Die Welt am Rande des Abgrunds von YukimuraRuki ================================================================================ Kapitel 6: Der hohle Drache --------------------------- ‚Er verschließt es nicht. Er hat tatsächlich kein Herz! Alles ist furchtbar weiß… So etwas Merkwürdiges habe ich noch nie gespürt! ’ ‚Nein, Juudai. Die Zeit um diese Karte zu verwenden ist noch nicht gekommen. Diese Karte ist das Symbol unserer Vereinigung und auch von Haous Sünden. … Es ist noch zu früh. ’ Die mysteriöse Stimme, welche zu Juudai gesprochen hatte klang immer wieder in den Ohren des Jugendlichen wider. Mit jedem Mal aber verlor sie an Klarheit und auch die Worte erschienen vernebelt und kaum noch verständlich. Jeden Tag dachte Juudai angestrengt darüber nach, was es damit auf sich haben könnte. Egal an welchem Schultag, immer wieder saß xier in den Pausen am Pult und starrte aus dem Fenster um den Hergang des Duells vor kurzem, noch einmal zu rekonstruieren. Auch das Duell selbst verblasse langsam aus xieser Erinnerung. „Was war das bloß für eine Stimme? Irgendwie ist sie mir unheimlich vertraut und gleichzeitig… kenne ich sie überhaupt nicht. Ich habe sie auch nicht wieder gehört. Also… das Duell ist nun schon zwei Wochen her. Hmm. Vielleicht sollte ich es einfach vergessen, oder was meinst du, Hanekuribou?”, fragte Juudai nachdenklich vor sich hin, wobei xier das Kinn auf einen Handrücken stützte. Trotzdem versuchte xier immer wieder, aber dennoch so unauffällig wie möglich, über das Vergangene zu sinnieren, so dass niemand xieser Klassenkameraden etwas davon hören konnte. Die Angewohnheit mit sich selbst zu sprechen galt bei anderen Leuten als eher eigenbrödlerisch und wenig ermutigend engeren Kontakt zu suchen. DIese Erfahrung musste Juudai bereits als Kind machen. Das kleine, fliegende Fellkneul antwortete mit einem tröstenden: ‚Kurii!’ Daraufhin nahm Juudai xiesen Partner in beide Hände und begann ein wenig an dem abstehenden, weichen Fell zu zupfen und aus reiner Nachdenklichkeit das kleine Wesen zu knuffen. Dazu waren nur xier und wahrscheinlich auch Johan in der Lage. Für die anderen anwesenden Schüler, die sich etwas hingebungsvoller mit dem Selbststudium beschäftigten als Juudai, sah es etwas merkwürdig aus wie xier sich anscheinend mit etwas Imaginären beschäftigte. Das Löcher-in-die-Wände-Starren hatte Juudai immerhin aufgegeben, obwohl xier zugeben musste, dass die Klassenräume recht ansprechende Wandbemalungen aufwiesen. Feine Ornamente zieren die Leisten der Wände. Diese Ornamente waren eher abstrakt und trotzdem erinnerten sie Juudai an berühmte Monster wie den Blue Eyes White Dragon. Das Wappen der Duel Akademia war ebenfalls in allen vier Ecken zu erkennen und es schlängelte sich das Motto der gesamten Institution um die Stützsäulen herum. Bilde deinen Geist mit Wissen und Kunst um deine Zukunft an das Schicksal zu binden. Was für ein wichtig klingender, aber doch nichtssagender Spruch für die meisten Oberschüler. Juudai starrte trotzdem immer wieder auf die geschwungenen Goldlettern, welche immer dann aufdringlich in xiese Augen stachen, sobald ein Sonnenstrahl durch eines der großen Fenster schien. Aus irgendeinem Grund lenkten diese Worte xiese Gedanken immer wieder zu der mysteriösen Stimme hin. Sobald Juudai an den merkwürdigen Zwischenfall im praktischen Übungsduell dachte, bekam xier das Gefühl je mehr Zeit verging desto schemenhafter und wage wurden die Erinnerungen an die mysteriöse Stimme. Vor drei Tagen noch konnte xier sich sogar noch daran erinnern, dass es xier nicht urteilen konnte ob die Stimme eher männlich oder weiblich klang. Die Tonart passte zu beiden üblichen Geschlechter und die Redeweise des Jemanden ließ hingegen darauf schließen, dass es sich um eine männliche Person handelte. Oder um jemanden, der einen recht burschikosen Sprachstil führte, so wie Juudai selbst. An all das konnte sich xier noch nun überhaupt nicht mehr klar entsinnen und so vermutete xier, dass es noch viel dunkler um dieses Geschehen wurde. Juudai war sich sogar ziemlich sicher, den Vorfall bald vollkommen vergessen zu haben. Allerdings schob Juudai nach diesem besagten Vorfall die Superfusionskarte ins Side Deck um sicher zu gehen, dass xier nicht mehr in Versuchung kam diese zu spielen. Bisher hatte es ohnehin kaum eine Gelegenheit gegeben sie zu spielen. Daher kam Juudai bisher noch nicht in diese prekäre Situation und in eine Ähnliche wollte xier auf gar keinen Fall wieder erleben. Außerdem sagte xiem die eigene, innere Stimme, dass es besser so war. Xier erinnerte sich nicht mehr genau daran, dass die Stimme xiem geradezu verboten hatte diese Karte zu aktivieren. „Es wird doch am Ende nicht alles ein Traum gewesen sein?”, flüsterte Juudai zu sich selbst, „Aber dann…” „Ist dir etwa langweilig?”, fragte eine Stimme in Juudais Rücken hinein. „Oh, hallo Johan!”, begrüßte Juudai den anderen, auch ohne sich umzudrehen oder dessen Gesicht zu sehen, denn xier wusste Johans Stimme unter tausenden wiederzuerkennen. Er hatte eine kräftige, wenn auch helle Jungenstimme und außerdem kam es Juudai stets so vor, als brauchte xier weder Worte noch die Anwesenheit xieses Freundes, um zu bemerken, dass er sich in der Nähe befand. Es reichte vollkommen dessen Energie in der Nähe zu spüren, falls es so etwas gab. Es wirkte so, als gäbe es einen unsichtbaren Fingerabdruck den Juudai bei manchen Leuten spürte, wobei es sich dabei um eine andere Sphäre handelte. Juudai nahm an, dass daher kam weil sie mittlerweile die besten Freunde geworden waren. Genau genommen begann ihre innige Freundschaft bereits am Tag an dem sie sich zum ersten Mal begegneten und ineinander gerannt waren. Auf Anhieb verstanden sie sich viel zu gut und vor allem für diese zwei Wochen ihrer tatsächlicheren Bekanntschaft. Auch den meisten ihrer Klassenkameraden und Mitschülern kam es vor, als ginge es nicht mit rechten Dingen zu, denn nach allgemeiner Auffassung konnte man binnen so kurzer Zeit, nicht eine solche Freundschaft aufbauen. Inoffiziell stand bereits fest, dass sich Johan und Juudai schon vor der Einschulung in die Oberschule kennengelernt haben mussten. So versammelten sich zwei, drei Mädchen um Juudais Pult herum und betrachteten xien mit ernsten Blicken. Eine der Schülerinnen bohrte genau nach: „Sag mal, Marufuji-san, du und Andersen-kun, seid ihr schon von kleinauf befreundet oder so? Unseres Wissens nach, ward ihr beide nicht auf unserer der Mittelschule, bist du vielleicht in einer anderen Stadt mit ihm auf derselben Mittelschule gewesen?” Die Mädchen verfolgten keine bösen Absichten mit den Fragen. Sie wollten einfach ihre aufrichtige Neugier befriedigen indem sie das vermeintliche Mädchen, Marufuji Juudai mit direkten Fragen angriffen. Sie konnten schlecht wissen, wie ungern Juudai es hatte, wenn man xien mit Fragen löcherte. Es gab auch keinen Grund über die erste Begegnung mit Johan zu lügen, also erzählte xier xiesen Mitschülerinnen unverblümt von jenem Morgen, obwohl xier die Duellgeister aus Vorsicht außen vorhielt. Jedoch erblassten die Mädchen ein wenig und liefen aus unerklärlichen Gründen davon. Juudai blieb an xiesem Pult zurück und zuckte mit den Schultern, xier hatte ihnen keinen Grund gegeben davonzulaufen, also musste xier sich nicht weiter darum kümmern. Nun herrschte wieder absolute Stille im Klassenzimmer, denn alle Schüler eilten am liebsten schnellstmöglich in die Pause. Also widmete sich Juudai wieder xiesem Freund, sah zu ihm auf und grinste breit: „Ich schätze wir sind die beiden absoluten Freaks auf dieser Schule.” „Und es macht dir absolut nichts aus.”, fügte Johan ebenso breit grinsend hinzu, „Scheint so, als bräuchte man ein ganzes Leben um sich mit jemanden anzufreunden.” „Tja… Aber mit einem haben sie Recht. Ist es nicht unheimlich? Ich weiß schon ein paar Momente bevor du auftauchst, dass du da bist. Und jetzt kommst du auch noch und fragst mich ob mir langweilig ist. Ich weiß nicht, ob man es langweilig nennen kann, aber mein Tag hat gerade an Qualität gewonnen.” „Wenn man es so betrachtet, hast du Recht. Ich habe irgendwie auch bemerkt, dass du nicht ganz zufrieden bist. Hey, wer weiß, vielleicht sind unsere Köpfe ja miteinander verbunden!”, bemerkte Johan ebenfalls auf den Spaß eingehend. Juudai nickte daraufhin begeistert, sollten xien nun alle anderen Schüler für verrückt erklären, xiem machte es nicht so viel aus. So lange Johan sich in der Nähe befand, fühlte sich Juudai nicht einsam. „Hmm wenn das so ist, dann denkst du auch zu allererst ans Duellieren! An zweiter Stelle kommt das Essen….”, behauptete Juudai und fuhr fort, “und an dritter Stelle