Camembert und Kekse von Bloonaa ================================================================================ Kapitel 17: Sternschnuppen sind für alle da ------------------------------------------- Artig wartete Cat Noir auf der weißen Holzkiste, die am Fußende des Liegestuhls auf der kleinen Dachterrasse stand. Genau dort, wo er das letzte Mal schon gesessen hatte. Er sprang aber augenblicklich auf, als er Marinette entdeckte, die sich durch die Fensteröffnung nach draußen schob, um sie mit einer formvollendeten Verbeugung zu begrüßen. „Guten Abend Mademoiselle.“ Seinen Kopf hob er dabei, um sie nicht aus den Augen zu lassen, während sein Körper noch in der Bewegung verharrte. Ein charmantes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Schon allein mit dieser Geste zauberte er ein breites Grinsen auf ihr Gesicht. Soviel zum gefassten Gesichtsausdruck. Heute hatte sie wirklich nicht lange durchgehalten. Zu seiner großen Überraschung spielte Marinette mit und knickste vor ihm. „Ebenfalls einen guten Abend, Monsieur.“ Dann ließ sie sich lachend auf den Stuhl fallen und blickte ihn an, als er es ihr gleich tat und wieder auf seiner Kiste Platz nahm. „Ich hätte nicht gedacht, dich schon so schnell wieder auf meiner Terrasse zu sehen. Bist du jetzt unter die Streuner gegangen?“, fragte Marinette keck und strahlte immer noch amüsiert über das ganze Gesicht. Sie hatte unglaublichen Gefallen an diesen Gesprächen gefunden, obwohl sie nie gedacht hätte, dass solche Unterhaltungen mit diesem überheblichen Kater überhaupt möglich wären. Er freute sich trotz der Neckerei und sein Gesicht leuchtete. „Solange, bis mich Mademoiselle wegschickt.“ Marinette antwortete darauf nicht, aber er war sich sicher, dass sie das nicht so ohne weiteres tun würde und das hob seine Laune in ungeahnte Höhen. Doch wie konnte er jetzt das heikle Thema ansprechen, ohne einen Herzinfarkt zu riskieren? Bevor er allerdings dazu kam, sich Gedanken zu machen, begann Marinette zu sprechen. „Was sagt denn deine Lady dazu, dass du nachts andere Mädchen besuchst?“, fragte sie in ruhigem lauernden Tonfall, die Heiterkeit immer noch im Gesicht. Touché. Sie war ihm tatsächlich zuvorgekommen. Es hieß jetzt äußerste Vorsicht walten lassen und sie nicht überrumpeln. Darum wartete Cat Noir einen Moment ab, ehe er weitersprach. „Du hast den Artikel gelesen?“, fragte er schließlich in einem beiläufigen, fast unschuldigen Tonfall, während er sich bemühte, entspannt zu wirken. „Wer in Paris hat das nicht?“, erwiderte sie leichthin und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Es interessierte sie brennend, was der Kater zu dem Thema zu sagen hatte. Unmöglich, dass ihn das kalt ließ. „Mir fällt keiner ein“, meinte er verschmitzt grinsend, wurde dann aber eine Spur ernster. Er beugte sich etwas vor und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab. „Allerdings kann ich dir versichern, dass nicht alles wahr ist, was in den Medien so verbreitet wird. Die übertreiben und spekulieren doch andauernd.“ Er versuchte es so klingen zu lassen, als würde es ihn nicht betreffen, neutral und allgemein formuliert in einem legeren Tonfall, als gäbe es solche Zeitungsenten jeden Tag. Um das zu erreichen, blickte er sie nicht direkt an, sondern betrachtete einen Punkt am anderen Ende der Terrasse und beobachtete sie nur vorsichtig aus dem Augenwinkel. „Das ist mir klar“, antwortete sie prompt. „Die Verfasserin hält nicht viel von der exakten Beweisführung“, ergänzte sie etwas leiser und mit einer Spur Sarkasmus. Etwas unglücklich dachte sie dabei an Alya und ihre eigene Reaktion auf den Artikel, während sie kaum hörbar seufzte. Erleichtert entspannte er sich, lehnte sich wieder zurück an die Wand und schlug ein Bein über das andere, die Arme im Nacken verschränkt. Die sofortige