ein kurzer moment von tournesol ================================================================================ Kapitel 1: wiedersehen ---------------------- Es kam mir so vor, als wären Jahre vergangen, seit ich Scorpius das letzte Mal wiedergesehen hatte. Aber vielleicht lag es auch daran, dass es schon Jahre her war seitdem wir zusammen mit Albus Rose besucht hatten. Ein einziges Mal hatten wir dies getan und bei den Mal hatten sich Albus und Scorpius gestritten. So sehr, dass Scorpius nach New York gezogen war und sich seitdem nicht mehr blicken gelassen hatte. „Darf ich mich zu dir setzen?“, er klang noch immer so, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Charmant und ruhig. Ich sah zu ihm auf. Seine blonden Haare waren ein wenig länger als zu Schulzeiten und die blauen Augen waren wachsam auf mich gerichtet. Der Schnee lag noch auf seinem schwarzen Mantel, die Handschuhe hatte er bereits ausgezogen. Ich erkannte seinen Schal, denn es war jener, den Rose ihm damals zum Geburtstag geschenkt hatte. Es war der letzte Geburtstag, den sie mit erlebt hatte. Ich zuckte mit den Schultern. Denn wenn ich ehrlich war, wusste ich nicht mal ob ich noch so wütend auf ihn war. Er hat nicht nur seine Familie hier gelassen, als er nach New York gezogen ist sondern auch mich. Es hat mich eine lange Zeit gekostet, bis ich damit umgehen konnte. Er war nicht nur ein einfacher Freund gewesen. Er war einer meiner besten Freunde gewesen. Aber zu seiner Verteidigung, ich redete mit Albus genauso viel wie mit ihm. Allerdings wusste ich bei Scorpius auch, wo er war. Bei Albus wusste ich es nicht. Er war wie vom Erdboden verschluckt wurden. Nachdem ich ihn wenige Minuten lang angesehen hatte, widmete ich mich wieder meinem Kaffee und schlug das Fotoalbum wieder zu. Es war ein altes, eines aus Hogwartszeiten. Hauptsächlich waren Fotos von Albus, Rose, Scorpius und mir. Wir waren unzertrennlich gewesen. Scorpius war mehr als nur ein Klassenkamerad gewesen und auch, wenn er mit Rose ausgegangen war, hatte ich nichts dagegen tun können, dass mein Herz schneller schlug. Und es hatte sich nichts geändert. Auch jetzt noch spürte ich die Schmetterlinge in meinem Bauch. Sie flatterten wie wild und ich versuchte sie in einem kläglichen Versuch zu ersticken. Es brachte nichts. Die Zeit verging, ohne das wir ein Wort sprachen. Hauptsächlich war Scorpius am lesen und ich tat es ihm gleich. Einerseits wollte ich, dass er wieder ging und mich alleine ließ. Was fällte ihm ein hier wieder aufzutauchen? Ohne ein Wort der Entschuldigung, ohne irgendetwas zu sagen. Aber andererseits vermisste ich ihn so sehr. Nicht nur ihn, ich vermisste auch Albus. Ich vermisste Rose. Nur war sie nicht mehr da. Ich biss mir auf die Lippen. Der Schmerz holte mich aus meinen Gedanken und ich hörte auf dieselbe Seite ein weiteres Mal zu lesen. Geschlagen gab ich es auf und legte das Buch zugeschlagen auf den Tisch hin. Dabei bemerkte ich, dass das Fotoalbum noch auf dem Tisch lag und Scorpius' Blick darauf ruhte. Er musste es erkannt haben, wie oft hatte ich es dabei gehabt. Wie oft hatte ich Fotos in seinem Beisein eingeklebt und wie oft hatte er mir helfen müssen. Zaghaft streckte er seine Hand danach aus, als ich seinen Blick auffing. Unsicherheit und eine unausgesprochene Frage konnte ich in seinem Blick deuten. Ein leichtes Nicken gab ihm das Zeichen, dass er danach greifen und es sich ansehen konnte. „Es war ihre Lieblingsjahreszeit“, sagte Scorpius leise. Mit einem sachten Kopfnicken deutete er aus dem Fenster, hinaus zu dem Schnee. Ich nickte. Was sollte ich sagen? „Sie würde uns bestimmt rausziehen damit wir mit ihr diese fürchterlichen