steht-...” „Familie!!”, sprachen beide Jugendlichen synchron aus. Ihre Stimmen waren so perfekt aufeinander abgestimmt, dass sie sich einen Moment lang ansahen und in ein albernes Gelächter verfielen, so ulkig fanden sie diese Situation. „Natürlich gehört ihr auch dazu”, meinte Juudai an Hanekuribou gewandt und streichelte dem kleinen Monster durch das wuschelige Fell. „Na klar gehören sie dazu. Ruby ist schließlich seit meiner Geburt an meiner Seite. Ruby und die anderen Kristallbiester gehören wie meine Mutter und mein Vater zu meiner Familie. Obwohl ich ganz ehrlich zugeben muss, dass ich mit keinem so schnell mein Essen teilen würde. Wenn ich hungrig bin, werde ich unausstehlich! Nein! Dann sterbe ich!”, bemerkte Johan in einer eher scherzenden Stimmlage. Juudai ließ ein lautes, sehr jungenhaftes Lachen verlauten: „Du bist echt unverbesserlich! Aber gerade wenn man isst, sollte man seine Kameraden um sich haben, findest du nicht? Sowohl Freunde als auch Familie, oder nicht? Sie alle sind unersetzbare Kameraden.” Johan hielt Ruby auf seinen Arm, wie eine kleine Katze. Es wirkte zumindest so, als lächelte das kleine Monster und so schwebte Hanekuribou ein wenig unschlüssig umher, so als sei es von einem leichten Anflug Eifersucht geplagt. „Nanu? Bettelst du mich etwa an? Das kommt wirklich nicht oft vor!”, meinte Juudai und fischte sich die pelzige Kugel aus der Luft heraus um die selbst in die Arme zu schließen. Es gab einige erfreute ‚kuri’ Laute von sich. Dann aber sah es in die heterochromen Augen und bewegte sich etwas aufgeregter. Juudai verstand sofort, dass Hanekuribou xiem etwas mitteilen wollte: ‚Kurii. Kurikurii!’ „Was ist denn los, Hanekuribou? Kratzt meine Schuluniform?”, hakte Juudai etwas überrascht nach. „Das geht doch gar nicht, Juudai! Hanekuribou hat sich doch gar nicht manifestiert. Egal wie begabt wir darin sind die Duellgeister zu sehen, solange sie eben Geister sind, haben sie können kein gewöhnliches Material aus dieser Welt spüren. Sie können uns spüren aber sonst...”, erklärte Johan, „Also, wenn wir keine Duel Discs haben dann…” „Ah ich weiß schon… aber… Wie? Hab‘ ich was vergessen?”, fragte Juudai verwirrt weiter. Die kleine Fellkugel in xiesen Armen bewegte sich eifrig in der Absicht die Frage zu bejahen. Xier dachte angestrengt nach um herauszufinden was xiem entfallen war. Wenn Hanekuribou sogar versuchte xien daran zu erinnern, dann musste es sich um etwas Wichtiges handeln. Wieso sich Juudai dafür aber keine Notizen gemacht hatte, konnte xier sich nicht erklären. Es sollte ein gewöhnlicher Mittwoch sein… „Ah! Mittwoch!”, brachte Juudai nun verblüfft hervor, denn das große Ereignis fiel xiem wie Schuppen von den Augen. Wie konnte xier dieses Ereignis nur vergessen?! Dabei war es xiem so wichtig. In der Tat so wichtig, dass es normalerweise nicht nötig wäre sich eine Notiz zu schreiben. Diesen Morgen noch hatte Asuka xien vorgewarnt, xier müsse sich nicht sehr beeilen, aber trödeln durfte Juudai auch nicht. Etwas hitzig sah xier auf die Uhr und musste feststellen, dass es bereits dreiviertel Vier war und Eile, in der Tat geboten. „Ist es dir wieder eingefallen?”, wollte Johan wissen. „Oh ja”, Juudai nickte und wandte sich suchend und leicht gestresst um, „Allerdings ja, das war knapp! Das war wirklich knapp und das nur, weil ich rumgeträumt habe…! Hier geht’s um Kameraden! Unsere Kameraden!” „Was meinst du damit?”, hakte Johan verwirrt nach, der Juudai dabei beobachtete wie xier sich beeilte die Jacke auszuziehen und sich lose über die Schultern zu hängen, dann räumte xier xiese Schultasche beinahe achtlos ein und schulterte diese. Schließlich erklärte xier weiter: „Weißt du, die Kameraden meiner Eltern kommen heute zu Besuch! Alle! Denn heute ist Onkel Fubukis Nachfeier. Du weißt schon, er ist doch so ein großer Surfprofi und heute ist sein fünfjähriges Jubiläum als Profisurfer. Das wollten wir feiern und mit wir meine ich wirklich alle. Junniichan und Onkel Shou werden da sein, einfach die ganze Truppe. Ist schon verdammt lange her seit wir das hinbekommen haben.” „Alle!?”, wollte Johan begeistert wissen. „Ja. Absolut alle, deshalb hab‘ ich keine Zeit mehr herumzutrödeln. Nimm’s mir bitte nicht übel, Johan, aber ich werde jetzt nach Hause gehen”, erklärte Juudai und machte sich sofort auf den Weg zur Tür des Klassenzimmers. Es gelang Juudai allerdings nicht, sich einfach so aus dem Staub zu machen, denn Johan schnappte sich den Saum des roten Blazers und hielt xien fest. „Juudai! Juudai, ich flehe dich an, nimm mich bitte mit!”, bettelte Johan sofort, „Ich würde so gern den Ojama-Meister Manjoume Jun kennenlernen und deinen Vater noch einmal treffen und eine ruhige Unterhaltung mit ihm führen und … und... dein begabter Onkel aus der Pro-League und… bitte, wenn es nur irgendwie klargeht, nimm mich bitte mit! Ich hab‘ zwar Kaiser Ryou-sama schon mal getroffen, aber die Gelegenheit um sich ein Autogramm zu holen wäre doch sicher gegeben… Und weißt du, selbst wenn ich mal ein Ticket für Turniere bekomme, dann kann ich ihnen doch nicht sagen, wie sehr ich sie bewundere. Und weißt du wie schwer es ist Eintrittskarten für ein Turnier zu kriegen!? Von einem Meet-and-Greet ganz zu schweigen! Abgesehen davon, ist dein Vater ja in den Pro-League-Ruhestand gegangen, also kann ich seine Duelle nur noch auf Band sehen...”, brabbelte Johan seinem Freund verzweifelt entgegen. Juudai hingegen bedachte xiesen Freund mit einem etwas verunsicherten Blick. Johan verfiel gänzlich in seinen Fanboy-Modus, den Juudai überhaupt nicht leiden konnte. Nach einem kurzen Kampf mit sich selbst, stieß xier einen schweren Seufzer aus. Natürlich hatte Juudai schon bemerkt, dass Johan ein ziemlich großer - um nicht zu sagen - extremer Fan von Kaiser Ryou war und am liebsten wollte xier Johan jedes Mal sagen, dass auch xien Vater ein ganz gewöhnlicher Duellant war. Vor allem weil er seine Karriere als Profiduellant noch vor xieser Geburt an den Nagel gehängt hatte und in die Forschung ging. Für Professor Marufujis Forschungsthema zeigte Johan hingegen gar kein Interesse - Dimensionskunde. Seiner Meinung nach durfte es unmöglich sein in fremde Dimensionen zu reisen, zumindest als Mensch. Darüber hinaus vergaß er, dass Duellgeister irgendwie zwischen zwei Dimensionen schwankten. Juudai hingegen verstand Johans Begeisterung für ein mögliches Treffen, denn wer ergriff denn nicht gern die Gelegenheit seine großen Idole zu treffen, wenn man sie so nahe vor der Nase hatte. Juudai gab sich einen Ruck, auch wenn xier nicht vollkommen von der Idee überzeugt war, aber Johans leuchtende Augen taten ihr Übriges und xier konnte ihm nichts mehr abschlagen. „Also gut”, erklärte sich Juudai schließlich bereit, „Ich denke niemand hat was dagegen, wenn ich einen Schulfreund mit nach Hause bringe. Wenn wir großes Glück haben, spielen wir vielleicht ein Tag-Duel.” „W-was wirklich!?”, hakte Johan verblüfft nach, „Im Ernst!? Vielen Dank, Juudai, ich bin dir was schuldig!” Mitgerissen vor Dankbarkeit und der Vorfreude, umarmte Johan Juudai recht fest. Einige Blicke ruhten auf ihnen, doch die beiden machten sich überhaupt nichts daraus. Es machte xiem nicht einmal etwas aus, Johan beinahe an sich hängen zu haben, auch wenn dessen Körpergewicht eine unerwartete Last war. Juudai erklärte sich die plötzliche Toleranz, die xier für Johan aufbrachte damit, dass die Reaktion der Mädchen ziemlich übertrieben gewesen war und dass sie alle ruhig von ihnen halten durften was sie wollten. Manchmal gab es Freundschaften, die man nicht erklären konnte. In der Küche schepperte jemand mit Geschirr. Es klang nicht aufgeregt und auch nicht wütend, wie die Teller aneinander klirrten und in einen kurzen Rhythmus verfielen, bevor sie wieder verstummten. Asuka hantierte mit den Küchenutensilien um die bevorstehende Gesellschaft vorzubereiten. „Ryou? Kannst du mir bitte den großen Teller dort reichen? Und wenn Manjoume-kun endlich da ist, bitte ihn doch gleich darum den Tisch einzudecken”, bat sie an ihren Lebensgefährten gewandt, „Oh und Shou-kun, verzeih, dass es hier gerade drunter und drüber geht, aber bei allen Gästen brauche ich mehr als zwei Hände. Juudai ist auch noch nicht von der Schule zurück.” Shou nickte: „Ist doch gar kein Problem. Mittlerweile bin ich es gewohnt euch die Feste zu organisieren, Asuka-san. Das heißt, wenn ihr euch regelmäßiger melden würdet, dann hättest du auch mehr Routine darin. Immerhin scheint sich das langsam zu ändern, ich habe mich fast erschrocken als du mich dieses Mal angerufen hast. Erst Niisan vor zwei Wochen, ganz plötzlich und dann du. Aber jetzt erzähl mal, ist alles in