Beyond Rememberence von GwathNaAranThranduil (Put aside logic - do what feels right) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der Dreh war beinahe vorbei. Nur noch diese eine letzte Szene und der neue – der dritte Star Trek Film seiner Generation würde in die Postproduktion gehen. Um ehrlich zu sein hatte er in dieser Szene auch nicht mehr viel anderes zu tun als möglichst vulkanisch auszusehen, alles andere würde in dieser letzten Kameraeinstellung vollkommen ohne Worte, ohne einen weiteren Fingerzeig von statten gehen. Diese Szene war vollkommen selbst implizierend. Das Bild von Spock-Prime in seinen Händen, wie er dort stand so voller Zuversicht, vollkommen in dem Wissen, dass er genau an diesen Ort gehörte würde ihm – dem anderen Spock – die Entscheidung einfach abnehmen. Er musste nur hier sitzen und sich das Bild ansehen, wie er dort stand, umringt von seiner alten Crew und das Publikum würde es sehen können: die Liebe des Vulkaniers zu seiner Crew, seinen Freunden und der Enterprise. Das Publikum würde wissen, dass er die Entscheidung treffen würde auf der Enterprise zu bleiben und genau das war der Punkt auf welchen diese Szene hinaus wollte. Dieser Umstand und der einfach Grund, dass sie ihn am Ende des Filmes noch einmal zeigen wollten. All die Leute die sich diesen Film anschauen würden sollten kurz vor dessen Ende noch einmal in das so vertraute Gesicht des Vulkaniers blicken können, bevor er für immer von der Leinwand verschwinden würde, bevor nach dem Abspann nur noch einmal sein Name zu lesen sein würde, direkt unter dem „In loving memory“ Schriftzug. Nur mit großer Anstrengung riss er sich von diesem Gedanken los, welcher ihm auch nach all der bereits vergangenen Zeit noch immer Qualen bereitete und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe, während er das leise Summen der Kamera beinahe schon unnatürlich laut neben seinem rechten Ohr vernehmen konnte. Nur noch ein paar Sekunden und auch diese Szene wäre endlich im Kasten. Das Summen schien sich in der vollkommenen Stille am Set noch einmal zu verstärken und Zachary wusste, dass der Kameramann den Zoom betätigte. Vorsichtig war er darauf bedacht seine Hand ja nicht zittern zu lassen. Sollte er die Aufnahme jetzt versauen, so war er sich sicher, dass er sie nicht noch ein zweites Mal würde drehen können, ohne in Tränen auszubrechen. Bereits seit endlosen Minuten fokussierte er sich ausschließlich auf das Gesicht seines vulkanischen Gegenübers und eine Crew, welche in dieser Form nie wieder existieren würde. Müsste er ihn noch länger so intensiv betrachten würden seine Gedanken wohl endgültig entgleisen und er würde sich in einer Welt der Erinnerungen und seiner eigenen Trauer wiederfinden. Natürlich war das ganze Set angespannt gewesen, als sie mit dem Dreh begonnen hatten, einige hatten ihn gut gekannt, die Stimmung war bedrückter gewesen, als er es jemals an einem Filmset miterlebt hatte. Ein Teil der Filmgeschichte – der wohl größte Teil dieses Universums war von ihnen gegangen und sie hatten nun die wenig beneidenswerte Aufgabe die zerborstenen Puzzleteile zu gut es eben ging wieder zusammen zu setzten. Das Bild intakt zu halten, aus dessen Mitte etwas Essentielles gerissen worden war. Irgendwo – Zachary kam es vor als wäre es in einer anderen Welt und nicht direkt neben ihm – rief jemand „Cut.“. Er konnte das sich langsam entfernende Stimmengewirr hören, spürte, wie ihm jemand die Hand auf die Schulter legte und ihn ansprach, aber er verstand nicht was er sagte. All seine Sinne waren auf das Bild in seinen Händen gerichtet. Irgendjemand sagte etwas, irgendetwas in die Richtung „gib ihm Zeit“, dann entfernten sich die Stimmen bis sie schließlich nicht mehr zu hören waren. Sie mussten gegangen sein. Ja eigentlich sollte auch er jetzt gehen. Der Film war gedreht, er konnte wieder er selbst sein und nicht mehr der andere Spock. Er sollte die Ohren ablegen, sich erheben und nach Hause gehen, aber er konnte es nicht. Das so vertraute Gesicht seines Idols, seines Mentors – seines Freundes hielt ihn zurück. Seine Gedanken entrissen ihm endgültig das Kommando. ‚Wie unlogisch.‘ Geisterte es ihm durch den Kopf und beinahe hätte er gegrinst, ja so langsam begann er sich doch wirklich in die Psyche des Vulkaniers einzufinden, zumindest begann er mehr und mehr wie er zu denken. Jedoch hatte er nicht die mentale Stärke seines vulkanischen Partners und so entwickelten seine Gedanken sehr bald ihre eigenen Wege auf welchen sie wandeln wollten. Er konnte sich noch verdammt gut an den Tag erinnern, an welchem sein Agent zu einer vollkommen unchristlichen Zeit geschlagene neun Mal versucht hatte ihn zu erreichen, bevor er es endlich geschafft hatte ihn aus dem Tiefschlaf zu reißen. Nachdem er endlich mehr schlafend als wach ans Telefon gegangen war blieb ihm auch erst einmal nichts anderes übrig, als die Worte des Mannes am anderen Ende der Leitung für einen schlechten Scherz zu halten. „Zachary, was hältst du davon Spock zu werden?