I want you - I get you von Chibi-Neko-Chan (Mirac x Malik (YCLF Extra)) ================================================================================ Kapitel 4: Hass --------------- Es ist eine Woche vergangen, seit ich bei Mirac volltrunken geschlafen habe. Keine schöne Woche, muss ich zugeben. Ich bin nicht in die Schule gegangen und habe auch sonst kaum die Wohnung verlassen. Außer, wenn ich Hunger bekam und wir nichts zu Hause hatten, was ich benutzen konnte. Ich habe einfach zu viel Angst davor, ihn wiederzutreffen. Und wenn er auf die Idee kommen sollte, hier vorbeizuschauen, dann muss ich ihm wenigstens nicht öffnen. Wobei ich nicht glaube, dass ihn das davon abhalten würde, in mein Zimmer zu kommen. Ich sitze auf meinem Bett und chatte mit Vince. Er will vorbeikommen, aber irgendwie passt mir das nicht so ganz. Der Knutschfleck ist zwar weg, die Bissspur hat allerdings vorerst eine kleine Narbe hinterlassen. Und auch generell sehe ich echt beschissen aus. Dennoch kann ich es ihm nicht ausreden. Somit klingelt es eine Stunde später an der Tür und ich stehe auf, um zu öffnen. Meine Mutter ist Gott sei Dank nicht da. Ich begrüße Vince und muss bestürzt feststellen, dass er Steven mitgebracht hat. Wir begrüßen uns ebenfalls und ich schicke sie beide in mein Zimmer. „Ich hole noch Trinken.“ An sich habe ich wirklich nichts gegen Steven, aber irgendwie wäre es mir lieber, wenn nur Vince hier wäre. Als ich ins Zimmer zurückkehre, sitzen die beiden knutschend auf dem Bett. Ich räuspere mich. Sofort zieht Steven sich zurück und wird rot, ehe er den Kopf hängen lässt. Irgendwie ist er schon niedlich. „Hier.“ Ich halte den beiden ein Glas Cola hin und setze mich ihnen gegenüber auf den Stuhl „Also, was ist los, Malik? Und bitte sag mir die Wahrheit. Du hast dich eine Woche nicht blicken lassen und hast dich nicht mal gemeldet. Kommst du nicht mal auf die Idee, dass es Leute gibt, die sich Sorgen machen?“ Vince scheint irgendwie wütend zu sein. Aber irgendwie auch verständlich, denke ich. Aber was soll ich ihm sagen? Wie soll ich anfangen? Und wie soll ich frei sprechen, wenn Steven dabei ist? „Es ist nicht so schlimm, wie es vielleicht aussieht. Ich musste nur sehr viel im Haushalt tun.“ Und das ist nicht einmal eine Lüge. „Und hatte auch keine Lust auf Schule.“ Ich weiß, dass Vince mir das nicht abkaufen wird. Er sieht kurz zu Steven und holt sein Portemonnaie aus seiner Tasche, ehe er dem Jungen einen zwanziger entgegenstreckt. „Wir sind doch an einem Einkaufsladen vorbeigelaufen, auf dem Weg hierhin. Wärst du so lieb und würdest Tiefkühlpizza und ein paar Bier holen?“ Erst sieht Steven ihn überfordert an, dann sieht er jedoch kurz zu mir und nickt. Ich glaube er weiß, dass ich vor ihm nicht reden werde. Als Steven gehen will, hält Vincent ihn noch einmal auf und zieht ihn an sich heran, um ihn mit einem Kuss zu überfallen. Und das nicht gerade leidenschaftslos. Ich rolle mit den Augen und sehe in eine andere Richtung. „Lass dich nicht dumm anmachen“, witzelt Vince und gibt Steven einen Klaps auf den Hintern, als dieser durch die Tür nach draußen geht. Ich warte im Zimmer auf meinem Stuhl und bin froh, als nur noch Vince da ist. „Also los, erzähl. Und zwar von Anfang an und alles!