Gefangen zwischen Freundschaft und Liebe von phean ================================================================================ Kapitel 1: Von Lust und Verlangen und Schmerz --------------------------------------------- Von Lust und Verlangen und Schmerz Wenn jemand die Wohnung der jungen Frau betrat, waren es die Unzahl an Schuhen, die zuerst ins Auge stachen. High Heels standen neben Ballerinas. Sneakers neben Sandalen, neben anderen Sandalen. Stiefeletten neben Pumps und so weiter und so fort. Doch zwischen all den Paaren lagen ein Paar Sportschuhe, dass der jungen Dame sichtlich viel zu groß war. Chaotisch lagen sie einer über dem anderen. Ging man weiter, hingen nicht weit davon entfernt zwei Jacken unordentlich an den Haken der Garderobe. Ein leichter Schal bedeckte nur gerade die Ecke der Kommode, sodass er nicht herunterfiel. Die Haustürschlüssel lagen neben der dafür vorhergesehenen Schale. Je weiter man in die Wohnung vordrang, desto größer wurden die Teile. Ein achtlos dahingeworfenes T-Shirt – deutlich das eines Mannes – bedeckte die umgefallene Tasche der Wohnungsbesitzerin, während eine leichte Strickjacke auf der anderen Seite des Flures lag. Darüber hing ein Bild an der Wand, leicht verrutscht und hing schief, als wäre jemand dagegen gestoßen. Ging es weiter, dann war zu erkennen, dass das Oberteil der Frau über den Stuhl geworfen war, mittlerweile aber von diesem gerutscht war. Auf dem Sofa lag der BH und auch die Kissen waren in sich zusammengefallen – etwas oder jemand schien darauf gelegen zu haben. Ein Stöhnen erklang aus einem der Zimmer. In ihm klang Verlangen und Sehnsucht. Es war das einzige Geräusch, dass durch die Wohnung hallte. In diesem Zimmer existierte eine völlig andere Welt. Auch der Raum an sich war erfüllt von Lust und Begierde. Es war abgedunkelt und ein leichter Vorhang verdeckte die Fenster und Regen prasselte gegen die Scheibe. In dem Raum knisterte die Atmosphäre. Auf dem Boden lagen hier noch die restlichen Kleidungsstücke. Hose. Rock. Strümpfe. Boxershorts. Und der Slip. Die Bettdecke hing halb aus dem Bett heraus, auf der anderen Hälfte – die noch auf der Matratze lag – lagen sie. Mimi konnte sich nicht entscheiden wohin mit sich, von Lust erblindet wand sie sich unter dem muskulösen Körper, dieser drückte sie hart auf das Bett. Ihre Hände wanderten unruhig über den sportlichen Körper und hinterließen feine Kratzer auf seiner Haut. Immer wieder stöhnte und keuchte sie auf, presste sich ihm entgegen. Formte ein Hohlkreuz und flehte nach mehr. Ihre Hüften bewegte sie zu seinem Rhythmus. Ein feiner Film aus Schweiß bedeckte ihre Körper und ihre Haare, die zuvor noch einen perfekten Dutt gebunden waren, waren teilweise aus diesem herausgerutscht und lagen wild neben ihrem Körper. Doch keinen der Beiden störten sie. Sie waren ganz in ihren Bewegungen gefangen. Aber auch seine Haare schienen chaotischer als sonst. Taichi unterdessen ging dabei auf. Er fühlte jeden Muskel in seinem Körper, das Pochen seines Gliedes und das unersättliche Verlangen, das ihn weiter trieb. Seine rechte Hand hatte er um ihre Taille geschlungen und mit der anderen ihren Nacken. Immer wieder knetete er sie an diesen Stellen. Seine Zunge tanzte unnachgiebig mit ihrer, er konnte nicht aufhören – es verzehrte ihn danach. Nach mehr. Weiter. Immer mehr. Erneut stieß er kräftig zu, zeitgleich stöhnten sie auf und konnten ihre Lippen nicht aufeinander halten. Mimi warf ihren Kopf in den Nacken und klammerte sich stärker an ihn. Tai nutzte die Gunst und saugte an der weichen Haut ihres Halses. Tief sog er ihren Duft ein. Ihr feines Parfum nach Rosen klebte immer noch an ihr, obwohl es schon mehrere Stunden her war, dass sie es aufgetragen hatte. Seine Hand löste sich von ihrem Nacken. Nur kurze Zeit später packte er ihre Brust und knetete sie, wenn er auch etwas grob zupackte. Doch sie reagierte fast augenblicklich darauf. Irgendwie hatte sie Gefallen daran gefunden, da sie in dieser Zeit kein zerbrechliches Porzellanpüppchen war. Er forderte sie, behandelte sie menschlich, wenn er ab und an auch übertrieb. Nun nahm er ihre Brustwarze zwischen seine Finger – reizte sie immer weiter. Mimi keuchte abermals, sie machte erneut ein Hohlkreuz und streckte sich ihm entgegen. Seine fordernden Finger, nichts liebte sie mehr, denn immer wieder konnte er sie damit glücklich machen. Die Brünette drückte sich mehr in das Kissen und winkelte die Beine an, daher schob sie auch ihr Becken enger an seins. Es verlangte sie nach mehr. Taichis Mundwinkel zogen sich nach oben, seine Hand wanderte weiter. Seine Finger krallten sich in ihren Oberschenkel und pressten ihn an seine Seite. Er behielt seinen Rhythmus bei. Die starken Stöße. Kräftig. Tief. Intensiv. Er seufzte, keuchte und knurrte an ihrem Hals. Als er seine Hand von ihrem Bein löste, hinterließ er rote Spuren auf ihrer Haut. Während seine Hand zu ihrem Hintern glitt – diesen zärtlich und fest knetete – schlang sich ihr Bein um seinen Körper. Wieder wollten Beide näher zum anderen sein. Ihre Hände wanderten verlangend seinen Körper hinauf, zwangen ihn sie anzusehen. Lust stand in ihren Augen – ihr Blick war verschleiert. Sehnsuchtsvoll sah sie ihm in die glitzernden Augen. Seine braunen Spiegel waren ebenso auf sie gerichtet. In seinen war Leidenschaft zu lesen. Ein tiefes Knurren war aus seiner Kehle zu hören, es ließ sie erzittern und das Verlangen nach ihm wuchs. Es zerriss sie, sie wollte jetzt diese Befriedigung, er sollte sie nicht länger warten lassen. Ihr Blick wanderte zu seinen leicht geschwollenen Lippen, sie biss sich auf die Unterlippe, sie wollte diese unglaublichen Lippen zurück auf ihren. Das schien Taichi auch zu wissen, denn wieder grinste er und hielt sich zurück. Allerdings kostete es ihn Mühe, nicht gleich seiner Lust zu verfallen. Immer wenn er mit ihr zusammen war, verlor er seinen Verstand. Er leckte mit seiner Zunge über seine Lippen. Das Pochen seines Gliedes in ihrer heißen Mitte war unerträglich und dazu noch ihr Blick und der Anblick ihres Körpers. Er musste sich wirklich zusammenreißen. „Nimm mich endlich“, ihre heißere Stimme erfüllte den Raum. Verärgerung. Ein tiefes Lachen war Tais leise Antwort. Dann beugte er sich wieder zu ihr. Beide brauchten sie nicht mehr lange – das war ihnen bekannt. Doch Taichi hielt sich extra zurück, um die Situation und ihre Not auszunutzen. Doch er quälte sich auch selbst damit. Wieder vereinten sich ihre Lippen und er erhöhte das Tempo. Immer öfter stöhnte sie auf, musste den Kuss unterbrechen. Wieder wand sie sich unter ihm, wusste nicht wohin mit ihren Gefühlen. Sie krallte sich in seinen Rücken, ihr Stöhnen wurde lauter. Er traf genau diesen einen Punkt in ihr, niemand sonst schaffte es. Niemand hatte es zuvor hinbekommen auch nur in die Nähe davon zu kommen. Mit dem Erreichen des Höhepunktes – bei dem sich alles in ihr zusammenzog – stöhnte sie noch lauter auf, schrie sogar seinen Namen, allerdings war sie froh, dass alles von einem lauten Donner überdeckt wurde. Auch Taichi kam mit einem befriedigenden Grollen, er biss dabei in ihre Schulter und ließ den Druck von sich fallen. Als das Zucken, dass noch durch seinen Körper ging langsam verebbte, löste er seinen Mund davon. Mit dem Körper ließ er sich etwas auf ihr nieder. Bis der erste Blitz das Zimmer für wenige Sekunden erhellte. Er glitt aus ihr und setzte sich neben ihr auf. Noch immer war von ihrem Nachbeben völlig eingenommen und konnte sich nur langsam sammeln. „Du hast meinen Namen geschrien“, knurrte er und fixierte sie mit einem finsteren Blick. Mit zusammengezogenen Augenbrauen und verärgerten Blick stützte sie sich auf ihre Unterarme, „hab ich nicht“, giftete Mimi, „du hast mich aber in die Schulter gebissen.