Safe House von Janora ================================================================================ Kapitel 1: Safe House --------------------- An der Eingangstür der Schule gab es nichts zu rütteln. Das hatten die drei Eingesperrten mittlerweile herausbekommen. Außerdem brachte es auch nichts, auf sie zu schießen. Das hatte Cupcake mittlerweile herausgefunden. Des Weiteren hatten sie die Theorie, dass es nur der Wind gewesen war, verworfen, und sich darauf geeinigt, dass sie irgendeine Art Sicherheitsmechanismus ausgelöst haben mussten. Die Fenster des ersten Raumes rechts, der sowohl an die vordere als auch die seitliche Außenwand stieß, waren aus Sicherheitsglas, auf das die Phaser ebenfalls keine Wirkung besaßen. Chekov warf einen Blick hinaus auf die menschenleere Straße. Er war sich sicher, dass die anderen in der Nähe sein mussten. Aber sie bekamen weder zu ihnen noch zur Enterprise eine Verbindung. Er atmete tief durch und schaute zu den beiden Sicherheitsoffizieren, die wiederum ihn anschauten. Ihm fiel wieder ein, dass man ihm ja die Leitung anvertraut hatte und jetzt den nächsten Schritt bestimmen sollte. Er wägte kurz ihre Möglichkeiten ab. „Wir gehen aufs Dach“, beschloss Chekov dann. „Außerhalb des Gebäudes bekommen wir mit Sicherheit eine Verbindung und können die Enterprise erreichen.“ Hendorff und Smith nickten. „Aye.“ Das war ein guter Plan. Sehr vernünftig. Der junge Russe war zufrieden mit sich selbst und ging vorneweg. Der Auftrag lief nicht ganz wie erwartet, aber das war kein Grund die Flinte gleich ins Stroh zu werfen, wie seine Großmutter stets zu sagen pflegte. Altes, russisches Sprichwort. Er wollte seine Aufgabe gut erledigen und vor allem seinen Captain nicht enttäuschen. Der Grundriss der Schule war ein gerade Gang, der links um eine Ecke bog. Dort ging der Flur weiter, bis er an eine Treppe zum nächsten Stock führte, wo sich das ganze in umgekehrter Reihenfolge wiederholte. Um nach ganz oben zu gelangen, musste man also einmal komplett durch das Gebäude hindurch. „Nicht besonders effizient“, bemerkte Smith, als sie das im zweiten Stock bemerkten. Links und rechts gingen in unregelmäßigen Abständen Türen zu Klassenzimmern und anderen Räumen ab. Teilweise waren sie geschlossen, teilweise standen sie aber auch mehr oder weniger offen, was den dreien ein mulmiges Gefühl verpasste. In der Zeit von automatisch schließenden Türen, waren geöffnete ein ungewohnter Anblick und fühlte sich irgendwie falsch an. Insgesamt schien die komplette Einrichtung eine Mischung aus neuen und alten Teilen zu sein. Wobei die neusten Dinge immer noch mehrere Jahrzehnte alt zu sein schienen. Zwischen den Türen hingen an den Wänden Haken für Jacken und darunter standen Bänke. Das erinnerte nun wirklich an das 20. beziehungsweise 21. Jahrhundert, passte aber dennoch zu einer Kolonie. Im dritten Stock prangten dort außerdem von den Kindern gemalte Bilder. Nicht auf Papier gemalt, sondern sehr viel ressourcenschonender. Jedoch waren sie schon zerschlissen und alt. Nichts, das man erst vor kurzem aufgehängt hatte. Hier oben schien der Boden weniger staubig und dreckig zu sein. Aber vielleicht hatten sie sich einfach schon an den Anblick gewöhnt. „Sagt mal“, meinte Smith nach einer Weile „Hat noch jemand das Gefühl, beobachtet zu werden?“ Hendorff atmete erleichtert aus. „Gott sei Dank. Ich dachte schon, ich wäre der einzige hier mit Verfolgungswahn.“ Chekov sagte nichts dazu, hielt seinen Phaser aber weiter fest und sah sich um. Er versuchte an ihr Ziel, das Flachdach, zu denken. Dort gab es frische Luft und Sonnenschein. Dort würde er nicht darüber nachdenken, was alles in einer Ecke lauern könnte, um sie bei nächster Gelegenheit anzuspringen. Er hatte wohl eindeutig zu viele Filme mit Sulu geschaut. Der Japaner würde ihn wahrscheinlich auslachen, wenn er ihm erzählte, dass er in einer blöden Schule Angst bekommen hatte. Es gab keinen Grund dazu. Er versuchte, sich vorzustellen, was sein guter Freund wohl in dieser Situation tun würde. Wahrscheinlich sein Florett ziehen. „Möglicherweise ist die Schule neben ihrer Technologie auch mit Kameras auf den Fluren ausgestattet. Die können eine Art Verfolgungsgefühl auslösen“, erklärte er sachlich in seinem typisch russischen Akzent. „Mr. Smith, wie viele Stockwerke hat das Gebäude?“ „Ich glaube vier, Sir“, erwiderte der Ältere. Gut, dann wären sie ja fast da und die nächste Treppe würde sie zum Dach führen. Als sie die Stufen hoch stiegen, erblickten sie jedoch einen weiteren Korridor. Richard legte den Kopf schief. „Vielleicht sind es auch fünf oder sechs Stockwerke.