Das Böse im Reich der Elfen von Sylwette (Viridis) ================================================================================ Kapitel 1: Ein weiterer Traum ----------------------------- Ich riss die Augen auf und sah die Decke meines Schlafzimmers. Die Lichter eines vorbeifahrenden Autos drangen matt durch die runtergezogene dunkelblaue Jalousie am Fenster und erhellten kurz den Raum. Ein Traum, es war nur ein Traum gewesen. Ging es mir durch den Kopf. Ich atmete tief durch, mein ganzer Körper war von kaltem Schweiß bedeckt, meine Decke lag neben dem Bett auf dem Boden. Mit der rechten Hand wischte ich mir den Schweiß aus dem Gesicht und anschließend meine, schon wieder viel zu langen Haare, nach hinten. Ich sah auf die roten leuchtenden Zahlen an der Decke schräg über mir, die von meinem Wecker kamen. 5:20 Uhr, noch viel zu früh. Aber wieder einschlafen würde ich sicherlich auch nicht. Ich seufzte und setzte mich langsam auf. Durch das halb geöffnete Fenster wehte ein kühler Wind an der Jalousie vorbei und in mein Schlafzimmer. Er strich langsam über meine nackte verschwitzte Haut, da ich nur in Boxershorts schlief und ließ mich frösteln. Schnell schmiss ich die Decke auf mein Bett, stand auf und lief ins Bad. Dort schaltete ich das Licht ein und wurde von der hellen Deckenlampe geblendet. Aus dem Schlafzimmer kam man direkt in einen schmalen Flur, davon ging links eine Tür in mein kleines Fensterloses Badezimmer, dahinter links in eine kleine Küche und rechts in ein Wohnzimmer. Die dunklen Dielen des alten Fußbodens knarrten bei jedem Schritt. Eine heiße Dusche ist nun genau das richtige, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Noch immer tanzten die Bilder meines Traumes vor meinem inneren Auge. Das ängstliche Gesicht der Elfe ging mir nicht mehr aus dem Kopf und dieses Wesen hinter ihr. Ich fragte mich, was das war. Es ähnelte sehr dem Teufel aus den Filmen im Fernsehen. War es etwa Luzifer persönlich? Oder ein Dämon? Nachdem ich mich langsam an das Licht gewöhnt hatte betrat ich das Bad. Ich stieg in die Dusche und drehte den Wasserhahn auf und ein Schwall kaltes Wasser ließ mich fluchen. Nur langsam wurde das Wasser wärmer, in diesen alten Häusern gab es nur Durchlauferhitzer und sie brauchten ewig um das Wasser zu erwärmen. Unter dem nun warmen Wasser begann ich mich langsam zu entspannen. Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und ließ Wasser darauf laufen. Mein Name ist Tom Kayrah. Ich bin Anfang dreißig und eigentlich ein ganz normaler Typ. Ich habe braune Haare, die mir ständig im Gesicht hängen, blaue Augen und bin mit meinen knapp 1,80m nicht gerade der Größte. Doch wirke ich mit meinen breiten Schultern meist recht bullig. Ich habe einen Job in einem Berliner IT Fachgeschäft und repariere meistens einfach nur im Hinterzimmer Computer. Meine Freizeit verbringe ich gern an meinem eigenen und Spiele verschiedene Rollenspiele. Also nichts Besonderes, mal abgesehen von diesen verwirrenden Träumen. Sie verfolgen mich nun schon seit Wochen fast jede Nacht. Zu Beginn waren sie noch recht unspektakulär und ich hielt sie für Nachwirkungen meiner Spiele. Ich sah mich nie selbst, nur verschiedene Szenen von Landschaften eines fremden Landes, Städte wie aus dem Mittelalter und verschiedene Wesen wie Elfen, Engel, Zwerge und dergleichen, aber auch Menschen. Heute war ich das erste Mal selbst präsent. Sie haben mich angesehen und mit mir gesprochen. So langsam schienen die Bilder des Traumes zu verblassen und ich drehte das Wasser ab. Der Wasserdampf waberte langsam durch das kleine Bad und der kleine quadratische Lüfter an der Decke ratterte laut vor sich hin. Nach dem Abtrocknen öffnete ich die Tür, um den Dampf ein wenig raus zu lassen. Ich fand den Lüfter schon immer witzhaft. Wie kann sollte so ein kleines Ding das ganze Bad durchlüften? Dann stellte ich mich vor dem beschlagenen Spiegel und rieb mit dem Handtuch kurz über das Glas. Nun