“ Sie besah sich der Stelle im Schein ihrer Nachttischlampe. „Oh doch, leugnen ist zwecklos, kein Donner kann so laut sein, dass er das vollkommen hätte überdecken können“, kam es von Taichi, „außerdem befindest du dich nicht in der Position, dass du dich aufregen darfst. So breitbeinig bist du entweder eine Nutte oder bekommst gleich ein Kind. Und ich hoffe für dich, dass es nicht letzteres ist.“ „Ein Kind von dir? Dann kann ich mir ja gleich die Kugel geben“, sie lachte hysterisch auf, während sie sich ebenfalls schnell aufrichtete. Sie nahm den Haargummi raus und richtete sich die Haare, bis sie ihr gleichmäßig über die Schultern fielen. „Oh bitte, lass mich dir helfen“, Tai grinste zynisch. Die Jüngere zog irritiert eine Augenbraue in die Höhe, „von dir würde ich mir niemals helfen lassen, außerdem zielst du daneben“, als wäre dieser Gedanke vollkommen abwegig. „Ach, aber um dein Jucken zu lindern, bin ich dir wieder gut genug? Welch eine Ehre, Prinzessin“, er deutete eine Verbeugung an, „außerdem … da treff ich wohl sehr gut.“ Seinen zynischen Tonfall bekam er jetzt nicht mehr weg. „Was kann ich dafür, wenn du antanzt, wenn ich rufe“, grinste sie siegessicher. „Gut, dann such dir das nächste Mal jemand anderen“, „keifte er und erhob sich. Er zog sich seine Boxershorts an und griff gerade nach seiner Hose. Mit geweiteten Augen starrte ihn die Brünette an. Jemand anderen? Niemand fand diese Stelle. Sie schlang sich ihre dünne Fleecedecke um den Körper, während auch sie sich erhob. Einen Moment biss sie sich auf die Unterlippe, „als ob es dir nicht selbst gefallen würde.“ „Stimmt, tut es“, er drehte sich zu ihr, dann strich er die Haare von ihrer Schulter, „wenn ich nicht wäre, hättest du keine sichtbaren Macken.“ Wieder starrten sie sich finster an, als erst der Donner seine Meinung kundtat und der Blitz dann ihre Gesichter erleuchtete. Kurz darauf erklang durch das gekippte Fenster der Klang von unnachgiebigem Regen. Seufzend wandte sich Mimi zu der Glasfront. Sie betrachtete diese eine Weile. „Hast du einen Schirm dabei?“, wollte sie ohne große Hoffnung in der Stimme wissen. Sie drehte ihren Kopf wieder zu ihm. „Seh ich so aus?“, brummte nun Taichi, „kann ich deinen haben?“ „Nein“, giftete sie erneut, „den hast du noch vom letzten Mal. Ich hab nur den einen. Aber den hast ja nun du.“ Wieder funkelten sie sich an. Sie verdrehte die Augen. „Du kannst auf der Couch schlafen“, murrte sie dann. Tai ließ es sich einen Moment durch den Kopf gehen und nickte leicht. „Dann will ich aber eine Decke haben … sonst frier ich noch“, gab er im gleichen Tonfall wieder und blickte zu der Decke, die ihren Körper verhüllte. Kurzerhand griff er nach dieser und zog an der Bekleidung der Jüngeren. Entgeistert starrte Mimi den Älteren an. „Damit kann ich schlafen“, Tai beachtete es nicht weiter, dass sie nackt war, stattdessen drehte er sich um und ging in das Wohnzimmer. „HEY!“, schrie sie und ging ihm kurzerhand hinterher, „ich zieh dir auch nie einfach so die Decke weg, die deinen nackten Körper bedeckt.“ Schnaubend drehte sich Taichi um, „dafür, dass du dich darüber so aufregst, bist du mir gerade ziemlich nackt hinterher gelaufen“, neckte er sie wieder. Ihr Mund öffnete sich und schloss sich wieder, ohne auch nur einen Ton zu sagen. Ihr Blick tötete, wenn er könnte. Sie würde es sofort tun. „Du bist unmöglich!“, kreischte sie und ihr war egal, wer sie hörte. „Und du bist nackt“, gab er zurück. „Idiot“, keifte die Brünette. „Namensschreierin!“, für ihn war das in dem Moment eine Beleidigung, denn sie hatten gesagt, dass sie das niemals tun würden. „Ich hasse dich!“, kam es noch hysterisch aus ihrem Mund, da knallte sie die Tür hinter sich zu. Taichi konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und griff nach dem BH auf dem Sofa. Die Decke legte er ab und strich mit der nun freien Hand über die feine Spitzenverzierung. Er fühlte sich toll an, so schön weich, edel und war dazu noch wunderbar verarbeitet. Vorsichtig legte er ihn auf den Sessel daneben und machte es sich schließlich auf dem Sofa bequem, bis er einschlief. ❤ ❤ ❤ ❤ ❤ Als Mimi ihre Augen aufschlug war sie zwar wach, allerdings nicht wirklich ausgeruht. Der nächtliche Vorfall hatte sie auch im Schlaf nicht losgelassen. Wieso musste sie der Fußballer selbst im Schlaf noch verfolgen? Das war nicht fair. Es war doch schon genug, wenn er hier schlafen musste, dann konnte er sie doch wohl im Traum in Ruhe lassen – das war doch nicht zu viel verlangt. Aber nein, das Glück war ihr nicht vergönnt. Sie hatte sich die halbe Nach herumgewälzt und einfach keine Ruhe vor dem Brünetten gefunden. Brummend schlug die junge Frau die Decke beiseite und stand auf. In der vergangenen Nacht hatte sie sich noch ihren Pyjama angezogen. Sie sah an sich herab und merkte, wie er verrutscht war, aber das war nun auch egal. Aus diesem schälte sie sich nun und zog sich aus ihrem Schrank Shorts und ein Shirt. Sie wollte vor dem Braunhaarigen nicht in ihrem Schlafanzug herumlaufen, um sich aber fertig anzuziehen, wollte sie jedoch zuerst noch unter die Dusche. Daher waren das nun Übergangssachen, die sie sich überzog. Ihr war zwar unwohl dabei, weil sie es gewohnt war, gleich zu duschen, aber was solls. Mimi verließ ihr Zimmer und höre ein leises Schnarchen von ihrem Sofa. Genervt seufzte die junge Frau und verdrehte die Augen. Ihr wäre es ganz lieb gewesen, wenn er bereits aus ihrer Wohnung verschwunden wäre. Doch je länger sie daran dachte, desto mehr schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Dabei durchzog ein wohliges Kribbeln ihren Körper und sie spürte das Verlangen nach seinen Berührungen. Schnell schüttelte sie den Kopf und versuchte die Hitze, die ihren Körper zu erfassen schien, verschwinden zu lassen. Das war doch lächerlich. Sie verzog ihr Gesicht und ging weiter in die Küche. Was sollte das denn werden, dass sie plötzlich ein Verlangen spürte. Vor allem auch noch, dass sie über ein Verlangen nach dem Fußballer nachdachte. So etwas konnte sie sich nicht erlauben, das hier war … Ihr Mund verzog sich kurz. Ach das war doch alles Schwachsinn. Sie zwang sich dazu aufzuhören und über die wichtigen Dinge des morgens nachzudenken. Frühstück zum Beispiel. Sie drehte sich kurz in ihrer Küche herum, dann war sie ganz in ihrem Element und wieder in ihrer Routine. Ganz in ihren Bewegungen gefangen, machte sie das, was sie jeden Morgen machte. Sie füllte Kaffeebohnen in ihre Mühle und schaltete diese kurzerhand an. Dabei fiel ihr gar nicht auf, was für ein lautes Geräusch das war. Das nun gemahlene Kaffeepulver füllte sie in ihre kleine Espressomaschine und erinnerte sich dabei das erste Mal daran, dass sie einen Gast hatte – so unwillkommen er auch war, sie war trotzdem eine gute Gastgeberin und kümmerte sich um Besucher. Auch bei Taichi würde sie keine Ausnahme machen, schließlich galt es doch irgendwie einen Ruf zu verlieren. Also füllte sie für zwei Personen ein – seltsamerweise hatte sie genügend Bohnen gemahlen, im Unterbewusstsein hatte sie also doch irgendwie daran gedacht. Dann stellte sie die kleine Kanne auf den Herd. Nebenbei holte sie zwei Macchiatogläser aus dem Schrank und holte Milch aus dem Kühlschrank. Diese füllte sie in den elektrischen Milchaufschäumer und schaltete auch diesen ein. Nach wie vor drang sich ihr nicht der Gedanke auf, dass sie ihn wecken könnte, erst als sie die Gläser befüllte und dabei der Kaffee perfekt von der Milch getrennt war, fiel ihr ein, dass er noch schlief. Dabei hielt sie inne, in beiden Händen ein Glas und den Blick nachdenklich auf die Salz- und Pfeffermühle auf der Arbeitsfläche gerichtet. Würde es ihm allzu sehr auffallen, wenn sie ihm Salz und Pfeffer untermischen würde? Nur eine Spur? Gerade so viel, dass es ihm eigentlich gar nicht auffallen konnte? „Sag mal hast du sie noch alle?“, kam der genervte Ausruf hinter ihr, „so früh morgens solch einen Lärm zu machen?? Du hast doch wirklich eins an der Waffel!