The perfect pitch von Soichiro ================================================================================ Kapitel 1: One and Only ----------------------- Unruhig saß Joey in dem schicken Hotelzimmer und rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Was machte er nur hier? Warum hatte er sich dazu bereit erklärt? Seufzend strich er sich durch seine Haare. Er wusste ja warum er hier war, weil er zu seinen Freunden einfach nicht Nein sagen konnte! Doch er würde Valon umbringen sobald er ihn sah. Eigentlich sollte Valon hier sein und nicht er selbst! Das hier war Valons Story und nicht seine. Er hatte mit Baseball doch nichts am Hut, das war eindeutig der Bereich des Brünetten. Valon und er arbeiteten für eine sehr bekannte Sportzeitschrift. Valon hatte sich schon seit Jahren auf Baseball spezialisiert, Joey dagegen schrieb eigentlich hauptsächlich über Fußball und Basketball. Doch leider, wie Joey jetzt gerade dachte, hatte er sehr wohl Ahnung von Baseball und wahrscheinlich hatte Valon ihn deswegen angebettelt. Hätte er nicht jemand anderes fragen können? Sie hatten doch genug Kollegen! Und wenn der Brünette mal seine Termine etwas im Auge hätte und ihm nicht erst heute aufgefallen wäre, dass heute das Probeessen für Mais und seine Hochzeit war, hätten ihre Kollegen auch genug Zeit gehabt um sich auf das hier vorzubereiten. Für diese Nummer würden Mai und Valon absolut nichts von ihm geschenkt bekommen. Im Gegenteil, die Zwei schuldeten ihm einen riesen Gefallen! Tief im Inneren war Joey bewusst, dass er auch hier sitzen würde, wenn Valon schon vor einer Woche aufgefallen wäre, dass er den Termin für das heutige Interview zu einer extrem ungünstigen Zeit festgesetzt hatte. Hätte Valon ihren Chef darum gebeten, dass jemand anderes den Job übernimmt, hätte ihr Chef sicherlich ihn gewählt. Kein Wunder, Joey hatte selbst jahrelang gespielt und ohne ein bestimmtes Unglück, würde er heute Interviews geben und würde einem Reporter gegenüber sitzen. Er hatte von diesem Spiel mehr Ahnung als jede Andere in der Redaktion. Doch wann immer Joey ein Spiel sah, musste er an seine verpasste Chance denken und das tat ihm einfach zu weh. Genau deswegen hatte er sich beim Schreiben auf andere Sportarten konzentriert. Und als wäre es nicht schon schlimm genug, dass er sich heute mit Baseball beschäftigen musste, musste er heute ausgerechnet ihn interviewn. Die Welt war einfach nicht fair! Warum ausgerechnet dieser Kerl? Und was fiel dem Mistkerl ein über eine Stunde zu spät zu kommen? Es war Joey so etwas von scheiß egal, ob der Kerl mittlerweile in den USA spielte und wahrscheinlich an einem Tag so viel verdiente wie er selbst in einem Monat. Sein verdammtes Management hatte den Termin bestätigt, also sollte er auch pünktlich sein! Murrend sah er auf seine Armbanduhr. Eine halbe Stunde, noch dreißig elende Minuten gab er dem Kerl. Sollte er dann noch nicht hier sein, würde er abhauen. Natürlich war dem blonden Reporter klar, dass sein Chef ihn dafür umbringen würde, doch das kümmerte ihn nicht. Mehr als nur schlecht gelaunt, nahm er die Mappe zur Hand, die Valon ihm mitgegeben hatte. Darin hatte er alle letzten Artikel über den besagten Spieler gesammelt, wie auch einige zusätzliche Informationen. Lustlos blätterte Joey in der Mappe herum. Valon hatte sie ihm als Hilfe mitgegeben und Joey hatte ihm nicht auf die Nase gebunden, dass er das nicht brauchte. Nein, hier drin stand nichts, was er nicht ohnehin wusste. Joey verfolgte jeden Schritt in der Karriere dieses Mannes und auch die ganzen privaten Gerüchte saugte er regelrecht wie ein Schwamm in sich auf. Er wollte das nicht, oh nein, er wollte den Typ nur vergessen. Doch leider gelang ihm das kein Stück. Er war doch einfach nur schrecklich erbärmlich! Joey hatte genug. Nein er hielt es keine Sekunde mehr aus. Der 26jährige sprang regelrecht von seinem Stuhl auf und warf Valons Mappe und sein Aufnahmegerät in seine Tasche. Er musste hier raus und das sofort! Er wollte sich gerade zur Tür drehen als eine nur allzu bekannte Stimme an sein Ohr drang. „Wheeler? Was zur Hölle machst du denn hier?“ Bei dem Klang der Stimme erstarrte Joey regelrecht zu einer Säule. Wie sehr musste ihn denn das Leben hassen? Musste der Kerl jetzt auftauchen? Wäre er nur lächerliche drei Minuten später gekommen, hätte er sich schon längst aus dem Staub gemacht. Innerlich ermahnte sich der Blonde dazu ruhig zu bleiben. Langsam drehte er sich um und blickte dann genau in zwei dunkelbraune Augen, die er nun schon seit acht Jahren nur noch auf Bildern oder im TV sah. „Ich mach hier meinen Job. Ich arbeite für das Domino Sportsjournal. Mein Kollege Valon ist leider aus privaten Gründen verhindert“ Joeys Stimme klang für ihn ungewöhnlich kalt. Ja, er war an sich keine kalte Person. Doch er würde sich hier keine Blöße geben und auch nicht zeigen wie sehr ihn diese Begegnung aufwühlte. „Du schreibst also mittlerweile?