“ Das war in höchstem Maße albern – und um fair zu sein, anmaßend. Hatte er den ersten April verschlafen, oder hatte sein Agent eine Wette verloren, deren Einsatz es war ihn zu veralbern? Er hatte es nicht glauben können, er wollte es nicht glauben. Allein die Frage klang in seinem Kopf viel zu abstrus, um ernst gemeint zu sein. Er und Spock werden, es gab nur einen Spock und dem würde niemand – schon gar nicht er – jemals das Wasser reichen können. Noch während sein Agent versucht ihm klar zu machen, dass es sich ganz und gar nicht um einen Scherz handelt und damit begann ihm die Eckpfeiler des neuen Drehbuches zu erklären fand Zachary sich in der Zeit zurückversetzt. Die Worte seines Agenten drangen wie durch einen Nebel zu ihm durch, während er sich selbst im Alter von vielleicht fünf Jahren neben seinem Vater auf der Couch sitzen sehen konnte. Die Intromusik von Star Trek hallte aus den Boxen des Fernsehers und Zachary musste unwillkürlich Grinsen. Auch noch heute rief diese Melodie in ihm ein Gefühl der Glückseligkeit hervor. Dies war ein Ritual von seinem Vater und ihm gewesen – seine Mutter hatte die gemeinsame Faszination ihrer beiden Männer für diese Serie nie verstehen können, es wäre ihr aber auch nie in den Sinn gekommen sie in ihrem Ritual zu unterbrechen. Er hatte es geliebt zusammen mit seinem Vater und der Crew der Enterprise nach den Sternen zu greifen – und wie wahrscheinlich die meisten, egal ob Kinder oder Erwachsene, war er von Commander Spock gleichermaßen fasziniert und verwirrt gewesen. Es hatte ihn Jahre gekostet zu verstehen wer der Vulkanier wirklich war, was es überhaupt hieß ein Vulkanier zu sein. Von diesem Moment seiner „Erleuchtung“ an hatte er aufgehört sich vor Spock zu fürchten, wie er es als Kind ab und an getan hatte, nein er hatte begonnen ihn nahezu zu vergöttern. Die Faszination seines Charakters hatte ihn umso mehr in ihren Bann gezogen umso mehr er ihn verstanden hatte. In seiner Fantasie hätte er wohl mehr als einmal alles dafür gegeben, wie Spock zu sein, vielleicht sogar wirklich Spock zu werden, aber in der Realität? Nein, es gab nur einen Spock, schon immer hatte es nur einen Spock gegeben und das war Leonard Nimoy. Was also wollte sein Agent da von ihm? Er sollte Spock spielen? In einem alternativen Universum zu den originalen Filmen? Was dachte er, was er da von ihm verlangte? Eigentlich war er versucht gewesen abzulehnen, es gab keinen anderen Spock als Leonard Nimoy, andererseits war es ja aber auch nicht direkt dieser Spock den er verkörpern sollte, sondern ein anderer Spock in einer anderen Zeit, einem anderen Universum und mit einer anderen Vergangenheit. Es reizte ihn. Die Träume eines jeden kleinen Star Trek Fans schienen ihm auf einmal zum Greifen nahe und er war nun einmal kein Vulkanier, er konnte die Logik nicht über seine Emotionen stellen, er wollte diese Rolle egal, ob er sie wirklich ausfüllen konnte, oder nicht, egal ob dieser Film ein Erfolg werden würde oder nicht. Seine Emotionen hatten gesiegt, er wollte, er brauchte diese Rolle, um sich seinem Idol näher zu fühlen und er hatte diese Rolle bekommen, auch wenn er Tief in seinem Innersten wusste, dass sich an der Grundlogik des Universums nicht das geringste geändert hatte: die Erde drehte sich um die Sonne, der Mond kreiste um die Erde und Leonard Nimoy war Spock. Heute dreht sich die Erde noch immer um die Sonne, der Mond kreist um die Erde und Leonard Nimoy ist Spock – aber er weilt nicht mehr unter uns. Wieder durchzuckte ihn ein heißer Schmerz, als ihm bewusst wurde, was diese Worte doch bedeuteten. Spock-Prime und Leonard waren nicht mehr. Auch wenn der fünfjährige kleine Zachary in seiner Erinnerung noch immer felsenfest an der Vorstellung festhielt, dass Leonard nun an der Seite des Vulkaniers die unendlichen Weiten des Weltraumes erforschte und dorthin ging, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen war, litt der bewusst erlebende Teil seines Verstandes Qualen. „Botschafter Spock ist tot.