Erkenntnisse von Valenfield ================================================================================ Kapitel 1: Erkenntnisse ----------------------- Nicht weniger als sechs Wochen hatte es gedauert, bis Koutarou es geschafft hatte, seine ihm bis dato selbst kaum bewusste Angewohnheit, nahezu jede Lebenssituation beginnend mit einem Trommelfell zerreißenden „Akaashiiii!!“ in die Welt zu tragen, endgültig abzulegen. Es war nicht so, dass ihm entgangen wäre, dass benannter Akaashi ihm weder zuhören noch antworten konnte. Viel mehr war es für ihn in den letzten zwei Jahren zu einer solchen Selbstverständlichkeit geworden, Akaashi alles zu erzählen, was in seinem Leben passierte, dass es schwer war, das wieder abzulegen. Heute allerdings, an einem Freitag Nachmittag nach den Vorlesungen der Universität, hatte er zum ersten Mal keinen Ton über die Lippen gebracht, als er das Gebäude verlassen und sich umgedreht hatte, um zu beginnen, über seinen Tag zu berichten. Zum ersten Mal hatte er angehalten und der Tatsache, dass dort niemand war, der ihm zuhören würde, Aufmerksamkeit geschenkt. Keiner seiner Kommilitonen, mit denen er sich zwar verstand, die aber dennoch Verpflichtungen hatten und daher bereits vorgegangen waren. Und viel, viel wichtiger noch: Kein Akaashi. Koutarous Mund verzog sich zu einem Schmollen, bevor er seufzte und beschloss, nach Hause zu gehen, nicht ohne festzustellen, dass er Akaashi unbedingt bald wiedersehen wollte. Lieber heute als morgen. Nicht mehr als eine halbe Minute nachdem Keiji am ersten Tag nach den Ferien die Fukuroudani Akademie betreten hatte, wusste er bereits, dass sich alles geändert hatte. Davon abgesehen, dass ihm zu seiner eigenen Verwunderung nicht bereits nach dem Aufwachen ein via Sprachnachricht geschicktes „Akaashiiii!“ den neuen Tag angekündigt hatte, gab es auch niemanden, der vor den Toren wartete, um ihm noch vor Beginn des Unterrichts von seinen super mega abgefahrenen Träumen der letzten Nacht zu erzählen. Stattdessen war es ungewöhnlich ruhig, als er sich allein zu seinem Klassenzimmer begab, und auch über den gesamten Schultag hinweg war eine Sache absolut nicht zu leugnen: Bokuto war nicht mehr da. Natürlich war Keiji nicht dumm. Er hatte das schon lange vor den Ferien gewusst, und doch konnte er nicht abstreiten, dass ihn die Realität härter traf als er eigentlich zugeben wollte. Vielleicht sollte er Bokuto anrufen und diskret andeuten, dass ihn die morgendlichen Sprachnachrichten nicht gestört hatten – selbstverständlich, ohne heraushängen zu lassen, dass ihm die tägliche Aufmerksamkeit sogar ziemlich gefallen hatte. Andererseits gefiel Keiji der Gedanke, abzuwarten, weitaus besser. Bokuto war zwar derart naiv, dass es manchmal beinahe sogar seinen Mitmenschen wehtat, aber irgendwann würde sogar ihn die Erkenntnis treffen. Irgendwann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)