Schwarzer Komet von Yosephia (Drachengesang und Sternentanz - Teil 1) ================================================================================ Kapitel 31: Der Pfad, der sich durch die Informationen schlängelt ----------------------------------------------------------------- Ein rücksichtsloses Klopfen riss Levy aus dem Schlaf und sie brauchte einige Herzschläge, um sich daran zu erinnern, wo sie sich befand. Sie war nicht in ihrem gemütlichen, kleinen Herbergszimmer in Crocus, sondern in einem Gästequartier des Sandpalasts in Sabertooth. Sie war in der Stillen Wüste, viele Tagesreisen von ihrem sicheren Zuhause entfernt, getrennt von ihren Freunden und seit Tagen damit beschäftigt, die Bibliotheken von Sabertooth nach Hinweisen über die Dämonen von Tartaros zu durchforsten. Im zweiten Bett des Raumes hörte sie Juvia leise stöhnen und mit den Laken rascheln. Erst als die Tür zur Kammer geöffnet wurde und Laternenlicht hinein flutete, wurde Levy bewusst, dass es tatsächlich noch dunkel war. Vom Fenster her drangen noch nicht die geschäftigen Großstadtgeräusche des Tages herein. Es konnte nicht viel Zeit vergangen sein, seit Levy sich nach einem reichlich verspäteten Abendessen und nur auf Juvias Drängen hin ins Bett gelegt hatte. Sie spürte selbst jetzt noch die Rückenschmerzen vom ewig langen Brüten über alten Büchern. Und sie konnte sich nicht einmal erinnern, geträumt zu haben – dabei wurde sie dieser Tage ständig von Alpträumen geplagt. Langsam richtete sie sich auf und blickte zur Tür. Vor dem Licht der Öllampen, die zu beiden Seiten jeder Tür angebracht waren, hob sich Dobengals hagere Gestalt ab. Die Gesichtszüge des Assassinen lagen im Schatten, aber Levy war sich sicher, dass sie so ungerührt wie immer aussahen. „Ihr müsst in den Beratungsraum kommen“, sagte er, ohne sich an einer Entschuldigung dafür aufzuhalten, dass er sie geweckt hatte. „Mysdroy ist mit Nachrichten von der Front zurück.“ Levy war selbst verblüfft, wie schnell sie es auf einmal aus dem Bett schaffte, aber allein die Hoffnung, endlich Nachricht von zumindest einigen ihrer Freunde zu erhalten, beflügelte sie regelrecht. Seit Tagen hatte sie darauf gewartet, auch wenn sie sich selbst immer wieder ermahnt hatte, dass alle Gruppen wohl noch unterwegs waren – immerhin war die Stille Wüste ein riesiges Areal und unwegsam noch dazu, bis man hier sein Ziel erreichte, dauerte es noch länger als im Rest von Fiore bei gleicher Entfernung. Allerdings war es schwer, sich selbst mit Vernunft zu beruhigen, wenn sie doch gleichzeitig die Berichte über die Dämonen von Tartaros las. Mittlerweile hatte sie einen kleinen Stapel an Berichten und Legenden angesammelt, die sie alle auf Tartaros zurück führen konnte. In einigen davon wurden sie nicht namentlich genannt, aber aufgrund der Beschreibungen war es ihr doch möglich gewesen, sie zu zuordnen. Neben Jackal, dem Feuerdämon, der sich wahrscheinlich immer noch irgendwo hier in der Nähe oder womöglich sogar direkt in der Stadt aufhalten musste – ein Gedanke, der Levy mit jedem Tag mehr beunruhigte –, hatte Levy zwei weitere Dämonen benennen können: Zum einen war da ein Erdkoloss namens Ezel und zum anderen ein Tiefseedämon namens Torafuzar. Beide hatten damals Sternklang mit Erdbeben und Überschwemmungen vernichtet, die legendäre Hauptstadt der Geister, die nach dem Tod des Königs im Chaos versunken war. Während des daran anschließenden letzten Geisterkriegs, bei dem es nur noch darum gegangen war, so viele Geister wie möglich zu vernichten – während die Geister verzweifelt versucht hatten, so viele wie möglich zu retten –, schienen sich zudem auch einige niedere Dämonen Tartaros angeschlossen zu haben. Zumindest war während der Golemkriege ein paar Mal ein Windteufel mit von der Partie gewesen, der vorher nie aufgetaucht war… Alles in allem halfen diese Informationen jedoch kaum weiter. Was Levy verzweifelt suchte, war eine Information darüber, wie damals die anderen Dämonenbruthöhlen vernichtet worden waren, aber bislang hatte sie genau dazu keinerlei genauere Aufzeichnungen gefunden. Sie hatte lediglich einen Augenzeugenbericht von jemandem gelesen, der