Camembert und Kekse von Bloonaa ================================================================================ Kapitel 26: Das Tüpfelchen auf dem i ------------------------------------ Nino grinste seinen besten Freund breit an. „Lange genug.“ In diesem Augenblick schwebte Plagg heran und tippte Adrien vorwurfsvoll gegen die Brust. „Die beiden haben dir den Arsch gerettet. Ohne sie wäre dir der Akuma flöten gegangen.“ Da erst bemerkte er Alya, die hinter ihn getreten war, um Nino zu helfen, den gemeinsamen Freund aufzurichten, deren Hilfe aber gar nicht mehr nötig gewesen war. Sie schaute ihn bewundernd mit großen Augen an und Adrien schaffte es nicht einmal, sie richtig anzusehen, da ihm langsam dämmerte, was sie wohl soeben herausgefunden haben mussten. Resigniert ließ er sich wieder auf den Boden sinken und zog die Beine an den Körper, fast, als wäre es ihm unangenehm und als hätte er begriffen, dass es jetzt keine Ausreden mehr gab. „Ich hoffe ihr seid nicht allzu sehr enttäuscht, dass nur ich es bin“, sagte er leise und starrte auf den Boden. „Enttäuscht? Bist du irre? Das ist der Wahnsinn!“ Alya fiel es unendlich schwer ihre Begeisterung in Worte zu fassen, das war alles viel zu viel für sie. Vor wenigen Stunden hatte sie mit Nino noch über diese Möglichkeit gesprochen und nun war ihre wahnwitzige Idee tatsächlich die Wirklichkeit geworden. Nino legte seinem Freund den Arm um die Schulter und schaute ihn aufmunternd an. „Sie hat recht, das ist echt cool. Und warum sollten wir enttäuscht sein? Du bist unschlagbar als Cat Noir. Wenn ich mir vorstelle, was du alles geleistet hast bisher… Also ich weiß nicht, ob ich das könnte.“ „Und mach dir keine Sorgen“, begann Alya, „Bei uns ist dein Geheimnis sicher.“ Zögerlich schlich sich ein Lächeln auf Adriens Lippen und er blickte dankbar in die fröhlichen Gesichter seiner Freunde. „Können wir die rührselige Wir-haben-uns-alle-lieb-Szene eventuell überspringen und uns wieder auf das Wesentliche konzentrieren?“ Die verschränkten Arme des Kwami waren ein eindeutiges Signal für den Jungen. Adrien war klar, dass das alles nichts für Plagg war und dann erinnerte er sich an das, was er vorhin zu ihm gesagt hatte und wurde panisch. „Was meintest du vorhin? Wo ist der Akuma?“ „Sicher verwahrt, Bro.“ Grinsend hielt ihm Nino den Colabecher hin, in dem man sehen konnte, wie der kleine, schwarze Schmetterling mit aller Beharrlichkeit, aber erfolglos gegen den Plastikdeckel drängte. Erleichtert atmete Adrien auf. „Ein Glück, danke Leute. Ich will mir gar nicht ausmalen was passiert wäre, wenn er hätte entkommen können.“ „Ist doch Ehrensache.“ Nino freute sich, dass sie ihren Beitrag hatten leisten können. Neben ihm begann Alya nervös, ihre Hände im Schoß zu kneten. Ihr schien etwas auf der Zunge zu liegen, aber sie traute sich nicht, es laut auszusprechen. Nicht nur er bemerkte ihre Unruhe, auch Adrien sah sie fragend an. „Was ist los Alya?“ Sie druckste ein wenig herum, bevor in rasendem Tempo die Frage aus ihr herausbrach, die ihr bereits so viel Kopfzerbrechen bereitet hatte. „Weißt du, wer Ladybug in Wirklichkeit ist?“ Für ein paar Sekunden musterte sie ihn aufgeregt, dann blinzelte sie und schien sich zu besinnen, was sie gerade getan hatte. Sie begann sich hastig zu entschuldigen und hob abwehrend die Hände. „Es tut mir leid Adrien. Ich wollte dich nicht so überfallen, es ist nur… Hm… nicht so wichtig. Vergiss es einfach, ich hab nichts gesagt.“ Adrien schüttelte den Kopf. Das Lächeln hatte seine Lippen noch nicht verlassen, es war nur etwas verhaltener geworden. „Keine Sorge Alya, du hast mich nicht gekränkt oder so. Die Sache ist die, ich glaubte es zu wissen. Ziemlich sicher sogar, aber mittlerweile bin ich wahrscheinlich wieder genauso ratlos wie du.