Make a Wish von dattelpalme11 (Eine Kurzgeschichtenreihe) ================================================================================ Kapitel 8: Der alten Zeiten wegen --------------------------------- Er stand alleine im Hinterhof und zog genüsslich an seiner Zigarette, während er seinen Gedanken nachhing. Er konnte gar nicht in Worte fassen, wie er sich zurzeit fühlte. Allein. Orientierungslos. Von Trauer erfüllt. Auch er kämpfte hart mit der Tatsache, dass er seinen Partner verloren hatte. Keiner wusste, wie es weitergehen würde. Ob sie sie jemals wiedersahen, oder ob es schlicht und ergreifend vorbei war. Die Zeit der Abendteuer, die sie alle miteinander verbunden hatte, aber in zwischen auch entzweite. Er fühlte sich im Zwiespalt gefangen, unwissend, welche Richtung er für seinen nächsten Schritt wählen sollte. „Hey, Yamato“, ertönte plötzlich die Stimme seines Drummers Shinji, der den Kopf zum Hinterhof rausgestreckt hatte. Schwerfällig drehte er sich ihm zu, die glühende Zigarette immer noch zwischen seinen Fingern. „Wir wollen noch zusammen was essen gehen, kommst du mit?“ Shinji richtete einen erfahrungsvollen Blick zu ihm, dem er jedoch sofort auswich. „Nee, ich glaube, heute werde ich mal zu Hause essen“, gab er knapp von sich, da er die Einsamkeit vorzog. Schon als kleiner Junge war er eher der einsame Wolf gewesen, der sich alleine durchschlug und nur ungern seine Gefühle vor anderen zeigte. Und genau deswegen, zog Yamato es vor den Abend alleine zu verbringen. Er wollte nicht, dass seine Bandkollegen merkten, dass ihn etwas bedrückte. „Okay schade, aber vielleicht beim nächsten Mal“, erwiderte Shinji hoffnungsvoll. „Ja, bestimmt“, antwortete Yamato matt, als Shinji sich auch schon bei ihm verabschiedete und ihn im Hinterhof alleine zurückließ. Frustriert biss er sich auf die Unterlippe und spürte wie sich ein dumpfer Schmerz in seiner Brust ausbreitete. Hatte er wirklich alles versucht gehabt? Hätte er es verhindern können? Er war doch extra bei seinem Bruder aufgetaucht, weil er gespürt hatte, dass etwas nicht in Ordnung war. Aber dennoch hatte er ihm die Wahrheit verschwiegen. Takeru. Sein Herz zog sich schmerzvoll zusammen. Er wusste, dass es ihm schlecht ging, da es für ihn nicht das erste Mal war, seinen Partner Patamon zu verlieren. Schon als sie damals das erste Mal in der Digi-Welt waren und Takeru Angemons Tod mitansehen musste, hatte er die Stärke seines kleinen Bruders stets bewundert. Er hatte sein Digi-Ei gehegt und gepflegt, bis es geschlüpft war und jetzt befanden sie sich alle im Ungewissen. Ein Reboot. Was bedeutete das überhaupt? Es war ein Wort das Yamato einfach nicht verstehen konnte. Vielleicht es auch nicht verstehen wollte. Zwar hatte ihnen Koushiro alles Erdenkliche darüber erklärt gehabt, aber Yamato hörte irgendwann nicht mehr zu. Sie alle hatten ihre Digimonpartner verloren und keiner konnte ihnen sagen, ob sie sie jemals wiedersehen würden. Sie hatten sich zwar drauf geeinigt gehabt, in die Digi-Welt aufzubrechen, doch wie sollten sie nur dorthin gelangen? Die Tore waren mittlerweile schwer zu öffnen, weshalb sich Yamato in seiner eignen Hoffnungslosigkeit wiederfand, unfähig, etwas dagegen zu tun. Egal, was er auch versuchte. Er war gefangen, in der Dunkelheit, die in seinem Herz wohnte. _ Hektisch lief sie durch die dunkeln Straßen Tokios, während ihre Gedanken förmlich rasten. Sie war bemüht alles unter einen