“ „Ja, sag ich doch. Und jetzt setz dich und lass uns das hier hinter uns bringen. Ich hab nicht ewig Zeit, Bakura…“ Ohne es zu wollen klang seine Stimme nur noch kälter als er sein Gegenüber mit seinem Namen ansprach. Doch Bakura tat einfach so als würde er die Kälte nicht bemerken oder als würde sie ihn einfach nicht kümmern. Kümmerte es ihn vielleicht wirklich nicht? Allein für diesen Gedanken könnte sich Joey in den Hintern treten. Was spielte das für eine Rolle? Es war doch gut, wenn es Bakura nicht kümmerte. Er sollte sich ein Beispiel nehmen und sich nicht mehr um den Weißhaarige scheren. „Gut, wie du willst…“ Langsam ging Bakura dann auch auf den Tisch zu, vor dem Joey stand. Wie so oft sah man ihm nicht an was er dachte und was in ihm vorging. Bevor er sich setzte, zog er noch die Jacke seines Trainingsanzug aus. Joey wusste, dass Bakura mit seiner Mannschaft angereist war. Sie spielten hier in Domino bei einem Benefizspiel, das zum größten Teil von Seto Kaiba finanziert wurde. Da er in dem Trainingsanzug seiner Mannschaft herum lief, kam er gerade sicherlich von ihrem Training. Die Mannschaft wollte sich vor dem Spiel bestimmt an das Stadion hier gewöhnen. Bis auf Bakura war wahrscheinlich noch fast keiner von ihnen in Japan gewesen. Bakura dagegen war hier in Domino aufgewachsen. Er war ein Jahr älter als der blonde Reporter und spielte seit seiner Kindheit Baseball. Durch den Sport hatte Joey ihn damals auch kennen gelernt. Bakura kam aus einem anderen Bezirk in der Stadt als er selbst und dementsprechend war er auch immer auf eine andere Schule gegangen. Sie Beide hatten ihr ganzes Schulleben für die Mannschaft ihrer jeweiligen Schule gespielt und so waren sie sich auf dem Feld immer und immer wieder begegnet. Joey war immer mit Abstand der Beste aus seinem Team gewesen und bei all den Meisterschaften und Spielen, die er gespielt hatte, hatte es immer nur einen Spieler gegeben, den er als ernsthafte Konkurrenz angesehen hatte, Bakura. Sie Beide waren gerade einmal in der Mittelstufe gewesen als die ersten Talentscouts Interesse an ihnen gezeigt hatten. Sie Zwei wurden immer besser und unter Kennern der Sportart immer bekannter. An Bakuras letztem Spiel als Oberschüler war sogar ein Scout aus den USA gekommen. Doch wie es der Zufall so wollte, bekundete dieser Mann vor dem Spiel auch Interesse an Joey. Ihre beiden Mannschaften spielten um den Titel der japanischen Schulmeisterschaften im Finale und ihnen war durchaus klar, dass sich zumindest für einen von ihnen an diesem Tag das Leben vollkommen verändern würde. Letzten Endes hat es sich für uns Beide verändert. Bakura wurde Profi, während ich alles verloren habe. So gern er es auch wollte, diesen bitteren Gedanken konnte Joey einfach nicht verdrängen. Langsam nahm Bakura dann auch Platz und auch Joey setzte sich wieder. Joey und Bakura waren zu sehr Profi um sich davon beeinflussen zu lassen, dass sie einander kannten und dass es durchaus eine persönliche Verbindung gab. Joey begann mit dem üblichen Fragen, doch schon bald waren die Zwei so in einem Gespräch über ihre geliebte Sportart vertieft, dass der Blonde gar nicht anders konnte als es zu genießen. Er wusste eben einfach zu genau wie sich Bakura fühlte, wenn es gelang im letzten Moment das Spiel herum zu reißen oder wie es eben war, wenn man eine Niederlage einsteckte. „Dein letzter Pitch im Spiel vergangene Woche war einfach der Wahnsinn. So hab ich dich noch nie werfen sehen“ Momentan standen alle Zeichen danach, dass Bakuras Mannschaft an den World Series teilnehmen durfte, sie brauchten nur noch zwei Siege um im Finale der beiden großen amerikanischen Ligen zu stehen. Natürlich hatte sich Joey dieses Spiel nicht entgehen lassen. Das Aufnahmegerät lief immer noch, aber Joey hatte keine Ahnung ob er hier brauchbares Material sammelte oder ob das hier nur noch Fachsimpeln unter Experten war. Egal, er würde es schon in der Redaktion herausfinden und zur Not würde sein Chef ihn eben umbringen. „Du hast es gesehen? Und dir ist nichts aufgefallen?“ Fragend ruhten Bakuras dunkle Augen auf Joey, der ihn einfach nur verwirrt ansah. „Nein, was soll mir denn aufgefallen sein, außer dass es ein neuer Wurf war“ „Neu? Na ja für mich vielleicht. Aber dir hätte es auffallen müssen. Von wem hab ich denn den wohl? Seit wir damals wegen dir die Meisterschaft verloren haben, übe ich wie ein Verrückter an dem Pitch“ Erst verwirrt und dann regelrecht geschockt sah Joey Bakura an, der ihn leicht angrinste. Sein Wurf? Natürlich hatte Joey nicht vergessen wie das damalige Finale ausgegangen war. Wegen Bakura hatte dessen Mannschaft vorn gelegen, doch dank einer Verletzung an der Schulter hatte der Weißhaarige vorzeitig das Spiel beenden müssen. Joey hatte das Spiel seines Lebens gespielt und er wusste gar nicht wie viel Strikes der Gegner auf sein Konto gegangen waren. „Ich hab danach nie wieder gesehen wie ein einzelner Pitcher einer Mannschaft so viele Probleme bereitet. Die Technik war genial und selbst in den Staaten hab ich so was nicht gesehen…war doch klar, dass ich das nicht einfach vergessen konnte“ Bakura würde niemals diesen Tag vergessen. Der Moment an dem er das Spielfeld verlassen musste, hatte ihn toben lassen. Er hätte dem anwesenden Arzt fast den Kopf abgerissen. Doch dieser Wut war pure Faszination gewichen als er von der Bank aus Joey beobachtet hatte. Der damals 18jährige war in Topform gewesen und Bakura wusste, dass er in dem Moment auch bei dem amerikanischen Talentscout vorne gelegen hatte. „Dein ernst? Du hattest in all den Jahren nicht mehr zutun als meine Technik zu klauen?