Umarmung des Zwielichts von Erea ================================================================================ Kapitel 3: Sommerlicher Schnee ------------------------------ Kapitel 3: Sommerlicher Schnee „Bitte mein Herr! Tut das nicht!“ Die Frau fiel auf die Knie. Sie musste es schaffen ihren Meister zu überzeugen, sie hatte keine andere Wahl. Das durfte nicht geschehen!   Kaname seufzte. „Erhebe dich, Erea."   Die Frau tat wie ihr geheißen und stand auf. Kaname strich ihr das Feuchte Haar aus dem Gesicht und leckte die Tränen weg die ihr heiß über die Wangen liefen. Er erfreute sich am Leid dieser niederen Kreatur.   „Meine Entscheidung ist gefallen. Nichts wird sich daran ändern…“   Sie sah ihn mit einem gequälten Ausdruck in den Augen an. „Dann lasst mich mit euch gehen!“   Welch Hingabe. „Nein, das werde ich nicht. Ich brauche dich für etwas viel Wichtigeres und du wirst mir gehorchen.“ Sie schluckte. Erea platzierte ihre rechte Hand auf die Stelle unter der ihr Herz lag. „Euer Wille ist meine Pflicht.“ Er lächelte. „Nun, dann höre mir gut zu.“   ***   „Hey, meine Göttin!“ Der Pantherdämon begrüßte sie und kam in ihre Richtung.   Sie errötete. Musste er das so laut herausschreien? „Mein Name ist Rin, Kuruhyouga-san!“   Er zuckte die Achseln. „Steht unserer Schönheit der Sinn nach einem Bad?“ fragte er als er den kleinen Holzeimer in Rin´s Hand bemerkte.   „Ja.“   Seine Schnurrhaare zuckten. „Nun, da bist du auf dem falschen Weg.“   Sie schaute ihn verwirrt an. Die Apsara die ihr als Dienerin zugeteilt war, hatte ihr deutlich gemacht wo es zu ihrem Bad ging. Oder hatte sie sich vielleicht doch verhört…? „Seid ihr sicher?“ fragte sie den Pantherdämon, immerhin kannte er sich besser im Palast aus als sie.   „Ja, meine schöne. Das Badehaus der Frauen in diesem Palast liegt in der anderen Richtung. Der dritte Gang rechts und gleich die nächste Tür links.“ Er zeigte in die Richtung die er ihr soeben beschrieben hatte.   Rin musterte ihn für einen Moment nachdenklich. „Hm, gut vielen Dank.“ Sie hatte noch immer Bedenken, allerdings entschied sie sich dafür seine Aussage als allererstes zu überprüfen bevor sie seinen Worten Glauben schenkte.   Die drehte sich um und ging in die Richtung welche Kuruhyouga ihr vorgegeben hatte. Als sie schließlich gegangen war, stahl sich ein verschlagenes Lächeln auf die Lippen des Dämons. Das versprach interessant zu werden.   „Hier muss es sein.“ Sagte Rin zu sich selbst. Langsam schob Sie die Tür zur Seite und warme Luft strömte ihr sogleich entgegen. Sie trat in den Raum und dankte dem Pantherdämon innerlich. Als sie sich umschaute bemerkte sie eine lange Holzbank. Der Raum wurde jedoch hauptsächlich von einem großen Spiegel und einem Raumteiler ausgefüllt, hinter dem Rin ein riesiges Becken aus grauem Stein vermutete, aus dem das warmes Wasser dampfte. Sie fing an ein altes Lied zu summen und entledigte sich ihrer Yukata die sie an einem Haken auf hing, gleich neben einem weiteren weißen Gewand von dem sie vermutete das es die Apsaradienerinnen für sie bereitgelegt hatten. Sie griff nach einer Flasche Jasmin Öl dass sie für ihr Bad benutzen wollte und trat hinter den Raumteiler.   ***   Sanft umhüllte der warme Nebel seinen Körper, liebkoste seine Haut und ließ seine Sinne treiben, ein Moment den er wahrhaftig nicht oft erduldete. Doch auch Dämonen hatten hin und wieder das Bedürfnis zu ruhen. Sesshoumaru schloss die Augen und ließ sich im Wasser treiben; die weißen Haare wie ein Schleier im Wasser schwebend. Er rang mit sich selbst bei dem Versuch einen klaren Kopf zu bewahren. Bei dem Versuch diese Gedanken loszuwerden über…Rin.   An ihre weichen Lippen die sich so gut auf den seinen angefühlt hatten, ihr verheißungsvoller Blick an jenem Abend und ihr verführerischer Duft, ihr stiller Schrei der ihn angefleht hatte sie endlich zu nehmen. Und dann diese Einladung. Er fragte sich wie sie wohl schmecken würde, wie sie reagiert hätte wenn er den Kuss vertieft hätte… seine Zunge die die ihre liebkoste und seine Hände die langsam über ihre-   Still! Er schalt sich selbst. Er sollte nicht auf diese Weise an sie denken. Er würde besser sein als sein erbärmlicher Hanyoubruder der sich diese Miko zur Gemahlin genommen hatte.  Und er würde NICHT denselben Fehler begehen wie sein Vater. Rin war sein Schützling, nicht mehr und nicht weniger.   Just in diesem Moment hörte er wie die Tür zur Seite glitt. Ein leises Knurren entrann seiner Kehle, wer immer es wagte seine kostbare Zeit der Erholung zu stören würde nicht mehr lange am Leben bleiben. Doch noch bevor er irgendetwas derartiges tun oder sagen konnte, vernahm er den unverwechselbaren Geruch von Rin.   Rin?   