Hut zu bekommen, ihren Freunden beizustehen und das letzte Fünkchen Mut zu schüren, damit sie nicht aufgaben. Doch bei all dem vergaß Sora sich selbst. Ihre eigene Trauer, ihre unbändige Wut und stille Verzweiflung, die in ihrem Inneren heranwuchs. Sie wollte für alle stark sein, wusste aber, dass sie sich einer Illusion hingab und mit ihren Dämonen kämpfte, die sie immer mehr einnahmen. Sie hatte alles versucht. Wollte Zusammenhalt schaffen, wohlwissend, dass sie sich alle verändert hatten. Ihre Freundschaft war erwachsen geworden, einige waren selbstständiger als andere. Manche wussten bereits, was sie von ihrem Leben erwarteten, während der ein oder andere im Trüben fischte. Und nie im Leben hätte sie erwartet gehabt, dass es Taichi betreffen würde. Sie kam gerade von ihm und Kari, weshalb ihre Frustrationsgrenze ins Unermessliche angestiegen war. Obwohl er derjenige war, der unbedingt zurück in die Digi-Welt wollte, war er auch der erste, den die Zweifel einholten. Denn keiner konnte wissen, was sie nach dem Reboot erwarten würde. Früher wäre Taichi einfach darauf losgestürmt, hätte sich wagemutig ins Abendteuer gestürzt und die ein, oder andere Dummheit begangen. Aber auch er war mit den Jahren an seinen Fehlern gewachsen und ging nicht mehr völlig planlos an die Dinge heran, sondern dachte erstmal nach, bevor er handelte. Und auch, wenn Sora seine Entwicklung insgeheim bewunderte, fand sie es schade, was aus ihrer Freundschaft geworden war. Es war nicht so, dass sie sich nicht mehr nahestanden, aber dennoch fühlte sie die deutliche Distanz, die Taichi Yamato und ihr gegenüber zeigte. Dabei waren sie immer das unzertrennliche Trio gewesen, das sämtliche Probleme meisterte und deren Freundschaft immer an oberster Stelle stand. Jedoch kam etwas zwischen sie, womit Sora am allerwenigstens gerechnet hatte. Die Liebe. Unbändiges Werkzeug des sehnsuchtsvollen Herzens, dass allerdings nicht immer in Glückseligkeit mündete. Auch bei ihr öffnete sich das Tor der Hölle, dass sämtliche Glückgefühle einfach nur verschlang und ein jähes Liebesaus mit sich zog. Nie im Leben hätte sie erwartet gehabt, dass sie sich ausgerechnet in Yamato verlieben würde, der oftmals einem einzigen Eisklotz glich und seine wahren Gefühle nur sehr selten an die Tagesoberfläche ließ. Doch Sora hatte eine tiefere Verbindung zu ihm, erkannte seine liebevolle und fürsorgliche Seite, die er meist nur Takeru zuwandte. Aber es gab auch eine kurze Zeit, in der Sora auch in den Genuss seiner Zuneigungen kam. Sie waren damals noch sehr jung. Vierzehn Jahre um genau zu sein, aber dennoch fühlte sich in diesem Moment alles richtig an. Nachdem Sora ihm zu Weihnachten einen selbstgebackenen Kuchen geschenkt hatte, gingen sie drei Monate lang miteinander aus, bevor sich Yamato überfordert von ihr zurückzog und tatsächlich kurz nach dem White Day mit ihr Schluss machte. Er hatte gesagt, dass er sich für etwas Festes noch nicht bereit fühle und sie nicht weiter verletzen wollte, indem er sie beide unglücklich machte. Sora hatte lange daran zu knabbern gehabt und zog unfreiwillig auch ihren besten Freund in die ganze Sache hinein, der zwischen den Stühlen stand und mit der Situation bis heute nicht richtig klarkam. Oftmals war es ihm unangenehm mit ihnen beiden etwas zu unternehmen, weil er bemerkt hatte, dass Sora immer noch Gefühle für Yamato hegte und Taichi einfach keine Lust mehr hatte, wieder mitreingezogen