Zwei verschiedene Welten von Chibi-Neko-Chan (Und wir dazwischen) ================================================================================ Kapitel 4: Er hasst mich nicht... --------------------------------- Mir schlägt mein Herz bis zum Hals! Kommt endlich das Geständnis, auf das ich schon so lange warte?! Jetzt plötzlich? Einfach so? Ich hätte ihn die ganze Zeit nur betrunken machen müssen? Hätte ich das mal früher geahnt, dann wäre das alles viel schneller und besser abgelaufen! Ich muss schlucken, weil mein Hals vor Aufregung ganz trocken wird. Die Alkoholfahne von Valentin stört mich nicht mehr und seine glasigen Augen sehen einfach nur bezaubernd aus, während er weiterspricht. „Weil ich dich echt gernhabe! Du bist doch mein bester Freund!“ Schlagartig ist meine Freude davon. Klar, ich bin sein bester Freund, aber nicht mehr für ihn, richtig? Was habe ich mir eigentlich eingebildet? Wir leben schon eine Weile zusammen, wenn er etwas für mich empfinden würde, dann hätte ich es sicher irgendwann mal gemerkt. Er hätte sich mir gegenüber bestimmt verändert. Wie kam ich überhaupt auf die Idee, dass es so sein könnte? Aber warum verhält er sich dann seit einiger Zeit so merkwürdig? „Das ist… wirklich lieb von dir“, sage ich nach kurzer Zeit der Überlegung. Was Besseres fällt mir gerade einfach nicht ein. „Ich weiß, dass ich voll nicht der gute Freund bin“, lallt Valentin weiter und plötzlich nervt es mich nur noch, dass er betrunken ist und wir reden. Er soll mich wieder ignorieren! Ich will wieder Hoffnungen haben. Das ist einfach nicht fair. Wieso hat er gerade alles in mir zertrampelt? Mit den einfachen Worten, die sogar auch noch nett gemeint waren? Ich seufze leise auf, was Valentin natürlich nicht mitbekommt. Er grinst mich nur dümmlich an und rutscht dann näher zu mir. Was soll das jetzt wieder werden? „Sag mal, Teo“, spricht er mich fragend an und ich sehe auf ihn hinab. „Ja?“, frage ich nur halbherzig nach. „Wie ist es so, Sex zu haben?“ Ich sehe ihn mehr als perplex an. Diese Frage hat mich total aus der Bahn geworfen. „Meinst du mit einem Mann?“, frage ich daher zögerlich nach. Er schüttelt jedoch den Kopf. „Allgemein! Es soll doch so toll sein…“ Hatte Valentin wirklich noch nie Sex? Nicht einmal in seinem Leben? Das habe ich jetzt nicht erwartet. Ich meine, es ist nicht schlimm in seinem Alter noch Jungfrau zu sein, aber er ist doch so hübsch und süß, wie kann er da noch nie einen Partner gehabt haben? Hatte er deswegen das Mädchen abgewiesen? Diese Tea? Jedenfalls würde das einiges erklären. Ich zögere mit der Antwort und zucke dann leicht unbeholfen mit den Schultern. „Na ja, es ist schon schön, wenn man es richtig macht und mit der richtigen Person. Also, wenn man jemanden liebt, dann ist es das mitunter das schönste, was du mit deinem Partner tun kannst. Es ist intim und näher kannst du deiner Liebschaft nicht kommen. Jedenfalls nicht körperlich. Du kannst aber auch mit Leuten Sex haben, die du nicht liebst, so wie ich. Dann ist es einfach nur ein befriedigendes und berauschendes Gefühl. Auf jeden Fall etwas, dass sich lohnt.“ Ob er diese Andeutung in seinem Zustand versteht? Jedenfalls nickt Valentin erleuchtet. „Also ist es echt so toll, wie man immer hört?“ Er klingt ein wenig enttäuscht. Ich nicke. „Wie gesagt, vor allem, wenn es mit der richtigen Person ist. Das erste Mal sollte man mit jemandem haben, den man aufrichtig liebt.“ Ich habe ein wenig Angst vor der Antwort meiner nächsten Frage, dennoch bin ich zu neugierig, um sie nicht stellen zu können. „Bist du in jemanden verliebt, Valentin?“ Valentin scheint nachzudenken, so wie er aussieht. Er nippt an seiner Wodka-Energy-Mischung und leckt sich über die Lippen. Warum sieht das bei ihm nur so verdammt verführerisch aus? Ich muss die Gedanken vertreiben, die sich einen Weg in mein Gehirn und vor mein inneres Auge bahnen wollen, sonst könnte das hier noch böse enden. „Ich bin mir noch nicht ganz sicher“, höre ich Valentins alkoholdurchtränkte Stimme. Etwas in meinem Herzen scheint sich zusammenzuziehen. Wenn er wirklich in jemanden verliebt ist, dann habe ich doch null Chancen bei ihm. Ich verkrampfe mich, versuche aber dennoch zu lächeln. „Ach so…“, murmele ich sehr intelligent vor mich hin. „Und wieso bist du dir nicht sicher?“, frage ich dann direkt nach. Vielleicht erfahre ich so mehr über ihn. Und erfahre womöglich auch, für wen er Gefühle hegt. „Ist sie nicht dein Typ?“ Valentin gluckst ein wenig herum und schüttelt seinen Kopf. „Nein, sie ist nicht mein Typ. Jedenfalls nicht normalerweise. Deswegen bin ich mir auch so unsicher. Eigentlich ist die Person echt cool und lieb. Und kümmert sich auch immer um mich und fragt, wie es mir so geht. Aber das passt mir einfach nicht in den Kram. Geht mir gegen den Strich.