Änderung seiner Körperhaltung war so deutlich und auffällig, dass es Marinette unmöglich entgehen konnte. Sie wusste genug über Körpersprache, um den Wandel zu bemerken. Er hatte sich Sorgen darüber gemacht, was sie denken würde, wenn sie das Bild sah. Das spürte sie. Steckte womöglich doch mehr hinter seinen Besuchen? Verwirrt war sie schon das erste Mal gewesen, als er aus heiterem Himmel aufgetaucht war. Und heute schon wieder. Es beschäftigte ihn doch etwas. Wenn sie nur wüsste, was? Sie starrte ihn unverhohlen an und nahm jedes Detail in sich auf. Merkwürdig, er kam ihr in manchen Augenblicken so vertraut vor und das war es, wovor sie sich fürchtete. Kannte sie ihn wirklich aus ihrem wahren Leben? Ihr schoss die Röte ins Gesicht, als sie an das eine Mal dachte, als Alya ihr, mit ebensolcher Begeisterung wie heute Morgen, ihr Handy ins Gesicht gedrückt hatte. Diesmal hatte sie ein Foto von Adrien bearbeitet, ihm eine schwarze Maske und ebensolche Klamotten verpasst, zusammen mit den Katzenohren von Cat Noir. Sie hatte damals den Gedanken vehement abgestritten und im Anschluss sofort wieder verworfen. Warum kam er genau jetzt zurück? Auf einmal betrachtete sie den draufgängerischen Kater mit anderen Augen. Bei seinen beiden Besuchen schimmerte durch seine selbstbewusste und manchmal auch selbstüberschätzte Fassade eine gewisse Sensibilität und Verletzlichkeit, die sie vorher nicht bemerkt hatte. Jetzt Adrien, sag es ihr! Schrie sein Herz förmlich in die entstandene Pause hinein. Aber er schluckte nur schwer und bemühte sich, seine lockere Haltung zu bewahren, denn sein Verstand hatte noch Zweifel und das zerriss ihn innerlich. Sich zu Hause vorzustellen, wie er es ihr sagen würde, war bedeutend einfacher gewesen, als es jetzt wirklich tun zu wollen. Auf einmal wurde er abgelenkt. Marinette beugte sich vor und rutschte zu ihm herüber. Sie drehte sich, sodass sie nun in ähnlicher Pose neben ihm saß, die Beine über den Stuhl baumeln lies und sich ebenfalls an die Wand anlehnte. Ihr Blick war nach oben gerichtet und sie betrachtete die Sterne. Es trennten sie nur ein paar Zentimeter und die Luft dazwischen schien zu flimmern. Er versuchte, ihrem Blick nach oben zu folgen. Zu sehen, was sie sah. Getrieben von unbändiger Neugier schweifte sein Blick jedoch in regelmäßigen Abständen zu ihr hinüber. Aus dem Augenwinkel sah er, dass sie einfach nur so dasaß und den Nachthimmel betrachtete. Die Sterne spiegelten sich in ihren Augen, ein zarter rosa Hauch lag auf ihren Wangen und die Mundwinkel umspielte ein schwaches, zufriedenes Lächeln. Cat Noir wusste nicht, was er tun sollte. In seinem Kopf ging es drunter und drüber, hin- und hergerissen zwischen den Augenblick genießen und ihr endlich reinen Wein einschenken. Sein Atem beschleunigte sich und es fiel ihm zunehmend schwerer, ruhig sitzen zu bleiben. Marinette dagegen war die Ruhe selbst, zumindest äußerlich, in ihren Gedanken ging es nicht weniger rasant zu. Sie verglich immer noch das von Alya aus Jux erstellte Bild von Adrien als Cat Noir und den Jungen neben ihr, dem realen Helden von Paris, den sie nun schon so lange kannte, außer von dieser Seite, die er ihr gestern und heute erst begonnen hatte zu offenbaren. Eines hatten die beiden durchaus gemeinsam, fand sie frustriert, sie wurde aus keinem von beiden Schlau. Sie wusste nicht, was in Adriens hübschen Kopf so vor sich ging. Was er dachte, vor allem über sie, und wie er so tickte. Er war für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Cat Noir dagegen war ein anderes Kaliber. Aber seit seinem ersten Besuch gestern und auch jetzt wusste sie nicht, was er wollte und was das hier werden sollte. Sie konnte, so nah neben ihm, die Nervosität, die ihn durchfuhr, förmlich spüren, konnte sich diese aber nicht erklären. Normalerweise