Ordnung mit Juudai-chan?” Für gewöhnlich gab es nichts was Juudai aufhalten konnte rechtzeitig zu einer Versammlung ‚der alten Truppe’ zu erscheinen. Wenn Shou es sich richtig überlegte, kam es noch nie vor, dass Juudai einer solchen Zusammenkunft fernblieb und deshalb machte er sich etwas Sorgen. Vor allem weil man Juudai für ein recht süßes Mädchen halten konnte, wenn man xien auf offener Straße sah. Heutzutage musste man noch viel mehr auf sich Acht geben als damals, in ihren Tagen auf der Duel Akademia. Ryou allerdings beruhigte Shou wieder, denn er wusste genau, dass sein kleiner Bruder dazu neigte sich schnell die bizarrsten Szenarien im Kopf auszumalen. „Außerdem hat Juudai in letzter Zeit einen richtig guten Kumpel gefunden. Kann sein, dass sie sich verquatscht haben. Es ist sogar ganz gut, wenn Juudai sich endlich ein paar gleichaltrige Freunde sucht, anstatt die ganze Zeit nur mit uns zusammen zu sein”, erklärte Ryou genauer. „Im Ernst!? Stimmt es dein armes Vaterherz nicht traurig?!”, warf Manjoume ein, der gerade erst dazu gestoßen war und die ersten Gesprächsfetzen mitbekam. In seiner Stimme lag ein frecher, trietzender Unterton. „Warum fragst du denn so was?”, hakte Ryou nach, der überhaupt nicht nachvollziehen konnte, was sein ehemaliger Mitschüler damit sagen wollte. Sowohl Shou als auch Asuka kicherten erheitert ob der lustigen Situation und schließlich traf auch Fubuki, begleitet von Kenzan, ein. Nach einer kurzen Begrüßung sinnierte Ryou allerdings immer noch darüber, wieso er wohl traurig sein sollte, dass Juudai einen guten Freund gefunden hatte. Wenn die Kinder genug Freiheiten haben und sich eines Tages von den Eltern lösen um ihre eigenen Wege zu gehen, konnte es kaum etwas Schlechtes sein. Natürlich machte sich Ryou hin und wieder Gedanken, sobald es draußen dunkel wurde und Juudai sich ohne Bescheid zu sagen verspätete. Im Augenblick war es allerdings noch nicht Abend, sondern nachmittags um Vier. Sollte xier sich also mit xiesem Freund beschäftigen, dann entsprach dies nur einer gesunden Jugend. „Ich dachte nur, wenn der süße, kleine Spross von Papi-Ryou ein eigenes Leben beginnt, dann kann man sich darum sorgen, ob der Papi es auch verkraftet, oder nicht?”; entgegnete Manjoume schließlich, „Was für ein Kumpel denn eigentlich? Ein Mädel?” „Nein, es ist ein Bursche in Juudais Alter, du würdest ihn ganz sicher auf offener Straße erkennen. Du kannst dich sicher noch daran erinnern, dass ich euch neulich davon erzählt habe, dass es jemanden gibt der mit Johan Andersen verwandt sein könnte, oder? Ich schätze mein Verdacht hat sich bestätigt, aber er wirkt ziemlich ordentlich, also mache ich mir um Juudais Umgang keine Sorgen. Aber worauf willst du eigentlich hinaus?”, antwortete Ryou wie immer in einem bedächtig ruhigen Tonfall, den die meisten, die ihn nicht kannten als beinahe emotionslos beschrieben. Manjoume, nun mehr alarmiert, bedachte seine Worte nun genau bevor er aussprach was er sagen wollte. Ryou konnte manchmal etwas nachtragend sein. Also entgegnete er schließlich: „Ich meinte ja nur, weil du Juudai gegenüber des Öfteren schon wie eine Glucke behütet hast. Ich bin davon ausgegangen, dass du wohl kaum so beherrscht und ruhig bist sobald sich vielleicht eine Romanze anbahnt.” Während Manjoume sprach breitete sich sein Grinsen wieder aus. Ryou war noch nie einer der Personen gewesen, die sich leicht provozieren ließen und so blieb er auch jetzt gelassen: „Wofür hältst du mich eigentlich, Manjoume-kun? ...Aber eines muss ich zugeben, dass ich das Gefühl habe, dass sich Yuuki Johan Andersen und ich uns früher oder später duellieren werden. Vielleicht liegt es an der Ähnlichkeit zu genau dem Johan, den wir alle kennen, vielleicht ist es aber auch eine Vorahnung. Alles was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass wenn der Zeitpunkt für unser Duell gekommen ist, darf ich mir nicht den kleinsten Fehler erlauben und muss alles geben, was mein Deck zu bieten hat. Das ist eigentlich auch schon alles.” „Ich nehme alles zurück”, brachte Manjoume leicht schockiert hervor, wobei ihm die letzte Gesichtsfarbe auch noch entschwand, „Du bist eine Glucke.” Dabei schüttelte der Schwarzhaarige kurz den Kopf als wolle er sagen, dass sich Ryou wie ein typischer Vater der „letzten Generation” benahm. „Also wenn Juudai wirklich richtig Gas gibt, dann könnte xier dich locker schlagen, also keinen Grund xien so zu bemuttern”, behauptete er, „Mal ehrlich, Ryou du bist doch eigentlich ein Vater in seinen besten Jahren. Die Rolle hast du doch jetzt schon so seit… vierzehn Jahren und selbst bist du auch noch nicht mal an die vierzig Jahre alt, also wie kannst du da noch so uncool sein?” In Wahrheit hatte sich Ryou allerdings schon seit seinen jungen Jahren nicht geändert. „Heh ihr beiden, wenn ihr Zeit zum Plaudern habt, dann beeilt euch und helft mir lieber. Es gibt noch einiges zu erledigen”, ermahnte Asuka die beiden jungen Männer. „Achtung, Kaiser, deine Frau ist gerade im Modus der weißen Hexe”, scherzte Manjoume, wobei er sich auf dünnes Eis wagte, denn Asuka hatte es nicht gern, wenn man sie auf ihre Vergangenheit bei der Gesellschaft des Lichtes erinnerte. Damals betitelte man sie zwar allgemein als Eiskönigin, doch bei so manchem männlichen Vertreter der Gesellschaft des Lichtes wurde sie auch weiße Hexe genannt. Dies mag damals mit ihren unberechenbaren Launen im Zusammenhang gestanden haben. Asuka warf Manjoume einen scharfen Blick zu und mahnte: „Ich an deiner Stelle würde meinen Mund nicht so weit aufreißen, wenn ich mein Scheffelchen noch nicht im Trockenen hätte, Manjoume Jun.” „Tut mir leid”, entgegnete Manjoume nun viel kleinlauter, denn Asukas Tonfall ließ keinen Zweifel offen, dass man sie nun besser nicht noch mehr provozierte. „Manjoume-kun”, flüsterte Shou seinem Kameraden ebenso vorsichtig zu, „Bevor du deine Energie mit Worten verschwendest, lasse lieber deine Hände arbeiten. Du möchtest Asuka-sans Gewitterstürme nicht miterleben, glaube’s mir.” Darüber waren sich wohl alle einig und packten nun tatkräftig mit an. Fubuki aber verzog seine Miene zu einem ernsten Ausdruck und meinte etwas nachdenklich: „Worüber ich mir allerdings Sorgen mache ist dieser Yuuki Johan Andersen. Es ist schon ein merkwürdiger Zufall, dass wir ausgerechnet in der Zeit landen, in der es jemanden gibt der ebenso wie Juu-chan aussieht wie eine Inkarnation. Nicht, dass es gleich Sodom und Gomorra bedeuten muss…” „Nii-san, du vergisst, dass Daitokuji-sensei uns hierher gebracht hat”, kommentierte Asuka aufmerksam, „Von Zufall kann also keine Rede sein.” Die Haustür fiel mit einem lauten Krachen ins Schloss zurück. „Ich bin wieder zu Hause!”, verkündete die bereits sehnsüchtig erwartete Stimme im Flur. Ein Blick auf die aneinander gereihten Schuhe, ließ Juudai etwas hektischer werden: „Ach du meine Güte, sind wirklich schon alle versammelt?” „Jepp, sind schon alle da. Was ist eigentlich mit dir los, Juu-chan, du bist ja heute so spät dr-... Ah… wer ist denn der das neben dir?”, brachte Kenzan verblüfft hervor, denn wenn er sich den ungefähr gleichaltrigen Jungen neben Juudai ansah, verschlug es ihm beinahe die Sprache. Zwar hatte Ryou sie vor gut zwei Wochen vorgewarnt, aber niemand wollte es ganz glauben. Kenzan kannte diesen Jungen. Zumindest kannte er denjenigen, dem er bis aufs Haar glich. Juudais neuer guter Kumpel sah einem seiner ehemaligen Mitschülern furchtbar ähnlich. Yuuki Johan Andersen hatte ebenso große Ähnlichkeit mit sienem schon vor langer Zeit verstorbenen Vorfahren, wie auch Juudai seiner letzten Inkarnation glich. Noch bevor Kenzan ein aufgeregtes „Johan Andersen” ausstoßen konnte, flogen Juudais Straßenschuhe im hohen Bogen durch den Flur und xier machte sich auf in das Wohnzimmer. Vom Sofa aus winkte ihnen Fubuki bereits zu, worauf Juudai xiese Schultasche zu Boden plumpsen ließ. Als Johan seine Schuhe brav und ordentlich im Flur hinterließ und seinem Freund ins Wohnzimmer folgte, weiteten sich auch Fubukis Augen für einen kurzen Augenblick überrascht. Dieser mehr oder weniger geschockte Ausdruck verwandelte sich allerdings in ein heiteres Lächeln, denn nun verstand auch er was Ryou damit meinte, man erkannte diesen Schulfreund auf offener Straße wieder. „Dann bist du also Johan?”, stellte Fubuki fest und erhob sich um Sofa. Juudai nickte auch wenn er es eigentlich hätte merkwürdig finden müssen, dass xies Onkel den Namen bereits kannte. „Das ist ein Klassenkamerad von mir. Ich hab ihm erzählt, dass sich heute alle hier zu deiner Feier versammeln und da hat er mich angebettelt”, erklärte Juudai, „Also hab ich ihn einfach mitgenommen. Sein