World War League von Lunatic201 (Die Macht von Außen) ================================================================================ Kapitel 3: Der Trollkönig ------------------------- Der Trollkönig "Du?! Mich herausfordern?!", fragte Trundle von seinem Hügel herab. Die Eishöhle um ihn herum glitzerte in einem glasklaren blau und er musterte seinen Herausforderer, der zwei spitze Eiszapfen als Waffen in den Händen hielt. "Ja! Du bist ein scheiß König, hähä!", lispelte der Troll. "Wird Zeit, dass ein richtiger Troll übernimmt. Nicht so ein Waschlappen, wie du einer bist, Trundle! Hähä." Trundle erhob sich langsam von seinem Platz und präsentierte seine gesamte Größe unter tosendem Gegrunze seines Trollvolkes, welches sich zum Königskampf als schaulustiges Publikum eingefunden hatte. Sogar für einen Eistroll war er unglaublich überdimensioniert. Er rümpfte seine riesige Knollnase und griff nach der Eiskeule, welche er als Waffe nutzte. Sein Blick verriet nichts Gutes und das mysteriöse blaue Leuchten, welches von seiner Keule ausging, offenbarte in der dunklen Höhle Trundles fuchsteufelswilden Blick. Sogar eine eitrige Blase an seinem Hals platzte auf, weil seine Schlagadern die Wut durch die Blutbahn fegen ließen. Während er langsamen Schrittes von seinem Schneehügel herabstieg und seine Keule hinter sich herzog, welche eine tiefe Spur im Schnee hinterließ, provozierte sein Kontrahent weiter. "Diese Höhle stinkt! Wir gammeln hier seit einem Jahr herum. EINEM JAHR, du Hund! Du bist Scheiße, hähä! Ein wahrer König lässt Trolle kämpfen, aber du bist weich wie die Menschen, hähä. Wer weich ist, darf kein König sein, hähä. Komm her, du Versager!", er stach mit den Eiszapfen symbolisch in Richtung Trundle, der sich noch ein gutes Stück entfernt auf ihn zubewegte, um ihn zu bedrohen und einzuschüchtern. "Ja, komm her! Ich steche dir beide Augen aus, hähä!" Einige aus dem Zuschauerkreis lachten. Andere Trolle stießen vor Erregung unkontrollierte spitze Schreie aus. Einen Königskampf hatte es lange nicht mehr gegeben. Bevor Trundle seinen vor drei Jahren gewann, hatte es regelmäßige Herausforderer gegeben. Nun war es wieder der Erste seit einem Vierteljahr. Der Trollkönig war inzwischen auf der unteren Ebene angelangt und stand gute fünf Meter vor seinem Kontrahenten und starrte ihn durch seine gelb-glühenden Augen an. "Ich werde König, hähä!", schrie sein Gegner. Trundle hob seine Keule und zielte wie ein Schütze mit ihr auf den Kopf seines Gegenübers. Dabei kniff er sein rechtes Auge zum Zielen zu. "Ich werde deinen Träume zerschmettern.", sagte er ruhig. "Die sind doch im Kopf, oder?" Wie vom Blitz getroffen schleuderte Trundle seine Eiskeule in Richtung seines Gegners. Sie drehte sich um die eigene Achse und nahm direkten Kurs auf den Schädels seines Opfers. Der Troll konnte sich noch im letzte Moment mit einem beherzten Sprung zur Seite in Sicherheit bringen, doch sein König nutzte die Sekunden der Unachtsamkeit und sprang auf ihn zu. Trundle ließ einen Wutschrei entbrennen und riss seinen linken Arm nach oben, worauf sich hinter seinem Kontrahenten ein riesiger Eiskegel aus dem Schnee erhob und ihm den Fluchtweg versperrte. Noch bevor allen Zuschauern bewusst wurde, was gerade geschah, packte