“ Einer seiner eigenen Sätze im Film. Für ihn persönlich mehr als ein einfacher Satz eines Drehbuches, er hatte eine viel tiefer gehende Bedeutung. Eine schmerzvolle, beinahe schon angsteinflößende Bedeutung für ihn ganz persönlich. Von heute an war er – Zachary Quinto – Spock. Die letzte Szene des Filmes wurde gerade abgedreht und er sitzt noch immer hier und denkt an längst vergangene Tage, während ihm vollständig bewusst wird, was diese Szene heute zu bedeuten hatte. Das ganze Drehbuch war gespickt mit kleinen Anerkennungen, welche im Gesamtbild eine große Huldigung, eine würdige Hommage an Spock-Prime und Leonard Nimoy enthalten. Dieser Film ist der letzte Abschiedsgruß von seiner Star Trek Familie an einen großartigen Schauspieler, einen wundervollen Menschen und einen Vulkanier, wie es ihn kein zweites Mal geben wird. Diese Hommage war richtig so, sie war wichtig und doch war sie auch schmerzvoll und endgültig. Ironischerweise war es der Filmtod des Botschafters, welcher Zachary endgültig begreifen ließ, dass sein Idol diese Welt für immer verlassen hatte. Nur mühsam war er in der Lage die Tränen zurückzuhalten, während er das Bild in seinen Händen noch ein wenig fester umklammerte. Erneut flüchtete sich sein Verstand in lang zurückliegende Erinnerungen: an seinen ersten Tag am Set der Enterprise. Es war ihm so unwirklich vorgekommen. Der ganze Tag war seltsam gewesen, er hatte seine neue Crew kennengelernt. Sie alle trugen laut dem Drehbuch Namen, welche ihm aus seiner Kindheit mehr als bekannt waren, aber die neuen Gesichter zu diesen Namen waren in seinem Verstand einfach nicht mit ihnen zu vereinbaren gewesen. Er selbst war jedes Mal deutlich zusammengezuckt, wenn er von einem der Produzenten als Mr. Spock vorgestellt wurde. Auch wenn er die Verträge unterzeichnet hatte und das Drehbuch bereits auswendig gelernt hatte konnte er sich noch immer nicht daran gewöhnen, dass er von nun an Spock sein sollte. Schließlich wollten sie eine erste Testszene drehen und hatten ihn einfach in die Maske befördert. Er hatte das blaue Hemd übergezogen und beinahe schon in einem Tranceartigen Zustand beobachtet, wie aus Zachary Quinto mehr und mehr Commander Spock wurde. Lächelnd hatte der Maskenbildner ihm schließlich einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter gegeben und gemeint, er solle sich alle Zeit der Welt nehmen sich mit dem Vulkanier im Spiegel bekannt zu machen, die Aufnahmen würden erst in zwei Stunden beginnen. Man hatte es wohl auf Anraten seines Agenten für sicherer befunden ihm einige Zeit in seinem Kostüm zu geben, sodass er sich mit dem Außerirdischen vertraut machen konnte. Jedoch wollte das am Anfang einfach nicht gelingen, auch nach einer halben Stunde brachte er den einen Satz nicht über die Lippen. Normalerweise war er immer nach einigen Minuten in der Lage eine Verbindung zu seiner Rolle zu finden, es war sein Ritual sich selbst im Spiegel in die Augen zu sehen und zu sagen wer er jetzt war. „Ich bin Spock.“ Dieser Satz klang schon in seinem Kopf ziemlich schräg, er würde ihn garantiert nicht laut aussprechen. Ein Klopfen an der Tür ließ ihn zusammenfahren und noch während er geistesabwesend die Erlaubnis gab die Tür zu öffnen versuchte er erneut den Satz über die Lippen zu bringen. Es war nicht so, dass er sich nicht mit seiner Rolle verbunden fühlte, auf gewisse Art und Weise war er dieser Rolle wohl verbundener als jeder anderen, die er bisher gespielt hatte, es war einfach nur so, dass es für ihn falsch klang diesen Satz zu sagen. Auch wenn er diese Rolle unbedingt gewollt hatte, Spock war und würde immer ein anderer bleiben. Kurz schloss er frustriert die Augen nur um vor Schreck beinahe vom Stuhl zu fallen, als er sie wieder öffnete. Sein Besucher war direkt hinter seinen Stuhl getreten und stützte sich leicht auf der Lehne ab. Einen langen Augenblick lang erschien es ihm als würde die Zeit still stehen, als sie sich durch den Spiegel hindurch in die Augen sahen. Er in der Uniform, mit den typischen Augenbrauen und den markanten Ohren und der Mann, der nach außen hin auf den ersten Blick vollkommen menschlich war und doch erschien es Zachary, als könnte er dort in den Tiefen seiner Seelenspiegel noch mehr erkennen. Als würde dort hinter der menschlichen Fassaden tatsächlich ein Vulkanier leben, welcher sich entschlossen hatte den Körper mit seinem menschlichen Gefäß zu teilen. Noch immer sprach der langsam in die Jahre gekommene Schauspieler kein Wort, jedoch musste er das auch nicht, die zu einem stillen Vulkangruß erhobene Hand war Zeichen genug. Zögerlich erwiderte Zachary die Geste, was ihm ein breites Lächeln von Leonard und schließlich auch das Durchbrechen der Stille einbrachte. „Wie ich sehe bist du bereits vollkommen ein Vulkanier. Alles andere wird sich ergeben, keine Sorge.