zu werden. Zwar hatte sich Sora mit ihren Gefühlen arrangiert und eine freundschaftliche Basis mit Yamato gefunden, auf der sie miteinander interagieren konnten, aber dennoch litt sie still und heimlich. Sie konnte daher Taichi verstehen, der ihr oftmals in den Ohren lag und ihr immer wieder den gleichen Ratschlag unterbreitete. Dass sie mit Yamato offen reden sollte, um diesem ganzen Hick-Hack zu entfliehen. Denn Taichi bewegte sich bereits auf dem schmalen Pfad der Distanz, weshalb Sora schon Angst hatte, ihn ebenfalls zu verlieren, wenn sie dieses Spiel weiterspielen würde. Wie sollte es nur weitergehen, wenn sie wieder in der Digi-Welt waren? Würde sie Yamato aus dem Weg gehen, um an ihren Gefühlen nicht zu ersticken? Sie blieb unweigerlich stehen und blickte auf den gegenüberliegenden Häuserblock, als ein Entschluss in ihr heranreifte. Sie musste es klären! Am besten sofort. Ohne Umschweife, setzte sie sich daher in Bewegung, überquerte die Straße und steuerte schnurstracks auf seine Wohnung zu, in der Hoffnung, dass sie ihr neu gewonnener Mut nicht wieder verließ. Aber sie musste es tun. Das war sie sich selbst schuldig. _ „Und wie geht es dir im Moment?“, fragte er behutsam nach und hielt den Telefonhöher zwischen seinem Ohr und seiner linken Schulter fest. Mit der anderen Hand briet er den Reis an, den er gleich mit etwas Soja-Soße ablöschen wollte, bevor er das knackige Gemüse hinzugab. „Mhm, irgendwie fühlt sich alles sehr seltsam an. Aber vorhin hat mich auch schon Sora angerufen und Kari hat auch mal vorbeigeschaut“, berichtete Takeru knapp. Yamato schmunzelte leicht. „Sora hat bestimmt bei jedem angerufen und gefragt, wie es ihm geht.“ „Ja, sie ist eben eine richtige Mutti. Um alle immer stets besorgt. Hat sie sich bei dir auch schon gemeldet?“ Yamato stellte abrupt seine Bewegungen ein und musste frustriert feststellen, dass sie sich noch gar nicht beim ihm gemeldet hatte. Eigentlich war es gar nicht ihre Art und normalerweise sollte es ihn auch gar nicht so sehr stören, da sie ja schließlich nicht für alle gleicher Maßen da sein konnte. Und Takeru hatte es sehr getroffen, Patamon ein zweites Mal zu verabschieden, weshalb er auch verstehen konnte, warum sie sich bei seinem Bruder gemeldet hatte. Auch wenn ein Hauch Neid in ihm hochstieg und ihn völlig vergessen ließ, dass er Takeru immer noch am Telefon hatte. „Yamato? Alles klar bei dir?“ „Mhm? Ja, ähm…was hast du gefragt?“, erwiderte er ein wenig verdattert, als er den Holzlöffel beiseitelegte und den Reis mit Soja-Soße ablöschte. „Na, ob Sora sich auch bei dir gemeldet hat?“, fragte er fast schon ein wenig belustig. „Aber nach dieser Reaktion tendiere ich eher zu ‚nein‘.“ „Ist doch nicht schlimm! Sie kann doch nicht an jeden denken“, murrte er verhalten und gab das Gemüse hinzu. „Aber du hättest es sicher nicht schlimm gefunden, wenn sie an dich gedacht hätte“, zog Takeru ihn auf und erwischte unbewusst einen wunden Punkt, den er immer wieder verdrängt hatte. „Ach so ein Quatsch, was du dir wieder zusammen reimst“, redete er sich prompt heraus. „Ich unterstreiche nur die offensichtlichen Tatsachen! Und ich kann ja nichts dafür, dass du sie in deinem jugendlichen Leichtsinn einfach gehen gelassen hast“, konterte Takeru sofort, als Yamato prompt das Gesicht entglitt. Jugendlicher Leichtsinn? Sprach er etwa gerade mit seiner Mutter? „Okay Mama, es wird wirklich Zeit, dass ich mich jetzt um mein