Rückkehr der schwarzen Vögel von Gioia ((Dramione)) ================================================================================ Kapitel 11: Eine Schlange aus Slytherin --------------------------------------- Der eisige Nordwind fegte um das alte Gemäuer und entlockte ihm ein gequältes Heulen. Durch das leicht geöffnete Fenster schlich sich ein flinker Windhauch in das warme Innere und wirbelte durch die hellblonden Haare des Eisprinzen. Sofort erhob sich Draco von seinem Arbeitsplatz und schloss das Fenster, ehe er sich zurück auf die Holzbank plumpsen ließ. Es war Sonntag und der Slytherin hatte sich nach dem Frühstück in die Bibliothek zurückgezogen. Er ergatterte einen einsamen Platz neben einem der großen Fenster und beschäftigte sich mit seinen Arithmantikaufgaben. Draco Malfoy war wahrlich kein Dummkopf oder gar ein fauler Schüler. Nein, er war fleißig, intelligent und durchaus begabt. Zumindest bezeichnete er sich selbst als fleißig, wenn das Fach geringfügig sein Interesse erweckte. Manche seiner Hauskollegen belächelten es allerdings nur, wenn er vorhatte sich vorzubereiten. Sie schienen es ihm nicht abzukaufen, da sein Vater doch bestimmt für die guten Noten bezahlte, aber das stimmte nicht. Sein Reichtum bescherte dem Malfoyspross zwar einige Vorteile, aber seine Leistungen waren echt. Die Kratzbewegungen seiner teuren Schreibfeder auf dem rauen Pergament wurden langsamer , bis sie komplett verstummten. Mit einem genervten Seufzen stützte Draco sein Gesicht in seine rechte Hand und blickte stumm aus dem Fenster. Vor ihm lagen drei aufgeschlagene, dicke Bücher, die er für einen kurzen Moment nicht beachten wollte. Es fiel ihm schwer sich zu konzentrieren...Immer wieder dachte er an gestern morgen, wie Granger mit diesen Typen gesprochen hatte, wie er sie einfach berührt hatte und sie ihn auch noch gewähren ließ. Was sollte dieser Vertrautheit nur bedeuten? Waren sie wirklich ein Paar? Kopfschüttelnd fokussierten seine wachen Augen wieder die anspruchsvollen Texte vor ihm. Granger und einen Freund? Tse! Und überhaupt: Von wo sollte sie bitte einen Auror kennen? Draco dachte immer, dass Potter und das Wiesel die einzigen potenziellen Bewerber vom anderen Geschlecht seien, doch anscheinend ließ Granger die beiden Trampel auch nicht ran. Schnell tänzelte seine Feder über das Pergament, jedoch war die Konzentration des Slytherins nicht auf seinen Aufgaben gerichtet und ehe er sich versah, hatte er sich verschrieben. „Zum Kuckuck...!“, fluchte der Blonde leise und beförderte seine Schreibfeder kraftvoll auf den alten Tisch und sprenkelte ihn mit kleinen Tintenflecken. Hermine wäre heute morgen am liebsten in ihrem kuscheligen Bett geblieben. Sie fühlte sich seltsamerweise wie gerädert und hatte leichte Kopfschmerzen. Mit Mühe hatte sie sich beim Frühstück ein Brötchen herunter gezwungen. Ihre Freunde bemerkten natürlich sofort, dass etwas nicht in Ordnung war, aber die Jahrgangsbeste versicherte, dass es nichts ernstes sei. Zur Winterzeit kann man sich schnell was einfangen und der Stress der letzten Tage war der Sache nicht gerade dienlich gewesen. Trotzdem wollte sie heute nicht den ganzen Tag im Bett verschwenden. Die Löwin hatte sich etwas vorgenommen und jetzt würde sie es auch durchziehen. Entschlossenen Schrittes stürmte die Gryffindor durch die Flure auf dem Weg zur Bücherei. Sie musste dringend mit ihm sprechen, ansonsten konnte Hermine Granger sich nicht länger als Draco Malfoys Partnerin und Gehilfen schimpfen. Am Ziel angekommen lief sie ruhig jede Regalreihe ab und hielt nach einem blonden Haarschopf Ausschau. Nach einigen Minuten wurde sie tatsächlich fündig. Draco Malfoy saß alleine an einem der vielen Arbeitstische, vor ihm etliche aufgeschlagene Bücher und vollgeschriebenes Pergament. Langsam lief sie auf ihren Kollegen zu und musterte ihn interessiert. „Bist du fleißig?