Namenlos von Ezeekel ================================================================================ Kapitel 1: 1.Kapitel -------------------- Etwas weiter südlich im Aldawald, um dieselbe Zeit. Der Sommer hat sein Höhepunkt erreicht. Die Sonne steht im Zenit und scheint prall auf das Blätterdach. Die Lichtungen dieses tiefen Waldes sind von dem Sonnenlicht erhellt. An einem großen Mammutbaum steht ein rundes aus Ästen und Blättern gebautes Häuschen. Nicht weit von dem Häuschen hantiert ein alter Elf mit langen, weißen Haaren und Bart mit Kräutern herum. Er schneidet die Blüten vom Stiel und legt diese auf eine Decke, in den Lichtkegel, der auf die Lichtung fällt. Er läuft weiter zu einer anderen Pflanze mit Lila Blüten. Diese schneidet er mitsamt dem Stiel ab und legt ihn auf die Decke zu den anderen zum Trocknen. Nicht weit von ihm liegt ein Wolf auf der Lichtung und schaut ihm dabei zu. Zwei Eichhörnchen sitzen jeweils auf einer Schulter und knabbern an einer Eichel. Eine Maus sitzt auf seinem Hut und streckt neugierig ihre Schnauze in die Luft. Trampelnde Geräusche kommen näher und ein ohrenbetäubendes Quicken ertönt in seiner Nähe. Gerade, als er sich in die Richtung, aus der das Geräusch kommt, umwendet, stürmt ein wild gewordenes Wildschwein direkt auf ihn zu. Er streckt ihm die Hände entgegen, packt ihn an den Schultern und hält der Wucht des Tieres stand. Aus dem Maul tropft Blut und an der Seite des Ebers klafft eine tiefe Wunde. Sie ist schwarz und blutet nicht einmal. Das hat er noch nie gesehen. Zärtlich streicht er dem Eber über das Haupt und beruhigt ihn. Das Wildschwein schnauft erschöpft und fällt zur Seite. Der alte Zauberer öffnet seinen Beutel und reibt Pflanzenblätter zu einem Ball, diesen steckt er in seinen Schlund. Dann sucht er in seiner Tasche und wird schnell fündig. Eine rote Ampulle zieht er heraus, öffnet sie und beträufelt damit die Wunde des Wildschweines. Dieses schreit von den Qualen gepeinigt auf. Dann durchziehen Zuckungen den Leib des Ebers. Verzweifelt mit Tränen in den Augen versucht er mit allen Mitteln, die er besitzt, den Eber heilen. Doch irgendwann lassen die Zuckungen nach und der Eber sinkt zu Boden. Erschöpft und voller Trauer spricht er ein Gebet an seine Vorfahren, den Göttern des Waldes. Niedergeschlagen steht er auf. Er geht in sein Haus, holt eine Schaufel heraus, nimmt den Eber an einem Bein und schleift ihn mit sich. Der Wolf steht auf, streckt sich und folgt ihm. Über ihm kreiste sein Falke. Er geht einige Meter, ehe er zu einer weiten Lichtung kommt. Dort lässt er den Eber liegen und fängt an zu graben. Nach vielen Stunden ist das Loch endlich fertig und er legt den toten Leib des Ebers hinein. Er schaufelt die Erde auf dem Eber und begräbt ihn ganz. Als er endlich fertig ist, geht bereits die Sonne unter. Bis er bei seinem Haus ist, dauert es noch weitere Stunden. Er nimmt die Schaufel und läuft los. Sein Wolf, der Falke, die Maus und die Eichhörnchen folgen ihm. Es wird dunkel und der Ruf einer Eule hallt durch den Wald. Der Zauberer hält kurz inne, als er die Gegend wieder erkennt. Die Eichhörnchen und die Maus haben sich in seinem Hut versteckt. Der Falke sitzt auf seiner Schulter und späht in die Dunkelheit. Der Wolf weicht ihm nicht von der Seite. Glühwürmchen tauchen vor ihnen auf und erhellen den Weg vor ihnen. Grillen zirpen im Gras und ab und an erklingt das Heulen eines Wolfes. Auf den ein