Essen kümmere“, knurrte er erbost, auch wenn er insgeheim wusste, dass sein kleiner Bruder Recht hatte. Er hatte sie damals gehen gelassen, weil er sich mit einer Beziehung überfordert gefühlt hatte. Damals sah er es als einzige logische Konsequenz, die Beziehung zu beenden, obwohl er sich heutzutage am liebsten selbst dafür geohrfeigt hätte. Wie konnte er sie nur gehen lassen? Das fragte er sich die ganze Zeit, auch wenn er es gut verbergen konnte. Er war ein Meister der Täuschung, versteckte seine Gefühle unter einem Panzer der Einsamkeit, indem er sich immer mehr verlor. „Gut, dann lasse ich dich mal mit deinem Essen alleine. Grüß Papa später noch von mir“, sagte Takeru zum Abschied und legte danach auf. Yamato legte den Hörer auf die Theke und rührte missmutig in seinem Essen, während er immer noch seinen Gedanken nachhing. Er hatte es nicht anders verdient. Er hatte sie von sich gestoßen und musste nun mit den Konsequenzen leben, auch wenn sie so taten, als wäre alles in Ordnung. Taichi hatte ihm niemals verziehen, Sora dermaßen verletzt zu haben, weshalb er sich wohl auch von ihm distanziert hatte. Er stand zwischen den Stühlen und auch wenn er nicht wählen wollte, spürte Yamato, dass er mehr hinter Sora stand, als hinter ihm. Aber sollte er es ihm verdenken? Er hatte Mist gebaut und musste damit zurechtkommen. _ Nervös hatte sie die Lippen aufeinandergepresst, als sie direkt vor seiner Tür stand und bereits den Klingelknopf betätigt hatte. Je öfter sie sich jedoch in Erinnerung rief, warum sie vor seiner Tür stand, desto mutloser wurde sie. Als er ihr nicht öffnete, betrachtete Sora es als Fügung des Schicksals, dass ihr sagen wollte, dass sie hier einen gewaltigen Fehler begehen würde. Sollte sie wirklich ein solches Fass aufmachen, so kurz bevor sie sich in ein neues Abenteuer begeben würden? Vielleicht war es daher besser, dass er nicht da war und sie somit nicht in ihr Unglück rennen konnte. Dennoch stieg ein Hauch Frustration in ihr auf, als sie sich von seiner Tür abwandte und gerade im Begriff war die Treppe hinunter zu gehen, als sie das Schloss hörte. „Sora?“, ertönte seine markante Stimme, die ihr durch Mark und Bein drang. Hektisch fuhr sie sich durch ihre rötlich schimmernden Haare und drehte sich abrupt wieder herum. „Hi, ich wollte mal bei dir vorbeikommen und nach dir sehen. Ich dachte schon du wärst nicht zuhause“, sagte sie matt, während sich ihre Knie wie Wackelpudding anfühlten und drohten bei jedem Schritt einzubrechen. Grinsend lehnte sich Yamato gegen die Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich war gerade am Kochen. Scheinst ja einen Rundumschlag zu machen. Takeru hat mir am Telefon auch schon erzählt, dass du ihn angerufen hast.“ „Ja, ich wollte nur mal nachhaken, wie es ihm geht. Ist sicher sehr schlimm für ihn“, meinte Sora behutsam, als Yamato sie hineinbat. „Ich glaube, es ist für uns alle gleich schlimm…“, löste sich von seinen Lippen, während Sora seinen Flur betrat und nach seinem Vater Ausschau hielt, der normalerweise um diese Uhrzeit meist schon zu Hause war. „Ist dein Vater noch nicht zuhause?