“ Diese vollkommene Zuversicht erschütterte Zacharys Empfindungen bis in die Grundfesten seines Seins. Schon den ganzen Tag über hatte er sich hier an diesem Ort fehl am Platz gefühlt, viel zu klein für diese Rolle und auch wenn niemand es laut ausgesprochen hatte, so hatte er dieselben Bedenken auch in den Augen vieler seiner Mitmenschen sehen können. Jetzt saß er hier, wusste noch immer nicht was er hier eigentlich sollte und was in drei Teufelsnamen ihn dazu getrieben hatte für diese Rolle zu unterschreiben und auf einmal kam er. Er hatte viel davon gehört, dass Leonard Nimoy ein sehr herzlicher, intelligenter Mensch sein sollte, welcher auch durchaus bereit war seine Meinung offen kundzutun. Genauso hatte er von dem sich hartnäckig haltenden Gerücht gehört, welches besagte, dass er die Eigenschaft des Vulkaniers übernommen hatte nicht zu lügen. War das dann also die Wahrheit? Er glaubte es, er wollte es so verzweifelt glauben. Die eben noch zu einem Gruß erhobene Hand kam sanft auf seiner Schulter zum Liegen und gab ihm einen aufmunternden Druck. „Versuch es nicht zu erzwingen, früher oder später wirst du wissen, wie du ihn spielen musst. Ich hatte am Anfang auch absolut keine Ahnung wie, ich wusste nur, dass ich es wollte und irgendwann hat sich dieser sturköpfige Vulkanier dazu entschlossen mir ein wenig entgegen zu kommen.“ Dieses Geständnis brachte Zachary zum Lächeln, während er sich sicher war, dass Leonard hören konnte, wie ihm ein Gebirgszug vom Herzen fiel. Leonard Nimoy glaubte an ihn und wer wäre er, dieses Vertrauen zu enttäuschen? Er würde zu Spock werden, nicht zu diesem Spock, aber zu einem anderen Spock und er würde gut sein in dem was er tat, auch wenn er sich noch immer nicht so sicher war, dass Star Trek ohne Spock-Prime wirklich funktionieren konnte. Jedoch schienen selbst die Produzenten sehr schnell erkannt zu haben – und das sogar noch bevor auch nur eine einzige Szene der Revival Filme gedreht wurde, dass Star Trek zwar gänzlich ohne Spock funktionieren konnte, jedoch niemals mit Spock und ohne Leonard Nimoy. Gab es Spock musste es zwangsläufig auch Leonard Nimoy geben, der spitzohrige Extraterrestrische war ohne seinen Schauspieler – seine andere Hälfte – einfach nicht derselbe. Zachary musste zugeben, dass es ein ausgesprochen cleverer Zug gewesen war Spock einfach zweimal existieren zu lassen. Den Fans zu zeigen, dass Leonard Nimoy ganz offensichtlich nichts dagegen hatte, dass ein Anderer die Rolle übernommen hatte. Zweifelsohne kannten seine Fans ihn gut genug, um zu wissen, dass er es nicht des Geldes wegen getan hatte und auch, dass er sich nicht hätte dazu hinreißen lassen, wenn er nicht zumindest neugierig darauf gewesen wäre, was sich aus dieser Idee die Filme neu aufzulegen entwickeln würde. In Anbetracht dessen, dass er nach dem ersten Film auch für den Zweiten zurückgekommen war konnte Zachary nicht anders, als die Mutmaßung anzustellen, dass sein Idol wohl ein gewisses Potenzial sah – in den Filmen und in der jüngeren Ausgabe seines außerirdischen Freundes. Seufzend legte er den Kopf in den Nacken, als im Nebenraum die Lichter gelöscht wurden und eine Tür zuschlug. Ganz offensichtlich hatte die Crew beschlossen ihn seinen Gedanken nachhängen zu lassen. Sie schienen schon den ganzen Tag zu merken, dass die Erkenntnis dessen, was dieser Film bedeutete langsam zu ihm durchdrang. Noch einmal fokussierte er sich auf die so vertrauten, markanten Gesichtszüge des vulkanischen Ersten Offiziers auf dem Bild, während seine Gedanken damit begannen zu eigentlich längst vergessenen Szenen abzudriften. Vor seinem geistigen Auge entstand noch einmal das Set aus dem ersten Film – das Set auf welchem er und Leonard für eine einzige Szene zusammengetroffen waren. Ein wenig erstaunte es ihn, dass sein Gehirn sich doch wirklich noch immer an jedes noch so winzige Detail erinnern konnte, während er doch bereits vergessen hatte, was er am Vortag zum Frühstück gegessen hatte. Manche Erinnerungen würden wohl für immer bleiben. „Vater!“ „Ich bin nicht unser Vater. Es gibt nur noch wenige Vulkanier, wir dürfen einander nicht ignorieren.