konnte sie in ihm lesen, wie in einem offenen Buch, aber die Betonung lag eindeutig auf -normalerweise-. Aktuell wusste sie gar nicht mehr, was sie davon halten sollte. Sie erkannte jedoch, dass Tikki vollkommen Recht gehabt hatte. Er war anders als sonst. Die Minuten verstrichen, ohne dass einer der beiden etwas gesagt oder getan hatte. Sie saßen einfach nebeneinander, den Blick nach oben gerichtet. Je mehr Zeit verstrich, umso heller erschienen die Sterne, da nach und nach die Lichter der Stadt um sie herum erloschen. In regelmäßigen Abständen beobachtete einer den anderen, aber nur heimlich von der Seite, um schnell wieder wegzuschauen. Jegliches Zeitgefühl war verloren gegangen, beide steckten in einem Moment des Genießens fest und hatten Angst, ihn durch ein unüberlegtes Wort oder eine unbedachte Handlung zu zerstören. Eine Sternschnuppe durchfuhr den nachtschwarzen Himmel und überstrahlte alle Sterne, die sie auf ihrem Weg passierte. Cat Noir deutete zaghaft mit der Hand nach oben und drehte den Kopf nur ein klein wenig zu dem Mädchen neben ihm. „Du kannst dir was wünschen?“, sagte er leise und sanft. Sie hatte sich ihm ebenfalls leicht zugewandt und lächelte etwas verlegen. „Du aber auch. Sternschnuppen sind für alle da.“ Typisch Marinette, dachte er und es begann in seiner Magengrube zu kribbeln. „Gleichzeitig?“, fragte Cat Noir, wobei er das Wort beim Sprechen fast verschluckte. „Gleichzeitig“, antwortete sie, wandte sich der Sternschnuppe zu und schloss die Augen, selig lächelnd. Cat Noir betrachtete sie in dem Moment intensiv. Abgelenkt schweiften seine Gedanken weiter. Es gab etwas, dass er sich wünschte, mehr als alles andere. Aber davon wusste er, dass es sich nicht erfüllen würde. Wegen eines Aberglaubens würde seine Mutter nicht zurückkommen. Ein anderer Wunsch materealisierte sich in seinem Kopf. Dieser schien nicht so weit entfernt wie der Erste, aber dennoch unerreichbar. Würde er es je schaffen, Marinette seine wahren Gefühle zu offenbaren? Gerade jetzt wo sie so vertraut miteinander umgingen und er die Wahrheit kannte, sollte es doch irgendwie möglich sein. Er schloss nun doch kurz die Augen und wünschte sich den Mut und das Selbstbewusstsein seines Helden-Ichs in geballter Ladung. Als er seine Augen öffnete, schluckte er schwer. Mit einem Blick zur Seite stellte er fest, dass Marinette noch immer die Augen geschlossen hielt. Was sie sich wohl wünschte? Babumm-babumm… sein Herz schlug förmlich Purzelbäume und Saltos ins seiner Brust, angespornt durch eine halbe Million Schmetterlinge in seinem Bauch, welche eine wilde Party mit seinen Hormonen feierten. Hinter der Heldenmaske steckte nun einmal nur ein Teenager mit der Gefühlswelt so groß wie ein Ozean und so klar wie Milchglas. Seine rechte Hand ballte sich für einen Moment zur Faust. Dann gab er sich einen Ruck, hob zögerlich seine zitternde Hand und legte sie schnell, aber durchaus sanft, unter Marinettes Kinn, um ihren Kopf sachte in seine Richtung zu drehen. Sie entzog sich ihm nicht und folgte der Bewegung, die er vorgab, ohne zu zögern. Dadurch angespornt beugte er sich ein wenig vor. Bevor sie auch nur in irgendeiner Form reagieren konnte, überbrückte er, als wäre es ganz selbstverständlich, die verbliebenen Zentimeter, die ihre Gesichter noch voneinander entfernt waren und drückte seine Lippen auf ihre. Im selben Moment schloss er die Augen und genoss einfach den so lang ersehnten Augenblick. Der Kuss dauerte nicht lange, kam ihm aber vor wie die Unendlichkeit, die Erfüllung seiner Sehnsüchte und noch viel mehr. So oft hatte er das schon tun wollen, aber es sich nicht getraut. Häufig war auch der Kampf wichtiger gewesen oder die Zeit knapp. Ob er nun den Mut dazu aufbringen konnte der Sternschnuppe wegen oder seinem Versprechen Plagg gegenüber, vermochte er