pipi!“ Überrascht lachten beide auf. „Dann schaffen wir dich mal zur Toilette.“ Genzo schloss die Tür auf und der Mittelstürmer verschwand eiligst mit seinem Sohn ins Bad. Ein paar Minuten später tauchten sie wieder auf. Daibu stürmte in das Wohnzimmer und brüllte ein lautes „Fertig!“ durch die Gegend. Sein Vater kam eher gemütlich hinterher. „Das sehe ich“, murmelte Genzo trocken und grinste. Gutmütig schaltete er zu einem Kinderprogramm um und Daibu klatschte in die Hände, rannte lachend zum Fernseher und war augenblicklich gebannt. „Was ist denn das für eine Figur?“, fragte Tsubasa, als er sich neben seinen Freund setzte. Genzo seufzte leise. „Sie nennen es hier das Sandmännchen. Laut einer Geschichte läuft es jeden Abend durch die Welt und streut den Kindern Traumsand in die Augen, damit sie schön träumen und gut durchschlafen.“ Tatsächlich holte die Figur im Fernseher eine Handvoll des Sandes aus einer kleinen Tasche und warf es in Richtung Zuschauer. Die anderen Figürchen gähnten herzhaft und animierten Daibu dazu, dasselbe zu tun. Tsubasa hob die Augenbrauen. „Ich denke, ich verstehe den Sinn.“ Genzo lachte, sah dann auf die Uhr. „Tja, der Kleine sollte wirklich langsam mal ins Bett, es ist schon spät genug für ihn.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)