Trundle aus vollem Lauf den Kopf seines Gegenübers, welchen er mit seinen Pranken komplett umschließen konnte und rammte diesen ungebremst gegen den Eiskegel. Ein dumpfer Aufschlag schallte durch die Eishöhle, deren Wände diesen Akt der Brutalität immer wieder von Wand zu Wand warfen und ein Echo bildeten. Das Trollpublikum verstummte augenblicklich und Alle starrten ihren König an, der den Kopf seines Kontrahenten immer noch fest umschlossen hatte. Einige Schneeflocken wurden durch den Aufschlag wachgerüttelt und rieselten langsam von der Eisdecke hinab. Sie funkelten im Sonnenlicht und verliehen dem brutalen Szenario eine unwürdig schöne Atmosphäre. Der Körper des Herausforderers zuckte noch seinen letzten Lebenshauch aus und die Arme ließen die Eiszapfen los, welche klirrend zu Boden fielen und zersprangen. "ICH! Bin der König!", unterstrich Trundle seinen Sieg und drehte seinen Kopf so zur Seite, dass alle anwesenden Trolle sein Gesicht sehen konnten. Sein beißender Blick hatte immer noch nicht von seinen Augen abgelassen. Er zerdrückte den Kopf seines Opfers, welchen er fest in seinem Griff hielt, wie eine Frucht und man hörte das laute Knacken des Schädels. Nachdem er losließ und der Körper des Verlierers leblos zu Boden sackte, begann der erschaffene Eispfeiler sich langsam aufzulösen als würde er schmelzen, obwohl in der Höhle mindestens 30 Grad unter dem Gefrierpunkt herrschten. "Ich will ihn gebraten.", befahl Trundle und zwei eifrige Trolle schafften die Leiche des Verlieres davon, um ihn für den König zuzubereiten. "Die Innereien kann haben, wer will!" Trundle hob seine Keule vom Boden auf und kehrte langsam schlurfend auf seinen Hügel zurück und überließ sein Volk wieder sich selbst. Das war das angenehme am Trollkönig-Dasein: Bei den Menschen musste man für sein Volk da sein, es beschützen, Interesse heucheln, sich um Alles kümmern. Bei den Trollen hatte man nur das Sagen und alle hatten Angst vor Einem. Natürlich musste man diese Angst pflegen, das wusste Trundle nur zu gut. Deshalb auch seine martialischen Auftritte bei den Königskämpfen. Okay, zugegeben: Es bereitete ihm natürlich auch Freude. Eigentlich hätte er den Troll nicht unbedingt umbringen müssen, aber er wollte wieder Ruhe einkehren lassen, denn in letzer Zeit hatten sich die kritischen Stimmen seines Volkes gehäuft und waren sogar für ihn unüberhörbar geworden. Grund dafür war, dass er seit mehreren Monaten in einer riesigen Eishöhle am nördlichsten Punkt Freljords mit seinem Volk ausharrte. Früher hatten sie in etwas südlicheren Landstrichen gelebt. Da war es ebenfalls noch bitterkalt, doch hier am nördlichsten Punkt, war Alles noch extremer. Nahrung war Mangelware, also sind die Trolle dazu übergegangen sich in Notzeiten gegenseitig aufzufressen. Nicht selten passierte es, dass neugeborene Trollkinder in der Nacht verzehrt wurden. Von ihren eigenen Eltern. Trundle war das herzlich gleichgültig und den restlichen Trollen ebenfalls, allerdings gab es hier in dieser Eishöhle keine Gegner, keine Menschen. Das war auch der Hauptgrund, weshalb Unmut unter den Trollen herrschte. Ohne gute Kämpfe, waren sie unausgelastet und unzufrieden. Das Volk fragte sich weshalb Trundle sie in diese Einöde geführt hatte und nicht mehr