Die Stimme blieb ihm im Halse stecken. Trotzdem sollte er sie darauf hinweisen das sie sich verirrt hatte und er selbst sich auf der anderen Seite des Raumteilers befand. Oder vielleicht wusste sie es? Nachwirkungen des Sakes? So oder so sollte er… Sie wissen lassen… sollte… etwas Sagen… Er verlor sich in seinen Gedanken als er Rin´s Silhouette hinter dem Shoji sah, wie sie ihre Yukata auszog und den Arm ausstreckte um sie aufzuhängen. Ihre weichen, femininen Kurven erschienen ihm so makellos, dass er sich unbewusst anfing zu fragen wie es wohl wäre sie langsam am ganzen Körper zu streicheln. Fasziniert sah er ihren Bewegungen zu bis sie hinter den Raumteiler trat…   Rin erstarrte als sie sah, wie Lord Sesshoumaru sie eindringlich aus dem großen Becken heraus musterte. Beide sahen sich trotz ihrer Nacktheit einen Moment lang an, bis Rin plötzlich ein ohrenbetäubendes Kreischen von sich gab und ohne weiter nachzudenken die Flasche mit Jasmin Öl nach ihm warf. Sie griff nach der weißen Yukata und verließ den Raum so schnell sie nur konnte.   Sesshoumaru fing die Flasche mit Leichtigkeit im Flug bevor diese ihn treffen konnte. Vielleicht hätte er ihr erlauben sollen ihn damit zu treffen damit sie sich besser fühlte. Aber das passte nicht zu ihm. Er sank tiefer ins Wasser, enttäuscht das sich ihm dieser Anblick nur so kurz geboten hatte, und hasste sich kurzdarauf selbst weil er diese lästigen Gedanken nicht loswurde. Rin rannte die Flure entlang bis sie glaubte in der Nähe ihres Gemachs angelangt zu sein. Sie fiel auf die Knie und hyperventilierte. Ihr Gesicht fühlte sich so heiß an, dass sie glaubte sie müsse verbrennen. Oh Götter. Sie konnte nicht anders als daran zu denken wie er sie mit diesen wundervollen bernsteinfarbenen Augen angesehen hatte. Es war ein so unglaublicher Anblick gewesen! Seine Haare und Haut hatten durch den Dampf geglitzert und sein engelsgleiches Gesicht… Bauch und Brust waren wohlgebaut, die Muskeln seiner Arme gut betont. In diesem Moment wurde sie sich ihrer Nacktheit wieder bewusst und hatte die Flasche nach ihm geworfen…   Verdammt. Sie musste sich irgendwann vor ihm dafür rechtfertigen. Aber dann müsste sie ihm nur wieder ins Gesicht blicken. Durch seine empfindlichen Sinne musste er ihr Eindringen wahrscheinlich schon vorher gemerkt haben und trotzdem hatte er nichts unternommen um sie zu warnen! Ihre Kinnlade klappte herunter. Oh. Er… wollte sie so sehen?   Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen als sie ein lautes Lachen hörte. Sie stand auf und bemerkte Kuruhyouga, der sich buchstäblich den Arsch ab lachte.   „Oh, Kami. Das war weit besser als ich zu träumen gewagt hätte! Man sollte mir eine Medaille verleihen!“ Rin konnte es nicht glauben. „Du hast mich reingelegt!“   Er lachte nur noch lauter.   „Dafür wirst du bezahlen!“ Sie rann ihm mit erhobener Faust entgegen. Der Panther rappelte sich auf und macht sich mit schallendem Gelächter aus dem Staub. Rin war so sehr damit beschäftigt nicht in Scham zu versinken und diesen Dämon zu verfluchen, dass sie nicht bemerkte das die Yukata die sie trug um einiges länger und größer war als jene die sie zuvor getragen hatte.   ***   Am Tag darauf, war Rin über diese mehr als peinliche Begegnung mit ihrem Lord noch immer nicht hinweggekommen. Sie würde es diesem Panther heimzahlen, das schwor sie sich. Auch wenn sie noch nicht recht wusste wie sie das anstellen würde. Doch sie war zu müde um sich etwas einfallen zu lassen. Sie hatte schlecht geschlafen; ungewohnte Fantasien hatten sie letzte Nacht heimgesucht und sie hatte nur wenig Erholung gefunden. Sie hatte noch immer nicht die leiseste Ahnung wie sie es schaffen sollte Sesshoumaru gegenüberzutreten ohne dabei wie eine bemitleidenswerte Tomate auszusehen. Sie verscheuchte den Gedanken aus ihrem Kopf und öffnete die große Kommode aus Mahagoni welche in ihrem Zimmer stand. Sämtliche Gewänder die sich darin befanden waren sehr lang geschneidert und fast schon… königlich. Sie griff nach einem schneeweißen Kimono mit blutroten Kirschblütenstickereien und einem ebenso roten Obi und war schier überwältigt von dessen Eleganz und Schönheit. Sie zog ihn an und drehte sich vor dem Spiegel. Man könnte meinen ich sei eine Prinzessin. Sie kicherte. Auf den Weg in den Garten um Blumen zu pflücken um die leeren Vasen in ihrem Zimmer zu füllen, begegnete sie der Lady Shirahime, Lord Sesshoumaru´s Mutter.   „Wie ich sehe bist du immer noch am Leben, schmutziges Menschlein.“ Sagte Lady Shirahime und warf sich die langen weißen Zöpfe über die Schulter.   „Und wie ich sehe hast du mehr Falten bekommen, alte Schachtel.“ Konterte Rin.   Beide sahen sich einen Moment lang an. Schließlich fingen beide Frauen an zu lachen und fielen einander in die Arme.   „Oh, wie habe ich dich vermisst! Und wie groß du geworden bist!“ sie vergrub ihre Nase in Rin´s Haar und bemerkte die leichte Veränderung ihres Geruchs. Verstehe.   „Ich habe euch auch vermisst, Mylady. Es ist schon viel zu lang her.“ Sagte sie mit erstickter Stimme, während sie im Busen von Lady Shirahime zu verschwinden drohte.   Lady Shirahime war Rin sehr zugetan. Das erste Mal hatten sie sich getroffen als sie ihrem Sohn dabei helfen wollte Tenseiga´s Fähigkeit, Meido Zangetsuha zu perfektionieren. Unglücklicherweise hatte sie ihren Tod dafür in Kauf genommen; sie jedoch zurück ins Leben geholt als sie den Kummer ihres Sohnes sah. Nach diesem Ereignis, hatte Sesshoumaru sie das ein oder andere Mal zum Palast mitgenommen um seine Mutter zu besuchen. Dieses kleine Mädchen, welches sie damals noch gewesen war, war so liebenswert und süß, dass die Lady nicht anders gekonnt hatte als sie ins Herz zu schließen. Doch das was ihr am meisten an dieser Sterblichen gefiel, war wohl ihre Fähigkeit mit ihrer bipolaren Persönlichkeit umzugehen. Rin hatte anscheinend ein Händchen dafür.   „Du hast mich soeben daran erinnert wie schnell die Zeit für euch Menschen vergeht.“ Sie erlöste Rin und musterte sie nun zum ersten Mal seit längerer Zeit. Sie war in der Tat zu einer überwältigend schönen jungen Frau geworden. „Sag mir, warum hast du mich nicht gleich gestern nach eurer Ankunft aufgesucht?“   „Sesshoumaru-sama hat darauf bestanden mich zunächst zu schonen, mir ging es nicht sehr gut.“   „Nun, dieser Schrei den ich gehört habe klang aber ganz und gar nicht nach „nicht sehr gut“ für mich“ bohrte sie weiter. Rin errötete. „Nun ja… mir ist etwas sehr Peinliches auf dem Weg zum Badehaus passiert.“   „Erzähl! Ich kann mich nicht erinnern das du jemals so schüchtern warst wie jetzt.“   „Ich äh…“ Rin errötete nur noch mehr.   „Rin. Mutter.“   Die Frauen wandten sich um und erblickten Sesshoumaru, der auf sie zukam.   Sesshoumaru selbst war die Bindung, welche die beiden Frauen teilten, ein Rätsel. Eines von dem er sich nicht sicher war ob er es jemals ergründen wollte. Nach diesem Meidou-Desaster, hatte Rin oft darauf bestanden seine Mutter zu besuchen und er hatte es gestattet. Die beiden waren einander sofort zugetan, auch wenn er den Grund dafür nicht ganz verstand. Rin hatte die verstörende Fähigkeit, mit seiner Mutter an ihren schlimmsten Tagen umgehen zu können. Eine Gabe die er niemals besitzen würde. Sesshoumaru war sich schon fast sicher, dass dieses Band zwischen den beiden entstanden sein muss, als sie Rin mit dem Meidoustein seines Vaters wiederbelebt hatte.   Seine Mutter sah ihn an. „Was willst du?“   „Ich will einen Moment allein mit Rin.“   Oh, ihr Götter, nein. Rin fixierte starr den Boden um ihr rotes Gesicht zu verbergen.   Sie verschränkte die Arme. „Das wirst du nicht. Du hattest mehr als genug Zeit mit ihr, jetzt bin ich an der Reihe.“   Sesshoumaru sah sie mit ausdruckslosem Gesicht an.   „Welch undankbaren Sohn ich doch habe. Ich bin Rin wohl wichtiger als dir.“   Keine Antwort.   Die Inuyoukai gab auf. Sie seufzte. „Rin, komm später zu mir. Wir haben uns noch viel bei einer Tasse Tee zu erzählen.“   „Natürlich, Mylady.“   Lady Shirahime machte auf dem Absatz kehrt, reckte die Nase hoch und ließ sie allein.   Rin setzte ihren Weg zu den Gärten fort, Sesshoumaru folgte nicht weit hinter ihr. Als sie die Gärten schließlich erreichten, begann sie Blumen zu pflücken um diese unangenehme Stille zwischen ihnen zu vermeiden.   Minuten vergingen. Eine warme Brise wehte durch ihr Haar und die langen Strähnen tanzten im Wind. Sie spürte Sesshoumaru´s Blick im Rücken, dennoch konnte sie sich nicht durchringen ihm etwas zu sagen. Komm schon, Rin. Sag irgendwas! Du bist die Gesprächige von euch beiden. Er würde niemals eine Unterhaltung beginnen!   „Du siehst sehr schön aus in diesem Kimono.“   Wie jetzt? Sein Kompliment traf sie vollkommen unvorbereitet. Vor Erstaunen vergaß sie ihr Schamgefühl und hob den Blick. Und da war er, mit derselben stoischen Miene die sie von ihm kannte.   „Ich…danke.“ Seit wann fiel ihr das Atmen so schwer?   Eine weitere Minute verging in der beide schwiegen.   „Du solltest Kuruhyouga aus dem Weg gehen.“   „Hast du ihn bestraft?“   Sein rechter Mundwinkel zuckte. Dieser rachsüchtige Funken in ihren Augen amüsierte ihn. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Er hatte diese verrückte Katze nicht bestraft. Insgeheim hatte er seinen Streich sogar genossen. Was er nicht hätte tun sollen. Vielleicht wurde er ja auch langsam verrückt.   „Hättest du das gewollt? Wenn du es wünschst werde ich es tun.“   Rin schüttelte den Kopf. „Nein“ Sie würde eigenhändig an ihm Rache nehmen. Sie würde sich schon etwas ausdenken…   „Erzähl mir von deinem Freund.“   Rin´s Arm erstarrte in der Bewegung als sie gerade eine Lilie pflücken wollte. „Nun, was wollt ihr wissen, mein Lord?“ Sein Blick traf sie hart wie Stein. „Ich werde nicht hier rumstehen und eine Frage nach der anderen stellen. Sag mir was du weißt.“   Die Schärfe in seiner Stimme reizte sie nicht im Geringsten, im Gegenteil, jetzt hatte sie mehr denn je einen Grund Kaname vor ihrem Meister in Schutz zu nehmen.   „Ich traf ihn vor einigen Jahren im Wald. Er fand mich bewusstlos. Seitdem sahen wir uns regelmäßig. Er kam und wir redeten.“   Er hob eine Augenbraue. „Du warst bewusstlos? Warum?“   Sie neigte nachdenklich den Kopf. „Jetzt wo ihr es sagt…Ich kann mich nicht erinnern warum. Mir ging es an dem Tag vermutlich nicht so gut, trotzdem bin ich in den Wald um Kräuter zu sammeln. Ich bin froh das Kaname mich gefunden hat bevor es ein anderer Dämon getan hat.“ Sie schauderte.   „Über was redet ihr“   „Es sind meistens sehr einseitige Dinge. Ich erzähle viel… von euch. Ich erzähle ihm viel über die Abenteuer mit euch und Jaken als ich noch jünger war. Er war ein guter Zuhörer.“ Sie lächelte.   Sesshoumaru schwieg. Rin war ein sehr redseliger Mensch bis zu dem Punkt an dem Jaken austickte.   „Immer wenn ich mich schlecht fühlte tat er sein bestes um mich aufzuheitern, selbst wenn es manchmal albern war.