“ Ihre Stimme ließ seinen momentanen Konzentrationsfaden augenblicklich reißen und er wand seinen Blick von seinem Buch auf den unerwarteten Besucher. Tatsächlich stand vor ihm niemand geringeres als Hermine Granger, die mit einem unsicheren Lächeln auf den Zügen in sein Gesicht blickte. „Was willst du?“, meckerte der Blonde genervt und widmete sich wieder seinem Buch. Ihm war nicht nach ihrer Gesellschaft und das zeigte er der Gryffindor mehr als deutlich. Etwas vor den Kopf gestoßen, spielte die junge Hexe kurz mit einer ihrer langen Locken und wickelte sie um den Zeigefinger. „Mit dir reden“, war ihre schlichte Antwort und betrachtete die Locke an ihrem Finger. „Ich habe zu tun.“ Mit einem kleinen Seufzen ließ sie ihre lockige Strähne wieder frei und besah sich ihren Partner, der seine Augen gekonnt auf der Literatur gefangen hielt. Ohne auf seine Aufforderung zu warten, setzte sie sich ihm gegenüber auf den Stuhl und richtete ihren Cardigan, den sie gestern bereits getragen hatte. Zumindest war es das, was Draco als erstes aufgefallen war. „Habe ich dir die Erlaubnis gegeben, dich zu setzen?“ „Hätte ich sie bekommen?“ „Nein.“ „Genau das dachte ich mir. Draco, ich möchte wirklich mit dir darüber reden, was gestern passiert ist“, drängte die Gryffindor, lehnte ihre Unterarme auf den Tisch ab und beugte sich etwas zu ihm vor. Unbewusst richtete sich Draco nach hinten, um ein wenig Abstand zu behalten. Doch auch er wusste, dass dieses Gespräch wohl nicht zu verhindern war. Das Theater der letzten Tage war einfach lächerlich und eines Malfoy nicht würdig. Gelangweilt klappte Draco den dicken Wälzer zu und schob ihn etwas zu Seite, um seinen Armen ein wenig Platz zu schenken. „Dann fang mal an“, forderte er sie auf. „Zunächst einmal tut es mir Leid, dass ich dich gestern warten ließ. Ich hatte wirklich vorgehabt, euch noch kurz zu besuchen“, gestand die Löwin der Schlange und blickte auf ihre verschränkten Hände. „Nur um das klar zu stellen: Ein Malfoy wartet auf niemanden“, korrigierte der Mann vor ihr überheblich mit einer eindeutigen Handbewegung, belog sich zum Teil selbst mit dieser Aussage. Doch vor ihr wollte er sich diese Blöße nicht geben. „Ich war nur...verwundert, dass du dieses Mal nicht erschienen bist, aber keine 20 Meter Luftlinie entfernt vor der großen Halle herum getänzelt bist.“ „Ich habe nicht getänzelt. Ich hatte dort einen Bekannten getroffen“, verteidigte die Brünette sich selbst, in der Hoffnung ihn damit zu beschwichtigen. Doch seltsamerweise nahmen seine Augen einen wütenden Ausdruck an. „Einen Bekannten, ich verstehe. Was soll ich dazu schon sagen, außer dass du dich anscheinend leicht von dahergelaufenen Kerlen aufhalten lässt, Granger.“ Die letzten Worte zischte Malfoy mehr, als dass sie eine neutrale Wertung waren. Hermine schluckte. Anscheinend beschwichtigte das ihren Mitschüler nicht im geringsten. „Naja, als ´dahergelaufen´ würde ich Micheal jetzt nicht bezeichnen.