zurückkehren wollte und da Trolle nicht für ihre gedanklichen Meisterleistungen bekannt waren und Alles aufs Kämpfen bezogen, schien ihnen die Antwort klar: Feigheit vor den Menschen. Trundle machte das wütend, denn er würde am Liebsten von Allen wieder in den Krieg ziehen. Unter den Trollen gab es niemanden, der ihm ebenbürtig war, außerdem brachen die Knochen der Menschen lauter als die der Trolle und das Geräusch vermisste er sehnlich. Auch hatte er schon seit ihrer Flucht keinen Menschen mehr gesehen, geschweigedenn gegessen. "Am liebsten mit Salz und einem Hauch Pfeffer.", tagträumte er schmatzend, während sein fettiges violettes Haar an seinem verschwitzten blauen Kopf klebte. Doch er musste weiterhin ausharren. Nun war er wieder auf seinem Königshügel angelangt. Er ging hinter einen Felsvorsprung aus Eis, um vor den Blicken seines Volkes geschützt zu sein und ließ sich krachend in den Schneidersitz fallen. Seine blau leuchtende Eiskeule bohrte er neben sich griffbereit in den Boden. Sie war makellos. Eine Waffe aus ewigem Eis. Selbst bei der extremsten Hitze würde diese Waffe nicht schmelzen. Er besaß sie nun schon seit drei Jahren – kurz bevor er Trollkönig wurde, wurde sie ihm zu Teil und Trundle wusste, dass er ohne sie höchstwahrscheinlich immer noch einer von vielen kleinen Trollen wäre, die nie auch nur in die Nähe des Throns gekommen wären. Sie war mehr als nur eine Waffe – sie hatte nämlich auch ihn verändert. Während Trundle früher einer der schmächtigsten seiner Art war und sich lediglich durch seine List und Intelligenz am Leben halten konnte, hatte die Magie des ewigen Eises aus íhm einen wahrhaftigen Muskelberg gemacht. Er verstand diese Magie zwar nicht, aber er wusste, dass er ohne sie ein Niemand war. Er würde diese Waffe ebenso hüten wie sein eigenes Leben. Er hatte schließlich auch einen hohen Preis gezahlt, um an diese Waffe zu gelangen. "Na? Gefällt dir dein Spielzeug immer noch, Trundle?", fragte eine süffisante Stimme hinter ihm. Er drehte sich nicht um und blieb regungslos sitzen, ohne den Blick von seiner Waffe zu nehmen. "Wie kommt es, dass du dieses Mal zu mir kommst? Sonst darf ich mich doch zwei Tage lang durch das Eis plagen, wenn du mit mir sprechen willst.", fragte Trundle trocken. "Bestimmt nicht, weil ich Sehnsucht nach dir hatte." Er gab ein kurzes verächtliches Schnauben von sich: "Man sehnt sich nicht nach Dingen mit denen man überfordert wäre." "Mir gefällt dein Ton nicht.", wechselte die Stimme in einen schneidenen Ton. "Etwas Humor wird doch wohl erlaubt sein. Sieh es so. Ich bin seit einem Jahr in dieser Höhle und mit dir zu sprechen ist die einzige Abwechslung die ich habe, wenn ich nicht mal wieder einen meiner eigenen Leute verdreschen muss.", beschwichtigte Trundle und stütze sich auf seiner Keule ab, um sich zu erheben. "Humor ist in der Tat sogar angebracht. Wir haben etwas zu feiern, Trundle." "Aha. Ich platze vor Neugier.", erwiderte Trundle mit einem ironischen Unterton. Inzwischen hatte er sich erhoben und dreht sich zu seiner Gesprächpartnerin um. "Ironie steht Dummköpfen nicht gut zu Gesicht, mein Guter. Erst Recht nicht welchen, die in der Schuld stehen.", stichelte Lissandra. Die Eishexe stand nur wenige Meter von ihm entfernt. Schwarzes Eis