Name ist...” „Ich bin Johan! Yuuki Johan Andersen, es ist mir eine Ehre Sie kennen zu lernen”, stellte sich der Junge nun selbst vor, wobei seine Wangen leicht vor Aufregung erröteten und seine Augen vor Begeisterung glitzerten. Langsam beruhigten sich auch die emsigen Küchenhelfer und versammelten sich um den Esstisch gegenüber der Wohnecke, die das Wohnzimmer optisch vom Esszimmer trennte. Johan ließ seinen Blick begeistert durch die Runde gleiten, wobei ihm die leicht überraschten Blicke der anderen vollkommen entgingen. Anders hingegen Juudai und beschloss dieser merkwürdigen Sache später auf den Grund zu gehen. Allerdings ahnte xien noch nichts davon, dass die weiteren Ereignisse des Abends daran hindern werden. Schließlich drang Johans begeistert zitternde Stimme an xies ohr: „Meine Güte, die sind ja alle echt! Hier sind alle meine großen Idole versammelt, die ich so bewundere! Juudai… ich bin so gerührt, ich könnte anfangen zu heulen!” „Fang doch wegen sowas nicht an zu weinen… du bist doch ein Junge…”, ermahnte Juudai leise flüsternd. „Oh Mann, das kannst du einfach nicht verstehen, weil du den lieben langen Tag von diesen genialen Leuten umgeben bist! All deine Gefühle diesbezüglich sind total abgestumpft.” Juudai rollte gespielt genervt mit den Augen, kicherte dann aber belustigt über die ganze Situation. So ließ xier Johan erst einmal im Wohnzimmer stehen um den Rest xieser Familie und Freunde zu begrüßen. Johan kämpfte derweil mit sich, ob es nicht langsam an der Zeit war sein Notizheft herauszuholen um die großen Vorbilder um Autogramme zu bitten. Er hörte, wie Juudai die anderen begrüßte und sofort in Smalltalk verfiel. Es vergingen sicher ein paar volle Minuten, bevor Johan sich endlich einen Ruck gab. Außerdem war es im bei dieser Gelegenheit gleich möglich jeden Einzelnen zu begrüßen. Der perfekte Plan für jemanden, der von heftigem Herzklopfen geplagt war. Normalerweise verhielt Johan nicht so übertrieben schüchtern, aber auf diese Leute wollte er unbedingt einen guten Eindruck machen. Die Gespräche, die Juudai allerdings mit xiesen Freunden und Verwandten begann, wollte er nur ungern stören und so harrte Johan vorerst noch ein wenig aus und lauschte ihnen aufmerksam. „Junnichan, wie lief das Turnier neulich?”, erkundigte sich Juudai heiter, „Hast du deinen Rekord gebrochen?” Juudai spielte auf ein jährliches Turnier an, welches in der Pro-League abgehalten wurde. Der Anlass dieses eher unwichtigen Turniers war das beginnende, neue Schuljahr. Aus diesem Grund nahmen die meisten Profiduellanten dieses Ereignis nie so ganz ernst. Vor allem weil nur wenige Schulklassen es für wichtig und lehrreich erachteten, einen Ausflug dorthin zu machen. Dabei wäre dies das perfekte Ereignis um die Klassengemeinschaften gerade in den neuen ersten Jahrgängen zu fördern. „Tse, nix. Das muss ich wohl auf das nächste Turnier verschieben, aber immerhin habe ich nicht schlecht abgeschnitten”, entgegnete Manjoume ein wenig beleidigt über seine eigenen Leistungen. Es irritierte ihn immer noch ein bisschen, dass Juudai ihn mit ‚Junnichan’ ansprach obwohl er sich bereits des Öfteren etwas mehr Respekt ausgebeten hatte. Manche Dinge an Juudai wollten sich wahrscheinlich nie ändern. Mittlerweile aber konnte er sich gar nicht mehr vorstellen, dass Juudai ihn auf irgendeine andere Weise ansprach. „Vergiss nicht, bei wem du deinen Rekord brechen wolltest, Manjoume!”, ermahnte Kenzan den Schwarzhaarigen, „So einfach besiegst du mich nämlich nicht.” Juudai kommentierte dies mit einem weiteren mädchenhaften Kichern. „Aber wo wir schon bei großen Leistungen sind, dieses Mal war es ziemlich knapp, oder Onkel Fubuki?”, erkundigte sich Juudai weiter, hierbei meinte xier vielmehr das Turnier und nicht das Surfen. „Tja, das kommt davon, wenn man das alles nicht so eng sehen muss, man wird unachtsam. Gewonnen hab ich aber trotzdem nach zehn Zügen”, entgegnete Fubuki sogleich. „Wie immer, Fubuking!”, fügte Juudai hinzu, „Deine Duelle sind sowieso am aufregendsten anzusehen! Ich glaube, gäbe es ein Unterrichtsfach im Entertainment Duellieren oder so was, dann wärst du der perfekte Lehrer!” „Oh bloß nicht, Juudai, setz ihm keine Flausen in den Kopf”, bat Asuka ein wenig nervös bei dem Gedanken, dass Fubuki eine ganze Schulklasse unter Strom halten müsste. Fubuki hingegen schien diesem Gedanken gar nicht so abgeneigt zu sein und kommentierte: „Wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann richtiges Entertainment Duelling. Manjoume-kun hat es auch Mal ausprobiert und wenn ich nicht ganz falsch liege, Asurin, dann hat es dir als kleines Mäd-...ist schon gut.” Bevor Fubuki ausreden konnte, warf sie ihm einen stechenden Blick als Ermahnung zu. Jedoch wussten sie beide, dass die Situation natürlich nicht heikel war. „Nebenbei, Onkelchen, warum bist du heute ganz allein gekommen? Ich dachte du hättest eine neue Freundin, die sogar eine Tochter hat?! Du hast mir doch Mal versprochen, dass ich irendwann einen Spielkameraden bekomme. Auf den warte ich nun schon seit mehr als zehn Jahren... ”, brachte Juudai zunächst überrascht hervor, worauf sich xies Miene in eine leicht enttäuschte wandelte. „Ah, haha… das sowas auch schon wieder die Runde macht… Dabei haben wir beide uns doch bestimmt seit… drei Monaten nicht gesprochen”, Fubuki winkte ab und wollte schnellstmöglich wieder das Thema wechseln. Ungleich Ryou und Asuka befand sich Fubuki weder in einer Ehe, noch lebte er in einer festen Beziehung. Des Öfteren traf er sich mit interessanten Mädchen und vergnügte sich zuweilen auch körperlich mit ihnen wenn die Chemie stimmte. Bisher hatte er jedoch noch niemanden gefunden, der so richtig zu ihm passte. Juudai blieb deshalb das bislang einzige Kind in der Gruppe und da xier sich augenscheinlich oft mit Selbstgesprächen beschäftigte, mieden xien mögliche Freunde. Aus diesem Grund blieb das xier oft allein. Fubuki bemerkte die leichte Gemütsänderung und da er ein extraweiches Herz für Juudai hatte, wollte er xien sofort wieder aufheitern: „Ich könnte mit ihr sprechen, ich weiß nicht genau wie sehr sich ihre Tochter mit dem Duellieren beschäftigt, aber ich bin mir sicher, dass ihr doch einige Gesprächsthemen finden werdet.” Juudai nickte zufrieden. Xier konnte eben jeden der Gruppe ganz leicht um den Finger wickeln. Es lag zum Teil daran, dass jeder von ihnen zu xies Familie gehörte, selbst wenn nicht alle - und in Wahrheit niemand - mit xiem dieselben Gene teilte. Trotzdem waren sie alle miteinander Verbunden und Juudai hatte das Gefühl, dass nicht xiese Eltern Asuka und Ryou der Ankerpunkt dieser Gruppe waren, sondern xier selbst, Marufuji Juudai. Woher diese leicht egozentrische Auffassung herrührte, konnte xier sich allerdings nicht erklärten. Juudai hatte in dieser Gruppe zwei Onkel und so etwas wie zwei Brüder. Fubuki und Shou nahmen die Stelle als xiese vermeintlichen Blutsverwandten und Kenzan sowie Manjoume als die engen Freunde, welches es einfach nicht lassen konnten sich brüderlich um xien zu kümmern. Deshalb nahmen die beiden die Position zweier ältere Brüder ein. Shou und Fubuki standen xiem allerdings am nahesten obwohl in den meisten Familien eher die Geschwister eine größere Rolle spielten. Aus dem Nichts erschien ein kleiner schwarzer Drache, der sich an die Schale seines scheinbar gerade erst zerbrochenen Eis klammerte. Das Wesen erschien ebenso transparent wie Hanekuribou und Ruby. Es handelte sich bei diesem Drachenküken Fubukis neugewonnenen Freund in Form eines Duellgeistes, welcher ihm seit geraumer Zeit folgte. Fubuki hatte es sehr lange geheim gehalten, doch nach dem Zwischenfall Gevurah, hatte auch er die Gabe entwickelt Duellgeister zu sehen. Das Merkwürdige an dieser schwächer ausgeprägten Gabe war allerdings, dass er nicht absolut jeden Duellgeist wahrnahm, sondern lediglich Juudais treuen Begleiter Hanekuribou, dieses Drachenküken mit den schwarzglänzenden Schuppen und den scharlachrotleuchtenden Augen. So manches Mal verfiel auch er in Gespräche mit diesen beiden Wesen namens Kokuryuu no Hina. Es war das Küken eines Rotäugigen Schwarzen Drachens, das Assmonster Fubukis. Er und Juudai nannten es liebevoll Hina. „Oh sieh mal wer auch mal wieder aus dem Stapel rauskommt. Ich schätze Hina-chan freut sich Hanekuribou wiederzusehen”, meinte Fubuki sofort, als er den kleinen Duellgeist bemerkte. „Oh! Wie geht es Hina-chan?”, wollte Juudai sofort wissen. Hanekuribou kam kurzerhand angeschwebt und wenige Momente später spielten die beiden Duellgeister begeistert miteinander. Dieses heitere Spiel blieb einem weiteren Duellgeist nicht verborgen und so entschloss Ruby sich