“ Draco spitzte interessiert die Ohren. „Entschuldige, ich wollte deinem Micheal nicht auf die Füße treten“, stänkerte der Zauberer absichtlich und hoffte auf nähere Informationen. Nämlich, dass dieser...Micheal eben nicht ihr Micheal, sondern nur ein dahergelaufener Trottel aus dem Ministerium war. Theoretisch konnte ihm das herzlich egal sein, aber seltsamerweise war es das überhaupt nicht. „Kennst du Micheal etwa nicht?“, fragte Hermine überrascht und zog eine ihrer Augenbrauen leicht nach oben. Ein wenig irritiert über diese Frage entgegnete der vorlaute Slytherin: „Nein. Wieso sollte ich? Ist er irgendein hohes Tier bei der Aurorenzentrale oder so?“ „Er ist auf unsere Schule gegangen.“ „Das trifft auf ziemlich viele Zauberer zu, Granger...“ „Er gehörte dem Hause Hufflepuff an und ist erst vor zwei Jahren abgegangen. Er war sogar kurz im Quidditchteam und hat gegen dich gespielt.“ Wow...okay. Anscheinend sollte dieser Typ Draco tatsächlich nicht gänzlich unbekannt vorkommen, aber er konnte sein Gesicht keinem ehemaligen Spieler zuordnen. Zumal er die aus Hufflepuff nie sonderlich beachtete. „Damals waren seine Haare wesentlich kürzer, beinahe zu einer Glatze geschoren und ich glaube er war...Treiber?“, beschrieb die Löwin ihn näher, um Malfoy auf die Sprünge zu helfen. Und tatsächlich dämmerte es dem Eisprinzen. „Und der ist Auror geworden?“, entfuhr es ihm ungläubig. „Wieso nicht?“, grinste die Hexe breit. Genervt von dieser strahlenden Attitüde ihrerseits verdrehte Draco knapp die eisigen Augen. ´Zumindest weiß ich jetzt, wer dieser Kerl ist. Das erklärt auch, warum Potter und Wieselbee ihn ebenfalls begrüßt hatten´, dachte Malfoy einigermaßen zufrieden. Doch die wichtigste Frage war allerdings noch offen und Draco beschloss sie einfach zu stellen. „Wie kommt es, dass du ihn kennst, Granger? So viel ich weiß ist dein Interesse an Quidditch gegenüber eher milde gestimmt.“ Hermine begann leise zu kichern. „Ist das denn wichtig?“ „Nein, aber durchaus amüsant“, rettete sich der Malfoy elegant und ignorierte seinen beschleunigten Herzschlag. Zufrieden mit dem bisherigen Gesprächsverlauf, beschloss die Brünette ihm ein wenig mehr zu erzählen. Es war sogar sehr erheiternd mit dem Slytherin normal zu sprechen. „Lass mich kurz überlegen. Ich glaube, es war vor ungefähr drei Jahren. Da haben wir zusammen an einem Schulprojekt zum Thema Kräuterkunde gearbeitet. Neville zum Beispiel ist mit Micheal ebenfalls gut bekannt. Da haben wir zum ersten Man miteinander gesprochen und sind seitdem in Kontakt. Ich verstehe mich auch gut mit seiner Verlobten“, erzählte sie ihm ohne Punkt und Komma, doch Draco unterbrach sie rüde: „Verlobten? Der Kerl ist verlobt?“ „Ja, seit kurzem mit seiner langjährigen Freundin. Aber entschuldige, ich verliere mich ein bisschen in dem Thema“, fuhr sie errötet fort und ihr entging sein erleichtertes Aufatmen. Sie hatte also doch nichts mit diesem Kerl... „Schon gut“, murmelte Draco noch immer etwas eingenommen und spielte kurz mit dem Ende seiner Schreibfeder, die seine Fingerkuppen kitzelte. Für einen kurzen Augenblick schwiegen die beiden, ehe die Gryffindor nochmals das Wort ergriff: „Außerdem...möchte ich mich für mein peinliches Benehmen entschuldigen. Ich habe dich einfach ignoriert und dabei sollte ich dir eigentlich helfen bei dieser Strafarbeit. Ich schäme mich dafür.