Camembert und Kekse von Bloonaa ================================================================================ Kapitel 5: Die Schwingen des Bösen ---------------------------------- Eine ziemlich kurze Nacht lag hinter ihr. So wenig hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen. Mit müden Augen blickte sie gedankenverloren an die Wand in ihrem Zimmer, die förmlich tapeziert war mit Fotos. Alle zeigten nur ein Motiv. Einen hübschen, blonden Jungen, der aus allen möglichen Perspektiven mit hellgrünen Augen zu ihr herunterschaute. Leider tat er das nur auf den Bildern. Im realen Leben sah er sie leider nicht so an. Sie hatte das Gefühl, dass er sie gar nicht richtig für voll nahm. Nur eine Mitschülerin, mehr nicht. Sie seufzte und senkte den Kopf. Unbewusst griff sie in die kleine Schatulle, die sie gebastelt hatte, um ihr Tagebuch sicher zu verwahren. Sie entnahm ihr einen kleinen, vom vielen auf und wieder zu falten abgegriffenen Zettel. Er war zerknittert und in dem Text, der darauf gekritzelt war, hatte der Autor an mehreren Stellen ausgebessert, durchgestrichen und Passagen neu geschrieben. Ohne wirklich aufmerksam zu lesen, konnte sie sich den Text trotzdem vor Augen rufen. Dein Haar wie Ebenholz so schwarz, so himmelblau die Augen. Ich frag mich wer du bist, wer hinter dieser Maske ist. Wir sehen uns jeden Tag, ich hoffe, dass ich dich bald frag. Und du dann weißt, wie ich dich mag, verbring mit mir den Valentinstag. Das hatte Adrien geschrieben. Da gab es keinen Zweifel. Sie hatte ihn in der Schule dabei beobachtet. Und dann hatte er es einfach weggeworfen. Aber sie wurde nicht schlau daraus. Die Person, die er im Gedicht beschrieben hatte, kam ihr optisch schon sehr nahe. Dass sie sich jeden Tag sahen, stimmte so auch. Aber der Teil mit der Maske war ihr unklar. Tikki hatte zwar gemeint, dass es poetisch und tiefgründig zu deuten wäre, aber sie glaubte daran nicht wirklich. Und wenn er tatsächlich sie damit meinte, dann zeigte er es ihr mit keiner Geste. Es war zum Verzweifeln. Sie setzte sich schlapp auf ihren Schreibtischstuhl und legte den Kopf auf die kühle Tischplatte. Frustriert blies sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihr Versuch auf das Gedicht zu reagieren, war ja auch gründlich in die Hose gegangen. Wie konnte sie nur so blöd sein, es nicht zu unterschreiben? Sie war doch so entschlossen gewesen ihm ihre Gefühle auf diese Weise zu gestehen. Es ihm direkt sagen fiel definitiv aus. Das würde sie nie schaffen, denn es war nicht sehr hilfreich, dass sie ununterbrochen stotterte, wenn er in der Nähe war oder sie sich wahlweise noch tollpatschiger benahm als sonst. Das war so belastend. Warum konnte sie nicht einfach ungezwungen mit ihm reden? Er war doch auch nur ein Mensch wie jeder andere. Naja, nicht direkt wie jeder andere. Es ging hier schließlich um Adrien. Und sobald sie wieder intensiver an ihn dachte, tanzten ihre Gedanken zusammen mit ihren Hormonen Tango. „Marinette?“, fragte Tikki leise und vorsichtig. Sie wollte sie nicht zu grob aus ihren Gedanken reißen, denn es war schon häufiger vorgekommen, dass sie sich dabei auf irgendeine Weise weh tat. Sie erschrak trotzdem. Genau wie befürchtet. Sie war zusammengezuckt, der Bürostuhl dabei nach hinten gerollt und sie war mit dem Kopf von der Tischplatte gerutscht. Marinette hielt sich gerade so mit den Händen am Tisch fest, aber da ihr der Stuhl den Hintern wegzog, streifte ihr Kopf die Kante und sie schlug trotz allem um ein Haar auf den Boden auf. Sie ließ sich langsam nach unten sinken und blicke verwirrt ihre kleine Freundin an. „Ja?