“ „Offensichtlich“, fügte Hendorff murmelnd hinzu und verdrehte die Augen. Sie sahen auf dieser Ebene die gleichen Bänke und Haken an den Wänden, die gleichen gemalten Bilder und die gleichen Türen, wie schon in der letzten Etage. Es gab hier eine Menge Räume im Haus, die sie untersuchen würden. Aber vielleicht hatte die zweite Gruppe mit dem Rathaus auch schon alles gefunden, was sie brauchten. Wieder nahmen sie eine Treppe, dann kam wieder ein Gang, dann wieder Stufen. Das ganze schien kein Ende zu nehmen. Das dachten sie zumindest alle drei, bis sie um die nächste Treppenecke bogen. Denn dann sahen sie am oberen Absatz plötzlich einer gemauerten Wand entgegen. Chekov hätte jetzt sehr gerne einen Schluck aus der geheimen Whiskey Flasche in seinem Spint gehabt. Hendorff hatte einen leisen Fluch von sich gegeben und ging hoch zur Wand, klopfte dagegen. Es klang dumpf und sehr stabil. „Die ist massiv“, stellte er fest, fügte noch schnell ein „Sir“ hinzu, als er zu Chekov blickte. Diesen Jungen als seinen Vorgesetzten zu sehen, daran musste er sich erst noch gewöhnen. Aber nach Jim Kirk als Captain des Schiffes, auf dem er diente, gab es wohl nur wenig, mit dem er sich nicht abfinden konnte. Der junge Russe trat neben ihn und erinnerte sich, dass er ja noch den Trikorder dabei hatte. Den hatte er nach der zugeschlagenen Tür beinahe vergessen. Schnell hatte er das Gerät eingeschaltet und scannte damit die Mauer. Das Ergebnis war wenig überraschend: hier würden sie nicht ohne Weiteres durchkommen. Anschließend versuchte er erneut, ob sein Kommunikator funktionierte. Doch die Antwort war nein. Chekov starrte sein Funkgerät an, bis er bemerkte, dass er von den beiden Rothemden angestarrt wurde. Fragend blickte er zurück. „Sir, was tun wir jetzt?“, erhob Smith als erstes die Stimme. Stimmt, er musste die nächsten Befehle geben. „Eeh..“ So langsam gingen Chekov die Ideen aus. Dies war sein erster leitender Auftrag und es war ein Desaster. Er ballte die Hände zu Fäusten und blickte die Treppe hinab. „Der zweite Trupp muss bald merken, dass der Kontakt abgebrochen ist und wird zurückkommen. Solange haben wir unsere Aufgabe und gehen nach Protokoll vor. Schauen wir nach, was wir über die Bevölkerung in Erfahrung bringen können. Wir fangen im Erdgeschoss an und jeder von Ihnen übernimmt einen Raum.“ Die Worte waren klar formuliert und Hoffnung keimte auf. Sie würden etwas länger als geplant hier sein, aber sie würden ihre Mission durchführen und alles würde ein gutes Ende nehmen. Hendorff und Smith nickten und sahen ebenfalls etwas froher aus. Man konnte schon sagen, dass versperrte Wege an jedem Ende auf die Gruppenmoral drückten. Aber sie waren nicht ohne Grund mit dem Russenwunderkind mitgeschickt worden. Der wusste schon, was er tat. Sie drehten um und gingen wieder zurück. Aber kaum bogen sie um die erste Ecke des oberen Stockwerkes, blieben sie wie angewurzelt stehen. Vor ihnen am Ende des Flures lag die geschlossene Haupttür und starrte ihnen unheilvoll entgegen. „Seht ihr das auch?“, fragte Richard in einem fast schon flüsternden Ton. „Ich weiß ja, das runter immer schneller geht, aber das..“ Chekov und Hendorff wagten es nicht, zu nicken. „Dafür gibt es bestimmt eine Erklärung“, fing der Jüngere an, aber als seine eigenen Worte an sein Ohr drangen, wusste er, dass sie lächerlich klangen. „Wir werden alle sterben“, verkündete Cupcake. Nachdem sie eine knappe Minute die Tür angestarrt hatten, bewegten sie sich langsam darauf zu. Vorsichtig, als könnte dieses architektonische Stück sie jede Sekunde anfallen. Das gedämpfte Licht kam ihnen plötzlich viel bedrohlicher vor, die muffige Luft viel erstickender. Und keiner wollte es zugeben, aber jeder von ihnen hatte eine schaurige Gänsehaut. Aber die Tür fraß sie nicht auf und es verschluckte sie auch kein böser Schatten. Dennoch war ihnen der Flur viel zu unheimlich geworden und sie gingen, nachdem sie sich überzeugt hatten, dass ihnen gerade keine Gefahr drohte, in den ersten Raum vorne rechts mit den Fenstern zur Vorderseite. Richard warf einen Blick hinaus. „Die anderen müssten langsam mal hier ankommen“, meinte er als er den leeren, staubigen Weg betrachtete. „Vielleicht haben sie die Bewohner gefunden“, überlegte Chekov laut. Oder vielleicht hatten sie die gleichen Probleme wie sie. Aber daran wollte er lieber nicht denken. Stattdessen gab er neue Anweisungen. „Wir durchsuchen das Erdgeschoss. Mr. Smith, Sie nehmen sich den vorderen Raum, gleich gegenüber, vor. Ich nehme den daneben und Sie, Mr. Hendorff, fangen hier nebenan an.