“ Es hörte schon gar nicht mehr auf. Noch leicht irritiert drehte sie sich zu dem Störenfried um und sah ihn einen Moment fragend an. Dann verwandelte sich ihre Gleichgültigkeit in Ärger. Ihre Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen und ihr Gesicht, sowie ihr Körper nahmen eine angespannte Körperhaltung an. Dabei zog sich etwas in ihr zusammen, schließlich hatte sie ihm hier gerade einen Kaffee gemacht. Wie undankbar konnte ein Mensch überhaupt sein, wenn sie so nett war und ihn am gestrigen Abend auch gar nicht rausgeworfen hatte. „Wieso ich? Du bist es doch, der hier einfach so schläft. Was kann ich dafür?? Ich bin eben ein Morgenmensch und ich mach mir am Morgen immer einen Kaffee“, schrie sie ebenso zurück. Ihr Gesicht verzog sich dabei und brachte damit deutlich zum Ausdruck, dass sie ebenso genervt war. „Aber es ist noch nicht einmal acht Uhr morgens“, knurrte der Brünette. „Aber manch einer muss jetzt schon an die Uni und da gehöre ich auch dazu, also wäre es mir ganz Recht, wenn du deinen Kaffee trinkst und dann verschwindest“, sie ging mit wenigen großen Schritten auf den Älteren zu und drückte ihm das Glas in die Hand. Eigentlich wollte sie auch an ihm vorbei, doch diesen Weg versperrte er. So stand Mimi nun dicht vor ihm und senkte den Blick. Ihr war es unangenehm in seine Augen zu sehen, so starrte sie auf die nackte Brust. Taichi unterdessen sah von dem Glas in seiner Hand zu der Wohnungsbesitzerin und dann wieder zu dem Glas. Doch sein überraschtes Gesicht verwandelte sich augenblicklich. „Gefällt dir was du siehst?“, grinste er wissend und bekam ein Schnauben zur Antwort. Die Brünette drehte den Kopf weg und trat wieder ein paar Schritte zurück. Das war doch wohl nicht sein ernst. Was erlaubte er sich, hier so aufmüpfig zu werden, obwohl sie so nett war und ihm einen Kaffee gemacht hatte. Das war doch wirklich die Höhe. Demonstrativ wandte sie sich von ihm ab und nippte an dem Kaffee, ehe sie richtig zu trinken begann. Sie wollte ihn aus ihrer Wohnung haben, bevor es ihr noch zu viel war. Doch nur wenige Minuten später hörte sie, wie er das Glas dicht neben ihr abstellte. Aus den Augenwinkeln sah sie zu diesem, es war bereits leer, während ihres noch zur Hälfte gefüllt war. Doch anstatt die Küche wieder zu verlassen, spürte sie den Brünetten nah hinter sich. „Dir hat es gefallen“, raunte er in ihr Ohr, „gib es zu …“ Seine Hände streckte er dabei nach ihren Hüften aus und packte diese. „Niemals … das wirst du … nie … von … mir … hören …“, gab Mimi unter sämtlicher Konzentration von sich. Seine Hände waren bei ihren Worten weitergewandert. Ohne Umschweife zu ihrer bereits feuchten Mitte. Durch das Gummiband ihrer Shorts war auch eine bereits in diese hineingeschlüpft und stimulierte bereits ihren Kitzler. Mimi drängte sich mit ihrem Hintern Taichi entgegen und spürte bereits sein steifes Glied, wie es dadurch gegen sie drückte, ließ sie glatt keuchen. Seine zweite Hand hielt sie am Bauch fest und wollte unweigerlich zu ihrer Brust. „Oh … doch … das werde ich“, gab er selbstgefällig zurück und die junge Frau konnte das Grinsen in seiner Stimme hören. Wieder gab er ihr damit den Anlass die Zähne zusammen zu beißen und sauer auf ihn zu sein. Doch durch seine Berührungen war sie Wachs in seinen Händen. Seine Finger gingen noch tiefer und sie spürte, wie er vor der unscheinbaren Öffnung blieb, einfach um sie zu ärgern. Seine andere Hand kreiste unter dem Shirt um ihre zarte Knospe und berührte sie auch nicht wirklich. Ein schmerzhaftes Wimmern kam unwillkürlich über ihre Lippen. Das machte er absichtlich, sie durfte ihm nicht nachgeben. Er wollte, dass sie das tat, aber das würde sie nicht. Trotzdem … Mimi drängte sich ihm noch etwas näher und ließ dabei ihren Kopf hängen. Die Haare fielen von ihren Schultern und gaben ihren Nacken preis. An der nackten Haut spürte sie seinen Atem. Erneut kam ein flehender Ton aus ihrem Mund. Sie wollte mehr, doch er wollte zu viel dafür. Das war zu viel für die junge Frau, er konnte so etwas nicht von ihr verlangen. Ihre Finger knacksten als sie das Glas losließ und es zur Seite schob, sie hatte gar nicht bemerkt, wie sich ihre Hand um dieses verkrampft hatte. „Du nervst …“, presste sie unter zusammengebissenen Zähnen hervor. Taichi hatte mit seinem Blick ihren Nacken fixiert. Wie gern er diesen hatte. Jedes Mal, wenn er diesem zu nah kam, dann bekam sie eine Gänsehaut, aber sie reckte sich ihm dabei nur noch mehr entgegen. Sie mochte es, dort berührt zu werden, zumindest, wenn er hinter ihr war. So nahm er nun auch die Hand von ihrer Brust und hob sie an ihren Nacken. Ganz sacht berührte er sie dort. Tatsächlich zuckte sie im gleichen Moment zusammen und wollte aber auch mehr davon. Völlig in sich versunken kam erneut ein verlangender Laut aus ihrem Mund. Sie wollte mehr. Er hatte in ihr das Verlangen geweckt, das spürte er. Die anfängliche Frustration von ihr – aber auch von ihm – war verschwunden, es war reinem Verlangen nach dem anderen gewichen. Taichi wollte weitergehen, er wollte sie küssen und ihr einen weiteren wohligen Schauer verursachen. Doch soweit kam er gar nicht, denn sie hatte seine Hände gepackt und sich von ihm losgerissen. Dabei drehte sie sich um, schlang die Hände um seinen Hals und er nutzte dies, um sie auf die Küchenzeile zu heben. Ihre Lippen trafen aufeinander und Taichi drängte sich ihr noch weiter entgegen. Die Finger der Brünetten verschränkten sich in den Haaren des Älteren. Sie bemerkte nicht, wie sie ihm dabei leicht schmerzhaft an den Haaren zog. Taichi nahm das zum Anlass und wurde dabei auch gröber. Er packte Mimi unsanft am Hintern und kniff diesen. Daraufhin zog auch sie noch etwas stärker an seinen Haaren. Währenddessen verwickelten sie sich in einen heißen Zungenkampf. Keiner wollte nachgeben. Taichi packte sie noch fester, weil sie ihm noch stärker an den Haaren zog. In der jungen Frau keimte eine Flamme auf, sie wurde mit jeder Sekunde, die er ihr noch mehr Schmerzen zufügen wollte, wütender. Ihm ging es dabei nicht anders. Dabei heizten sie ihnen aber noch weiter ein. Sein Verlangen stieg weiter und Taichis Hände arbeiteten sich langsam nach oben und glitten gleich unter ihr Top. Er ignorierte ihre Versuche sich zu befreien. Mimi sollte sich eigentlich fertigmachen und losgehen, doch er wollte das anscheinend nicht. Nur ganz kurz löste er sich von ihr und drückte ihr gleich wieder seine Lippen auf. Dabei hatte er ihr das Oberteil ausgezogen und warf es unachtsam auf den Boden. Das brauchte er nicht, doch er liebte es, offen ihre Brüste anzufassen – zudem trug sie noch keinen BH, was ihn doch glatt erstaunte. Fest knetete er diese, obwohl er die Stelle geändert hatte, wollte er nicht nachlässig bleiben und sie beide hatten bemerkt, dass auch etwas Schmerz manchmal recht reizvoll sein konnte. So krallte sich Mimi immer noch in seine Haare und ihr entlockte die Situation ein genüssliches Seufzen. Das veranlasste Taichi dazu, weiter zu machen, er wollte endlich mehr. Seine Hände wanderten zügig an ihrem Körper hinunter und er löste sich dabei von ihrem Mund und saugte sich an seinem Hals fest. Er knabberte leicht an ihrer Haut und sie ließ erneut ein Keuchen erklingen. Dabei hob er sie auf und zog gleichzeitig an ihren Shorts, aber auch an ihrem Slip. Mimi zuckte kurz zusammen, als ihre blanke Haut auf die kühle Arbeitsplatte traf. Dabei schoss ihr auch der Gedanke in den Kopf, dass ihr das unangenehm war, immerhin kochte sie hier und rollte Teig zum Backen auf dieser Arbeitsfläche aus. Das war … unappetitlich. Doch sie konnte nichts dagegen unternehmen. Viel zu sehr verlangte es sie nach seinem harten Glied, welches sie bereits an ihrem Bein spürte. Sie wollte ihn und hasste ihn für die Wirkung, die er auf sie hatte. Jetzt durfte sie nur nicht wieder seinen Namen stöhnen, das wäre fatal und würde ihn nur wieder auf falsche Gedanken bringen. Das wollte sie nicht zulassen. Allerdings durfte sie auch nicht so in Gedanken versinken. Mimi zwang sich dazu, wieder im Augenblick zu leben, so stöhnte sie laut auf, als sie seine Zähne an ihren Brustwarzen spürte. Er biss zu und so wurde das verlangende Stöhnen schnell zu einem reinen Schmerzlaut. Mimi biss die Zähne zusammen und holte kurzerhand aus. „Autsch, sag mal, spinnst du? Hast du noch alle Tassen im Schrank“, schrie der Brünette auf und nahm seine Hände von ihren Oberschenkeln. Tai fasste sich an den Hinterkopf und die Stelle, an der sie ihn getroffen hatte und funkelte die Jüngere wütend an. „Ich?