nicht zu sagen, aber es fühlte sich richtig an… und verdammt gut. Mittlerweile war es ihm aber auch völlig egal, es war alles egal. Es zählten nur noch dieser Moment, sie beide und der Kuss. Er bereute es keine Sekunde. Glücklich zog er ihren süßen Duft ein, dem meist das ein oder andere Aroma aus der Bäckerei anhing. Heute war es Zimt. Ihre Lippen waren so angenehm weich und warm. Er deutete es als gutes Zeichen, dass sie sich ihm immer noch nicht entzog. Jedoch stieg jäh etwas Sorge in ihm auf. Was, wenn sie es doch nicht wollte, aber zu überrumpelt war, um ihn von sich zu stoßen? Nein, nicht seine Ladybug, wenn ihr etwas nicht passte, dann machte sie das auch deutlich. Überrascht stellte er fest, dass sie sogar damit begann, den Kuss zu erwidern. Ihre Lippen drängten sanft gegen seine. Das war unbeschreiblich. Schließlich löste er sich zögerlich und nicht ohne Bedauern von ihr. Er sah, dass sie ihre Augen nach wie vor geschlossen hatte, aber ihre Wangen glühten karmesinrot und perplex atmete sie durch die leicht geöffneten Lippen aus. Cat Noir geschockt über sein eigenes Handeln, wich nur eine Spur zurück. Das war ein gewaltiger Vorstoß gewesen. Ob er zu weit gegangen war? Aber er hatte eindeutig das Knistern zwischen ihnen gespürt, die unerklärliche Verbundenheit und dann konnte er einfach nicht anders. Unsicher, was er jetzt tun sollte, verharrte er noch einen Moment. Dann durchschnitt ein leises Piepen die Stille. Oh nein, sein Ring! Aber er hatte doch seine Kräfte gar nicht eingesetzt. Hatte er Plagg mit seinen ungewohnt häufigen Streifzügen überfordert? Jetzt war es an ihm, sich zu entscheiden. Hierbleiben und ihr sein Geheimnis einfach zeigen? Damit wäre ja alles klar, eindeutiger könnte er es Marinette gar nicht beweisen. Und er müsste noch nicht einmal etwas sagen. Die Hand, mit der er Marinettes Kinn berührt hatte, hielt er nach wie vor in der Luft. Sie zitterte, sein ganzer Körper bebte, bis ihn ein Ruck durchfuhr. Er hatte seine Entscheidung gefällt. Dann hauchte er ein schwaches: „Bis morgen, Chérie.“ in Marinettes Ohr und verschwand leise, bis auf ein sachtes Klingeln des Glöckchens an seiner Jacke, dennoch schnell und unauffällig wie ein Schatten, von der Terrasse. Das Bild hatte sich für immer in sein Gedächtnis eingebrannt. Marinette wie sie selig lächelnd neben ihm saß, die Augen immer noch geschlossen. Es tat ihm aber auch in der Seele weh, dass er ihr nicht gleich alles erzählt hatte. Er verfluchte seine Feigheit. Worauf wartete er denn bitte? Wusste er doch, was sie für ihn empfand. Aber er fürchtete sich. Er fürchtete sich davor, ob sie es ertragen konnte, dass Adrien und Cat Noir ein und dieselbe Person waren. Hätte er doch noch etwas mehr Zeit gehabt, dann hätte er es ihr wenigstens noch erklären können. Die erhebliche Bedenken sie zu überfordern, wenn er ihr jetzt noch sein Geheimnis offenbaren würde, bohrten sich wie Nadeln in seine Haut. Den Kuss würden sie beide erst mal verarbeiten müssen. Aber ein Anfang war gemacht und mit diesem Gedanken beschwichtige er sein schlechtes Gewissen. Cat Noir, beflügelt und überglücklich über den Kuss, aber zur selben Zeit auch etwas enttäuscht von sich selbst, hatte gerade die ersten, wenigen Gebäude überquert, als er kurz innehalten musste. Er wandte sich noch einmal um und blickte in die Richtung, aus der er soeben gekommen war. Erneut piepte sein Ring, aber die Zeit musste er sich jetzt einfach noch nehmen. In der Ferne vermochte er noch die Lichterkette auszumachen, die Marinettes Terrasse schwach, aber dafür stimmungsvoll, erleuchtete. Ihr Gesichtsausdruck war ihm immer noch vor Augen, während ihm das Ausmaß seines Handelns richtig bewusst wurde. Soeben hatte er Ladybug geküsst. Das Mädchen seiner Träume, seine Partnerin und Seelenverwandte. Nach wie vor unruhig und