bedachte ich mein Gesicht kurz im Spiegel und schnappte mir den Rasierer. Der Bart wuchs einfach zu schnell und unregelmäßig. Mein letzter Versuch einen Bart am Kinn wachsen zu lassen endete mit einem frühen Feierabend und einer Rasur zuhause. Da mir die verdammten Haare immer nach oben im Mund hingen, statt nach unten. Schwerkraft kannten sie anscheinend nicht. Nach der Rasur setzte ich erst einmal Kaffee in der Küche an. Während er durchlief betrachtete ich den heller werdenden Himmel durch das schmale Küchenfenster. Dabei sah ich auch schwach mein eigenes Spiegelbild. Mittlerweile waren mir die kurzen Nächte anzusehen. Als ich auf der Couch meinen Kaffee schlürfte entschied ich mich, meine Erfahrungen mit Maik zu besprechen. Vielleicht hatte er einen Tipp. Ich schnappte mir mein Handy und schrieb ihm eine kurze Nachricht, um mich heute Abend mit ihm in unserer Bar zu treffen. Maik war mein Kollege und eigentlich so einziger Kumpel in dieser Stadt. Wir teilten unsere Leidenschaft für Rollenspiele, gehen hin und wieder auf Konzerte und waren ziemliche Computerfreaks. Danach schaltete ich den Fernseher an und zappte ein wenig durch die Kanäle. Ich blieb bei den morgendlichen Nachrichten hängen. Ich ließ das übliche Gerede über unsere Politiker und den Kriegen dieser Welt, nur unterbrochen von Sport und Wetter über mich ergehen und lehnte mich zurück. Gegen 8 Uhr machte ich mich fertig und verließ meine Wohnung. Es war Mitte Mai und so langsam begann der Frühling Einzug zu halten. Es war angenehm warm und ich trug nur meine dünne schwarze Lederjacke. Auf dem Weg zur U-Bahn lief ich einen kleinen Umweg, um mir beim Bäcker noch ein belegtes Brötchen zu besorgen. Als ich den Bäcker verließ flog gerade wieder ein Flugzeug über der Stadt, der Flughafen war ziemlich nah. Das Rauschen erinnerte mich wieder an den aufgewühlten See in meinem Traum und an das Feuer am Ende. Plötzlich rempelte mich ein anderer Fußgänger an und brachte mich so wieder zurück in die Realität. Ich blickte mich kurz um, aber er verschwand schon in der Menschenmenge. Schnell machte ich mich auf den Weg zur U-Bahn, um noch pünktlich auf Arbeit zu gelangen. Der Laden war schon geöffnet und ein grinsender Maik erwartete mich hinter der Kasse. Er sortierte gerade eine neue Lieferung von Mäusen und Tastaturen, die er danach hinter sich in die Regale räumte. Dort stapelten sich verschiedene Arten von Mäusen, Tastaturen, Kopfhörern und Headsets von den bekanntesten Marken. Um diese Uhrzeit ist es noch sehr ruhig, die ersten Kunden erscheinen meistens erst gegen Mittag. So konnten wir um diese Zeit in Ruhe neue Lieferungen einsortieren und zusammen im Hinterzimmer frühstücken. Durch die Glocke an der Eingangstür wurden wir immer rechtzeitig über neue Kunden informiert und Maik konnte schnell in den Verkaufsraum laufen. „Du träumst also von schönen Elfen?“ Maik zog kurz seine Augenbrauen hoch und musterte mich durch seine schmale Brille. Er war fast 2 Köpfe größer als ich, hieß eigentlich Michael Skinder und sein langes blondes Haar hatte er lässig im Nacken zusammengebunden. Sein blaues Hemd hing locker über der Jeans und verbarg einen eher mageren Oberkörper. Am linken Arm trug er immer mehrere Festivalbändchen, von denen er immer gern erzählt. „Können wir heute Abend darüber reden?“ antwortete ich grimmig, bevor ich durch die Tür neben der Kasse ins hintere Zimmer ging. Der Laden war klein und verbarg sich in einer Seitenstraße in der Nähe eines großen Einkaufszentrums. Er lebt hauptsächlich von Stammkundschaft aus dem IT Bereich. Wir waren hier in Berlin sowas wie ein Geheimtipp. Im vorderen Teil des Ladens gab es alles, von einzelnen Teilen bis hin zu komplett fertigen Rechnern. Nur dass es keine Fertigrechner im eigentlichen Sinne waren, sondern von uns zusammengestellt wurden. Im hinteren Teil, ein länglicher Raum welcher im vorderen Bereich vorrangig mein Reich ist, werden Wunschrechner zusammengestellt oder