umgab sie von den Fußsohlen bis knapp über ihre Gürtellinie. Es waberte und pulsierte hypnotisierend und tanzte um sie herum als wäre sie ein Planet und die Eiskristalle ihre Monde. Sie trug eine Kopfbedeckung, die ihre Augen verdeckte und zu zwei Hörnern geformt war. Wie üblich bildete das schwarze Eis eine eng anliegende Rüstung um sie, sodass Trundle nur anhand ihres Gesichtes wusste, dass sie schneeweiße Haut hatte als würde kein Tropfen Blut durch ihre Adern fließen. "Du erinnerst dich doch, dass du in meiner Schuld stehst, oder etwa nicht, Trollkönig?", verdeutlichte sie. "Ich denke jedes Mal daran, wenn ich meinen Schatz in den Händen halte.", grinste Trundle und tätschelte seine Waffe. "Gut, du solltest den Tag nie vergessen, an dem du zu mir kamst und um Hilfe batst König der Trolle zu werden. Vergiss unsere Abmachung nicht. Du hast mir deine Treue zugesichert." "Ich weiß." "Du weißt sicherlich auch, dass ich dir die Waffe jederzeit wieder wegnehmen könnte, wenn du mich betrügst?" Trundle legte seinen Kopf zurück und setzte ein emotionsloses Grinsen auf und nickte langsam. Lissandra hatte ihm die Waffe gegeben um ihr Heer zu verstärken und zumindest einen Verbündeten zu haben, falls es zu ihrer Rückkehr aus dem Eis kommen sollte. Sie war schon viele Jahre von der Bildfläche verschwunden. Seit dem Tag als sie gegen das Haus Avarosa den Kampf um die Krone Freljords verlor. Sie wartete auf ihren Moment, um sich an den Nachfahren des damaligen Königs zu rächen und den Thron zu besteigen. Über die Jahre hatte sie sich an die Spitze des Stammes der Frostwächter gesetzt und nun, mit den Trollen an ihrer Seite, war sie gewappnet, um einen Streich zu wagen. Allerdings fehlte ihr bis zu diesem Zeitpunkt eine günstige Gelegenheit, die sich nun auftat. "Also?", fragte Trundle. "Was gibt es zu feiern?" "Es ist so weit. Wir verlassen diese Eiswüste." "So richtig verlassen? Also so wirklich?", entglitt Trundle die Aufregung. "Ja." "So richtig, richtig?!" Lissandra rollte mit den Augen. "Du bist ein König! Benimm dich auch so." Trundle brüllte auf und schlug sich vor Freude mit der Faust drei mal gegen die Brustmuskeln wie ein Gorilla. Plötzlich stieg die Kampfeslust in ihm auf. Alles was sich über ein Jahr in ihm aufgestaut hatte, brach nach Außen. Er wollte sofort losziehen und dem ersten Lebewesen den Schädel einschlagen. Er wirkte wie ein Monster, welches endlich aus seinem Käfig gelassen wurde. "Greifen wir sie direkt an?", gierte er. "Nein. Wir werden es anders angehen.", befand Lissandra. "Wir verlassen den Norden nicht, um direkt eine Alles-oder-Nichts-Schlacht zu schlagen, Trundle." "Was werden wir dann tun?", stutzte er. "Wir legen uns die Konkurrenz zurecht.", grinst Lissandra diabolisch. "Ich schätze, dass musst du mir erklären, Eishexe." "Im Laufe der näheren Zukunft wird ein Artefakt auf Runeterra auftauchen. Dieses Artefakt soll eine schier unendliche Macht beinhalten. Deine Keule und mein schwarzes Eis sind dagegen nur ein Zahnstocher und ein lauer Herbstwind. Falls es uns gelingt im Vorfeld unsere Feinde zu schwächen und selbst unbeschadet aus der Situation zu entkommen, sind wir zum Zeitpunkt des Auftauchens im Vorteil.", erklärte sie. "Woher weißt du das mit dem Artefakt?", hinterfragte