sofort mitzumachen. Das violette Pelztier mit dem Rubin an der Spitze des Schweifes, gehörte zur Gattung der Engels- und Lichtmonster. Es sprang aufgeregt zu Hanekuribou und Kokuryuu no Hina hinüber und begrüßte beide erfreut. „Nanu!?”, kam es überrascht von Fubuki, der so ziemlich der Einzige in der Runde war, der überhaupt ohne weiteres Zutun die Duellgeister sehen konnte, „Wer ist denn das? Ein Duellgeist?” Seine Überraschung galt nicht unbedingt dem Duellgeist selbst, sondern dass er Ruby sehen konnte. Natürlich waren ihm Johans Kristallbiester bestens bekannt, vor allem das maskottchenähnliche Ruby. Für Fubuki war es keine Selbstverständlichkeit, aber wahrscheinlich hatte es einen Sinn, dass er Johans Monster sehen konnte. Schließlich fiel auch Juudai wieder ein, dass xier eigentlich speziellen Besuch hatte und er irgendwie immer noch leicht verloren durch die eigene Verlegenheit wie bestellt und nicht abgeholt am Tisch saß. Aus diesem Grund musste Juudai sich nun wirklich anstrengen und Johan mehr in das Geschehen einbinden. Eine etwas formelle Vorstellung xieses Freundes und auch Ruby war mehr als angebracht. „Ruby gehört zu Johan! Johan besitzt ein Deck, dass es nur ein einziges Mal auf der Welt gibt, die Kristallbiester! Der Name dieses Monsters ist Hougyokujuu Ruby Carbuncle”, erklärte Juudai vollkommen begeistert. „Verstehe. Das heißt also, dass dein neuer Freund auch Duellgeister wahrnehmen kann?”, hakte Fubuki nach, der sich noch lebhaft daran erinnern konnte, dass Johan Andersen damals gern mit für ihn unsichtbaren Kreaturen sprach. „Ah, ja genau! Johans Familie ist einfach unglaublich! Anscheinend liegt diese Gabe in seinen Genen! Seine ganze Familie kann sie sehen!”, entgegnete xier in heller Begeisterung und wedelnden Armen. Selten konnte man Juudai begeistert von anderen Menschen reden hören, obwohl xier stets aufgeschlossen auftrat. Fubukis Blick kannte keine Überraschung mehr ob der unglaublichen Ähnlichkeiten zwischen den beiden Johans. Johan sah nicht nur haargenau so aus wie sein alter Schulkamerad, er trug auch noch genau denselben Namen und besaß die wundersame Gabe mit den Seelen in den Karten zu kommunizieren. Ein wenig befremdlich wirkte es, dass er nun einige Jahre älter sein sollte als jemand, der früher nur maximal zwei Jahre jünger war als er selbst. Fubuki suchte die Augen Asukas und Ryous, die ihm vielsagend zusahen. Sie mussten nichts aussprechen um ihm zu sagen, dass auch sie es verdächtig fanden. Shou, Manjoume und Kenzan tauschten ebenfalls Blicke aus, die sich gegenseitig bestätigten, dass sie einiges untereinander besprechen wollten, sobald sich eine passende Gelegenheit ergab. Für Fubuki allerdings gab es keinen Zweifel mehr daran, dass Johan etwas mit ihrer Gruppe zu tun hatte, denn die Gabe des Duellgeistsehens war keinesfalls eine weit verbreitete Gabe. Ganz im Gegenteil, denn nicht mal Ryou oder Asuka sahen sich dazu in der Lage. Solange sich die Karten nicht selbst dazu entschlossen sich die Mühe zu machen um all ihre Kraft aufzubringen um mit ihnen irgendwie zu kommunizieren. Schließlich lockerte sich Fubuki wieder: „Das ist wirklich eine eigenartige Familie. Dein voller Name ist also Yuuki Johan Andersen, stimmt’s?” Johan nickte stumm. Er hatte die Blicke zwischen all seinen Idolen tatsächlich nicht wahrgenommen. Die überwältigende Präsenz dieser Leute machten ihn noch immer sprachlos. Sein Glück war es, dass ausgerechnet Fubuki nun das Eis brach. „So, dann nehme ich an, dass es mehr als nur im Bereich des Möglichen ist, dass du mit Professor Andersen verwandt bist?”, wollte Fubuki genauer wissen. „Ah, ja genau. Mein Ur-ur-urgroßvater hat den Grundstein der Seelenforschung gelegt und mein Großvater und nun auch mein Vater setzen seine Arbeit fort”, erklärte Johan mit einer eher zurückhaltenden Begeisterung. „Eine wirklich schwierige Sache, wenn man solch ein Erbe antreten muss, denke ich mal”, bemerkte Fubuki, „Jedenfalls wenn du ebenfalls vor hast in ihre Fußstapfen zu treten.” „Ich glaube, ich möchte lieber Produellant werden”, antwortete Johan wahrheitsgemäß, „Ach, Fubuking, sagen Sie, hat Kokuryuu no Hina nicht genau die entgegengesetzten Attribute von Hanekuriibou und Ruby?” Etwas ungeschickt versuchte Johan ein vernünftiges Gespräch mit Fubuki zu beginnen und überreichte ihm als Ersten das kleine Notizbuch und so ging es rundum auf Wanderschaft, damit der Jugendliche endlich seine gewünschten Autogramme bekam. Fubuki nickte schließlich: „Das hast du gut erkannt.” „Wusste ich’s doch. Man sieht diese Karten nicht mehr sehr oft. Sie stammen noch aus einem ganz anderen Jahrhundert und sind immer vergriffen und äußerst selten geworden, wissen Sie?”, erklärte Johan, „Deshalb trifft man auch nur noch selten auf Duellgeister dieser Monster. Mir fällt auf, dass viele Licht- und Engelsmonster sehr niedlich sind und Monster der Dunkelheit eher nicht. Wahrscheinlich haben sich die Kartendesigner etwas dabei gedacht.” „Ich mag solche Monster total gern!”, stimmte Juudai mit in das Gespräch ein, „Ich würde gern mal in einem Zimmer voller Kuribou oder Hanekuribou und Ruby und sonstiger flauschiger Monster sitzen!” Johan konnte sich ein Lachen nicht verkneifen: „Das wäre sicher ziemlich weich, wenn sie sich materialisieren könnten. Bis jetzt habe ich nur von Kuribou und Hanekuribou gehört. Vielleicht gibt es noch viele verschiedene andere Kuribou!” „Wenn man nach ihnen sucht, vielleicht. Wir sollten Monsterentdecker werden, wenn wir schon Duellgeister sehen können, Johan!”, schlug Juudai scherzend vor und die beiden Schüler wirkten nun wie ganz gewöhnliche Kinder, die Spaß an ihrer Schulzeit hatten, „So eine Karriere hat bestimmt noch nie jemand gemacht!” Während sie die drei Duellgeister bei ihrem Spiel beobachteten, begannen die anderen sich auch über alles Mögliche zu unterhalten. Für eine Weile wollte keiner mehr rätseln, ob Amnael sie mit Absicht in diese Zeit befördert hatte. Für apokalyptische Probleme musste auch nach dem Essen noch Zeit sein. Mit leerem Magen ließ es sich ohnehin nicht gut nachdenken und sie wollten Juudai auch nicht die Freundschaft zu Johan sofort schlechtreden. Falls dies überhaupt nötig war. „Jetzt verliert keine Zeit, sonst wird das Essen noch kalt”, ermahnte Asuka ihre Gäste freundlich. Immerhin hatte sie sich sehr viel Mühe mit dem Menü gegeben und letztendlich gelang es ihr alles rechtzeitig zu kredenzen weil Shou sich bereiterklärt hatte sie zu unterstützen. Asuka übertraf sich nahezu selbst mit dieser prächtigen und vor allem reichen Tafel. Allerdings berechnete sie auch mit ein, dass der großteil der Anwesenden junge Männer waren, welche ausgewachsenen Hunger mitbrachten. Die Sitzordnung hatte sich automatisch mit Johans Hinzukommen neu angepasst. Natürlich saß er nun zwischen Juudai und Ryou, was den armen Jungen ziemlich nervös stimmte. Juudai schaffte es glücklicherweise Johan von Neuem zu lockern. Immerhin kannte xier die Ausstrahlung xises Vaters sehr gut. Eine respekteinflößende Ausstrahlung ging stets von ihm aus und manchmal konnte sie auch Juudai ein wenig einschüchtern. Auf dem Tisch stand reichlich Reis und um diesen herum waren genug Beilagen dazu. Gegrilltes Hühnchen, Gyouza und eingelegtes Gemüse wie Rettich gehörten unter vielen, vielen anderen dazu. Manjoume stürzte sich regelrecht auf die fleischlichen Beilagen und bemerkte entweder nicht, dass Shou und Ryou ihn etwas skeptisch beäugten, doch Kenzan tat es ihm schon bald gleich. Johan bediente sich ebenfalls hauptsächlich am Hühnchen und reichlich daran, obwohl er wesentlich gesitteter aß und auch einen Schluck von seiner Misosuppe nahm. Shou wandte sich neckend an Manjoume: „Du weißt schon, dass Frauen auf Männer stehen, die wissen wie man Gemüse isst?” „Was?!”, nuschelte Manjoume mit vollem Mund, “Wieso sagst du mir das?” „Uwargh, Manjoume-kun! Sprich lieber nachdem du runtergeschluckt hast!”, ermahnte Shou, während er beobachtete wie ein wenig zerkleinerter Reis an Manjoumes Wange kleben blieb. „Ach komm schon, Marufuji-senpai… Es gibt wichtigeres als Frauen”, bemerkte Kenzan, der ebenso viel in sich hineinschlang ohne darüber nachzudenken, dass der langsame Genuss einer Mahlzeit vielleicht viel gesünder war. Shou wusste allerdings, dass es ziemlich wichtig für ihren gemeinsamen Kameraden war bei den Frauen gut anzukommen. Kenzan hingegen machte sich nichts aus irgendwelchen Verbindungen. Spaß stand bei ihm an oberster Stelle. Juudai und Johan hatten die Szene ebenfalls mit einem breiten Grinsen beobachtet. Juudai erklärte allerdings mit deutlichem Scherz in der Stimme: „Junniichan, was Onkel Shou meint bedeutet eben, dass