aus der Ferne beobachtet hatte, wie seine Kampfgefährten gegen eine Bruthöhle vorgegangen waren. Was sie gemacht hatten, hatte er nicht erkennen können, aber auf einmal hätte sich die Höhle zuerst verkrampft und sei dann wie von einem inneren Druck zerfetzt worden und hätte dabei so giftige Gase ausgestoßen, dass keiner der Gefährten des Zeugen lange genug überlebt hatte, um Genaueres berichten zu können. Levy hatte diese Informationen bereits mit Rufus geteilt, aber der Magier hatte erklärt, dass er derzeit keine Möglichkeit hätte, um Sting und Rogue zu warnen, da Lector und Frosch noch nicht wieder zurück waren. Noch etwas, das Levy bereits seit drei Tagen fürchterliche Sorgen bereitete. Da war es wenig hilfreich, dass sich Lokes Zustand nur schleppend verbesserte, seit das Heilmittel, das sie von Natsu bekommen hatten, aufgebraucht war. Umso mehr hoffte Levy jetzt endlich auf gute Nachrichten! Sie schlüpfte blindlings in ihre Schnürschuhe und griff nach ihrem Band, um sich die Haare aus der Stirn zu halten. Juvia hielt sich nicht mit Schuhen und Haaren auf, sondern zog sich nur ihre Pluderhosen an. Levy war dankbar um ihr längeres Nachthemd und ließ ihre eigenen Pluderhosen liegen. Sie griff noch nach ihrem Notizbuch, dann verließ sie mit Juvia die Kammer und stieg die Treppe hinunter in den Sahn, um dann in den Gang einzutauchen, der aus dem Gästekomplex heraus führte. Dobengal hatte nicht auf die beiden Frauen gewartet, sondern war schon in den Beratungsraum voraus gegangen, aber sie kannten den Weg auch so schon, denn Rufus hatte sie in den vergangenen Tagen mehrmals in seinen strategischen Überlegungen einbezogen, die er mit Dobengal zusammen leitete, um den Feuerdämon Jackal ausfindig zu machen. Im Beratungsraum warteten bereits Rufus und Mysdroy. Dem blonden Magier war nicht anzusehen, ob er genauso abrupt wie Levy und Juvia geweckt worden war oder ob er noch gar nicht im Bett gewesen war. Seine Miene war hochkonzentriert, während er verfolgte, wie der alternde Exceed Mysdroy auf eine Karte des Gebiets von Jadestadt, die auf dem Tisch ausgebreitet worden war, strategische Anmerkungen setzte. Dobengal saß mit undeutbarer Miene falsch herum auf einem Stuhl und stützte das Kinn auf der Rückenlehne ab. Als Levy und Juvia herein hasteten, blickten nur Rufus und Mysdroy auf und nickten ihnen zu. Levy musste sich eine gleichartige Erwiderung geradezu abringen, Juvia jedoch platzte gleich mit der Frage heraus, die ihnen Beiden so sehr zu schaffen machte: „Wie geht es unseren Freunden?“ „Meister Dragneel und Meister Fullbuster sind wohlauf, sein Bruder und die Assassine haben sich vermutlich erfolgreich in Jadestadt eingeschlichen“, brummte der Exceed offensichtlich ungehalten ob dieser hektischen und formlosen Begrüßung. „Lyon und Meredy sind in Jadestadt? Bei diesen Dämonen?“, hauchte Levy entsetzt und ihr wurde eiskalt zumute, während sie sich ausmalte, gegen welchen der Dämonen, deren Identität sie bereits heraus gefunden hatte, ihre Freunde wahrscheinlich antreten mussten. Lyon war ein starker Magier, aber konnte er unter den hiesigen für ihn so ungewohnten Wetterbedingungen mit seiner Eismagie zum Beispiel gegen Ezel bestehen...? „Genau das sagte ich gerade“, erwiderte Mysdroy schroff. „Meister, lasst Nachsicht walten. Levy und Juvia sind in Sorge“, sagte Rufus respektvoll und bedeutete den beiden Frauen, an den Tisch zu treten. „Wir sind alle in Sorge. Es geht in diesem Krieg um das Überleben der Menschen in der Stillen Wüste“, war die ungnädige Antwort. „Wenn Einzelne nicht mehr wichtig sind, ist das Volk es auch nicht“, murmelte Dobengal. Überrascht riss Levy die Augen auf. Ausgerechnet von Dobengal ein Zitat aus dem Manifest des Lebens zu hören – jener Denkschrift, mit der die Unsterbliche Kaiserin vor so langer Zeit ihre Absicht eines kontinentalen Bundes aller Fürstentümer und Freien Städte verkündet hatte –, hätte sie wirklich nicht erwartet. Bisher hatte sie nicht den Eindruck gehabt, dass er sich um solcherlei kümmerte. Sie war sich nicht einmal sicher, ob Dobengal sich jemals damit abgegeben hatte, Lesen und Schreiben zu lernen. Für die Ausübung seiner Pflichten war er ja nicht zwangsläufig darauf angewiesen. Auch Rufus sah seinen Kameraden mit hochgezogenen Augenbrauen an. Anscheinend war das selbst für ihn eine Überraschung. Mysdroy verzog mürrisch das Gesicht. „Woher kennst du die Worte der Kaiserin?