“ „Ich wollte dich nicht erschrecken.“ Tikki sah sie entschuldigend an. Marinette lächelte sanft, stand schließlich auf und rieb sich den Kopf. „Alles in Ordnung. Du weißt doch, ich hab einen Dickschädel. So schnell passiert da nichts.“ Sie lachte, fischte den Kwami aus der Luft und drückte sie gegen ihre Wange. „Wolltest du vor der Schule nicht noch zu Alya gehen?“ Oh Mist, wenn sie Tikki nicht hätte. Sie war manchmal besser als jeder Terminplaner. Ihr externes Gedächtnis konnte man so sagen. „Du hast Recht. Das hätte ich fast vergessen. Ich mach mich gleich auf den Weg.“ Marinette setzte Tikki in ihre kleine Umhängetasche, schnappte sich ihren Rucksack und ein sorgfältig eingeschlagenes Päckchen, verschwand durch die Bodenluke ihres Zimmers und schwebte förmlich die Treppe hinab.     *** „Alles Gute zum Geburtstag!“ Marinette fiel ihrer besten Freundin breit grinsend um den Hals, um sie kurz darauf loszulassen und ihr freudestrahlend ein hübsch verpacktes Geschenk zu überreichen. Perplex stand Alya in der Wohnungstür, lächelte aber dann bis über beide Ohren. „Danke!“ In Windeseile hatte sie das Papier abgerissen und starrte ungläubig auf eine neue Umhängetasche. „Die ist ja der Wahnsinn!“ Ihre Augen leuchteten vor Freude. Sie liebte es, wenn Marinette etwas Neues entwarf. Sie war echt begabt was das anging. Und jetzt besaß sie eines ihrer Einzelstücke. „Schau mal, ich hab etwas rumprobiert und verschiedene Materialien benutzt um die Deckklappe zu verzieren. Verschiedene Stoffe, etwas Leder und hier hab ich einfach ein Stück gestrickt und es eingefügt.“ Sie war sichtlich stolz und freute sich, dass Alya es toll fand. Die verschiedenen Materialien wirkten nicht wie ein Patchworkmuster, sondern waren ein kunstvolles Mosaik. Liebevoll strich Alya über die verschiedenen Teile und war begeistert, wie weich es sich anfühlte. „Du bist wirklich die Beste! Kommst du heut Abend vorbei? Ich wollte eigentlich ein bisschen Feiern. Meine Eltern und meine Geschwister sind bis morgen früh bei meinen Großeltern auf dem Land. Ich hab also mal sturmfrei.“ „Natürlich!“ Marinette nickte begeistert. Sie wollte gerade zu einer Frage ansetzen, doch plötzlich war leise das Klingeln der Schulglocke zu hören und die beiden Mädchen zuckten zusammen, als wäre direkt neben ihnen eine Bombe hochgegangen. „Nichts wie los“, rief Alya panisch und drapierte die neue Tasche auf ihrem Geburtstagstisch, schnappte ihren Rucksack und zusammen mit Marinette rannte sie rüber zum Schulgebäude. Mit knapper Verspätung stürmten sie förmlich in den Klassenraum. Sie hatten Glück, denn Madame Bustier war noch nicht da. Erleichtert atmeten sie aus und setzten sich auf ihre Plätze in der zweiten Reihe. „Das war knapp!“ Stellte Nino mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht fest. Er war eben neben der Bankreihe der beiden aufgetaucht. „Alles Liebe zum Geburtstag!“ Er beugte sich zu Alya herunter und umarmte sie kurz. „Dankeschön.“ Mit einem Hauch von Rot auf den Wangen saß Alya neben Marinette und blickte stur geradeaus. Zur Abwechslung war es mal Marinette, die über Alya kichern musste. Adrien hatte überrascht aus den Augenwinkeln beobachtet, wie selbstverständlich Nino das durchgezogen hatte. Er war etwas verblüfft, wie es zu der plötzlichen Zuneigungsbekundung kam, ohne dass Alya Widerspruch eingelegt hatte. Er stieß seinen Kumpel sacht in die Seite und beugte sich zu ihm rüber. „Hab ich was verpasst?“, fragte er deshalb leise, aber interessiert. Nino strahlte immer noch und antwortete gut gelaunt: „Wir hatten eine kleine Aussprache nach dem Chaosdate im Zoo. Wir haben eine gute Stunde allein in einem Käfig verbracht. Kann ich nur empfehlen.