Camembert und Kekse von Bloonaa ================================================================================ Kapitel 11: Bloß nicht den Faden verlieren ------------------------------------------ „Man Alter, ich hab dich gesucht!“, rief Nino, der einen schnellen Schritt auf Adrien zu machte, während er ihn fragend und mit großen Augen anschaute. Alya war sprachlos und wirkte ebenso überrascht ihn zu sehen. Sie hatte eindeutig nicht mit seiner Rückkehr gerechnet. Derweil spürte Marinette bereits, wie ihre Wangen zu glühen begannen. Konnte sie wirklich so viel Glück haben? Gerade noch war ihr das Herz in die Hose gerutscht, weil sie sich völlig umsonst beeilt hatte, um noch einmal herzukommen und nun stand er tatsächlich im Treppenhaus. „Äh …“, begann Adrien unsicher. Unangenehm spürte er die Blicke seiner Freunde auf sich ruhen. „Tut mir leid, dass ihr euch Sorgen gemacht habt. Also… Mein Vater hat angerufen. Ihr wisst ja wie er ist. Er wollte, dass ich sofort nach Hause komme, weil anscheinend wieder ein Bösewicht gesichtet wurde. Ich bin kurz nach euch beiden rausgegangen und irgendwie im Hinterhof gelandet. Es hat ewig gedauert ihn abzuwimmeln. Habt ihr davon gehört? Es wurde wieder jemand verwandelt.“ Es klang so furchtbar unglaubwürdig, dass mussten sie doch merken, dachte er panisch. Hatte dieses Haus überhaupt einen Hinterhof? Mist, die Story hätte er sich vorher zurechtlegen sollen. Er hätte jedoch nicht damit gerechnet hier gleich alle versammelt zu sehen. Ehrlichgesagt, hatte er sich gar keine Gedanken darüber gemacht oder zumindest gehofft sich halbwegs unbemerkt zurückschleichen zu können. Aber es blieb nur einige Sekunden still und dann sagte Nino überraschend verständnisvoll: „Ja, sicher kein Problem und ja allerdings, das haben wir. Zum Glück ist dir nichts passiert.“ Keine Spur von Zweifel oder Unglauben. „ Das hätte auch anders ausgehen können. Wir hatten live und in Farbe einen Showdown vor unserem Haus“, ergänzte Alya dramatisch und doch mit einer Spur Stolz in der Stimme. Darüber hätte Marinette am liebsten den Kopf geschüttelt. In einen Kampf verwickelt zu werden, war ganz und gar nicht so großartig, wie Alya das immer empfand. Froh darüber, dass sein wackeliges Pseudoalibi nicht weiter beleuchtet wurde, ging Adrien auf das Thema ein. „Wirklich?“, brachte er erstaunt hervor, während er sein Glück kaum fassen konnte. Sie hatten es ihm tatsächlich abgenommen. „Ja, das war ziemlich krass. Aber kommt erst mal wieder rein. Dann erzählen wir euch alles“, schlug Alya vor, die es kaum erwarten konnte mit ihren Neuigkeiten herauszuplatzen, und hielt den anderen die Tür zur Wohnung auf. Während Alya, Nino und Marinette schon hinein gingen, blieb Adrien noch kurz stehen. An diesem Bild war etwas seltsam gewesen. Warum standen seine Freunde in, beziehungsweise vor der Tür? Plagg bemerkte sein Zögern und spähte neugierig aus seinem Hemd heraus. „Was ist los? Warum folgen wir ihnen nicht nach drinnen zu dem leckeren Essen?“, fragte er verwundert und etwas wehleidig. „Ich weiß nicht warum, aber war das nicht eben komisch?“, erwiderte er leise. Er schaute immer noch verwundert auf die Stelle, wo eben seine Freunde gestanden hatten. Alya und Nino in der Tür, Marinette ihnen gegenüber. Und da durchzuckte ihn die Erkenntnis, was genau ihm seltsam vorgekommen war. Es hatte so ausgesehen, als ob Marinette ebenfalls gerade erst zurückgekommen war. Warum sonst befanden sich alle vor der Tür und nicht in der Wohnung. Aber wo sollte sie denn gewesen sein? Als er sich verwandelt und dafür gesorgt hatte, dass seine Klassenkammeraden in der Wohnung blieben, war sie doch noch… halt… hatte er sie da tatsächlich gesehen? Es waren ja doch ein paar Leute dagewesen und seine Aufmerksamkeit darum ziemlich gefordert. Angestrengt versuchte er die Szene zu rekonstruieren, aber es gelang ihm nicht wirklich. Sie hatten miteinander getanzt, danach war die Geschenkübergabe und im Anschluss daran hatte das Chaos schon seinen Lauf genommen. Seit dem Moment, da er auf dem Balkon mit Ladybug gesprochen hatte, verschwamm alles. Als ob sein Gehirn beschlossen hätte von da an Unwichtiges herauszufiltern und ohne Umschweife zu löschen. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte nicht sagen ob sie Anwesend war und wenn nicht, wo seine Klassenkameradin zu dem Zeitpunkt gewesen war. Eine schwache Gänsehaut, die er sich nicht so recht erklären konnte, überzog seine Unterarme und den Nacken, dicht gefolgt von einem seltsamen Gefühl, welches sich in seiner Magengrube ausbreitete. Einen Sekundenbruchteil später machte es auch bei seinem kleinen Kwami „Klick“. Wie es dazu kam, wusste er nicht. Ob es der schnellere Herzschlag seines Freundes war, den er, versteckt unter seiner Jacke, deutlich spüren konnte? Oder hatten sie in letzter Zeit einfach zu häufig über dieses Thema gesprochen? Er konnte es nicht sagen, aber er hatte trotz dem nahenden Hungerkoma eine Idee und er schaute ihn verwundert an. „Oh, denkst du etwa, was ich denke?“ Ungläubig schüttelte Adrien den Kopf. „Ich kann es mir nicht vorstellen, aber erklären kann ich es mir auch nicht.“   *** Alya und Nino überschlugen sich fast, als sie von den Vorkommnissen erzählten und die anderen lauschten gespannt. Marinette saß unschlüssig in einer Ecke, direkt neben dem mit Geschenken überladenen Tisch und hörte nur mit einem Ohr zu, während sie an die Ereignisse zurück dachte. Ob es klug gewesen war Cat Noir allein zurückzulassen? Wie es ihm wohl ging? Es war unerträglich, aber was hätte sie denn tun sollen, sich zurückverwandeln und warten? Das konnte sie doch nicht machen. Sie durften einfach nicht wissen, wer der andere war. Frustriert über dieses Dilemma knabberte sie an ihrer Unterlippe, während sie sich verwirrt durch die Haare fuhr. Sie war schon ein wenig neugierig, hatte aber auch unglaubliche Angst. Was wäre, wenn sie ihn aus dem normalen Leben kannte? Das könnte, nein das würde, alles einfach alles verändern. Zudem plagte sie ein furchtbar schlechtes Gewissen. Er war meistens derjenige, der bei den Kämpfen etwas abbekam. Diesmal war sie zwar auch nicht verschont geblieben, ebenso wie damals im Kampf gegen den Pixelator, aber Cat Noir zog viel öfter den Kürzeren. Bei dieser Auseinandersetzung ja schließlich auch und das meist bei dem Versuch sie zu beschützen, dagegen kam sie sogar ziemlich glimpflich davon. Da sie in der Ecke, in der sie sich befand, weitestgehend unbeobachtet blieb und die anderen abgelenkt waren, öffnete Tikki die Umhängetasche einen Spalt breit und blickte besorgt, mit großen traurigen Augen, zu ihrer Freundin auf. „Alles ok bei dir?“ Marinette zuckte, wie vom Blitz getroffen, zusammen: „Was machst du denn? Wenn dich jemand sieht“, flüsterte sie panisch und schirmte dabei hecktisch den kleinen, roten Kwamikopf, der aus der Tasche ragte, mit ihren Händen ab. „Ich hab mir Sorgen gemacht“, sagte sie entschuldigend und etwas kleinlaut, während sie ein wenig in ihr Versteck zurücksank. „Du bist so still und nachdenklich.“ Marinette versicherte sich mit einem kurzen Blick über die Schulter, dass sie unbeobachtet war und wandte sich dann ihrer Tasche zu. Sie lächelte schwach, war aber dankbar darüber, dass Tikki sich um sie kümmerte. „Brauchst du nicht. Mir geht es gut.“ Das stimmte nur halb. Sie war einerseits müde und machte sich aber andererseits solche Sorgen und Gedanken, dass sie sich irgendwie noch nicht dazu entschließen konnte nach Hause zu gehen. „Geht es dir gut?“, fragte auf einmal vorsichtig eine weitere besorgte Stimme hinter ihr. Sie erschrak erneut, währenddessen schloss sich die Tasche an ihrer linken Hüfte lautlos. Sie drehte sich um, Adrien war an ihrer Seite erschienen. „J-Jaa … schon. U-und bei d-dir?