“ „Von einer Freundin. Aus einer vergangenen Zeit…“ Der Assassine zuckte mit den Schultern. „Erzähl’ weiter, Mysdroy.“ Die respektlose Anrede gefiel dem Exceed offensichtlich nicht im Geringsten. Er brummte unwillig und richtete dann seinen Blick auf Levy. „Ihre Fürstliche Hoheit ist in der Schlacht einem der Dämonen von Tartaros begegnet. Gemeinsam mit Meister Dragneel und Meister Fullbuster ist es ihr gelungen, ihn nieder zu strecken. Vor seinem Ableben hat er seinen Namen genannt und den desjenigen, der anscheinend der Herr von Tartaros ist. Zusätzlich zu meinem Frontbericht trug Ihre Fürstliche Hoheit mir auf, Euch die Namen zu nennen, in der Hoffnung, dass Euch das bei Euren Recherchen dienlich sein wird.“ Levy nickte fahrig und trat an den Tisch, um ihr Notizbuch aufzuklappen und nach einem der Kohlenstückchen zu greifen, die für Markierungen auf der Karte in einer kleinen Schale bereit lagen. „Wie lauten die Namen?“ „Der Besiegte hieß Franmalth. Er bezeichnete sich selbst als einen der Niedrigsten in den Reihen von Tartaros.“ Eilig aber ordentlich schrieb Levy den Namen neben die kurze Liste der Namen, die sie bisher gefunden hatte. Er war ihr im Zusammenhang mit Tartaros neu, aber sie hatte in einer Abhandlung über Zyklopen etwas über ihn gelesen. Dieser Dämonenstamm hatte sich lange Zeit im Südwesten Fiores herum getrieben und immer wieder Dörfer überfallen, bis er eines Tages, wie vom Erdboden verschluckt, verschwunden war. Gut möglich, dass das genau zur selben Zeit geschehen war, in der auch Tartaros von der Bildfläche verschwunden war, aber das war jetzt wohl nicht mehr relevant. „Und der andere?“, fragte Levy und strich sich nervös eine Haarsträhne zurück. „Der Herr von Tartaros heißt diesem Franmalth zufolge Mard Geer.“ Heftig zuckte sie zusammen und machte versehentlich einen fetten Strich durch ihre Namensliste. „Levy, was ist los?“, fragte Juvia und legte ihr behutsam eine Hand auf die Schulter. Die Magistra zwang sich, tief durchzuatmen. Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Nach allem, was sie in den letzten Tagen bereits erlebt und erfahren hatte, hätte sie nicht für möglich gehalten, dass es noch etwas gab, was sie derartig schocken konnte, aber das… „Levy, Ihr kennt den Namen, nicht wahr?“, fragte Rufus ruhig. Zaghaft nickte sie zur Antwort. Ein schier übermächtiges Zittern erfasste ihren Körper. „Stecken wir in der Klemme?“, mischte Dobengal sich mit immer noch unbewegter Miene ein. „Ich… ich weiß nicht, ob es die Dinge tatsächlich schlimmer macht, aber Lucy muss davon erfahren“, krächzte Levy und legte das Kohlestück beiseite, um ihre Hände aneinander zu reiben. „Das ist… monströs…“ „Inwiefern?“ Rufus’ Stirn legte sich in nachdenkliche Falten. „Mard Geer ist eine der zentralen Gestalten, wenn man die Geschichte der Geister studiert“, erklärte Levy leise und senkte den Blick zu Boden, damit keiner der Anwesenden die Tränen der Angst in ihren Augen schimmern sah. „Er ist der Große Verräter, der Todfeind aller Geister. Wenn ein Geist sich eines schweren Verbrechens schuldig gemacht hat, ereilt ihn der Fluch des Mard Geer…“ „Klingt, als wären die Geister ganz schön nachtragend“, stellte Dobengal trocken fest. Levy schüttelte schwach den Kopf. Nur mit äußerster Mühe widerstand sie dem Drang, sich über die Augen zu wischen. „Ich kann es nicht richtig erklären. Das ist für Geister ein wahnsinnig heikles Thema. Mard Geer hat den Bruderkrieg beendet und die Geister von einer machtvollen, blühenden Hochkultur in ein Volk der Versklavten und Gejagten verwandelt. Seinetwegen sieht das Kargland heute so aus.“ „Oha, der war ja ganz schön beschäftigt.“ Seiner trockenen Worte zum Trotz wirkte sogar Dobengal beunruhigt. Mysdroys Fell war gesträubt und Juvia zitterte neben Levy. „Was hat er getan?“, fragte Rufus mit gedämpfter Stimme. „Und was bedeutet das für den Krieg?