“ „Aye“, erklang es im Duett. Sie gingen zusammen in den Gang zurück, warfen sich noch einen letzten Blick zu und verschwanden dann in die verschiedenen Zimmer. Chekov blieb an seiner Tür stehen, wartete kurz bis die anderen beiden aus seinem Blickfeld verschwunden waren und dann noch etwas länger. Erst als er sich sicher war, dass ihnen nichts geschah, dass keine Schreie ertönten, Türen knallten oder sonstige unheimliche Dinge passierten, ging er selbst hinein. Es war ein Klassenraum, so viel konnte er auf den ersten Blick feststellen. In drei Reihen standen insgesamt ein Dutzend Tische für je zwei Personen ordentlich ausgerichtet wie am ersten Tag. In den Tischplatten integriert waren veraltete Bildschirme. Die gesamte Ausrüstung schien bereits die besten Jahre hinter sich zu haben. Es gab am Kopfende des Raumes einen großen Bildschirm, wahrscheinlich der Tafelersatz. Chekov ging durch die Tischreihen und versuchte, einen der Computer zu starten, doch es klappte nicht. Er sah sich kurz um und entdeckte eine schmale Metallschiene auf dem Boden liegen. Die hob er auf und benutzte sie, um eine Tischplatte, zumindest den Teil mit dem Bildschirm, aufzuhebeln. Nach einigen Versuchen schaffte er es und legte das Innenleben frei. Sofort fiel ihm auf, dass alles aussah, als wäre es vor noch gar nicht so langer Zeit gereinigt worden. Nicht ein Staubkörnchen und keine einzige angelaufene oder eingerostete Ecke war zu sehen. Das war merkwürdig. Mit der Schiene schob er ein paar Kabel beiseite. Er suchte nach einer Seriennummer oder Plakette. Irgendetwas, das ihm Aufschluss über das Installations- oder Wartungsdatum geben konnte. Im nächsten Moment erwischte ihn ein Stromschlag und er gab einen Schmerzenslaut von sich, ließ die Schiene instinktiv fallen. Immerhin hatte er festgestellt, dass noch Energie vorhanden war. Weswegen er das System dann eben nicht zum Laufen bekommen hatte, war ihm allerdings noch ein Rätsel, dem er auf die Spur gehen musste. Aber vielleicht schaffe er es dann auch, eine Verbindung zur Haupttür herzustellen, die eindeutig elektronisch gesteuert wurde. Chekov schaute auf, als er Schritte hörte. Smith stand in der Tür und blickte ihn beunruhigt an. „Haben Sie etwas gefunden?“, fragte der junge Russe ihn, doch er schüttelte den Kopf. „Nebenan ist die Administration. Insgesamt drei Räume. Aber ich kann auf keine Daten zugreifen“, erzählte er. „Ich bin mir nicht mal sicher, ob die Technik hier überhaupt noch läuft.“ „Tut sie“, murmelte Chekov leise und rieb sich die Finger, an denen er den Schlag bekommen hatte. „Das einzige, das ich entdeckte habe, was merkwürdig war, war..“ Der alte Sicherheitsoffizier hielt inne, als von der Wand zum Flur her Geräusch ertönte. Es klang wie ein Kratzen von Metall auf Metall, nur viel höher, fast schon kreischend. „Genau das“, sagte Smith. Verwirrt schaute Chekov von der Wand zu ihm. „Das habe ich eben auch gehört, nur leiser.“ Sie näherten sich beide der Wand, doch das Geräusch ebbte ab. Hendorff erschien in der Tür, seinen Phaser in der Hand. „Was war das denn?“, fragte er und warf einen misstrauischen Blick in den Raum. Smith zuckte mit den Schultern, während Chekov den Trikorder zückte. Doch der Scan ergab nichts. Genauer gesagt, keinen einzigen Wert. „Das verstehe ich nicht“, murmelte er. Da konnte doch nicht einfach nichts sein. Dann ertönte das Kratzen erneut, dieses Mal jedoch lauter. Chekov trat noch einen Schritt näher. Das Geräusch war eindeutig da und musste auch von etwas ausgelöst werden. Er streckte die Hand aus und legte sie auf die Stelle. Vielleicht war es nur Einbildung, aber Chekov hatte das Gefühl, unter der Oberfläche etwas rotieren zu spüren. Fast wie ein Zahnrad. Dann bewegte es sich auf einmal, verschob sich um einen halben Meter nach rechts von ihm weg. Das Rotieren blieb jedoch an Ort und Stelle. Der Blonde blinzelte und legte seine zweite Hand auf das Geräusch. Doch noch bevor er die Wand berührte, wanderte es weiter. Er tauschte einen Blick mit Smith aus, der ebenso beunruhigt wie er wirkte. „Kommt dieser Krach von innen?