“ Der wütende Ton in Joeys Stimme überraschte Bakura, auch wenn er sich das nicht anmerken ließ. „Komm mal wieder runter. Ist doch nichts neues, dass man sich anschaut was die Gegner drauf haben und man sich daran orientiert…“ Joey beobachtete wie sich Bakura in seinem Stuhl zurücklehnte und er dabei vollkommen entspannt wirkte. Oh wie gern würde er ihm gerade mitten ins Gesicht schlagen! Die Wut in ihm wurde immer größer und er konnte nichts dagegen tun. „Gegner? Gegner? Ich war nicht mehr dein Gegner, du Penner. Während du Arschloch in die Staaten gegangen bist, habe ich im Krankenhaus gelegen und durfte mir anhören, dass ich jeglichen Gedanken an weitere Spiele vergessen kann. Falls ich dich erinnern darf, du warst nicht gerade unbeteiligt an dem Unfall. Du hast meine Karriere auf dem Gewissen und klaust dann auch noch mein Wurf? Du bist erbärmlich, Bakura…“ Mit diesen Worten stand Joey auf, schnappte sich seine Tasche und das Aufnahmegerät und stürmte aus dem Zimmer. Zurück ließ er Bakura, der sich, da er ohnehin allein war, nicht die Mühe gab zu verstecken wie sehr ihn Joeys Worte trafen. Jeden verdammten Tag dachte er an diesen Unfall und ja, er gab sich die Schuld. Doch hatte er bis gerade gehofft, dass Joey ihn für damals nicht abgrundtief hasste. *~*~*~*~*~*~*~* Drei Tage war das Zusammentreffen mit Bakura her und seit diesem Tag war Joeys Laune unterirdisch. Sie wurde sogar nur noch schlechter als sein Chef herausfand, dass er und nicht Valon das Interview geführt hatte und er deswegen auch den gesamten Artikel schreiben musste. So ein Mist! Er wollte diesen elenden Tag nur vergessen. Doch stattdessen musste er sich den Mitschnitt ihres Gespräches immer wieder anhören und versuchen daraus eine ordentliche Story zu basteln. Der Blonde war gerade dabei den ersten Entwurf seines Artikels zu lesen als Valon an seinen Schreibtisch trat. „Was willst du?“ Leise knurrte er seine Frage und würdigte Valon keines Blickes, so wie die letzten Tage. „Ich will wissen was los ist. Man Joey, es ist doch nichts neues, dass wir füreinander einspringen…also warum bist du so sauer auf mich? Es…Es hat doch nichts mit Mai zutun, oder?“ Zum Ende hin wurde Valon ziemlich leise, was nun wirklich ungewohnt war. Joey dagegen brauchte einen Moment um die Worte zu verarbeiten. Mai? Was hatte denn Mai damit zutun? Er hatte keine Ahnung! „Wie meinst du das denn jetzt?“ Murrend drehte er sich zu dem Brünetten, der seine Schuhe extrem interessant zu finden schien, zumindest starrte er sie regelrecht an. „Na ja… ich weiß doch, dass du in der Schule auf sie gestanden hast. Und auch, wenn ich sie durch dich kennen gelernt habe und du auch nie ein Problem damit hattest…na ja…vielleicht merkst du jetzt so kurz vor der Hochzeit, dass es doch ein Problem ist…?“ Verwirrt sah der Blonde seinen Kumpel an, bevor er einfach lachen musste. War das sein Ernst? Wobei es ja fast schon süß war, dass sich Valon so viele Gedanken machte. Und Joeys Lachen sorgte wenigstens dafür, dass Valon ihn wieder ansah. Wobei der etwas Ältere ihm einen bösen Blick schenkte. „Na schön, wenn du das so witzig findest… Ich hab mir Sorgen gemacht, du Arsch“ Valon wollte sich schon umdrehen und gehen als Joey ihn kurz festhielt. „So war das doch nicht gemeint, sei nicht sauer. Ich fasse es nur nicht, dass du Tristan und Duke den Mist glaubst von wegen, dass ich jahrelang unglücklich in Mai verknallt war…“ Amüsiert sah er den Brünetten an, der wohl offensichtlich keine Ahnung hatte was los war. Ja es stimmte, seine Freunde Duke und Tristan machten darüber gern Witze. Doch da die Zwei nun schon seit Jahren wussten, dass Joey auf Männer stand, hatten sie eingesehen, dass er nicht in Mai verknallt gewesen war. Ja, Joey hatte sie schon immer bewundert, Mai war eben eine wunderschöne und starke Frau. Doch für seinen Geschmack war sie eindeutig zu weiblich! Doch weil seine beiden Freunde es zu sehr genossen ihn aufzuziehen, machten sie auch heute noch ihre Späße. „Valon, ich war nie in Mai verknallt und es wird wohl Zeit, dass ich dir etwas beichte…“ Schmunzelnd blickte er seinen Kollegen an, der sich auf die Ecke von Joeys Schreibtisch setzte. Es war ja nicht so als würde Joey ein Geheimnis aus seiner Sexualität machen. Doch da er eben nie etwas festes am laufen hatte, war es auch noch nie so weit gekommen, dass er seinen Freunden eines seiner Dates vorgestellt hatte. Und da es in ihrer Clique absolut niemand kümmerte, ob Joey nun schwul, bi oder hetero war, war das auch nie ein Thema. Es war also kein Wunder, dass Valon davon noch nie etwas mitbekommen hatte. „Und was willst du mir beichten?“ Fragend legte Valon seinen Kopf schief. „Dass du wohl tausend Mal mehr mein Fall wärst als es Mai ist. Ich bin durch und durch schwul, mein Hübscher…“ Da Joey sich absolut sicher war, dass Valon damit umgehen könnte, hatte er auch kein Problem damit es offen zu zugeben. Und Valons Reaktion ließ ihn lachen. Man sah förmlich wie er die Worte nach und nach verarbeitete und es war ein Wunder, dass sein Kinn nicht auf den Boden knallte. „Echt jetzt? Und…Und seit wann? Also…Ach Mensch…du weißt was ich meine“ „Ja ich weiß was du meinst. Und dass ich schwul bin ist mir klar, seit ich ein Teenager war. Problem damit?“ Für die letzten Worte erntete Joey ein lautes Schnauben, bevor er seinen Kollegen angrinste. „Natürlich nicht. Aber das hättest du mir früher sagen können. Dann hätte ich nicht immer wieder versucht dich mit süßen Praktikantinnen zu verkuppeln“ „Ja ich weiß…aber deine Versuche waren einfach zu amüsant. Ganz davon abgesehen, dass es lustig ist mal den Hetero zu spielen, der sich über einen kurzen Rock oder so freut…“ Breit grinsten sich die Zwei an, bevor sie lachen mussten. Doch Valon schien nicht vergessen zu haben, dass sie noch etwas zu klären hatten. „Und warum warst du dann so sauer?