“ Er zuckte mit den Schultern und seufzte leise. Alya hatte wohl alles erwartet, von -Aber natürlich, wir sind schließlich zusammen- bis -Dieses Geheimnis wird nie einer entschlüsseln-. Tausend Möglichkeiten durchschwirrten ihren Kopf, aber mit der Antwort hatte sie wahrlich nicht gerechnet. Zögerlich, doch ermutigt durch seine gefasste Reaktion wagte sie es, eine weitere Frage zu stellen. „Verrätst du mir, wer?“ Nun erschien ein Hauch von Röte auf seinen blassen Wangen und er begann, herumzudrucksen. „Naja, wie gesagt, es ist ausgeschlossen, dass sie es ist und es ist mir etwas peinlich…“ „Sorry“, nuschelte Alya, als sie sah, wie unangenehm ihm die Frage zu sein schien. Kurze Zeit herrschte Stille, dann fragte Nino, den Pappbecher immer noch in der Hand haltend. „Und was machen wir jetzt mit dem kleinen Unruhestifter hier?“ „Nun ja, wir bringen ihn zu Ladybug, damit sie ihn reinigt. Am besten mache ich mich sofort auf den Weg. Ladybug steht gerade ganz allein gegen Lila.“ Er versuchte sich rasch zu erheben, hielt aber ebenso schnell inne und sank wieder auf den Boden zurück, mit einer Hand an der Stirn. Ein heftiges Schwindelgefühl hatte ihn übermannt. „Langsam Adrien, du bist ziemlich tief gefallen. Vielleicht wartest du noch ein paar Minuten.“ Nino sah ihn besorgt an und versuchte, ihn etwas abzustützen. Etwas unwillig und mit steigender Nervosität nickte Adrien. Erneut schob sich der Gedanke an den letzten Kampf in sein Bewusstsein und die Angst stieg in ihm auf, zu spät zu kommen. Andererseits war er ihr angeschlagen auch keine Hilfe und lief wohl noch eher Gefahr, wieder einen Fehler zu begehen, wie bei seinem Alleingang gegen Black Nurse. Er seufzte leise und versuchte ruhig und tief zu atmen um die Kopfschmerzen zu vertreiben, die sich nach dem erfolglosen Versuch, aufzustehen, angebahnt hatten. „Du hast wahrscheinlich Recht.“ Sein Blick fiel auf Plagg und da fiel ihm etwas ein, um die Zeit wenigstens sinnvoll zu überbrücken. „Haltet mich bitte nicht für verrückt, aber dafür brauchen wir erst mal etwas Käse, am besten Camembert oder so“, erwiderte Adrien, der sich sichtlich komisch dabei vorkam, mit seinen Freunden darüber zu reden. „Für ihn hier? Wie war der Name noch? Plagg? Ich glaub der hat sich schon selbst bedient.“ Alya deutete mit fragender Miene auf den Kwami, der mit verschränkten Armen neben Adrien in der Luft schwebte und sich erstaunlich ruhig verhalten hatte in den letzten Minuten. „Na endlich denkt auch mal einer an mich“, begann er nun die Aufmerksamkeit der Anwesenden einzufordern. Adrien, der bei Alyas Worten in den Innentaschen seines Hemdes gekramt hatte, musste feststellen, dass sie Recht hatte. Das letzte Stück musste der kleine Nimmersatt bereits gefunden und gefressen haben. „Tut mir leid Plagg, ich hab nichts mehr.“ „Hab ich gemerkt“, entgegnete der Kwami beleidigt, sank gespielt erschöpft auf den Boden und setzte zu seiner üblichen Jammerei an. „Hilfe, ich spüre meine Kräfte schwinden…“ Adrien, der das Theater bereits kannte, rollte mit den Augen. Seine Freunde allerdings begannen, unruhig zu werden. Nino kramte in seinem Rucksack und zog eine fast leere Popcorntüte hervor und einen kleinen Plastikbecher, der mit einem Deckel verschlossen war. „Also mit Camembert kann ich nicht dienen, aber ich habe noch etwas gesalzenes Popcorn und einen Rest Käsecreme von den Nachos, die wir im Kino hatten. Normalerweise hätte ich es meinem Bruder mitgenommen, aber wenn das geht, kannst du es gerne haben.