“ Bei der Erinnerung an diese eine Szene, welche er mit ihm zusammen spielen durfte zupfte ein schwaches Lächeln an seinen Lippen, während seine Augen verräterisch zu brennen begannen. Gott wie sehr er sich vor diesem Moment gefürchtet hatte. Er hatte alles versucht um sich auf diesen Tag am Set vorzubereiten. Er hatte sogar Leonards Biografie noch einmal gelesen um besser zu verstehen, aber nichts von all dem hatte ihn auf das vorbereiten können, was in diesem Moment geschehen war. Beinahe hätte er seinen Text vergessen und diesen einen magischen Moment damit zerstört. Der Mann der dort auf ihn zukam war nicht mehr Leonard Nimoy, nicht mehr der Mann, welcher ihm als Mentor immer zur Seite gestanden hatte. Nein in diesem Augenblick traf er auf Spock persönlich. Das beinahe schon kindliche Erstaunen in seinen Augen war später seinem schauspielerischen Talent zugesprochen wurden, welches in dieser Szene gefordert wurde. Es wurde als das Talent angesehen die Überraschung des Vulkaniers zu verkörpern, als er auf sich selbst traf und doch war es doch in Wahrheit nur der kleine Junge, welcher vollkommen unvorbereitet auf diese eine außerirdische Lebensform traf, welch er so sehr verehrte. Vor ihm stand tatsächlich Spock. Ein lebender, atmender Spock. Die Andeutung einer hochgezogenen Augenbraue seines Gegenübers ließ ihm wieder bewusst werden, dass etwas von ihm erwartet wurde. Jetzt kam es darauf an, jetzt mehr als jemals zuvor und mehr als es in Zukunft jemals darauf ankommen würde, dass er seine Sache gut machte. „Warum hast du dann Kirk an Bord geschickt, wenn du mir die Wahrheit hättest erklären können?“ Für den Bruchteil einer Sekunde war er der Meinung gewesen es versaut zu haben, Spock jedoch reagierte perfekt – ja jetzt war Zachary sich vollkommen sicher: Leonard und Spock hatten die Magie gefunden, mit deren Hilfe sie Eins werden konnten. Beinahe hätte er gelächelt, nichts konnte schief gehen, nicht solange Leonard und Spock einander so intensiv festhielten. Er war sicher, niemand würde ihm am Ende des Tages sonderlich viel Aufmerksamkeit in dieser Szene zukommen lassen. Spock-Prime beanspruchte die Leinwand mit vollkommener Selbstverständlichkeit als sein Eigen, und er hatte damit vollkommen Recht. Dies war der einzig logische Weg. „Ihr ward aufeinander angewiesen. Ich wollte es euch nicht nehmen zu erkennen, wie viel ihr gemeinsam erreichen könnt. Eine gute Freundschaft, die euch beide kennzeichnen wird. Eine, die dir noch nicht klar sein kann.“ Ja auch er war jetzt in diesem Moment auf jemanden angewiesen und zwar auf den Vulkanier direkt vor seiner Nase und für einen kleinen Augenblick glaubte er, dass Leonard das sogar wahrgenommen hatte, er bewegte sich noch einmal ein kleines Stück mehr auf ihn zu, senkte den Kopf ein wenig weiter, um den Blickkontakt unter allen Umständen aufrecht zu erhalten. Gott, wie sehr er es sich doch wünschte, diesen Mann stolz zu machen. Das was er ihm da damals in der Maske anvertraut hatte war mehr als nur eine Rolle, dessen war er sich jetzt bewusst. Leonard hatte ihm einen Schlüssel zu einer Verbindung gegeben, welcher er sich bisher nicht bewusst gewesen war. Er selbst hatte diese Verbindung zu dem Vulkanier noch nicht entdeckt, aber er konnte sehen, dass Leonard und Spock-Prime sie hatten. Eines Tages würde er wissen, was diese Verbindung ausmachte und wenn er es erst auf seinem Sterbebett herausfinden würde, er wollte wissen, was es war, das den Mann vor ihm so unendlich selbstsicher und zufrieden machte – und er war sich sicher, dass ein gewisser grünblütiger Kobold einen nicht gerade geringen Anteil daran haben musste. Zachary konnte in diesem Moment eine Sehnsucht nach etwas spüren, von dem er selbst noch nicht so genau wusste was es eigentlich war, er wusste nur, dass es etwas mit der Verbindung von ihm zu seiner Rolle zu tun haben musste. Die Filmzuschauer sahen in diesem Moment wohl auch genau das, seine Neugier und seine – wenn auch gut verborgene - Sehnsucht. War es denn nun seine Neugier und seine Sehnsucht, oder gehörten diese Gefühle zu Spock? Er war sich dessen gar nicht mehr so sicher, seit er gesehen hatte, wie eng Leonard doch mit Spock beisammen war – vielleicht brachte diese Verbundenheit ja auch ihn und seinen Spock ein wenig näher zusammen? „Wie hast du ihn überzeugt dein Geheimnis zu wahren?“ Zachary musste sich eingestehen, dass er anstelle dieser Frage wohl eher die Frage danach gestellt hätte, wie Leonard es schaffte dem Vulkanier so nahe zu sein – aber Script war nun einmal Script. Ich bin Spock. Er war der Meinung gewesen – auch wenn er das Buch nichts desto trotz mindestens fünf Mal gelesen hatte – dass der Titel vielleicht doch ein wenig übertrieben, beinahe schon schizophren war. All diese Gedanken bereute er nun jedoch, sie waren die Lüge, der Titel des Buches war die Wahrheit. Er ist Spock – die Frage ist nur, wenn der Mann vor ihm Spock ist, wer ist er dann? Und was macht er eigentlich hier? Wieder drohten ihn die alten Selbstzweifel zu überfallen und das auch noch mitten in einer Szene. Immer und immer wieder, beinahe schon wie ein