“ Sie musste kichern als sie dies sagte. Ihre Gedanken schienen weit weg zu sein, verloren in ihren Erinnerungen.   „Genug.“   Rin sah ihren Meister an, welcher einen eisigen Blick in den Augen hatte.   „Er ist ein Dämon.“   Ein Hauch von Skepsis zeigte sich auf ihrem Gesicht. „Ein Dämon? Unsinn.“ Kaum hatte sie die letzten Worte ausgesprochen, bemerkte sie ihren schrecklichen Fehler. Sie hatte ihrem Meister auf fatale Art und Weise widersprochen. Etwas das ihr nicht zustand. „Verzeiht. Ich wusste nicht was ich sage.“   Sesshoumaru schien diese Respektlosigkeit nicht zu kümmern und falls doch, ließ er es sich nicht anmerken.   „Nein. An dem Tag an dem du mich belogen hast war ich weder in der Lage seinen Geruch noch seine Präsenz wahrzunehmen. Ein Mensch wäre unfähig diese Aspekte vor mir zu verbergen.“ Und die meisten Dämonen, fügte er in Gedanken hinzu. Etwas das ihn noch mehr beunruhigte.   Rin war perplex, doch sie blieb stur. „Dämon oder nicht, er ist mein Freund.“   Rin war schon immer zu gütig für ihr eigenes Wohl. „Hat er gesagt wo er herkommt?“   „Er sagte er sei von sehr weit her, habe sich jedoch kürzlich niedergelassen.“   „Wie kommt es das, weder ich noch jene denen ich dich anvertraut habe von eurer Freundschaft erfahren haben? Sag, hat er oder hat er dich nicht gebeten eure Bindung geheim zu halten, vor mir?“   Sie nickte.   Also war seine Vermutung richtig. Die Rin, die er kannte, war stets erpicht darauf gewesen ihm von ihren neuen Bekanntschaften zu erzählen. Es sah ihr nicht ähnlich etwas vor ihm zu verheimlichen.   „Besitzt du die Freundlichkeit mir den Grund zu verraten?“ Der Spott in seiner Stimme war nicht zu überhören.   „Er wollte keine unnötigen Bekanntschaften schließen. Ich… akzeptierte seine Entscheidung. Trotzdem habe ich versucht ihn zu überreden, ich war überzeugt Kagome würde ihn mögen! Seine Kleidung erinnerte mich an- „   „Du wusstest so gut wie nichts über ihn und trotzdem nahmst du an, er sei ein Mensch und hast dich ihm anvertraut“   Sie antwortete nicht.   „Wie naiv.“   Bei dieser Bemerkung stand sie auf und richtete sich zu voller Größe auf. Sie war wütend. Sie war zum ersten Mal wütend auf Sesshoumaru. „Es war das selbe bei euch! Ich folgte euch blind, einem Dämon, obwohl ich nichts über euch wusste.“   „Die Umstände waren nicht dieselben. Ich brachte dich von den Toten zurück.“ Seine Arroganz, welche sie normalerweise so attraktiv an ihm fand, machte sie jetzt schier wahnsinnig.   „Doch. Er rettete mich ebenso.“   Sein rechter Mundwinkel zog sich nach oben. „Es bestand keine direkte Gefahr. Er hat dich bewusstlos aufgefunden. Jeder hätte das tun können.“ Er fand diese Diskussion mit ihr… unterhaltsam. Sie funkelte ihn an. Welch Kühnheit.   „Ich weigere mich weiter über ihn zu reden!“   „Diese Entscheidung treffe immer noch ich.“   „Nicht wenn ich euch nicht antworte.“ Ihre eigene Unverschämtheit schockierte sie. Sie sah Sesshoumaru´s Hände die sich zu Fäusten ballten; er war am Ende seiner Geduld angelangt. Doch das beeindruckte sie nicht, sie wusste Sesshoumaru würde ihr kein Leid zufügen.   „Willst du mich wirklich herausfordern? Vergiss nicht wo dein Platz ist. Du bist mein Mündel und deine Aufgabe ist es mir zu gehorchen!“   „Wie kommt es dann, das die Art wie ihr über Kaname sprecht mich annehmen lässt ihr währt…eifersüchtig.“   Sesshoumaru´s Augen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde, dann sah er sie jäh an, mit Verachtung in den Augen, ein Blick welcher er so nur seinen Feinden gab.   „Ich, Sesshoumaru, versichere dir, bin NICHT eifersüchtig. Mein Frauengeschmack umfasst keine… unwürdigen Menschen.“ Sagte er mit eisiger Stimme, widersprach sich dabei jedoch selbst in jener Nacht als er Rin betrunken aufgefunden hatte. Es war nicht gerade zu ihrem Vorteil, dass sie sich an nichts von dem erinnern konnte was ihr Meister ihr damals gesagt hatte. Der Schmerz in ihren Augen ließ ihn für einen Moment lang wünschen er hätte diese letzten Worte nicht ausgesprochen, doch er hielt an seinem Stolz als Daiyoukai fest. „Ich dulde deine Freundschaft zu Kaname nicht länger. Und vergiss nicht das du mir gehörst, da ich es war der dir neues Leben schenkte.“   Ich gehöre mir allein. Es ist mein Leben und ich entscheide was ich damit anfange! Das hatte Kaname ihr gesagt und sie hielt daran fest. Doch sie hatte nicht den Mut diese Worte laut auszusprechen. Wenn sie sich genau besann dann wollte sie am liebsten nie wieder mit Sesshoumaru sprechen.   „Ich verstehe. Bitte entschuldigt die Anwesenheit dieses unwürdigen Menschen, mein Lord.“ Normalerweise war es an ihrem Meister diese Unterhaltung zu beenden, doch sie hatte schlichtweg nicht mehr die Kraft sie noch weiter zu führen. Zaghaft drehte sie sich um und verließ halb rennend die Blumenwiese des Gartens. Die Blumen in ihrer Hand warf sie achtlos zur Seite.   Sesshoumaru stand steif wie eine Statue. Er war ein Narr gewesen sie so zu behandeln. Er war unfähig die Schuldgefühle zu unterdrücken die ihn nun überkamen. Trotzdem, es spielte keine Rolle wie sehr dies an ihm nagte, es war besser so. Er und Rin würden niemals sein. Er war der Lord der westlichen Lande, ein Kaltblütiger Mörder, der vollendete Kreis der Zerstörung. Er hatte einen Ruf aufrecht zu erhalten und eine Verantwortung gegenüber seiner Blutlinie.   ***   „Wie kommt das ich jedes Mal mit weinenden Frauen zu tun habe“ es war keine Frage, mehr eine Feststellung. Sanft wischte Kaname die Tränen von Rin´s Wangen.   „Ach wirklich? Du musst dich nicht mit Rin rumplagen.“ Schniefte sie.   Sie befanden sich auf ihrer allseits vertrauten Lichtung, wo sie sich die vergangenen Jahre schon so oft getroffen hatten. Kaname strich ihr tröstend über den Rücken. Er wusste das sie oft von sich in der dritten Person sprach, wenn sie aufgebracht war.   „Das ist meine Entscheidung. Und ich will dir helfen. Sag mir, was ist es was dich so quält?“   Rin sah niedergeschlagen zu Boden. „Rin wusste immer das Sesshoumaru-sama sie vermutlich nie so sehen würde wie Rin ihn sieht, aber es von ihm zu hören tut noch viel mehr weh.“ Sagte sie zerknittert und erinnerte sich an seine harten Worte. Unwürdige Menschen.   „Ah ja, verstehe. Der jungen Liebe Leid erdulden ist nicht einfach. Er entschied sich für seinen Stolz anstatt für jemanden der ihm wichtig ist. Vielleicht weiß er es jetzt noch nicht, doch ich bin sicher er wird ein Leben voller Reue führen. Und Dämonen leben um einiges länger als Menschen.“ Vielleicht hatte Kaname ihn falsch eingeschätzt.   „Ich hasse es ein Mensch zu sein.“   Kaname lächelte leicht. „Das ist absurd.“   „Es ist der Grund warum Sesshoumaru-sama Rin nicht akzeptieren will.“   „Also würdest du deine Sterblichkeit aufgeben um mit ihm zusammen zu sein?“   Sie antwortete nicht.   Er seufzte. „Du bist so unschuldig"   Sie bemerkte den schmerzlichen Ausdruck auf seinem Gesicht.   Sie keuchte als es ihr wieder einfiel. „Es ist mir nicht länger erlaubt dich zu sehen!“ Wenn Lord Sesshoumaru sie sehen würde… sie sah sich gehetzt um. Moment. Wie war sie hierhergekommen? War sie nicht eben noch im westlichen Palast gewesen? Kaede´s Dorf lag mehrere Tage von hier entfernt… Das letzte woran sie sich erinnerte war…   „Du bist nicht wirklich hier, oder? Ich…träume nur. Es passiert alles in meinem Kopf.“ Sie runzelte die Stirn. „…es ist nicht real.“ Er hob ihr Kinn an und sah ihr in die Augen. „Nur, weil es alles in deinem Kopf passiert, bedeutet das nicht das es nicht real ist. Also Rin. Sag, was würde dich jetzt aufheitern?“   Sie sah in die Ferne und überlegte… etwas das sie aufmuntern würde…   „Schnee“   Sie kicherte als sie Kanames verwirrtes Gesicht sah.   „Aber es ist immer noch Sommer!“   Sie lächelte verlegen. Sie erinnerte sich daran wie als Kind einmal im Schnee gespielt hatte und wie sie ihm Stundenlang mein Fallen zusah. Sie war schon immer von seiner Schönheit fasziniert gewesen, eine weiße Decke die die Bäume und das Land unter sich verbarg. Dieser Anblick brachte ihr Frieden.   „So sei es. Alles um das Lächeln in deinem Gesicht zu wahren. Ich will dich nicht länger leiden sehen.“   *** Bei Morgengrauen erwachte Rin aus ihrem Schlaf. Ihre Augen waren eigenartig geschwollen, doch sie wusste nicht mehr warum. Stimmt. Sie hatte sich gestern in den Schlaf geweint. Mal wieder. Drei Tage waren nun seit ihrem Streit vergangen und sie hatte sich seitdem in ihr Gemach eingesperrt und kam nur selten raus. Von den Apsara hatte sie gehört das Sesshoumaru den Palast kurz nach ihrer Auseinandersetzung verlassen hatte.   Er muss mich wirklich hassen.   „RIN!“   Die Tür wurde mit einem lauten Knall aufgeschoben. Jaken trat ein und fuchtelte mit seinem Stab herum.   „Weißt du vielleicht wohin Lord Sesshoumaru gegangen ist? Es ist jetzt DREI Tage her!“   „Nein, ich weiß es nicht. Er ist ein starker Youkai, er wird schon allein zurechtkommen.“   „Undankbares Kind! Wie kannst du nur so gleichgültig sein?“   Jaken wich vor ihr zurück.   „Raus hier.“   Eilig verließ er ihr Schlafgemach, während er irgendwas murmelte was Rin nicht mehr verstand und auch nicht interessierte.   Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen. War sie wirklich undankbar? Es tat weh anzunehmen das sie vielleicht zu egoistisch reagierte. Sie würde alles für ihn tun, dennoch fiel es ihr schwer sich bei ihm entschuldigen zu müssen nachdem er dafür gesorgt hatte das sie sich nutzlos vorkam.   „Hey, Ah-Uhn, wie geht’s dir?“ sagte sie zu dem zweiköpfigen Drachen als sie beide seiner Schnauzen streichelte. Sie hatte sich entschieden ihn zu besuchen, vielleicht konnte sie sich so eine Weile von ihrem Meister ablenken. „Wie wärs wenn ich mit dir zu einer schönen saftigen Wiese gehe, hm? Würde dir das gefallen?“ der Drache beschnüffelte sie neugierig dann ließ er ein zufriedenes Grunzen hören.   Rin nahm seine Zügel und schwang sich leichtfüßig in den Sattel und ritt zum großen Tor hinaus, welches auf ihr Geheiß für sie geöffnet wurde. Sie war sich bewusst über die Tatsache das sie sich nun jenseits der Barriere befand, vielleicht würde ihr das helfen sich zu beruhigen.   