“ Mist da war es wieder, das nervöse Stottern, inklusive des noch nervöseren leisen Lachens im Anschluss. Insgeheim hatte sie ja doch ein bisschen gehofft, dass es nach diesem Abend verflogen wäre, aber andererseits … wäre das wohl zu schön um wahr zu sein. Ihr Herz schlug schon allein bei Klang seiner Stimme automatisch schneller, pumpte Unmengen Blut durch ihren Körper und schien dadurch die Gedanken in ihrem Kopf durcheinanderzuwirbeln, sodass sie als Buchstabengrütze aus ihrem Mund purzelten. „Alles in Ordnung, ich habe nur gefragt, weil du so abwesend dagesessen hast.“ Er zögerte nur einen Moment, bevor er sich neben sie setzte, sodass sich ihre Ellenbogen leicht berührten. Augenblicklich konnte sie das Glühen im Gesicht spüren, was ihr ankündigte, dass sie errötete. Nervös begann sie die verschwitzten Hände in ihrem Schoß zu kneten. Sie überlegte panisch, was sie sagen sollte, aber da sprach Adrien schon weiter. „Ich fand den Abend wirklich cool. Von der kleinen Unterbrechung mal abgesehen“, sagte er munter und lächelte freundlich. Kurz vergaß Marinette alles um sich herum und betrachtete nur schmachtend den Jungen vor sich. Geschah das gerade wirklich? Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie behaupten sie träume gerade. „Ja das stimmt. Nino kann das echt gut … mit der Musik, mein ich.“ Reiß dich zusammen Marinette. Rede ganz normal mit ihm, so wie vorhin. Dieser kleine Funken Vernunft schrie sie förmlich in ihrem eigenen Kopf an, aber sie knickte unter dem Blick seiner unfassbar grünen Augen ein. Wie war es möglich so gut auszusehen? Sie bemerkte, dass sie ihn anstarrte und bemühte sich auch woanders hinzuschauen. Zu einem der Geschenke auf dem Tisch…grüne Augen… ihre eigenen Hände…wieder seine Augen … verdammt. Abwesend legte sie ihre Unterarme auf den Tisch und begann mit dem ersten, was ihr in die Finger kam, ihre leicht zitternden Hände zu beschäftigen. „Keine Frage, er wird sicher mal ein richtig guter DJ“, erwiderte Adrien. Unwillkürlich dachte er an den Tanz mit ihr zurück und ihm wurde ganz warm. Seine Gefühle verwirrten ihn. Er war sich sicher, dass er Ladybug liebte, aber dieses Mädchen war bisher so unerreichbar für ihn, wie es für Cat Noir unwahrscheinlich war heute Abend noch Hawk Moth zu schnappen. Mit einem verstohlenen Seitenblick betrachtete er Marinette. Ebenso hübsch wie seine Lady, mit glühenden Wangen und himmelblauen Augen. Er mochte sie, keine Frage, aber wie sehr, konnte er nicht definieren, da immer, wenn er darüber nachdachte, sich das Bild der maskierten Heldin in seinem Kopf verfestigte. Unumstößlich, wie ein aus Stein gehauenes Denkmal. Das Gespräch mit Plagg kam ihm wieder in den Sinn und die Tatsache, dass sie in der Zeit in der der Kampf stattgefunden hatte, niemand sich erinnern konnte sie gesehen zu haben. Nino hatte ihm vorhin, als er sich nach ihr erkundigt hatte, mit einem breiten Grinsen im Gesicht erzählt, wo sie ihrer eigenen Aussage nach gewesen war. Wie konnte er sich nur vergewissern, ob Plagg mit seinem, wahrscheinlich damals aus Jux geäußerten Verdacht, tatsächlich Recht hatte? Und aus unerfindlichen Gründen sprach mittlerweile das ein oder andere wirklich für diese Theorie, ob er es wahrhaben wollte oder nicht. Leicht neigte er den Kopf nach vorn und berührte seinen Nacken. Das tat er sehr häufig, wenn er unsicher war, stellte Marinette fest. Und auch das war er ziemlich oft. Nervös und manchmal auch etwas schüchtern. Aber warum nur? Er war der Sohn eines der berühmtesten Männer des Landes, außerdem ein begehrtes Model und hatte alles, was er wollte. Und doch wirkte er ebenso oft, wie er selbstbewusst und gut gelaunt schien auch verletzlich und erschreckend sensibel. So wie an diesem Tag vor der Schule, als er sich bei ihr entschuldigt hatte. Er hatte gesagt, dass er noch nie