defekte Teile bzw. Rechner repariert. Ich ließ mich an meinem Arbeitstisch nieder, um Software auf einem neuen Rechner zu installieren. Maik war mir gefolgt und wollte gerade noch etwas sagen, als jemand die Ladentür öffnete und eintrat. Also verschwand er wieder, um sich um unseren neuen Kunden zu kümmern. Danach kam er zurück und wir ließen uns beide an einem Tisch in der hinteren Ecke nieder. Das war unser kleiner Pausenbereich mit einer kleinen Küchenzeile mit Kaffeemaschine, Wasserkocher und Mikrowelle und Schränken. Vor kurzem spendierte uns unser Chef auch einen Kühlschrank, dazu musste leider ein Schrank weichen und einige Lebensmittel standen nun auf dem kleinen Kühlschrank. Direkt neben der Mikrowelle befand sich das Fenster. So konnten wir nach dem Gebrauch gleich das Fenster öffnen und den Geruch nach Essen abziehen lassen. Der Tisch stand daneben, so dass einer immer halb vor der Küchenzeile saß. Die andere Seite des Tisches hatte dafür zwei Stühle. Maik ließ mich vorerst in Ruhe mit dem Thema der Elfe und erzählte von seinen Plänen im Sommer. Er hatte letztes Jahr doch wirklich zwei Wacken Tickets ergattert und versucht mich nun zu überreden mitzukommen. Der Vormittag verlief ruhig und nur wenige Kunden besuchten unseren Laden. Gegen Mittag kam unser Chef rein und brachte gleich unser Mittagessen von einer Fastfood Kette mit. Wir lehnten uns an den Tresen der Kasse und jeder schnappte sich einen Chicken Nugget aus der Tüte. Wir unterhielten uns über das Geschäft, Kunden und neuen Bestellungen. Immer wieder blickte Maik mich an und begann zu grinsen. So langsam bereute ich meine Nachricht von heute Morgen und würde nach der Arbeit lieber schnell nach Haus gehen, anstatt mit ihm zu Sprechen. Vielleicht war Maik doch nicht der Richtige dafür, er liest ständig Fantasy Romane, spielt weitaus öfter die Spiele als ich und geht regelmäßig selbst zu Rollenspielen. Gegen 18 Uhr schlossen wir den Laden und verließen ihn. Auf dem Weg zur Bar blieb ich schweigsam, spürte aber seine ständigen Blicke. Erst als wir in der Bar ankamen, an unserem Lieblingsplatz in der Ecke am Fenster saßen und jeder ein Bier vor sich hatte seufzte ich. „Also, wo soll ich anfangen…“ begann ich eher ratlos. Maik lächelte und nahm einen Schluck. „Am besten am Anfang. In deiner Nachricht stand ja nur ‚Träume seit ner Weile das gleiche, nun auch noch von ner schönen Elfe‘. Was hastn bisher geträumt? Und was wollte die Elfe?“ Ich erzählte ihm, dass die Träume vor 3 Wochen begonnen hatten und ich hauptsächlich von verschiedenen Orten, die mich an die mittelalterliche Welt unserer Spiele erinnerte. Oft wiederholten sich die Orte, manchmal sah ich die gleichen Wesen, beobachtete sie eine Weile. Ich glaube es waren Elfen, Zwerge, Kobolde und viele mehr. Niemand beachtete mich, es war als wäre ich ein Zuschauer. Ich sah verschiedene Szenen, von einfachen Einkäufen auf einem Markt, von Zwergen beim Schmieden von Waffen, aber auch von Kämpfen und Raubzügen. Erst letzte Nacht war ich ein Teil dieses Traums. Ich wurde gerufen. Dann erzählte ich noch von letzter Nacht. Maik lauschte gespannt und nippte dabei an seinem Bier, bis ich geendet hatte. „Man, krass. Vielleicht solltest‘ mal weniger zocken.“ Meinte er nun lachend. Ich zog eine Grimasse. „Das dachte ich auch Anfangs, aber die Träume haben nichts mit den Spielen gemeinsam. Die Landschaften sind völlig anders. Ich habe sogar eine Weile keins meiner Games angerührt. Sie haben trotzdem nicht aufgehört. Und mit Elfen hatte ich bisher noch gar nichts zu tun. Zumindest nichts mit Elfen mit heller Haut und blondem Haar. Nicht mal bei WoW. Schließlich gehöre ich zur Horde.“ Maik schmunzelte und grinste wieder. „Tja, dann brauch die Elfe wohl deine Hilfe. Solltest sie als strahlender Ritter retten und sie dann heiraten.“ Ich boxte ihn gegen die Schulter und er begann zu lachen. „Man, wenn du weiter so verrücktes Zeug träumst, kannst du ja nen Buch daraus machen. Auf jeden Fall musst du mir morgen von deinem nächsten Traum erzählen. Bin schon echt gespannt.