“ Mit traurigen Augen fokussierte die Löwin den Tisch vor sich, während ihre sonst so selbstbewusste Stimme immer leiser und brüchiger klang. Draco war so verwundert über den plötzlichen Stimmungswechsel, dass er einige Male mit den Augen blinzelte. „Ich verspreche dir, dass es nie wieder vorkommen wird.“ „Eh, in Ordnung?“, stammelte Draco absolut überfordert. Ihren letzten Satz hatte wieder mit einem so eindeutigen Lächeln unterlegt, dass sein Herz kurz stärker in der Brust schlug. „Meinst du das ernst?“, fragte Hermine überrascht. „Hä? Wieso denn auch nicht?“ Was war denn nun schon wieder? „Ich hatte gedacht, du würdest mich länger zappeln lassen und aufziehen mit dem, was zwischen uns passiert ist.“ Die Wangen der Löwin färbten sich augenblicklich rosa. Draco verzog verdattert seinen Mund. „Und an was dachtest du genau?“ „Naja...“, stotterte Hermine, „Dass du dich eben über mein Benehmen lustig machst. Dass ich mich schäme und uner-...Oh Gott, muss ich das wirklich aussprechen?“ „Nein, nein, ich verstehe schon. Aber keine Sorge. Das war nicht in meinem Interesse.“ Hermines Augen weiteten sich. Er verschonte sie? Dabei war die Löwin felsenfest davon überzeugt, dass der reiche Malfoysohn sich in aller Öffentlichkeit über sie lustig machen würde. „Ich habe übrigens eine Vermutung, wer diesen Trank gebraut haben könnte“, ergänzte Draco plötzlich nachdenklich und fuhr sich über das Kinn. „Ist das wahr?“ Der Unglaube in ihrer Stimme war nicht zu überhören, doch der hübsche, junge Mann hatte tatsächlich eine Idee. Der überraschte Tonfall ihrerseits entlockte dem Malfoy trotzdem ein kleines Grinsen. „Ja, eventuell. Aber ich habe keine Beweise dafür. Anprangern können wir ihn so oder so nicht. Wir...sollten einfach vorsichtiger sein, damit das nicht so schnell wieder passiert.“ „Ja, wohl wahr“, bestätigte Hermine leicht enttäuscht. Er hatte ja Recht. Es sollte wahrscheinlich wirklich nicht wieder geschehen, aber... Die Gryffindor stutzte. Ihre Kopfschmerzen, die sie bislang erfolgreich verdrängt hatte, kamen zurück und übten jetzt beständig Druck auf ihre Schläfen aus. Kurz massierte die über die empfindlichen Stellen und verzog das hübsche Gesicht zu einer leidenden Miene. Verblüffung zeichnete sich in Dracos Augen ab. „Alles okay?“, sprach sein Mundwerk tatsächlich ohne nachzudenken. „Es ist nichts. Nur ein kleiner Schwindel oder so“, winkte Hermine ab und ein süßes Lächeln stahl sich auf ihre Züge, welches Draco skeptisch beäugte. „Na dann.“ „Hast du noch viel zu tun mit Arithmantik?“ „Bin eigentlich durch mit der Lektion. Warum?“ „Wir könnten das versäumte Treffen von letzter Woche nachholen, wo wir schon einmal hier sind“, schlug die motivierte Hexe vor und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Genervt, aber mit einem Lächeln verdrehte der Blonde die Augen. „Von mir aus.“ Überschwänglich sprang der Slytherin die Treppen herunter, die Richtung Kerker führten. Seine Laune war überraschenderweise akzeptabel, dafür dass er gerade seine Zeit freiwillig mit einer Muggelgeborenen verbracht hatte. Es war sogar ein vergnüglicher Vormittag gewesen. Sich mit einer Person zu unterhalten, die kommunikativ und kognitiv auf der gleichen Wellenlänge war, hat schon seine Vorteile. Nach der Stundenbesprechung hatte Granger sich verabschiedet, da ihre Trottel von Freunden Training hatten und sie versprochen hatte zuzusehen. Draco war natürlich dabei nicht entgangen, dass die Gesichtsfarbe der eigentlich kratzbürstigen Streberin heute etwas ungesünder ausgesehen hatte. Ihre sonst so rosigen Wangen waren bleich wie ein Fischbauch gewesen. Aber der reiche Sohn der Malfoys wollte sich ihr nicht weiter aufdrängen. Zeichen von Sorge waren ohnehin nicht sein Stil... Endlich erreichte Malfoy den langen Flur, der direkt zu seinem Gemeinschaftsraum führte und beschleunigte seine Schritte. Plötzlich hielt ihn eine altbekannte Stimme zurück. „Spaß gehabt?