Du bist ich und ich bin du von Kalihana (nach einer wahren Geschichte) ================================================================================ Kapitel 3: Atemu - 1 -------------------- Ich war wach. Kein Alptraum aus dem ich erwachte, kein Schrei, der mich aus dem Schlaf riss. Keiner der Bediensteten rief etwas. Ich war einfach wach. Erschrocken sah ich auf das, was ich dort im Arm hielt. Es war so warm und… feucht! Verdattert suchte ich im Zwielicht des Morgengrauens nach dem Grund. Sie hatte geweint. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, küsste ich die Spur der Tränen nach, wischte sie sanft fort. Mit einem leisen Seufzer bewegte sie sich in meinen Armen, doch sie wachte nicht auf. Welch seltsames Geschöpf sie doch war. Gleich im ersten Moment hatte sie mich verzaubert. Ihre wunderschönen blau-grünen Augen, die wie das Meer glitzerten, ihre Haare, die im Wind spielten. Gedankenverloren streichelte ich ihren Kopf. Noch nie hatte ich so für Jemanden empfunden. So bedingungslos. Immerhin kannte ich sie nicht. Sie war Jonos kleine Schwester, was bedeutete, sie war ein Teil der Vergangenheit über die Jono nicht sprach. Demnach kam sie aus Oberägypten. Das Brandzeichen an ihrer Hüfte richtig deutend, muss sie zum Königshaus gehören, jedoch die einzigen Frauen, die es dort gab, die ihrem Alter entsprechen würden, waren drei Schwestern, Drillinge, die vor drei oder vier Jahren gestorben sein sollen. Ob sie wohl eine der Drei war? Wie waren nochmal die Namen? Verzweifelt suchte ich in meinen Gedankengängen, bekam sie allerdings nicht mehr ganz zusammen. Ihre Anwesenheit machte mich nervös. Der Geruch ihres Haares, das leise Atmen. Sie war so zerbrechlich und gleichzeitig so weich. Die Sonne stieg immer weiter, läutete unerbittlich den neuen Tag ein. Ich würde sie loslassen müssen. Kaum hatte ich es gedacht, schwang die Tür auf und Sani kam herein. Sofort fing sie an zu reden, doch mit einer Geste brachte ich sie zum Schweigen. Bedeutungsvoll zeigte ich auf Meain. Sie verstand sofort. Abrupt drehte sie sich wieder um, lehnte die Tür allerdings nur hinter sich an. Lächelnd quittierte ich, dass sie wohl lauschen wollte. Lautlos entzog ich mich dem lieblichen Körper, der dort so zart und unschuldig in meinem Bett lag. „Was kann so wichtig sein?“, herrschte ich Sani an. Diese wiederrum zuckte nicht einmal mit der Wimper. Sie hatte tatsächlich kaum mehr Respekt vor mir. „Mein Pharao, ich kann es einfach nicht fassen. Sie ist eine Kriminelle!“ Genervt verdrehte ich die Augen. „Sie ist Jonos Schwester.“ „Wie genau macht es das jetzt besser?“ Zornig blickte ich sie an. Zwar war sie nur einen halben Kopf kleiner, als ich, doch oft genug reichte es aus, um sie zum Schweigen zu bringen. Sani und ich waren zusammen aufgewachsen, wenngleich sie gut ein Jahr jünger war, als ich. „Sanililoleih, wage es nicht meine Entscheidungen in Frage zu stellen.“ Sauer zogen sich ihre Augen zu Schlitzen, doch sie sagte kein Wort mehr. „Was steht heute auf der Tagesordnung?“, fragte ich genervt. Patzig gab sie zurück: „Bin ich dein Kalender? Frag Mahado, der sollte dir Auskunft geben können.“ „Warum hast du mich dann geweckt?“ Leicht röteten sich ihre Wangen, als sie stur in eine andere Richtung blickte. „Um dich zu beruhigen: Es ist nichts passiert. Sie war viel zu erschöpft. Ich werde heute Abend in Ruhe mit ihr sprechen.“ „Du willst sie heute Nacht nochmal bei dir haben?“ „Sani!“ „Ja, ja. Ist ja schon gut. Soll ich eine Wache abstellen, damit sie nichts klaut?“ „Ehrlich gesagt, wenn du schon fragst, solltest du es selber tun, denkst du nicht auch?“ Unruhig knurrte sie. „Das kann auch einer der Wachen tun.“ „Nicht, wenn ich ihr das Elementarband abgenommen habe.“ „DU HAST WAS?!“ Mit offenem Mund und schreckgeweiteten Augen starrte sie mich an. „Du bist wahnsinnig geworden“, konstatierte sie. Mit einem Lächeln ließ ich meine Schultern hochschnellen, um ihr zu sagen, dass ich es auch nicht genau wüsste. „Du bist doch die größte Wassermagierin. Sie ist allem Anschein nach eine Elementarmagierin. Zumindest Erde und Wasser scheint sie beherrschen zu können.“ „Stimmt, woher sie das wohl kann?“ „Ich vermute, dass sie eine trainierte Meuchelmörderin ist.“ Blinzelnd, ungläubig schaute Sani mich an. „Hast du Fieber? Hat sie dir vielleicht doch irgendetwas getan?“ „Nein“, dachte dabei an die Tränen, dachte an ihre Stimme, wie sie nach meiner Umarmung verlangte. „Sie hat mir nichts getan. Sie scheint ganz zutraulich zu sein. Eher wie eine Rose. Wunderhübsch, aber mit Dornen.“ „Du findest sie schön?“ „Warum denn nicht?“ Murrend murmelte sie etwas, das ich nicht verstand. Nun waren wir vor dem Thronsaal angelangt: „Nun, Sani, ich möchte, dass du sie heute beschützt. Mein Gefühl sagt mir, dass sie Probleme anzieht.“ „Dafür brauch ich kein Gefühl, dass eine Diebin und Zechenprellerin Unheil hervorruft.“ „Jetzt geh, bitte!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)