“, fragte Hendorff. „Möglicherweise habe ich eine Technik aktiviert“, erwiderte Chekov und blickte auf die Wand. Das Geräusch bewegte sich weiter und er war sich ziemlich, dass das ein schlechtes Zeichen war. Es hatte die Wand zum Flur verlassen und die Ecke zur Trennwand des nächsten Raumes genommen. Jetzt wurde es schneller, punktueller und steuerte im Zickzack die Außenwand an. Chekov trat zu dieser, hatte den Trikorder in der Hand. „Seien Sie vorsichtig“, ermahnte ihn Smith und der Russe nickte. Wenn sie Antworten wollten, musste er wissen, was das war. Das Kratzen stoppte am Fenster und eine Stille breitete sich aus, als wäre es nie da gewesen. Chekov sah hinaus und seine Kollegen traten neben ihn. Vor sich schauten sie auf die gleiche menschenleere Hauptstraße, die sie auch schon vorhin gesehen hatten. Dabei waren sie auf einer völlig anderen Seite des Gebäudes. Plötzlich gab es direkt vor ihrer Nase einen heftigen Schlag. Glas knackte und sie stolperten erschrocken zurück. Dort, wo sie eben noch durch das Fenster geschaut hatten, ganz in der Höhe, in der das Geräusch geendet hatte, hatte die Scheibe ringförmige Risse bekommen. Gerade so, als hätte jemand mit seiner Faust in voller Wucht dagegen geschlagen. Chekov fuhr mit den Fingern darüber. Die Oberfläche fühlte sich noch immer vollkommen glatt an. „Treten Sie beiseite, Sir.“ Cupcake hatte den Phaser erhoben und zielte auf das Glas. „Ich bin mir nicht sicher - ...“, fing Richard an, aber Chekov hatte sich bereits weggeduckt und Hendorff schoss. Er traf das Fenster, aber der Effekt war gleich null. Der Sicherheitsoffizier warf die Waffe weg und schnappte sich einen der schweren Stühle, hatte mit seinen breiten Schultern gar kein Problem mit dem Gewicht, und warf ihn in die Scheibe. Der Stuhl prallte wie von einer Mauer ab und traf um ein Haar Hendorffs älteren Kollegen. „Passen Sie doch auf, Junge“, schimpfte dieser. „Immerhin versuche ich etwas, um hier herauszukommen“, knurrte Hendorff zurück und blickte ihn sauer an. Er stand sichtlich unter Stress. „Nun beruhigen Sie sich erst mal.“ „Beruhigen? Ich will nicht in diesem gottverdammten Horrorhaus sterben!“ „Wir auch nicht“, warf Chekov ein und trat zwischen die beiden. „Aber wenn die Schule wirklich das Safe-House ist, und wir stimmen wohl überein, dass es ganz danach aussieht, dann sind Fenster und Türen undurchdringbar.“ „Aber wir können hier nicht einfach nur rumsitzen und warten... Sir.“ „Das tun wir auch nicht“, erwiderte jetzt wieder Smith „Wir erledigen unseren Job. Und wir werden hier nicht sterben. Glauben Sie mir, Junge, ich war schon in aussichtsloseren Situationen. Noch hat niemand eine Waffe auf uns gerichtet.“ Hendorff starrte ihn weiterhin finster an, schien einen inneren Kampf um seine Fassung auszufechten. Dann, als er zu einem Entschluss gekommen war, ließ er die Schultern sinken und wandte sich ab, um seinen Phaser wieder einzusammeln. „Ein Gegner mit einer Waffe wäre mir lieber“, murmelte er. „Chekov an Keptin Kirk, bitte kommen!“, versuchte es der Russe derweil wieder mit dem Kommunikator und lauschte dem leisen Rauschen der Störsignale. „Mr. Chekov, was ist passiert? ...“, war plötzlich Jims Stimme zu hören. Wenn auch ziemlich undeutlich, so horchten jedoch alle erleichtert auf. „Captain, wir sind in der Schule gefangen“, erwiderte Chekov. „Die Schule ist vermutlich das Safe-House. Ich wiederhole, wir - ...“ „Wir holen Sie da raus...“, unterbrach der Captain ihn. „Kann etwas dauern... machen Sie Ihre...“ Mehr war nicht zu hören, der Kontakt war abgebrochen. Aber das war nicht schlimm, denn sie hatten die anderen informieren können und ihr Captain würde kommen und sie hier rausholen. Allen drei fiel ein Stein vom Herzen. „Bis der Captain hier ist, sehen wir uns noch ein wenig um“, beschloss Chekov mit neuer Motivation und die anderen beiden stimmten zu. Sie nahmen sich die restlichen Räume des Erdgeschosses vor, die alle ausnahmslos Klassenräume waren. Es gab keine nützlichen Infos für sie, also gingen sie eine Etage höher und versuchten es dort. Hendorff und Smith nahmen sich zwei Räume auf der linken Seite vor, Chekov ging durch die erste Tür rechts. Er kam in einen Raum ohne Tische, dafür einer Menge Stühle, die in zwei Kreisen nebeneinander angeordnet waren. Wie bereits im Erdgeschoss war hier alles staubig und beim Atmen hatte er den Eindruck, dass die Luft hier noch muffiger war. Er ging um die Stühle herum, verdrängte dabei das Gefühl immer noch beobachtet zu werden und überlegte, wofür der Raum gedacht gewesen war. Vielleicht eine Art Konferenz. An einer Wand hing eine grobe Karte der Föderation. Chekov war sich