“ Bevor Levy antworten konnte, erklangen am Ende des Flures laute Proteste, ehe drei Exceed in den Beratungsraum geflogen kamen. Happy, Lector und Frosch sahen reichlich müde aus, aber Levy atmete erleichtert aus. Hastig wischte sie sich nun doch über die Augen und eilte den Exceed entgegen. „Happy, Lector, Frosch! Wir brauchen eure Hilfe! Ihr müsst zu Zirkonis’ Höhle fliegen und Lucy warnen!“ „Aye, ist Lucy in Gefahr?“, fragte Happy sofort sorgenvoll. „Ja, nein… ich weiß es nicht!“ Levy traten noch mehr Tränen in die Augen. In was war sie bloß hinein geraten? Sie sollte jetzt in Crocus an ihrer Doktorarbeit sitzen. Sie sollte nicht hier sein und solche Fragen beantworten müssen! Zierliche Hände auf ihren Schultern ließen sie den Blick heben. Juvia stand hinter ihr und nickte ihr aufmunternd zu. „Juvia vertraut deinem Urteil. Lucy sollte gewarnt werden, wer der Feind ist.“ „Wenn jetzt die Geister so stark involviert sind, ist das wohl tatsächlich besser“, ließ sich auch Rufus vernehmen. „Herrin Heartfilia wird gewiss beurteilen können, was zu tun ist. Außerdem sollten wir ihr und den Klauen Eure gesammelten Informationen über die Dämonenbruthöhlen zukommen lassen.“ Dieser vermaledeite Krieg war Levy so furchtbar egal! Alles, woran sie denken konnte, war, dass ihre beste Freundin wahrscheinlich schon wieder in Lebensgefahr schwebte… Aber sie schluckte alle Klagen herunter und nickte nur matt, ehe sie zu den drei jungen Exceed blickte. „Sagt Lucy, dass der Feind vom Königsmörder angeführt wird…“ Während eines Einführungskurses in die Dämonologie hatte Lucy sich auch mit Wolfsdämonen beschäftigt. Das Bild, das ihr dabei vorgelegt worden war, war sehr negativ belastet, wenngleich kein noch so scharfer Wolfshetzer es jemals zu leugnen vermocht hätte, dass die Wolfsdämonen sich seit jeher aus den großen Konflikten in Fiores Geschichte heraus gehalten hatte. Heroische Gestalten aus ihren Reihen wie den Extalia-Kriegshelden General Wolfheim versuchten die Wolfshetzer meistens zu ignorieren. Die neutralen oder gar positiven Darstellungen der Wolfsdämonen waren selbst in den schier unendlichen Weiten der Universitätsbibliothek von Crocus rar gesät. Ebenso die ernsthaften wissenschaftlichen Abhandlungen. Dementsprechend lückenhaft waren die Fakten, die Lucy in dem Einführungskurs präsentiert bekommen hatte. Was Lucy jedoch auf dieser dürftigen Wissensgrundlage beim Anblick der Wolfsdämonen erkennen konnte, war eindeutig: Sie hatten es mit einem unterworfenem Pack zu tun. Wenn Wolfsdämonen überhaupt in ausreichend großer Zahl zusammen fanden, um ein Rudel zu bilden, besaßen sie ein starkes Gruppengefüge und stimmten sich in allen Situationen auf- und miteinander ab. Doch diese Dämonen hier taten dies nicht einmal ansatzweise. Sie drängten einander immer wieder ab, um an ihre Beute heran zu kommen, zuweilen schnappten sie sogar nacheinander. Dennoch waren sie eine kaum zu unterschätzende Gefahr. Mit ihren fingerlangen Krallen könnten sie mühelos die leichten ledernen Brustharnische durchdringen, die Lucy und ihre Freunde unter ihren Tuniken trugen, und allein ein Schlag ihrer Pranken genügte wahrscheinlich, um einen menschlichen Brustkorb zu zerschmettern. Wie gut, dass Lucy von Meister Capricorn immer darauf gedrillt worden war, in ihren Kämpfen auf Schnelligkeit und Wendigkeit zu setzen. Und wie gut, dass sie zwei kampferprobte Krieger hatte, die ihre Flanken deckten. Viel konnte Lucy nicht von den Manövern der Beiden beobachten, weil sie sich auf ihre eigenen Gegner konzentrieren musste, aber Stings Säbel schien am Rande ihres Blickfelds regelrecht durch die Luft zu tanzen, schnell und kraftvoll und wild, wobei Sting Sprünge und Drehungen vollzog, die man bei einem Mann mit menschlichen Gelenken kaum für möglich halten sollte. Und Rogues schlanke, lange Bosco-Klinge glitt geschmeidig und fließend durch die Luft, als galten für sie andere Zeitgesetze. Rogue schien immer zehn Züge voraus zu denken, war die Ruhe selbst. Die beiden Drachenreiter waren tatsächlich wie Licht und Schatten, aber sie ergänzten einander gerade dadurch perfekt. Sie waren es gewohnt, Seite an Seite zu kämpfen. Mehr noch, es schien in