“, schlug sie ein anderes Thema ein und zog sich ihre dünne Jacke aus, während Yamato hinter ihr die Tür schloss. „Nein, er macht heute wieder Überstunden und bleibt wohl auch über Nacht im Fernsehsender…“, er nahm ihr die Jacke aus der Hand, als sich ihre Fingerkuppen kurz berührten. Sora zog etwas harsch die Hand weg, während Yamato unbeirrt ihre Jacke aufhängte und sie prompt zum Essen einlud. Lächelnd zog sie sich ihre Schuhe aus, als Yamato schon an ihr vorbeiging und in der Küche verschwand. Sora folgte ihm kurz danach, als ihr bereits der Duft von gebratenem Reis in die Nase stieg. „Wow, das riecht wirklich unglaublich gut“, lobte sie ihn und stützte sich an der Küchentheke ab, während Yamato zwei Schälchen hervorholte. „Danke, zum Glück habe ich ein bisschen mehr gekocht“, scherzte er und befüllte die Schälchen, bevor er sich ihr zuwandte und eines der beiden sanft in ihre Hände übergab. Er reichte ihr noch ein Paar Essstäbchen, als sie zu zweit am Esstisch Platz nahmen und sich eine seltsame Atmosphäre über beide legte. Keiner traute sich, nur ein Wort zu sagen, auch wenn Sora sich so viel vorgekommen hatte. Jeder Gesprächsanfang verlief stockend, auch wenn Sora banale Themen, wie die Schule aufgriff. „Und hast du dich schon nach einer Uni umgesehen?“, hakte sie interessiert nach, auch wenn sie ihn auf ein ganz anderes Thema lenken wollte, doch jetzt, wo sie hier saß, traute sie sich nicht mehr. „Mhm, ich glaube ich bin im Moment noch ziemlich planlos, auch wenn ich mir mal die Tokai Universität anschauen möchte. Mama hat da studiert, aber irgendwie wüsste ich gar nicht welches Fach ich studieren soll. Ich glaube nicht, dass mir irgendetwas besonders liegt“, warf er bedenkend ein und setzte ein sanftes Lächeln auf, dass jedoch traurig wirkte. Für Sora Grund genug zu intervenieren. „Hey, was redest du denn da? Du kannst viele Sachen richtig gut! Unter anderem Musik machen. Du könntest doch an die Musikhochschule gehen“, schlug Sora fast schon ein wenig euphorisch vor. Doch Yamato winkte sofort lachend ab. „Ich glaube, davon wären meine Eltern nicht so begeistert. Sie akzeptieren die Musik als Hobby, aber nicht als Beruf. Aber hey, vielleicht werde ich ja ein singender Koch“, witzelte er gekonnt und trieb Sora sofort ein Grinsen ins Gesicht. „Ganz bestimmt und ich komme dich dann immer in deinem Restaurant besuchen und spiele Vorkosterin“, stieg sie fröhlich mit ein. „Dann werden wir ja in Zukunft ziemlich viel Zeit miteinander verbringen“, sagte er unbedacht und die ausgelassene Stimmung der beiden fand ein jähes Ende. Sora blieb fast die Spucke weg, als sie verhalten den Kopf senkte und leicht rot anlief. Auch Yamato stierte peinlich berührt zu Boden, als ihr bewusst wurde, dass er das Thema angestimmt hatte, weshalb sie überhaupt hergekommen war. „Sorry, war ein bisschen unpassend“, ruderte er sofort zurück und flüchtete aus der Situation, indem er das Geschirr abräumte. Sora blieb verhalten auf ihrem Platz sitzen und verschränkte ihre Finger ineinander, die unaufhörlich zitterten, da ihr die Anspannung zu viel wurde. Vielleicht sollte sie doch besser gehen, bevor Dinge gesagt wurden, die sie nicht mehr rückgängig machen konnten. _ Sein Herz pochte kräftig gegen seine Brust, als er das Geschirr abzuspülen begann. Zu was hatte er sich hier nur hinreißen lassen? Wieso zerstörte er die ausgelassene Stimmung zwischen den beiden, indem er diese unbedachten Worte über seine Lippen ließ? Wieso konnte er ihr nicht einfach sagen, dass er immer noch an ihr hing und Gefühle für sie hatte? Warum machte er es so kompliziert? Er war so wütend auf sich selbst, sodass er noch nicht mal bemerkte, wie Sora aufstand und langsam auf die Theke zugesteuert kam. „Ich werde dann mal nach Hause gehen…Danke für das tolle Essen“, erwiderte sie steif und wollte schneller die Flucht ergreifen, als es Yamato lieb war. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden lief er ihr hinterher und ließ das Geschirr achtlos in der Spüle zurück. „Sora, warte bitte“, rief er ihr hinterher und holte sie im Flur auch schon wieder ein, nachdem sie ihre Schritte verlangsamt hatte. Sie drehte sich nicht herum, doch Yamato erkannte, dass sich ihr kompletter Körper angespannt hatte. „I-Ich bin es aber leid zu warten…“, murmelte sie mit gedämpfter Stimme. „Was? Wovon redest du denn?“, hakte Yamato sofort nach und wollte schon ihre Hand ergreifen, als sie sich seiner entzog und ruckartig über ihr Gesicht zu fahren schien. „Ich bin es einfach leid...das mit uns hätte so schön sein können, aber du hast alles weggeworfen“, erwiderte sie mit klagender Stimme. Er blieb stocksteif mitten im Flur stehen und bewegte sich nicht. Er hielt viel mehr die Luft an, da er nicht erwartet hatte, dass sie ausgerechnet dieses Thema ansprach. Nicht nach all den Jahren, in denen sie sich auf eine Freundschaft geeinigt hatten. Eine Freundschaft, die niemals funktionieren würde, weil sie sich liebten. „Es tut mir leid…“ Seufzend fasste sich Sora durch die Haare und blickte über ihre Schulter. „Meinst du nicht, dass du ein bisschen spät dran bist, um dich zu entschuldigen?“, fragte sie leise und Yamato konnte hören, dass sie die Tränen zurückhielt. Wie gerne hätte er sie in diesem Augenblick einfach umarmt gehabt, doch er war wie festgefroren, befand sich im Schatten der Vergangenheit, der ihn prompt eingeholt und umgerissen hatte. „Sora…ich…“ Weiter kam er nicht, als Sora sich zu ihm herumdrehte und mit gläsernen Augen fixierte. „Ich wünschte, dass das hier funktionieren würde…aber je mehr Zeit ich mit dir verbringe, desto mehr wird mir bewusst, dass ich das nicht kann. Du hast mir damals mein Herz gebrochen, als du mir gesagt hast, dass du dich für diese Beziehung nicht bereit fühlst. Wie soll ich es auf unbestimmte Zeit mit dir zusammen in der Digi-Welt nur aushalten? Weißt du, wie es sich anfühlt, jeden verdammten Tag seine Gefühle zu verbergen, weil man etwas nicht gefährden will, das schon längst nicht mehr vorhanden ist?“, sie atmete unruhig, als ihr die ersten Tränen über die Wangen jagten. „Ich will das nicht mehr und es tut mir leid, dass ich dir das so kurz vor unserer Abreise alles an den Kopf knalle, aber i-ich…“ Ihre Stimme verschwand im Nebel ihrer Tränen, während Yamato nur sehr langsam realisierte, was sie alles zu ihm gesagt hatte. Sie hatte immer noch Gefühle für ihn. So wie er immer noch welche für sie hegte. Er befeuchtete seine trockenen Lippen mit der Zunge, während sich ein dicker Kloß in seinem Hals festsetzte und ihm das Sprechen erschwerte. Er wollte gerade etwas erwidern, als Sora den Kopf schüttelte und sich über ihre nasse Augenpartie wischte. „Ach, vergiss einfach was ich gesagt habe. Ich werde jetzt einfach nach Hause gehen, okay?“ Wie erstarrt blickte er sie an. Wie ein Häufchen Elend stand sie vor ihm und war gerade im Begriff sich nach ihren Schuhen zu bücken, als alle Alarmsignale in ihm gleichzeitig anschlugen. Wenn er sie jetzt gegen lassen würde, würde er sie für immer verlieren. Und genau das musste er verhindern. Ohne irgendwelche Worte zu verlieren, schritt er zügig auf sie zu und starrte sie mit einem eindringlichen Blick an, sodass sie ihn nur voller Ehrfurcht erwidern konnte. „Yamato…?