“ Valentin ist wirklich süß, wenn er betrunken ist, aber das macht die Sache für mich eigentlich nur noch schwerer. „Aber wenn du merkst, dass du irgendwelche Gefühle hast, dann ist es meistens besser, wenn man dazu steht. Sonst stellst du dir nur selber ein Bein und dann verletzt du dich und fällst auf die Fresse. Du kannst es doch mit ihr versuchen und schauen, wie es so läuft?“ Bin ich eigentlich total bescheuert? Warum unterstütze ich ihn auch noch dabei? Ich will ihn für mich haben und ihn nicht teilen müssen. Aber ich habe das Gefühl, dass Valentin mich derzeit mehr als Freund braucht, als sonst irgendwas. Und dann bin ich für ihn da. Und eigentlich ist es doch am Wichtigsten, dass er glücklich wird, oder nicht? So sollte ich es jedenfalls sehen. Dennoch spüre ich, wie die Eifersucht mir die Kehle zuschnürt und die Wut in mir aufkeimt. Valentin scheint erneut zu überlegen. „Einfach versuchen?“, fragt er dann nach. „Aber so einfach ist das nicht. Ich bin doch Jungfrau und sie…“ Aha, also eine erfahrene Dame? Na, das verwundert mich nicht so sehr. Es gibt viele Männer, die erfahrene Frauen bevorzugen. Ich bevorzuge stattdessen immer die jungfräulichen Jungs. Ja, das klingt jetzt perverser als es ist. Aber Valentin ist so jemand und mehr als ihn begehre ich momentan einfach nicht. „Wenn sie erfahren ist, hast du doch das große Los gezogen, wenn sie was von dir will. Dann lernst du gleich alles Wichtige und wenn du dann deine wahre große Liebe kennenlernst, kannst du alles und musst niemanden enttäuschen oder so.“ Ich wüsste nicht, ob Valentin für irgendwen wirklich eine Enttäuschung beim Sex sein konnte?! Er ist doch perfekt! „Meine wahre Liebe?“ Ich nicke erneut. „Die erste Liebe ist selten die letzte“, versuche ich zu erklären. Wie kann man so naiv und unschuldig sein, wenn man so eine große Fresse wie der Kerl da hat? Valentin nippt erneut an seinem Drink, während ich mit der Wodkaflasche herum spiele. Ich habe echt keine Lust mehr, etwas zu trinken. Ich will in mein Zimmer und mir einen runterholen, bevor ich mit meinem Kummer schlafen gehe. Wenigstens einer, der immer bei mir ist! „Du, Teo…“, murmelt Valentin und ich seufze tonlos auf. Wie lange soll dieses Fragespiel noch andauern? „Ja?“, frage ich nach und zwinge mich zu einem Lächeln. „Wie war dein erstes Mal?“ Ich verschlucke mich beinahe beim Atmen und sehe Valentin entsetzt an. Ist die Frage wirklich ernst gemeint?! „Ähm…“ Ich will ihm das nicht wirklich erzählen. Nicht, dass er sich sonst noch mehr Sorgen um schlechten Sex macht. „Nicht so toll“, erwidere ich dennoch. „War halt keine richtige Beziehung. Der Typ war einer aus dem Club, ich wollte es nur hinter mich bringen. War also nicht sonderlich romantisch.“ Na mal schauen, wie der Kleine darauf reagiert. Er scheint es nachvollziehen zu wollen, so wie er aussieht. Jedenfalls ziehen sich seine Brauen nachdenklich zusammen. „Und deine erste große Liebe?“ Ich muss leicht schief lächeln. „Auch kein schönes Thema. War ein Mann, Anfang dreißig. Er war verheiratet und wir hatten eine kurze Affäre, bis er mich wieder hat fallen lassen und sich verkrochen hat. Er hat sich nie wieder gemeldet, bis auf eine SMS, in der stand, er würde Vater werden und ich solle mich nicht mehr bei ihm melden.“ Ich will mich eigentlich nicht an meine ganzen Sünden erinnern, die ich in meinem jungen Alter bisher erlebt habe. „Das klingt nicht schön“, lallt Valentin mir entgegen und ich schüttele den Kopf. „War es nicht, nein.“ Er sieht mich mitleidig an und stellt sein Glas weg. Was plant er in seinem besoffenen Kopf denn jetzt?! Er stütz sich auf und kommt mir gefährlich nahe, ehe er mir sanft über die Wange streicht. „Das hast du nicht verdient“, murmelt er mir zu und ich will unwillkürlich zurückweichen. Nur wüsste ich nicht wohin. Hinter mir ist die Lehne der Couch, vor mir Valentin. Wenn ich mich jetzt nach hinten drücke, falle ich hinunter und das nicht gerade elegant. Mein Herz fängt stärker an zu schlagen und ich habe das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Valentin kommt mir immer näher, bis ich seinen alkoholisierten Atem auf meinem Gesicht spüren kann. Valentin, bitte tu das nicht! Aber diesen Gedanken auszusprechen bleibt mir keine Zeit. Ich spüre, wie die weichen Lippen sich ein zweites Mal auf meine drücken und mich überkommt eine Gänsehaut am ganzen Körper. Ich weiß, dass es falsch ist, aber ich kann nicht anders. Langsam lege ich Valentin meine Arme um, ziehe ihn zu mir, schließe meine Augen und gehe auf den Kuss ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)