“ Wir unterhielten uns noch eine Weile über verschiedene Dinge und verabschiedeten uns erst in den frühen Morgenstunden. Zum Glück war Samstag und der Laden nur vormittags geöffnet. An Samstagen steht unser Chef immer alleine oder mit seinem Sohn im Laden, um von seiner Frau weg zu kommen, wie er uns immer erzählt. Also konnte ich ausschlafen, wenn es denn möglich ist. Leicht angetrunken und todmüde zog ich mich um und fiel ins Bett. „Tom…Tom…bitte, du musst mir helfen…“ Wieder war ich am See, diesmal jedoch nicht auf dem Wasser. Sondern ich stand am Ufer fest auf dem Boden. Ich spürte das weiche Gras unter meinen nackten Füßen. Ich sah mich um, das Ufer war von üppigem Grün bewachsen. Hinter mir begann ein dichter undurchdringlicher Wald. Trotz der Vielfalt der Bäume und der schönen Natur hörte ich keinen Vogel zwitschern oder auch nur ein Knacken eines Waldbewohners. Ich schmunzelte kurz über diese Ruhe. Dann sah ich über den See zum Baum, doch konnte die Elfe nirgends entdecken. So sehr ich mich auch anstrengte und versuchte durch die Äste etwas zu erkennen. Ich sah mich weiter um und versuchte dann wieder auf dem Wasser zu Laufen. Diesmal jedoch sank ich sofort ein. Es war unmöglich zum Baum zu gelangen. Ich sah mich noch einmal um, ob es vielleicht eine Brücke oder ähnliches gab, die ich gestern übersehen hatte. Doch nichts war zu sehen. Als wäre hier nie eine Menschenseele gewesen. „Tom…du musst zu uns kommen…bitte hilf mir…“ Ich sah mich wieder um. „Und wie soll ich das machen? Ich komme nicht zu dem Baum.“ Dann entdeckte ich sie. Schwach und durchscheinend wie eine Projektion durch die Äste schwebend. „Finde die alte Eiche…sie wird dich führen…Marie bringt sich nach Viridis.“ Langsam begann sie zu flimmern und verschwand. „Was…wie…“ Aber sie war weg. Ich lief am Ufer entlang, um die zu suchen. Ich lief und lief, bis ich vollkommen außer Atem auf die Wiese sank. Der See war von einem schmalen Streifen Wiese umgeben, an dem der Wald grenzte. Ich blickte auf den See und betrachtete den Baum in dessen Mitte. Die langen Äste bewegten sich sachte im Wind, die Spitzen strichen über den See und schufen so kleine Wellen. Zwischendurch tauchte eine größere Welle auf und ich sah genauer hin. Hinter den Ästen stand eine Gestalt, keine zierliche, sondern eine große kräftige und schien mich zu beobachten. Das Wesen von gestern. Es trat langsam hinter den Ästen hervor. Dort, wo seine Füße das Wasser berührten dampfte es leicht und eine kleine Steininsel taucht auf, auf der er zu laufen schien. Blätter, die über seinen Körper strichen wurden braun. Die, die seine Haut im Gesicht oder am Kopf trafen schienen regelrecht zu verkohlen. Es hatte sie Hände zu Fäusten geballt und sah mich zornig an. „Ich sagte bereits du sollst sie nicht suchen.“ Meinte es grimmig mit einer tiefen grollenden Stimme. Er ist ein Dämon. Ging es mir schlagartig durch den Kopf, als ich ihn direkt ansah. „Halte dich von Viridis fern. Das Land ist kein Ort für dich. Die Elfe bekommt, was sie verdient, wenn sie meinen Forderungen nicht bald zustimmt. Misch dich nicht ein!“ Die letzten Worte zischte er boshaft. „Lasst sie frei, bitte…“ stammelte ich und sah ihn weiterhin wie erstarrt an. Wieder konnte ich mich nicht bewegen. Es war, als würde mich der Boden festhalten. Mich davor schützen eine falsche Bewegung zu machen „Nein, das kann ich nicht. Es ist zu wichtig.“ Kurz sah ich einen traurigen Ausdruck in seinen Augen aufflackern, dann jedoch brüllte er laut auf und der See verwandelte sich in ein Flammenmeer. Ich versuchte zurück zu weichen, aber es war mir nicht möglich. Ich zappelte hin und her, bis ich bemerkte, dass die Erde begann mich zu verschlingen. Ich versuchte mich weiter zu wehren, sank aber nur immer tiefer. Bis mich die Erde komplett verschlang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)