“ Joey, der für den Augenblick wirklich Bakura vergessen hatte, musste laut seufzen. „Na ja… ich kenne Bakura von früher. Bin nicht gerade sein Fan. Aber ist schon OK… vergessen wir es einfach“ Leicht lächelnd wollte er sich wieder seinem Bildschirm zu wenden als er bemerkte wie Valon schuldbewusst zu ihm sah. „Das ist also der Grund? Oh…dann wirst du mir gleich wieder hassen“ Valon schob ihm etwas zu und Joey erkannte direkt das es sich hier um ein Ticket für das heutige Benefizspiel handelte. „Vergiss es…“ „Es… Es geht nicht anders. Ich war gerade beim Chef, du schreibst den Artikel und …also na ja… du solltest deswegen auch über das Spiel schreiben“ Wütend betrachtete Joey sein Ticket. Seit wann hasste ihn die Welt denn so? *~*~*~*~*~*~*~* Einige Stunden später saß Joey in der Presselouge des Kaiba-Stadiums und er konnte kaum glauben was er sah. Ja Bakuras Mannschaft führte gegen das japanische Allstar-Team, das war vorherzusehen. Das war also nicht das schockierende. Nein, der Schock verdankte er Bakura. Bakura, Star seiner Mannschaft, der immer wieder als Wunderkind bezeichnet wurde, spielte abgrundtief schlecht! Joey könnte schwören, dass Bakura bereits in der Mittelfstufe besser gespielt hatte als heute. Der blonde Sportreporter sah sich etwas um und das Gemurmel seiner Kollegen zeigte eindeutig, dass alle ziemlich verwirrt waren über die Leistung des Weißhaarigen. Joey schaute zu der Stadionleinwand, die in diesem Moment Bakura in einer Großaufnahme zeigte. Irrte er sich oder sah der Ältere schrecklich müde aus? Auch wenn Joey nur mit halbem Ohr hinhörte, bekam er mit wie seine Kollegen darum wetteten wie lang es noch dauern würde bis Bakura auf der Bank landen würde. So hatte sich der Ältere seine umjubelte Rückkehr nach Japan bestimmt nicht vorgestellt. Seufzend betrachtete er das Spiel und erst als er eine eiskalte Stimme hinter sich hörte, bemerkte er, dass jemand genau hinter ihm stand. „Dein ernst Wheeler? Erst den vernichtenden Schlag ausführen und dann herkommen um über sein Versagen zu berichten?“ Verwirrt drehte sich Joey um und blickte direkt in die eisblauen Augen von Seto Kaiba. Kaiba und er kannten sich aus der Schule und ihre Streitereien waren berühmt und berüchtigt gewesen. Seit der Schulzeit hatten sie sich immer nur kurz gesehen. Setos Firma besaß auch noch ein Fußballstadion und da Setos kleiner Bruder Mokuba ein riesen Fußballfan war, sahen sich die Kaiba-Brüder einige Spiele an. Joey selbst war dann immer aus beruflichen Gründen vor Ort. Doch bei solchen Treffen redeten sie nicht miteinander. Joey begrüßte dann meistens nur Mokuba, nickte Kaiba kurz zu und widmete sich dann seiner Arbeit. Also was zur Hölle fiel Kaiba ein ihn hier und jetzt anzusprechen? Und was redete dieser Typ nur? „Ich hab keine Ahnung von was du redest, Eisklotz. Ich hab Bakura nichts getan und ich bin hier, weil ich muss. Wie du wissen solltest, ist Baseball nicht mein Bereich“ Leise knurrte er seine Worte. Der Tag war mies genug, der Brünette sollte es nicht wagen ihn auch noch zu provozieren. „Nichts getan? Das bezeichnest du als nichts. Gratuliere Köter, du bist ja doch viel durchtriebener als ich es jemals für möglich gehalten habe“ Der blonde Journalist hatte keine Ahnung was Kaiba meinte. Was hatte Bakura ihm denn erzählt? Dass Seto mit Bakura geredet hatte, bezweifelte er keine Sekunde. Joey wusste, dass die Zwei befreundet waren. Bakura zuliebe hatte sich Seto zur Schulzeit einige Spiele angesehen, dabei wurde er vor Joey nie müde zu betonen wie schrecklich langweilig er Baseball fand. „Boah Kaiba… komm zum Punkt! Ich will hier arbeiten. Wegen dir verpasse ich das ganze Inning, mein Chef wird sich bedanken“ Ohne es zu beabsichtigen wurde Joey lauter und so wurden sie von nur noch mehr Leuten angesehen. Dabei brachte allein Setos Anwesenheit schon mehr Aufmerksamkeit mit sich als Joey gebrauchen konnte. Auch dem Firmenchef schienen die Blicke aufzufallen, denn plötzlich machte er auf seinem Platz kehrt, zog Joey mit sich und verließ den Raum. Und der Blonde war darüber so verwirrt, dass er sich einfach mitschleifen ließ. Doch kaum waren sie allein auf dem Gang, fand Joey seine Stimme wieder. „Verdammt Scheiße Kaiba…was soll das?“ „Was das soll? Das frage ich dich! Gibst du Bakura wirklich die Schuld an deinem Unfall? Du warst so bescheuert und bist wie ein Irrer davon gestürmt…Bakura ist dir nachgerannt und hat dich gebeten stehen zu bleiben. Er hat dich nicht vor das Auto geworfen…er hat den Wagen doch nicht einmal gesehen…“ Verwirrt sah Joey zu dem Brünetten auf und allein Setos Gesichtsausdruck machte ihn für einen Moment sprachlos. Der Firmenchef wirkte wütend, wirklich wütend. So hatte Joey ihn noch nie gesehen. Dabei gab es wohl kaum einen Menschen, der so oft mit Seto gestritten hatte wie er selbst. „Ich…Also…Was spielt das für eine Rolle?“ Joey, der nun wirklich nicht vorhatte vor Seto seine Gedanken und Gefühle breit zu treten, sah den etwas Älteren trotzig an. „Was das für eine Rolle spielt? Du bist also doch so blöd wie ich gedacht habe“ Liebend gern hätte der Blonde das arrogante Grinsen aus Setos Gesicht geschlagen. Doch da er wissen wollte was hier los war, blieb er ausnahmsweise mal ruhig. „Na schön, dann will ich deinem kümmerlichen Verstand mal wieder auf die Sprünge helfen. Bakura gibt sich seit damals die Schuld an deinem Unfall. Er fühlt sich dafür verantwortlich, dass dich das Auto erfasst hat und du verletzt wurdest. Er hatte damals das Gefühl dir deine Chance gestohlen zu haben. Er hatte sogar dem Talentscout absagen wollen. Ohne mich wäre er niemals in die USA gegangen und das nur, weil er sich wegen dir wie der letzte Dreck fühlte! Er hat es sich nie verziehen. Ich hab ihn damals nur dazu bekommen das Angebot anzunehmen, weil ich mir so sicher war, dass du ihm nicht die Schuld gibst. Und ich dachte sogar wirklich, dass du niemals so etwas widerliches denken würdest…“ Joey war in diesem Moment vollkommen überrumpelt und er wusste nicht was er sagen sollte. Bakura gab sich all die Jahre die Schuld? Das… Das konnte doch nicht wahr sein! Und kaum wurde ihm die Bedeutung von Setos Worten vollends bewusst, fühlte sich der Blonde schrecklich. Wie hatte er so etwas nur sagen können? „Ich…Also….