“, kreischte sie los, „wer hat mich denn in die Brustwarze gebissen?“ „Das war doch normal, das hab ich schon oft gemacht, du fährst doch total darauf ab“, rechtfertigte er sich. „Aber nicht so fest oder wolltest du sie mir abbeißen?“, knurrte sie und wollte ihre Brustwarze massierend beruhigen, allerdings war die Haut zu wund und daher konnte sie sie nicht anfassen. Tränen waren bei seinem Biss in ihre Augen getreten. „Du bist ein Idiot, weißt du das?“, knurrte sie wieder. „Ach, ich bin ein Idiot? Und was bist du dann?“, ein tiefes Grummeln erklang aus seiner Kehle. Mimi ließ einen verärgerten Ton erklingen. Kurzerhand schubste sie den Älteren zurück und schob sich von der Arbeitsplatte. Taichi prallte vor Überraschung gegen die gegenüberliegende Arbeitsplatte und blieb dort angelehnt stehen. Sie hob ihre Sachen auf und hielt sie sich vor ihren Körper. Ihre Wangen waren dabei leicht gerötet und sie schluckte das leichte Zittern ihres Körpers hinunter, dass es nicht in ihrer Stimme zu hören war. „Ich gehe jetzt duschen“, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen, „und wenn ich aus dem Bad komme, dann bist du verschwunden“, drohend hob sie einen Finger und wandte sich dann um. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen verließ sie die Küche und machte sich kurzerhand auf den Weg ins Badezimmer. Mit dem Schließen der Tür, sperrte sie auch die Gedanken an den Älteren aus, hier drin wollte sie ihn nicht haben, das war ihr Wohlfühlbereich. ❤ ❤ ❤ ❤ ❤ „Mensch Sora, jetzt gib einfach Ruhe, er ist es nicht Wert …“, sprach Mimi und verdrehte die Augen, auch wenn Sora das nicht sehen konnte – vielleicht war gerade das auch gut so. Seit sie aus ihrer Wohnung getreten war, telefonierte sie mit ihrer besten Freundin. Diese hatte derzeit mächtige Beziehungsprobleme, auch wenn sie keine Beziehung hatte. Die junge Frau blickte dort schon lange nicht mehr durch. Anscheinend hatte Yamato ein Mädchen geküsst oder sie ihn und Sora machte das vollkommen fertig, dass sie sich betrunken hatte und ebenso mit einem Kerl rumgemacht hatte. Irgendwie so war das gewesen. Dabei wusste Mimi gar nicht, ob sie nun wirklich zusammen waren oder nicht, vermutlich waren sie sich selbst nicht so ganz sicher. Für sie und auch ihre Freunde war das langsam nervenaufreibend. Ständig dieses hin und her der beiden und ihre Freunde standen nur verwirrt daneben, ohne wirklich etwas zu wissen. Sora lag ihr damit mindestens jeden zweiten Tag in den Ohren. Yamato ließ das wohl kalt, er ließ alles eher auf sich zukommen und wirken. Mimi wusste nicht, was in ihm vorging. Es interessierte sie auch nicht, sie hörte schließlich immer Soras Seite, wenn sie sich auch nicht darauf verließ, dass das stimmen würde. Jeder drehte sich die Dinge immer so hin, wie sie einem gerade passten, das kannte Mimi nur allzu gut. In Amerika war das ständig passiert und daher war sie auch oft auf falsche Geschichten hereingefallen. Aber das wollte sie einfach nur vergessen und an etwas Anderes denken. Ihre Gedanken gingen dabei auch an den Brünetten zurück. Mimi hatte zuvor noch geduscht, genüsslich und ausschweifend, weil sie wirklich genervt gewesen war. Taichi hatte sie einmal mehr dazu gebracht, aufgebracht zu sein. Wieso hatte er sie auch so fest gebissen. Daher hatte sie lange geduscht und als sie mit dem Handtuch um ihren zierlichen Körper aus dem Bad getreten war, war Taichi wirklich weggewesen. Dabei hatte sich Erleichterung in ihr breitgemacht. Jedoch hatte er, wie nicht anders zu erwarten, alles unordentlich zurückgelassen. Die Decke hatte er nicht zusammengelegt, kein einziges Kissen aufgeschüttelt, die Gläser in der Küche standen noch dort wie zuvor und sie glaubte auch, dass zwei Semmel fehlten. Verräterische Krümel lagen auf der Arbeitsfläche herum. Aber sie seufzte nur, hatte das Geschirr in die Spüle gestellt, schüttelte alles auf und legte die Decke zusammen, dann erst war sie in ihr Schlafzimmer gegangen und hatte sich umgezogen. Trotzdem war in ihr ein seltsames Gefühl gewesen, dass sie nicht hatte identifizieren können. Darüber wollte sie aber nicht nachdenken und hatte es auf sich beruhen lassen. „Mimi, das hilft mir jetzt auch nicht … Was soll das überhaupt? Ich soll Ruhe geben? … ich will ihn nicht vergessen“, kam es laut aus dem Hörer und so kehrte die Brünette wieder in die Gegenwart zurück. Geräuschlos seufzte die Jüngere. „Entschuldige“, murmelte sie in ihr Telefon und war nicht sicher, ob sie zu hören war. Vielleicht hatte sie etwas herzlos gehandelt, sie war wohl in letzter Zeit keine allzu gute Freundin gewesen. Sie dachte wohl sehr oft nur an sich, aber sie fühlte sich in letzter Zeit auch so, als wäre sie nur der Kummerkasten ihrer Freundin. Während sie nach Worten und einer Erklärung suchte, in der sie sich entschuldigte, in der sie versuchte für ihre Freundin über das Handy da zu sein und sie zu trösten. „Sora, das war nicht so … es ist … wenn … du hast etwas Besseres verdient“, kam es einfach aus ihr heraus, „Sora, wann hast du dich das letzte Mal wirklich und ich meine so wirklich darüber gefreut, Yamato zu sehen? Wann ging es dir das letzte Mal gut dabei? Ohne, dass du geheult hast? Dass du dich danach mies gefühlt hast?“, sie klang anklagend, dass wusste sie selbst, doch sie konnte das nicht weiter verbergen und so kam es eben aus ihr heraus. Wartend legte die Brünette ihren Arm um ihren Oberkörper. Dabei ließ sie ihren Blick schweifen und beobachtete eine Frau, wie sie mit einem Kinderwagen die Straße überquerte. „Also … äh … weißt du …“, stotterte die Rothaarige am anderen Ende und der Jüngeren war klar, dass sie es nicht wusste. „Dir fällt kein Zeitpunkt ein?“, kam es erneut herausfordernd von Mimi. Dabei machte sie sich weiter auf den Weg, schließlich musste sie dringend in die Universität, da ihr Kurs gleich beginnen würde. „Nein … ähm … also … weißt du, Mimi … es ist nur …“, rang die Ältere weiter um Worte, „… ich … ich …“ „Ja, du liebst ihn und er scheint dich ja auch zu lieben und daher ist das …“, doch weiter kam die Braunhaarige nicht, denn sie wurde schon von einer hoffnungsvollen Stimme unterbrochen. „Wirklich? Du denkst, er liebt mich? Weiß du das ganz sicher?“ Seufzend verdrehte Mimi wieder die Augen, das hatte sie nur so gesagt, weil es doch immer das war, was Sora vor einigen Tagen erst gesagt hatte. „Nein … das weiß ich nicht, das hast du mal gesagt …“, stöhnte Mimi, sie hatte es nicht mehr weit. „Ich hab das gesagt? Wann denn das? Ich meine …“, Sora war das ganze völlig unverständlich und verwirrt war sie nun noch dazu. Erneut verdrehte Mimi die Augen, „ja, das hast du und du kannst dich nicht einfach so rausreden“, langsam war sie wirklich verärgert, aber mitunter war auch der Frust wegen Taichi daran schuld. „Sora, du kannst keine Gelegenheit sagen, in der das der Fall war … lass uns das später besprechen, ich bin spät dran und sollte zur Vorlesung … wir können uns doch in der Mittagspause treffen“, kam ihr die Brünette entgegen und eilte über die nächste Straße. Sie hörte ein tiefes Einatmen. „Ja … ok …“, gab Sora nach und Mimi hörte wieder, wie schwer es ihr fiel. „Gut, also nachher vor dem Brunnen vor der Bibliothek?