sicher, dass sie nicht auf dem neusten Stand war. Aber vielleicht -... Plötzlich hörte er einen lauten, qualvollen Schrei. Hendorff! Sofort sprintete Chekov in den Flur und in den Raum, in den der Andere eben gegangen war. Noch in der Tür blieb er aber abrupt stehen und starrte in die weit aufgerissenen Augen des Größeren, der am Boden lag. Sein Mund war geöffnet, wie zum nächsten Schmerzenslaut. Doch es kam keiner mehr heraus, denn er war tot. In seinem Herzen steckte ein Messer. Neben ihm kniete Smith und sah mit undefinierbarer Miene und blutigen Fingern zu Chekov hoch. Der richtete instinktiv seinen Phaser auf den alten Mann. Doch dieser hob abwehrend die Hände. „Ich war das nicht... Das Messer hat sich von alleine bewegt.“ Der junge Russe schüttelte den Kopf. „Das ist... unmöglich“, gab er von sich. Smith schürzte die Lippen. „Ich weiß, es klingt so. Aber nach allem, was hier geschehen ist... und was hätte sich davon meinen Kollegen, umzubringen?“ Darauf hatte Chekov keine Antwort. Langsam ließ er den Phaser sinken und blickte hilflos zu Hendorff. Es war nicht sein erster Toter, den er sah, aber dennoch ließ es ihn erschauern und er sah schnell woanders hin, ließ Richard aber nicht vollkommen aus den Augen. Nur für den Fall. Der Raum schien eine Art Schullabor zu sein. Zumindest erinnerten die fest installierten Tische mit Wasserhähnen und verschiedenen Anschlüssen daran. Außerdem standen einige Kisten mit alten Werkzeugen auf den Tischen. Ein paar Schritte dorthin zeigten ihm, dass darunter auch Skalpelle und angerostete Messer waren. Und Chemikalien. „Wir müssen hier raus“, hörte er Smith sagen und er wusste, dass dieser nicht das Zimmer meinte. „Aber wie?“, fragte Chekov und fühlte sich ganz und gar nicht mehr so, als könnte er die Leitung einer Truppe meistern. Es war ein Fehler von ihm gewesen, überhaupt um so etwas zu bitten. Ohne es zu bemerken, hatte er sich in Bewegung gesetzt und lief nervöse Runden zwischen den Tischen. Der Ältere schien zu merken, dass er einem Nervenzusammenbruch nicht mehr weit entfernt war und trat ihm in den Weg, stoppte ihn somit. Chekov schaute ihn an und ging in Abwehrhaltung, aber Smith hatte wirklich nicht vor, ihn zu verletzten. Er legte ihm die Hände auf die Schultern und erwiderte den Blick ernst. „Wie lange bist du schon im All unterwegs, Junge?“, fragte er ihn fast schon väterlich. „Drei Jahre“, erwiderte der Blonde leise, noch immer etwas misstrauisch, doch Richard nickte bloß. „Du siehst mir noch sehr jung aus“, fuhr er dann fort. „Bist du überhaupt schon zwanzig?“ Ein Kopfschütteln des Russen. „Das dachte ich mir. Sieh mal, Chekov, ich weiß, dass dir das hier wichtig war und dass das alles gerade aus dem Ruder läuft.“ „Hendorff ist tot...“ „Ja, das ist schlimm. Aber darum kümmern wir uns später, hörst du? Jetzt ist es wichtiger, dass uns nicht etwas ähnliches passiert. Als erstes musst du dich zusammenreißen und ruhig bleiben, Chekov.“ Dieser nickte und atmete ein paar Mal tief durch. Dann versuchte er sich einzureden, dass er seine Panik damit unter Kontrolle hatte. „Okay“, gab er schließlich von sich. „Okay“, erwiderte der Ältere. „Jetzt denken wir nach, Chekov. Du bist klug. Verdammt klug, wie mir gesagt wurde. Welche Optionen haben wir?“ Chekov schluckte und überlegte, versuchte, nur die Fakten im Fokus zu behalten. „Es gibt Energie im Gebäude. Wenn wir einen Kontrollraum finden oder Zugriff auf einen Computer bekommen, können wir vielleicht einen Weg nach draußen kurzschließen.“ „Okay“, sagte Smith erneut „Das machen wir. Du machst das sehr gut, Chekov.“ Er ließ den Griff um seine Schultern wieder los. „Mr. Smith?“ „Nenn mich Richard, Junge.“ „Richard, meinen Sie, wir schaffen es nach draußen und können später Mr. Hendorff bergen?“ Der alte Mann blickte ihn an und es war ihm anzusehen, dass er mit sich selbst rang, ob er die Wahrheit oder etwas zur Beruhigung sagen sollte. Er entschied sich für den Mittelweg. „Wir haben die Enterprise mit uns, die da oben über uns wacht. Wir werden einen Weg finden.