“ Dem Journalist fehlten gerade die Worte. Was sollte er denn jetzt tun? Und Seto, der sich wohl gerade in Rage geredet hatte, schien gar nicht zu bemerken was seine Worte auslösten. „Bakura kann absolut nichts dafür, dass du wie ein Irrer davon gerannt bist. Ich hab wirklich absolut keine Ahnung was er jemals an dir gefunden hat. Glaub mir, ich bereue es wahrscheinlich noch mehr als du, dass der Idiot dich einfach geküsst hat. Aber er konnte ja nicht ahnen, dass du wie ein verschrecktes Mädchen Hals über Kopf davon rennen und dann auch noch direkt vor das nächstbeste Auto laufen würdest“ Die Stimme des Brünetten klang eiskalt und es blieb tatsächlich kein Zweifel daran wie sehr er sich wünschte, dass Bakura Joey damals nicht geküsst hätte. Doch Joey nahm das alles gar nicht mehr wahr. Plötzlich war er wieder 17 Jahre. Er stand in der Umkleide von Bakuras Baseballclub und unterhielt sich mit dem Weißhaarigen, der sich immer noch schrecklich über seine Verletzung ärgerte. Sie neckten sich, sie stritten ein wenig, doch sie lachten auch. So wie es eigentlich immer gewesen war, wenn Bakura und er abseits des Feldes miteinander gesprochen hatten. Wie immer wusste Joey nicht, ob ihn Bakuras arrogante Art wahnsinnig machte oder ob ihn nicht genau das an dem Weißhaarigen faszinierte. Plötzlich stand Bakura vor ihm, viel zu nah. Und bevor sich Joey versah, wurde er mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt und er spürte die Lippen des Älteren auf seinen eigenen. Tausende Gefühle strömten auf Joey ein und bevor er wusste was er eigentlich tat, hatte er Bakura von sich gestoßen und war weggerannt. So schnell wie ihn seine Beine nach dem anstrengenden Spiel trugen, hastete er durch den Flur. Er verließ das Gebäude, rannte über das Spielfeld. Leise konnte er Bakura schreien hören, doch er hielt nicht an. Er rannte und rannte, dann hörte er ein lautes Hupen, etwas rammte ihn mit voller Wucht, er spürte schreckliche Schmerzen und danach wurde um ihn herum einfach alles schwarz. „Wheeler? Hey…Köter… bist du noch da?“ Setos Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und Joey brauchte einen Moment um zu erkennen, dass dies gerade nur eine Erinnerung gewesen war. Er war nicht mehr 17 und er kam gerade auch nicht vom Feld. Er war mittlerweile 26 Jahre, stand direkt vor Seto und hatte gerade erfahren was er Bakura angetan hatte. „Ich…Ich muss zu ihm“ Ja genau, er musste zu Bakura! Der Blonde wollte schon losstürmen als Seto sein Handgelenk fasste. „Und wie willst du zu ihm? Das Spiel läuft noch. Das Sicherheitspersonal wird dich sicherlich nicht aufs Spielfeld lassen und danach auch nicht in die Umkleide…“ So ungern es Joey auch zugab, Seto hatte recht. Was machte er denn jetzt? Er musste dringend herausfinden in welchem Hotel Bakura wohnte. Und fast als könnte Seto Gedanken lesen, hielt ihm der Brünette eine Karte vor die Nase. Es war die Visitenkarte eines sehr teuren Hotels. „Luxussuite… sag dem Personal, dass du den Code für den Aufzug hast…dann erklären sie dir wo du hin musst“ Verwirrt sah er zu dem Brünetten auf, dem man deutlich ansah, dass es ihm gar nicht passte, dass Joey nicht direkt begriff was los war. „Aber…Aber ich hab doch gar nicht…“ „Köter…schau auf die Karte und verschwinde endlich“ Erneut betrachtete Joey die kleine Karte und erst jetzt fiel ihm auf, dass dort mit Kugelschreiber ein Zahlencode aufgeschrieben worden war. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, stürmte der Blonde auch los. Joey hatte keine Ahnung was er tun oder sagen sollte. Doch darüber konnte er sich auch noch später Gedanken machen, er würde doch ohnehin viel früher als Bakura dort sein. Seto dagegen sah noch kurz dem Blonden nach, bevor er sich seufzend umdrehte und wieder den Weg zu seiner privaten Lounge einschlug. Er hatte Mokuba schon viel zu lang warten gelassen! Doch eines war sicher, Bakura schuldete ihm mindestens 100 Gefallen! Kaum zu glauben, dass diese Idioten auch noch nach neun Jahren so unreif waren, dass man ihnen tatsächlich auf die Sprünge helfen musste. *~*~*~*~*~*~*~* Unruhig lief Joey nun seit zwei Stunden in der Hotelsuite auf und ab. Mittlerweile hatte er sich schon tausend Mal gefragt was er hier eigentlich tat. Da er keine Antwort darauf fand, war er immer wieder kurz davor gewesen einfach zu gehen, doch das brachte er nicht über sich. Nein, er musste das hier klären. Aber wie? Was sollte er Bakura denn sagen? Seufzend sah er an sich herunter. Was sah er heute überhaupt so schäbig aus? Musste er ausgerechnet heute seine uralte Jeans und die abgetragene Turnschuhe tragen? Es war doch nun wirklich kein Wunder, dass das Personal in dem Hotel direkt nachgefragt hatte, was er denn hier zu suchen hatte. Und dass sie regelrecht geschockt aussahen als er meinte, dass er den Code für die Suite hatte, war auch keine Überraschung. Wahrscheinlich stiegen in diesem Hotel nur Leute ab, die an einem Tag mehr als dreimal so viel verdienten wie er selbst! Joey war sich auch sicher, dass der Angestellte ihm am liebsten gebeten hätte einfach zu gehen, doch da anscheinend der Gast der Suite den Code aussuchte, schien der junge Mann zu denken, dass Bakura ihn wirklich hier her gebeten hatte. Wenn die Leute hier wüssten wie er an den Code gekommen war, würden sie ihn bestimmt direkt rauswerfen. Bei diesen Gedanken musste der Blonde wieder einmal laut seufzen. Vielleicht sollte er doch einfach gehen! Wieder einmal schritt der Reporter auf den Aufzug zu, der sich direkt in der Suite befand. Als er plötzlich bemerkt, dass die Türen des Aufzuges aufgingen, blieb ihm fast das Herz stehen. Geschockt sah der Blonde zu dem Aufzug, aus dem Bakura gerade stieg. Der Sportler blieb dann auch stehen als er bemerkte, dass er nicht allein hier war. Joey kannte Bakura gut genug um zu wissen, dass dieser sich ungern Emotionen anmerken ließ. Doch in diesem Moment schaffte es der Weißhaarige nicht seine Überraschung komplett zu vertuschen. „Wheeler? Was machst du hier? Und… und wie kommst du hier rein?