“ „Bitte sag‘ jetzt einfach nichts“, flüsterte er ihr zu, als sie langsam rückwärts stolperte und mit dem Rücken an die Tür gepresst wurde. Yamato stand direkt vor ihr und machte ein Entkommen unmöglich, als er seine Hände über ihren zierlichen Körper wandern ließ und bestimmend die Lippen auf ihre presste. _ Sie hatte keine Ahnung, wie sie es in sein Zimmer geschafft hatten. Aber es war ihr auch egal. Ihre tiefgreifende Sehnsucht vernebelte ihr immer mehr den Verstand und ließ keinen klaren Gedanken mehr zu, weshalb sie voll und ganz auf ihre Gefühle vertraute. Nichts fühlte sich in diesem Moment so richtig an, wie seine zärtlichen Berührungen, die sie auf ihrer Haut spürte. Ihre Klamotten hatten sie nach und nach auf dem Weg zum Bett verloren, während ihre innigen Küsse sie noch mehr anheizten weiterzugehen. Er benetzte ihr Dekolleté mit begierigen Küssen, legte behutsam seine Hand auf ihren Brustkorb und verwöhnte sie mit zärtlichen Streicheleinheiten. Sie konnte gar nicht in Worte fassen, wie seltsam sich all das hier anfühlte. Sie versuchte sich voll und ganz auf ihn zu konzentrieren, was nicht schwer war, da er sie schon längst in seinen Bann gezogen hatte. Es trennte sie lediglich die Unterwäsche voneinander, weshalb die Angst langsam Soras Rücken empor kroch. Es war das erste Mal, dass sie eine so intime Situation mit einem Jungen erlebte. Sie war noch unerfahren, da ihr Herz immer wieder zu ihm zurückgesteuert war, weil sie ihn einfach nicht loslassen konnte. Sie spürte, wie er mit den Lippen wieder nach ihrem Mund suchte und seine Wanderschaft über ihren zierlichen Körper fortsetzte. Er wanderte immer weiter nach unten, streichelte ihre Innenschenkel und gelangte letztlich zu ihrem Slip. Gerade als er im Begriff war, in beiseite zu schieben, verkrampfte sich in Sora alles und sie hielt abrupt sein Handgelenk fest. Um Himmels Willen…was zur Hölle waren sie gerade im Begriff zu tun? Und warum hatte sie ihn nicht schon früher aufgehalten? Hatten seine süßen Küsse ihr etwa so den Verstand vernebelt? Fast schon ein wenig panisch drückte Sora Yamato von sich runter und zog ihre Beine schützend zu ihrem Körper ran, während ihre Augen ungläubig geweitet waren. „Hab‘ ich was falsch gemacht?“, fragte Yamato unsicher und setzte ihr direkt gegenüber, auch wenn er den nötigen Abstand einhielt. „N-Nein, aber, was tun wir hier? Übereinander herfallen, wie wilde Tiere?“ „Also so würde ich das jetzt nicht…“ „Ach nein? Wie würdest du es denn sonst nennen?“, unterbrach sie ihn schroff und fühlte sich plötzlich in ihrer Haut gar nicht mehr wohl. Sie hatte es überstützt. Wurde von der Sehnsucht getrieben und hatte sich von der Versuchung verleiten lassen. Doch dann blickte sie in Yamatos blaue Augen, die lediglich von seiner kleinen Zimmerleuchte erhellt wurden. Sein Blick war weich und voller Liebe, weshalb ihre Anspannung etwas nachließ und Yamato den Moment nutzte, um näher an sie heran zu rutschten. Behutsam strich er über ihre Wange und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze, bevor er sie durchdringend ansah. „Liebe machen“, sagte er nur und blickte sie schiefgrinsend an. „Was?