“ Dracos Gesichtsausdruck verhärtete sich augenblicklich und seine grauen Augen fixierten den braunhaarigen Slytherin, welcher lässig an der Flurwand lehnte und praktisch auf ihn zu warten schien. Langsam blieb der Malfoyerbe stehen. „Ich war in der Bücherei und habe Bücher gewälzt. Von Spaß kann da keine Rede sein, Fudge“, zischte Draco ihm zu und bekam als Reaktion ein erheitertes Lachen. „Tse, so unfreundlich. Und dabei verbringst du doch schon einige Zeit mit meinem kleinen Bruder.“ Angewidert zog Draco seine Oberlippe nach oben. Vor ihm stand einer der wenigen Hauskollegen, die der Blonde am liebsten eigenständig aus dem Hause treten würde. Er konnte diesen Ted Fudge noch nie leiden, auch wenn er sich eingestehen musste, dass er ihm in manchen Dingen sehr ähnelte. Seine Familie ist reich und ebenfalls durch und durch dem Haus Slytherin untergeordnet. Zu seinem persönlichen Übel ist er – nach ihm versteht sich – einer der meist begehrtesten Männer in Hogwarts. Draco Malfoy war die ungeschlagene Nummer 1, aber selbst bei diesem Trottel fielen die Mädchen reihenweise um, wenn er sie mit seinen taubenblauen Augen bezirste. Man sollte meinen, die beiden würden sich bestens verstehen. Doch selbst ein Draco Malfoy vermied jedmöglichen Kontakt zu dieser Schlange. Das schleimerische Getue, mit dem er die Mädchen gewann, und seine Art zu sprechen kotzte ihn an. Außerdem scherte sich dieser Furdge nicht viel um seine Zukunft und seine Noten...Das einzige Ohnegleichen hatte er in Zaubertränke, mit denen er auch gerne in seiner Freizeit herum experimentierte. Noch ein Punkt, der dem Blonden sehr missfiel. Elegant drückte sich Ted von der Wand ab und kam langsam auf Draco zu. „Ich habe auch nicht von deinen Selbstlernprozessen gesprochen, Malfoy“, grinste dieser Trottel breit und blieb lässig vor dem Slytherinkönig stehen. Draco schluckte und spannte seinen ganzen Körper an. Dennoch behielt er seinen überheblichen Gesichtsausdruck bei. „Keine Ahnung, was du von mir willst, Fudge.“ „Verbringen wir neuerdings öfters Zeit mit dem kleinen Halbblutschätzchen aus Gryffindor?“ „Du hast mich beobachtet? Ist dein eigenes Leben so scheiß langweilig, dass du andere begaffen musst?“, funkelte Malfoy den brünetten Mann an und das selbstsichere Gegrinse ging ihm jetzt schon wieder auf den Sack. Fudge giggelte bloß und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Außerdem irrst du dich“, setzte Malfoy noch nach. „Diese Treffen sind Teil der Strafarbeit und jetzt tu nicht so, als hättest du das vergessen.“ Interessiert hob Ted eine seiner Augenbrauen in die Höhe. Penetranter Kerl... „Die Textpassagen, die ich so mitbekommen habe, waren alles andere als Schulstoffbelastet.“ Langsam wurde es Draco wahrlich zu blöd. Dieser Spinner belauschte ihn auch noch. „Belauschen tust du mich auch noch. Muss ich mir in Zukunft Sorgen machen, dass du Nacktfotos von mir in der Dusche machst?