Zwei verschiedene Welten von Chibi-Neko-Chan (Und wir dazwischen) ================================================================================ Kapitel 6: Er will mich nicht... -------------------------------- Als ich am nächsten Morgen erwache, setze ich mich stöhnend auf. Mein Kopf schmerzt, allerdings nicht durch den Alkohol. Ich sehe neben mich und stelle fest, dass die zweite Betthälfte leer ist. Es verwundert mich nicht wirklich und irgendwie bin ich auch darüber erleichtert. Dann kann ich wenigstens erst einmal aufwachen und nachdenken, bevor mir Valentin alles Mögliche an den Kopf wirft. Seufzend fahre ich mir über das Gesicht und hebe die zerknüllte Decke an, nur um mich zu vergewissern, dass es alles kein Traum war. Tja, ich bin nackt. Und dreckig. Scheiße! Langsam kommt die vage Gewissheit in mir hoch, dass wir kein Kondom benutzt haben. Valentin wird mich von Grund auf hassen! War es das wirklich wert? So mit klarem Kopf denke ich langsam wirklich anders darüber nach. „Was soll ich denn tun…“, murmele ich mir selber zu und stehe erst einmal auf, um mich zu strecken. Ich ziehe mir eine Shorts über und schleiche zur Tür, nur um sie leise zu öffnen und in den Flur zu schielen. Ok, keiner da! Vielleicht ist Valentin ja auch in sein Zimmer gegangen und wieder eingeschlafen? Als ich jedoch den Flur betrete, um ins Badezimmer zu gehen, höre ich Musik hinter der geschlossenen Zimmertür hervortreten. Ich schlucke und husche daran vorbei. Schnell schließe ich das Badezimmer hinter mir ab und lasse seufzend meine Shorts fallen. Ich ziehe mich wieder aus und stelle mich unter das warme Wasser der Dusche. Ich habe wirklich großen Mist gebaut! So war das alles nicht geplant gewesen! Klar, ich wollte mit Val schlafen, aber doch nicht so! Auf romantische Weise, dass er es auch genießen kann. Ich bleibe länger als nötig unter der Dusche und starre an die Kacheln der Wand. Vielleicht sollte ich mir eine neue Wohnung suchen? Es hatte doch von Anfang an schon nicht mit uns geklappt. Wieso haben wir uns nur darauf eingelassen? Haben wir wirklich geglaubt, dass wir uns irgendwann einfach wieder vertragen würden? Das war wohl ein Fehler. Langsam verlasse ich die Dusche und trockne mich ab, wobei ich mir meine saubere Shorts anziehe und das Handtuch um meine Schultern lege, um nicht den gesamten Boden vollzutropfen. Ich werfe einen Blick in den Spiegel und schüttele klagend über mich selber den Kopf. Ich bin so dumm! Als ich die Tür öffne, gefriert mir das Blut in den Adern. Valentin steht mit verschränkten Armen direkt vor mir, an die Wand gelehnt und durchbohrt mich mit seinen Blicken. Ich habe das Gefühl, dass mir etwas die Kehle zuschnürrt und sich mein Magen einmal um die eigene Achse dreht. Ich schlucke schwer und weiß nicht, was ich sagen soll. Also lasse ich den Mund lieber zu. Valentin stößt sich leicht von der Wand ab und sieht mich ernst an. Ist er wütend? Ich denke mal ja, aber genau bestimmen kann ich es nicht. „War das dein Ernst?“ Das ist die einzige Frage, die er mir stellt. Ohne Kontext, ohne Wut oder irgendeine Regung. Wie lange hat er wohl darüber nachgedacht, was er sagen würde? Das Problem ist nur, dass ich die Frage nicht verstehe. Worauf ist sie bezogen? „E-Es tut mir leid“, bringe ich mühsam und mit zitternder Stimme heraus. Ich habe wirklich Angst vor Valentin und vor allem Angst um unsere Freundschaft. Wenn man es überhaupt so bezeichnen kann. „Das will ich nicht wissen! Meinst du es ernst?!“ Ok, er scheint davon auszugehen, dass ich weiß, was er meint. Redet er vom dem Sex? Ist das eine rhetorische Frage? Oder erinnert er sich tatsächlich noch an mein Liebesgeständnis? Ich kratze mich etwas ungelenk im Nacken und fühle mich unwohl, so halb nackt vor ihm zu stehen und von ihm durchlöchert zu werden. „Ja“, murmele ich. Es ist egal, worauf es bezogen ist, ich meine es in jeder Hinsicht ernst. Valentins Miene verändert sich. Sie wird zwar düster, aber ebenso wird er auch rot im Gesicht, auch wenn er deutlich versucht, es zu unterdrücken. In dem Moment sieht er einfach nur wieder zum Anbeißen aus. „Valentin, bitte lass es mich erklären! Es tut mir wirklich leid, was gestern passiert ist und dass wir Sex hatten. Ich-“ Valentin unterbricht mich scharf. „Aus!