“, fragte Sora irritiert und konnte nicht verstehen, auf was er hinaus wollte. „Du hast doch gefragt, wie ich es nennen würde und das ist meine Antwort“, erwiderte er eindrucksvoll, weshalb Sora prompt der Mund aufklappte. Liebe machen… Eine unkontrollierte Welle der Gefühle steuerte auf sie zu, als sie ein Impuls dazu veranlasste, direkt ihre Lippen wieder mit seinen zu verschließen und ihn von einer Sekunde auf die andere in einen sinnlichen Kuss zu verwickeln. Überrascht erwiderte er ihn und beide fanden sich im Sog ihrer Empfindungen wieder. Sie entledigten sich ihren letzten Kleidungsstücken, als sie sich einem kurzen, aber intensiven Vorspiel hingaben. Zuerst spürte Sora seine warme Zunge an ihren Brüsten, die ihre Brustwarzen neckend umkreiste. Spielerisch biss er sanft hinein und entlockte ihr einen leisen Seufzer, als er sich begierig daran festsaugte. Mit der anderen Hand wanderte er weiter nach unten und widmete sich ihrer empfindlichsten Stelle mit kreisenden Bewegungen. Seine eigene Erregung wuchs stetig an, während Sora sich sehr zurückhalten musste, nicht jeden Augenblick den Verstand zu verlieren. Kurz bevor sie ihren Höhepunkt erreichte, hielt Yamato in seinen Bewegungen inne und beugte sich über sie hinweg, um aus seinem Nachtisch ein Kondom hervorzukramen. Geschickt öffnete er die Verpackung und streifte es sich über, während Sora seine Männlichkeit mit Ehrfurcht betrachtete. Yamato war ihr ängstlicher Blick allerdings nicht entgangen, weshalb er sich über sie beugte und ihr zuerst einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte, bevor er sich positionierte. „Ich hab‘ ein bisschen Angst“, gab sie lächelnd zu, als Yamato ihre Hände ergriff und ihre Finger mit seinen verschränkte. „Das brauchst du nicht, ich bin vorsichtig“, versicherte er ihr, als er behutsam in sie eindrang und sich langsam vortastete. Sora verzog ein wenig das Gesicht, als sich ein stechender Schmerz in ihrem Unterleib ausbreitete und Yamato dazu veranlasste inne zu halten. Sie presste die Lippen fest aufeinander, als der Schmerz langsam abklang und sie ihm durch ein Nicken versicherte, weiter vordringen zu können. Im selben Moment spürte sie ein erleichterndes Gefühl, dass sie sanft ausatmen ließ. Erleichterung machte sich in ihr breit, als Yamato sich sanft in ihr zu bewegen begann und das Gefühl von Verbundenheit und Liebe in ihr geschürt wurde. Wieder und wieder küsste er sie hingebungsvoll, als beide einen gemeinsamen Rhythmus fanden, der ihnen zusagte. Seine Bewegungen wurden immer flüssiger, während seine Atmung kürzer und flacher wurde. Sora zog ihn plötzlich noch dichter an sich heran, als sich ein wohliges Gefühl in ihr ausbreitete und ihr Herz mit purer Wärme füllte. Kraftlos sank er auf die Matratze, stützte sich aber noch etwas ab, um nicht direkt auf Sora zu landen. Sie rückte ein Stück, sodass er hinter ihr etwas Platz fand. Yamato atmete schwer und hatte sich zuerst auf den Rücken gelegt, als er sich dann doch zu Sora drehte und erneut Körperkontakt mit ihr suchte. „Das war schön“, flüsterte er ihr liebevoll in Ohr und bettete sein Kinn auf ihrer Schulter, sodass sie seine warmen Körper hinter ihrem Rücken fühlte. Seine Arme schlangen sich um ihren Bauch, als sie zärtlich die Hände auf seinen muskulösen Armen platzierte. „Das fand ich auch“, bestätigte sie lächelnd und konnte nicht verbergen, dass diese Nacht sie sehr glücklich gemacht hatte. Es war ein leidenschaftlicher Moment, der möglichweise alles ändern könnte. Nun lag es an ihnen, ihre Zukunft zu gestalten. Doch Sora wusste bereits, dass sie ihn nicht mehr gehen lassen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)