“, schimpfte Draco ironisch und brachte sein Gesicht kurz näher an das von seinem Gegenüber. „Hör mir gut zu! Es ist kein Geheimnis, dass ich dich nicht ausstehen kann. Dass ich dich ignoriere und nicht in Grund und Boden stampfe ist allein der Tatsache geschuldet, dass wir dem selben Haus angehören. Aber solltest du es noch einmal wagen, mich zu stalken oder zu belauschen, kann dich dein kleines Schlangenabzeichen auch nicht mehr retten. Verstehen wir uns?“, drohte Malfoy und biss fest die Zähne aufeinander. Das idiotische Grinsen war endlich aus seiner blöden Visage verschwunden. „Gut“, knurrte der Blonde, „Und jetzt lass mich endlich in Ruhe!“ Energisch trat Draco einige Schritte an ihm vorbei und hielt die Sache damit für gegessen. „Die kleine Granger scheint es dir ja ziemlich angetan zu haben im Nebel des Liebestrankes.“ Dracos Herz setzte einen Moment aus und erschrocken blieb er sofort stehen, drehte seinen Kopf augenblicklich zurück in Richtung seines Hauskameraden. Dieser betrachtete kurz seine Fingernägel, ehe seine blauen Augen zu ihm rüber schielten und sich an seinem schockierten Gesichtsausdruck ergötzten. Draco brauchte einen kurzen Moment um die missliche Lage zu begreifen, in der er sich befand. Plötzlich spürte er die Wut in sich aufkommen und seine Schultasche, die eben noch an seiner Schulter gehangen hatte, beförderte er laut auf den Flurboden, ehe seine Füße ihn zurück trugen. „Du scheiß Bastard!“, schrie Draco und packte Ted blitzschnell mit beiden Händen an seinem Hemdskragen, die Augen mörderisch direkt auf sein Gesicht gerichtet. „Wie ich es mir bereits gedacht habe! Du hast an mir deine kleinen Zaubertrankspielchen ausprobiert! Wie kannst du es wagen!“ „Ruhig Blut, Malfoy“, säuselte Fudge unbeeindruckt und hob seine Hände neben ihm in die Luft. „Es war nicht meine Idee.“ „Komm mir nicht mit deiner falschen Unschuldsnummer! Es war dein Trank, oder etwa nicht?!“ „Es stimmt. Der Trank kam von mir, aber ich habe ihn weder dir, noch Granger verabreicht.“ Dracos Griff um Teds Kragen wurde fester. „Ist das ein Geständnis, du Arschloch?!“, bellte er und unterdrückte nur mit Mühe den Drang ihn zur Hölle zu schicken. „Nicht direkt“, grinste Fudge. Draco kochte vor Wut. „Ich habe den Trank nur an jemanden weitergegeben. Dass diese Person dir schaden wollte, kam mir zu Gute. Ich hatte schon immer das Bedürfnis den großen Draco Malfoy einmal richtig dran zu kriegen.“ „Wem hast du den Trank gegeben?“, flüsterte Malfoy bitterböse, doch Fudge lachte müde auf. „Das werde ich dir wohl nicht verraten.“ „Was wird Snape wohl sagen, wenn ich-“ „Was?“, unterbrach der Braunhaarige den Blonden sofort,“Dass der böse Ted Fudge kleine Liebestränke zusammenbraut, um liebestolle Mädchen hervorzubringen? Tränke, um die sich einige Jungs gierig die schmierigen Pfoten nach lecken? Jungs wie dir?“ Verächtlich verzog Malfoy seinen Mund und ermordete den Jungen vor sich förmlich mit seinen stechenden, grauen Augen. „Das tut hier nichts zu Sache, Fudge! Dein Fehler war es, einen dieser Tränke gegen mich einzusetzen und dafür wirst du büßen!“, presste er hervor. „Willst du mich verprügeln? Einen Unschuldigen?“ „Unschuldig?“, entfuhr es Malfoy aufgebracht. „In der Tat. Du hast keine Beweise gegen mich. Die Reste des Trankes habe ich entsorgt und selbst wenn du zu Snape rennst und ihm davon erzählst. Wer wird dir glauben? Als wenn du Leute findest, die dir zustimmen würden.“ „Glaub mir. Bei einem Malfoy reden die Leute.