Mantra, wiederholte er die Worte, welche Leonard ihm ganz zu Beginn mit auf den Weg gegeben hatte. Er würde das schaffen, er hatte es sich selbst geschworen. Der Pakt mit sich selbst und der unausgesprochene Schwur Spock-Prime und Leonard nicht zu enttäuschen brachten seinen Kampfgeist zurück. Er hätte niemals damit gerechnet, dass diese Szene ihm so sehr an die Substanz gehen würde, wie sie es tat. Er hätte es niemals für möglich gehalten, dass ihm jemals eine Szene in einem Film so nahe gehen könnte – aber vielleicht sollte ihm ja auch genau das sagen, dass er sich wirklich auf dem richtigen Weg befand. Vielleicht würde die Richtung, die er eingeschlagen hatte, ihn wirklich eines Tages näher an den Außerirdischen heranführen, welchen er im Stillen so sehr bewunderte. „Er nahm an, dass es Paradoxa zu Folge hätte, die das Universum zerstören, wenn er sein Versprechen brechen sollte.“ „Du hast gelogen.“ „Oh – ich ähm – ich habe angedeutet.“ Auf diese Phrase hatte er sich gefreut. Der Gag schlechthin, der Vulkanier, welcher doch immer wieder betonte nicht lügen zu können fand doch auch immer wieder die schönsten Ausreden für die Verschleierung seiner Unwahrheiten. Leonard schien sogar wirklich überzeugt von der Antwort seiner vulkanischen anderen Hälfte und Zachary musste sich eingestehen, dass er mehr als geneigt war dem Vulkanier ebenfalls nichts anderes als vollen Glauben zu schenken. Er konnte das Zwinkern, den verräterischen Glanz in den Augen des Älteren sehen und er war sich ziemlich sicher, dass die Zuschauer des Filmes eben dieses Funkeln wahrnehmen würden. Die Freude, welche Leonard zu empfinden schien hier nach all diesen Jahren noch einmal mit Spock vereint zu sein, noch einmal in der Lage zu sein sich ganz und gar auf den Vulkanier einzulassen und dabei die eigene Verwandlung mitzuerleben. Als die Szene geschrieben wurde waren Proteste aufgekommen, dass es nicht gut sei Spock-Prime so viele Gefühle zuzusprechen, aber jetzt und hier waren diese Gefühle perfekt. Sie passten zu Leonard, sie passten zu dieser Szene – und am wohl wichtigsten: sie passten zu Spock. „Ein Wagnis?“ „Ein Vertrauensbeweis – von dem ich hoffe, dass du ihn bei der Sternenflotte wiederholen wirst.“ Er klang so –menschlich. Nein noch immer konnte er es sehen, die Erhabenheit, die Logik und doch schien es als habe Spock sich verändert, als sei er in den Jahren in denen er zusammen mit Leonard gealtert war menschlicher geworden, als habe er sich mehr und mehr mit seiner menschlichen Abstammung – der menschlichen Seite seines Seins – abgefunden und beinahe schon ausgesöhnt. Die Produzenten waren misstrauisch gewesen, waren gegen diese Veränderung des eigentlich doch so stabilen Charakters, aber sie wurden ausgebremst. Mit einem einzigen Satz waren sie dazu gebracht wurden all ihre Bedenken hinten anzustellen: Es ist logisch. Spock war immer auch zur Hälfte ein Mensch. Er ist gealtert, er ist gereift. Spock hat die einfache Schlussfolgerung gezogen, dass es weder logisch noch möglich wäre seine menschliche Abstammung zu negieren. „Angesichts der Auslöschung ist es nur logisch, dass ich meinen Dienst bei der Sternenflotte quittiere und mein Volk unterstütze.“ Er hingegen – gefangen im Kopf eines jungen Spock – war die Logik in Person. Es gab nichts anderes als die Logik. Er musste logisch und vollkommen objektiv bleiben, um diese Rolle, so wie sie vorgesehen war, auszufüllen. Er war die Logik, der Spock vor ihm war um so viele Jahre, so viele Erfahrungen reicher. Er hatte die Zeit gehabt zu erkennen, dass die menschliche Seite seines Seins keine Bürde, keine Schande, sondern eine Bereicherung sein konnte. Er hatte verstanden seine Logik und seine Emotionen miteinander zu verbinden. Ganz offensichtlich hatten Leonard und Spock dieses Geheimnis gemeinsam aufgedeckt in all den Jahren, die sie gemeinsam verbracht hatten. Leonard hatte von Spock gelernt logischer und beherrschter zu sein, Spock von Leonard genau das Gegenteil – Emotionen zuzulassen, wenn diese ihm logisch erschienen. „Und doch kannst du gleichzeitig an zwei Orten sein. Ich rate dir dringend: bleibe bei der Sternenflotte! Ich habe bereits einen geeigneten Planten für eine Kolonie entdeckt. Spock – tu dir in diesem Falle selber einen Gefallen: vergiss doch einfach die Logik. Folge deinem Herzen.