ihrer Natur zu liegen. Ihre Attacken waren zugleich die Verteidigung für den jeweils Anderen und sie banden Lucy vollkommen mühelos in ihre Choreographie ein, schützten sie und vertrauten ihr ihre Flanken an. Lucy fühlte sich beflügelt und kämpfte so gut wie selten zuvor. Es erinnerte sie an die Zeit, als sie ebenso gut synchronisiert mit Loke hatte kämpfen können. Loke war zwar der Stärkere von ihnen Beiden, aber er hatte einmal halb im Scherz gesagt, dass das Sonnenschwert und die Sternenklinge nur gemeinsam zu wahrer Meisterschaft gelangen könnten. Lucy verdrängte die Gedanken an ihren Schild und Schwert und konzentrierte sich auf den Kampf. Indem sie zurück wich, lockte sie einen geifernden Wolfsdämon mit verfilztem, dreckigbraunem Pelz zu sich. Er riss das gewaltige Maul auf, um nach ihr zu schnappen, und sie sprang vor, den Rapier nach vorn stoßend. Die Klinge drang in das Maul des Dämons vor und schließlich bis ins Hirn. Der stinkende Körper zuckte einmal, dann erschlaffte er. Hastig zog Lucy ihren Rapier zurück, doch einer der mächtigen Reißzähne riss ihren Ärmel auf, durchdrang den ledernen Armschutz darunter und ritzte die Haut über die gesamte Länge des Unterarms auf. Lucy zischte leise, doch sie zwang sich, nicht auf die Wunde zu blicken, und wandte sich schräg nach rechts, wo zwei Wolfsdämonen Stings Flanke bedrohten. Als einer vor dem Schwung von Stings Säbel davon weichen musste und dann gleich zu einem neuerlichen Angriff aus seiner Hockstellung heraus ansetzte, schlug Lucy mit ihrer Waffe gegen seinen Kopf und durchschnitt dabei sein Ohr. Das lenkte das Untier lange genug ab, damit Sting mit seinem Säbel über seine Kehle fahren und ihn dann gegen seinen Artgenossen stoßen konnte. Das wiederum ermöglichte es Lucy, ihren Rapier ins Auge des zweiten Wolfsdämonen zu treiben. Bevor ihre Klinge bis ins Hirn des Gegners vordringen konnte, wich dieser zurück, aber Sting setzte ihm nach und schlitzte auch seine Kehle auf. Rogues knapper Warnruf veranlasste Lucy und Sting, sich zu ducken und so dem weit ausholenden Schwerthieb des Schattenmagiers zu entgehen, der einen weiteren Wolfsdämonen köpfte. Noch ehe Lucy sich aufrichten konnte, bemerkte sie einen weiteren Dämon, der auf Rogue zusprang. Ganz unwillkürlich platzte ein Ruf aus ihr heraus. Mitten im Sprung erstarrte der Angreifer und stieß ein irritiertes Winseln aus. Dieses Zögern gab Rogue genug Zeit, herum zu wirbeln und mit einem weiteren machtvollen Schwung seiner Bosco-Klinge auch diesen Dämon zu enthaupten. Mit einem dumpfen Laut fielen Kopf und Rumpf des Wesens zu Boden und es trat eine eigentümliche Ruhe auf dem Schlachtfeld ein. Schwer schluckend richtete Lucy sich auf und begutachtete die sieben Dämonen, die ihr und ihren Begleitern zugesetzt hatten. Auch wenn es Dämonen waren, auch wenn sie Lucy hatten ermorden wollen, auch wenn sie Kriegsgegner waren – es war und blieb das erste Mal, dass Lucy getötet hatte. Es war kein Vergnügen, Lucy fühlte sich nicht gut dabei. Aber sie rief sich selbst in Erinnerung, dass es notwendig war. „Was war das gerade?“, fragte Sting neugierig in die entstandene Stille hinein. Er klang beinahe unbeschwert, aber die Tatsache, dass ihre Kampfgefährten ihre Waffen nicht weg steckten, verriet Lucy, dass es noch nicht vorbei war. „Was hast du da gerufen?“ „Fluch“, antwortete Lucy, froh um die Ablenkung, auch wenn es sie gleichzeitig in Verlegenheit stürzte. „Die Sprache der Dämonen. Ein paar der Wörter sind als Schimpfwörter in die Geistzunge eingeflossen. Ich habe darauf spekuliert, dass es den Dämon lange genug irritiert, damit Rogue ihn töten kann.“ „Danke, das hätte ansonsten übel ausgehen können“, erklärte Rogue und deutete fragend auf Lucys verletzten Unterarm. Sie wechselte ihren Rapier in die linke Hand und zog ihren Handschuh aus, um Rogue den verletzten Arm hinzuhalten. Behutsam rollte er ihren Ärmel hoch und löste die Schnalle ihrer Armschiene, ehe er die Wunde begutachtete. Zweifelsohne erkannte er auch, dass das genäht werden musste, aber hier und jetzt blieb nur die Zeit für einen Verband. Rogue öffnete eine seiner Gürteltaschen und holte einen sauberen Stoffstreifen daraus hervor, der zu einer gleichmäßigen Rolle gewickelt worden war. Mit routinierten Bewegungen, die Lucy viel über Stings Abenteuerlust verriet, legte Rogue zuerst einen dickeren Stoffstreifen auf den Schnitt, ehe er den Verband um den Arm wickelte. „Es gibt in Geistzunge Schimpfwörter?