“ Bevor der Russe etwas darauf erwidern konnte, drang ein metallisches Kreischen, ähnlich dem Geräusch von vorhin, von irgendwo aus dem Flur an ihre Ohren. Beide zuckten zusammen. Chekov wäre es beinahe lieber gewesen, wenn das Geräusch hier aus dem Raum gekommen wäre. Dann wüsste er zumindest, was ihnen da jetzt schon wieder begegnete. Er tauschte einen Blick mit Richard aus. „Wir sollten nachschauen gehen“, meinte dieser und er nickte. Am liebsten würde er sich von jeglichen gruseligen Geräuschquellen fernhalten, das würden sie beiden gerne. Aber in diesem Fall konnte Wissen überleben bedeuten. Richard hatte sich bereits zum Gang bewegt und lugte in diesen hinaus. Er schien sicher, denn der Ältere winkte ihn zu sich. Chekov warf einen prüfenden Blick auf Hendorff, doch das Messer in seiner Brust bewegte sich kein bisschen. Aber auf seinem roten Shirt hatte sich ein hässlicher, dunkler Blutfleck gebildet. Der Junge erschauerte und machte einen großen Bogen um die Leiche, als er zu Smith trat. „Die Quelle des Lärms scheint von der anderen Seite des Flures zu kommen. Um die Ecke“, erklärte dieser und deutete ihm durch ein Nicken an, ihm zu folgen. Sie bewegten sich langsam und immer an der Wand mit den Bänken entlang. Nur um die offenen Räume machten sie mit gezogener Waffe einen Bogen. Sie waren leise, doch in ihrer Stille war das Kreischen nur noch lauter und Chekov musste das Bedürfnis zu Schreien, nur um das Geräusch aus seinem Kopf zu bekommen, unterdrücken. Er wusste, dass es Richard ähnlich erging. Der Ältere hatte die Brauen zusammengezogen und den Kiefer angespannt, während er die Augen auf ihr Ziel gerichtet hatte. Chekov hatte eine Menge Respekt vor diesem Mann, der es schaffte, in dieser Situation Ruhe zu bewahren. Und er war froh, ihn an seiner Seite zu haben. Mit jedem Schritt, den sie gingen, schien sich das Geräusch ihnen zu nähern. Und als sie an der Ecke ankamen, musste es direkt auf der anderen Seite sein. Smith atmete tief durch, machte einen Schritt nach vorne, gleichzeitig von der Wand weg und hielt den Phaser bereit. Es wurde totenstill. Das Kreischen war verstummt. Und es war auch nichts zu sehen. Smith war sowohl erleichtert, als auch beunruhigt. Er ließ die Waffe sinken und drehte sich zu Chekov um. Doch gerade, als er den Mund öffnete, um etwas zu sagen, fiel hinter ihm eine Tür zu. Erschrocken machte er einen Satz nach vorne. Chekov war sofort an seiner Seite und im nächsten Moment bekam die Tür zwei Schüsse aus dem Phaser ab. Nicht, dass es sie groß interessiert hätte. An den erwischten Stellen wurde die Oberfläche jedoch punktuell leicht verbrannt. „Wir sollten eine Etage höher gehen und dort nach einem geeigneten Computer suchen“, schlug Chekov vor. „Definitiv“, stimmte Smith zu, denn ein neues Stockwerk vermittelte zumindest die Illusion davon, alles Böse hier unten zurückzulassen. Sie bewegten sich schnell und mit einem noch größeren Bogen um die Tür, die sich selbst geschlossen hatte und die keiner von ihnen anfassen wollte. Chekov wäre jetzt gerne zurück in seiner Heimat. Auf der alten Farm seiner Großeltern wäre ihm so etwas garantiert nicht passiert. Sie betraten den Klassenraum im dritten Stock gemeinsam. Noch einmal würden sie sich nicht aufteilen, so viel stand fest. Es gab hier ein großes Schaltpult mit Bildschirm an der Frontseite, vor dem neun Einzeltische aufgereiht waren. Chekov ging zu ersterem und versuchte, es zu starten, blieb jedoch, wie beim letzten Mal, ohne Erfolg. „Ich brauche einen Schraubenzieher“, sagte er zu Richard, während er die Seite des Gehäuses betrachtete. „Einen Schraubenzieher? Wo sollen wir den denn her bekommen?“ „Oder eine Brechstange.“ „ ... ich such einen Schraubenzieher“, erwiderte der Sicherheitsoffizier und ging zu den Schränken auf der anderen Seite des Raumes, die er durchsuchte. Einen Schraubenzieher fand er dort nicht, aber nach einer Weile kam er mit einer Schere und einem Winkelmesser aus Metall zurück. „Tut es das auch?“, fragte er und hielt dem Russen beides hin. „Aye.“ Zusammen schafften sie es, eine Seite des Gehäuses aufzustemmen. Chekov betrachtete die Kabel und zückte seinen Trikorder, dessen Rückseite er ebenfalls öffnete. Nun musste er nur noch beides miteinander verbinden. „Wenn man die letzten eingetragenen Daten betrachtet, wurde beim Hauptrechner vor zwölf Jahren die manuelle Steuerung ausgeschaltet. In Betrieb ist er aber fast doppelt so lange“, stellte Chekov nach einer Weile fest und besah sich die weiteren Daten, die der Trikorder ausspuckte. „Woher bekommt er die Energie?“, fragte Smith, bekam daraufhin ein Schulterzucken. „Ich weiß es nicht. Aber wenn wir das herausfinden, dann können wir ihn ausschalten.“ „Ein Computer, der auf Autopilot läuft und das alles macht.“ Der Ältere machte eine Geste, die das Gebäude betreffen sollte. „Ob das Fehler sind oder entscheidet er selbst, was er tut? Ich frage mich, wie weit er vernetzt ist.