anderer Wolf antwortet. Nach einer langen Weile des Marsches erkennt der Zauberer die Lichtung wieder, an der er mit den Pflanzen gearbeitet hat. Er hebt die Decke mit den Pflanzen auf und nimmt sie dem letzten Rest des Weges mit zu seinem Haus. Als er endlich vor seinem Häuschen steht, schaut er gen Himmel. Es ist kurz vor der nächsten Vollmondnacht. Gerade legt er die Pflanzen in seinem Häuschen auf dem Holztisch, auf diesem weitere Pflanzen, Mörser und Fläschchen stehen, als er es bemerkt. Der Wald, der sonst sang, ist verstummt. Keine Tiergeräusche sind mehr zu vernehmen. "Hier stimmt etwas nicht.", murmelt er, nimmt seinen Stab, der an der Tür lehnt in die Hand, und tritt nach draußen. Einen Beutel mit Lilapulver schüttet er gleichmäßig im Kreis um sein Häuschen. Das soll böse Tiere und andere nicht erwünschte Wesen fernhalten. Mittlerweile steht er wieder vor dem Haus, als er das Donnern von Hufgetrampel vernimmt. Man hörte das Knacken der Äste, die er mit sich riss und das Fliehen der anderen Tiere. Das Donnern wurde lauter, umso näher das Ungetüm kam. Es schien auf etwas zusteuern zu wollen und er konnte sich denken, dass er es war, dass das Wesen töten wollte. Er schwingt seinen Stab und zieht einen anderen Beutel hervor. Der Zauberer blickt nach vorn und erkennt das Wildschwein, welches er vergraben hatte. Entsetzt starrt er es an. " Wie kann das sein! Bei den Göttern.", stößt er aus. Der Eber hat glühend rote Augen und eine aufklaffende Wunde bis zu den Knochen an seiner linken Flanke. Es stürmt mit atemberaubender Geschwindigkeit auf ihn zu. Der alte Elf wirft einen Beutel mit rotem Pflanzenpulver auf den Eber. Es war Mohnpulver, um das Tier zu betäuben. Doch der Eber stürmt weiter auf ihn zu, ohne dass, das Pulver Wirkung zeigt. Der Zauberer biss sich auf die Lippen und flucht leise. Nur knapp hält der Zauberer, seinem Angriff mit seinem Stab stand. Der Keiler schnappt nach ihm und Geifer tropft aus seinem Maul. Der Elf vollführt eine Drehung, während der Eber an ihm vorbei rennt, schlitternd stehen bleibt, sich umdreht und wütend abermals auf ihn zustürmt. Der Zauberer dreht den Stab und stellt sich in Kampfstellung. Auch er rennt los den Stab zum Schlag ausholend. Das Wildschwein ist fast vor ihm, als er zuschlägt. Der Stab zertrümmert den Schädel des Ebers. Man hört das Knacken des Schädels, doch es kommt kein Blut. Der Keiler drückt den Zauberer nach hinten. Es fällt ihm immer schwerer, der Kraft des Wildschweines standzuhalten. Schließlich merkt der Elf, dass er etwas tun muss. Er vollführt eine weitere Drehung. Das Tier rennt an ihn vorbei, dreht sich um, schnaubt wütend und rennt los. Diesmal bleibt der Zauberer stehen. Der Eber kommt rasant auf ihn zugestürmt. Sein Wolf stürzt sich plötzlich, wie aus dem nichts auf den Eber. Der Falke macht einen Sturzflug, landet auf dem Kopf des Ebers und hackt auf den Kopf des Ungetüms ein. Doch der Eber rennt weiter auf den Zauberer zu. Dieser versetzt dem Wildschwein einen Schlag auf die Flanke und weicht dem Eber aus. Dieser rennt weiter, schleudert den Wolf und den Falken von sich. Doch sein Hinterhuf tritt auf den Kreis. Es schreit auf, als es den Kreis betritt. Rauchwolken steigen über dem Huf aus, als würde das Pulver den Eber verbrennen. Das lässt dem Zauberer Zeit. Schnell greift er in seine Tasche. Der Beutel mit Lilapflanzenpulver kommt in seiner der Hand zum Vorschein. Von diesem lässt