“ Ich seufze auf und zucke mit den Schultern. „Ich habe ja vor ungefähr zwei Wochen Mirac kennengelernt, als er Viola und Alisha in unserer Schule gesucht hat. Und als ich dann früher nach Hause bin, weil es mir nicht so gut ging, da sind wir zusammen zum Bus gelaufen, weil er leider Gottes ebenfalls dahin musste. Er hat mich angequatscht und ausgefragt und ich habe so gut es eben ging versucht, ihn zu ignorieren. Aber bei so einem Arsch ist das leider kaum möglich. Jedenfalls hat er es dann irgendwie geschafft, meine Handynummer zu bekommen. Frag nicht wie. Er hat mich einfach genervt und ich wollte, dass er die Klappte hält.“ Ich pausiere kurz, während Vince sich ein Lachen verkneift. Aber als er merkt, dass ich darauf warte, dass er sich beruhigt, lässt er das Lachen einfach hinaus. „Warum hast du nicht einfach einen Zahlendreher eingebracht?“ Ich schmunzele. Gute Frage. „Es ging mir halt nicht gut! Ich habe nicht darüber nachgedacht! Außerdem kann ich ihn ja auch blockieren. Aber er hat mir dann halt so perverses Zeug geschrieben und da ich darauf nicht reagiert habe, hat er mich dann scheinbar am nächsten Tag vor der Schule abgefangen. Und ab da wurde es nur schlimmer. Ich weiß auch nicht. Später ist er dann einfach zu mir nach Hause gekommen.“ Den Rest will ich eigentlich wirklich nicht erzählen. „Und letztens, als wir uns in der Bar getroffen haben, da bin ich so betrunken gewesen, dass ich mich verirrt habe. Mirac war wie immer da und hat mich einfach mit nach Hause genommen. Also zu Vio und Alisha. Und dann wollte er am nächsten Morgen über mich herfallen, da habe ich meine Sachen und Beine in die Hand genommen und bin weg. Und seitdem verkrieche ich mich. Ende der Geschichte.“ Es klingt wirklich nicht gerade aufregend. Vermutlich übertreibe ich auch einfach. Aber Vince scheint ehrliches Mitleid und Interesse zu zeigen. „Und hat er sich seitdem gemeldet?“ Ich zucke mit den Schultern. „Mein Handy ist aus. Aber ich mache es später vielleicht an. Dann schaue ich nach.“ Vince nickt und wir unterhalten uns noch etwas, bevor Steven wieder da ist. Dann heizen wir den Ofen vor und schieben die Pizzen rein. Wir trinken Bier, jedenfalls Vince und ich und essen Pizza, bis die beiden sich wieder verabschieden. Irgendwann zwischendurch ist meine Mutter nach Hause gekommen, aber sie hat sich in ihrem Zimmer verschanzt, worüber ich wirklich nicht unglücklich bin. Ich lege mich auf mein Bett und starre an die Decke. Wenigstens muss ich heute nicht mehr kochen. Langsam greife ich nach meinem Handy und schalte es an. Ich muss es allerdings vorerst anschließen, da der Akku inzwischen leer ist. Nachdem es fertig hochgefahren ist, warte ich noch kurz. Direkt danach werden mir dreißig neue Nachrichten angezeigt. Alle von Mirac. Verpasste Anrufe blinken ebenfalls auf. Ich öffne die Nachrichten und lese sie. Vorerst sind es nur wie immer dumme Anmachen. Irgendwann schlagen die allerdings in Wut um. Und bald darauf in… Sorge? Mirac sorgt sich? >Hey Malik! Ernsthaft jetzt, ist bei dir alles ok? Du warst nicht in der Schule hab ich von Viola erfahren. Geht es dir gut?< Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. >Man antworte, du Pisser! Was soll das?! Wenn ich weiß, dass du suizidgefährdet bist, dann kannst du doch nicht einfach nicht reagieren!< Ach darum geht es ihm? Ich weiß nicht, ob ich ihm jetzt antworten soll oder nicht. Auch die nächsten Nachrichten beinhalten Sorge und Beleidigungen. Die Anrufe lösche ich und bleibe dann unschlüssig liegen. Gerade, als ich mein Handy zur Seite legen möchte, klingelt es. Mirac. Wer auch sonst? Soll ich rangehen? Ich zögere, ehe ich annehme. Kurz tritt Stille ein, da ich unfähig bin, mich zu melden. „Malik? Ey! Bist du dran? Du hast doch abgehoben! Oder? Malik?!