“ Er zwinkerte ihm vielsagend zu und Adrien hätte fast schwören können, dass das Grinsen noch ein wenig breiter geworden war. Das verblüffte ihn. Er hätte nicht erwartet, dass es zwischen seinem besten Freund und Alya tatsächlich funken würde. Aber er freute sich für Nino, es schien ihn schließlich glücklich zu machen. „Ruhe bitte, ich möchte anfangen“, erklärte Madame Bustier, die soeben den Raum betreten hatte, laut und die Gespräche zwischen den Schülern verstummten. „Ich erzähl dir nachher alles“, sagte Nino aufgeregt. Er wirkte, als ob er es kaum abwarten könne. Anscheinend war an diesem Tag mehr passiert, als er gedacht hatte. In der großen Mittagspause wollte Adrien mit Nino herausgehen und etwas frische Luft im Park nebenan schnappen, etwas essen und dann erfahren was genau vorgefallen war. Aber Nino hielt sich noch bei Alya und Marinette auf. Er sprach mit den beiden, nickte ihnen zu und dann kam er schließlich zu ihm rüber mit einem Gesichtsausdruck, als hätte er gerade im Lotto gewonnen. „Ich hab tolle Neuigkeiten. Alya schmeißt heute Abend eine Geburtstagsparty und hat mich eingeladen. Kommst du mit?“, rief Nino begeistert und schaute seinen besten Freund erwartungsvoll an, so als wäre es überflüssig, ihn überhaupt zu fragen. „Was ich? Aber ich hab doch gar nicht so viel mit ihr zu tun.“ Adrien war verunsichert. Er war noch nie auf einer solchen Party gewesen. Und an seinen eigenen Geburtstag wollte er lieber nicht zurückdenken. Nino hatte es nicht böse gemeint, aber sein Vater war immer noch etwas sauer auf ihn. Seinen Auftritt als Bubbler würde er jedenfalls so schnell nicht vergessen. „Das geht schon klar.“ Nino grinste breit. Er hatte Alya nicht gefragt, ob er Adrien mitbringen durfte, aber er wusste, dass Marinette hundertprozentig da sein würde. Auch wenn sie keine Hilfe gewollt hatte, so würde sie doch welche bekommen. Das würde super werden. „Na gut, wenn es für sie okay ist.“ Er zuckte mit den Schultern und lächelte. Es würde bestimmt ein lustiger Abend werden. Und sicher war er nicht der Einzige aus der Klasse, der noch mitkommen würde. Nach der Pause gingen sie in die Sporthalle für ihre letzten beiden Stunden an diesem Tag. Monsieur D'Argencourt wartete schon mit erhobenem Haupt auf sie. Nach ein paar Dehnungen und Aufwärmübungen fuhren sie mit einem Basketballspiel fort. Die Klasse war in zwei Teams aufgeteilt worden und das Spiel sollte gerade beginnen. „Das ist absolut lächerlich!“, kreischte Chloé schrill, quer über den ganzen Platz. Monsieur D'Argencourt weigerte sich sie vom Sport freizustellen. Sie hatte einen von ihrem Vater unterzeichneten Zettel, laut dem sie wegen einer Erkältung nicht teilnehmen konnte. Adrien, der nicht weit entfernt stand, verdrehte die Augen. Sicherlich hatte sie nur Angst um ihre Fingernägel und ihre Frisur, wie immer. Sie konnte manchmal eine ziemliche Diva sein, aber das kannte er ja von ihr nicht anders. Energisch schob der Lehrer sie auf den Platz, auf dem sich die anderen einspielten, wo sie wütend mit einem Fuß aufstampfte: „Das erzähl ich meinem Vater!“ plärrte und mit verschränkten Armen mitten auf dem Feld stehen blieb. Dann ging alles ganz schnell. Marinette, tollpatschig wie immer, war beim Dribbeln über ihren Ball gestolpert. Kim, der mit einem coolen Sprung den Ball im Korb versenken wollte, fiel über sie und anstatt den Basketball durch das Netz zu drücken, rutschte er ab und traf er damit Chloé am Kopf. Sie verdrehte die Augen und fiel wie ein Stein zu Boden.     *** „Nein, nein und nochmals Nein!“ Den Lärm, den die Tochter des Bürgermeisters im Krankenzimmer verursachte, konnte man nur peinlich nennen. Die Schule hatte eine tüchtige Krankenschwester, die ihren Job sehr ernst nahm und Chloé ohne Untersuchung und eine Beobachtungszeit, um sicherzugehen, dass sie keine Gehirnerschütterung hatte, nicht gehen lassen wollte. Ein dicker Verband zierte nun statt einer Sonnenbrille den blonden Kopf. Die Krankenschwester Madame Durand, welche alle Schüler nur Schwester Lucie nannten, begann sie mit einem Stethoskop abzuhören. Kaum berührte das Instrument Chloés Haut, schlug sie es der jungen Frau förmlich aus der Hand. „Das ist viel zu kalt und ich habe nein gesagt! Ich will nach Hause!“ Sie reagierte wie üblich, trotzig wie ein kleines Kind. „Du kannst noch nicht gehen. Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich dich mindestens eine Stunde beobachten will. Wenn in der Zeit nichts passiert, bringe ich dich nach Hause“, sagte sie sanft und geduldig zu ihrer Patientin. Aber Chloé hatte anderes im Sinn. „Ich sitz doch hier keine Stunde rum. Und außerdem will ich von einem richtigen Arzt untersucht werden, meinem Privatarzt. Wer weiß, ob sie es nicht schon schlimmer gemacht haben. Ich rufe jetzt meinen Vater an und sie werden mich nicht daran hindern!“, sprach sie und schlug die weiße Decke des Krankenbettes um, in dem sie gelegen hatte. Wütend stolzierte Chloé hinaus, das Handy schon am Ohr. „Papa! …“ Das traf Madame Durand sehr hart. Bisher hatte sie jeden Schüler nach bestem Wissen versorgt und alle wieder auf die Beine gebracht. Egal ob es nur ein Pflaster wegen eines aufgeschürften Knies, Sportverletzungen, Kopfschmerzen oder ein anderes Problem war. Besonders stolz war sie gewesen, als sie eine Schülerin gerettet hatte, die beim Mittagessen fast an einer Gräte erstickt wäre. Aber gerade eben fühlte sie sich nutzlos. Sie wusste sehr wohl, dass kein Lehrer, nicht einmal der Direktor, gegen Chloé und ihren Vater ankam. Die beiden schmissen, sobald ihnen etwas nicht passte, mit Drohungen, Kündigungen und Beleidigungen um sich. Und Monsieur Damocles hatten sie schon mehr als einmal gedroht die Schulförderungen zu sanktionieren. Ihr fröstelte unter ihrem weißen Schwesternkittel, als sie daran dachte, dass es mit dieser Geschichte noch nicht vorbei war. Und sie sollte Recht behalten. Am späten Nachmittag, kurz vor Feierabend, wurde sie in das Büro des Direktors bestellt. Er teilte ihr mit, dass eine Beschwerde eingegangen war. Chloé behauptete, dass sie durch ihren fehlerhaft angebrachten Verband schlimme Kopfschmerzen bekommen hätte. Fassungslos schüttelte die junge Frau den Kopf und versuchte sich zu erklären, aber mit einem bedauernden Blick brachte sie der Direktor zum Schweigen. „Ich möchte das genauso wenig wie sie Madame Durand, aber mir sind die Hände gebunden. Solange die Verletzung nicht von einem unabhängigen Arzt begutachtet wurde, muss ich sie suspendieren. Vielleicht machen sie etwas Urlaub und wenn die Sache geklärt ist, kommen sie frisch erholt wieder und alles ist beim Alten“, erklärte er ihr traurig. Sie nickte ergeben, kochte aber innerlich als sie die Tür hinter sich schloss. Das war eine Frechheit. Noch nie hatte sie eine falsche Behandlung durchgeführt, noch nie! Mit herunterhängenden Schultern stieg sie die Treppe hinab und ging durch die Eingangstür. Es war Schulschluss und nur noch ein paar Schüler tummelten sich auf dem Hof. Bevor sie das Schulgelände verlassen hatte, bemerkte sie in einer Ecke ein rothaariges Mädchen mit Brille, das zwei anderen Kindern gestikulierend erzählte. Sie schnappte einige Bruchstücke auf: „Sie wird jetzt richtig untersucht …die besten Ärzte von Paris …schrecklich, was Schwester Lucie ihr angetan hat …“ Starr geradeausblickend, stapfte sie die letzten Meter vom Hof und rannte dann schluchzend nach Hause. Als ihre Wohnungstür ins Schloss fiel, riss sie sich das Stethoskop ab, das sie stets um den Hals trug und sackte erschöpft und niedergeschlagen an der Tür zusammen.     *** Mit einem leisen Surren öffnete sich die Luke des großen, runden Fensters. Helle, gleißende Lichtstrahlen fielen herein und scheuchten eine große Anzahl an Schmetterlingen auf, die vorher still in der Dunkelheit auf dem Boden gesessen hatten. Sie waren perlweiß und flatterten nun aufgeregt um eine Gestalt herum, die den Raum betrat und begeistert zu dem Fenster aufblickte. Seine silberne Maske schmiegte sich eng um sein Gesicht und ließ nur Mund und Augen frei. Den reich verzierten Gehstock hatte er locker an die Seite gestellt, gekleidet in einen violetten Anzug, dessen Kragen am Hals von einer ovalen Brosche gehalten wurde. „Oh, ich liebe es, wenn jemand in seinem Beruf aufgeht. Allzu leicht kann es passieren, dass man enttäuscht wird. Respektlosigkeit, das Gefühl nutzlos zu sein und dann fühlt sie sich auch noch ungerecht behandelt. Ein perfekter Nährboden“, rief er begeistert. Er streckte nun seine schwarz behandschuhte Hand aus und einer der kleinen Schmetterlinge setzte sich darauf. Anschließend bedeckte er ihn mit der anderen Hand und aus dem Nichts erschuf er eine schwarze Aura, mit der er den Schmetterling umgab. Als er seine Hand wegzog, hatten sich die Flügel des Tieres verändert. Sie waren nun tiefschwarz mit einem bedrohlichen violetten Schimmer. „Flieg los mein kleiner Akuma“, flüsterte er liebevoll. Gehorsam und eifrig flatterte der Schmetterling davon, direkt durch ein kleines Loch in der Mitte des riesigen Fensters. Der Akuma, einer unsichtbaren Kraft folgend, fand sein Ziel. Die junge Frau war hübsch, mit kurzem, schwarzen Haar und einem schmalen, freundlichen Gesicht. Sie saß auf dem Fußboden ihrer Wohnung und regte sich nicht. Schnurstracks schlüpfte das kleine Insekt durch ein gekipptes Fenster in die Wohnung und steuerte auf das Instrument zu, das die Frau immer noch in der Hand hielt. Es verfärbte sich und wurde schwarz. Im selben Augenblick riss die Frau ruckartig den Kopf hoch, den sie vorher auf die Brust hatte sinken lassen und starrte grimmig geradeaus. Unter ihren Augen waren dunkle Ringe aufgetaucht und ihren Mund hatte sie zornig verzogen. Plötzlich hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf düster zu ihr sprechen. „Menschen deines Berufs geben jeden Tag so viel und gedankt wird es euch mit Respektlosigkeit. Ich bin Hawk Moth, ein Freund und Bewunderer deiner Arbeit. Ich gebe dir, Black Nurse, die Möglichkeit allen zu zeigen wie es ist, wahren Schmerz zu fühlen, um dich an deinen Peinigern zu rächen. Aber dafür erwarte ich eine kleine Gegenleistung.“ „Ja, Hawk Moth“, sagte sie entschlossen mit einem bösen Lächeln auf dem Gesicht. Und in derselben Sekunde breitete sich ein warmes Kribbeln von ihrer Hand aus, die immer noch das Stethoskop umklammert hatte. Schwarzer Rauch umhüllte die Hand und breitete sich von dort über ihren ganzen Körper aus. Nachdem er sich verzogen hatte, spürte sie ungeahnte Kräfte. Es fühlte sich verdammt gut an. „Dann machen wir mal Visite“, sagte sie mit einem diabolischen Lachen und verschwand durchs Fenster. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)