Frauen auf Männer stehen die wissen wie man sich ernährt. Fleisch so hinunterzuschlingen und den Salat nicht mal anzusehen zeigt, dass du nicht noch nicht reif für eine Beziehung, geschweige denn eine Ehe bist.” „Wie bitte!? Muss ich mir das echt von einer Halbwüchsigen sagen lassen?”, biss Manjoume zurück und verschränkte leicht verstimmt die Arme. Er verstand einfach keinen Spaß, aber Juudai tat es. „Na ja, wie ich sehe sind sich da Manjoume-kun und Johan-kun ziemlich ähnlich. Aber trotzdem hat er bessere Manieren als du”, bemerkte Shou noch immer trietzend. Johan errötete leicht, doch er ließ sich nicht davon abhalten weiterzuessen. Ganz im Gegenteil, er meinte sogar die Atmosphäre in dieser leicht merkwürdig zusammengesetzten Familie zu verstehen. Erschienen einige Kommentare auch ein wenig bösartig, so überschritt trotzdem keiner der Anwesenden die unsichtbare Grenze von dem was akzeptabel war. „Und Johan ist bei weitem cooler als Junniichan”, fügte Juudai noch hinzu, wobei xier Johan vollkommen aus dem Konzept brachte. „Aber Juudai-kun, das kannst du doch so nicht sagen. Manjoume-san ist doch Produellant und-...” „Hat damit nichts zu tun!”, entgegnete Juudai und zwinkerte dem anderen keck zu, „Nur weil Junniichan schon erwachsen ist und Geld damit verdient sich zu duellieren, bedeutet es nicht gleichzeitig, dass er auch der ideale Erwachsene ist. Ich glaube es gab noch kein Jahr in dem Junniichan nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten steckt.” Auf den Wangen des schwarzhaarigen Mannes breitete sich ein dunkles Rot aus. Es geschah selten, dass er errötete, doch konnte Manjoume nicht abstreiten, dass er doch hin und wieder seine Probleme hatte seinen Weg als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu bestreiten. Auch Johans Wangen färbten sich tiefrot. Er war sich nicht so ganz sicher ob er dies nun als Kompliment sehen sollte oder nicht. Der sonst so aufgeweckte Junge verfiel eher in Schweigen und dies schien Juudai besonders zu gefallen. Um die seltsame Situation ein wenig aufzulockern schlug Shou schließlich vor sich zu duellieren: “Immerhin ist es selten, dass Juudai mal einen Freund mit nach Hause bringt. Also die perfekte Konstellation für ein Tag Duel! Wenn ich ehrlich bin, würde ich das gern mal wieder machen!” „Ich bin dabei!”, stimmte Kenzan sofort zu. „So lange uns Ryou und Asuka die Schiedsrichter machen, okay”, fügte Fubuki hinzu, der immer für ein inoffizielles Turnier zu haben war. „Waas?! Warum duellieren meine Eltern schon wieder nicht mit uns?”, beschwerte sich Juudai ein wenig enttäuscht. „Du weißt doch, dass wir schon lange keine Produellanten mehr sind. Diese Karriere haben wir beendet”, kommentierte Ryou trocken, dabei merkte er, dass seine Argumentation hinkte. Asuka pflichtete ihm mit einem simplen Nicken bei. „Außerdem, Juu-chan, sind deine Eltern nun mal die begabtesten unter uns - vor allem, wenn sie ein Tag Team bilden. Außerdem schätze ich, dass es an der Zeit ist, dass du jemand anderen als Ryou als deinen Tag Duel Partner wählst. In diesem Falle denke ich, dass Johan-kun der perfekte Partner zum Tag Duel für dich ist. Ich schätze, dass Johan-kun auch noch lange nicht so weit ist sich mit Kaiser Ryou messen zu wollen”, erklärte Fubuki schließlich. Die noch jungen Seelen von Johan und Juudai zu schützen war allerdings nur ein Grund warum Fubuki umgehen wollte, dass sich Johan, Juudai und Ryou gegenüberstanden. Ryou hatte ihnen bereits erzählt, dass er das Gefühl habe, dass es später eine Zeit geben könnte, dass sie sich duellieren würden. Diese Vorahnung wollte Fubuki einfach nicht heraufbeschwören indem er Schicksal spielte. „Aber wenn Juudai so gerne möchte?”, mischte sich Kenzan nun ein, „Ich meine, für unsere Chancen ist es natürlich besser, aber die beiden können doch immer gemeinsam ein Tag Team bilden…” „Meine Güte bist du langsam, Kenzan-kun!”, ermahnte Shou, „Fubuki-san will die beiden auch so näher zusammenbringen, schätze ich. Du weißt doch, Johan-kun ist ein Junge und Juudai… eben keiner und außerdem was glaubst du was es mit Niisans Vatergefühlen macht, wenn er Johan gegenübersteht?” So ganz verstand Kenzan die Situation immer noch nicht, doch dies kommentierte Asuka locker mit einem: „Das verstehst du nicht, weil du weder verheiratet bist noch Kinder hast.” Das Mini-Tag-Turnier wurde also im Hause Marufuji eingeläutet. Die Solid Vision gestaltete die Duelle lebendiger und aufregender, da sich die Monster tatsächlich für alle Zuschauer und Duellanten im Raum befanden. Den Anfang machten Juudai und Johan im Team gegen Shou und Kenzan, die in der Pro-League bereits einen guten Namen hatten. Zwar reichte ihr Ruf noch nicht an den von Ryou oder Fubuki heran, doch niemand konnte abstreiten, dass es eine unglaubliche Ehre war gegen die beiden zu spielen. DIe Frage ob Fubuki es sich zum Ziel machte eines Tages den berüchtigten Ruf des Hell Kaiser Ryou oder gar des Königs der Spiele Mutou Yuugi zu übersteigen, brannte Johan auf dem Herzen. Diese musste er auf später vertagen, denn das Duell begann rasant und er musste sich auf seine eigentlichen Gegner konzentrieren. Shou beschwor bereits innerhalb seiner ersten paar Züge eines seiner Ass-Fusionsmonster. Kenzan stand ihm in nichts nach, denn auch er spezialbeschwor eines seiner stärkeren Monster Riesen-Rex. Trotzdem unterschätzte niemand das jeweils andere Team und verhielt sich ebenso reserviert in Hinsicht auf Angriffe. Dennoch konnte man momentan lediglich darüber spekulieren, welches der beiden Teams den Sieg davon trug, denn das Duell hatte gerade erst begonnen. Nun war Juudai am Zug: „Ich aktiviere den Effekt, Bubble Mischen! Ich opfere Bubbleman und beschwöre einen weiteren Helden! Komm hervor, Elemental Hero Neos!!” „Wow, da ist es ja. Nicht schlecht, aber keine Bange, nicht mehr lange und ich werde dir tatkräftig zur Seite stehen”, meinte Johan beeindruckt, dass es Juudai so früh gelang dieses Monster zu rufen. Juudai nickte lediglich und ging sogleich zum Angriff über, denn Elementarheld Neos verfügte 500 Angriffspunkte mehr als die Verteidigung des Monsters Super Vehicroid Jumbo Drill. „Nicht so schnell, Juudai!”, rief Shou im Eifer des Gefechts und aktivierte eine seiner Fallenkarten, „Ich spiele Angriff Annullieren und beende deine Angriffsphase ohne Schaden davonzutragen.” „Haah, na gut da kann man nichts machen… Dann beende ich meinen Zug”, meinte Juudai ein wenig enttäuscht über den fehlgeschlagenen Angriff. „Mein Zug”, kündigte Kenzan an und zog eine Karte, woraufhin er etwas leidlich aussah, „Nun ja… da mein Riesen-Rex die Kraft von Neos nicht übersteigt, überspringe ich die Angriffsphase und muss meinen Zug beenden.” Selten kam es vor, dass Kenzan solche unspektakulären Züge spielte. Für den Augenblick blieb das Glück auf Juudais und Johans Seite. Der nächste Zug ging an Johan, der sogleich eine Karte zog und seine Hand genau erforschte. Er tauschte einen kurzen Blick mit Juudai aus und gab xiem ein kleines Nicken als Zeichen. Das Startsignal um xiem zu signalisieren, dass Johan nun so richtig loslegen wollte. „So, ich bin jetzt endlich soweit! Vielen Dank, dass du die Stellung so lange gehalten hast. Ich werde nun meinen absoluten Favoriten hervorholen!!”, kündigte Johan mit Stolz hervorgestreckter Brust an. „Wie jetzt, ehrlich!? Das ist super, komm schon zeig uns dein Ass im Ärmel, Johan! Rufe den Rainbow Dragon!”, brach es begeistert aus Juudai hervor. Johan nickte: „Jepp. Ich aktiviere die Magiekarte Hougyoku no Michibiki – Kristallleuchtfeuer um alle Kristallbiester, die sich in der Magie- und Fallenzone befinden zu vereinen um ein weiteres Monster, welches mit dem Namen Kristallbiest gekennzeichnet ist spezialzubeschwören! Ich entscheide mich für Sapphire Pegasus und aktiviere dessen Effekt! Dieser Effekt erlaubt es mir ein weiteres Monster mit dem Namen Kristallbiest in die Magie- und Fallenzone zu platzieren. Sapphire Calling!!” Das weiße Pferd mit dem spiralförmigen Horn und den mit blauen Juwelen besetzten Flügeln wieherte schrill auf, nachdem es auf dem Feld erschienen war, um ein weiteres Monster zu sich zu rufen. Ein roter Edelstein erschien und platzierte sich in der besagten Zone. Johan und Juudai nickten einander zu als habe sich in ihrer kurzen gemeinsamen Duellerfahrung bereits eine Rutine eingeschlichen. „Ich aktiviere die Fallenkarte Niji no Inryoku - Rainbow Gravity! Sobald sich auf dem Feld und auf dem Friedhof insgesamt sieben verschiedene Kristallbiester befinden, erlaubt es mir diese Karte unabhängig von allen Voraussetzungen den Kyuukyoku Hougyokushin Rainbow Dragon vom Extradeck oder dem Friedhof