“ „Es hat etwas zur gleichen Zeit angefangen, seitdem man nichts mehr von dieser Kolonie gehört hat“, erwiderte Chekov und senkte seine Stimme „Ich glaube nicht, dass das ein Zufall ist.“ „Ich auch nicht.“ Wenn sie doch nur noch mal Funkkontakt zu den anderen aufbauen könnten. Chekov überlegte, ob es eine Möglichkeit gab, die Energie des Computers in seinen Kommunikator speisen zu können, um dessen Empfang zu verstärken. Ein leises Knistern war alles, was es an Vorwarnung gab, dann flogen auch schon Funken. Instinktiv ließ Chekov den Trikorder fallen und machten einen Satz zur Seite. Das rettete ihm wohl das Leben, denn beinahe im gleichen Augenblick kam mit einem Schlag eine geballte Energieladung in das Gerät des Russen geschossen und schmorte dieses durch. Ein beißender Geruch machte sich breit und entsetzt starrte Chekov darauf. Das war knapp gewesen. Smith war sofort an seiner Seite. „Alles in Ordnung, Junge?“, fragte er und war erleichtert, als der Jüngere nickte. Er besah sich ebenfalls den Schaden. „Der Rechner schützt sich.“ „Dummer Computer“, fluchte Chekov entgegen seiner sonstigen Art. Aber ihm saß immer noch der Schock in den Gliedern und seine Nerven lagen mittlerweile sowieso blank. „Du sollst Menschen schützen, nicht töten!“ Erneute Funken kamen auf, jedoch kleiner als zuvor. Zu dem Gestank gesellte sich ein dunkler Qualm und Chekov musste den Trikorder nicht öffnen, um zu sehen, wie es darin aussah. „Verärgere ihn besser nicht“, warnte Smith ihn. „Ihn? Das ist nur eine Maschine!“ „Ja, die aber vielleicht hunderttausend Menschenleben auf seinem nicht vorhandenen Gewissen hat. Und noch eine mehr.“ Chekov schwieg. Richard hatte recht. Es wäre dumm, etwas zu tun, das sie gefährden könnte. „Wir sollten den Kontrollraum suchen gehen“, gab er schließlich von sich und der Ältere nickte. Gemeinsam sahen sie in die restlichen Räume der Etage. Doch es waren alle wieder ausnahmslos Klassenzimmer. Also gingen sie zur nächsten Treppe. Chekov hatte mittlerweile den Überblick verloren, in welchem Stockwerk sie eigentlich waren. Aber es konnte ja auch niemand sagen, wie viele es eigentlich genau gab. Möglicherweise kamen sie bald wieder an der Mauer an. Er hoffte nur, dass sie vorher noch etwas Brauchbares fanden. Einen Ausgang zum Beispiel. Am oberen Ende der Stufen angelangt, sahen sie, dass alle Türen des Ganges verschlossen waren. Dabei war sich Chekov sicher, dass das vorhin auf keiner Ebene der Fall gewesen war. Andererseits spielte ihm sein Gehirn vielleicht auch nur einen weiteren Streich. Wieder mit erhöhter Vorsicht gingen sie zur ersten Tür und Smith legte die Hand auf die Klinke, drückte sie probeweise runter. Unverschlossen. Er warf Chekov einen kurzen Blick zu. Dann drückte er die Tür mit einem Schwung auf und hielt mit der anderen Hand den Phaser bereit zum Feuern. Es passierte nichts. Alles blieb ruhig und ihr kurzer Adrenalinrausch ebbte wieder ab. Richard ging ein paar Schritte in den Raum und sah sich um, während der Jüngere draußen stehen blieb und die anderen Türen im Auge behielt. „Noch so ein Klassenraum“, stellte der Ältere fest und drehte sich zu seinem Partner um. „Auch nicht anders als die anderen.“ Dann fiel die Tür zwischen ihnen mit einem lauten Rumms ins Schloss. Chekov fluchte russisch. Er griff nach der Klinke, er rüttelte daran. Doch sie war verschlossen. Er klopfte gegen die Tür, bekam aber keine Antwort. „Mr. Smith! … Richard!“ Chekov hämmerte jetzt gegen die Tür und Panik kroch in dem Jungen hoch. Er wollte nicht noch jemanden verlieren. Er wollte nicht noch eine Leiche sehen und vor allem wollte er nicht alleine in diesem Haus sein. „Richard!“ Chekov wusste, dass die Tür nicht dick genug war, um sämtliche Geräusche zu unterdrücken. Dass er von drüben nichts hörte, konnte im Grunde nur eines heißen... er versuchte, nicht darüber nachzudenken. Sein Hämmern wurde schwächer und stoppte schließlich. „Richard...“ Die Hände auf der Tür ruhen lassend, hätte er seine Finger am liebsten in die Oberfläche gebohrt. Sein Blick senkte sich und blieb am Kommunikator an seinem Gürtel hängen. Er musste den Captain noch einmal erreichen! Wo blieb die Crew, die sie retten wollte? Er zückte das Gerät und versuchte eine Verbindung zu bekommen. Sicherheitshalber hielt er dabei einen Schritt Abstand zu sämtlichen Wänden und Türen. „Keptin?“, rief er, als er das vertraute Rauschen hörte. „Mr. Chekov...!