“, fragte Mimi erneut nach und sah automatisch zu dem großen Glasbau, in dem die Bibliothek war, hinüber. Dieser war nicht weit entfernt und lag ziemlich zentral zwischen ihrem und Soras Gebäude. So war er auch hier von der Straße zu sehen. Den Brunnen davor dachte sie sich einfach dazu. „Ja“, stimmte die Rothaarige erneut zu. „Gut, dann bis später“, sprach Mimi erleichtert und legte auf. Sie steckte das Handy zurück in ihre Tasche, die sie über ihrer Schulter hängen hatte. Dann hob sie erneut den Blick und sah zu dem großen Gebäude und dann wieder auf den Weg. Sora brauchte gerade schon viel Aufmerksamkeit, aber Mimi war natürlich für ihre Freundin da. Schließlich war die Ältere ihre beste Freundin. Sie hatten so viel erlebt und die Brünette wollte keinen Moment missen. Sie wollte keinen ihrer Freunde verlieren, gingen ihre Gedanken dabei weiter. Selbst Taichi nicht. Dabei war er solch ein Idiot und sie konnte ihn so oft überhaupt nicht ausstehen. Er war einfach nur nervig und brachte sie immer und immer wieder auf die Palme. Aber irgendwo legte er es auch darauf an. Sie war sich sicher, dass er das mit Absicht tat und sie bewusst provozierte. Jedoch stritt er das vehement ab und machte sich dann darüber lustig. Das tat er wieder und wieder und damit wurde sie noch wütender und aggressiver. Wenn sie so weiter darüber nachdachte, dann wurde sie dadurch immer heiß auf ihn und wollte ihn noch mehr. Dabei war sie nicht nur einmal über ihn hergefallen und hatte ihn sich einfach genommen. Doch irgendwie brauchte sie diese Streitereien auch und ging immer wieder darauf ein. Wenn sie dann bei einem Treffen einmal nicht stritten, dann war ihr irgendwie gleich langweilig und sie fühlte sich nicht wie sie selbst. Als würde etwas fehlen oder einfach nicht stimmen. Bei dem ganzen vergaß die Brünette vollkommen auf die Straße zu blicken. Sie verspürte wieder Frust und Ärger und wollte am Liebsten zu dem Älteren und sich wieder mit ihm streiten. Erst das Quietschen der Reifen holte sie aus den Gedanken. Mimi riss den Kopf herum und ihre Augen weiteten sich, als sie das blau lackierte Auto sah. Der Fahrer hatte das Gesicht ebenso vor Schreck verzogen, wie sich in ihrem Unglauben spiegelte. Es war, als würde alles in Zeitlupe ablaufen. Als wäre sie nur noch Zuschauerin ihrer selbst, konnte Mimi nicht anders und blieb stehen, mit geweiteten Augen sah sie zu, wie das Auto sich ihr näherte. Ihr Herz raste und sie hörte keinerlei Geräusche mehr, außer dem Schlag ihres Herzen, das ihren ganzen Körper beherrschte und das Rauschen ihres Blutes. Schreie erklangen um sie herum, doch kein Wort, dass gerufen wurde, kam an ihrem Ohr an. Sie war wie festgefroren. Mimis Körper begann zu kribbeln, während sich eine Frage in ihren Kopf schob: War das hier das Ende? Dann geschah alles viel schneller, als sie dachte. Das Auto traf sie hart an der Hüfte und sie wurde nach hinten gestoßen. Ohne dass ein Schrei ihrer Kehle entweichen konnte, landete sie auf dem Boden. Ihr Kopf schlug auf dem Boden auf und ein dumpfer Schmerz durchlief ihren Körper. Ihre Augen waren halb geschlossen und benommen war ihr Blick auf ihre Tasche gerichtet. Der Gurt war zerrissen, als das Auto sie fortgerissen hatte. Die Tasche war aufgegangen und ihr Handy war leicht herausgerutscht. Das Display war gesprungen, doch das interessierte die Brünette überhaupt nicht. Starr sah sie auf den Anhänger an ihrem Handy. Kaum jemand bekam diesen zu Gesicht und sie schämte sich auch dafür. Das war eine rosa Blüte, sie hatte den Anhänger zu ihrem Geburtstag vor ein paar Jahren bekommen – von Taichi. Sie fand ihn schön, doch das hatte sie ihm natürlich nie gesagt. Sie erkannte den deutlichen Riss darin und einige Tränen drangen aus ihren Augen. Schmerz erfüllte sie, während sie weiter den Anhänger ansah. Sie hatte nie gewollt, dass er kaputtging, es war ein wundervolles Geschenk gewesen. Dann schob sich etwas Großes in ihr Sichtfeld, ein Schatten verdunkelte ihre Sicht und verdeckte den Blick auf ihre Tasche. Jemand beugte sich zu ihr hinunter. Doch Mimi schaffte es nicht länger, ihre Augen offen zu halten. Der dumpfe Schmerz in ihrem Kopf wurde schlimmer. Die Menschen um sie herum schrien und riefen durcheinander. Sie wurde an den Schultern gepackt und leicht geschüttelt. Dann hörte sie die Rufe nach einem Krankenwagen. Mimi fühlte etwas Warmes an ihrem Kopf und eine weitere Schmerzquelle spürte sie an ihrem Arm. Sie fühlte eine Hand an diesem – schmerzhaft. Dabei wollte sie, dass das wegging. Sie wollte, dass der Schmerz vorüberging. Wie von selbst sammelten sich weitere Tränen in ihren Augen. Ihre Augen waren bereits geschlossen, doch sie konnte nicht gehen. Erst als die Sirenen des Krankenwagens in ihren Ohren klangen, verließ sie die Realität. Immer weniger nahm sie wahr und sie spürte ein wohliges Gefühl, dem sie sich mehr und mehr verbunden fühlte. Ein wohliges Gefühl, dass sie zu sich zog. Doch etwas hielt sie davon ab, sich einfach fallen zu lassen. Das Bild ihrer Freunde schob sich in ihren Kopf. Doch dann verlor sie die Kraft und den Halt an der Realität. Sie entglitt dem ihr bekannten. Sie spürte, wie sie die Dunkelheit übermannte und sie hinabstürzte. In das dunkle Nichts. Kapitel 2: Von Einsamkeit und Freundschaft ------------------------------------------ Von Einsamkeit und Freundschaft „Mimi, es ist toll, dass du wieder aus Amerika zurück bist … ich bin so froh darüber“, Sora wischte sich leicht die Tränen aus den Augenwinkeln, „ich habe wirklich eine Freundin vermisst. Ich habe dich vermisst!“ Sie schniefte wieder und fiel der Jüngeren erneut um den Hals. „Sora … Sora … beruhige dich doch“, lächelte Mimi und schlang ihre Arme um den Körper der Älteren. Sie konnte nicht glauben, wie herzlich sie von ihren Freunden in Empfang genommen wurde. „Ich war doch immer für dich da, du hättest dich immer melden können“, versuchte die Brünette ihre beste Freundin zu beruhigen. „Ja, schon, aber da hätte ich dich nicht in den Arm nehmen können“, Sora drückte sich noch etwas mehr an ihre Freundin. „Ach Sora … ich hab dich auch vermisst“, lächelte Mimi nur wieder. Mimi umarmte auch noch ihre restlichen Freunde. Sie lächelte und hörte sich die Worte ihrer Freunde an, dabei verdrängte sie die Gedanken, die sich in ihrem Kopf festgefressen hatten. Kaum dass sie etwas Zeit hatte, entschuldigte sie sich kurz und verließ den Raum. Zur Begrüßung von Mimi waren sie zum Karaoke gegangen, weil sie wussten, wie gern Mimi sang. Doch sie brauchte einen Moment für sich. Sie war froh wieder in Japan zu sein. In Amerika war sie nicht mehr glücklich gewesen. Kaum, dass sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, schlang sie ihre Arme um den Körper und lief langsam durch den spärlich beleuchteten Gang. Ihren Kopf ließ sie dabei gesenkt und versuchte die trüben Gedanken, die sich wieder in ihren Kopf schleichen wollten, zu verdrängen. Dabei war sie doch extra aus Amerika zurückgekommen, damit sie das hinter sich lassen konnte. Sie wollte wieder zu ihrem alten Wesen zurückkehren. Wieder so werden, wie sie früher war. Fröhlich. Glücklich. Einfach wieder mit Leben gefüllt. Damit sie sich am Leben erfreuen kann. Michael hatte das nicht zugelassen. Sie war mit dem Amerikaner zusammen gewesen, doch er hatte sie nichts tun lassen. Als wäre sie sein Eigentum. Hatte ihr keine Freiheiten gelassen und ihr nichts zugestanden. Sie war eine Gefangene gewesen, die sich hatte befreien müssen. Wie ein Vogel im Vogelkäfig. Hier fühlte sie sich freier, sicherer, aber ihr Geist war immer noch von der Einsamkeit ergriffen. Das würde sich wohl einfach nicht so schnell ändern. Seufzend lehnte sie sich mit der Schulter an die Wand und schloss die Augen. Tränen stiegen in ihr auf. Sie hatte keine große Feier von ihren Freunden gewollt, doch trotzdem hatten sie mit ihr etwas machen wollen, was sie liebte. Sie hatten sich nicht einmal viel Mühe gegeben, hatten wirklich nichts Großes machen wollen, aber trotzdem war der kleine Raum dekoriert und sie hatten viele Dinge mitgebracht, die Mimi viel bedeuteten. Muffins, Mochis, Kuchen, Snacks und ihre Lieblingsblumen. Auch wenn