“ Der logische Ansatz dieser letzten Sätze und doch zur selben Zeit diese Emotionalität in diesen Worten hätten ihn beinahe dazu gebracht vollkommen aus seiner Rolle zu fallen. Natürlich hatte er das Script vorher gelesen – mehr als einmal, aber er war nicht darauf vorbereitet gewesen, welchen Einfluss es auf seine Emotionen haben würde. Der Spock, den er aus seiner Kindheit kannte war niemals emotional gewesen- auch nicht emotional kompromittiert, und wenn doch dann aufgrund äußerer Einflüsse. Leonard Nimoy im Kontrast dazu war ein sehr emotionaler Mensch. Der Gesunde Gegensatz zu dem spitzohrigen Außerirdischen eben. Dieser eine Satz jedoch kam eindeutig von dem Vulkanier, er konnte es in den Augen seines Gegenübers sehen, es war nicht Leonard der das sagte, es war Spock. Vergiss die Logik, folge deinem Herzen. In diesem Moment hatte Zachary diesen Satz in seinem Herzen eingeschlossen und ihn in sein Gehirn gebrannt, er würde ihn nicht mehr vergessen, nicht diesen Satz und nicht diesen Moment. Spock und Leonard hatten ihre Einheit gefunden und viel mehr noch: sie waren glücklich, beide im selben Augenblick und wenn es so etwas, wie eine Gedankenverschmelzung wirklich gegeben hätte, so war Zachary sich sicher, dass auch ihre Gedanken in diesem Moment dieselben waren. Vielleicht waren Spock und Leonard schon lange vor diesem Tag eine Einheit geworden, aber es war das Erste – und leider auch das einzige Mal, dass Zachary Zeuge dieser magischen Verbindung wurde. Dann wandte Leonard ihm – ganz wie das Drehbuch es verlangte – für einen kurzen Moment den Rücken zu. Kurz war die Magie gebrochen, dann sah er ihm wieder in die Augen und Zachary konnte noch etwas ganz anderes spüren. „Da mein üblicher Abschiedsgruß seltsam eigennützig erscheinen würde, werde ich nur sagen: Viel Glück.“ Und auf einmal konnte er sie beide sehen, war es bisher Spock gewesen, welcher vor ihm gestanden hatte, so konnte er nun auch Leonard sehen. So etwas hätte er nie für möglich gehalten. Dass ein Schauspieler mit seiner Rolle so sehr eine Einheit ergeben konnte, dass man den Schauspieler von der Figur nicht mehr unterscheiden konnte war wohl die Krone ihres Handwerkes, aber was war dann das hier? Sie waren beide da, in demselben Körper, in demselben Moment und mit derselben Stimme sprachen sie zu ihm und auch wenn das Drehbuch in diesem Augenblick von ihm noch einen Text erwartet hätte – was glücklicherweise nicht der Fall war – so wäre er nicht in der Lage gewesen weiter zu spielen. Schon zu diesem Zeitpunkt klang es endgültig, als wüssten sowohl Leonard als auch Spock, dass es an der Zeit war das Zepter aus der Hand zu geben, Als wüssten sie bereits, dass dies ihr wohl letzter wirklicher Auftritt in diesem Universum sein würde, welches sie erst zueinander geführt hatte. Vielleicht war ihnen schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass ihre letzte Reise nicht mehr allzu weit entfernt lag, dass es nun bald Spock sein würde, welcher Leonard den Weg zeigen müsste und nicht mehr andersherum – er schließlich hatte dem Tode schon einmal ins Auge geblickt, er wusste, was kommen würde. Zachary konnte nichts dagegen tun, wenn er jetzt hier saß und diese Szene in seinem Kopf noch einmal Review passieren ließ konnte er es herauslesen, das was Leonard und Spock eigentlich hatten sagen wollen. Zu ihren Fans, ihrer Crew und ihrer Enterprise. Er hatte ihm viel Glück gewünscht, er war noch immer der Meinung gewesen, dass er dieser Rolle eines Tages gewachsen sein würde und wer weiß? Vielleicht würde er sich eines Tages dem Vulkanier tatsächlich ein wenig näher fühlen, als er es bisher tat? Vielleicht würde er eines Tages sehen können, was Leonard und Spock verbunden hatte. Vielleicht würde er mit dem alternativen – mit seinem Spock eines Tages eine ganz ähnliche Verbundenheit erfahren dürfen. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Leonard und Spock-Prime jedoch hatten auch den Weg für ihren Abschied bereitet, nicht ganz so, wie die Produzenten es gern gehabt hätten, aber wen kümmerte das schon? Die Produzenten hatten einen Weg gesucht den Fans zu versichern, dass niemand Spock-Prime und die eigentliche Crew der Enterprise vergessen hatte, dass sie noch immer da waren, auch wenn sie für die neuen Filme verjüngt und ersetzt wurden. Sie wollten ein Happy ever after für die Fangemeinde konzipieren. Spock-Prime und Leonard Nimoy schienen noch einen ganz anderen Plan zu verfolgen: natürlich hatten sie sich an das vorgegebene Drehbuch gehalten, aber irgendwo verborgen unter den vorgegebenen Worten war etwas anderes zum Vorschein gekommen, etwas von dem sich Zachary bis heute nicht bewusste gewesen war, dass er ein Teil dessen gewesen war. Jetzt am Set zum neuen Film, am Ende seiner letzten Szene und am Ende der letzten Hommage an sein Idol wurde ihm die ganze Tragweite dieser Szene bewusst. Es war ein Abschied gewesen. Friede und langes Leben. Im Kontext