“ Kirks Stimme klang wieder abgehakt, aber das war dem jungen Russen egal. „Keptin, ich habe Mr. Hendorff und Mr. Smith verloren. Wir brauchen dringend Verstärkung ... Keptin?“ Einen Moment lang befürchtete er, die Verbindung verloren zu haben. „...müssen in Kontrollraum“, hörte er dann aber seinen Vorgesetzten. „...gehen Sie hoch... wir holen... Sie...“ Mehr war nicht zu hören und der Kontakt brach ab. Aber es hatte ausgereicht. Chekov warf einen Blick zur Tür, hinter der Smith verschwunden war. „Ich komme zurück“, murmelte er und lief zur Treppe und in die nächste Etage. Den Gang entlang verlangsamte er seine Schritte und öffnete die erste Tür. Klassenraum. Dann kam die zweite Tür. Wieder Klassenraum. Gerade als er sich zur Dritten drehte, nahm er eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr und stoppte sofort. Die Tür des Eckraumes öffnete sich langsam. Von alleine. Chekov starrte sie an. Es geschah jedoch nichts weiter und nach einer Minute, in der er einfach nur herumstand, näherte er sich langsam, umrundete sie und schaute hinein. Entgegen seiner Erwartung sah er keinen weiteren Klassenraum, sondern mehrere Reihen von blinkenden Servern und Konsolen. Wenn es einen Raum gab, von dem aus er auf die Elektronik des Gebäudes zugreifen und sie kontrollieren konnte, dann war es dieser hier. Doch Chekov bewegte sich kein Stück. Es war, als wollten ihn seine Füße einfach nicht hinein tragen. Er schaute auf den Kommunikator in seinen Händen. Woher wusste Kirk in welche Richtung er hatte gehen müssen? Er klappte das Gerät auf und versuchte, seinen Captain noch mal zu erreichen, um ihn zu sprechen. Um seine Stimme zu hören und damit diese fürchterliche Vorahnung aus seinen Gedanken zu verbannen. Die Leitung war tot. Aus einem Impuls heraus warf Chekov den Kommunikator weg und rannte los. Weg. Hinter ihm schlug die Tür zu, doch er blickte nicht zurück. Stattdessen nahm er die Treppe nach unten. Erst jede Stufe einzeln, dann immer zwei auf einmal. Einen Gang entlang, dann sprang er so viele Stufen wie möglich hinab. Das Kreischen setzte ein, hallte von den Wänden wider. Es trieb ihn nur noch mehr an, schien ihn zu verfolgen. Stockwerk für Stockwerk nahm er, wusste irgendwann nicht mehr, wie weit er gelaufen war, war sich aber sicher, dass er längst im Erdgeschoss hätte ankommen müssen. In seinem Inneren zog es sich zusammen. Nicht schon wieder. Er stoppte und öffnete die Tür, die ihm am nächsten war. Es war der Kontrollraum, der auf den ersten Blick identisch mit dem war, den er oben gesehen hatte. Wieder hörte er das leise, regelmäßige Piepen der Armaturen, das wie Hohn in seinen Ohren schmerzte. Alle anderen Geräusche waren verstummt. „Nein, nein, nein...!“ Chekovs Hoffnung sank. Dafür stieg seine Angst. Er machte einen Schritt zurück. Dann rannte er wieder los. Die Wände schienen näher zu kommen, er bekam Klaustrophobie und schnappte nach Luft, hatte Seitenstechen. Und obwohl er die Richtung nicht geändert hatte, führte die nächste Treppe hinauf statt runter. Er bemerkte es kaum, bis er am oberen Ende auf einer Mauer traf. Fluchtartig machte er kehrt und rannte in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Vorbei am Kontrollraum, dessen Tür bereits wieder geschlossen war, um die Ecke und am Ende des Ganges wieder Stufen hinauf. Wieder eine Wand. Mehr aus Frust als aus Koordinationsschwierigkeiten ließ er sich dagegen fallen und schrie laut seine Verzweiflung hinaus. Danach wollten ihn seine Beine nicht länger tragen und er sank auf die Stufen nieder. Chekov zog die Knie an und schlang die Arme drum. Dabei murmelte er leise russische Worte, um sich zu beruhigen, um nicht das Gefühl zu haben, verrückt zu werden. Der Effekt war allerdings nur gering. Im Gang um die Ecke hörte er wieder ein Kratzen in den Wänden, dumpf und bedrohlich. Er presste sich die Hände auf die Ohren, versuchte es auszublenden. Auch das brachte nicht viel. Stattdessen nahm er noch etwas anderes wahr. Näher. Vertrauter. Chekov konzentrierte sich darauf und erkannte es als Rauschen. Sich ein Herz fassend und den letzten Rest Mut zusammenkratzend, bewegte er sich halb gehend, halb rutschend die Stufen hinab, bis fast ans untere Treppenende. Er linste um die Ecke der Geländerwand. Auf dem Boden vor sich lag sein Kommunikator und gab den Ton eines ankommenden Rufes. Dann wieder Rauschen. „Mr. Chekov...“, ertönte die verzerrte Stimme des Captains „...wir kommen...“ Entsetzte starrte der junge Russe auf das Gerät. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)