Trundle. "Das ist unwichtig. Ich weiß, dass es passieren wird und du wirst mir Folge leisten, weil du in meiner Schuld stehst, verstanden?!", setzte Lissandra ein Zeichen. Sie würde einem Troll nichts über Visionen und übernatürlichen Gottheiten erzählen, da sie wusste, dass Trundles Horizont nicht einmal bis zum Höhlenausgang reichte. Sie wäre schon froh, wenn es diesem stinkenden Halboger gelänge ihren Plan adäquat auszuführen. Trundle hingegen gefiel es nicht wie Lissandra mit ihm sprach, aber er wusste, dass sie am längeren Hebel saß. In der Tat hatte sie ihm die Eiskeule damals einfach überlassen als er versucht hatte sie zu stehlen. Er war damals sehr jung und schwach gewesen. Kurz davor hatte er einen Königskampf verloren und wurde vom damaligen König namens Dothmah im Kampf bis aufs Blut gedemütigt. Er war damals so unterlegen, dass der amtierende König ihn innerhalb von wenigen Sekunden töten hätte können. So wie er es heute mit seinem Kontrahenten getan hatte. Nur im Gegensatz zu seinem Kontrahenten heute, hatte Trundle damals einen Plan ausgeheckt. Er wollte beim ersten Schlag zu Boden gehen und sich ohnmächtig stellen. In dem Moment, in dem Dothmah ihm den Rücken zugedreht hätte, hätte er ihm einen Eispflock durch den Hals gerammt. Es kam allerdings nicht wie geplant. Anstatt Trundle zu attackieren, spielte der König mit ihm wie eine Katze mit ihrer Beute. Er hatte ihn angespuckt, beleidigt, wie es Trollkinder mit Versagerkindern taten. Nur mit dem Unterschied, dass er ein Troll im jugendlichen Alter gewesen war und es ein Königskampf war. Als die Quälerei nach zwei einhalb Stunden ein Ende gefunden hatte, hatte der König ihm die Kleidung vom Leib geschnitten und nackt aus dem Lager gejagt. Und Trundle lief soweit ihn seine Beine trugen, um etwas zu finden, dass ihm zur Rache verhelfen konnte. Nach mehreren Stunden in der Eislandschaft Freljords, traf er auf dem Stamm der Eiswächter und Lissandra. Er bettelte um etwas Warmes zu trinken und Kleidungsstücke, doch sie wollte ihn kläglich erfrieren lassen. Als die Verzweiflung ihn vollkommen ergriffen hatte, bot Trundle ihr ewige Treue im Tausch gegen ihre Hilfe und so kam es, dass er seine Waffe bekam und Rache nehmen konnte. Als er mit seiner Waffe zurückkehte, forderte er den König nochmals heraus. Dothman war der Einzige, den Trundle im Königskampf nicht umgebracht hatte, denn er wollte ihm dieselben Schmerzen zufügen wie der damalige König ihm. "Ja, das habe ich verstanden.", sagte er ruhigen Tones. "Gut, nimm deine Trolle und gehe mit ihnen nach Südwesten. Wir werden mit den Barbaren ein Bündnis eingehen." "Wozu? Sie hassen uns Trolle. Und wir hassen Menschen. Barbaren hin oder her." "Wir brauchen sie." "Sie werden dieses Bündnis nicht wollen.", widersprach Trundle. "Doch, das werden sie. Glaube mir. Du weißt wo sich das Lager befindet?" "Ja." "Warte zwei Kilometer östlich des Dorfes auf weitere Instruktionen. Ich werde mit ihnen reden und dich informieren.", sagte sie. "Alleine. Deine Trollbande kannst du einen Kilometer weiter entfernt rasten lassen." Trundle drehte sich um, um seine Eiskeule aus dem Eis zu ziehen. "Nun gut... also soll ich direkt losziehen?", er hob sie auf und wandte sich wieder Lissandra zu. "Ich würde