“ Er öffnete die Tüte und die Dose und hielt sie Plagg hin, der immerhin interessiert zu schnuppern begonnen hatte. Dann, so schnell konnten sie gar nicht schauen, war er an der Käsesoße und tunkte eine Pfote hinein, um sie sich in den Mund zu stecken. Er testete einen Moment und befand wohl, dass es gehen würde und so flog er zwischen Popcorn und der Dose hin und her, um das eine in das andere zu tunken und zu verspeisen. Adrien wirkte erleichtert, hatte er sich schon Sorgen gemacht, dass Plaggs Energiespeicher durch das eine Stück Camembert nicht ausreichend aufgefüllt werden könnten. Als der Kwami seine Mahlzeit fast beendet hatte, begann Alya wieder unruhig zu werden und räusperte sich verhalten. „Du, Adrien?“ Der Angesprochene wandte sich ihr bereitwillig zu, obwohl er keine Vorstellung hatte, was sie nun von ihm wollte. Er hoffte nur inständig, dass es nicht wieder um Ladybug ging. Sie so schüchtern und zurückhaltend zu erleben, war ziemlich ungewohnt für ihn. „Dürfen wir zuschauen, wenn du dich verwandelst?“, fragte sie schließlich etwas kleinlaut. Überrascht von dieser ungewöhnlichen Bitte zögerte er einen Moment, bevor er antwortete. „Ja, sicher. Es ist aber nicht so spektakulär, wie du es dir vielleicht vorstellst.“ Er fügte ein unsicheres kurzes Lachen hinzu und legte verlegen eine Hand in den Nacken. Eine unbewusste Geste, die er nicht verhindern konnte. Alyas Augen leuchteten vor Freude und sie schien es kaum erwarten zu können, als ein zufriedenes Rülpsen von dem kleinen Kwami kam, der sich den vollen Bauch hielt, glücklich am Boden saß und damit alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Dann begann Adrien sich vorsichtig hinzuknien, wartete eine Sekunde und erhob sich dann erleichtert, als er feststellte, dass sein Kopf keine Schwierigkeiten machte. „Fertig, Plagg?“, fragte er, beschloss aber zugleich, dass er die Antwort nicht abzuwarten brauchte und fügte die Worte hinzu die es bedurfte, Cat Noir zu werden. Dabei streckte er die Hand mit seinem Ring nach vorn. „Verwandel mich!“ Der Kwami hob blitzschnell vom Boden ab und wurde in den silbernen Siegelring gesaugt, der sich augenblicklich schwarz färbte. Im Lichtschein, der Adrien umhüllte, konnten seine Freunde fasziniert beobachten, wie sich aus dem Nichts der schwarze Kampfanzug um ihn schloss und die Maske auf seinem Gesicht erschien. In wenigen Sekunden war die Transformation abgeschlossen und der ihnen nur zu gut bekannte Held stand vor ihnen. Etwas verunsichert schaute Adrien in die beiden fassungslosen Gesichter von Alya und Nino, die kein Wort über die Lippen brachten, aber deren Münder vor Staunen offenstanden. Dann brach es aus Alya heraus. „Das ist so cool!“ Adrien lachte verlegen. Für ihn war die Verwandlung nichts Neues mehr, auch wenn er sie nicht als selbstverständlich betrachtete. „Ok Leute, ich mach mich dann mal auf den Weg. Als ich von Théo weggeschleppt wurde, war Ladybug in der Nähe von meinem Zuhause in den Kampf verwickelt. Ich weiß nicht, ob sie dort noch ist, aber das werde ich herausfinden.“ Einen Moment hielt er erschrocken inne und starrte seine beiden Freunde mit großen Augen an. „Scheiße, Théo! Er ist abgestürzt, ich muss nach ihm schauen.“ Sofort wollte er sich abwenden und losstürzen, als ihn Alya am Arm packte und zurückhielt. „Alles in Ordnung. Er ist weich auf einem Pappkartonstapel gelandet und unverletzt. Wir haben ihn gesehen, bevor wir hereingekommen sind.“ Erleichtert atmete Cat Noir aus. „Na ein Glück. Auch wenn er diesmal ungehaltener und härter gekämpft hat als beim letzten Mal, so hat er es dann schließlich doch nicht übers Herz gebracht mich ernsthaft zu verletzen. Jetzt sollte ich aber keine Zeit mehr verlieren.“ Er dachte kurz nach. „Ich weiß nur nicht, was ich in der Zeit mit dem Akuma machen soll. Ich habe Angst, dass mir der Becher im Kampf abhandenkommt oder sich versehentlich öffnet.“ Jetzt wirkte Alya schon fast beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was glaubst du machen wir beide jetzt? Wir kommen natürlich mit und wir können auch solange auf den Akuma aufpassen, dann kannst du in Ruhe Ladybug helfen, dieser Lila in den Hintern zu treten.