“, staunte Sting. „Die Geister wirkten auf mich immer so formell und höflich…“ „Sag’ ruhig langweilig und spießig, wenn du das meinst“, schmunzelte Lucy und sie konnte erkennen, wie Rogues Mundwinkel kurz zuckten, während er das Ende des Verbands einriss, um einen sicheren Knoten zu binden. Der Wüstennomade grinste ertappt, sah jedoch nicht im Geringsten reumütig aus. Lucy kicherte. Oh, sie wüsste da etwas, womit sie Stings Meinung über die Geister grundlegend ändern könnte, aber das behielt sie schön in der Hinterhand… „Und was hast du eben in Fluch gesagt? Der Dämon sah aus, als hätte ihn der Blitz getroffen.“ „Es lässt sich nur schwer übersetzen“, wich Lucy aus. „Das macht erst recht neugierig!“ Rogue schnaufte leise und schnallte den Armschutz wieder über Lucys Verband. „Erzähl’ schon, Lucy!“ Verlegen kratzte die Blonde sich die Nase. „Es geht um eine… sehr geringe Ausstattung… die ein Weibchen nicht einmal riechen könnte…“ Lachend schlug Sting ihr auf die Schulter. „Ich hätte nicht gedacht, dass eine Grünländer-Prinzessin so unartige Wörter kennt!“ „Die habe ich von Gemini und Scorpio gelernt“, nuschelte Lucy. „Als ich den Fluch mal in Vaters Gegenwart benutzt habe, als mir ein Missgeschick passiert ist, war er geschockt.“ Während Sting noch in sich hinein lachte, bemerkte Lucy Rogues aufmerksamen Blick. Für einen Moment war sie verwirrt, bis sie begriff, dass sie gerade vollkommen unbeschwert von ihren Vater gesprochen hatte. Als wäre es schon normal, über ihn zu reden, der doch erst vor einem Mond von ihr gegangen war… Musste sie sich deswegen schlecht fühlen? Unsicher senkte sie den Blick auf den Rapier, den sie nun wieder in der rechten Hand hielt. Ihr Vater würde wollen, dass sie weiter machte und glücklich wurde. Und hatte sie nicht zu den Sternen gesprochen, dass ihr Vater sehen sollte, wie sehr sie ihn liebte und in Ehren hielt? Es war kein Vergehen, mit Sting und Rogue darüber zu reden – es war ein Fortschritt! Als sie den Blick wieder hob, hatte Rogue eine Sorgenfalte zwischen den Augenbrauen. Sie schenkte ihm ein Lächeln und schüttelte sachte den Kopf – und er antwortete mit einem erleichterten Nicken. Ehe einer von ihnen jedoch noch etwas dazu sagen konnte, warf Sting sie auf einmal Beide zu Boden. Etwas Großes sprang über sie hinweg auf Sting zu, der seinen Säbel hochriss und gleichzeitig in seiner Linken eine Kugel aus Lichtmagie entstehen ließ, um sie dem Angreifer in die Brust zu drücken. Doch der wich im letzten Moment aus und ging auf Abstand. Die tollwütige Blindheit der anderen Wolfsdämonen galt offensichtlich nicht für ihn. Dieser Wolf war fast doppelt so groß wie Sting – was besonders deshalb auffiel, weil er anders als die anderen Wolfsdämonen nicht auf allen Vieren stand, sondern nur auf den Hinterläufen – und besaß noch annähernd menschliche Gesichtszüge. Sein Pelz war gelbbraun und wilder und dichter als bei den anderen Dämonen, erinnerte beinahe an eine Löwenmähne. Seine Augen waren klar und voller Tücke und Grausamkeit. Der Leitwolf! Er hatte das Pack unterworfen, mit dem Lucy und die beiden Drachenreiter bisher gekämpft hatten! Lucy wollte sich aufrappeln, doch dieses Mal warf Rogue sie zu Boden und riss seine Rechte hoch, in der sich eine Kugel aus Schatten manifestiert hatte. Er drückte sie einem anderen angreifenden Wolfsdämonen direkt ins Gesicht, von dem daraufhin nichts mehr übrig blieb. Im letzten Augenblick rollte Lucy sich weg, ehe der massige, stinkende, nun kopflose Körper auf sie fallen konnte. Jetzt endlich schaffte sie es wieder auf die Beine und gewann einen Überblick über die Situation: Sting kämpfte mit Säbel- und Lichtattacken gegen den Leitwolf und ein halbes Dutzend niederer Wolfsdämonen umstellte sie und Rogue. Sie bemerkte, wie Rogue die Lippen zusammen presste und die Augen verengte. Auch ihr war nicht wohl dabei, dass