Nur mit dir, für dich von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 29: Dienstquittierung ----------------------------- Am nächsten Morgen ließ man Oscar von der Königin ausrichten, dass nur ein Posten derzeit als Kommandant zur Verfügung stand: Bei einer Söldnertruppe in Paris. Bedauerlicherweise gab es aber für André dort keinen Platz. „Es tut mir leid“, entschuldigte sich Oscar, als sie wieder auf ihrem Zimmer war.   Nicht mehr an Oscars Seite zu sein war für André enttäuschend. Gleichzeitig jedoch traf ihn ein Geistesblitz. „Aber natürlich!“ Sein Gesicht hellte sich auf und er fasste Oscar bei den Armen. „Weißt du noch, als ich dir von dem Söldner Namens Alain erzählt habe?“   „Ich erinnere mich vage.“   „Er meinte, er gehört zu der Söldnertruppe bei Paris! Und du wurdest heute dorthin versetzt! Weißt du, was das bedeutet?“   „Nein, André. Wenn du um den heißen Brei redest, dann nicht.“   „Das bedeutet, dass ich Alain fragen kann, ob er mir hilft der Söldnertruppe beizutreten! Verstehst du jetzt, was ich meine? So kann ich in deiner Nähe sein!“   Oscar zog ihre Mundwinkel nach oben und ihre Augen glänzten freudig. „Das wird sehr schön sein, wenn es dir gelingt!“ Sie drückte sich unvermittelt an ihn. „Bis dahin ist aber eine Woche Zeit. Ich habe mir überlegt, sie auf meinem Gut in der Normandie zu verbringen. Was hältst du davon? Dort sind wir unter uns, ganz alleine.“   „Das klingt sehr verlockend.“ André schmunzelte vergnügt vor sich hin und zog sie fester in seine Arme.   „Und was hältst du davon, wenn wir uns dort verloben?“, hauchte Oscar an sein Hemd.   André schob sie ruckartig von sich. Unglaube zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Ist das dein ernst?“   „Wenn ich es dir so sage“, konterte sie aufrichtig. Ihre Hände ruhten auf seinem Brustkorb und ihr Blick bohrte sich tief in ihn hinein. „Hör zu, André: Wenn wir uns verloben, dann sind wir noch mehr aneinander gebunden. Und eine Verlobung braucht keine Zustimmung von dem König oder sonst noch jemanden. Das können wir unter uns auch so ohne Zeugen ausmachen. Ich weiß, eine Heirat wäre dir lieber und effektiver, aber...“   „Schscht...“ André legte ihr zart sein Zeigefinger auf die Lippen und ließ sie nicht weiter sprechen. „Schon gut, Oscar. Ich weiß wie du das meinst. Ich bin mit der Verlobung durchaus einverstanden.“   Oscar zeigte ihm ihr hinreißendes Lächeln und entfernte sein Finger von ihren Lippen. „Dann sind wir uns einig. Das wird bestimmt eine schöne Woche werden.“   „Mit dir ist für mich jeder Augenblick schön, Oscar“, gluckste André und senkte sein Mund über ihre weichen Lippen. Aber wieder einmal nur für kurz. Es war noch mitten am Tag und sie mussten noch Sachen packen. Für weitere Liebeleien würden sie auch in der Normandie genügend Zeit haben. Sie trennten sich. „Ich werde meine Großmutter holen, damit sie dir beim Sachen packen hilft“, sagte André mit einem geheimnisvollen Glanz in seinen grünen Augen: „Und derweilen werde ich auch packen gehen.“   „In Ordnung“, stimmte ihm Oscar zu. Nach dem er aus ihrem Zimmer war, entledigte sie sich ihrer roten Uniform. Sie hatte sie heute zum letzten Mal getragen und verspürte dabei kein Bedauern. Ihr kam es nur wie bei einem Baum vor, der im Herbst sein Blätterkleid ablegte und im Frühling ein Neues anlegte. Sie zog ihre gewöhnliche Sachen an und in dem Moment ging in ihrem Salon die Tür auf.   „Oscar! Bist du hier?“, hörte sie eine tiefe Stimme nach ihr rufen.   Oscar ordnete noch ihre Weste und ging gemütlich aus ihrem Schlafgemach. „Ich bin hier, Vater.“   Der General erreichte sie mit großen Schritten. „Warum hast du deinen Dienst in dem königlichen Garderegiment quittiert?!“ Er sah nicht gerade erfreut aus. Aber auch nicht erzürnt.   Wie immer aufrecht und mit gestrafften Schultern, gab ihm Oscar die Antwort: „Ich möchte damit nur mein Leben selbst gestalten, Vater.“   „Ich hoffe nur, du weiß, was du tust“, verabschiedete sich Reynier von seiner Tochter und ließ sie alleine.   Das war das ganze Gespräch. Nur ein kleiner Wortgefecht, mehr nicht. Wenn sie jünger wäre, hätte er ihr vielleicht noch mit der Faust oder Zeigefinger gedroht. Wie er das noch vor zehn Jahren getan hatte. Aber nicht mehr jetzt. In diesem Jahr würde sie dreiunddreißig Jahre zählen. Manch eine andere Frau wäre schon in diesem Alter eine Großmutter geworden.   Etwas wehmütig zog sich Oscar das Herz zusammen. Sie verstand selbst nicht warum, aber manchmal träumte sie von kleinen Kindern und stellte sich im geheimsten Winkel ihres Herzens vor, wie es wohl wäre eine Mutter zu sein. Was für eine absurde Vorstellung! Aus ihr würde niemals eine Mutter! Sie wurde dazu erzogen, ein Soldat zu sein und wie ein Mann aufzutreten!   Dennoch, ohne dass Oscar es wollte, spielten bei diesem Gedanke ihre Gefühle verrückt. Besonders wenn sie die Königin mit ihren Kindern sah, entflammte etwas Verborgenes in ihr, was einer Sehnsucht ähnelte und sich wie kleine Nadelstiche in ihr Inneres bohrten.   Oscar war nicht weltfremd aufgewachsen, um nicht zu wissen, wie die Kinder entstanden. Vielleicht sollte sie darüber mit ihrem André reden? Er war doch schließlich der Mann, dem sie ihr Herz und ihre Liebe geschenkt hatte! Aber halt! Wo dachte sie denn schon wieder hin?! Sie waren doch noch nicht miteinander verheiratet!   Oscar schüttelte den Kopf. Aber sogleich drängte sich ihr schon die nächste Gedanke: Sie werden sich in der Normandie verloben und das bedeutete, sie könnten sich schon mal überlegen, eine Familie zu gründen! Und wenn sie ein Bauch von André bekommen würde, dann würde man ihnen vielleicht erlauben zu heiraten...   Nein, man würde sie eher umbringen! Vorneweg André und dann sie, egal ob sie ein Bauch von ihm haben würde oder nicht!   Abermals schüttelte Oscar ihren Kopf. Was war nur los mit ihr?! Warum dachte sie so oft an ein Kind von ihrem André und stellte sich dabei vor, eine Mutter zu sein?! Das musste sie sich abgewöhnen!   Ihr einstiges Kindermädchen kam zu ihr ins Zimmer herein und entriss sie zum Glück aus den Gedanken. Sie würde versuchen in Zukunft nicht mehr daran zu denken!   Sophie half ihr beim Sachen packen und am nächsten Morgen brach Oscar mit André nach Normandie auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)