“ Ein besorgter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. „Und ich glaube, diese Hilfe kann sie gut gebrauchen. Auch sie hat Fähigkeiten bekommen, die nicht ganz ohne sind. Ich gehe vor, euch beide zusammen kann ich nicht mitnehmen. Es ist ja aber nicht weit von hier. Passt nur gut auf den Akuma auf.“ Nino grinste ihn zuversichtlich an und hob seine zur Faust geballten Hand mit ausgestrecktem Daumen. „Ich weiß ihr beide schafft das, und du kannst dich auf uns verlassen.“ Unendliche Dankbarkeit sprach aus Cat Noirs Gesicht bevor er seinen Kampfstab zückte, eine der Türen des Lagerhauses aufhebelte, und sich über die Dächer davon schwang. *** Die zweite Attacke war heftiger ausgefallen als Ladybug es sich hatte träumen lassen. Der Blätterwirbel aus dem Buch hatte diesmal keine Pflanze heraufbeschworen, sondern den Boden fast vollständig in Treibsand verwandelt. Eine Weile war es ihr geschickt gelungen, den gefährlichen Stellen auszuweichen, doch es waren eindeutig zu viele. Ein einziger Fehltritt hatte ausgereicht, ihr Fuß war steckengeblieben und hatte sie mitten im versuchten Sprung zu Fall gebracht, dabei war ihr anderes Knie ebenfalls im Treibsand gelandet. Einzig ihre Hände hatte sie freihalten können und hoffte nun, mithilfe ihres Jojos und eines in der Nähe stehenden Baumes, sich herauszuziehen. Es gelang ihr, mit ihrer Waffe einen Ast zu erwischen, spürte aber fast im selben Moment, dass er bei zu hoher Zugkraft nachzugeben begann und sie fürchtete, dass er brechen würde, wenn sie sich allzu sehr dagegen stemmen, oder sich versuchen würde aus ihrem klebrigen Gefängnis zu befreien. Das Einzige was sie erreichen konnte, war, nicht weiter hinuntergezogen zu werden. Verzweifelt überlegte sie, wie sie aus dieser Zwickmühle entkommen konnte, denn es gab kein Vor und kein Zurück mehr. „Oh ja, so habe ich mir das vorgestellt!“, rief Storyteller triumphierend, während sie am Rand des Treibsandfeldes stand und zufrieden auf die gefangene Heldin hinunterblickte. „Jetzt muss ich nur noch abwarten, bis der Zauber verfliegt und du festzementiert im Boden steckst. Dann hole ich mir dein Miraculous und zeige der Welt, wer du in Wirklichkeit bist.“ Ein böses Lachen hallte durch die Straße und Ladybug ließ entkräftet den Kopf sinken. Es kostete sie erhebliche Anstrengung, die Spannung aufrecht zu erhalten, die gering genug war, um den Ast nicht brechen zu lassen und dennoch stark genug, um nicht weiter in die Tiefe gezogen zu werden. „Ach ja übrigens, du hast meine Frage noch nicht beantwortet!“ Lila kostete diesen Moment der Überlegenheit in vollen Zügen aus. Ladybug hatte aber ihren Kampfgeist noch nicht aufgegeben und antwortete bissig. „Du hast mir schließlich auch nicht erzählt, was du vorhin meintest. Was hast du getan?“ Ein kleiner Teil in ihr hätte diesem Widerspruch auch gern widersprochen. Die Stimme, die nur in ihren Ohren klang, war der von Tikki sehr, sehr ähnlich, ihrem kleinen roten Gewissen, das im verwandelten Zustand leider nicht direkt bei ihr sein konnte. Doch die Botschaft war eindeutig: Was soll diese zeitverschwendende Frage? Dennoch siegte ihre Neugier und der Wunsch, ihre Gegnerin zu verstehen. Auch wenn die Hoffnung verschwindend gering war, vielleicht konnte sie diese Feindschaft mit Beenden des Kampfes ein für alle Mal aus der Welt schaffen, und dafür brauchte sie diese Informationen. „Nun, wenn du darauf bestehst, zeige ich es dir am besten.