Koushiro übertrieben hatte und ihr eine Kette geschenkt hatte. Wenn das auch ihre gewesen war, die sie ihm zum Abschied gegeben hatte, damit er etwas von ihr hatte, weil sie ihm einmal ein Kissen geklaut hatte. Er war ihr bester Freund und natürlich zunächst der Erste gewesen, den sie vermisst hatte, danach hatte sie Sora vermisst. Eine Freundin mit der sie über alles reden konnte. Natürlich über Jungs. Sie hatte mit ihr über Michael reden wollen, weil sie in Amerika nur Kontakt zu Mädchen hatte, die auch mit Michael befreundet waren und das war ihr zu heikel gewesen. Doch über einen Chat oder Videochat hatte sie das nicht machen wollen. Den Chatverlauf hatte Michael sicher kontrolliert und mitverfolgt. Über Videochat hatte sie das einfach nicht machen wollen, da hätte sie sicher angefangen zu weinen und vermutlich wäre Michael einfach hereingekommen. Das hatte sie nicht riskieren wollen. Mimi atmete tief durch, daran wollte sie einfach nicht mehr denken. Es war keine schöne Zeit gewesen. Tränen drückten sich aus ihren Augen und ein Schluchzen ließ sich auch nicht vermeiden. Davon überrascht ließ sie sich an der Wand hinuntergleiten und landete schließlich auf ihren Knien. Mehrmals wischte sie sich über die Augen, doch die Tränen wollten einfach nicht versiegen. „Weinst du?“, hörte sie eine ihr nur allzu bekannte Stimme. Ein amüsierter Unterton war zu hören. In Mimi kam Ärger auf. Was sollte das jetzt? Wieso war Taichi ihr hinterhergekommen? Machte er sich jetzt etwa über sie lustig? Das konnte er sich schenken, darauf hatte sie keine Lust. Sie stemmte sich in die Höhe und drehte sich um. Von den wenigen Tränen waren ihre Augen leicht geschwollen und gerötet und auch ihre Wangen glühten leicht, doch er war einmal mehr unsensibel – wie sie fand. „Wieso? Machst du dich jetzt über mich lustig?“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Blinzelnd öffnete sie langsam ihre Augen. Mit ihren braunen Iriden sah sie in den klaren und strahlenden Himmel. Leichte, dünne Wolken zogen über den Himmel. Wie gebannt starrte sie darauf und konnte den Blick nicht davon abwenden. Je mehr sie dorthin sah, desto mehr Wolken zogen auch heran und für sie unscheinbar, trübten sich ihre Augen. Aber sie konnte einfach nicht wegsehen. Unbewusst zuckten ihre Finger und sie spürte eine leichte Nässe an ihnen. Was war das gerade gewesen? Ihr kam diese Szene bekannt vor, doch sie wusste nicht woher. Da bewegten sich wieder ihre Finger und erneut bemerkte sie das Nasse. Sie drehte ihren Kopf zur Seite und sah, wie ihre Haare auf Wasser schwammen. Verwirrt setzte sie sich auf und sah sich um. Sie lag auf Wasser. Einzig die Wolken spiegelten sich darin, einen Grund konnte sie nicht sehen und auch nichts, auf das sie gelegen war. Wie von selbst ließ sie ihre Finger durch ihre langen braunen Haare gleiten. Ihre Stirn runzelnd fuhr sie sich noch einmal durch die Haare. Sie waren trocken, als wären sie nicht auf dem Wasser geschwommen. Auch ihr Rücken fühlte sich trocken an und es war keine Stelle nass und trotzdem konnte sie ganz normal in das Wasser greifen. Wieder hob sie den Kopf und sah sich um. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich hier befand. Wie war sie überhaupt hierhergekommen? Mimi erinnerte sich nicht daran, wie sie hier gelandet war. Sie wusste auch nicht mehr, was geschehen war. Einzig diese Szene und das Gefühl von Einsamkeit war in ihrem Herzen. Ihre Hand legte sich an ihre Brust, sie wollte, dass der Schmerz vorüberging. Ihr Gesicht verzog sich dabei schmerzlich. Etwas tat weh und sie wollte, dass das fortging. Nebenbei erhob sie sich und hatte dabei einen weiteren Blick, doch sie erkannte nichts Anderes außer dem Wasser und der Spiegelung der Wolken. Jedoch sah sie etwas aus dem Wasser ragen. Verwirrt legte sich ihr Kopf schräg. Langsam begann sie zu laufen und bemerkte dabei erst, dass sie keine Schuhe trug. Mimi blickte an sich hinab und betrachtete dabei gleich das weiße Kleid, welches sie trug. Dünne Träger hielten es auf ihren Schultern, ein schöner Ausschnitt und das Kleid endete etwa in der Mitte ihrer Oberschenkel. An ihrer Taille hatte sie ein breites rosa Band, welches an ihrer Seite zu einer Schleife zusammengebunden war. Das Kleid kannte sie gar nicht, sie hatte es noch nie zuvor gesehen. War das ihres? Erneut schüttelte sie den Kopf und sah wieder zu dem Ding, was sie in der Ferne erkannte. Langsam setzte sie sich wieder in Bewegung. Sie wollte wissen, was das war. Das war das einzige, an das sie sich klammern konnte. Vielleicht war dort jemand, der ihr helfen konnte. Sie fühlte sich einsam in dieser Welt, hier war nichts und niemand weit und breit. Und Mimi spürte, dass ihr etwas Wichtiges fehlte. Sie wollte nicht mehr einsam sein. Je näher sie diesem Ding trat, desto mehr erkannte sie, dass es sich hierbei um eine Säule handelte. Sie war auch nicht die einzige, dort waren mehrere. Sie ragten einfach aus dem Wasser und waren dabei vollkommen unterschiedlich – so unterschiedlich konnten Säulen doch gar nicht sein. Vor der ersten blieb sie stehen. Diese hatte sie aus dem Wasser ragen sehen. Wie gebannt starrte Mimi diese an und erkannte ein kleines Zeichen an ihr, es sah aus wie eine Träne. Irgendwie gefiel ihr das und sie fühlte sich dieser verbunden. Das Zeichen war etwas über ihrem Kopf in die Säule gemeißelt. Sie streckte ihre Hand danach aus, sie wollte es berühren. Als würde es ihr Trost spenden, doch als sie das tat, fühlte sie sich zwar etwas besser, doch Trost gab es ihr nicht. Allerdings leuchtete es kurzzeitig grün auf. In ihr kam das Verlangen auf, auch die anderen Säulen zu betrachten, hatten diese auch ein Zeichen. Sie zählte zwölf an der Zahl – mit dieser hier. Langsam trat sie auch auf die anderen zu, dabei sah sie, dass sie im Kreis standen. Mimi betrachtete alle der Reihe nach und überlegte, welche sie sich als nächstes ansehen sollte, sie wollte nicht zu der nächsten, etwas zog sie an die gegenüberliegende Seite. Als wäre dort ein Gegensatz, der sie anzog. Doch sie wollte sich auch die anderen ansehen. So ging sie doch zu der Säule neben dieser hier und entdeckte ein Zeichen, welches aus einem großen und einen kleinen Kreis zusammengesetzt war. Es erinnerte sie an Wellen im Wasser, die von einem Stein erzeugt werden, der hineinfällt. Es hatte eine weitere beruhigende Wirkung auf sie und sie fühlte sich erneut einsam, zudem schmerzte wieder ihre Brust und sie spürte, dass sie etwas, dass zu diesem Zeichen gehörte, vermisste. Sie wollte mehr sehen, denn nun war Mimi überzeugt, dass alle Säulen etwas in sich hielten, dass sie wissen wollte. Mit diesem Gedanken trat sie schnell zu der nächsten Säule und erkannte ein Herz. Es war einzig ein Herz und sofort fühlte sie sich etwas besser. Sie hatte oft Herzen irgendwo hingezeichnet, doch irgendwie war dieses hier anders. Sie dachte sofort an ein Mädchen und orangene Haare flackerten vor ihrem inneren Auge auf, doch sie konnte diesem kein Gesicht zuordnen. Es kam einfach keines in ihr auf und sie erinnerte sich nicht. Demnach ging sie auch weiter, weil es nur schmerzte, je mehr sie darüber nachdachte. Sie wusste, dass es Personen waren, die sie hier vermisste, aber sie hatte keine Gesichter vor Augen. Und je länger sie diese Bilder betrachtete, desto mehr fühlte sie sich innerlich einfach nur leer. Beim nächsten Zeichen blieb sie nicht stehen, es erinnerte an ein Yin und Yang. Einzig der Gedanke an ein früheres Leben kam in ihr auf. Sie war früher glücklich und ein lebensfroher Mensch, das wusste sie, aber jetzt war es anders. Immer noch nachdenklich blieb sie dann an der gegenüberliegenden Säule stehen und starrte gebannt das Symbol darauf an. Es glich einer Sonne und leuchtete an sich schon orange auf. Mimi konnte den Blick schon gar nicht mehr davon abwenden. Das war es, was ihr Trost spendete. Sie spürte, wie es ihr besserging, doch auch hier vermisste sie