nämlich gerne noch den Troll aufessen, denn ich e..." Sie war verschwunden. Kaum dreht man ihr für wenige Augenblicke den Rücken zu, verschwand sie wie sie auch aufgetaucht war. Nun gut, dachte sich Trundle. Es würde schwierig sein den Trollen zu verkaufen, dass man womöglich bald mit Menschen kooperieren musste. Das schmeckte ihm gar nicht und würde definitiv viel Gegenwind in seinem Volk bringen. Er würde sie nun erst einmal in Richtung Südwesten führen und die alleinige Tatsache, dass sie wieder in Bewegung kommen, würde jegliche Fragen nach dem 'Warum' verfliegen lassen. Sobald Lissandra nähere Informationen für ihn hatte, würde er sein Volk informieren weshalb sie losgezogen waren. Er kletterte auf den eisigen Felsvorsprung, der ihm Sichtschutz gewährte und überblickte die riesige Eishöhle, die sein Volk beherbergte. "HÖRT ZU!!!", schrie er ihnen entgegen und alle Köpfe reckten sich in seine Richtung. "MACHT EUCH AUF EINEN MARSCH BEREIT! WIR ZIEHEN GEN SÜDWESTEN!" Ein ohrenbetäubender Applaus folgte auf Trundles Schrei und ein riesiges Freudenchaos brach aus. Die stinkende Trollmeute hatte sehnsüchtig auf diesen Tag gewartet. Einige hatten geglaubt, dass sie nie wieder die Höhle verlassen würden, doch nun war es soweit. Trundle sprang vom Felsvorsprung in die jubelnde Meute und ging forschen Schrittes auf den Ausgang zu, den er vor einem Jahr mit seinen Eissäulen versiegelt hatte. Endlich konnte er das Siegel aufbrechen und wieder hinaus, den schneidenden Wind Freljords spüren. "Ääähhh... Herr König, Trundle, Sir... ähm..", erklang eine zögerliche Stimme neben ihm. Trundle blieb abrupt stehen und blickte einem jungen Trollkind in die ängstlichen Augen. Es war sogar für Trollverhältnisse extrem hässlich, sodass er nicht sagen konnte ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelte. "Was willst du?", blaffte er es an. "I-i-i-ich dachte ich e-e-erinnere an ihn.", stotterte das kleine Häufchen Elend und zeigt mit dem Finger in eine Ecke der Höhle. "Achjaaaaaaaa.....", erinnerte sich Trundle und tätschelte den Kopf des Kindes, bevor er auf die Ecke zuging. "Braves, hässliches Kind." "D-d-d-danke." "Gebt ihr als Belohnung mein gebratenes Opfer!", befahl er. Kaum zu glauben, dass er das fast vergessen hätte. Dabei bereitete es ihm jedes Mal aufs Neue so eine riesige Freude nach ihm zu sehen. In der Ecke der Höhle war eine Ritze aus Eis. Gerade einmal breit genug, dass ein Troll darin liegen konnte. Er hatte diese Ritze mit einer seiner Säulen versiegelt und stand nun vor ihr. Er löste sie auf und sie schmolz zu einer kleinen Pfütze zusammen, sodass die Eisspalte offen stand. "Komm raus.", sagte Trundle in einer bestimmten Tonlage. "Bitte.... nicht wieder.", jammerte es aus der Öffnung. "KOMM RAUS!", brüllte er. Ein sichtlich zugerichteter Troll stolperte aus der Spalte heraus. Er war fast so groß wie Trundle, allerdings war er schon etwas in die Jahre gekommen und zog das Bein hinter sich her. Es war wohl mehrere Male gebrochen worden und schief zusammengewachsen, was den alten Troll wohl zu einem Krüppel gemacht hatte. Er trug einige zerrissene Lumpen am Körper und hatte einige Narben und Wunden am Leib. Er blieb kurz vor der Öffnung stehen und blickte Trundle durch smaragdgrüne Augen an, welche