übermütig schlug sein Herz den Rhythmus seiner Gefühle, wobei seine Gedanken sich nun, nachdem die kühler werdende Abendluft sein erhitztes Gesicht langsam abkühlte, darum drehten, wie es jetzt weitergehen sollte. Hätte er doch bleiben und darüber reden können. Ein wenig schämte er sich dafür, jetzt einfach abzuhauen. Aber das war wohl das, was man eine klassische Übersprungshandlung nannte. Eigentlich war der Kuss schon eine gewesen, ein Reflex oder besser ein Bedürfnis, was aus seinem Innersten einfach hervorgebrochen war und sein Handeln übernommen hatte. Er bereute es nicht, ganz im Gegenteil, er würde es jederzeit wieder tun. Nie hätte er gedacht, dass es sich so anfühlen würde. Das hatte alle seine Erwartungen bei weitem übertroffen. Für den Moment machte es keinen Sinn, weiter über die Zukunft nachzudenken. Sein Plan sah sowieso einen erneuten Besuch bei Marinette vor. Dann würde er mit ihr sprechen und ihr seine Identität offenbaren. Auch wenn er sie damit erst mal schockte, konnte er ihr auf diese Weise endlich seine aufrichtigen Gefühle gestehen und nebenbei auch über das Foto sprechen. Aber das würde alles später werden. Unwillkürlich schweiften seine Gedanken zu Plagg, der ihm diese Chance ermöglicht hatte. Er hatte sich heute eine Extraportion Käse verdient, ein großes Lob und Dankbarkeit. Einfach etwas Wertschätzung, das, was er ihm viel zu selten zukommen ließ. Auch wenn er heute etwas länger hätte durchhalten können. Bei seinem letzten Gedanken entfuhr ihm ein schwermütiger Seufzer. Er zückte er seinen Kampfstab um seinen Heimweg fortzusetzen, bevor es zu spät war, da drangen auf einmal leise Worte an sein Ohr. Erst wollte er sie ignorieren, immerhin blieben ihm kaum mehr als ein paar Minuten. Es waren sicherlich nur ein paar Spaziergänger oder Jugendliche auf dem Heimweg von einer Feier oder aus einem Club. Doch dann ließ der Mann, der gesprochen hatte, einen Satz verlauten ließ, der dem Helden den Atem raubte. „Du bedeutest mir alles, Ladybug…“ Ladybug? Seine Lady? Erschrocken setzte sein Herz einen Schlag aus, ehe er sich besann. Das war absolut unmöglich. Er hatte den eindeutigen Beweis dafür, dass Marinette die Heldin von Paris war und diese saß auf ihrer Terrasse, dort, wo er sie vor wenigen Sekunden noch zurückgelassen hatte. Ein seltsames Gefühl breitete sich in seinem Körper aus, der gerade von einer Gänsehaut überzogen wurde, während sich seine Nackenhaare aufstellten. Nein, nein, nein – lief als einziger Gedanke in Dauerschleife in seinem Kopf ab. Die aufsteigende Panik, die ihm die Kehle zuzuschnüren drohte, hatte ihn auch fast gänzlich gelähmt. Der verbliebene Funken Vernunft in ihm, riet der Sache nachzugehen, bevor er voreilige Schlüsse zog und wurde so zu seinem Hoffnungsschimmer. Steif ging er die wenigen Schritte zu der Kante des Hauses und blickte über eine niedrige Mauer. Das Haus war nicht hoch, es hatte nur zwei Stockwerke. Die Gasse, die es vom nächsten Haus trennte, war schmal, eine Einbahnstraße ohne Parkmöglichkeiten, beidseitig von einem nicht sehr breiten Fußweg gesäumt. Die Laternen waren schon erloschen. Es war spät, aber der Mond stand kurz vor der Vollendung und schien hell auf die Szene unter ihm. Seine Katzenaugen taten ihr übriges. Er fluchte leise, da eine Markise die Sicht auf den Sprecher zu verdecken schien. Doch er hatte Glück und eine Person trat unter ihr hervor. Es war ein junger, dunkelhaariger Mann, der ausgelassen lachte, während er eine zierliche, zweite Person, gekleidet in einen roten, enganliegenden Bodysuit, mit schwarzen, charakteristischen Punkten, an der Hand mitzog. Diese lachte ebenfalls, ihre zu zwei Zöpfen gebundenen, schwarzen Haare wippten sachte auf und ab, ehe sie sich dem Mann in die Arme warf und ihn küsste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)