wäre dieser Satz wohl tatsächlich seltsam eigennützig gewesen, im Gesamtbild für Leonard und Spock wohl falsch. Die beiden mussten sich zu diesem Zeitpunkt schon bewusst gewesen sein, dass sie sich das nicht mehr selbst wünschen konnten. Sie hatten ein langes Leben ihn Wohlstand und Frieden geführt, der nächsten Generation galt es nun das Glück zu wünschen selbst einen Weg zu finden diese Ziele zu erreichen. Es wäre nicht logisch gewesen ihnen etwas anderes mitzugeben, sie brauchten ein wenig Glück, um ihre Chancen richtig zu ergreifen und es sich – durch diese Szene impliziert – selbst zu wünschen wäre falsch. Ihre Reise war beinahe an ihrem Ende angekommen, als Leonard zugestimmt hatte noch einmal eine Gastrolle in der Serie, in den Filmen zu übernehmen, die ihn auf gewisse Art und Weise definiert hatten. Zachary konnte nicht anders als zu Lächeln, trotz der Tränen, welche ihm über die Wangen rannen. Zu Beginn des Drehs, als er das erste Mal das Drehbuch für Beyond gelesen hatte war es ihm ähnlich ergangen. Er hatte geweint, weil er wusste, dass dies hier nun der endgültige Abschied von seinem Idol werden würde, dass nun nach Leonard auch Spock-Prime endgültig zu Grabe getragen werden würde. Es war logisch. Sie konnten Spock-Prime nicht dort draußen weiter existieren lassen, während Leonard doch nicht mehr in dieser Welt war, sie mussten ihn gehen lassen. Zachary musste Abschied nehmen, vom Helden seiner Kindheit, der Quelle seiner Inspiration und dem Grund aus dem er heute hier saß. Vorsichtig wischte er über das Bild in seinen Händen, nachdem eine seiner Tränen doch tatsächlich das Gesicht des eigentlichen Vulkaniers getroffen hatte. Nein, das hier war kein Abschied. Den Abschied hatten Spock-Prime und Leonard selbst vorgenommen. Sie selbst hatten den Moment und die Art dafür gewählt – und sie hatten gewusst, dass es vielen vielleicht gar nicht auffallen würde. Gerade weil sie nach dieser einen Szene noch einmal auf der Bildfläche erschienen waren brauchte es sehr viel Feingefühl um zu erkennen, dass dies an sich eigentlich schon nur noch ein Echo gewesen war. Sie waren dort auf dem Schirm der Enterprise schon nicht mehr wirklich bei ihnen gewesen. Wahrscheinlich hatte Spock-Prime zu diesem Zeitpunkt schon begonnen alles auf ihre letzte gemeinsame Reise vorzubereiten. Es klang wahrscheinlich ziemlich verrückt – und Zachary musste sich eingestehen, dass er selbst seine Gedanken ein wenig verrückt fand, aber es war eine zu tröstliche Vorstellung, als das er sie als Fantasie abgetan hätte. Leonard war am Ende seiner Zeit auf dieser Erde angelangt und während jeder andere Mensch dazu verdammt war allein auf eine letzte Reise ins Ungewisse aufzubrechen, so war er doch nie allein gewesen. Spock musste gewusst haben was geschah, was er tat. Er war bei Leonard geblieben, als die Welt die er kannte zum letzten Mal vor seinen Augen verblasst war. Leonard Nimoy war Spock und Spock war Leonard Nimoy. Sie waren es immer gewesen und sie würden es immer sein. Nun da ihre Aufgabe in dieser Welt und in dieser Zeit beendet war wurde es Zeit weiter zu gehen. Zachary war sich sicher, dass die beiden einfach schweigend, in einem logischen und emotionalen Gleichgewicht zueinander diese Welt verlassen hatten um nach Vulkan zurück zu kehren. Sie waren von dieser Welt verschwunden, aber irgendwo dort draußen gab es andere Zeitlinien, andere Welten, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hatte. Leonard Nimoy würde wohl der Erste sein, der an der Seite eines Vulkaniers in diese Welten vordrang und wer weiß? Vielleicht würden sie ihn eines Tages wieder sehen, stoisch, gelassen, vollkommen logisch und doch mit gut behüteten Emotionen hinter diesen dunklen Seelenspiegeln. Seufzend ließ Zachary das Bild der einstigen Enterprise Crew in seiner Tasche verschwinden, während er die Ohren abnahm und sein blaues Uniformshemd unter seinem weiten Mantel verbarg. Das Studio war bereits still geworden und beinahe alle Lichter erloschen, auch er sollte sich auf den Heimweg machen, im Gegensatz zu Leonard und Spock-Prime war seine Reise nämlich noch nicht am Ende, mit einem Lächeln bedachte er die Ohren des Vulkaniers vor sich auf dem Tisch: nein seine Reise hatte gerade erst begonnen und eines Tages würde vielleicht auch er diese Welt verlassen und dabei nicht so allein sein, wie es den Menschen vorherbestimmt war. Vielleicht würde auch ihn einen Vulkanier auf die Reise in Welten begleiten, die niemals ein Mensch zuvor gesehen hatte. Live long and prosper. Put aside logic, do what feels right! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)