“ „Stell dich nicht dumm, Malfoy. Pubertierende Jungs stellen sich auf die Seite, wo sie ihre Chance auf ein Mädchen kriegen. Die werden mich sicher nicht verraten“, erklärte Fudge, führte seine Hände an Dracos, dessen Griff sich langsam lockerte, und schlug sie weg.Unzufrieden ließ der Blonde es zu, denn leider hatte das Arschloch vor seiner Nase recht. „Außerdem hatte ich gedacht, dass du mir nicht dankbarer sein könntest“, fuhr er unbeeindruckt fort und richtete sich seinen zerknüllten Kragen. Dracos Augen weiteten sich ungläubig und er gaffte den Slytherin vor sich an. „Dankbar?! Bist du bescheuert?“, entfuhr es dem Blonden aufgebracht und gestikulierte heftig mit seinen Armen. Er war viel zu aufgewühlt um Teds Gedankengang auch nur ansatzweise nachvollziehen zu können. „Ihr hattet doch Spaß zusammen, oder irre ich mich da?“, fragte Fudge dümmlich und deutete mit seinem schmalen Zeigefinger auf seinen eigenen Hals. Draco stutzte augenblicklich, sein offener Mund schloss sich automatisch und seine rechte Hand zuckte bereits verdächtig, als wolle sie dem Drang nachgeben seinen Hals zu verdecken. „W-was...“, stammelte der Malfoyerbe überfordert und er merkte, wie ihm die Situation immer weiter zu entgleiten drohte. „Die Flecken an deinem Hals konntest du nicht ständig verbergen, auch wenn du sehr bemüht warst. Die, und das gebe ich zu, habe ich in den Duschräumen beobachten können.“ Draco bebte vor Zorn. „Was ist falsch mit dir?! Bespannst mich wirklich auch beim Duschen? Du bist ein krankes Schwein. Ich muss dich aber enttäuschen, ich steh´ nicht auf Schwänze.“ „Darauf will ich auch nicht hinaus. Es geht mir um Granger.“ Kurz blieb dem Blonden die Luft weg und sein Blick nahm einen ungläubigen Ausdruck an. Er schluckte kurz und sah zu seinem Hauskollegen, der noch einen Schritt auf ihn zu machte und in sein Ohr flüsterte: „Ich gebe zu, dass der Trank etwas missglückt ist und mir ein wenig zu viel...Leidenschaft hineingeraten ist. Aber was ich so an deinem Hals gesehen habe und später auch an ihrem süßen Hals entdecken durfte, hat mich nachdenklich gestimmt.“ Dracos Herz begann zu rasen und einige Schweißtropfen drohte auf seiner Stirn auszubrechen, so heiß wurde es ihm plötzlich. „Das kleine Schlammblut scheint es faustdick hinter den Ohren zu haben. Wenn sogar ein sonst so unnahbarer Draco Malfoy es erlaubt, dass sie sich an seinem Hals zu schaffen macht und das nur wegen einem bisschen zu viel Feuer in einem kleinem Tränkchen...Mein Kopf konnte gar nicht aufhören an sie zu denken, wie sie all diese Dinge tut...an mir-“ Mit einem kräftigen Stoß hatte Draco den Slytherin von sich weggestoßen, sodass dieser taumelte und sich so gerade auf den Beinen halten konnte. Am liebsten würde der Eisprinz auf ihn zu gehen und sein dämliches Gesicht von allen Seiten einschlagen. „Du bist einfach nur gestört!“, war jedoch alles, was der arrogante Malfoy herausbrachte. Ohne den ältesten Sohn der Fudges auch nur noch einmal zu beachten, machte Draco auf dem Absatz kehrt, schnappte im Gehen nach seiner Schultasche und eilte Richtung Kerker. Der Zorn, der sich in seinem Inneren ausgebreitet hatte, verschwand auch dann nicht, als er mit geladenen Schritten die letzten Treppen ins heimische Dunkel überwand. Das überhebliche Lächeln auf dem Gesicht der blauäugigen Schlange war ihm allerdings entgangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)