Schneeballschlachten veranstalten könnten“ „Nicht zu vergessen, dass sie mit Albus das tyrannischste Team aufstellen würde. Und natürlich hätten sie gewonnen“ Er lachte leise. „Natürlich“ Scorpius schob mir das Fotoalbum zu und ich sah auf ein Foto, in dem besagte Schneeballschlacht inmitten des Winters statt fand. Es war gerade aufgenommen wurden, als Scorpius Schnee fraß und Albus mir Schnee in den Nacken schob. Und das war der Zeitpunkt, an dem das Eis gebrochen war. Wir verbrachten noch viele Stunden in dem Café. Ein klein wenig erinnerte es mich an Madame Pudifoots. Ich konnte mich noch ganz genau daran erinnern, als Rose mir erzählt hatte, dass sie Scorpius überzeugen konnte mit ihr dorthin zu gehen. Ich hatte Albus dahin gezogen. Aber nur damit wir uns über die Pärchen lustig machen konnten. Darunter Scorpius und Rose. Niemals würde ich vergessen, dass sich Scorpius mit einer gewaltigen Wasserbombe an mir gerächt hatte. Was er mit Albus getan hatte, verriet mir weder der eine noch der andere. Aber das Thema wurde danach nie wieder angeschnitten. Es war ein ruhiger Tag, die Kellnerin war selber am lesen. Ab und zu kochte sie einen Kaffee für uns, aber ansonsten hielt sie sich sehr zurück und ließ uns in Ruhe. Hin und wieder blätterten wir weiter in dem Fotoalbum. Reden taten wir dennoch nicht viel. Und das war komisch, denn früher hatten wir tagelang reden können. Über Merlin, über die Welt, über alles. Jetzt schwiegen wir uns an. Allerdings war dies keine unangenehme Stille. Sie war sehr angenehm und ich spürte, dass seine Anwesenheit dazu beitrug, dass ich mich so wohl fühlte. Und gleichzeitig durchzuckte mich ein Schmerz in meiner Brust, denn ich wusste, dass wir nicht vollständig waren. Ich sollte mich gar nicht so wohl fühlen. „Albus!“, ich sprang auf und ließ meine Sachen am Tisch stehen. Ich ließ Scorpius sitzen, ich lief aus dem Café. „Al!“, rief ich in die schwarze Nacht hinein. Die Person, die ich gerade noch am Fenster gesehen hatte, blieb stehen. Noch immer schneite es und obwohl ich nur ein dünnes Sweatshirt trug, fror ich nicht. Stattdessen trat ich einen weiteren Schritt auf ihn zu. Ich wollte, dass wir wieder zusammen waren. Er, Scorpius und ich. Wenigstens wir, wenn Rose schon nicht mehr hier war. „Geh wieder rein, Ally“, sagte er mit seiner rauen Stimme. „Nein“, und obwohl ich in diesem Moment ganz und gar nicht selbstsicher war, war ich stolz auf mich wie überzeugend ich klang. Er sagte nichts mehr und zu hören waren nur das Knirschen im Schnee, welches von mir kam weil ich zu ihm ging. Ich griff nach seiner kalten Hand und hielt sie fest umschlossen. Ich wollte ihn nicht loslassen. Was ist, wenn er wieder verschwand und ich ihn nicht mehr zu sehen bekam? Es war egoistisch von mir, aber das war mir egal. Er drehte sich zu mir um und im Schein der Nachtlaternen sah ich, wie müde und erschöpft Albus war. Wie viel Überwindung hatte es ihn gekostet hier her zu kommen? Er hatte das Ereignis mit Rose am schlechtesten verdauen können. James hatte mir erzählt, dass Albus über Nacht einfach verschwunden war nachdem er sich mit Scorpius gestritten hatte. Sein Blick ruhte auf mir und für einen Moment bildete ich mir ein, dass seine Mundwinkel sich bewegten. „Es ist wirklich schön, dich wiederzusehen, Alice“, sprach er sanft und befreite sich aus meinem Griff. Diese kleine Bewegung fiel ihm so leicht. Ich beobachtete, wie sein Blick an mir vorbei wanderte und erst jetzt bemerkte ich, dass auch Scorpius aus dem Café gekommen war. „Es tut mir leid, Scorp“, waren seine letzten Worte. Dann apparierte er und ließ uns einfach stehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)