Ah-Uhn landete auf einer grünen Wiese nahe eine Quelle. Sie streckte sich aus und hielt die Füße ins kühle Wasser während der Drache glücklich auf der Wiese graste. Sie versuchte sich zu entspannen und den Kopf frei zu kriegen. Sie hatte in letzter Zeit über so viele Dinge nachgedacht, nicht zu vergessen geweint. Alles war so viel einfacher gewesen als sie noch ein Kind war. Wer hätte gedacht das es alles so kompliziert werden würde…   Wie sie so dalag, die weißen Wolken beobachtend sie langsam vorüberzogen, dem sanften Plätschern des Wassers lauschend, das zwitschern der Vögel, das Rascheln der Bäume, fand sie schon bald den Frieden den sie sich erhofft hatte und schlief ein. Die plötzliche Stille war es, die sie aufweckte. Ah-Uhn war in ihrer Nähe und sie konnte spüren das der Drache Rastlos war. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und ging zu ihm; sie war überrascht als sie ein tiefes, kehliges Knurren von ihm vernahm. Der Dämon hielt sich nah am Boden als würde er nur darauf warten dass sie endlich aufstieg. So verhielt er sich meistens nur, wenn er Gefahr witterte. Hastig hievte sie sich auf seinen Rücken doch es war bereits zu spät. Noch bevor Ah-Uhn genug an Höhe gewinnen konnte, schrie Rin auf; etwas hatte den Drachendämon am Fuß gepackt und sie krachten auf den Boden. Der Aufprall schleuderte Rin aus dem Sattel und sie rollte einige Meter weit über die Wiese. Sie rappelte sie auf, ihr Rücken schmerzte doch sie wollte sehen mit wem sie es zu tun hatte.   Ein gigantischer schlammfarbener Oger ließ seine Keule über dem Kopf kreisen und kam brüllend auf sie zu. Ohne zu zögern stand sie auf, knicke jedoch weg als ein stechender Schmerz durch ihr Rückgrat fuhr. Der Oger nutze die Gelegenheit, packte sie im Genick und hob sie hoch. Verzweifelt trat sie um sich, doch ihre Beine fanden kein Ziel. Es fiel ihr immer schwerer zu atmen, der Dämon drohte mit seinem Griff ihre Kehle zu zerquetschen und verhinderte jeden Hilfeschrei. Sie konnte nicht nach Sesshoumaru rufen.   Als ihre Sicht langsam nachließ, traf den Oger etwas am Kopf und zwang ihn sie freizugeben. Ihr Retter fing sie noch in der Luft auf und brachte sie außer Reichweite des Dämons.   „Alles klar, meine Schöne?“   Kuruhyouga setzte sie auf dem Boden ab und keuchte, als wäre er eine lange Strecke gerannt. Sie nickte. „Bin gleich wieder da.“ Er drehte sich um und ging auf den tobenden Oger zu. „Und wie willst du deinen Tod? In Scheiben oder Gewürfelt?“   Der Ogerdämon brüllte und rann auf Kuruhyouga zu. Dieser sprang hoch in die Luft, fuhr seine langen Klauen aus und mit einem einzigen mächtigen Hieb, der so schnell war das man ihn mit dem bloßen Auge nicht erkennen konnte, war der Kampf auch schon zu Ende. Der Oger blieb wie angewurzelt stehen, verharrte in der Bewegung; die Keule über dem Kopf erhoben. Dann fiel er in fünf Teile auseinander, schwarzes Blut tränkte die saftig grüne Wiese. Ein Brechreiz überkam Rin und sie übergab sich auf den Boden.   „Also doch in Scheiben.“   Als sich Rin einigermaßen erholt hatte, betastete sie ihren Hals. Das würde schmerzhafte Blutergüsse ergeben.   „Bist du verletzt?“ fragte der Panther als er die vielen Kratzer und blaue Flecke sah. Sesshoumaru wird mich umbringen, wenn er sie so sieht. "Am besten du machst dich erstmal sauber." er deutete zur Quelle.   Rin sah an sich herab, ihre Beine und Knie waren aufgeschürft, überall waren Kratzer zu sehen. Vorsichtig stand sie auf und hielt die schmerzenden Beine ins Wasser. „Du…du hast mich gerettet. Danke.“ Brachte sie mit Mühe hervor, jedes Wort in ihrer Kehle schmerzte und ihre Stimme klang heiser.   Sein Blick musterte sie streng. „Sesshoumaru hat mich damit beauftragt auf dich aufzupassen während er weg ist. Wenn dir irgendein Leid geschieht, bin ich dafür verantwortlich. Du hast die Barriere des Palastes verlassen! Bist du noch ganz bei Trost?“ Sie antwortete nicht. Nach allem was passiert ist, sorgte sich Sesshoumaru noch immer um sie...   Er seufzte. „Habt ihr euch gestritten oder so?“   Widerwillig sah sie zur Seite.   „Ich denke das beantwortete meine Frage.“   Sie sah einem Schmetterling dabei zu wie er sich auf einer Butterblume niederließ. „Er… sagte ein paar Dinge die mich verletzt haben.“   Kuruhyouga verleierte die Augen. Welch magerer Grund. Doch wenn es sie dazu gebracht hatte sich Tagelang in ihr Zimmer zu sperren, muss es etwas Schlimmes gewesen sein. Er konnte sich schon denken was Sesshoumaru zu ihr gesagt hatte.   „Weißt du, ich war Inu no Taisho´s rechte Hand als er noch gelebt hat.“   Sie sah ihn ungläubig an. „Sesshoumaru´s Vater?“   „Ja. Wir haben in unzähligen Schlachten gekämpft, zusammen waren wir unschlagbar! Ich half ihm über die westlichen Lande zu wachen. Ich war immer in seiner Nähe und ich weiß noch wie er Lady Shirahime das erste Mal sah, eine Verbindung die für mehr Macht entstand. Ich erinnere mich an den Tag als Sesshoumaru geboren wurde, und daran wie stolz Inu no Taisho gewesen ist.“   Rin schnappte hörbar nach Luft. „Aber das bedeutet… du bist so ALT!“   Der Panther lachte und seine Schnurrhaare zuckten dabei. „Das bin ich wohl.“   Sein Gesicht nahm einen finsteren Ausdruck an. „Wir waren immer zusammen. Der Tag an dem ich nicht bei ihm war, war der Tag an dem er Ryoukotsusei gegenübertrat und von Takemaru getötet wurde bei dem Versuch seine sterbliche Gemahlin und seinen Hanyousohn zu beschützen. Wenn ich dort gewesen wäre… hätte es vielleicht anders geendet.