auf einer Schule war und vorher keine Freunde gehabt hatte. Sie stieß einen kaum hörbaren Seufzer aus. Gern wüsste sie, was in ihm vorging, aber ihn danach fragen, würde sie nicht können. Warum sollte er ausgerechnet ihr sein Herz ausschütten? Auch wenn er immer den Eindruck erweckte, dass alles in bester Ordnung war, so war sie sich sicher, dass es in ihm arbeitete. Während sie ihren Gedanken nachhing, bemerkte sie nicht, wie sie an der Tasche herumgebastelte, die sie Alya geschenkt hatte. An einer Naht hatte sie einen Faden entdeckt, den sie gedankenverloren entfernt hatte und ihn nun zwischen den Fingerspitzen drehte. Ein loses Ende, herausgerissen aus seiner ursprünglichen Ordnung. Was konnte sie Adrien jetzt antworten? Sie war eine Weile versunken gewesen, hatte den Gesprächsfaden verloren.  Sie seufzte kaum hörbar. Noch ein loses Ende und deswegen hatte sie schon ein paar Minuten geschwiegen. Ebenso schien auch er abwesend zu sein. Er blickte etwas steif zu einem Punkt an der Wand. Plötzlich, während sie immer noch fieberhaft nach einer Antwort suchte, begann er wieder zu sprechen. „Ich hab gehört du wurdest von Ladybug gerettet?“, bemerkte er so beiläufig wie möglich. In seinem Inneren herrscht derweil furchtbares Chaos. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er konnte ihre Antwort kaum erwarten. Hoffentlich war das jetzt nicht zu offensichtlich gewesen. Was er sich jetzt von dieser Antwort erwartete, konnte er nicht benennen. Aber er musste es einfach ansprechen. Sie erstarrte erschrocken und panisch begann es in ihrem Gehirn zu arbeiten. Warum fragte er sie jetzt ausgerechnet danach?  Und woher wusste er davon? Als sie es erzählt hatte, war nur Alya anwesend gewesen. Vielleicht hatte es Nino mit angehört? Fieberhaft überlegte sie, was sie nun sagen sollte. Oder sollte sie ihm gar nicht antworten? Sie war nicht darauf gefasst gewesen, dass ausgerechnet er mit ihr darüber sprechen wollte. Die berechtigte Sorge sich zu verplappert, hemmte ihre Möglichkeit ihm zu Antworten erheblich und  am liebsten hätte sie ganz darauf verzichtet. Aber andererseits würde es verdächtig aussehen, wenn sie gerade diese Frage nicht beantwortete. Ihr kam eine Idee, um so schnell wie möglich dieser Situation zu entkommen und die war zum Glück noch nicht einmal gelogen. „Ja, das ist wahr. Ich kann wirklich froh sein, dass sie da war.“ Soweit zum ersten Teil, unverbindlich und nichtssagend. Sie war zufrieden mit sich. Und jetzt hieß es schnell verschwinden, bevor er nachfragen konnte. „Tut mir leid, ich muss nach Hause. Ich bin wirklich schon spät dran. Wir sehen uns in der Schule“, rief sie hastig, aber auch etwas bedauernd und war schon aufgesprungen und davongeeilt. Perplex schaute Adrien ihr nach. Er war etwas überrumpelt. Und mit der Antwort ließ sich auch nicht viel anfangen. Dann wandte er den Blick auf den Faden, den sie auf dem Tisch hatte liegen lassen und er betrachtete die Tasche, die sie für Ayla gemacht hatte. Neugierig strich er über die verschiedenen Stoffe. Seine Bewegung stockte verwundert, als er den Wollstoff erreichte. *** Überrascht sah Alya zu, wie Adrien ihr ein flüchtiges: „Gute Nacht und Danke für die Einladung!“ zurief, Nino im vorbeigehen mit der Faust gegen den Oberarm knuffte, während er mit einem „Bis Morgen“ aus der Wohnung verschwand. Sie blinzelte verwundert. Nino, der näher an der Tür gestanden hatte, kam zu ihr herüber. Auch ihm stand das Fragezeichen förmlich auf die Stirn geschrieben. Alya vollführte eine ausladende Geste mit der Hand und murmelte mit einer Spur Sarkasmus: „Gern geschehen.“ „Was war das denn?“, fragte Nino zögerlich. Das war wieder einer der Momente mit Adrien aus denen er einfach nicht schlau wurde. Sie schüttelte den Kopf und rückte sich dann ihre Brille zurecht. „Ich hab keine Ahnung.