spezialzubeschwören! Also zeige dich nun, Rainbow Dragon!!” Auf seinen Ruf hin erschien der imposante Drache, der die sieben Kristallbiester in sich vereinte. Die ultimative Karte des Hauses Andersen, welche Johan von seinem Ur-ur-urgroßvater geerbt hatte. Ein Raunen ging durch das Wohnzimmer der Marufujis. Zwar blieb die schiere Begeisterung aus, denn jeder von ihnen kannte dieses beeindruckende Monster. Dennoch flößte ihnen dieser Anblick immer wieder Respekt ein und löste Bewunderung aufgrund des Drachens Schönheit aus. Zweifel an Johans Herkunft blieben nun überhaupt keine mehr. Allerdings hatten weder Shous Jumbo Drill noch Kenzans Riesen-Rex eine ausreichende Angriffskraft um die, des Rainbow Dragons etwas entgegenzusetzen. So lange nicht einer der beiden etwas an Fallen- oder Magiekarten entgegenzusteuern konnten, waren sie wohl vorerst schutzlos. „Also los, genießt den Anblick meines Lieblings, hier kommt sein Angriff! Auf Kenzan-sans Riesen-Rex! Over the Rainbow!!”, befahl der Junge und sofort setzte sich der weiß-goldene Drache in Bewegung. Er öffnete sein gigantisches Maul und feuerte sieben kleine regenbogenfarbene Strahlen, welche sich in der Mitte trafen um sich zu einem großen, weißen Strahl zu vereinen. Der Angriff flog blitzartig auf den Riesen-Rex zu um ihn zu zerstören um Kenzan ein paar Lebenspunkte abzuziehen. Durch die Solid Vision flog der Strahl wie erwartet durch das gesamte Zimmer und breitete sich wie ein leuchtender Regenbogen aus. Für gewöhnlich dauerte ein solcher Angriff nur ein paar Sekunden. Dieses Mal jedoch war etwas anders. Rainbow Dragons Angriff verschwand nicht, der Strahl begann sich um die sechs Erwachsenen zu schlingen und umhüllte sie wie ein dünner Membran. Das Licht spaltete sich zunächst wieder in seine sieben Spektren auf, bevor es von neuem zu einem hellen, weißen Schein wurde und zunächst Shou und Kenzan, dann Manjoume und Fubuki erreichte sowie zuletzt auch Ryou und Asuka bewegungsunfähig zu machen und zu verschlingen. Ein beklemmendes Gefühl befiel die kleine Gruppe, denn das weiße Licht schnürte sich fest um ihre Körper, so als wollte es ihre Seelen aus ihren fleischlichen Hüllen vertreiben. Ihnen blieb zunächst für einige Sekunden die Luft weg, worauf sich eine furchterregende Übelkeit breitete ausbreitete und nicht mehr losließ. Ryou wurde von einem altbekannten Schmerz in der Brust ereilt. Das Stechen der Dunkelheit in seiner Seele verursachte, dass sein Herz beinahe erstarrte. Auch Asuka, Shou und alle anderen spürten die Erinnerung an alte Wunden wieder aufbrechen. Wunden, die sie längst vergessen hatten und doch niemals vollends vergessen konnten. Die Runensteine aus der Isekai begannen zu leuchten. Der Beweis, dass sie damals alle Opfer des Kampfes zwischen Licht und Dunkelheit waren. Diese Runensteine waren eines der vielen Beweisstücke, dass sie miteinander verbunden waren und gegen das Schicksal rebellierten. Sie strahlten smaragdgrün und hell und die sechs erwachsenen spürten, dass ihnen das Atmen ein wenig leichter fiel. „Wa-...warum?”, brachte Asuka unter zusammengebissenen Zähnen hervor, als sie ihren eigenen Runenstein fest umklammerte, “Kann sich irgendjemand bewegen?” „Nein. Aber Sollten diese Steine nicht ruhen, bis wir Juudai wieder verteidigen müssen?”, keuchte Ryou, der sich unter den Schmerzen seines eigentlich längst kurrierten Herzens auf den Boden niedergelassen hatte, “Was…. hat das zu bedeuten?” „Keine Ahnung, aber wenn unsere Steine leuchten, dann ist das kein gutes Omen”, behauptete Shou, dem bereits übles schwante und auch er machte sich keine Mühe sich auf den Beinen zu halten. Sie versagten unter ihm als sei die Schwerkraft um das Doppelte angestiegen. „Blödsinn, das schaffen wir schon. So wie immer, wir haben schon größere Katastrophen überstanden und so können wir uns vielleicht bald wieder austoben”, entgegnete Manjoume, der damit bemüht war seine Pein zu verstecken, „So haben wir vielleicht bald wieder richtige Heldentaten zu erledigen.” „Hör auf so zu tun als seist du abenteuerlustiger als du eigentlich bist, Manjoume-kun. Ich frage mich viel eher wieso Rainbow Dragon solch eine starke Reaktion triggert…”, brachte Fubuki nachdenklich hervor. Von Johan, dem der Rainbow Dragon gehörte, ging nichts Böses aus. Er äußerte sich zumindest bis jetzt kein einziges Mal abfällig und erschien wie ein vollkommen gewöhnlicher Jugendlicher. Johan war gutherzig und heiter, nun ebenso duellverrückt und begeistert wie Juudai. „Wieso nur… Was haben Johan und dieser merkwürdige Schmerz miteinander zu tun? ...Immerhin…”, Fubuki war sich sicher, dass er zusätzlich zu seinen eigenen Schmerzen auch die des Rainbow Dragon gespürt hatte. Er konnte den Duellgeist dieses Monsters sehr gut sehen, ein Zeichen dafür, dass dies ein besonderes Wesen war. Fubuki fühlte deutlich, dass dieser Drache ebenfalls unter Schmerzen litt, die ihn unglaublich peinigten. Er wandte sich dem riesigen Drachen zu, der noch immer für ihn sichtbar im Wohnzimmer stand. Vermutlich wartete das Wesen auf weitere Befehle. Fubuki stutzte kurz, denn ein solches Monster war ihm noch nie begegnet, auch wenn er noch nicht halb so vielen begegnet war wie beispielsweise Juudai. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. „Das gibt es nicht… er hat kein Bewusstsein!? Dieser Drache hat keine Seele, aber das ist unmöglich!! Juudai sagt es auch immer wieder, jeder Duellgeist ist auch ein Lebewesen... aber… Dieser Drache hat kein Herz!! Er verschließt es nicht, oder versteckt seine Seele… er hat einfach nichts. Es ist furchtbar weiß und leer in ihm…”, erklärte Fubuki schließlich beinahe atemlos, „Aber Duellgeister sind Seelen. Er könnte so eigentlich gar nicht existierten?!” „Wie bitte?” „Das ist vollkommen unmöglich”, widersprach Ryou und betrachteten den Drachen ebenfalls. Vor ihnen hatte sich Rainbow Dragon materialisiert. Das Licht des Angriffes hatte sie in eine Art Zwischenwelt gebracht, die vermutlich Ähnlichkeit mit Yuberus Versiegelung in der Isekai hatte. Fubuki allein war allerdings in der Lage den Rainbow Dragon zu spüren und kommunizierte deshalb auf einer anderen Ebene mit ihm. Fubuki vermutete dass nur Johans sanfte Natur diesen Drachen in Bewegung hielt, ansonsten gab es nichts in ihm außer einem weißen, bösartigen Licht, welches sich immer weiter ausbreitete. „Wie kann das sein?”, brachte Ryou perplex hervor. „Ich weiß es nicht, Ryou. Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet, das weißt du. Vielleicht könnte es Juudai erklären. Ich finde es absolut merkwürdig. Dieser Drache ist eine hohle Hülle und in ihm befindet sich nichts weiter als ein brennendes Licht”, erklärte Fubuki ebenso ratlos. „Ein Licht sagst du-...!?”, entfuhr es Ryou. Sein Blick blieb starr auf Rainbow Dragon ruhen, „Nein...das…” Die anderen verblieben ebenso ratlos, doch versuchten immer wieder sich in Bewegung zu setzen. An ihrem bewegungslosen Zustand änderte sich erst etwas, als das Licht sich legte und sich eine neue Sicht vor ihnen ausbreitete, ähnlich eines Films, der ihnen etwas Klarheit bringen sollte. Vor ihnen erstreckte sich die bekannte Welt. Eine unnatürliche Dukelheit umhüllte sie und der wolkenverhangene Himmel ließ keinen Sonnenstrahl auf die Erde hinunter. Für einen Augenblick sahen sie ein tosendes Unwetter ihre Welt heimsuchen. Eine unsagbar große Energie bündelte sich an einem Punkt im Himmel, so dass die Wolken den Eindruck erweckten jeden Moment zu zerbersten. Unter ihnen lag die Stadt in der sie momentan lebten in Trümmern. Orimpia gab es nicht mehr in seinen sieben, großräumigen Stadtteilen. Das Wahrzeichen, der hohe Sendeturm lag in alle Richtungen zerstreut und die Bewohner schienen nicht mehr existent. Ryou und Asuka traf der Anblick wie ein Stoß mit einem Messer. Orimpia in Schutt und Asche bedeutete, dass es auch keinen Schutzmechanismus für die sanfte Dunkelheit gab. Sobald dies geschah mussten die Duellanten darauf gefasst sein, dass sie selbst wieder zur Tat zu schreiten und Juudai aktiv beschützen mussten. Hoch über den letzten Resten des Sendeturms brodelte es gefährlich. Die angestaute Energie des Unwetters entlud sich mit einem ohrenbetäubenden Brüllen. Ein Lichtblitz schnellte auf die Erde nieder um die Welt mit einem gleißend und weiß einzunehmen. Dann gab es nichts mehr. Die Welt unter ihnen und um sie herum verschwand spurlos. Stille folgte. Verschwunden im Nichts. Das Ende der Welt. Die Stunde „Null“ trat ein. Das Licht der Zerstörung blieb siegreich. „Verdammt, das darf einfach nicht sein!!”, brach es aus Ryou hervor, „Das kann nicht möglich sein!! Orimpia wurde über Neo Domino errichtet, um Juudai zu