“ Bakuras Überraschung wich einem skeptischen Blick während er seine Sporttasche, die er über die Schulter trug, einfach achtlos auf den Boden warf. „Kaiba… also so komm ich hier rein…“ Joey war stolz auf sich, dass er seine Sprache wieder fand und Bakura antwortete. Dabei war er sich sicher, dass der Weißhaarige viel lieber wissen würde warum er hier war. Doch anstatt ihm dies zu beantworten, sah sich der Blonde Bakura einfach nur an, der mal wieder einen Trainingsanzug seiner Mannschaft trug. Seine Haare hatte er zu einem Zopf zusammen gebunden, doch es war nicht zu übersehen, dass diese noch feucht waren. Wahrscheinlich war Bakura nach dem Spiel direkt zum Hotel gefahren. Ob er die Pressekonferenz danach einfach geschwänzt hatte? Nun gut, man konnte es ihm nicht verübeln. So mies wie Bakura gespielt hatte, wäre das eine sehr unangenehme Erfahrung geworden. „Seto? Und was hat sich der Spinner dabei gedacht dich hier rein zu lassen? Ich geh mal davon aus, dass er dir nicht die Chance bieten wollte mal wieder ein Exclusivinterview mit mir zu führen.“ Bakuras Stimme klang kalt und Joey konnte es verstehen. Erst sagte er so grausame Sachen zu dem Sportler, dann versaute dieser sein Spiel und nun wurde er auch noch in seinem Rückzugsort gestört. Er hätte niemals herkommen sollen! Doch nun war hier und jetzt musste er da durch. Joey Wheeler war doch kein Angsthase! „Ich wollte mich entschuldigen… was…was ich gesagt habe, das war nicht fair“ „Vielleicht nicht fair, aber ehrlich…also verschwinde Wheeler…“ Und mit diesen Worten drehte sich Bakura um und verschwand einfach in einem der Zimmer. Nach kurzem Zögern entschied sich Joey ihm zu folgen. Er durfte die Sache nicht so zwischen ihnen stehen lassen. In dem Zimmer angekommen, bemerkte Joey, dass es sich um das Schlafzimmer handelte. Bakura, der gerade seine Schuhe ausgezogen hatte und nun auch seine Jacke loswerden wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. „Wheeler was soll der Mist? Du wirst ja schlimmer als jeder Stalker…die finden wenigstens keinen Weg in mein Schlafzimmer“ Joey konnte nicht beschrieben wie gern er in diesem Moment einfach gehen würde, doch es ging einfach nicht. Daher blieb er stehen, straffte seine Schultern ein wenig und sah mit entschlossenem Blick zu Bakura. „Ich haue ja gleich ab, aber kannst du mich wenigstens ausreden lassen?“ „Ich hab wohl keine andere Wahl…also spuck es endlich aus…“ Leise knurrte Bakura seine Worte, während er dann doch seine Trainingsjacke auszog und sie auf das Bett warf. „Was ich gesagt habe, war nicht die Wahrheit. Es war totaler Schwachsinn. Ich gebe es zu, ich hab das Thema immer noch nicht ganz verdaut. Wenn ich daran denke, frisst mich der Frust fast auf. Baseball war mein Leben… es war meine Chance gewesen endlich von meinem Vater und allem schlechten los zu kommen. Außerdem…na ja…es war eben das, was mich ausgemacht hat. Es war die eine Sache in der ich besser war…besser als jeder Andere… dich ausgenommen…“ Joey fiel es sichtlich schwer darüber zu reden. Es brach ihm immer noch das Herz, wenn er an seinen geplatzten Traum dachte. Mit seinen Freunden sprach er nie darüber, er wusste sie gaben ihr Bestes, doch sie würden es nicht verstehen. Bei Bakura dagegen war er sich zumindest sicher, dass dieser verstand wie wichtig ihm der Sport gewesen war. Alle Anderen lagen ihm immer damit in den Ohren wie dankbar er dafür sein sollte, dass er noch lebte, dass er noch gehen konnte. Das war er ja auch, keine Frage. Doch als der Arzt damals meinte, dass sein verletztes Knie und seine Schulter nie wieder richtig heilen würden, war eben etwas in ihm zerbrochen. Natürlich war das nicht das Ende der Welt und Joey begriff das auch, aber es war eben sein Traum gewesen. Und da er immer nur diesen einen Traum verfolgt hatte, hatte er erst Schritt für Schritt lernen müssen, dass es auch noch andere Wege für ihn geben würde. „Ich versteh was du meinst. Man lebt eben für den Sport. Und wenn das einem genommen wird…“ Bakura sprach nicht weiter und seufzte nur leise. Joey wusste, dass er sich in den Jahren einige Verletzungen zugezogen hatte, das passierte einem Profisportler ja nicht selten. Es wurde oft darüber geredet, ob Bakura seine Karriere fortsetzen könnte. Sicherlich war es in diesen Zeiten Bakura nicht gut ergangen. Joey konnte auch gar nicht sagen wie oft er in den Zeiten überlegt hatte mit ihm Kontakt aufzunehmen, doch er hatte sich nie getraut. Ganz davon abgesehen, dass er Joeys Zuspruch bestimmt nicht gebraucht hätte. Bakura kannte sicherlich genug Spieler, die diese Situationen auch kannten. „Ja… aber die Zeiten sind hinter mir, in denen ich glaubte, dass ich nichts kann außer Baseball spielen. Klar vermisse ich es… und es wird immer ein Teil von mir sein. Aber ich ab Spaß an meinem