“ In seiner Stimme lag tiefe Reue. Rin konnte seinen Schmerz spüren. Selbst nach mehr als zweihundert Jahren, erinnerte er sich an diesen Tag als wäre es erst gestern gewesen. „Als er starb, erbte Sesshoumaru den Westen. Und bald darauf entließ er mich aus seinen Diensten und ich wurde verbannt.“   „Was? Warum?"   Er lächelte schwach. „Er hatte seine Gründe. Einer davon war, das er glaubte ich hätte eine Teilschuld an seinem Tod. Ich hätte bei ihm sein sollen, doch das war ich nicht. Inu no Taisho beschloss allein zu gehen, und ich konnte ihn nicht davon abhalten. Ich hätte ja versucht ihn zu zwingen nicht zu gehen oder mich selbst zwingen müssen zu gehen ohne Rücksicht darauf zu nehmen was er wollte aber… ich konnte nicht. Dieser sture Hundedämon, er entschied sich Ryoukotsusei an einem Tag gegenüberzutreten an dem ich meine Kräfte als Dämon verlor.“   Rin starrte ihn verdutzt an.   „Ich bin nur ein Halbdämon, süße.“ Er lachte als er ihr Gesicht sah.   „Darum hätte ich nichts tun können um ihm zu helfen, was kann denn schon ein einfacher Mensch gegen einen Drachen ausrichten? Ein weiterer Grund dafür lag natürlich auf der Hand; er hasst Halbblüter und Menschen. Wie du bestimmt weißt, gab er dieser sterblichen Izayoi und ihrem Kind Inuyasha hauptsächlich die Schuld am Tod seines Vaters. Und jetzt sag mir, mit all diesem Hass den Sesshoumaru in sich trägt, warum denkst du duldet er mich innerhalb dieser Palastmauern? Mich, ein Halbblut?“   Sie überging die Frage. „Und du gingst damals freiwillig in dem glauben, dass du eine Teilschuld an Inu no Taisho´s Tod trägst?“ Er nickte. „Ich ging in die Berge und blieb dort für eine lange Zeit.“   Eine Weile lang sagte sie nichts und sah nur den Fischen in der Quelle beim Schwimmen stromaufwärts zu. Einer Legende nach zufolge hieß es, wenn ein Fisch es schafft einen Wasserfall hinauf zu schwimmen, verwandle er sich in einen Drachen…   „Ich fühle mich geehrt und bin Dankbar das du mir das alles erzählt hast aber…warum?“ wollte sie wissen.   Er kratzte sich am Kopf. „Sesshoumaru kam zu mir und fragte mich ob ich bereit wäre noch einmal in seine Dienste zu treten. Ich war schockiert angesichts dieser Tatsache, das hätte ich niemals erwartet; dass der Sohn des großen Inudaiyoukais seine Entscheidung zurücknimmt und mich begnadigt. Ich wusste, irgendetwas wichtiges musste der Grund dafür sein auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste was es war. Dann sah ich dich und ich wusste das du der Grund warst. Du hast ihn in vielerlei Hinsicht verändert, Rin. Er hasste Menschen und jetzt bat er mich einen zu beschützen. Manchmal kann ich es immer noch nicht ganz glauben.“   Sie sah ihn mit offenem Mund an.   Er lachte. „Wirst du jetzt einfach so dasitzen und mich wie ein Fisch anglotzen?“   Noch immer brachte sie kein Wort hervor.   „Ich meine nur, was auch immer er zu dir gesagt hat, du solltest es nicht allzu ernst nehmen Er meinte es vermutlich nicht so. Es ist schwierig für einen Dämon wie ihn sich zu ändern und es erfordert viel Geduld von deiner Seite. Du kennst ihn und sein Wesen. Und du weißt wie gut er darin ist seine Gefühle zu verbergen. Ich wette mit die das er sich schuldig fühlt doch sein Stolz ihn daran hindert es sich selbst einzugestehen. Es ist nur einer Frage der Zeit bis er versucht sich zu… entschuldigen.“   „Sesshoumaru-sama? Sich entschuldigen? Bei mir? Eher würde die Hölle zufrieren. Zweimal.“ Spottete sie.   Kuruhyouga stand auf und reichte ihr die Hand. „Du wirst sehen, er wird es auf seine eigene Art tun.“   Rin wurde von Gefühlen und Gedanken überflutet. Kuruhyouga gab ihr die Hoffnung das Sesshoumaru vielleicht doch nicht so herzlos war wie er sich ihr immer zeigte. Sie sah ihn nun in einem anderen Licht.   „Los. Wir sollten zurück zum Palast gehen, ich will nicht noch so einem von der Sorte begegnen.“ Er zeigte auf die Überreste des Ogerdämons.   Zu Kuruhyouga´s Entsetzen fing Rin an zu weinen.   „Was ist denn jetzt?  Was ist los?“ unbeholfen klopfte er ihr auf den Rücken. Er hatte keine Ahnung wie er angesichts eines solchen Gefühlsausbruchs reagieren sollte.   „Es ist nur… ich danke dir so sehr. Das du mir das alles gesagt hast.“ Sie würde sich bei ihm entschuldigen sobald sie konnte, schließlich war sie es gewesen die ihn zu Weißglut getrieben hatte. Sie fühlte sich als seine ein schwere Last von ihr abgefallen.   „Okay, ist gut! Aber hör auf zu weinen, ja? Ich dachte schon…“ der Pantherdämon brach mitten im Satz ab. „Was zur Hölle?“ rief er plötzlich wie aus dem Nichts.   Rin sah ihn verwirrt an. „Was?“ Dann sah sie es selbst.   Bei den Göttern.   Kleine weiße Flocken fielen vom Himmel. Sie streckte die Hand aus und eine davon landete auf ihren Fingerspitzen. Es… schneite.   Rin kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Wie hat er…   „Schneefall im Spätsommer? Eigenartig…“ der Panther war nicht weniger erstaunt als sie es war.   Oh, Kaname. Sie vermisste ihn so sehr.   ***   Der Vollmond stand tief am Himmel und schien sein blasses Licht durch einen Schleier fallenden Schnees. Der Lord des Westens war zurückgekehrt.   „Sesshoumaru, du bist zurück.“ Lady Shirahime kam auf ihn zu, ihre langen weißen Haare wehten hinter ihr her.   Sesshoumaru sah sie an. „Was willst du, Mutter“   Sie sah ihn mit einem eigenartig weichen Blick an. Er konnte sich nicht erinnern wann sie ihn das letzte Mal so angesehen hatte. „Dir etwas erzählen das du wissen solltest.“   Sein Blick war Steinhart. Sie müsste sofort zu Sache kommen oder er würde ihr sonst nicht lange zuhören. Die Lady des Westens holte tief Luft. „Dein Vater war ein großer Dämon, nur ein Narr würde das in Frage stellen. Er hat Fehler in der Vergangenheit gemacht, doch diese Fehler machten ihn auch stärker. Er wäre nicht derjenige geworden der er war, wäre er von Anfang an perfekt gewesen.“   Sesshoumaru verengte die Augen. „Seine Fehler haben ihn Umgebracht.“   „Vielleicht. Doch denkst du wirklich, wenn du deinem Vater noch einmal gegenübertreten würdest, er seinen Tod bereuen würde? Wohl eher nicht. Es war seine Entscheidung zu sterben, er wusste was er tat und wozu es führen würde. Es war seine Entscheidung sein Leben zu Opfern um das der Menschenfrau Izayoi und ihres gemeinsamen Sohnes zu beschützen. Jemanden zu beschützen… und für ihn zu sterben, ist die größte aller Stärken die man erlangen kann.“ Ihre Augen fixierten ein altes Wandportrait welches den großen Inudaiyoukai in seiner wahren Form zeigte.   Sesshoumaru beobachtete sie aufmerksam. Warum ist sie… „Warum hegst du keinen Hass auf Menschen, Mutter? Izayoi und Inuyasha. Hast du Vater nicht geliebt?“   Sie verleierte die Augen. „Ich mochte deinen Vater.“   „Erklär dich.“   „Unsere Verbindung entstand nicht aus Liebe. Trotzdem wurde er mein Gemahl, auch wenn ich nicht viel über ihn wusste. Es geschah für Macht; um einen mächtigen und würdigen Erben zu erzeugen, dich. Doch jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher…“ Sesshoumaru ignorierte ihre Sticheleien.   „Wir mochten einander, haben füreinander gesorgt, doch geliebt haben wir uns nie. Wir waren Freunde. Nachdem du geboren wurdest, gaben wir uns ein Versprechen: wir schworen dem jeweils anderen ihm nicht im Weg zu stehen wenn sich einer von uns verlieben würde.“   Sesshoumaru war erstaunt über diese Tatsache, sein Gesichtsausdruck verriet jedoch nichts.   „Ich hätte nicht erwartet das der mächtigste aller Dämonen sich ausgerechnet in eine Sterbliche verlieben würde, aber versprochen blieb versprochen. Ich habe ihn nie glücklicher gesehen und Ich hatte auch keinen Grund zu hassen.“   „Was war mit den anderen Daiyoukai die ihn verspottet haben? Dämonen die ihn herausforderten, weil sie in seiner Liebe zu einer Sterblichen, nichts als Schwäche sahen?“   „Was soll mit ihnen gewesen sein, Sesshoumaru?“   Das Licht der Laternen an den Wänden flackerte im Wind. Ihre goldenen Augen glänzten im sanften Schein des Kerzenlichts. „Um es einfach zu sagen, es war ihm egal. Für ihn gab es wichtigere Dinge als seinen Ruf. Und jene die dumm genug waren ihn für schwach zu halten, starben.“   Beide schwiegen wieder für einen kurzen Moment. Sesshoumaru schien nicht mehr von ihr hören zu wollen und machte auf dem Absatz kehrt.   „Rin ist ein Mensch. Ihre Zeit auf Erden ist begrenzt. Ehe du dich versiehst, wird sie alt und stirbt.“   Er hielt inne.   „Sie war immer bei dir und du hast dich um sie gekümmert. Und wenn sie sich entscheidet dich zu lieben, entscheidest du dich für deinen Stolz als Inudaiyoukai. Was willst du dann mit ihr machen? Sie mit irgendeinem Menschenjungen verheiraten? Oder sie wie ein menschliches Haustier hier im Palast behalten? Wenn du sadistisch genug bist und willst das sie für den Rest ihres kurzen Lebens so leidet, dann nur zu. Tu was du für richtig hältst.“   Nach ein paar Sekunden ging er weiter und ließ seine Mutter stehen.   Lady Shirahime seufzte.   „Denkst du der Plan geht auf?“ Kuruhyouga schälte sich aus dem Schatten hinter ihr.   „Ich weiß es nicht. Er gehört nicht zu der gesprächigen Sorte.“ Sagte sie mit einem sarkastischen Unterton. „Nun, konntest du mir Rin sprechen?“   „Ja. Armes Mädchen, aber ich denke ihr geht es seit heute Nachmittag besser. Wenn dein Sohn ausnahmsweise mal sein Hirn benutzt, wird sich die Sache schon von allein lösen.“   Die Lady des Westens wandte sich ab.   „Du siehst heute wie immer wunderschön aus.“   Sie wurde rot. „Ich brauche deine Komplimente nicht, danke.“   Kuruhyouga lachte. „Immer noch schüchtern, hm? Ich stehe zu dem was ich gesagt habe. Wenn du nicht mehr länger die Lady des Westens bist, mach ich dich zu meiner Frau. Und dann wirst du in Komplimenten nur so ertrinken.“   „Du wärst schon lange tot bevor das passiert. Vorher würden Sesshoumaru und mein Bruder Sakemaru dir den Kopf abreißen.“ Sie ignorierte die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Dieser verdammte Hanyou!   Er zuckte die Achseln. „Sollen sie es doch versuchen. Und wenn ich sterbe, dann ist es mir eine Ehre für euch zu sterben, mylady.“ Er verneigte sich tief vor ihr.   Ihr Gesicht wurde immer heißer und bevor er noch etwas sagen konnte, ging sie aufgebracht davon.   Kuruhyouga lächelte zufrieden. Was für eine Frau. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)