er eine Prise auf seinen Stab rieseln. Ehe der Eber registrieren kann, was passiert, schlägt der Stab des Zauberers auf dessen Schädel. Es zischt und qualmt, während das Wesen vor Schmerz aufschreit. Der Zauberer streut noch etwas Pulver über den Eber mit Trauer in der Miene. Das Fell beginnt zu rauchen und geht schließlich in Feuer auf. Das Wildschwein schreit, während das Flammen sich durch seinen Leib frisst. Das Schreien wird lauter, bis es für immer verstummt. Der Leib brennt noch immer und Glut sprüht dem Himmel entgegen. Der alte Elf fällt auf die Knie. Sein Wolf kommt humpelnd zu ihm und legt seinen Kopf auf die Knie des Zauberers. Dieser krault dem Tier das Fell hinter dem Ohr. "Ach Ophidia. Was passiert nur mit den Tieren des Waldes.", seufzt er und entsendet ein weiteres Gebet an die Götter des Waldes. Dann steht er schwerfällig auf und schleppt sich ins Haus. Er stellt den Stab an die Tür und legt die Beutel mit Pflanzenpulver auf den Tisch. Schnell läuft er in die Küche und hängt einen Kochtopf mit Wasser über die Feuerstelle. Währenddessen nimmt er sich eine Tasse und wirft verschiedene Kräuter hinein. Kurz darauf holt er einen Salbentiegel aus dem Regal und trägt die Salbe auf die Wunden des Wolfes. Ophidia kuschelt sich in ihre Decke und schließt die Augen. Der Zauberer legt den Hut mit den schlafenden Tieren zu ihr. Dann seufzt er tief, geht zu dem mittlerweile kochenden Wasser und gießt es sich in eine Tasse. Diese nimmt er und geht mit ihr an den Tisch. Dort angekommen zerreibt er die Pflanzenblüten und füllt sie in einen Beutel. Nebenbei trinkt er den Tee. Die nächsten drei Tage vergehen. Er arbeitet Tage und Nächte, ohne sich mal auszuruhen. In der dritten Nacht holt ihn schließlich die Erschöpfung ein und er fällt in einen tiefen Schlaf. Er schlägt die Augen auf und seine Tiere sind bei ihm, doch der Wald ist schwarz. Er schaut in die tiefe Dunkelheit und sieht nichts. Dann schließt er die Augen wieder und sieht alles scharf, Schärfer als jemals zuvor. Er möchte loslaufen und bewegt sich hüpfend, bis er an sich herabsieht und seine schwarzen Flügel auf und ab bewegen sieht. Zuerst schreckt er zunehmend zurück. Doch dann stößt er sich ab, bewegt seine Flügel und fliegt. Er schaut in die Dunkelheit und fliegt dieser entgegen. Bis die Dunkelheit heller wird. Schneller und schneller stürzt er dem hellen Licht entgegen. Er bricht durch die Dunkelheit in das Licht. Unter ihm ist ein Wald, über ihm wärmen ihn die Sonnenstrahlen, der im Zenit stehenden Sonne. Alles ist klein und er sinkt weiter nach unten. So weit, bis er fast die Spitzen der Bäume berührt. Dann entdeckt er ein kleines Holzhaus und eine junge Frau in einem selbst angebauten Kräutergarten. Sie schaut gerade gen Himmel. Doch sie sieht ihn nicht. Dann bemerkt der Zauberer den Kampf und fliegt darauf zu. Ein Zwerg kämpft gegen kleine Trolle. Es dauert nicht lange und die Frau taucht bei ihm auf, tötet die Trolle, kniet sich zu dem Zwerg und heilt ihn. Die Dunkelheit greift nach ihm doch, bevor er von ihr ganz umhüllt ist, hört er die kniende Frau ihren Namen sagen. "Ich bin Aèlis, ..." Der Rest des Satzes geht in der Dunkelheit verloren. Er treibt immer tiefer in die Dunkelheit, immer weiter fort. Schließlich schlägt er die Augen auf. Verwundert über das, was passiert ist. Doch ein Name dröhnt ihm noch in seinem Kopf. Aèlis. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)