Sting alleine gegen den Leitwolf kämpfen musste, denn es war offensichtlich, um wie vieles stärker und klüger dieser im Vergleich zu den anderen Wolfsdämonen war. Er setzte Sting mit einem Stakkato aus blitzschnellen Angriffen zu, die immer wieder ganz andere Körperbereiche zum Ziel hatten. Zwar war Sting dem Dämon in Sachen Schnelligkeit und Wendigkeit immer noch um einiges voraus, aber ein einziger Treffer würde genügen und es könnte alles ganz anders aussehen – und es ließ sich nicht übersehen, dass Sting nicht dazu kam, anzugreifen. Nach mehreren Paraden mit dem Säbel ließ er sogar davon ab, die Angriffe abzuwehren und wich nur noch aus. Sting brauchte Rogues Hilfe. Gemeinsam könnten die Klauen den Leitwolf besiegen, da war Lucy sich sicher. Doch Rogue konnte sich nicht alleine durch sechs blutrünstige Wolfsdämonen kämpfen. Nicht wenn er gleichzeitig Lucy Deckung geben musste. Während sie den Angriffen der Dämonen auswich und es schaffte, einem von ihnen einen Schnitt am Hals zuzufügen, dachte Lucy fieberhaft nach. Allmählich machte sich bei ihr die Erschöpfung bemerkbar. Sie reagierte langsamer auf die Angriffe und es fiel ihr schwerer, ihre Waffe zu heben, zumal ihr Arm schmerzhaft pochte. Unter der Armschiene drang ein Blutrinnsal hervor und sickerte durch den Ärmel von Lucys Tunika. Lange würde sie nicht mehr durchhalten, das wurde Lucy bitter bewusst. Während ihrer Zeit in Crocus hatte sie ihre Schwertkampfübungen nicht in derselben Intensität verfolgt wie zuvor in Heartfilia und sowieso: Gegen eine solche Art von Gegner hatte sie nie kämpfen gelernt. „Duck’ dich“, hörte sie Rogue hinter sich murmeln. Und sie dachte gar nicht darüber nach, sie ging einfach sofort in die Hocke. Über sich spürte sie einen Wirbel – oder doch etwas Solides? Sie konnte es nicht beschreiben, aber es sorgte dafür, dass ihre Nackenhaare sich aufrichteten. Als sie den Blick hob, erkannte sie einen Strahl aus Schatten. Er zerfetzte die beiden Wolfsdämonen, denen Lucy sich mit Mühe und Not gestellt hatte. Dieser Strahl kam direkt aus Rogues Mund, der wie für einen Schrei weit aufgerissen war. Magier – zumindest die vernunftbegabten unter ihnen – machten von ihrer Magie nur selten Gebrauch. Zu viel Kraft erforderte es und auch zu viel Konzentration. Deshalb konnte es ohne Weiteres vorkommen, dass ein Fiorianer in seinem Leben nie dem Wirken von Magie beiwohnte. Wenn man in Heartfilia aufwuchs, war das anders. Magie gehörte zur zweiten Natur eines Geistes – schon als Kinder erlernten sie die Kontrolle darüber spielerisch. Lucy kannte Magie also sehr gut und in allen möglichen Spielformen. Als Abkömmlinge der Heiligen waren Loke und Aquarius sogar sehr starke Magieanwender. Aber das hier war viel stärker, viel reißerischer. Es war Drachenmagie, uralt und mysteriös und überwältigend! Wie gebannt beobachtete Lucy den Wirbel aus Schatten und wie er einem nach dem anderen den Wolfsdämonen den Garaus machte. So gefangen war sie von diesem Anblick, dass sie sogar vergaß, wo sie war und in welcher Gefahr sie schwebte. Als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung bemerkte, reagierte sie rein instinktiv. Sie rutschte in einer fließenden Bewegung zu Rogue, richtete sich hinter ihm auf, den Rapier nach oben ziehend. Die Klinge fuhr beinahe wirkungslos über die Brust des Dämons, doch an der Kehle glitt sie tief ins Fleisch. Am Unterkiefer veränderte Lucy den Winkel und trieb die Klinge von unten in den Kopf des Dämons. Sie konnte sehen, wie das Leben in seinen Augen erlosch, doch der Körper wurde vom Schwung weiter getragen und krachte gegen Lucy, um sie unter sich zu begraben. Benommen und zu erschöpft, um den schweren Körper alleine zu bewegen, blieb Lucy liegen. Erst jetzt hörte sie wieder die Geräusche von Stings Kampf mit dem Leitwolf. Von Rogue hörte sie nichts und sie bekam es schon mit der Angst zu tun, aber da wurde der Kadaver von ihr herunter gerollt und Rogue bot ihr eine Hand an. Sein Gesicht war bleicher, aber er hielt Lucy sicher fest, bis sie wieder auf ihren eigenen Beinen stand. Lucy ließ den Blick schweifen. Alle Wolfsdämonen waren tot bis auf dem Leitwolf, der Sting