“ Bin ich schon nur noch ein Hund für ihn? „Ich will das alles nicht hören, Teo! Verdammt, ich habe dir vertraut! Ich dachte wirklich, wir wären Freunde! Aber Freunde würden sicher nicht deinen Arsch als Abfalleimer benutzen!“ Autsch. Das war ein heftiger Schnitt in die Brust. „Freunde würden sich nicht gegenseitig betrunken machen, um die Situation zu nutzen! Du warst der einzige, auf den ich immer bauen konnte! Aber das ist jetzt vorbei! Du bist der letzte Dreck!“ Und Schnitt Nummer zwei. „Valentin!“, meine ich direkt, um ihn zu unterbrechen. Ich will das wirklich nicht mehr hören. „Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe! Und ich verstehe auch, warum du mich jetzt hasst! Aber bitte, lass mich doch-“ Er unterbricht mich erneut. „Dich hassen?! Ich hasse dich nicht, du Arschloch! Das habe ich nie gesagt! Ich bin nur stinkwütend auf dich! Bekomme deine Gefühle mal in den Griff! Hör auf wie wild durch die Gegend zu vögeln! Bleib verdammt nochmal endlich bei einem Partner! Schon mal das Wort Liebe gehört?! Und jetzt hast du die Scheiße, für die ich dich immer wieder anschnauze, einfach bei mir gemacht! Das ist das letzte! Das ist Vertrauensbruch der untersten Stufe! Eigentlich müsste ich dich aus der Wohnung schmeißen!“ Stopp! Das einzige, dass ich aus diesem Redeschwall entnehmen konnte, war, dass er sich scheinbar nicht an mein Liebesgeständnis erinnert. „Valentin! Mit dir ist das was komplett Anderes! Ich habe dich nicht einfach nur gevögelt! Ich finde nicht nur deinen Körper toll!“ Versteht er, worauf ich hinaus will? Ich verziehe mein Gesicht unglücklich und balle meine Hände zu Fäusten. „Valentin, ich habe es dir gestern schon zwei Mal gesagt. Ich liebe dich. Ich liebe dich wirklich. Und ich sehne mich schon so lange nach dir. Aber denkst du denn, dass das was ändert? Ich hätte nie eine Chance bei dir gehabt. Und ich weiß, dass ich Mist gebaut habe! Aber wenn man jemanden schon so lange begehrt und liebt und ihn Tag ein, Tag aus sieht, mit ihm unter einem Dach lebt und über jeden Scheiß reden kann, was denkst du denn wie lange ich da noch standgehalten hätte? Und du hast mich nicht abgehalten. Ich habe dir sogar noch direkt gesagt, dass du mich stoppen kannst, dass du mich stoppen sollst! Damit wir keinen Sex haben. Aber es war dir egal und du hast eingewilligt! Es war keine Vergewaltigung, Valentin! Du bist also genauso daran schuld!“ Wow, es ist das erste Mal, dass wir so ernst über Gefühle reden. Ernst und offen. Ich habe Panik. Vielleicht hasst er mich jetzt noch mehr? Klar, er meinte, er hasse mich nicht, aber kann ich ihm das einfach so glauben? Ich bin mir da ja nicht so sicher. Ich muss erneut hart schlucken und habe das Gefühl, dass ich gleich anfange zu heulen, wenn es so weitergeht. Ironischer Weise sehe ich in dem Moment, wie sich eine Träne aus Valentins Augenwinkeln löst. Jetzt bin ich mehr als überfordert. Warum weint Valentin? Habe ich ihn irgendwie verletzt? Aber wenn ja, wie? Was habe ich gesagt, dass ihn und nicht mich betraf? Wütend streicht Valentin sich über die Augen und sieht mich trotzig an. „Und das gibt dir das Recht, mich zu rammeln?!“ Wo er Recht hat… Natürlich nicht. Aber kann er das nicht nachvollziehen? Er schluchzt auf und wendet sich von mir ab. „Val…“, meine ich leise und mache einen Schritt auf mich zu. „Fass mich nicht an!“, feixt er mir direkt entgegen. Es schmerzt zwar, diese Worte zu hören, aber dennoch lächele ich leicht. Ich gehe die letzten zwei Schritte zu ihm und nehme ihn in den Arm. „Ist schon gut. Es tut mir leid. Ich weiß, dass ist ein Schock für dich. Aber ich liebe dich und wenn es dir hilft, dann werde ich ausziehen.