etwas, was ein tiefes Loch in ihr Herz riss. Sie wollte es wiederhaben, die junge Frau spürte, wie sie etwas verloren hatte. Wie von selbst kamen Tränen hervor und flossen über ihre Wangen. Wieder streckte sie die Hand danach aus und berührte das Zeichen. Ein Schlag durchlief sie und augenblicklich begann sie zu schluchzen. Stärker als zuvor schmerzte es in ihrer Brust und sie fiel auf die Knie. Ihre Hände weiterhin an der Säule und an diese gelehnt. „Ich vermiss dich“, brachte sie weinend hervor, „… ich … ich brauch dich doch …“, schluchzte sie wieder. Das Gesicht des Brünetten erschien deutlich vor ihrem inneren Auge und sie spürte ein sehnendes Verlangen nach ihm. Nicht nach den Berührungen die sie sonst wollte, sie wollte nur in seinen Armen liegen. Er sollte sie festhalten. „T-Taichi …“, weinte sie und kauerte sich zusammen, „… hilf mir …“ ❤ ❤ ❤ ❤ ❤ „Wieso sollte ich mich über dich lustig machen, wenn du weinst? Das tu ich nicht, so was hab ich nicht nötig“, wischte Taichi den Vorwurf vom Tisch und verschränkte seine Hände hinter dem Kopf. Er war ihr nur halb gefolgt, er hatte auch kurz auf die Toilette gewollt, doch nachdem er sie nun hier weinend gesehen hatte, hatte er fast Mitleid bekommen. Sie hatte sich verändert, dass hatten sie alle bemerkt, doch sie hatte nicht mit ihnen geredet. „Ach ja … und was dann?“, sie war immer noch leicht genervt, weil er nicht mit der Sprache herausrückte. Doch immer noch leicht geschwächt lehnte sie sich an die Wand und betrachtete den Älteren aus halb geschlossenen Augen. Er sollte nicht sehen, dass es ihr schlecht ginge und sie war sich sicher, dass er genau das in ihren Augen erkennen konnte. So trat er näher an sie heran und zog eben ihr Kinn nach oben. Taichi erkannte, dass sie etwas zu verbergen hatte und Mimi wollte ihm nicht in die Augen sehen. Doch er wollte genau das. Als sein Blick jedoch auf den ihren traf, stockte er einen Moment und starrte ihr gebannt in die Augen. Dabei fiel ihm auch auf, wie nah er ihr war. Was auch Mimi nicht verborgen blieb. Seine Brust war nur wenige Zentimeter von der ihren entfernt. Ihr Herz schlug wild. Sie fühlte sich ihm ausgeliefert und trotzdem fühlte sie sich wohl. Da geschah es auch schon, dass seine Lippen plötzlich auf den ihren lag und sie ihren Kopf ausschaltete. Geschockt von dieser Tat hatten sich ihre Augen geweitet und sie brauchte einen Moment, bis sie auch schmeckte, dass er Alkohol getrunken hatte und das wohl nicht zu wenig. Er war wohl schon betrunken gekommen. Weshalb auch immer. Doch sie spürte, wie ihr das gefiel und sie mitmachte. Doch das durfte sie nicht zugeben. Kapitel 3: Von Angst und Liebe ------------------------------ Von Angst und Liebe Wenn jemand die Wohnung des jungen Mannes betrat, war es das Chaos, welches einen begrüßte. Sneakers lagen auf Fußballschuhen und diese neben Laufschuhen, dann lag dort noch eine Sportjacke und darunter fand sich noch ein paar Sneakers. Die Jacken an den Haken der Wände hingen halb herunter und es brauchte auch nur einen kleinen Luftzug, dass der Schal von der Hutablage herunterfallen würde. Auf der Kommode im Eingang lagen die Schlüssel neben der Schale und eine dicke Staubschicht überzog die Platte. Hinter dem niedrigen Schränkchen lag eine Sporttasche, die noch gar nicht ausgepackt war und ein Geräusch von laufendem Wasser war im Gang zu hören. Wurde das Bad betreten, dann kam einem ein Schwall an dicker Luft entgegen. Es war warm und der Spiegel angelaufen, genau wie die Glasscheibe der Tür. Dahinter bewegte sich ein Körper und so sehr Taichi eine Dusche sonst genoss, dieses Mal ging das nicht. Er musste sich aber einmal wieder duschen. Das hatte er die letzten Tage völlig vernachlässigt, genauso wie Ordnung zu halten oder in die Vorlesung zu gehen. Zum Training war er auch nicht erschienen und überhaupt hatte er nichts machen wollen. Das letzte was er wollte war die Wohnung zu verlassen. Vor drei Tagen hatte sich Hikari bei ihm gemeldet. Sie war völlig aufgelöst gewesen, hatte geweint, das hatte Taichi gehört. Verwirrt hatte er sie gefragt, was passiert war. Natürlich hatte er gleich befürchtet, dass Takeru etwas getan hatte. Wut war in ihm aufgekommen, doch als Hikari es erschrocken verneint hatte, war er still gewesen und ging in Gedanken durch, wer sonst daran schuld sein könnte. Daisuke war sein nächster Gedanke gewesen. Allerdings rückte seine kleine Schwester dann endlich mit der Sprache heraus. Als sie gesagt hatte, dass Mimi einen Unfall gehabt hatte und im Koma im Krankenhaus lag, war ihm jedoch glatt das Handy aus der Hand gefallen. Er hatte zu diesem Zeitpunkt eigentlich gerade aus dem Haus wollen. Taichi wusste noch genau, wie leer sein Kopf in diesem Moment gewesen war. Eine halbe Stunde zuvor war er noch bei ihr gewesen und das letzte, was er wirklich zu ihr gesagt hatte waren Beleidigungen. Sein Herz schlug laut in seiner Brust und Angst erfüllte ihn. Immer stritt er mit der Brünetten, doch er hatte viel für sie übrig und sie war ihm sehr wichtig, wenn er ihr das auch nie gesagt hatte. Stattdessen hatte er sie eine Nutte genannt. Seine Hand ballte sich zu einer Faust und er schlug hart damit gegen die Fliesen in der Dusche. Immer wieder ging ihm das durch den Kopf. Er hasst sich dafür, dass er das gesagt hatte, das hätte er nicht tun dürfen, doch in diesem Moment war es einfach aus ihm herausgerutscht. Er hatte seit Tagen das Bedürfnis, sich dafür zu entschuldigen, schließlich war das mehr als beleidigend gewesen. Doch das konnte er nicht. Etwas in ihm hinderte ihn daran, aus dem Haus zu gehen. Er hatte Angst. Angst um Mimi und Angst deswegen, dass er sich für das gesagte nicht mehr entschuldigen konnte. Es tat ihm so unsagbar leid und er wusste nicht, wie er das je wieder gut machen konnte. Nachdem zuerst seine Hände auf den Fliesen gelandet waren, lehnte er auch noch seine Stirn dagegen. Er wusste nicht mehr, wie es so weit hatte kommen können. Taichi wusste noch, wie er doch einiges an ihrem Wiedersehen getrunken hatte und sie dadurch in der Karaoke Bar auf der Toilette gelandet waren. Doch sein Herz hatte bei ihrem Kuss auch schneller geschlagen. Er hatte sich wahnsinnig gefreut, dass sie wieder da war, dass sie alle wieder komplett zusammen waren. Einfach die gesamte Gruppe. Aber er hatte sie auch wahnsinnig vermisst, was war ihm klar gewesen. All die Jahre hatte sie ihm gefehlt und er hatte sie wieder zurück haben wollen, doch das hatte er nie zugeben können. Niemals hätte er jemandem das gesagt. Das wäre ein Zeichen der Schwäche gewesen und das wollte er sich einfach nicht eingestehen. Doch nun, da war es, als wäre sie wieder fort. Das war sie auch, auch wenn sie noch in Japan war, aber irgendwie war sie einfach nicht hier. Doch er könnte sie sehen, wenn er wollen würde. Aber wollte er? Er wusste es nicht. Erneut überkam den Braunhaarigen Angst. Angst, dass sie nicht mehr zurück zu ihnen fand und er nicht mehr mit ihr reden konnte. Sollen ihre Streitereien das letzte sein, das er mit ihr geteilt hatte? Stumm ließ er das Wasser auf sich niederprasseln. Sein Kopf war gleichzeitig von ihr erfüllt, ihrem Gesicht, ihrem Lächeln und ihrem Duft und gleichzeitig war er so leer und er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Noch nie hatte er so empfunden. Wie könnte er auch. Immer wieder ging er in Gedanken den Abend in der Karaoke Bar durch und danach ihr letztes Gespräch. Er kam sich so beschissen vor. Er stand hier unter der Dusche und sie lag gerade im Krankenhaus in einem Bett, vermutlich mit etlichen Geräten um sich herum und sie leichenblass in den Laken. Schon allein bei der Vorstellung wurde ihm schlecht und ihn beschlich wieder die Angst. Er wollte einfach nicht mehr darüber nachdenken. Wollte, dass es ihr gut ging und sie sich wieder mit ihm stritt, denn dann war sie sie selbst und das würde eben zeigen, dass es ihr gut ging. Aber das tat es nicht. Dabei hatte er wieder den Gedanken, dass er sie übel beleidigt hatte vor Augen. Wieso hatte er das auch getan. Das war verachtend gewesen. Er war das Letzte. Wieso hatte er sie auch so genannt? Niemals würde der Fußballer je eine Frau so bezeichnen, doch das hatte er einfach getan. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Immer wieder die selben Bilder vor Augen, die selbe Angst im ganzen Körper und einfach die Wut auf sich selbst. Er war erbärmlich … ❤ ❤ ❤ ❤ ❤ „Tai, du bist erbärmlich …“, herrschte ihn Hikari ein weiteres Mal an. Während ihr Bruder auf dem Sofa saß, stand sie mit verschränkten Armen vor ihm und hielt ihm seit zwei Stunden eine Standpauke. Sie war jeden Tag vorbeigekommen und sagte ihm immer wieder das Gleiche. Was sollte sie auch anderes sagen? Sie hatte bereits alles gesagt und er starrte teilnahmslos an ihr vorbei auf ein Bild an der Wand. Darauf waren sie alle … alle acht Digiritter in der Digiwelt. Gerade einmal in der Grundschule und natürlich mit ihren Partnern zusammen. Dazu noch ihre neu gewonnenen Freunde und ein frisch geschlüpftes Digimon in den Armen seiner Schwester. Aber viel wichtiger: Mimi stand gesund und munter neben ihm und lächelte. Dieses Lächeln verfolgte ihn wirklich überall hin. Doch er würde es so schnell wohl nicht wiedersehen. „TAI YAGAMI …“, der Kopf von Kari war mittlerweile rot angelaufen, „hör mir gefälligst zu, wenn ich mit dir rede …“ „Was?“, benommen und abwesend zugleich hob er den Kopf und sah ihr seit langem wieder in die Augen. „Du sollst Mimi besuchen!!“, zum Ausdruck ihrer Aussage stemmte sie die Hände in die Seite. Sie ließ kein Gegenargument zu. „Wieso denn? Ich … ich … das bringt doch nichts …“, murmelte er mutlos. Er verstand wirklich nicht, was es bringen sollte, wenn er dorthin ging. Er wusste, dass alle anderen sie besucht hatten, mit ihr sprachen, Hikari versuchte ihm das auch schon einzubläuen, doch ihm wollte das nicht in den Kopf gehen. „Los, du kommst jetzt mit“, beschloss die Jüngere einfach und zerrte ihren Bruder auf die Beine. „Was?“, bevor er es sich versah, standen sie in seinem Hausgang und dann auch vor der Tür. Kurz darauf saß er neben ihr im Auto und war einfach nur fassungslos was sie hier veranstaltete und wie sie das geschafft hatte. Ihm blieb glatt die Sprache weg und so ließ er sich einfach zu dem Krankenhaus fahren. Was sollte er auch sonst tun? Aus dem fahrenden Auto springen? Wäre eine Möglichkeit, vielleicht würde er es schaffen, wenn sie langsamer fahren würde, denn gerade hatten sie keine rote Ampel. Doch er kam nicht aus dem Auto und fand sich halbnackt in dem Gang des Krankenhauses wieder. Bei all dem Durcheinander hatte Hikari nicht bemerkt, dass Taichi nur Bermudas trug und sein Schlafshirt. Doch alle um sie herum bemerkten es und so wurde der Brünette dementsprechend schräg angesehen. Allerdings war das nicht wichtig und so schob die Jüngere ihn einfach zu der Tür. „Du gehst da jetzt rein und sprichst dich aus. Es geht einfach nicht, dass du der Einzige bist, der nicht zu ihr geht … Ihr streitet euch – ja – aber ihr seid trotzdem Freunde und da musst auch du für sie da sein. Du kannst dich nicht davor drücken“, redete sie weiter auf ihn ein, dann wurde sie wieder ruhiger und lächelte, „Taichi … du … ich weiß, dass es schwer ist …“, sprach sie milde, „… aber dein Mut kann dich doch jetzt nicht verlassen. Du solltest vorausgehen und für sie da sein. Du … Du bist …“, sie hatte schon lang bemerkt, wie sehr sie sich streiten und dass sie es kaum miteinander aushielten, doch ebenso spürte die Trägerin des Lichtes, dass zwischen ihnen etwas Besonderes war. Das sagte ihr Gefühl. Sie war davon überzeugt, dass er etwas bewirken konnte. „Bitte … versuch es … red mit ihr, du kannst doch sagen, was immer du sagen musst“, sie lächelte und nahm seine Hände in ihre, „bitte … ich weiß, dass du etwas zu sagen hast …“ Langsam nickte er. Natürlich hatte sie recht, er wollte etwas sagen. Aber das würde doch nichts bringen, sie schlief, sie bemerkte und hörte ihn doch gar nicht. „Gut …“, antwortete er fast tonlos. Was sollte das denn? Schnaufend trat er in den Raum. Seine Hände vergrub er in den Hosentaschen der lockeren Hose. Das konnte doch nicht klappen. Hikari wollte vor der Tür warten, er sollte das hier wohl wirklich klären. Langsam trat er in das Zimmer und ihm war richtig mulmig, als er sie sah. Die Decke hob sich nur leicht und wie er sich gedacht hatte, war ihr Gesicht blass. Sie hatte kaum mehr Farbe darin. Und hatte auch schon abgenommen. Sie sollte schnell wieder aufwachen, damit sie wieder gesünder aussehen würde. „Mimi, du musst aufwachen“, rutschte es ihm dabei heraus, „… du musst wieder aufwachen …“ Er ging näher an ihr Bett heran und sah auf sie. Sie schien zwar friedlich, aber etwas war eigenartig. Sie schien gequält. „Ich will mich doch entschuldigen, also wach bitte auf.“ Wieder kam ihm dieser Begriff in den Sinn. Er hatte sie beleidigt. „Es tut mir Leid, also bitte … wach wieder auf …“, wie von selbst ließ er sich an ihrem Bett nieder. Erneut wallte Angst in ihm auf und er wollte sie zurückhaben. Dieses Gefühl war merkwürdig und er kannte das einfach nicht. Was war das, was er fühlte? Ohne darüber nachzudenken griff er nach ihrer Hand. Müde hob sie ihren Kopf. Da war eine Stimme. Sie hörte sie ganz genau. Wo kam die Stimme her? Mimi wusste es nicht. Doch sie hörte die Stimme. Sie kam ihr bekannt vor. Das Mädchen kannte sie und sie spürte, dass sie mit der Säule zusammenhing. In den letzten Minuten … Stunden – oder waren es schon Tage? – hatte sie viele Stimmen gehört und spürte einen Zusammenhang mit den Säulen hier. Sie spürte, wie diese traurig waren. Sie sorgten sich um sie. Sie waren für sie da, doch einzig die Säule, an der sie lehnte, hatte sich bisher nicht geregt. Doch nun spürte sie, wie sie da war. „Taichi? …“, hauchte sie den Namen. Tränen kamen erneut aus ihr heraus. Sie wollte ihm weiter zu hören. Er entschuldigte sich bei ihr. Ihm tat es Leid, was er gesagt hatte. „Taichi … hilf mir …“, flüsterte sie sehnend. Sie wollte, dass er weitersprach, dass er sie hier herausholte. Auch wenn sie hier keinen Schmerz fühlte, es schmerzte, dass sie hier einsam war. Sie wollte zu ihm. Mimi brauchte ihn, das spürte sie selbst. „Bitte … Taichi … hilf mir … ich … ich …“, unter Tränen biss sie sich auf die Unterlippe und schniefte, „… ich brauch dich … ich … ich liebe dich …“, sie spürte, wie sie das sagen musste, dass sie das ehrlich meinte. Sie brauchte ihn, er war alles für sie, egal wie sehr sie sich stritten oder sich uneinig waren. „Mimi …“, er nahm ihre Hand an seinen Mund und küsste sie, „… bitte komm zurück, ich brauch dich … ich … ich … liebe … dich …“, murmelte er und merkte, dass das die Wahrheit war. Er würde sich nur etwas vormachen, wenn er diese Gefühle weiter ignorieren würde. „Bitte … komm zurück …“ Sein Blick hob sich wieder und er sah zu ihrem Gesicht. Tränen liefen aus ihren Augen. Erschrocken schnappte er nach Luft und rutschte etwas nach oben. Sie weinte. Doch als er einen Moment nicht hinsah, klammerte sich die Jüngere an ihn. Taichi konnte gar nicht so schnell schauen, da schluchzte sie an seiner Brust. Sie war aufgewacht, ging es ihm überrascht durch den Sinn. Sie war tatsächlich aufgewacht. „Lass mich nicht allein“, weinte sie an seinem Shirt, „lass mich nicht los … bleib bei mir … ich brauch dich … ich …“ „Ich liebe dich“, murmelte Taichi selbst und nahm ihr dadurch die Worte aus dem Mund. Ohne darüber nachzudenken schlang er seine Arme um sie und drückte sie an sich, dass er sie dadurch von einigen Schläuchen trennte, war ihm egal. Einzig Mimi war wichtig, sie war alles, was gerade zählte, sie war zurück. „Es tut mir so leid, ich wollte das nicht sagen. Das war … ich war … ich wollte das nicht … Ich war mir dessen nicht bewusst … also … diese Gefühle … aber … ich liebe dich!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)