schon länger ihren Glanz verloren hatten. Trundle lachte lauthals und klatschte vergnügt in die Hände. "Applaudiert dem ehemaligen König, Dothmah, liebe Leute!", forderte er sein Volk auf und einige wenige Trolle folgten widerwillig Trundles Aufforderung. Als Trundle bemerkte, dass einige seiner Anhänger zögerten, hörte er auf zu klatschen und wandte sich dem verkrüppelten Troll zu. Er ging ganz nah auf ihn zu und flüsterte ihm ins Ohr: "Ich weiß, ich habe dir über die letzten drei Jahre schreckliche Dinge angetan, Dothmah. Du musstest dich jedes Mal vor Allen entblößen, manchmal habe ich dir aus Spaß einige Knochen gebrochen, aber du weißt doch, dass das nichts Persönliches war, oder? Ich wollte nur Rache. Ist doch verständlich, nicht wahr?" Dothmah wusste nicht worauf Trundle hinauswollte, aber er war so verängstigt, dass er eifrig nickte. Trundle blickte an dem Alten herunter. "Du bist in einem miserablen Zustand. Das habe ich echt gut hinbekommen.", lachte er leise, nur um direkt wieder ernst zu werden. "Wie gut bist du zu Fuß?" "Ich weiß nicht. Ich habe seit einem Jahr diese Spalte nur verlassen, um verdroschen zu werden." "Man wird dich tragen. Wir verlassen die Höhle und die Quälereien haben ab Heute ein Ende. Wie klingt das?", sagte Trundle in einem todernsten Ton. Dothmah blickte ihn ungläubig an. Eigentlich hatte er sich nur einen schnellen Tod gewünscht – und das seit 3 Jahren, aber dass Trundle ihm nun anbot, ihn nicht mehr zu tyrannisieren, konnte er nicht glauben. "Ich wünschte, ich könnte dir glauben, Trundle." "Hör auf sentimental zu werden. Ich hasse dich nach wie vor. Fakt ist allerdings, dass ich dein Wissen benötige.", korrigierte Trundle. "Welches Wissen?" "Als du König warst, hast du doch Verhandlungen mit so einem Barbarenkind geführt, welche gerade Stammesanführerin geworden war, richtig?" "Ja, sie hieß Sejuani." "Gut. Du kommst mit.", wandte er sich zum Gehen. Nach einem Schritt hielt Trundle inne und machte nochmal zu Dothmah kehrt. "Wenn du etwas Krummes planst, wie zum Beispiel einen Aufstand, wenn du Trolle gegen mich aufbingen solltest, schlecht über mich redest, mich auch nur in irgendeiner Weise ansiehst, die mir nicht passt – dann werde ich dich wieder quälen, Dothmah. Haben wir uns verstanden?" "Ja, mein König.", erwiderte Dothmah. Trundle grinste und tätschelte dem Alten die Wange mit der flachen Hand, die auch eine leichte Ohrfeige hätte sein können. "Du hast es scheinbar verstanden. Und da sag noch einmal Jemand, man könne alten Hunden keine Kunststücke mehr beibringen.", nun wandte er sich endgültig zum Gehen. "Versorgt den Alten medizinisch und sorgt dafür, dass er mithalten kann. Im Notfall tragt ihr ihn. Wenn ihm Jemand auch nur ein Haar krümmt, werde ich ihn zermatschen.", befahl Trundle seiner Meute. Er wusste nicht was Lissandra vorhatte und er hielt es für klüger ein Ass im Ärmel zu haben. Dothmah könnte ihm unter Umständen mit seinem Wissen sehr nützlich werden. Er war der König mit der längsten Regierungszeit und hatte wahrscheinlich mehr Schlachten gegen die Menschen geschlagen, als Trundle Tage alt war. Auf dem Weg nach draußen, rieb er sich die Hände. Ja, das war ein sehr guter Tag bislang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)