“ Ich schüttele den Kopf und besinne mich. „Hey“, antworte ich lediglich. „Hey? Hey?! Ist das dein Scheißernst?! Was bist du eigentlich für ein Spast! Ich habe dir mindestens zwanzig Nachrichten auf die Mailbox gesprochen! Man alter, ich hab mir Sorgen gemacht! Du warst eine Woche unerreichbar! Was soll der Scheiß? Bist du Zuhause? Ich komme vorbei!“ Noch ehe ich etwas sagen kann, hat er einfach aufgelegt. Na super. Wäre ich einfach nicht rangegangen. Und was jetzt? Ich stehe panisch auf und sehe mich um. Die Bierflaschen sind mir egal, die blutigen Taschentücher habe ich schon entsorgt, bevor Vince und Steven hier waren. Und meine Klamotten? Ich sehe mich im Spiegel an. Warte, warum mache ich mir Gedanken um mein Aussehen? Es ist Mirac! Das Arschloch, das mich belästigt! Ich ziehe die Ärmel meiner Jacke nach unten und warte nun mäßig ruhig in meinem Zimmer. Nach einiger Zeit klopft es an der Terrassentür und ich zucke zusammen. Man, hat der noch nie etwas von Haustüren gehört? Ich stehe auf und mache ihm auf. Wenn ich ihn draußen versauern lassen würde, würde ich nur alles schlimmer machen. Kaum, dass Mirac in mein Zimmer getreten ist, holt er einfach aus und schlägt mit seiner Faust mitten in mein Gesicht. Ich keuche erschrocken auf. Dann halte ich mir die Wange und spüre, wie der Schmerz anfängt, sich durch mein Gesicht zu ziehen. Ich schließe kurz meine Augen, damit mir keine Tränen hochkommen. „Dir auch einen schönen Abend“, murmele ich und sehe, wie Mirac sich seine Schuhe auszieht und seine Jacke ablegt, ehe er sich auf das Bett setzt. Ich schließe die Terrassentür, damit es nicht zu kühl wird und stehe unschlüssig im Raum herum. Mirac scheint wirklich wütend zu sein. Warum? Ich verstehe es einfach nicht. Wir kennen uns doch überhaupt nicht! Was interessiert es ihn, was mit mir los ist? Zögerliche trete ich auf mein Bett zu und setze mich im sicheren Abstand an die Kante. „Was willst du?“, frage ich dann nach und versuche ihm standhaft in die Augen zu blicken. „In erster Linie wollte ich mich vergewissern, dass du lebst!“, keift er mir entgegen. Er sieht auf meinen verdeckten Arm, greift danach, was mich wieder einen Schmerz spüren lässt und zieht mich näher zu sich. Dann ergreift er den Ärmel und zieht ihn hoch. „Du hast es wieder gemacht!“ Ich höre die unterdrückte Wut in seiner Stimme. Schlägt er mich jetzt wieder? Ich bereite mich schon mal darauf vor und spanne alle meine Muskeln an, so gut es geht. Mirac blickt mir direkt in die Augen. „Habe ich dir nicht gesagt, dass du aufhören sollst?! Was soll der Mist? Und nächste Mal reagierst du gefälligst auf meine Nachrichten!“ „Mein Handy war aus“, erwidere ich lediglich, wobei ich selber höre, dass meine Stimme zittert. Ich habe Angst vor ihm. Wirklich. Mich überkommt eine Gänsehaut, als er mir mit seinem Gesicht immer näherkommt und mir tief in die Augen blickt. „Pass auf, was du tust und reize mich nicht.“ Ich muss schlucken. Scheiße. Auf der einen Seite macht der Typ mir extreme Angst, aber wiederum ist es auch irgendwie… heiß? Ich muss echt bescheuert sein, dass ich auf so einen Typ stehe. Mirac legt mir eine Hand um den Nacken und zieht mich an sich heran. „Bitte, melde dich nächste Mal auf irgendeine Art und Weise, wenn du schon vom Erdboden verschluckt werden willst.