schützen!! Um die Sanfte Dunkelheit zu schützen!” Seine Freunde blickten betroffen zu Boden. Auch Asuka wurde bleich und hatte Schwierigkeiten sich auf den Beinen zu halten. Sollte sich denn der Kampf gegen das Licht der Zerstörung wiederholen? Breitete sich deshalb dieser alte Schmerz wieder in ihr aus? Würde sie etwa Ryou verlieren, so wie früher? Trotzdem war sie sich darüber im Klaren, dass das Licht welches sie soeben mit eigenen Augen gesehen hatten das Licht der Zerstörung war. Sie selbst hatte es einst unterstützt. „Das kann nicht wahr sein. Wiederholt sich denn alles!? Es muss eine Warnung für uns sein… nichts anderes, Ryou. Wir sollten aufmerksamer sein, ganz sicher!”, meinte Asuka schließlich um sich selbst zu beruhigen. Sogar Ryou lief der kalte Angstschweiß über die Stirn. Es fiel ihm schwer die richtigen Worte zu finden und konnte sich nicht dazu durchringen klare Aussagen zu machen. Vermutlich hatten sie diese Vision gesehen, damit sie vorbereitet waren. Vielleicht wollte sie jemand warnen. Was genau Johan und sein Rainbow Dragon mit dem Licht der Zerstörung zu tun hatten, konnten sie nicht wissen, aber dass es eine Verbindung geben musste, daran bestand kein Zweifel. Ryou wollte es herausfinden und das besser früher als später. Die Stunde Null musste abgewendet werden. „Ryou-...”, Fubuki ergriff als erster das Wort, doch er schaffte es nicht weiterzusprechen. Ryou kam ihm zuvor: „Wir wissen, dass Orimpia noch existiert. So viel ist sicher, die Katastrophe ist noch abwendbar. Wir haben schon einmal ‚die apokalyptische Krise‘ zum Schutz der Menschheit abgewandt und damals waren Asuka und ich allein. Trotzem brauchen wir Zeit und ein Konzil.” Sein Blick glitt durch die Runde. Fünf Augenpaare waren auf ihn gerichtet und wortlos wurden sie sich einig. Sie mussten allein einen Rat abhalten, so dass sie Juudai und Johan nicht unnötig in Sorge versetzten. „Papa! Mama!”, ermahnte Juudai xiese Eltern streng, „Hey… alle miteinander…. was ist denn mit euch plötzlich los?” Nachdem Rainbow Dragon seinen Angriff ausgeführt hatte und die Solid Vision wieder zum Stillstand kam, erschien es den beiden Jugendlichen so als waren die anderen zu Salzsäulen erstarrt. Für Juudai und Johan blieb es unerklärlich was mit ihnen geschehen sein könnte. Für einen kurzen Moment war es ziemlich hell geworden, doch das blieb durch die Solid Vision nun mal nicht aus. „Ich weiß auch nicht… Aber wenn es mit dem Duell zu tun hat, dann sollten wir es vielleicht beenden”, schlug Johan vor, dem der Zustand von Juudais Familie bedenklich vorkam. Um die Solid Vision abzuschalten und das Duell vorzeitig zu beenden, betätigte er die Option „Aufgeben”. Kurz darauf verschwanden sämtliche Monster im Raum und nur noch die nackte Realität blieb zurück. Lediglich Hanekuribou, Ruby und Kokuryuu no Hina blieben bei ihren menschlichen Freunden um zu sehen was geschah. Stille erfüllte das Wohnzimmer, sechs Menschen blieben wie versteinert stehen und starrten ins Leere. Dieser Anblick jagte den Jugendlichen bestialische Angst ein. „Papa!”, ermahnte Juudai xiesen Vater noch einmal. Johan versuchte ebenfalls die Aufmerksamkeit der anderen zu erlangen. Leichte Panik machte sich in beiden breit. „Papa! Hey Papa, atmest du noch?”, drängte Juudai und rüttelte Ryou ein wenig. Etwas rührte sich endlich. „Juudai… Keine Sorge, selbst wenn ich ein wenig fertig aussehe, so leicht bleibt mir die Luft nicht weg”, entgegnete er mit einem milden Lächeln. Scherzen lag Ryou eigentlich überhaupt nicht. „So ein Glück…”, erleichtert atmete Juudai aus und das leichte, ängstliche Zittern ließ nach. Ryou sah sich um und bemerkte, dass sich seine Freunde ebenfalls langsam wieder rührten. Sie alle hatten ausgesprochen blasse Gesichter, aber andere Verletzungen trug niemand davon. „Papa, was war denn gerade los?”, wollte xier wissen. „Tut mir leid, Juudai, aber darüber können wir noch nicht sprechen”, erklärte Ryou sogleich, „Entschuldige, meinst du es wäre möglich, wenn wir Erwachsenen eine Weile für uns bleiben können? Wir müssen etwas Wichtiges besprechen.” „Eh? A-...aber…”, Juudai wollte protestieren, vor allem, weil xiem bisher niemand etwas verheimlichte. In diesem Hause gab es normalerweise keine Geheimnisse. Juudai verwirrte diese Bitte sehr, allerdings musste es sich um etwas von großer Wichtigkeit handeln. Ansonsten konnte man es xiem doch einfach erklären. Juudai versuchte immerhin Verständnis zu zeigen, trotzdem konnte xier nicht mit ganzem Herzen einwilligen. „Ist das zuviel verlangt?”, hakte Ryou nach. Asuka machte eine leichte Bewegung nach vorn, doch Ryou gab ihr ein Zeichen sich nicht einzumischen. Juudai zeigte eines xieser bettelnden Trauermienen, die schon so oft dazu beigetragen hatten xiesen Willen durchzusetzen. Ryou wuschelte Juudai durch den braunen, wuscheligen Schopf: „Es ist nur dieses eine Mal. Das bedeutet nicht, dass wir dich nicht dabei haben wollen, es ist nur so, dass wir es euch beiden noch nicht zumuten können über so schwierige Sachen nachzudenken.” „Ich weiß! Ich glaube nicht, dass du es böse meinst, Papa. Aber… Ja ich weiß auch, dass ich etwas egoistisch bin, aber ich möchte nicht einfach allein in meinem Zimmer bleiben und darüber rätseln was ihr so zu bereden habt. Vor allem wenn Johan nach Hause muss… Da fühlt man sich total schrecklich…”, quengelte Juudai weiter. „Ah, wie wäre es denn, wenn du zu mir kommst, Juudai? Ich stelle dich meinen Eltern vor und du übernachtest einfach bei uns!”, schlug Johan mit einem heiteren Lächeln vor. Aus irgendeinem Grund tat es auch Johan weh seinen Kameraden so zu sehen. Für einen kurzen Moment sah es für Johan so aus als zögerte Juudai noch ein wenig. Daraufhin klopfte der Blauhaarige xiem ermutigend auf den Rücken: “Na komm schon.” Es nützte nichts. Sobald Juudai den Eltern erzählte was xier fühlte und es dennoch keinen Zweck hatte sie umzustimmen, dann musste xier sich einfach fügen. Also musste xier Johans Angebot annehmen. Außerdem klang Johans Vorschlag ziemlich zuvorkommend und aufregend, denn so konnten sie sicherlich noch eine Weile miteinander herumalbern. Damit gab Juudai nach und sah ein, dass die Erwachsenen sicherlich Dinge zu besprechen hatten, die eher für sie geeignet waren. So gab es schließlich auch Dinge, die man am besten mit Gleichaltrigen besprach. Somit stimmte xier zu. „Mein Haus liegt im Viertel Besooru, also nicht so weit von hier weg. Außerdem ist doch selten genug, dass dein Vater Schwierigkeiten ist und dich um etwas bittet, oder? In diesem Falle sollten wir uns zurückziehen und die Erwachsenen tun lassen, was sie tun müssen”, meinte Johan in diesem Falle sehr viel erwachsener als Juudai. „Ah… aber…”, versuchte es Juudai noch einmal. „Kann ich dich denn um so etwas bitten?”, wollte Ryou ein wenig bekümmert wissen. „Immerhin bist doch du heute bei uns eingeladen, Johan-kun…”, fügte Asuka besorgt hinzu. „Macht nichts! Verlassen Sie sich bitte auf mich”, entgegnete Johan grinsend und verbeugte sich vor seinen neu gewonnenen Bekanntschaften. Damit war es eine beschlossene Sache, dass Juudai den weiteren Verlauf des Tages bei den Yuuki Andersens verbrachte und sogleich trafen sie die nötigen Vorbereitungen. Johan überreichte Ryou die Telefonnummer seines Hauses und danach benachrichtigte Johan seine Eltern, dass er einen Übernachtungsgast mitbrachte. Während diese Formalitäten geklärt wurden, begab sich Juudai in xies Zimmer und packte ein paar Sachen für den kurzen Aufenthalt zusammen. Nach einer guten dreiviertel Stunde, begleitete Asuka die beiden Jugendlichen zur Tür. „Juudai, du bist doch nicht böse auf deinen Vater, oder?”, wollte Asuka wissen und erhielt ein leichtes Kopfschütteln als Antwort, „Dann hab viel Spaß bei Johan-kun, okay?” „Na klar!”, stimmte nun auch Juudai fröhlicher zu, „Danke Mama, und Papa natürlich! Ich bin morgen nach der Schule wieder da.” „Außerdem möchte ich dich unbedingt meinen Eltern vorstellen, Juudai! Bei uns gibt es auch total viele Duellgeister, also wird es sicher lustig. Komm schon, Kopf hoch!”, ermutigte xien Johan heiter. Ein weiteres Nicken gab Juudai zur Antwort und somit verbeugte sich Johan erneut. Bevor sich die beiden Oberschüler auf den Weg machten, trafen sich die Augenpaare von Ryou und Johan. Die dunkelgrünen Augen trafen auf die leuchtenden Smaragde des Jungen und schlugen wie eine raue Gischt in einer Brandung aneinander so als konkurrierten sie miteinander. Die beiden machten sich auf den Weg in das Wohnviertel mit dem Namen Besooru in dem Johan wohnte. Zwei Schatten, die nebeneinander im Zwiellicht verschwanden. Fortsetzung folgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)