Job und ich trauere der Vergangenheit nicht nach“ Nein, diese Zeiten waren wirklich vorbei und dementsprechend aufrichtig klangen Joeys Worte. Es machte keinen Sinn in der Vergangenheit zu leben. „Na schön, wenn du jetzt damit leben kannst. Es ändert aber nichts daran, dass ich Schuld an der Sache habe…“ Bakuras Blick war kalt, doch Joey wusste, dass dies nur eine Fassade war. Kaiba hatte wohl tatsächlich recht und auch noch nach all den Jahren plagten den Älteren die Schuldgefühle. Der Profisportler lehnte sich lässig an den Türrahmen und deutete mit einer Handbewegung an, dass der Blonde das Zimmer verlassen sollte. Doch daran dachte Joey gerade nicht im Geringsten. „Du hast keine Schuld. Ich bin weggerannt… du hast mir sogar noch nachgerufen, dass ich stehen bleiben soll“ Nein, Bakura konnte man nicht die Schuld geben. Er hatte Joey ja nicht gezwungen wegzurennen. „Ich hab dich aber geküsst und deswegen bist du davon gelaufen. Ich hätte das nicht tun sollen… ich hab damals wohl etwas falsch verstanden…ich“ Weiter kam Bakura nicht, denn da fiel ihm auf einmal der Blonde ins Wort. „Nein…hast du nicht…“ Kaum hatte er seine Worte ausgesprochen, konnte Joey kaum glauben, dass er sie laut gesagt hatte. Er spürte Bakuras fragenden Blick auf sich und wusste, dass er aus dieser Nummer nicht mehr heraus kommen würde. Es wurde so langsam tatsächlich Zeit für die Wahrheit. „Du…Du hast gar nichts falsch verstanden. Ich stand damals auf dich. Gefühlte tausend Mal hab ich mich damals gefragt wie es wohl wäre dich zu küssen…“ „Ach und dann war es so schlecht gewesen, dass du wegrennen musstest?“ Mit verschränkten Armen sah Bakura zu Joey. Die Stimme des Älteren klang schneidend und Joey verstand ihn ja auch. Was er gerade sagte, machte ja keinen Sinn. „Nein… natürlich nicht. Es…Es war toll und genau das, war das Problem…“ Joey erwiderte Bakuras Blickkontakt, auch wenn ihm das in diesem Moment recht unangenehm war. Er wusste einfach nicht wie er das alles erklären sollte. „Ich.. ach verdammt Bakura, denk doch mal nach. Ich… Ich war noch so jung. Ich bin ja wohl wirklich nicht der einzige Teenager, der panisch wird, wenn er nach und nach bemerkt, dass er homosexuell ist. Und… Und das auch noch als angehender Profisportler. Ich…Ich dachte eben das würde nicht gehen. Sind wir mal ehrlich, in fast jeder Sportart ist das bei den Männern immer noch ein Tabuthema. Ich hatte Angst meinen Traum aufgeben zu müssen. Doch… Doch als du mich geküsst hattest… Es hatte sich einfach richtig angefühlt. Und dann dachte ich etwas, was mir mehr Panik eingejagt hatte als jeder andere Gedanken zuvor“ Seine Stimme klang unsicher und abgehackt, wofür Joey sich wirklich in den Hintern treten könnte. Normal war er forsch und mutig. Aber Bakura die ganze Wahrheit zu sagen, was wohl das Schwerste, was er bisher getan hatte. Bakuras Blick blieb genauso kühl wie zuvor. Doch der Blonde war sich fast sicher, dass er für einen kleinen Augenblick zumindest etwas Neugier aufblitzen gesehen hatte. Doch Bakura wäre nicht Bakura, wenn er sich nun wirklich dazu herablassen würde nachzufragen. Aber genau dieses Verhalten ließ Joey glatt etwas schmunzeln. Es war so viel Zeit vergangen und doch waren sie in manchen Punkten noch genau so wie damals. Und dieser Gedanke beruhigte ihn tatsächlich etwas und ermutigte ihn dazu weiter zu reden. „Als wir uns küssten, da dachte ich doch tatsächlich, dass es vielleicht gar nicht so schlimm wäre kein Profi sein zu können, wenn sich dafür jeder Kuss so fantastisch anfühlen würde.“ Nun schaffte es nicht einmal mehr Bakura seine Überraschung zu verstecken. Und Joey sah ihm direkt an, dass der Weißhaarige seinen eigenen Ohren nicht traute. Vielleicht, zumindest sah es Joey gerade so, war es vielleicht doch richtig genau in diesem Moment endlich das klärende Gespräch zu führen. „Du hast also wirklich nicht falsches getan Bakura. Es war meine eigene Schuld, dass ich so panisch geworden bin. Der Sport war eben immer das Wichtigste für mich gewesen. Ich hätte niemals geglaubt, dass ich etwas Wichtigeres finden würde und genau das hat mir Angst gemacht. Natürlich bereue ich, dass ich weggerannt bin. Der Unfall war schrecklich. Doch ich bereue den Kuss nicht. Denn egal wie mies es mir auch gegangen war, ich habe nie vergessen wie richtig es sich angefühlt hatte. Und diesem Gefühl verdanke ich, dass ich mich dann doch noch so akzeptieren konnte wie ich bin. Ich hatte es akzeptiert schwul zu sein und ich war endlich bereit auch öffentlich dazu zu stehen.“ Joey konnte gar nicht anders als etwas zu lächeln. Dass Bakura nun etwas verwirrt aussah, konnte er sogar verstehen. Ja durch den Kuss, oder viel mehr durch seine eigene Reaktion, hatte er viel verloren. Doch der Kuss hatte ihm eben auch sehr viel gegeben und ihm geholfen. „Wie du siehst, Bakura, ich gebe dir wirklich keine Schuld. Und ich bin froh, dass ich dir das endlich sagen konnte. Es tut mir auch Leid, dass dich das all die Jahre so gequält hat. Und jetzt lass ich dir endlich deine Ruhe und verschwinde“ Immerhin war es ja das, was Bakura wollte. Außerdem hatte er doch gesagt, was gesagt werden musste. Also warum hatte er nur das Gefühl, dass er nicht einfach gehen sollte? Der Blonde hatte keine Ahnung. Doch trotz des schlechten Gefühls drehte er sich dann auch um und verließ das Zimmer. „Wheeler…warte…“ Joey hatte gar keine Chance von selbst stehen zu bleiben, da er plötzlich spürte wie sich eine Hand um sein Handgelenk schloss und er zurückgezogen wurde. Da er damit nun wirklich nicht gerechnet hatte, stolperte er nach hinten und