“ Einen Moment beäugte sie skeptisch den Tisch, an dem Marinette und er bis vor wenigen Augenblicken noch gesessen hatten. Was war da bloß passiert? Ob sie Marinette anrufen und fragen sollte? Das hatte wahrscheinlich auch noch bis morgen in der Schule Zeit. Sie war ziemlich Müde gewesen. Es dauerte nicht lange und auch die anderen Mitschüler verabschiedeten sich. Alya betrachtete das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einmal war es schade, dass ihre Party so rüde unterbrochen worden war und sie gar nicht richtig in Schwung kommen konnte. Andererseits war es immer cool für sie ihre Heldin in Aktion zu sehen und neues Material für ihren Blog zu gewinnen. Sie seufzte und begann damit wenigstens ein bisschen aufzuräumen, bevor ihre Eltern morgen zurückkommen würden. Nino war der Einzige, der noch in der Wohnung war, da er sein Equipment noch zusammenpacken wollte. Während er sorgfältig Kabel aufrollte und in Kisten verstaute, begann Alya Teller und Gläser wegzuräumen und die Reste des Essens in den Kühlschrank zu stellen. Eine Weile verrichteten sie stumm ihre Arbeit, bis Nino plötzlich schüchtern zu Sprechen anhob. „Bist du mir noch böse wegen Adrien?“ Ihm war Alyas Reaktion vorhin nicht entgangen. Er nahm an, dass er sich damit wohl etwas zu viel herausgenommen hatte. Obwohl er es definitiv nur gut gemeint hatte. Verwundert blickte Alya an der offenen Kühlschranktür vorbei zu ihm hinüber. Er stand verlegen neben seinem Mischpult, in dem mittlerweile keine Kabel mehr steckten und das darauf wartete in seine Box gepackt zu werden. Sie musste ein Kichern unterdrücken. War das tatsächlich seine größte Sorge in diesem Moment? „Mach dir darüber keine Gedanken ok?“, erwiderte sie lächelnd. „Ich hätte ihn selbst einladen sollen. Er schien sich wirklich gefreut zu haben.“ Das Strahlen auf Ninos Gesicht verriet ihr, dass er erleichtert über ihre Worte war. Anscheinend hatte in das ziemlich beschäftigt. „Sein Vater ist ziemlich schwierig“, meinte Nino etwas betrübt. Musste er schließlich jedes Mal an seinen Versuch zurückdenken ihn zu einer Party für Adrien zu überreden. „Und überfürsorglich und streng und erstaunlich oft abwesend...“ Für jede Eigenschaft, die sie aufzählte, tippte sie der Reihe nach einen Finger ihrer linken Hand an. „Ja ich weiß.“ Diese übertriebene Art konnte sie nicht nachvollziehen, aber ändern würde es daran auch nichts. Ein schwaches Piepen drang aus dem Badezimmer und forderte ihre Aufmerksamkeit. „Ohje, die Waschmaschine hab ich ja total vergessen!“ Sie schnappte sich einen Wäschekorb und räumte das Gerät leer. Danach marschierte sie Richtung Tür. „Ich häng die nur schnell auf den Wäscheboden.“ Sie beschloss das lieber gleich noch zu erledigen, bevor sie wieder eine Standpauke von ihrer Mutter kassieren würde. „Ist gut. Ich brauch noch zehn Minuten“, antwortet Nino und fuhr ungerührt mit seiner Arbeit fort. Erstaunlich schnell war Alya wieder zurück mit einem seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht. „Was ist denn?“, fragte Nino verwirrt, auch etwas besorgt und ging sofort ein paar Schritte auf sie zu. „Ich musste nur gerade an Marinette denken. Sie sagte sie käme vom Dach. Ich bin gerade an der Tür vorbeigegangen, die auf unser Hausdach führt und weißt du was? Sie ist abgeschlossen.“ Nino erkannte sofort, wie es in ihrem Gehirn zu arbeiten begann, hob aber beschwichtigend die Hände. „Komm schon, dafür kann es auch eine logische Erklärung geben. Habt ihr einen Hauswart? Vielleicht hat er abgeschlossen? Oder hat die Tür vielleicht ein Schloss, dass sich von außen öffnen lässt, aber nicht von Innen?“ Sie schüttelte energisch den Kopf. Ein ungläubiger Ausdruck trat auf ihr Gesicht, ihre Stirn legte sich in Falten und ihre Augen wurden immer größer. „Nicht das ich wüsste. Und das bedeutet, Marinette hat uns angelogen…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)