“ Mit erhobenem Buch ging Storyteller ein paar Schritte zur Seite unter das Licht einer Laterne und blies auf eine Seite, die sie vorher aufgeblättert hatte. Sie brauchte nichts Neues aufzuschreiben, den entsprechenden Text schien es bereits zu geben. Die Blätter ließen eine Szene entstehen, die Ladybug den Atem stocken ließ. Sie wurde Zeuge wie eine Frau, die ihr exaktes Ebenbild zu sein schien, sich einem glücklich lächelnden Théo in die Arme warf und ihn küsste, bevor beide in den Schatten außerhalb des Lichtkreises der Laterne schlenderten und verschwanden. „Ich habe dafür gesorgt, dass diese Szene von einem Anhänger dieses verfluchten Ladybugblogs gesehen und fotografiert wurde. Eigentlich sollte es über diesen Blog, der wegen des anderen Fotos so unverschämt viel Aufmerksamkeit bekommen hat, durch die ganze Stadt gehen.“ Nun wurde ihre Stimme wütender und ihr Gesicht verzerrte sich. „Aus mir unerfindlichen Gründen ist das nicht geschehen.“ Ebenso schnell, wie sie wütend geworden war, atmete sie kurz durch und klang wieder etwas ruhiger. „Naja was solls. Ich sagte ja bereits, das spielt keine Rolle mehr. Das wäre nur das Tüpfelchen auf dem i gewesen, deinen Ruf ebenso in den Abgrund zu reißen, wie deine Heldenkarriere.“ Erschrocken starrte die Heldin nach wie vor auf die Stelle, an der die von Storyteller erschaffene Illusion soeben verpufft war. Ihre Gedanken kreiselten wie wild durcheinander. War Lilas Hass auf sie so groß, dass sie sie vor der ganzen Stadt hatte bloßstellen wollen mit irgendwelchen Szenen, die sie durch ihr Buch erscheinen lassen konnte? Teilweise fiel es ihr sehr schwer das nachvollziehen zu können, denn immerhin hatte sie sich damals für ihren erheblichen Fehltritt entschuldigt. Warum verspürte sie immer noch diese extrem negativen Gefühle für die Pariser Heldin und wünschte ihr alles Schlechte? Ein anderer Gedanke verdrängte ihr wirres Nachgrübeln über die Beweggründe ihrer Feindin. Sie sagte ihr Plan sei nicht aufgegangen, aber wieso nicht? Alya hätte sich auf dieses Bild gestürzt, wie ein ausgehungerter Wolf auf Beute. Erneut meldete sich ihre Vernunft und befahl ihr, sich zu konzentrieren, denn ihre Lage war kritisch. Sie spürte bereits, wie der Boden sich um sie herum verfestigte und das bedeutete, dass Lila zu ihr hinüberspazieren würde, um ihre Ohrringe an sich zu nehmen und das musste sie um jeden Preis verhindern. Und tatsächlich begann sich Storyteller langsam auf sie zu zubewegen und am Rand des von ihr verzauberten Gebietes vorsichtig mit einem Fuß den Boden zu betasten. Anscheinend war es soweit, dass er sie tragen konnte und ein überlegener Ausdruck trat auf ihr Gesicht. „Dann wollen wir mal.“ „Nicht so schnell!“, rief eine den beiden nur zu gut bekannte Stimme. Bevor Lila eingreifen konnte, hatte Cat Noirs silberner Kampfstab Ladybug erreicht. Der Kater selbst stand auf der Mauer der Agrestevilla und schrie ihr zu: „Halt dich fest!“ Schnell packte Ladybug zu und ließ zur selben Zeit ihr Jojo zu ihr zurückkommen. Der Kampfstab war auch über dem Grundstücksinneren der Villa ausgefahren und Cat Noir sprang mit aller Kraft auf das frei schwebende Ende. Die so entstehende Hebelwirkung, einer Wippe gleich, genügte, um Ladybug aus dem in der Mitte des Treibsandgebietes noch nicht vollständig erstarrten Morast zu ziehen und in die Luft zu schleudern. Mit einem Salto landete sie auf dem Bürgersteig vor der Villa und sah durch das Tor, wie ihr Partner auf der anderen Seite sicher auf dem Boden aufkam und seinen Stab auf die gewohnte Länge zusammenfahren lies. Das Gesicht vor Zorn verzogen starrte Storyteller wutentbrannt zu der Heldin hinüber, zückte aber bereits ihr Buch. Ein Orkan aus Papier, so dicht und umgreifend, wie sie vorher noch keinen erschaffen hatte, erschien aus dem Nichts und näherte sich unaufhaltsam dem Gebäude. Ladybug und Cat Noir begriffen erst viel zu spät, was dieser Zauber verursachte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)