noch immer bedrängte. Stings linke Augenbraue und Wange waren aufgeschürft und das Blut rann den Hals hinab und wurde vom Stoff der Tunika aufgesogen. Ansonsten schien Sting unverletzt zu sein, auch wenn die Anzeichen seiner Erschöpfung offensichtlich waren. Als Rogue sich in Bewegung setzte, zögerte Lucy nicht lange. Sie wusste ganz genau, dass sie gegen diesen höhlengebundenen Dämon – denn das musste er sein – nicht bestehen konnte, aber sie positionierte sich dennoch direkt hinter ihm, während Sting und Rogue nun gemeinsam gegen ihn vorgingen. Mit der Unterstützung seines Partners kam Sting zwar aus der Defensive heraus, aber die Drachenreiter hatten sich bereits über gebühr verausgabt, während ihr Gegner unerschöpflich zu sein schien. Er ließ ihnen kaum eine Gelegenheit, sich lange genug auf ihre Magie zu konzentrieren. „Dämon!“, rief Lucy einer Eingebung folgend in Geistzunge. „Wir haben eine Rechnung zu begleichen!“ Langsam drehte der Leitwolf sich um und fletschte die Zähne. „Du stinkst nach Geistern, Frau“, grollte er in Fiore. „Bist du ein Mischling?“ „Ich bin eine, die Gerechtigkeit fordert“, erwiderte Lucy und hob ihren Rapier mit dem Wappen ihres Hauses. „Gerechtigkeit für einen König, den niemand mehr kennt?“ Ein höhnisches Grinsen verzerrte die Gesichtszüge des Dämons noch mehr. „Wir wissen, wie viel Zeit seit damals vergangen und dass die Macht der Geister gebrochen ist.“ „Das ist sie nicht, solange noch ein einziger Geist um sein Leben kämpft – und es gibt viele, die das tun!“ Während sie sprach, blickte Lucy dem Dämon unverwandt ins Gesicht und zwang sich, nicht in Stings und Rogues Richtung zu schielen, ja, nicht einmal an die Beiden zu denken. Der Blick des Leitwolfs glitt wieder zu Lucys Rapier. „Du bist die Geisterfürstin. Der armselige Ersatz für den König.“ „Niemand ersetzt den König“, erwiderte Lucy leidenschaftlich und hob herausfordernd ihre Waffe. „Ich bin Lucy Heartfilia, Nachfahrin von Anna Heartfilia.“ Geringschätzig fletschte der Dämon wieder die Zähne, ehe er sich spöttisch verbeugte. „Ich bin Tempesta, der Wolf von Tartaros.“ Bei seinen letzten Worten sprang er vor und streckte die gefährlich funkelnden Klauen nach Lucy aus. Die spürte nur, wie sich die feinen Haare in ihrem Nacken sträubten, und ohne es richtig zu begreifen, ließ Lucy sich einfach zu Boden fallen. Einen Herzschlag später wurde Tempesta von zwei Magielanzen getroffen, eine aus Licht, eine aus Schatten. Dieser geballten Macht konnte der Dämon nichts entgegen setzen. Von ihrer liegenden Position aus konnte Lucy sehen, wie der Oberkörper des Leitwolfs innerhalb weniger Herzschläge zerfetzt wurde. Doch selbst als ihn das Ende ereilte, vermeinte sie sie, in seinen Augen ein letztes Mal pure Mordlust auffunkeln zu sehen – und für einen Moment hatte sie das Gefühl, in andere Augen mit demselben Ausdruck zu blicken, menschliche Augen voller Hass, die ihr vage bekannt vorkamen… Als die Magie verebbte, verging das Trugbild vor Lucys Augen. Mühsam stemmte sie sich in die Höhe, sank jedoch sofort wieder in die Knie zurück. Ihre Beine waren zu schwach, um noch ihr Gewicht halten zu können. Blinzelnd blickte sie zu ihren Freunden hinüber. Schwer atmend und zitternd standen Sting und Rogue da. So mächtig die Magie der Drachenreiter auch war, sie forderte offensichtlich ihren Tribut. Als die Beiden nebeneinander zu Boden sackten, krabbelte Lucy langsam zu ihnen. „Das war leichtsinnig“, schalt Rogue sie heiser und schüttelte matt den Kopf. „Ihr brauchtet Zeit“, erwiderte Lucy mit einem müden Lächeln. „Es wäre beinahe zu spät gewesen“, krächzte auch Sting. „Aber nur beinahe.“ „Das hast du aber unmöglich wissen können, dass wir rechtzeitig angreifen können.“ „Doch…“ Langsam kroch Lucy noch näher und legte einen Arm um Rogue und einen um Sting. Ihr Körper erschlaffte endgültig und ihr schwanden die Sinne. Die letzten Worte, die sie zustande brachte, ehe sie das Bewusstsein verlor, waren kaum mehr als ein schwaches Nuscheln, aber daran, wie Sting und Rogue ihre Umarmung erwiderten, spürte sie, dass sie verstanden. „Irgendwie wusste ich es…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)