“ Und das meine ich wirklich ernst. Valentin windet sich in meiner Umarmung, aber ich sehe nicht ein, von ihm abzulassen. „Du sollst doch gar nicht gehen!“, schimpft er dann und heult leise weiter. „Übernimm gefälligst Verantwortung, Idiot!“ Ich verstehe erneut nicht, was er damit sagen will. Verantwortung übernehmen? Was soll ich denn machen? Auf gut Freund mit ihm spielen? „Was soll ich tun, Val? Soll ich tun, als wäre nichts gewesen? Dich nochmal vögeln? Mit dir eine Beziehung eingehen? Sag es mir. Was heißt denn für dich, Verantwortung übernehmen?“ Er antwortet mir nicht. Stattdessen spüre ich nur, dass meine Brust feucht wird, an welche ich seinen Kopf gedrückt habe. Kann er mein Herz hören? Es schlägt derzeit verdammt schnell. Und nur für ihn. Ich will ihn so unbedingt haben! Langsam hebe ich Valentins Kinn an, sodass er gezwungen ist, mir ins Gesicht zu schauen. „Was soll ich tun?“, murmele ich erneut. Er sieht mich immer noch wütend, aber ebenso verwirrt an und zuckt mit den Schultern. „Zieh nicht weg.“ Wie kann man so unglaublich süß sein?! „Es tut mir leid, Val. Aber…“ Ich beuge mich ein wenig zu ihm und presse meine Lippen auf seine. Es ist einfach zu perfekt! Wenn er mich jetzt angeekelt wegschubst, dann weiß ich Bescheid. Wenn nicht, dann besteht vielleicht doch ein Hauch einer Chance. Ich bin positiv überrascht, als Valentin den Kuss erwidert und mir die Arme um den Körper legt. Ich ziehe ihn so eng wie es geht zu mir und lasse eine Hand unter seinen Pullover gleiten, nur um sie auf seinem unteren Rücken zu platzieren. Als wir den Kuss lösen, schnappt Valentin rot im Gesicht nach Atem. Ich lächele ihn liebevoll an. „Ok, dann bleibe ich hier“, murmele ich ihm zu. „Wenn du das so möchtest, vernasche ich dich auch noch öfter~“ Man muss ja mal die Grenzen austesten. Schlagartig schiebt Valentin mich von sich und sieht mich murrend an. „Du ekelhafter Perverser! Vergiss es! Niemals!“ Er stampft an mir vorbei in sein Zimmer und schlägt die Tür hinter sich zu. „Val~“, rufe ich ihm noch hinterher und bleibe ein wenig bedrückt im Flur zurück. Den Tag über reden wir nicht mehr viel miteinander. Es war ja schon ein Wunder, dass wir überhaupt geredet haben. Und dann ging es auch noch so einigermaßen gut aus, denke ich. Nachdem ich mir was beim Döner nebenan geholt und es aufgegessen habe, werfe ich mich auf mein Bett. Meine Hose strampele ich von den Beinen und mein Shirt lernt direkt das Fliegen. Erleichtert, dass der anstrengende Tag vorbei ist, ziehe ich meine Decke über mich und schließe die Augen. Ich weiß nicht, ob ich wirklich froh bin oder nicht. Valentin und ich haben uns nicht wirklich ausgesprochen. Ich weiß nicht, ob er meine Entschuldigung akzeptiert, ob er versteht, warum ich so gehandelt habe. Und vor allem weiß ich nicht, wie er gerade fühlt. Dennoch schaffe ich es irgendwann, einfach über meine Gedanken hinweg einzuschlafen. Als neben mir etwas raschelt und ich plötzliche für eine kurze Zeit kalte Luft an meiner nackten Haut spüre, werde ich ein wenig wach. Etwas Kühles drückt sich von hinten an meinen Rücken. Müde drehe ich mich um und lege Valentin einen Arm um seinen Körper, um ihn enger an mich zu ziehen und mein Bein frech zwischen seinen zu positionieren. Er zuckt ein wenig zusammen. Vermutlich dachte er, ich würde weiterschlafen. Lächelnd vergrabe ich meine Nase in seinem Haarschopf und genieße den Duft. „Ich liebe dich, Val“, flüstere ich leise in die Dunkelheit und höre, dass er die Luft einzieht. Vermutlich ist er wieder knallrot geworden. Langsam greife ich nach seiner Hand und führe sie an meine Brust. Mein Herz scheint zu rasen. Ebenso wie seines. Lächelnd umschließe ich ihn und kuschele mich an ihn, um ihn zu wärmen. „Schlaf gut, Kleiner.“ Valentin hebt ein wenig seinen Kopf an und mit Erstaunen muss ich feststellen, dass er mir tatsächlich einen Gute-Nacht-Kuss gibt! „Schlaf du auch gut“, flüstert er gegen meine Lippen. „Mein Großer.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)