stieß so mit seinem Rücken leicht gegen Bakuras Oberkörper. Verwirrt drehte sich der Blonde dann auch wieder zu dem Weißhaarigen, doch bevor er etwas sagen konnte, pressten sich Bakuras Lippen auf seine eigenen. Vollkommen überrascht riss Joey seine Augen auf und sein Herz hämmerte regelrecht gegen seinen Brustkorb. Doch die Überraschung legte sich schnell und ganz automatisch erwiderte der etwas Kleinere den Kuss, wobei er auch die Augen schloss um all dies besser genießen zu können. Wieder fühlte er sich wie damals in der Umkleide. Dank dem Kuss spürte er ein Kribbeln im Bauch und heiße Schauer über den Rücken laufen. Doch eine Sache hatte sich eindeutig geändert. Er verspürte ganz und gar nicht das Bedürfnis wegzurennen. Im Gegenteil, langsam legten sich seine Arme um Bakuras Nacken während es Joey liebend gern zuließ, dass der Kuss nach und nach inniger wurde. Nach einer Weile wurde Joey immer wärmer und ohne seine Lippen von Joeys zu lösen dirigierte Bakura den Blonden dem großen Bett. In gierigen und leidenschaftliche Küsse versunken, dauerte es nicht lang bis sich die Zwei nach und nach all ihren Klamotten entledigten und sie sich so nah kamen wie noch nie in ihrem Leben. An Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken, doch das schien keiner der Beiden auch nur in Erwägung zu ziehen. Sehnsucht, die sich in all den Jahren angestaut hatte, schien Joey regelrecht zu überrollen. Er wollte mehr, so viel mehr und Bakura schien ihm das liebend gern zu geben. Joey wusste nicht wann genau sie eingeschlafen waren, doch da es bereits hell gewesen war als Bakura und er vollkommen außer Atem in die Kissen gesunken waren, musste es bereits morgen gewesen sein. Dementsprechend hatte er auch keine Ahnung wie spät es war als er die Augen aufschlug. Er war immer noch etwas müde, doch fühlte er sich vollkommen zufrieden. Langsam drehte er sich zu Bakura. Joey rechnete fest damit, dass der Ältere noch schlief, umso überraschter war er als er plötzlich mit zwei dunkelbraunen Augen konfrontiert war, die ihn ruhig anblickten. Der Blonde verspürte direkt wieder das Bedürfnis Bakura zu küssen und an sich zu schmiegen, doch verkniff er sich das. Vielleicht war für den Sportler das alles nur eine einmalige Sache gewesen? Etwas unsicher setzte sich Joey auf und sah Bakura fragend an. „Alles OK?“ „Ich muss bald los. Wir haben schon 14 Uhr und um 20 Uhr geht mein Flug. Ich muss noch bei Seto vorbei“ In diesem Moment hatte der Blonde das Gefühl, dass ihn die Realität einholte. Was hatte er denn geglaubt? Dass ihre Nacht etwas zu bedeuten hatte? Dass Bakura es mit ihm versuchen wollte? Der Mann wohnte in den USA, soweit Joey wusste war es nicht offiziell, dass er schwul war und selbst wenn es offiziell war, Bakura konnte wahrscheinlich jeden haben, den er wollte. „Klar… Ich… Ich zieh mich schnell an. Ist es OK, wenn ich schnell unter die Dusche springe?“ Auch wenn er sich gerade nicht gut fühlte, setzte Joey sein typisches Grinsen auf. Er würde sich nicht anmerken lassen, was in ihm vorging, Nein, etwas stolz hatte er durchaus. Langsam kroch er dann auch aus der Bettdecke hervor, doch bevor er aufstehen konnte, hörte er wieder Bakuras Stimme. „Ich wollte Seto an seinem Geburtstag überraschen, das wäre in einigen Wochen. Wenn alles gut läuft, haben wir dann erfolgreich die World Series hinter uns und ich kann mir etwas Urlaub gönnen. Ich wäre dann etwas länger hier…“ Joey drehte sich wieder zu Bakura und musste glatt etwas schmunzeln. Hieß das jetzt das, was er glaubte? „Da ich hier lebe, bin ich dann wohl auch hier. Also wenn du das willst, könnten wir uns wohl wieder treffen…“ Amüsiert sah er zu Bakura, der nun auch etwas grinsen musste. Da war wohl jemand zu cool gewesen um einfach um ein Date zu bitten. „Ja, das können wir machen. Ich weiß nur noch nicht wann genau ich komme. Du könntest mir ja deine Nummer geben und dann melde ich mich“ „Ja, das könnte ich wohl. Ich denke ich würde es auch ertragen, wenn du dich erst mal meldest, wenn du einen ungefähren Termin weißt. Und wenn es feststeht, kannst du ja dann wieder Bescheid geben“ Sowohl Joeys als auch Bakuras Grinsen wurde nur noch breiter. Man könnte wohl auch einfach ganz direkt sagen, dass man den Anderen wiedersehen wollte und dass man miteinander reden wollte, doch das wäre einfach nicht ihre Art. „Ja gute Idee, ich halte dich einfach auf dem neuesten Stand was meine Reisepläne angeht…“ Immer noch grinsend zog Bakura Joey dann auch einfach wieder zu sich und küsste ihn innig. Der Kuss wurde auch direkt erwiderte, während sich der Blonde leicht an den muskulösen Körper schmiegte. „Ich hab übrigens auch noch Urlaub übrig und ich wollte schon immer mal in die Staaten. Vielleicht könnten wir uns nach deinem Besuch hier auch mal dort treffen?“ „Klar, warum nicht? Ich bin als Stadtführer gar nicht mal so schlecht. Und wer weiß, mein Haus ist ziemlich groß. Ich denke du könntest dann auch einfach bei mir unterkommen“ Nun musste Joey einfach lachen. Er hatte keine Ahnung wie das hier weitergehen sollte. Doch offensichtlich wollte Bakura ihn ebenso sehen wie er den Älteren. Mehr konnte er für den Moment wohl nicht verlangen und sie würden schon sehen was daraus werden würde. Doch jetzt wollte er nicht nachdenken. Viel lieber konzentrierte er sich wieder auf Bakura. Viel Zeit würde ihn heute nicht mehr bleiben, doch konnten sie sich ihren Abschied ja noch ein wenig versüßen. Und Joey war sich vollkommen sicher, dass das Wiedersehen mindestens genauso viel Spaß machen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)