“ Ich bin verwirrt. Er tut mir nicht weh? Er umarmt mich? Ist das wirklich der Mirac, den ich kenne? Oder eher „kenne“. Wirklich viel geredet oder zusammen unternommen haben wir schließlich nicht. Ich spüre seinen Atem an meinem Haar und kann an seiner Brust seinen Geruch in meine Nase aufnehmen. Das ist nicht gut! Der Typ riecht wirklich geil! Ich muss mich zusammenreißen. Nur weil ich eine gefühlte Ewigkeit keinen Sex hatte, heißt das nicht, dass ich jetzt deswegen weich werden muss. Oder wohl eher hart. Mirac drückt mich wieder etwas weg und seufzt. „Willst du mir erzählen, warum du eine Woche unsichtbar warst?“ Eigentlich nicht, nein. Aber ich glaube kaum, dass er mir eine Wahl lässt. Ich versuche etwas Abstand von ihm zu nehmen und räuspere mich. „Weil ich von so einem Irren verfolgt wurde und Angst bekommen habe. Und daher wollte ich meine Wohnung nicht mehr verlassen. Außerdem hat sich der Gesundheitszustand meiner Mutter verschlechtert und-“ Ich werde von Mirac unterbrochen. „Einem Irren?“, knurrt er mir entgegen. Oh, er scheint gemerkt zu haben, dass ich ihn damit meine. Ich erwidere lieber nichts. „Ich bin also ein Irrer? Nur weil wir uns zweimal zufällig auf der Straße begegnet sind und ich dich bei mir habe schlafen lassen, als du besoffen warst und deine Wohnung nicht finden konntest?!“ „Zufällig?“, fahre ich ihn an. „Du hast mich doch gestalkt! Du bist sogar zu mir nach Hause gekommen!“ Miracs Blick wird immer düsterer. „Ja zufällig! Denkst du wirklich, dass du es mir wert wärst, dass ich dich tagelang nur verfolge?! So bekloppt ist doch niemand! Und ich habe dich nur davon abgehalten, dich von deinem armseligen Leben zu verabschieden!“ Diese Worte treffen mich mehr, als ich es gerne zugeben würde. Ich presse meine Lippen zusammen und spüre, wie mir die Tränen kommen. „Wenn mein Leben so armselig ist, dann hättest du mich doch auch gehen lassen können!“ Nun bin ich derjenige, der laut wird. Ich stehe auf und sehe ihn wütend und verletzt von oben herab an. „Ich bin es doch eh nicht wert!“, wiederhole ich leicht seine Worte und zeige dann mit dem Finger auf die Terrasse. „Verschwinde!“ Mirac steht nun ebenfalls auf, aber anstatt zu gehen, kommt er nur auf mich zu, bis er nur wenige Zentimeter mit seinem Gesicht von mir entfernt ist. Er starrt wütend auf mich hinunter und packt mich in meinen Haaren, um mich zu zwingen, ihm ins Gesicht zu sehen. Es schmerzt und ich habe das Gefühl, dass alle meine Haare auf einmal ausgerissen werden. „Ich werde jetzt bestimmt noch nicht gehen. Noch bin ich nicht mit dir fertig.“ Ich starre ihn an und meine Wut schlägt schlagartig in Angst um. Einige Zeit später finde ich mich auf meinem Fußboden wieder. „Wir sehen uns!“ Mit diesen Worten verlässt Mirac mein Zimmer und ich bleibe in dem kalten Wind, welcher von draußen hereinweht liegen. Erst jetzt bin ich in der Lage zu weinen. Alles bricht auf einmal aus mir heraus und meine Tränen vermischen sich mit dem Blut, welches meine Stirn entlang nach unten läuft. Ich spüre, dass meine Lippe aufgeplatzt ist und langsam anschwillt. Ich versuche mich unter Schmerzen aufzurichten und muss mir meinen Bauch halten. Scheiße! Mit Mühe und Not schaffe ich es, mir Schuhe anzuziehen und zu meinem Hausarzt zu gehen. Erst als ich dort angekommen bin, merke ich wie sehr mir alles weh tut. Am nächsten Tag wache ich mit dem Verband um meinen Brustbereich auf und erinnere mich sofort an den vorigen Abend. Mirac hat mir eine Rippe gebrochen, meine Lippe aufgeschlagen und meine Stirn hat beim Sturz eine Schürfwunde davongetragen. Am meisten hat er mich jedoch seelisch verletzt. Mir kommen erneut die Tränen und ich weine einfach nur los, während ich sehe, dass mein Handy aufblinkt und Miracs Name auf dem Bildschirm erscheint. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)